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Die vorliegende Erfindung betrifft
einen photochromen Kunststoffgegenstand, der sich gegenüber den
im Stand der Technik verfügbaren
photochromen Kunststoffgegenständen
durch einen permanent gesteigerten Kontrast auszeichnet, d.h. der
erfindungsgemäße photochrome
Kunststoffgegenstand zeigt in den stationären Zuständen und in jeder Phase sowohl
während
der Eindunkelung als auch der Aufhellung einen erhöhten Kontrast.
Dies wird durch das Einbringen in den Kunststoffgegenstand von mindestens
einem photochromen Farbstoff erreicht, dessen längstwelliges Absorptionsmaximum im
nicht angeregten Zustand im Bereich von 420 bis 500 nm liegt. Der
erfindungsgemäße Kunststoffgegenstand
kann insbesondere als photochromes Brillenglas, vorzugsweise für Sportbrillen,
verwendet werden.
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Photochrome Kunststoffprodukte, insbesondere
Brillengläser,
sind seit den 80er Jahren auf dem Markt. Die ersten Gläser, die
größere Verbreitung fanden,
z.B. Rodenstock Perfalit Colormatic (seit 1986) oder das von Transitions
Optical Inc. (seit 1990) eingefärbte,
von mehreren Glasherstellern angebotene Transitions Glas, enthielten
Spirooxazine als photochrome Farbstoffe, welche in blauen Farbtönen eindunkelten.
Spätere
Produkte, wie das "graue" Transitions Plus-Glas
(seit 1992), oder die braunen Gläser
Transitions Eurobraun und Hoya Sunbrown (seit 1994) oder das Rodenstock-Glas
Perfalit ColorMatic neu (seit 1995) enthielten Pyrane neben Spirooxazinen
und/oder Fulgiden. Die derzeitig im Handel erhältlichen Produkte, wie das
Glas Transitions III, verwenden bevorzugt Pyrane, speziell Naphthopyrane
und von diesen abgeleitete größere Ringsysteme.
Die Transitions III Produkte mit dem Brechungsindex 1,56 finden
ihre Grundlage dabei in
US 5,753,146 .
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Vielen derzeit im Stand der Technik
verfügbaren
photochromen Gläsern
ist gemein sam, dass sie aufgrund der beleuchtungsabhängigen Eindunkelung
der photochromen Farbstoffe keinen zufriedenstellenden Kontrast
zeigen. Zwar sind kontraststeigernde Kunststoffgläser, d.h.
Kunststoffgläser
mit gesteigertem Kontrast, seit langem bekannt, jedoch bislang kaum
auf dem Gebiet der photochromen Gläser. In
DE 100 26 717.32 wird ein photochromer
Kunststoffgegenstand beschrieben, der ein transparentes Kunststoffmaterial
und darin eingebracht mindestens einen photochromen Farbstoff umfasst,
wobei der photochrome Kunststoffgegenstand weiter mindestens ein
den Kontrast steigerndes Mittel aufweist. Das den Kontrast steigernde
Mittel kann dabei ein Farbstoff, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus
organischen Farbstoffen und Pigmenten, oder als eine reflektierende
Beschichtung oder als eine absorbierende Beschichtung ausgebildet
oder eine Kombination von zwei oder mehreren davon sein. In dem
Fall eines entsprechenden Farbstoffs als kontraststeigerndes Mittel
erfordert die Bereitstellung eines solchen photochromen Kunststoffgegenstands mit
gesteigertem Kontrast einen erhöhten
Produktionsaufwand. Vorzugsweise wird die zusätzliche Einfärbung mit
einem den Kontrast steigernden Farbstoff der gestalt ausgeführt, dass
nachträglich,
vorzugsweise nur. auf der Rückseite,
d.h. der lichtabgewandten Seite des bereits mit einem photochromen
Farbstoff versehenen Kunststoffgegenstands, wie z.B. einer Linse,
der den Kontrast steigernde Farbstoff über Diffusion oder durch Anordnen
einer entsprechenden Lackschicht eingebracht wird.
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US-A-5,256,337 beschreibt ein photochromes
Material, das photoempfindliche Silberhalogenidkristalle mit Dimensionen
im Bereich von etwa 50 Å bis
800 Å enthält.
DE 100 26 717 A1 beschreibt
einen photochromen Kunststoffgegenstand mit permanent gesteigertem
Kontrast, wobei inter alia photochrome Farbstoffe, die im nicht
angeregten Zustand nicht farbig sind, in Kombination mit einem kontraststeigernden
Mittel vorgesehen werden.
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Der vorliegenden Erfindung liegt
somit die Aufgabe zugrunde, einen photochromen Kunststoffgegenstand
bereitzustellen, der sich durch einen permanent gesteigerten Kontrast
auszeichnen soll, d.h. der photochrome Kunststoffgegenstand soll
in den stationären
Zuständen
und in jeder Phase sowohl während
der Eindunkelung als auch der Aufhellung einen erhöhten bzw.
gesteigerten Kontrast liefern, wobei zu dessen Herstellung keine
komplexen bzw. zusätzlichen
Verfahrenschritte notwendig sein sollen. Der erfindungsgemäße Kunststoffgegenstand
soll sich dabei insbesondere als photochromes Brillenglas, beispielsweise
für Sportbrillen,
eignen.
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Diese Aufgabe wird durch die in den
Ansprüchen
gekennzeichneten Ausführungsformen
gelöst.
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Insbesondere wird ein photochromen
Kunststoffgegenstand bereitgestellt, der ein transparentes Kunststoffmaterial
und darin eingebracht mindestens einen photochromen Farbstoff, dessen
längstwelliges
Absorptionsmaximum im nicht angeregten Zustand im Bereich von 420
bis 500 nm, vorzugsweise 440 bis 470 nm, liegt, umfasst, wobei der
photochrome Kunststoffgegenstand im aufgehellten Zustand des mindestens
einen photochromen Farbstoffs im Bereich des sichtbaren Lichts von
380 nm bis 500 nm eine mittlere Transmission von mindestens 5 %
bis höchstens
30 % zeigt. Mit anderen Worten, der erfindungsgemäße photochrome
Kunststoffgegenstand zeigt im aufgehellten Zustand des mindestens
einen photochromen Farbstoffs im Bereich des sichtbaren Lichts von
380 nm bis 500 nm eine Reduktion der mittleren Transmission um mindestens
70%.
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Vorzugsweise zeigt der photochrome
Kunststoffgegenstand im aufgehellten Zustand des mindestens einen
photochromen Farbstoffs im Bereich des sichtbaren Lichts von 380
nm bis 500 nm eine mittlere Transmission von höchstens 20%, mehr bevorzugt
von höchstens
10%.
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Der erfindungsgemäße photochrome Kunststoffgegenstand
zeichnet sich durch einen permanent erhöhten bzw. gesteigerten Kontrast
aus, so daß sich
sowohl in den stationären
Zuständen
als auch während
der durch den photochromen Farbstoff hervorgerufenen Eindunkelungs-
sowie der Aufhellungsphase des photochromen Kunststoffgegenstands
ein erhöhter
Kontrast einstellt. Dies wird durch das erfindungsgemäße Einbringen
von mindestens einem photochromen Farbstoff erreicht, der ein längstwelliges
Absorptionsmaximum im nicht angeregten Zustand im Bereich des sichtbaren
Lichts von 420 nm bis 500 nm aufweist. Dadurch werden die kurzwelligen,
blauen Anteile des einfallenden Lichts im wesentlichen herausgefiltert.
Auf grund der Tatsache, dass der Kontrast zwischen zwei Objekten
als das Verhältnis
von der Differenz zur Summe von zwei Leuchtdichten LI und
LII definiert ist und die Leuchtdichte von
blauem Streulicht vernachlässigbar
gering ist, ist ein Kontrastgewinn eigentlich nicht objektiv meßbar. Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung wird jedoch unter Kontraststeigerung
die subjektive Empfindung verstanden, wie in DOZ (Deutsche Optikerzeitung),
12/90, Seite 43 ff., beschrieben.
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In dem erfindungsgemäßen photochromen Kunststoffgegenstand
werden die kurzwelligen, blauen Anteile des einfallenden Lichts
nicht vollständig herausgefiltert,
da sonst eine unerwünschte
Farbverfälschung,
d.h. eine Verfälschung
des farbtreuen Sehens hervorgerufen werden würde. Der photochrome Kunststoffgegenstand
weist im aufgehellten Zustand des mindestens einen photochromen
Farbstoffs daher im Bereich des sichtbaren Lichts von 380 nm bis 500
nm eine mittlere Transmission von mindestens 5% auf. Ein Restlicht
in diesem Spektralbereich ist erforderlich, um ein weitgehend farbtreues
Sehen zu erreichen. Dies kann im wesentlichen durch die Einstellung
der Konzentration des erfindungsgemäß verwendeten photochromen
Farbstoffs, der ein längstwelliges
Absorptionsmaximum im nicht angeregten Zustand im Bereich des sichtbaren
Lichts von 420 nm bis 500 nm aufweist, erreicht werden.
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Der erfindungsgemäße photochrome Kunststoffgegenstand
eignet sich insbesondere als photochromes Brillenglas, beispielsweise
für Sportbrillen wie
z.B. Skibrillen. Darüberhinaus
kann der erfindungsgemäße photochrome
Kunststoffgegenstand selbstverständlich
auch für
Brillengläser
aller Art, wie Motorradbrillen und Schutzbrillen, oder für Schutzhelmvisiere,
Schutzblenden, Fenster, Abdeckungen, Dächer und dergleichen verwendet
werden.
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Als transparentes Kunststoffmaterial,
das insbesondere als Träger
bzw. Matrix für
den bzw. die einzusetzenden photochromen Farbstoffe) dient, enthält der erfindungsgemäße Kunststoffgegenstand
ein oder mehrere Kunststoffmaterialien. Die verwendbaren Kunststoffmaterialien
können
die im Stand der Technik üblicherweise,
insbesondere für
ophthalmische Zwecke verwendbaren Kunststoffe sein. Beispielsweise
kann das Kunststoffmaterial aus Poly(C1-C12-alkyl)methacrylaten, Polyoxyal kylenmethacrylaten,
Polyalkoxyphenolmethacrylaten, Celluloseacetat, Cellulosetriacetat,
Celluloseacetatpropionat, Celluloseacetatbutyrat, Polyvinylacetat,
Polyvinylalkohol, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polycarbonaten,
Polyestern, Polyurethanen, Polyethylenterephthalat, Polystyrol,
Poly-α-methyl-styrol,
Polyvinylbutyral, Copoly(styrol-methylmethacrylat), Copoly(styrolacrylnitril)
und Polymeren aus Bestandteilen der Gruppe, bestehend aus Polyol(allyl-carbonat)monomeren,
polyfunktionalen Acrylat-, Methacrylat- oder Diethylenglykoldimethacrylatmonomeren,
ethoxylierten Bisphenol-A-dimethacrylat-monomeren, Diisopropenylbenzolmonomeren,
Ethylenglykolbismethacrylatmonomeren, Poly(ethylenglykol)bismethacrylatmonomeren,
ethoxylierten Phenolmethacrylatmonomeren, alkoxylierten Polyalkoholacrylatmonomeren
und Diallylidenpentaerythritmonomeren oder Gemischen davon, ausgewählt sein.
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Insbesondere kann das Kunststoffmaterial ein
festes, transparentes Homo- oder Copolymer sein, ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus Poly(methyl-methacrylat), Poly(ethylenglykolbismethacrylat),
poly(ethoxyliertem Bis-phenol-A-dimethacrylat), thermoplastischem
Polycarbonat, Polyvinylacetat, Polyvinylbutyral, Polyurethan oder
ein Polymer, ausgewählt
aus den Bestandteilen der Gruppe, bestehend aus Diethylenglykolbis(allylcarbonat)monomeren,
Diethylenglykoldimethacrylatmonomeren, ethoxylierten Phenolmethacrylatmonomeren, ethoxylierten
Diisopropenylbenzolmonomeren und ethoxylierten Trimethylolpropantriacrylatmonomeren.
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Der erfindungsgemäße photochrome Kunststoffgegenstand
kann ferner eine oder mehrere die Kratzfestigkeit verbessernde Hartschichten
aufweisen. Darüberhinaus
können
auch auf der dem Licht zugewandten Seite des Kunststoffgegenstands
ein oder mehrere herkömmliche
Entspiegelungsschichten vorgesehen sein.
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Der erfindungsgemäße photochrome Kunststoffgegenstand
kann mittels verschiedener Vorgehensweisen hergestellt werden. Prinzipiell
können photochrome
Kunststoffgläser
auf drei unterschiedlichen Wegen hergestellt werden. Zum einen können die
photochromen Farbstoffe homogen in der Masse des Kunststoffglases
verteilt werden. Dabei kann der mindestens eine photochrome Farbstoff
dem gewählten
Kunststoffmaterial bereits bei der Herstellung des Kunststoffgegenstands zugegeben
werden. Beispielsweise umfasst ein solches Massefärbungsverfahren
das Auflösen
oder Dispergieren der mindestens einen entsprechenden photochromen
Verbindung in einem Kunststoffmaterial, z.B. durch die Zugabe der
Verbindung zu einem monomeren Material, bevor die Polymerisation
erfolgt. Alternativ kann der erfindungsgemäß verwendete photochrome Farbstoff
(meist nur konvexseitig) in die Obertläche des Kunststoffglases unter
Anwendung von Wärme
durch Diffusion in einem Färbebad
in das Kunststoffmaterial eingebracht werden. Für die Herstellung von diffusionsgefärbten Gläsern sind
neben der Farbstoffkonzentration auch die speziell verwendete Kunststoffmatrix,
die Diffusionsgeschwindigkeit und die Eindringtiefe der Farbstoffe
darin entscheidend. Des weiteren sind Färbezeit, Färbetemperatur und die Polymerisationsbedingungen
des Kunststoffglases von Bedeutung. Ferner kann das Aufbringen des
erfindungsgemäß verwendeten
photochromen Farbstoffs und damit des photochromen und gleichzeitig den
Kontrast steigernden Effekts auch in Form einer separaten Lackschicht
auf das Kunststoffmaterial erfolgen.
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Die Bereitstellung eines photochromen Kunststoffgegenstandes,
der sich durch einen permanent gesteigerten Kontrast auszeichnet,
wird unabhängig
davon, welches der vorgenannten Verfahren durchgeführt wird,
durch die erfindungsgemäße spezifische
Verwendung von mindestens einem photochromen Farbstoff, der im nicht
angeregten Zustand bereits den Kontrast steigernde Absorptionseigenschaften
aufweist, in überaus
vorteilhafter Weise kostengünstig
vereinfacht, d.h. es sind insbesondere keine zusätzlichen Arbeitsvorgänge bzw.
Verfahrensschritte hierfür
erforderlich.
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Im Rahmen der Herstellung eines photochromen
Kunststoffgegenstandes mit permanent gesteigertem Kontrast bietet
die erfindungsgemäße Verwendung
von mindestens einem photochromen Farbstoff, dessen längstwelliges
Absorptionsmaximum im nicht angeregten Zustand im Bereich von 420
bis 500 nm liegt, ferner den Vorteil, dass bei Kunststoffgegenständen, die
nicht, wie z.B. eine opthalmische Linse, eine bestimmte dem Licht
zugewandte Seite aufweisen, im wesentlichen keine Verminderung des
photochromen Effekts bzw. der photochromen Einfärbung auftritt, wie sie bei
Verwendung eines den Kontrast steigernden Farbstoffs in Kombination
mit einem photochromen Farbstoff, wie in
DE 100 26 717 .3 vorgesehen, hervorgerufen
werden kann. Insofern der erfindungsgemäß verwendete photochrome Farbstoff
im nicht angeregten Zustand seine längstwellige Absorption im Bereich
von 420 bis 500 nm aufweist, in welchem auch das Sonnenlicht (auf
der Erdoberfläche)
eine deutlich höhere
Intensität
als im UV-Bereich aufweist, sind im Vergleich zu photochromen Gegenständen, in
denen herkömmliche
photochrome Farbstoffe eingebracht sind, wesentlich intensivere
Eindunkelungen erzielbar. Für
den Fall, dass dies nicht erforderlich ist, kann dann der Materialeinsatz
deutlich reduziert werden. Wenn der erfindungsgemäß verwendete
photochrome Farbstoff zudem die Charakteristik aufweist, dass die
durch Licht angeregte Form im Bereich der längstwelligen Absorption eine
intensivere Absorption aufweist als die nicht angeregte Form, wird
bei Sonnenlichteinstrahlung eine noch stärkere Steigerung des Kontrasts
als im Schatten erreicht, was beispielsweise bei sehr intensiver
Sonneneinstrahlung, wie z.B im Hochgebirge bzw. am Meer überaus günstig ist.
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Die für die vorliegende Erfindung
verwendbaren photochromen Verbindungen unterliegen keiner spezifischen
Beschränkung,
sofern deren längstwelliges
Absorptionsmaximum im nicht angeregten Zustand im Bereich von 420
bis 500 nm liegt. Vorzugsweise können
sie aus der Klasse höherer,
von Benzopyranen abgeleiteten annellierten Ringsystemen, deren längstwelliges
Absorptionsmaximum im nicht angeregten Zustand im Bereich von 420
bis 500 nm liegt, beispielsweise Naphthopyranen, insbesondere [2H]-Naphtho(1,2-b)-pyranen
oder [3H]-Naphtho(2,1-b)-pyranen,
oder Fluorenopyranen, insbesondere Spirofluorenopyranen, die vorzugsweise
bathochrom wirksame Substituenten, wie z.B. unsubstituierte oder
mit C1-C6-Alkylresten oder
Arylresten substituierte Aminogruppen, oder weitere annellierte ali- oder heterocyclische
Ringe aufweisen, ausgewählt
werden.