DE10108211A1 - Verwendung von Fusionsproteinen, deren N-terminaler Anteil aus einem Hirudinderivat besteht, zur Herstellung rekombinanter Proteine über Sekretion durch Hefen - Google Patents
Verwendung von Fusionsproteinen, deren N-terminaler Anteil aus einem Hirudinderivat besteht, zur Herstellung rekombinanter Proteine über Sekretion durch HefenInfo
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Abstract
Die Erfindung bezieht sich auf eine Expressionskassette der Form P¶x¶-S¶x¶-B¶n¶-(ZR)-Hir(As¶m¶R)-Protein(Y)-T, wobei P¶x¶ einer beliebigen Promotor-DNA-Sequenz, die so ausgewählt wird, das optimale Ausbeuten an Wertprotein erzielbar werden; S¶x¶ einer beliebigen DNA, die eine Signal- bzw. Leadersequenz, die optimale Ausbeuten erlaubt, kodiert; B¶n¶ 1-15 genetisch kodierten Aminosäuren oder einer chemischen Bindung; Z dem Codon einer Aminosäure ausgewählt aus Lys bzw. Arg; R einem Codon für Arg oder einer chemischen Bindung; As¶m¶ einer chemischen Bindung oder mit m = 1-10 genetisch kodierbaren Aminosäuren; Hir einer DNA-Sequenz, die für Hirudin oder ein Derivat des Hirudin, das mindestens 40% Homologie zu natürlichen Hirudin aufweist, kodiert; Protein Y einer DNA-Sequenz, die ein beliebiges in Hefe herstellbares und sekretierbares Protein kodiert; T einer nicht translatierten DNA-Sequenz, die sich vorteilhaft auf die Expression auswirkt, entspricht.
Description
Die Entwicklung von optimierten Verfahren zur Herstellung von Arzneimitteln auf der
Basis rekombinanter Proteine stellt eine Augabe dar, die folgenden Gesichstpunkten
gerecht werden muß. Zum einen soll ein Verfahren möglichst kostengünstig sein und
zum anderen soll das Produkt von höchster Reinheit sein. Die Wahl des
Expressionssystems bestimmt dabei den Weg des jeweiligen
Herstellungsprozesses, wobei dem Fachmann klar ist, daß durch die Entwicklung
neuer proteinchemischer Techniken und die Vielfalt der biochemischen
Möglichkeiten und die Neukombination bekannter Techniken stets Verbesserungen
bestehender Verfahren möglich sind. Die Expression solch relevanter Proteine in
Hefen findet dabei breite Anwendung.
Die Herstellung von Proteinen wie Insulin, GM- CSF (Leukine®) und Hirudin
(Refludan®) sind Beispiele für die erfolgreiche Entwicklung gentechnischer
Verfahren, die die Synthese des jeweiligen Proteins oder Vorläufern davon in Hefe
als Grundlage haben. Besonders Hirudine lassen sich allgemein durch Hefen mit
guten Ausbeuten, die bei Verwendung von Hansenula polymorpha (Weydemann et
al. Appl. Microbiol Biotechnol. 44: 377-385, 1995) oder Pichia pastoris (Rosenfeld
et. al. Protein Expr. Purif: 4, 476-82, 1996) sich im Grammaßstab bewegen, direkt
synthetisieren.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß Fusionsproteine, die N-terminal Hirudin
oder Hirudinderivate enthalten mit ähnlich guten Ausbeuten aus Hefen
ausgeschleust werden wie Hirudin selbst. Die Ausbeuten beziehen sich dabei auf
Molarität. Dies bedeutet, daß wenn man mit einem Wirts/Vektorsystem Ausbeuten
von 100 mg pro Liter natives Hirudin erzielt, man mit diesem System ca. 180 mg
pro Liter Fusionsprotein aus Hirudin und z. B. Miniproinsulin, wie es in EP-A 0 347 781
beschrieben ist, erzielen kann. Überraschend ist dabei Hirudin biologisch aktiv
und das Miniproinsulin liegt korrekt räumlich gefaltet vor. Fusioniert man beide
Proteine über ein Brückenglied aus Aminosäuren, die spezifisch durch
Endoproteasen erkannt werden, die das Fusionsprotein an keiner anderen Stelle
effizient spalten, so läßt sich das Protein von Interesse direkt aktiv abspalten. Im
Falle der Herstellung von Insulin enthält das Brückenglied zwischen Hirudin und
Miniproinsulin vorzugsweis am carboxyterminalen Ende ein Arginin. In einer
simultanen Prozessierung kann dann bei Umsetzung mit Trypsin der Fusionsteil
abgespalten und Proinsulin zu Mon-Arg-Insulin umgewandelt werden.
Gegenstand der Erfindung ist also ein Fusionsprotein aus Hirudin oder einem
Hirudinderivat als Bestandteil einer Expressionskassette der Form:
Px-Sx-Bn-(ZR)-Hir(AsmR)-Protein(Y)-T;
wobei die Expressionskassette dadurch gekennzeichnet ist, daß sie für Hirudin
oder ein Hirudinderivat kodiert, das über eine Sequenz AsmR mit einem Protein Y
ein Fusionsprotein bildet. Dabei gilt:
Px entspricht einer beliebigen Promotor-DNA-Sequenz, die so ausgewählt wird, das optimale Ausbeuten an Wertprotein erzielbar werden;
Sx entspricht einer beliebigen DNA die entsprechend eine beliebige Signal bzw. Leadersequenz, die optimale Ausbeuten erlaubt, kodiert;
Bn entspricht 1-15 genetisch Kodierten Aminosäuren oder einer chemischen Bindung;
Z entspricht dem Codon einer Aminosäure ausgewählt aus Lys bzw. Arg;
R entspricht einem Codon für Arg;
Asm entspricht einer chemischen Bindung oder mit m = 1-10 genetisch kodierten Aminosäuren;
Hir entspricht einer DNA-Sequenz, die für Hirudin oder einem Derivat des Hirudin, das mindesten 40% Homologie zu natürlichem Hirudin aufweist, kodiert;
Protein Y entspricht einer DNA-Sequenz, die ein beliebiges in Hefe herstellbares und sekretierbares Protein kodiert;
T entspricht einer nicht translatierten DNA-Sequenz, die sich vorteilhaft auf die Expression auswirkt.
Px entspricht einer beliebigen Promotor-DNA-Sequenz, die so ausgewählt wird, das optimale Ausbeuten an Wertprotein erzielbar werden;
Sx entspricht einer beliebigen DNA die entsprechend eine beliebige Signal bzw. Leadersequenz, die optimale Ausbeuten erlaubt, kodiert;
Bn entspricht 1-15 genetisch Kodierten Aminosäuren oder einer chemischen Bindung;
Z entspricht dem Codon einer Aminosäure ausgewählt aus Lys bzw. Arg;
R entspricht einem Codon für Arg;
Asm entspricht einer chemischen Bindung oder mit m = 1-10 genetisch kodierten Aminosäuren;
Hir entspricht einer DNA-Sequenz, die für Hirudin oder einem Derivat des Hirudin, das mindesten 40% Homologie zu natürlichem Hirudin aufweist, kodiert;
Protein Y entspricht einer DNA-Sequenz, die ein beliebiges in Hefe herstellbares und sekretierbares Protein kodiert;
T entspricht einer nicht translatierten DNA-Sequenz, die sich vorteilhaft auf die Expression auswirkt.
Bevorzugt als Protein Y sind Polypeptide wie Miniproinsulinderivate, Interleukine
oder Lymphokine bzw. Interferone. Die Expressionskassette wird vorzugsweise in
Hefen wie S. cerevisae, K. lactis, H. polymorpha oder P. pastoris eingeführt. Dabei
kann sie stabil in einer oder mehren Kopien in das jeweilige Hefegenom integriert
sein oder extrachromosomal auf einem "Multi-copy vector" vorliegen.
Das im folgenden beschriebene Expressionssystem dient dafür als Beispiel. Es ist
dem Fachmann klar, daß, um die Expressionskassette in dieses ausgewählte
System einzuführen, je nach Art des ausgewählten Wirtssystems die
entsprechenden Konstruktionen rekombinanter DNA vorzunehmen sind.
Entsprechend kann die großtechnische Fermentation im Hinblick auf das
ausgewählte Wirts/Vektorsystem optimiert werden.
Blutegel vom Typ Hirudo entwickelten z. B. verschiedene Isoformen des
Thrombinhibitors Hirudin. Durch künstliche Variation des Moleküls, z. B. Austausch
der N-terminalen Aminosäure, wurde Hirudin für pharmazeutisch technische
Anforderungen optimiert (z. B. EP 0 324 712). Die Erfindung beinhaltet die
Verwendung von Hirudin und Hirudinvarianten. In besonderen Ausführungsformen
der Erfindung wird eine der natürlichen Isoformen des Hirudins (die natürlichen
Isoformen werden zusammen als "Hirudin" bezeichnet) verwendet. Eine natürliche
Isoform ist z. B. Val-Val-Hirudin oder Ile-Thr-Hirudin. In anderen
Ausführungsformen der Erfindung wird eine Variante einer natürlichen Hirudin
Isoform eingesetzt. Eine Variante leitet sich von einer natürlichen Isoform des
Hirudins ab, enthält aber z. B. zusätzliche Aminosäuren und/oder
Aminosäuredeletionen und/oder Aminosäureaustausche im Vergleich zu der
natürlichen Isoform. Eine Variante von Hirudin kann alternierend Peptidabschnitte
natürlicher Isoformen des Hirudins und neue Aminosäuren enthalten. Varianten des
Hirudins sind bekannt und z. B. in DE 34 30 556 beschrieben. Varianten des Hirudins
sind als Protein commerziell erhältlich(Firma Calbiochem Biochemicals,
Cat. no. 377-853, - 950-960).
Fusionsproteine mit Hirudin sind im sauren Milieu häufig überraschend gut löslich.
Daraus ergeben sich deutliche Vorteile bzgl. der proteinchemischen Aufarbeitung.
Zum einen werden die viele Komponenten des Überstandes unter diesen
Bedingungen ausgefällt und zum anderen sind die meisten Peptidasen oder
Proteasen inaktiv. Durch Ansäuern der Fermentationsbrühe am Ende des
Arbeitsganges können somit unerwünschte Überstandsproteine direkt mit den
Wirtszellen von dem Fusionsprotein separiert, und in einem weiteren Schritt
konzentriert werden. Dies ist ebenfalls Gegenstand der Erfindung.
Am Ende der Fermentation kann der Faltungsvorgang noch nicht zu 100%
abgeschlossen sein. Durch Zugabe von Mercaptan oder z. B. Cysteinhydrochlorid
kann der Vorgang abgeschlossen werden. Dies ist ebenfalls Gegenstand der
Erfindung.
Im folgenden wird die Erfindung durch die Beispiele näher beschrieben, ohne sich
darauf zu beschränken.
Ausgangsmaterialien sind die Plasmide pK152 (PCT/EP00/08537), pSW3 (EP-A 0 347 781)
und das Derivat des rekombinanten Hefeplasmides, das für
Rinderinterleukin 2 kodiert (Price etal. Gene 55, 1987). Das Hefeplasmid zeichnet
sich dadurch aus, daß es die α-Faktor Leader Sequenz unter Kontrolle des Hefe-
ADH2-Promotors trägt. Angeschlossen über eine Kpnl-
Restriktionsenzymerkennungsstelle findet sich die cDNA-Sequenz für
Rinderinterleukin 2, die im nicht translatierten 3'-Ende nach Manipulation eine für
den Vektor singuläre Erkennungsstelle für das Restriktionsenzym Ncol enthält.
Somit kann die cDNA Sequenz über Kpnl/Ncol-Spaltung leicht aus dem Plasmid
entfernt werden. Da gute Expressionsausbeuten beschrieben werden, kann man
davon ausgehen, daß die verbleibende 3'-Interleukin2 Sequenz stabilisierend (als
T) auf die mRNA wirkt und somit nicht ausgetauscht werden muß. Das Plasmid
pK152 trägt die DNA Sequenz, die für Leu-Hirudin (Refludan) kodiert und das
Plasmid pSW3 trägt die DNA-Sequenz für Miniproinsulin. Die Gensequenz, die
Hirudin-Lys Arg-Miniproinsulin kodieren soll, wird zunächst mittels PCR-
Technologie hergestellt. Dazu werden 4 Primer mit Hilfe des ExpediteTm DNA
Synthese Systems hergestellt:
- a) hir_insf1 (SEQ ID NO: 1, kodiert Proteinabschnitt: SEQ ID NO: 2)
- b) hir_insrev1 (SEO ID NO: 3)
- c) hirf1 (SEQ ID NO: 4, kodierter Proteinabschnitt: SEQ ID NO: 5)
- d) insnco1rev (SEQ ID NO: 6)
Primer hir_insf1 beschreibt den Übergang der Codone für die letzten Aminosäuren
des Hirudin (59-65) über das Brückenglied Arg (Kodon fett gedruckt) zu der
Inulinsequenz B1-B7. Primer hir_insrev1 ist dazu 100% komplementär. Primer
hirf1 kodiert für den Anfang des Hirudingens verlängert bis zu der Kpnl-
Schnittstelle wie in EP-A 0 324 712 beschrieben. Primer insncoirev markiert das 3'-
Ende des synthetischen Mini-Proinsulins gemäß EP-A 0 347 781.
Zwei Standard Polymerasekettenreaktionen werden mit den Primerpaaren hirfl/
hir_insrev1 mit DNA des Plasmides pK152 als Template und hir_insf1/insncoirev
mit DNA des Plasmides pSW3 als Template durchgeführt. Die Reaktionen werden in
100 µl PCR-Puffer mit jeweils 200 nMol Primer und 1 µl Polymerase und 100 ng
Vektor durchgeführt. Schritt 1 besteht aus einer 2-minütigen Inkubation bei 95°C.
Dann folgen 25 Zyklen der Form 30" bei 95°C, 30" bei 55°C und 30" bei 72°C.
Nach dem letzten Zyklus wird 3 Minuten bei 72°C inkubiert und anschließend die
Reaktion gestoppt. Da die Primer hir_insrevkr und hir_insfkr zu 100% komplementär
sind, überlappen die DNA-Produkte der beiden Produkte entsprechend dieser
Sequenz, so daß in einer dritten Reaktion mit den Produkten aus den beiden ersten
Reaktionen als Template und den Primer hirf1 und insncoirev ein DNA-Fragment
bildet, das Hirudin und Miniproinsulin getrennt durch Arg, kodiert. Das PCR-
Fragment wird mit den Enzymen Kpnl und Ncol verdaut und anschließend in den
Kpn1/Ncol geöffneten Vektor pαADH2 in einer T4-Ligasereaktion eingesetzt. In
Analogie zu Beispiel 7 aus EP-A 0 347 781 werden anschließend kompetente
Zellen des E. coli Stammes MM294 mit dem Ligationsgemisch transformiert. Zur
Charakterisierung mittels DNA-Sequenzanalyse wird anschließend aus zwei
Klonen Plasmid-DNA isoliert. Nach Bestätigung der insertierten DNA-Sequenz
wird DNA einer Plasmidpräparation dazu verwendet entsprechend dem genannten
Beispiel, Zellen des Bäckerhefestammes Y79 zu transformieren. Zum Unterschied
wird aber bei Verwendung des pαADH2 Vektors auf Komplementation der trp1-1
Mutation nach Einführung des Vektors selektioniert. Zur erneuten Kontrolle wird aus
Hefetransformanten Plasmid DNA reisoliert und mittels Restriktionsanalyse
analysiert. Der konstruierte Expressionsvektor erhält die Bezeichnung
pADH2Hir_Ins. Die Expression erfolgt gemäß Beispiel 4. Man findet das
Fusionsprotein im Überstand.
Das Beispiel demonstriert einen Weg zur Modifikation der Trypsinerkennungsstelle
zwischen dem Hirudinderivat und Miniproinsulin. Die Konstruktion erfolgt gemäß
Beispiel 1.
Zwei neue Oligonukleotide werden synthetisiert:
Zwei Polymerasekettenreaktionen werden mit den Primerpaaren hirf1/hir_insrev1
mit DNA des Plasmides pK152 als Template und hir_insf1/insncoirev mit DNA des
Plasmides pSW3 als Template durchgeführt. In einer dritten Reaktion mit den
Produkten aus den beiden ersten Reaktionen als Template und den Primer hirf1 und
insncoirev ein DNA-Fragment bildet, das Hirudin und Miniproinsulin getrennt durch
das Brückenglied Gly Asn Ser Ala Arg kodiert. Das Produkt aus PCR3 wird mit Kpnl
und Ncol nachgespalten und den entsprechend geöffneten Vektor pαADH2
eingeführt und entsprechend Beispiel 1 charakterisiert. Das Plasmid erhält die
Bezeichnung pADHH_GNSA_Ins. Zellen werden mit DNA des Plasmides
transformiert. Die Expression erfolgt gemäß Beispiel 3. Man findet das
Fusionsprotein im Überstand.
Die Expression gliedert sich in zwei Phasen. Zunächst wird eine Vorkultur in
Hefeminimalmedium angezogen. Das Medium hat pro Liter die Zusammensetzung:
6,7 g - Yeast Nitrogen Base (ohne Aminosäuren)
5,0 g - Casamino acids (frei von Vitamin)
0,008% - Adenin
0,008% - Uracil
2% - Glukose
6,7 g - Yeast Nitrogen Base (ohne Aminosäuren)
5,0 g - Casamino acids (frei von Vitamin)
0,008% - Adenin
0,008% - Uracil
2% - Glukose
Die Haupt- bzw. Expressionskultur wird mit einem Aliquot der Vorkultur beimpft.
Das Medium der Hauptkultur enthält pro Liter:
10 g - Yeast Extract
20 g - Peptone
0,008% - Adenin
0;008% - Uracil
4% - Glukose
10 g - Yeast Extract
20 g - Peptone
0,008% - Adenin
0;008% - Uracil
4% - Glukose
Unter Verwendung der beschriebenen Medien wird die Expression im
Schüttelkolben so durchgeführt, daß 0,3 ml einer Vorkultur, die über Nacht
angezogen wurde, mit 80 ml vorgewärmtes Medium verdünnt wird und ca. 24 h
unter starkem Schütteln bei 30°C inkubiert wird. Je 1 ml der so entstandenen Kultur
wird dann nach Bestimmung der optischen Dichte zentrifugiert und der Überstand
nach Abtrennen der Zellen lyophilisiert und mittels SDS-PAGE analysiert. Zur
Bestimmung des Gehaltes an biologisch aktivem Hirudin wird ein Trombinhemmtest
durchgeführt. Ein alternatives Fermentationsprotokoll sieht das Abtrennen der Zellen
durch Filtration oder vorsichtige Zentrifugation vor. Während aus dem Medium
Wertprotein isoliert wird, werden die Zellen mit frischem vorgewärmten Medium der
Hauptkultur, das als Kohlenstoffquelle Alkohol und maximal bis 0,5% Glukose
enthält versorgt und so die Fermentation kontinuierlich weitergeführt. Dieser Schritt
kann bis zu 5 mal wiederholt werden.
Die Firma Invitrogen vertreibt kommerziell einen Klonierungs und Expressionskit zur
Herstellung rekombinanter Proteine mit Hilfe des P. pastoris System. Dabei wird ein
genaues Arbeits bzw. Technikprotokoll bzgl. der Herstellung und und
anschließenden Expression eines P. pastoris Systems zur Produktion eines
gewünschten rekombinanten Proteins geliefert, so daß, wenn man diesen
Protokollen folgt, nur die Konstruktion des das gewünschte Protein kodierenden
Expressionsvektors beschrieben werden muß. Verwendet wird der EasySelect™
Pichia Expression Kit (Catalog no. K1740-01).
Bestandteil des Kits ist der Vektor pPICZαA. Öffnet man den Vektor mit den
Restriktionsenzymen XhoI und SacII, so kann man ein Protein von Interesse ähnlich
Beispiel 1 an die alpha-Faktor Leader Sequenz anschließen und auf Sekretion in
den Überstand testen. Zur Klonierung des Fusionsproteins werden zwei Primer
benötigt. Primer pichia_H_If1 (SEQ ID NO: 10) hat die Sequenz:
Primer pichia_H_Irev2 (SEQ ID NO: 11) hat die Sequenz:
Als Template verwendet man DNA des Plasmides pADH2Hir_Ins. Führt man eine
Standard PCR mit beiden Primern aus, so erhält man ein DNA-Produkt, daß die
Sequenz Hirudin-ARG-Miniproinsulin verlängert um die Xhol und SacII
Integrationsstelle enthält. Spaltet man das DNA-Produkt entsprechend und isoliert
das Fragment, so kann es in einer T4-DNA Ligase Reaktion in die geöffnete Vektor
-DNA eingesetzt werden. Abweichend vom Protokoll der Hersteller wird der in
Beispiel 1 beschriebene E. coli Stamm MM294 mit dem Ligationsgemisch
transformiert und auf Zeocin-Selektionsplatten rekombinante Kolonien gesucht.
Plasmid DNA wird von Klonen reisoliert und anschließend mittels Restriktions- und
DNA-Sequenzanalyse charakterisiert. Entsprechend der Angaben der Hertseller
wird dann unter Verwendung des so konstruierten Plasmides ein P. pastoris
Expressionsklon zur Produktion des Fusionproteins hergestellt.
Die Bestimmung der Hirudinkonzentration wird entsprechend der Methode von
Grießbach et al. (Thrombosis Research 37, S. 347-350, 1985) durchgeführt. Dazu
werden definierte Mengen eines Refludanstandards zur Erstellung einer Eichkurve in
die Meßreihe mit einbezogen. Damit kann die Ausbeute direkt in mg/l angegeben
werden. Die biologische Aktivität ist auch ein direktes Maß für die korrekte Faltung
des Proinsuilbestandteils des Fusionsproteins. Alternativ kann ein proteolytischer
S. aureus Verdau und die anschließende Analyse in einem RP-HPLC-System zur
Bestimmung der korrekten S-S-Brückenbildung eingesetzt werden.
Am Ende der Fermentation wird ein pH-Wert von 2,5-3 eingestellt. Das
Fusionsprotein wird überraschend bei einem pH von 2,5-3 im Gegensatz zu den
meisten übrigen Polypeptiden, die sich im Überstand sei es durch spontane Lyse
von Hefezellen oder Sekretion finden, nicht ausgefällt. Das Kulturmedium wird
daher entsprechend angesäuert und anschließend nach Abschluß der Fällung wird
der Niederschlag und die Zellen abzentrifugiert bzw. durch eine Mikrofiltration
abgetrennt und konzentriert. Anschließend wird das Medium auf pH 6,8 eingestellt.
Parallel wird über analytische HPLC-Messung der Gehalt an Fusionsprotein
bestimmt. Nach der Bestimmung wird dem Überstand Trypsin zugesetzt, so daß pro
1-1,5 mg Fusionsprotein ca. 1 µg Trypsin eingestellt sind. Nach einer Inkubation von
ca. 4 Stunden bei Raumtemperatur erfolgt eine Reinigung über
Kationentauscherchromatographie bei einem pH von 3,5 und in Gegenwart von 2-
Propanol. Die Elution erfolgt in dem Puffer unter Anlegen eines Gradienten von 0,15
molar bis 0,45 molar. Mono-Arg Insulin eluiert bei ca. 0,3 molar. Nach 1 : 1
Verdünnung wird aus den Insulin haltigen Fraktionen bei einem pH von ungefähr 6,8
unter Zusatz einer 10%-igen ZnCl2-Lösung Mono-Arg Insulin ausgefällt. Das
Insulin wird abfiltriert und anschließend in 0,05 M Tris-HCL (pH 8,5) aufgelöst, so
daß eine Lösung von 2 mg/ml entsteht: Anschließend wird ungefähr die Menge von
einer 1 Einheit Carboxypeptidase B pro 100 ml Lösung zugesetzt und unter
schwachem Rühren die Reaktion durchgeführt Anschließend wird ein H von 5,5 mit
Zitronensäure eingestellt und Insulin in Anwesenheit von ZnCl2 auskristallisiert. Die
Kristalle werden abgetrennt aufgelöst und nach einem Reinigungsschritt über RP-
HPLC wird Insulin erneut durch Kristallisation gereinigt.
Am Ende des Expressionsabschnittes wird das Kulturmedium auf pH 6,8 eingestellt
und anschließend Trypsin eingerührt, so daß eine Endkonzentration von 4-8 mg pro
Liter eingestellt wird. Nach Inkubation über ca. 4 Stunden wird die so behandelte
Fermentationsbrühe auf pH 2,5-3 eingestellt. Nach 1-6 Stunden der Fällung wird
der pH auf 3,5 angehoben und in Gegenwart von 30% 2-Propanol das
entstandene Mono-Arg-Insulin wird über Kationentausch-Chromatographie
gereinigt. Die Elution erfolgt mittels eines NaCl-Gradienten von 0,05-0,5 M Salz.
Die produkthaltigen Fraktionen werden 1 : 1 mit H2O und anschließend mit ZnCl2
versetzt, so daß eine 0,1%-ige ZnCl2 Lösung entsteht. Bei einem pH von ca. 6,8
fällt Mono-Arg-Insulin aus. Dies wird beispielhaft entsprechend Beispiel 7 in
Insulin umgewandelt.
Claims (2)
1. Expressionskassette der Form:
Px-Sx-Bn-(ZR)-Hir(AsmR)-Protein(Y)-T
wobei
Px einer beliebigen Promotor - DNA-Sequenz, die so ausgewählt wird, das optimale Ausbeuten an Wertprotein erzielbar werden;
Sx einer beliebigen DNA die eine Signal bzw. Leadersequenz, die optimale Ausbeuten erlaubt, kodiert;
Bn 1-15 genetisch Kodierten Aminosäuren oder einer chemischen Bindung;
Z dem Codon einer Aminosäure ausgewählt aus Lys bzw. Arg;
R einem Codon für Arg oder einer chemischen Bindung;
Asm einer chemischen Bindung oder mit m = 1-10 genetisch kodierbaren Aminosäuren;
Hir einer DNA-Sequenz, die für Hirudin oder ein Derivat des Hirudin, das mindesten 40% Homologie zu natürlichem Hirudin aufweist, kodiert;
Protein Y einer DNA-Sequenz, die ein beliebiges in Hefe herstellbares und sekretierbares Protein kodiert;
T einer nicht translatierten DNA-Sequenz, die sich vorteilhaft auf die Expression auswirkt;
entspricht.
Px-Sx-Bn-(ZR)-Hir(AsmR)-Protein(Y)-T
wobei
Px einer beliebigen Promotor - DNA-Sequenz, die so ausgewählt wird, das optimale Ausbeuten an Wertprotein erzielbar werden;
Sx einer beliebigen DNA die eine Signal bzw. Leadersequenz, die optimale Ausbeuten erlaubt, kodiert;
Bn 1-15 genetisch Kodierten Aminosäuren oder einer chemischen Bindung;
Z dem Codon einer Aminosäure ausgewählt aus Lys bzw. Arg;
R einem Codon für Arg oder einer chemischen Bindung;
Asm einer chemischen Bindung oder mit m = 1-10 genetisch kodierbaren Aminosäuren;
Hir einer DNA-Sequenz, die für Hirudin oder ein Derivat des Hirudin, das mindesten 40% Homologie zu natürlichem Hirudin aufweist, kodiert;
Protein Y einer DNA-Sequenz, die ein beliebiges in Hefe herstellbares und sekretierbares Protein kodiert;
T einer nicht translatierten DNA-Sequenz, die sich vorteilhaft auf die Expression auswirkt;
entspricht.
2. Expressionskassette gemäß Anspruch 1, wobei Protein (Y) Miniproinsulin oder
einem Derivat davon entspricht.
Priority Applications (24)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10108211A DE10108211A1 (de) | 2001-02-20 | 2001-02-20 | Verwendung von Fusionsproteinen, deren N-terminaler Anteil aus einem Hirudinderivat besteht, zur Herstellung rekombinanter Proteine über Sekretion durch Hefen |
PE2002000082A PE20020857A1 (es) | 2001-02-20 | 2002-02-06 | Proteinas de fusion cuya parte del n-terminal es un derivado de hirudina para la produccion de proteinas recombinantes a traves de la secresion por levaduras |
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