Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zum Prüfen eines Durchflußmeßgerätes, mit einer
von einem Fluid durchströmten Rohrleitung, in der stromauf des Durchflußmeßgerätes
mindestens ein Vorstörungselement zur Erzeugung eines gestörten Strömungsprofils
angeordnet ist.
Das Fluid kann entweder ein kompressibeles Gas oder eine inkompressibele Flüssigkeit
sein. Durchflußmeßgeräte, wie beispielsweise Turbinenradzähler oder Ultraschallzähler,
erreichen nur dann eine geringe Meßunsicherheit, wenn die Strömung im Einlauf bzw.
unmittelbar am Eingang ein vollausgebildetes Geschwindigkeitsprofil aufweist und frei
von Drall ist. Diese Strömungsverhältnisse liegen am Ende einer sehr langen geraden
Rohrleitung vor. Eine Rohrleitung gilt als gerade, wenn dies durch bloßen Augenschein
festgestellt werden kann.
Vorstörungen bzw. Einlaufstörungen in der Strömung, d. h. Abweichungen des Strö
mungsprofils von einem voll ausgebildeten Geschwindigkeitsprofil beeinflussen
erheblich das Meßverhalten von Durchflußmeßgeräten. Beispielsweise können
Strömungsgaszähler auf Vorstörungen mit erheblichen Meßabweichungen bis weit über
2% reagieren, wobei diese Meßabweichungen meistens im gesamten Durchflußbereich
einen nahezu konstanten Wert aufweisen.
Die Vorstörungen werden von Rohreinbauten, insbesondere Ein- und Mehrfachkrüm
mern oder anderen Installationselementen stromauf des Durchflußmeßgerätes verur
sacht.
Zur Verringerung des Einflusses von derartigen Vorstörungselementen ist aus der
Praxis bekannt, stromauf eines Durchflußmeßgerätes einen Strömungsgleichrichter
einzubauen. Da der Einsatz von Strömungsgleichrichtern einen zusätzlichen Aufwand
darstellt, streben die Hersteller von Durchflußmeßgeräten an, den Einbau von
Strömungsgleichrichtern zu vermeiden und die Meßgeräte derart zu optimieren, daß sie
in einem möglichst geringen Umfang auf Einlaufstörungen reagieren.
Im Rahmen der Neu- und Weiterentwicklung von Durchflußmeßgeräten ist es
erforderlich, sogenannte Vorstörungsprüfungen bzw. Tests durchzuführen. Diese
Prüfungen sind ebenfalls notwendig bei der Bauartzulassung von
Durchflußmeßgeräten, beispielsweise Gaszählern für den geschäftlichen und amtlichen
Verkehr.
Bei derartigen Prüfungen ist vorgesehen, definierte Vorstörungen in der Strömung zu
erzeugen. Dazu wird in der Prüfanlage in der Rohrleitung stromauf des zu prüfenden
Durchflußmeßgerätes ein Vorstörungselement oder eine Vorstörungs-Installation mit
mehreren Vorstörungselementen eingebaut. Beispielsweise werden bei der Bauart
zulassung von Turbinenradgaszählern eine Vorstörungs-Installation, bestehend aus
zwei Krümmern und einem Diffusor in rechtsdrehender und linksdrehender Anordnung
verwendet.
Um die bei Vorstörungstests aufgrund von Normen oder Vorschriften, z. B. der OIML-
R32, vorgeschriebenen Diffusoren einsetzen zu können, muß bei einem geschlossenen
Rohrleitungssystem, wie es bei einem Hochdruckgas- oder einem Wasserprüfstand
notwendig ist, zunächst mit Hilfe von Konfusoren eine Verringerung des Rohrleitungs
durchmessers realisiert werden. Nach einer Konditionierungsstrecke, bestehend aus
einem Gleichrichter und einer geraden Rohrleitungsstrecke, kann die eigentliche Vor
störungskonfiguration aufgebaut werden. Dementsprechend ist der Platzbedarf einer
derartigen Prüfeinrichtung relativ groß.
Neben Untersuchungen mit unterschiedlichen Konfigurationen von Vorstörungsele
menten muß auch der Abstand zwischen dem Durchflußmeßgerät und den Vorstö
rungselementen variiert werden und zwar in einem Bereich von üblicherweise dem
2 bis 10-fachen des Rohrdurchmessers.
Nachteilig ist insbesondere, daß die Installation der für die verschiedenen Prüfungen
erforderlichen Vorstörungselemente mit enormem Aufwand verbunden ist. Die Bereit
haltung der Vorstörungselemente in verschiedenen Nennweiten ist platz- und kosten
aufwendig. Hinzu kommt, daß für die Prüfeinrichtung ein relativ großer Raumbedarf
besteht. Schließlich ist für die Durchführung der Umbauten ein sehr hoher personeller
und zeitlicher Aufwand erforderlich.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Einrichtung der gattungsgemäßen
Art so zu vereinfachen, daß die vorstehend genannten Nachteile vermieden werden.
Diese Lösung wird durch eine Einrichtung mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst.
Die Vorstörungsplatte ist so gestaltet, daß in einem definierten Abstand stromab zur
Vorstörungsplatte Strömungsprofile in der Rohrleitung erzeugt werden, die annähernd
mit den Strömungsprofilen übereinstimmen, die aufgrund bekannter
Vorstörungselemente, beispielsweise Krümmern oder Diffusoren, auftreten.
Der Querschnitt einer Durchtrittsöffnung ist jeweils im wesentlichen proportional zu der
zu erzeugenden Strömungsgeschwindigkeit des austretenden Strahls. Eine Mehrzahl
von Durchtrittsöffnungen erzeugt ein Strömungsprofil.
In der Regel wird eine Vorstörungsplatte eingesetzt, die ein gestörtes Strömungsprofil
erzeugt, das dem Strömungsprofil stromab eines einzelnen bekannten
Vorstörungselementes oder einer Vorstörungs-Installation entsprechen kann. Es
können auch mehrere Vorstörungsplatten mit Abstand parallel zueinander stromauf des
Durchflußmeßgerätes angeordnet werden. Die einzelnen Platten sind hinsichtlich der
Durchtrittsöffnungen vorzugsweise unterschiedlich gestaltet. Dadurch wird es möglich,
sehr komplexe Strömungsprofile bzw. Strömungsmuster zu erzeugen.
Durch Vergleich der Strömungen stromab der Vorstörungsplatte mit den Strömungen
bekannter Vorstörungselemente bzw. deren Konfigurationen kann die Übereinstimmung
der Strömungen nachgewiesen werden. Dazu eignen sich in der Strömungsmeßtechnik
übliche Verfahren wie die Hitzedraht-Anemometrie, die Laser-Doppler-Anemometrie
oder die Partikel-Image-Velocimetry. Die Anordnung der Durchtrittsöffnungen kann
durch numerische Simulation optimiert werden.
Diese Lösung hat den Hauptvorteil, daß die Einrichtung zum Prüfen von Durchflußmeß
geräten einfach aufgebaut ist und schnell an unterschiedliche Prüfbedingungen ange
paßt werden kann. Durch die erfindungsgemäße Einrichtung verbessert sich wesentlich
die Wirtschaftlichkeit der Tests, insbesondere von Prüfungen im Hochdruckbereich für
Gas bzw. für Flüssigkeiten.
Vorteilhaft ist weiterhin, daß der Abstand zwischen der Vorstörungsplatte und dem
Durchflußmeßgerät relativ klein sein kann. Dadurch verringert sich merklich der
Raumbedarf für die Prüfeinrichtung.
Nach einem vorteilhaften Merkmal der Erfindung verläuft wenigstens eine Durchtrittsöff
nung in einem Winkel zur Achse der Vorstörungsplatte, wobei die Neigung des Winkels
von dem zu erzeugenden Drallwinkel bzw. der Wirbelstärke abhängt. Es können ein
Drall oder ein oder mehrere Wirbel in einem großen Variationsbereich erzeugt werden.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, daß sich der Querschnitt
wenigstens einer Durchtrittsöffnung in Strömungsrichtung kontinuierlich erweitert oder
verengt. Alternativ dazu kann sich der Querschnitt mindestens einer Durchtrittsöffnung
in Strömungsrichtung sprunghaft erweitern oder verengen. In der Regel werden
mehrere Durchtrittsöffnungen abschnittsweise derart gestaltet. Durch diese Gestaltung
der Durchtrittsöffnungen kann die Turbulenzstruktur stromab zur Vorstörungsplatte
beeinflußt werden.
Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß die Durch
trittsöffnungen als Bohrungen ausgebildet sind, die in mehreren konzentrischen Ringen
angeordnet sind, die vorzugsweise eine zentrale Durchtrittsöffnung umgeben.
Vorzugsweise weist die Rohrleitung in verschiedenen Abständen zu dem Durch
flußmeßgerät Einbau- bzw. Ausbaustellen für die Vorstörungsplatte auf. Der Abstand
der Vorstörungsplatte von dem Durchflußmeßgerät kann auf diese Weise einfach
variiert und der Einfluß des Abstandes zwischen einer Vorstörung und dem
Durchflußmeßgerät untersucht werden. Es können auch nacheinander verschiedene
Vorstörungsplatten an derselben Einbaustelle eingefügt werden. Die Einbaustellen
können mit an sich bekannten Wechselvorrichtungen ausgerüstet werden, die in der
Praxis für den Wechsel von Meßblenden eingesetzt werden und die auch für die
Vorstörungsplatten geeignet sind.
Vorteilhafterweise ist die Vorstörungsplatte um ihre Achse drehbar. Dadurch ist es sehr
einfach möglich, die Phase der Vorstörung, d. h. die räumliche Lage der Störung in der
Rohrleitung, zu ändern.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, daß die Dicke der Vorstörungsplatte ca. das
0,1-fache des Durchmessers der Rohrleitung beträgt.
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der
erfindungsgemäßen Einrichtung im Zusammenhang mit der Zeichnung näher erläutert.
Die Zeichnung zeigt in
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Einrichtung zum Prüfen eines Durchfluß
meßgerätes;
Fig. 2 eine Vorderansicht einer Vorstörungsplatte aus Fig. 1.
Die Einrichtung zum Prüfen eines Durchflußmeßgerätes nach Fig. 1 weist eine Rohr
leitung 1 auf, in der ein Fluid, hier Erdgas, strömt. In die Rohrleitung 1 ist ein zu prü
fendes Durchflußmeßgerät, im Beispiel ein Turbinenradgaszähler, eingebaut.
Stromauf des Durchflußmeßgerätes 2 ist eine Vorstörungsplatte 3, mittels einer
Wechselvorrichtung, in einem definierten Abstand zum Durchflußmeßgerät 2 in der
Rohrleitung eingebaut. Derartige Wechselvorrichtungen sind aus der Praxis zum Ein-
und Ausbau von Blenden zur Wirkdruckmessung bekannt. Mit Hilfe dieser bekannten
Wechselvorrichtungen kann ein Austausch der Vorstörungsplatte ohne Entspannung
der Rohrleitung erfolgen.
Der Abstand zwischen der Vorstörungsplatte 3 und dem Durchflußmeßgerät 2 beträgt
vorzugsweise ca. das 3-fache des Rohrleitungsdurchmessers. Stromab des
Durchflußmeßgerätes 2 befindet sich wie üblich ein Normalzähler 4, dem ein an sich
bekannter Strömungsgleichrichter 5 vorgeschaltet ist.
Die Rohrleitung weist auf nicht dargestellte Art und Weise in verschiedenen Abständen
zum Durchflußmeßgerät 2 mehrere Ein- und Ausbaustellen auf, so daß der Abstand
zwischen der Vorstörungsplatte 3 und dem Durchflußmeßgerät 2 variiert werden kann.
Fig. 2 zeigt die Vorderansicht der Vorstörungsplatte 3 aus Fig. 1. Bei der Vorstörungs
platte 3 handelt es sich um eine Stahlplatte, deren Dicke ca. das 0,1-fache des
Durchmessers der Rohrleitung 1 beträgt. Der Durchmesser der Vorstörungsplatte ist
zwecks Halterung in der Wechselvorrichtung 4 geringfügig größer als der Durchmesser
der Rohrleitung 1.
In der Vorstörungsplatte 3 befinden sich eine Vielzahl von Durchtrittsöffnungen 6a, b,
c, die als Bohrungen mit rundem Querschnitt ausgebildet sind. Eine zentrale Durch
trittsöffnung 6a ist von Durchtrittsöffnungen 6b und 6c umgeben, die auf drei gedach
ten konzentrischen Ringen 7, 8, 9 angeordnet sind.
Die Durchtrittsöffnungen 6a, b, c haben unterschiedliche Durchmesser bzw. Quer
schnitte. Der Querschnitt jeder Durchtrittsöffnung ist näherungsweise proportional zu
der zu erzeugenden Strömungsgeschwindigkeit. Die Anordnung der
Durchtrittsöffnungen ist abhängig von dem zur erzeugenden Strömungsprofil.
Auf den beiden konzentrischen Ringen 8 und 9 befinden sich Durchtrittsöffnungen 6c
mit großem Querschnitt und Durchtrittsöffnungen 6b mit kleinem Querschnitt, um eine
asymmetrische Verteilung des Strömungsprofils zu erzeugen. Der Umfangsabstand der
Durchtrittsöffnungen auf dem Ring 8 ist unterschiedlich groß.
Auf dem innersten Ring 7 sind weitere Durchtrittsöffnungen 6b mit kleinem Querschnitt
vorgesehen, deren Umfangsabstand zueinander ebenfalls unterschiedlich groß ist.
Weiterhin soll ein Drall simuliert werden, der einen Winkel aufweist, dessen Drallwinkel
vom Zentrum nach außen hin zunimmt. Die Durchtrittsöffnungen auf den Ringen
7, 8 und 9 sind jeweils in der Ebene, die die Tangente an den Durchmesser und die
Normale auf der Oberfläche der Vorstörungsplatte aufspannt, mit einem Winkel verse
hen, der mit zunehmendem Drallwinkel größer wird.
Zur Herstellung einer Vorstörungsplatte werden zunächst die dreidimensionalen
Strömungsprofile hinter einer. Vorstörung, die mit konventionellen Vorstörungselemen
ten realisiert worden ist, gemessen oder berechnet. In Abhängigkeit von der axialen
Verteilung des Geschwindigkeitsprofils in der Strömung sowie dem Drall oder den
Wirbeln wird ein Muster von unterschiedlich gestalteten Durchtrittsöffnungen in die
Platte eingebracht.