DE10106516A1 - Verfahren zur Simulation variabler Beschleunigungen - Google Patents
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Abstract
Zur Simulation variabler Beschleunigungen zwischen 0 und 1 g wird mit einem Transportflugzeug eine Parabelbahn geflogen, die äquivalent zu einer Fallbeschleunigung ist, deren Differenz zur Erdbeschleunigung der zu simulierenden Beschleunigung entspricht. Zur Simulation der Gravitationsbedingungen auf der Marsoberfläche entspricht die geflogene Parabelbahn einer Fallbeschleunigung von 2/3 g, so daß eine wirksame Beschleunigung von 1/3 g als Restschwere in Richtung der Erdoberfläche erhalten bleibt. Im Laderaum des Transportflugzeuges ist eine Testkammer derart beweglich gehaltert, daß sich ihr Schwerpunkt selbsttätig in Richtung der wirkenden Restbeschleunigung einstellt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Simulation
variabler Beschleunigungen zwischen 0 und 1 g,
insbesondere zur Simulation der Gravitationsbedingungen
auf der Marsoberfläche mittels eines Parabelfluges.
Ferner betrifft sie eine Vorrichtung zur Durchführung
eines derartigen Verfahrens.
Für den Test und die Erprobung von Geräten und
Ausrüstungen, die auf der Oberfläche des Planeten Mars
im Rahmen von unbemannten oder bemannten Missionen
eingesetzt werden sollen, ist es erforderlich, die dort
herrschenden Umgebungsbedingungen möglichst vollständig
auf der Erde zu simulieren. Während dies für die
Simulation der atmosphärischen Umgebungsbedingungen und
der Oberfläche des Mars in geeigneten Testkammern
relativ leicht möglich ist, stellt die Simulation der
geringen Schwerebeschleunigung von nur etwa 3,72 m/s2,
also etwa 1/3 g, auf der Marsoberfläche ein Problem
dar.
Es sind bereits eine Reihe von Verfahren zur Simulation
von Beschleunigungen, die von der
Standardbeschleunigung auf der Erdoberfläche, g = 9,81 m/s2,
abweichen, bekannt. Hierzu gehört, insbesondere
für die Erzeugung größerer Beschleunigungen von
beliebiger Dauer, die Verwendung von Zentrifugen. Diese
können jedoch Beschleunigungen von weniger als 1 g
nicht realisieren und sind deshalb für den
beschriebenen Anwendungsfall prinzipiell nicht
geeignet.
Darüber hinaus ist für die Simulation von
Beschleunigungen zwischen 0 und 1 g die Verwendung von
Falltürmen bekannt, in denen die Bedingungen der
Schwerelosigkeit bzw. verminderter Schwerkraft für eine
Dauer von etwa 5 Sekunden erzeugt werden können. Solche
Falltürme können eine Restschwere von beispielsweise 1
/3 g dadurch realisieren, daß eine eingesetzte
Versuchskapsel während ihres Falls entsprechend einer
Beschleunigung von 2/3 g abgebremst wird. Dieses
Abbremsen kann entweder aktiv erfolgen oder aber passiv
durch ein Gegengewicht mittels einer Rolle und eines
Seiles. Die unter einer Beschleunigung von 1/3 g
möglichen Fallzeiten liegen dann bei etwa 5,5 Sekunden
für eine Fallstrecke von 100 Metern. Falltürme erzeugen
jedoch im allgemeinen am Ende der Fallzeit eine harte
Bremsphase mit einem erheblichen Bremsschock, der auf
die Kapsel einwirkt und der insbesondere darin
befindliche Testpersonen gefährden würde.
Eine weitere Möglichkeit zur Erzeugung von
Beschleunigungen zwischen 0 und 1 g besteht in der
Verwendung sogenannter atmosphärischer Fallkapseln, die
aus großer Höhe abgeworfen werden und bei denen in der
Regel eine aktive Einrichtung zur Kompensation des
atmosphärischen Widerstandes benutzt wird. Es ist
theoretisch denkbar, derartige Fallkapseln mit einem
aktiven Bremssystem derart auszurüsten, daß sie
entsprechend einer Beschleunigung von 2/3 g zur Erde
fallen. Ein solches Bremssystem müßte allerdings noch
entwickelt werden. Bei einem Abwurf aus 8000 Metern
Höhe ließe sich dann für eine Dauer von etwa 40
Sekunden die gewünschte Beschleunigung von 1/3 g
erzielen. Bemannte atmosphärische Fallkapseln sind
allerdings bisher nicht bekannt geworden; ihre
Realisierung wäre wegen der einzuhaltenden
Sicherheitsanforderungen zudem extrem aufwendig.
Schließlich stellen Parabelflüge mit entsprechend
ausgerüsteten Flugzeugen eine bereits bekannte
Möglichkeit zur Erzielung von Schwerelosigkeit,
sogenannten 0-g Bedingungen, für eine Dauer von etwa 25
Sekunden dar. Die Flugzeuge fliegen dabei auf einer
sogenannten Wurfparabelbahn, d. h. derjenigen Bahn, auf
der sich ein geworfener antriebsloser Gegenstand bei
nicht vorhandenem Luftwiderstand bewegen würde.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren der
letztgenannten Art derart auszubilden, daß es eine
möglichst einfache und effektive Simulation der
Bedingungen auf der Marsoberfläche ermöglicht. Weitere
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung zur
Durchführung eines derartigen Verfahrens
bereitzustellen.
Die Erfindung löst die erste Aufgabe durch ein
Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Patentanspruchs 1. Die weitere Aufgabe wird durch ein
Flugzeug mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Patentanspruchs 3 gelöst. Die Erfindung sieht dabei
vor, daß in einem herkömmlichen Transportflugzeug mit
einem ausreichend großem Laderaum eine Testkammer
derart beweglich gehaltert wird, daß sie sich in
Richtung der auf sie einwirkenden Restbeschleunigung
einstellen kann, und daß das Flugzeug mit dieser
Testkammer eine Parabelbahn fliegt, die einer äußeren
Fallbeschleunigung von 2/3 g entspricht, so daß eine
wirksame Beschleunigung von 1/3 g als Restschwere in
Richtung der Erdoberfläche erhalten bleibt.
Die erfindungsgemäß vorgesehene gelenkige Aufhängung
der Testkammer sorgt dabei dafür, daß die Restschwere
in der Testkammer stets in Richtung Erdmittelpunkt
zeigt, unabhängig von der aktuellen Fluglage des
Flugzeuges während seines Parabelfluges.
Die Dauer der 1/3 g-Phase hängt von der Höhe der
Parabelflugbahn ab: Bei einer Höhendifferenz von 3000
Metern zwischen Scheitelpunkt der Parabel und der
Ausgangs- oder Endhöhe beträgt diese Zeitdauer etwa 55
Sekunden, die Vertikalgeschwindigkeit am Anfang und am
Ende der Parabel liegt jeweils bei etwa 180 m/s. Die
Brems- bzw. Abfangphase verläuft analog zu den
bekannten 0-g-Parabelflügen und ist somit problemlos
für die in der Testkammer befindlichen Personen zu
ertragen.
Die Erfindung erlaubt sowohl die Realisierung einer
Beschleunigung von 1/3 g als auch die Erzeugung andere
Beschleunigungswerte, die größer als 0 g und kleiner
als 1 g, sind. Diese Bedingungen können als
Testbeschleunigung für die Dauer von ca. 60 Sekunden so
realisiert werden, daß gängige Geräte und Verfahren für
die vorgesehenen Experimente einsetzbar sind, daß sich
Menschen in der entsprechend ausgerüsteten Testkammer
aufhalten können und daß die Bremsbeschleunigung am
Ende der Flugphase mit verminderter Beschleunigung
unterhalb eines Wertes von etwa 2 g bleibt. Ferner ist
es möglich, die Phase mit niedriger Beschleunigung
unmittelbar zu wiederholen.
Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines in der
Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher
erläutert werden. Es zeigen
Fig. 1 bis 3 ein Flugzeug zur Durchführung von
Erprobungsflügen unter auf dem Mars
herrschenden Bedingungen in drei
verschiedenen Ansichten in teilweise
geschnittener Darstellung und
Fig. 4 den Bahnverlauf eines Fluges unter den
Bedingungen verminderter Schwerkraft.
In einem Großraum-Transportflugzeug 1 ist eine
Testkammer 2 in Form einer Kugel von etwa drei bis vier
Metern Durchmesser eingebaut. Es können
selbstverständlich auch andere Testkammergeometrien
gewählt werden. In dieser Kammer 2 läßt sich bezüglich
der Zusammensetzung der Atmosphäre, der Temperatur, des
Druckes und der Oberflächenbeschaffenheit die
Marsumgebung realitätsgetreu simulieren. Die Kammer 2
ist in einer Halterung 3 um wenigstens eine Achse frei
drehbar aufgehängt. Im Fall des hier dargestellten
Ausführungsbeispiels ist eine einfache Aufhängung mit
nur einer Achse als Freiheitsgrad vorgesehen. Diese
Achse entspricht zugleich der Flugzeugquerachse, so daß
auf diese Weise die im Flug auftretende veränderliche
Neigung der Flugzeuglängsachse gegen die Richtung der
Erdanziehung kompensiert werden kann. Im Rahmen der
Erfindung ist es aber selbstverständlich auch möglich,
eine kardanische Aufhängung vorzusehen, um zuverlässig
auch das Auftreten von störenden Querbeschleunigungen
ausschließen zu können.
Der Schwerpunkt der Kammer 2 liegt unterhalb dieser
Drehachse, so daß sie sich während des Fluges in der
Restschwere von 1/3 g stets in gleicher Richtung zum
Erdmittelpunkt ausrichten kann. Dies wird dadurch
erreicht, daß im Boden 4 der Kammer 2 die
erforderlichen Subsysteme wie Kühlung, Heizung,
Datenerfassung und -übertragung nach außen eingebaut
sind.
Die Kammer 2 ist ferner mit einer Schleuse versehen,
durch die Geräte und gegebenenfalls mit Druckanzügen
ausgerüstete Testpersonen hinein- und herausgebracht
werden können.
Sobald das Flugzeug 1 und die Testkammer 2 vorbereitet
sind, startet das Flugzeug 1 und fliegt bis auf die für
die Flugmission vorgesehen nominale Ausgangshöhe.
Anschließend beginnt es einen beschleunigten Abstieg,
um die erforderliche Geschwindigkeit zu erreichen. Ist
diese gewünschte Geschwindigkeit erreicht, so wird mit
der zu 1/3 g gehörenden Parabelflugbahn begonnen.
Hierzu wird das Flugzeug 1 zunächst, wie im rechten
Teil von Fig. 4 dargestellt, in eine aufsteigende Bahn
gebracht, und zwar derart, daß für die nachfolgende
Flugphase die Horizontalgeschwindigkeit konstant
gehalten wird und die Vertikalgeschwindigkeit sich von
positiv/aufwärts ständig verringert, bis sie am Ende
der Parabelflugbahn negativ/abwärts gerichtet ist. Am
Anfang und am Ende der Parabelbahn ist der Betrag der
Vertikalgeschwindigkeit identisch, lediglich das
Vorzeichen hat gewechselt.
Die Verringerung der Vertikalgeschwindigkeit wird
dadurch erreicht, daß während des gesamten
Parabelfluges der vertikal gerichtete Auftrieb bei
einem Drittel des Flugzeuggewichtes gehalten wird.
Dieses entspricht dann exakt der zu erzielenden
Restbeschleunigung von 1/3 g für die Testkammer 2.
Am Ende der Parabelflugbahn wird das Flugzeug 1 aus dem
Abwärtsflug abgefangen. Anschließend kann mit einer
neuen Sequenz begonnen werden oder das Flugzeug 1 kehrt
zur Erde zurück.
Claims (4)
1. Verfahren zur Simulation variabler
Beschleunigungen zwischen 0 und 1 g, insbesondere
zur Simulation der Gravitationsbedingungen auf der
Marsoberfläche, mittels eines Parabelfluges,
dadurch gekennzeichnet, daß mit einem
Transportflugzeug (1) eine Parabelbahn geflogen
wird, die äquivalent zu einer Fallbeschleunigung
ist, deren Differenz zur Erdbeschleunigung der zu
simulierenden Beschleunigung entspricht.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1 zur Simulation der
Gravitationsbedingungen auf der Marsoberfläche,
dadurch gekennzeichnet, daß die geflogene
Parabelbahn einer Fallbeschleunigung von 2/3 g
entspricht, so daß eine wirksame Beschleunigung
von 1/3 g als Restschwere in Richtung der
Erdoberfläche erzeugt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 1 oder 2, bestehend aus einem eine
Parabelbahn fliegenden Transportflugzeug, dadurch
gekennzeichnet, daß in einem Laderaum des
Transportflugzeuges (1) eine Testkammer (2) derart
beweglich gehaltert wird, daß ihr Schwerpunkt
selbsttätig in Richtung der wirkenden
Restbeschleunigung einstellbar ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Testkammer (2) eine
kardanische Aufhängung (3) aufweist.
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
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OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: EADS SPACE TRANSPORTATION GMBH, 28199 BREMEN, DE |
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8130 | Withdrawal |