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Die
Erfindung betrifft ein Kompositmaterial (Biokompositmaterial, Biocer),
das ein anorganisches Gel und darin verteilte biologische Materialien
umfasst. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zu dessen Herstellung.
Das Kompositmaterial ist als Biofilter in der Umwelttechnik zur
Entfernung von Schwermetallionen aus wässrigen Lösungen geeignet.
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Es
ist bekannt, dass derzeit große
Anstrengungen unternommen werden, Biomoleküle (Moleküle von biologischen oder natürlich gebildeten
Materialien) in anorganischen Matrizen zu immobilisieren, da daraus
im Vergleich zu den bislang verwendeten polymeren Matrizen u. a.
folgende Vorteile resultieren:
- – hohe mechanische,
thermische und photochemische Stabilität,
- – hohe
Transparenz,
- – biologische
Inertheit (d. h. keine Nahrungsquelle für Mikroorganismen), und
- – steuerbare
Porosität
und variabler Immobilisierungsgrad. Solche Biokompositmaterialien
bieten zahlreiche neue potenzielle vorteilhafte Anwendungsmöglichkeiten,
z. B. zur Herstellung biokompatibler Oberflächen in der Medizintechnik,
zur Biokatalyse, Biogenese und für
neuartige Wirkstoff-Freisetzungssysteme.
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Neben
der Möglichkeit,
Biomoleküle
oder Bakterienzellen an anorganischen Trägern wie Silicagel, Bentonit
u. a. adsorptiv an der Oberfläche
zu fixieren, wie es beispielsweise in IN 171047 beschrieben wurde, besteht
die Möglichkeit
einer direkten Einbettung von Biomolekülen in eine anorganische Matrix
durch Nutzung der modernen Sol-Gel-Technik (vgl. C. J. Brinker,
G. Scherer, ”Sol-Gel
Science: The Physics and Che mistry of Sol-Gel-Processing”, Academic
Press Inc., Boston 1990).
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Die
Verfahrensweise ist aus dem folgenden Schema (Verfahren zur Bildung
eines Biokompositmaterials (BM = Biomolekül)) ersichtlich:
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Auf
diese Weise ist zum Beispiel die vorteilhafte Einbettung von Enzymen
oder anderen Proteinen in anorganische Matrizen möglich (siehe
z. B.
US 5 200 334 ,
US 5 300 564 ). In jüngster Zeit
wurden Versuche unternommen, in ähnlicher
Weise Zellgewebe in ein Organosilikon (
US 5 693 513 ) bzw. tierische und antimikrobielle
Zellen in ein Gel, hergestellt aus einem Organosilkon, einzukapseln
(
US 5 739 020 ). In mehreren
Patenten wird zur Einkapselung von Mikroorganismen die Kombination
von SiO
2-Gelen mit wasserlöslichen
Polymeren wie Polyvinylalkohol, Gelatine (
US 4 148 689 ) bzw. Alginaten (
US 4 797 358 ,
WO 96/35780 ) beschrieben.
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Es
ist bekannt, dass eine Reihe von Mikroorganismen sehr effektiv Metallionen
reversibel binden, z. B. Uran, Thorium durch Pseudomonas-Stämme (
US 4 780 238 ,
GB 2 145 428 ). Andere Möglichkeiten
bestehen in der mikrobiologischen Reduktion der Metallionen zu unlöslichen
Metallen (
EP 1 016 633 ,
US 6 080 572 ). Anwendungsmöglichkeiten
ergeben sich z. B. zur Urangewinnung aus Meerwasser (
JP 63237779 ,
US 4 263 403 ).
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Mit
den dort beschriebenen Verfahren ist es nicht gelungen, derartige
metallbindende Mikroorganismen durch eine poröse Sol-Gel-Matrix wirksam zu
immobilisieren. Bei den oben genannten Techniken wurde als Träger SiO2 mit organischen Polymeren kombiniert. Das
Problem besteht darin, dass die Mikroorganismen die Einbettung in
die reinen Metalloxid-Gele nicht unbeschadet überstehen. Dies hat mindestens
zwei Ursachen:
- (a) durch den Trocknungsprozess
im anorganischen Gel werden die Mikroorganismen praktisch zerquetscht
und als Beschichtungen nach Rissbildung z. T. direkt zerrissen,
- (b) die überlebenden
Mikroorganismen verhungern nach kurzer Zeit infolge Nahrungsmittelmangel
und werden dabei so deformiert, dass ihr Metallbindungsvermögen stark
verringert wird. Das führt
dazu, dass die Biofilter-Wirkung von lebenden Mikroorganismen in
einer reinen SiO2-Matrix nach kurzer Zeit
drastisch sinkt und derartige Biokomposite aufgrund ihrer geringen
Lagerstabilität
und starken Feuchteabhängigkeit für praktische
Anwendungen nicht geeignet sind.
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DE 198 11 900 C2 beschreibt
ein biokompatibles Kompositmaterial auf Basis eines anorganischen Gels
für medizinische
Anwendungen, z. B. zur Beschichtungen von Implantaten. Das Gel enthält keine
trocknungsstabilen Zellprodukte von metallbindenden Mikroorganismen
und ist auch nicht zur Biosorption von Schwermetallen wie Uran und
Kupfer bestimmt und geeignet.
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In
der
DE 195 20 906
A1 wird ein modifiziertes Material auf Stärke- und/oder
Cellulosebasis, d. h. Produkten von Pflanzen und nicht Mikroorganismen,
beschrieben, welches durch Aufbringen eines Metalloxid-Sols auf
den Rohstoff und anschließende
Gelierung und Trocknung gebildet wurde. Das Material wird zur Herstellung
biologisch abbaubarer Formteile und Dämmstoffe verwendet.
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US 5,084,389 A offenbart
eine Zusammensetzung zur Bioadsorption von Schwermetallen aus Wasser. Diese
Zusammensetzung wird hergestellt durch Dispergieren einer Pilzbiomasse
in einer wässrigen
Mischung von Natriumsilikat und einer weiteren Metallverbindung
und anschließende
Filtration und Trocknung. Durch diesen Filtrationsschritt wird der
größte Teil
der Silikatkomponente abgetrennt und es entsteht ein Produkt mit einem
sehr hohen Biomassegehalt von ca. 90 Gew.-%. Bei diesem Produkt
dient der geringe Silikatanteil lediglich als Binde- oder Klebematerial
für die
Pilzbiomasse, es kann sich jedoch, trotz der Verwendung des Begriffes
Sol-Gel-Matrix, keine echte anorganische Gelmatrix ausbilden.
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M.
Al-Saraj et al., Journal of Non-Crystalline Solids (1999), S. 137–140, offenbaren
eine Zusammensetzung zur Anreicherung von Schwermetallen, bei dem
sich Biomasse des Hefe-Mikroorganismus Saccharomyces cerevisiae
in einer durch einen Sol-Gel-Prozess hergestellten Matrix befindet.
Dieser Mikroorganismus wurde nicht aus einer schwermetallhaltigen
Umgebung isoliert, enthält
nicht die für
Bakterien spezifischen S-Layer-Proteine und eine Eignung zur Adsorption
von Uran wird nicht offenbart.
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Es
ist die Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Kompositmaterial
mit Biomolekülen
anzugeben, das insbesondere als Filtermaterial zur Entfernung von
Schwermetallionen wie Uran aus wässrigen
Lösungen geeignet
ist. Das Kompositmaterial soll lager- und trockenstabil sein und
eine hohe Biofilterwirkung aufweisen. Es ist auch die Aufgabe der
Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Kompositmaterials
anzugeben.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Kompositmaterial und ein Verfah ren zu dessen
Herstellung mit den Merkmalen gemäß den Patentansprüchen 1 bzw.
8 gelöst.
Vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Die
Grundidee der Erfindung besteht insbesondere im Einsatz von Biokomponenten,
die zwar ein ähnlich
hohes Metallbindungsvermögen
wie lebende Mikroorganismen aufweisen, aber viel stabiler gegen
mechanische und thermische Einflüsse
sowie Trocknungseinflüsse
sind. Überraschenderweise
konnten die Aufgaben erfindungsgemäß dadurch gelöst werden,
dass man zur Herstellung eines Biokompositmaterials, das zur Biosorption
von Schwermetallen wie Uran geeignet ist, trocknungsstabile Zellprodukte,
nämlich
Sporen, Zellwand-Proteine (sog. S-Layers) oder abgetötete Zellen in ein anorganisches
Silizium- oder Metalloxidgel
nach dem Sol-Gel-Verfahren einbettet. Die Zellprodukte bzw. abgetöteten Zellen
stammen dabei von lebenden Mikroorganismen, die aus einer schwermetallhaltigen
Umgebung isoliert wurden.
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Ein
Gegenstand der Erfindung ist insbesondere ein Biokompositmaterial
(Biocer), das ein anorganisches Gel und darin homogen verteilte,
trocknungsstabile Zellprodukte (Sporen, Zellwand-Proteine, oder
abgetötete
Zellen) enthält.
Unter den trocknungsstabilen Zellprodukten werden allgemein Substanzen
oder Materialien verstanden, die aus biologischen Zellen gewonnen
worden sind. Es werden beispielsweise durch Nährstoffentzug oder mechanischen
Einfluss aus lebenden Zellen Zellteile abgetrennt oder gebildet,
die langzeitstabil haltbar sind. Die Zellprodukte bestehen aus Biomolekülen.
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Den
Erfindern ist es gelungen, trocknungsstabile Zellprodukte, die von
metallbindenden Mikroorganismen aus einer schwermetallhaltigen Umgebung
abgeleitet sind, durch eine poröse Sol-Gel-Matrix
wirksam zu immobilisieren, so dass sich für die Biokomposite sowohl als
Beschichtung von Trägern
bzw. als bulk-Produkte (Granulate) neue industrielle Anwendungsmöglichkeiten
z. B. als Füllmaterial
für Biofilter-Säulen ergeben.
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Als
anorganisches Gel können
Metalloxide von Elementen der II.–V. Haupt- und Nebengruppe
des Periodensystems wie SiO2, Al2O3, ZrO2,
TiO2, B2O3, ZnO, CaO, P2O5 oder deren Gemische verwendet werden, die
man durch einen Sol-Gel-Prozess erhält. Durch saure oder alkalische
Hydrolyse der entsprechenden Metallalkoxide entsprechend dem oben
gezeigten Schema entstehen anorganische Nanosole, die durch Neutralisation,
Erwärmung,
Fluorid-Zugabe oder Lösungsmittelverdampfung
zu lösungsmittelhaltigen
Lyogelen geliert und nach Trocknen zu Xerogelen in Form von bulk-Produkten
umgewandelt werden können.
Durch Beschichtung der Nanosole auf einen beliebigen Träger (z.
B. Glas, Papier, Folien, Metall oder Textilien) und anschließende Trocknung
können
auch dünne
transparente Xerogel-Filme erzeugt werden.
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Für die Modifizierung
der Sol-Gel-Schichteigenschaften kann der Hydrolyseprozess der Metallalkoxide in
Gegenwart zugemischter Alkyl-trialkoxysilane R-Si(OR')3 und/oder
Dialkoxysilane R2-Si(OR')2 durchgeführt werden,
wodurch modifizierte Metalloxidgele gebildet werden, die bezogen
auf 1 Gewichtsanteil Metalloxidgel 0 bis 2 Gewichtsanteile R-SiO3/2 und/oder R2=SiO
enthalten. R ist ein organischer Alkyl- oder Arylrest, der Amino-,
Hydroxy-, Epoxy- oder Alkoxygruppen enthalten kann oder durch Halogene
substituiert ist. R' ist
ein Alkylrest, vorrangig mit 1-4 Kohlenstoffatomen. Durch diese
Modifizierung können
z. B. die mechanischen Eigenschaften der Komposite gezielt verbessert
werden.
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Für die Einbettung
der Biokomponente in die anorganische Gelmatrix ist es vorteilhaft,
aus den Nanosolen den Alkohol zu entfernen, der einerseits als Lösungsmittel
zur Homogenisierung des Hydrolysegemisches (Alkoxysilane sind wasserunlöslich),
andererseits als Hydrolyseprodukt vorhanden ist. Das kann man durch
Verdampfung des Alkohols unter adäquater Wasserzugabe bei 20°C durch Durchleiten
eines inerten Gasstromes erreichen.
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Zur
Herstellung des erfindungsgemäßen Biokompositmaterials,
das zur Biosorption von Schwermetallionen wie Uran geeignet ist,
werden als trocknungsstabile Zellprodukte Sporen, Zellwand-Proteine
(sog. S-Layers) oder abgetötete
Zellen verwendet. Diese werden aus lebenden Mikroorganismen hergestellt,
die aus einer schwermetallhaltigen Umgebung isoliert und kultiviert
wurden. Als besonders geeignet erwiesen sich hierfür lebende
Bacillus sphaericus JG-A12 Zellen, die aus Abwässern eines Uranbergwerkes
(Grube Haberland/Johanngeorgenstadt/Deutschland) isoliert und kultiviert
wurden. Die lebenden Zellen können
leicht in lager- und trockenstabile Zellprodukte überführt werden:
- (1) in Sporen durch verringertes Nahrungsangebot
und Zusatz von Mangan-Salzen,
- (2) in S-Layer, d. h. in isolierte Zellwandproteine, die in
den Zellhüllen
für das
Metallbindungsvermögen
verantwortlich sind, durch mechanische Zerstörung der Zellwände und
enzymatische Reinigung nach Engelhardt et al., J. Bacteriol. 168
(1): 309 (1986),
- (3) in abgetötete
Zellen durch Zusatz von Zellgiften wie Natriumazid.
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Die
genannten unterschiedlichen Biokomponenten werden als wässrige Suspension
mit wässrigen Nanosolen
gemischt und entweder auf Trägern
beschichtet oder durch Neutralisation ge liert, getrocknet und gemahlen.
Der Anteil der trocknungsstabilen Zellprodukte beträgt 1–50 Gew.-%
bezogen auf das trockene Biokomposit.
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Zur
Erhöhung
der Porosität
und damit verbesserten Reaktivität
gegenüber
Schwermetallionen können dem
Nanosol wasserlösliche
Zusätze
wie organische Salze, Polyole, Polycarbonsäuren, Harnstoff-Derivate oder
Kohlenhydrate zugesetzt werden.
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Die
genannten Zusätze
werden bei der Anwendung der Biokomposite in wässrigen Lösungen allmählich ausgewaschen und erhöhen durch
die damit zusätzlich
geschaffenen Poren die Zugänglichkeit
der Schwermetallionen zur immobilisierten Biokomponente. Der Anteil
der Zusätze
kann 5–50
Gew.-% bezogen auf das trockene Biokomposit betragen.
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Das
Verfahren zur Herstellung eines Biokompositmaterials ist somit durch
folgende Schritte gekennzeichnet, vgl. o. a. Schema:
- (1) Herstellung von alkoholischen SiO2-Nanosolen
durch saure oder alkalische Hydrolyse von Tetraalkoxysilanen, ggf.
modifiziert durch Cohydrolyse mit Metallalkoholaten oder -halogeniden,
Tri- oder Dialkoxysilanen,
- (2) ggf. Substitution des flüchtigen
Alkohols durch Wasser im Nanosol durch Durchleiten eines inerten
Gasstromes bei Temperaturen unter 20°C,
- (3) homogenes Mischen des rein wässrigen anorganischen Nanosols
mit einer wässrigen
Dispersion der trocknungsstabilen Zellprodukte,
- (4) Gelbildung durch Neutralisation, Erwärmen oder Fluorid-Zugabe und anschließende Zerkleinerung
und Gefriertrocknung bzw. Lufttrocknung des Gels.
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Zur
Herstellung eines schichtförmigen
Biokompositmaterials erfolgt nach dem homogenen Mischen des rein
wässrigen
anorganischen Nanosols mit einer wässrigen Dispersion der trocknungsstabilen
Zellprodukte die Beschichtung einer Materialoberfläche, z.
B. durch Tauchen, Sprühen,
Begießen.
Anschließend
wird der gebildete Kompositfilm an der Luft oder bei moderaten Temperaturen
getrocknet.
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Das
Verfahren liefert Biokompositmaterialien, die zur Biosorption von
Schwermetallen geeignet sind und gegenüber dem Stand der Technik folgende
Vorteile aufweisen:
- – hohes Biosorptionsvermögen gegenüber Schwermetallionen
wie Uran, Kupfer (vgl. Beispiele),
- – beliebig
lange Lagerung der Biokomposite bei unterschiedlichen Trocknungsbedingungen
und Luftfeuchten ohne Verlust der Bioaktivität,
- – Gewährleistung
einer hohen Reversibilität
der Metalladsorption, da die Metallionen durch Waschen mit 0.5 M
Citronensäure
vollständig
vom Biocer entfernt werden können,
- – vielfältige Applikationsmöglichkeiten
in Form von bulk-Produkt
mit einstellbarer Korngröße sowie
als gut haftende Beschichtung mit einstellbarer Schichtdicke.
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Das
erfindungsgemäße Biokompositmaterial
kann darum z. B. vorteilhaft als Biofilter in der Umwelttechnik
zur Entfernung von Schwermetallionen aus wässrigen Lösungen genutzt werden.
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Die
Erfindung besitzt insbesondere die folgenden Vorteile. Es ist möglich, die
Sol-Gel-Immobilisierung von Zellprodukten zur Herstellung von Biofiltern
zu nutzen, die z. B. der Entfernung von Schwermetallionen aus natürlichen
Wässern
bzw. Industrieabwässern
dienen. Im Unterschied zur Einbettung lebender Zellen ist die Kompositbildung
mit Zellprodukten technologisch einfacher handhabbar. Die Zellprodukte
können
ge zielt und reproduzierbar bereitgestellt und wie eine chemische
Substanz verwendet werden. Die Filterwirkung des Kompositmaterials
wird dadurch reproduzierbar einstellbar. Ein besonderer Vorteil
ergibt sich bei Verwendung von Sporen im Kompositmaterial, da Sporen,
die beispielsweise aus Bakterien gebildet sind, einerseits im trockenen
Zustand extrem langlebig und andererseits durch Feuchtezufuhr wieder
reaktivierbar sind. Ein Filter mit dem erfindungsgemäßen Kompositmaterial
ermöglicht
somit eine selbstständige
Aktivierung der Filterfunktion bei Beginn der Benutzung.
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Weitere
Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden aus der Beschreibung
der beigefügten
Ausführungsbeispiele
und Zeichnungen ersichtlich. Es zeigen:
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1 eine
Illustration der Metallbindungskapazität eines erfindungsgemäßen Kompositmaterials
gegenüber
Uran und Kupfer (100% entsprechen 2 mg Kupfer oder 7,5 mg Uran),
und
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2 eine
Illustration der Erhöhung
der Reaktivität
eines erfindungsgemäßen Kompositmaterials durch
Gefriertrocknung des Biokomposites bzw. durch Zusatz von Sorbitol.
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Ausführungsbeispiele
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Herstellung des sauren wässrigen
Nanosols B
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100
ml Tetraethoxysilan, 400 ml Ethanol und 200 ml 0.01 M Salzsäure werden
20 h bei Raumtemperatur gerührt.
Es entsteht das saure Nanosol A (ca. 4.2% SiO2 in
70% Ethanol).
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Zu
600 ml des so erhaltenen alkoholhaltigen Nanosols A werden unter
Durchleiten eines starken Luftstromes 450 ml Wasser sukzessive zugesetzt
und der Luftstrom solange durchgeleitet, bis ein Endvolumen von
600 ml erreicht ist. Man erhält
ein bei Lagerung unter 5°C
mehrere Tage stabiles rein wässriges
SiO2-Nanosol B (Feststoffgehalt ca. 4.2%
SiO2 in Wasser, pH = 3–4, mittl. Teilchendurchmesser
ca. 6 nm).
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Herstellung der Biokomposite
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Wässrige Suspensionen
von Sporen, S-Layer und abgetöteten
Zellen von Bacillus sphaericus JG-A12, isoliert und kultiviert aus
Uranbergwerksabwässern,
werden in unterschiedlichen Konzentrationen mit dem Nanosol B unter
mechanischen Rühren
gemischt und nach Neutralisation mit 0.1 n Natronlauge durch Tauchbeschichtung
(Ziehgeschwindigkeit 30 cm/min) Beschichtungen auf Glas hergestellt.
Zur Herstellung von bulk-Produkten
wird nach Gelierung des Sols das gebildete wässrige Gel 3 Tage bei 4°C gelagert,
anschließend
zerkleinert, gefriergetrocknet bzw. bei Raumtemperatur bis zur Gewichtskonstanz
an der Luft getrocknet und klassiert auf eine Teilchengröße von 355–500 μm.
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Biosorption der Schwermetallionen Uran
und Kupfer
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Die
Untersuchungen wurden durchgeführt
mit 200 mg der gesiebten Biokomposite, die folgende Konzentrationen
enthalten:
- (a) 17.23 mg (2.8 × 1010) Sporen
- (b) 36.4 mg S-layers
- (c) 36.4 mg (2.6 × 1010) abgetötete
B. sphaericus Zellen.
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Zur
Bestimmung der Metallbindungskapazität wurden die Biokomposite mit
35 ml einer Lösung
0.9% NaClO4, pH 4.5 mit 9 × 10–4 M
UO2(NO3)2 × 6H2O bzw. CuCl2 bei
30°C für 48 h.
geschüttelt.
Die verbleibende Metallionen-Konzentration in der Lösung wurde
durch ICP-MS (Inductive coupled plasma mass spectroscopy) bestimmt.
Die Ergebnisse sind in 1 dargestellt.
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Man
erkennt:
- (1) Zell-Komposite besitzen die höchste Metallbindungskapazität.
- (2) Die Bindungskapazität
für Uran
ist verglichen mit Kupfer beträchtlich
größer, da
aufgrund der natürlichen Herkunft
der Biokomponenten deren spezifische Proteinstruktur vorrangig auf
die Uran-Biosorption ausgerichtet ist.
- (3) Die Biosorption wird durch die Erhöhung der Porosität der Matrix,
z. B. durch Gefriertrocknung oder Zusatz von 20 Gew.-% Sorbitol
(bezogen auf Oxidmatrix) beträchtlich
beschleunigt, wie aus 2 ersichtlich ist.