DE10038237A1 - Verfahren zum Nachweis von Mutationen in Nucleotidsequenzen - Google Patents
Verfahren zum Nachweis von Mutationen in NucleotidsequenzenInfo
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Abstract
Es wird ein Verfahren zum Nachweis von Mutationen in Nucleotidsequenzen beschrieben, bei dem man DOLLAR A a) eine definierte, einzelsträngige Nucleotidsequenz auf einen Nucleotid-Chip aufträgt, DOLLAR A b) die auf Mutationen zu untersuchende Nucleotidsequenz, die komplementär zur bekannten Nucleotidsequenz ist, ebenfalls auf den Chip aufträgt und durch Hybridisierung beider Sequenzen eine Heteroduplex herstellt, DOLLAR A c) die Heteroduplex mit einem Fehlpaarungen erkennenden markierten Substrat inkubiert und DOLLAR A d) die Fehlpaarungen durch Detektion des an ihnen angelagerten, markierten Substrates nachweist. DOLLAR A Außerdem wird ein Verfahren zum quantitaitven Nachweis der Expression von mRNA in verschiednen Zellen oder Geweben beschrieben, bei dem man DOLLAR A a) eine bekannte einzelsträngige Nucleotidsequenz auf einen Nucleotid-Chip aufträgt, DOLLAR A b) aus verschiedenen Zellen oder Geweben gewonnene, markierte cDNA ebenfalls auf den Chip aufträgt und durch Hybridisierung beider Sequenzen eine Heteroduplex herstellt und DOLLAR A c) durch quantitative Messung der Markierung die Menge der mRNA bestimmt. DOLLAR A Außerdem werden Fehlpaarungen erkennende, markierte Proteine und Verfahren zu ihrer Herstellung beschrieben.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, mit dem
Mutationen parallel in verschiedenen Nucleotidsequenzen
nachgewiesen werden können.
Es ist bekannt, dass die DNA-Sequenzen der meisten Gene des
menschlichen Organismus in Proteinsequenzen umgeschrieben
werden. Die Aktivität eines Proteins, bspw. eines Enzyms, wird
dabei in unterschiedlichen Individuen oder Zelltypen durch
mehrere Faktoren festgelegt: zum einen bestimmt die Tran
scriptionsaktivität des jeweiligen Gens, wieviele Kopien des
Proteins in einer Zelle des Proteins vorhanden sind. Zum
anderen können Mutationen die Aktivität eines Proteins
beeinflussen. So führen eine verminderte Transcriptionsrate
oder eine reprimierende Mutation zur Verringerung der
Proteinaktivität ("loss-of-function"), während eine erhöhte
Transcriptionsrate oder eine selten auftretende aktivierende
Mutation zur Erhöhung der Proteinaktivität führen ("gain-of-
function"). Weitere Faktoren wie die Translationsregulation
und posttranslationale Modifikationen regulieren in den
folgenden Schritten die Aktivität von Proteinen. Obwohl sich
zwei Individuen oder Zelltypen auf der genomischen Ebene fast
gleichen, bedingen diese Faktoren letztlich große Unterschiede
im Hinblick auf Anatomie, Physiologie, Pathologie und die
Reaktion der pharmakologischen Wirkstoffe. Da die meisten
Krankheiten durch eine veränderte Proteinaktivität verursacht
werden und pharmazeutische Wirkstoffe die Aktivität bestimmter
Proteine regulieren, eignet sich eine Beschreibung der
Faktoren "Transcription" und "Mutation" sowohl für die
klinische Diagnostik als auch für die Identifizierung von
pharmakologischen Targets. Die Beschreibung dieser Faktoren
stellt weiterhin ein wichtiges Werkzeug bei der Entscheidung
für oder gegen eine Therapie mit einem gegebenen Wirkstoff
dar. Die Berücksichtigung oder Untersuchung genotypischer
Besonderheiten von Individuen bei der Therapie oder Vorsorge
wird als "Pharmacogenomics" bezeichnet und dürfte einen
entscheidenden Teil zukünftiger medizinischer Aktivitäten
ausmachen.
Eine Veränderung der Transcriptionsrate bestimmter Gene kann
mit unterschiedlichen Methoden zum RNA-Nachweis wie Northern
Blot, RNAse Protection, RT-PCR und high density filter arrays
oder indirekt über Nachweismethoden für die gebildeten
Proteine wie Western Blot, RIA oder ELISA erkannt werden. Eine
relativ neue Methode stellt die DNA-Chiptechnologie dar, mit
deren Hilfe die hochparallele Analyse der Expressionsprofile
multipler Gene möglich ist. Hierbei werden DNA-Sequenzen auf
die Chipoberfläche aufgebracht, mit denen die mRNA oder cDNA
aus einer biologischen Probe sequenzspezifisch hybridisieren
und einfach nachgewiesen werden können. Außerdem wurden
bereits mehrere Verfahren von der Firma Nanogen (San Die
go/USA) publiziert, welche es dem Anwender erlauben, durch
elektronische Adressierung von DNA-Sequenzen benutzerde
finierte DNA-Chips herzustellen; die anschließende Hybridisie
rung wird ebenfalls durch elektronische Adressierung innerhalb
kürzester Zeit ermöglicht (US 6,068,818; US 6,051,380; US
6,017,696; US 5,965,452; US 5,849,486; US 5,632,957; US
5,605,662).
Es wird angenommen, dass Unterschiede im Expressionsniveau
bestimmter Gene unterschiedliche Reaktionen auf Medikamente
bei verschiedenen Patienten bedingen. Allerdings sind bisher
nur für wenige Gene wie dem MDR-Gen (= multi drug resistance
gene) (1) Daten publiziert worden. Im Gegensatz dazu ist eine
Reihe von Medikamenten bekannt, bei denen Mutationen von
bestimmten Genen zu einer Medikamentenunverträglichkeit oder
einem Therapieversagen führen. Vor der Therapie mit diesen
Wirkstoffen sollten Patienten daher auf das Vorhandensein der
jeweiligen Mutation hin untersucht werden, um eine falsche
Medikation zu verhindern. Dies ist heute nur in Einzelfällen
möglich, da es selten gelingt, eine Medikamentenunverträglich
keit einem spezifischen Genotyp zuzuordnen. Dies liegt vor
allem an den unzureichenden Testverfahren, mit denen Genoty
penanalysen im Hochdurchsatzverfahren nur bedingt möglich
sind. Die Entwicklung derartiger Testverfahren ist jedoch
erforderlich, da allein in den USA jährlich 100.000 Menschen
durch Medikamentenunverträglichkeit sterben. Außerdem besteht
ein großes Interesse seitens der pharmazeutischen Industrie
an derartigen Testverfahren, da ein neues Medikament, dessen
Fehlversagen bei einer Patientengruppe einer bestimmten
Mutation zugeordnet werden kann, trotzdem zugelassen werden
könnte, falls ein Testverfahren diese Patientengruppe
identifizieren und damit die Verabreichung dieses Medikamentes
an sie ausschließen kann.
Die häufigste Ursache der genetischen Variation innerhalb der
menschlichen Population sind Punktmutationen (= single
nucleotide polymorphisms, SNPs), die mit einer Häufigkeit von
0,5 bis 10 pro 1.000 Basenpaare auftreten (2). Bislang konnten
nur wenige SNPs bestimmten Medikamentenunverträglichkeits
reaktionen zugeordnet werden; so führt bspw. eine Mutation in
dem Faktor IX-Propeptid zu starken Blutungen bei der antikoa
gulanten Therapie mit Cumarin (3). Die im Verlauf des Human
genomprojekts gewonnenen Sequenzdaten ermöglichen heute jedoch
grundsätzlich eine schnelle Zuordnung eines identifizierten
SNPs zu einer Medikamentenunverträglichkeit. Daher wurden
verschiedene Methoden zum Nachweis bislang unbekannter SNPs
entwickelt, z. B. basierend auf Kettenabbruch- oder Massenspek
troskopiesequenzierung (4 bis 7). Diese Verfahren eignen sich
jedoch weder für einen hohen Probendurchsatz noch weisen sie
die für die klinische Diagnostik erforderliche Genauigkeit auf
(8). Neben diesen chemischen oder physikalischen Verfahren
wurden auch schon biologische Verfahren entwickelt (9). Viele
dieser biologischen Verfahren nutzen die Eigenschaft von
Proteinen der muts-Familie, mit hoher Selektivität an
mutationsbedingte Basenpaarfehlpaarungen zu binden (10 bis
12). Wegen der Kompliziertheit haben sich diese Methoden
allerdings bislang nicht in der Praxis durchsetzen können (9).
Es sind bereits Verfahren zur Identifikation unbekannter SNPs
bekannt, vor denen sich jedoch keines für einen hochpar
allelisierten Probendurchsatz eignet. Es ist insbesondere kein
Verfahren bekannt, mit welchem unter Verwendung der DNA-
Chiptechnologie unbekannte SNPs schnell identifiziert werden
können. Für eine routinemäßige Untersuchung von Probanden
eines klinischen Versuchs und der damit verbundenen Zuordnung
eines Genotyps zu einer Medikamentenunverträglichkeit ist ein
solches Nachweissystem wegen eines hohen Probendurchsatzes
aber notwendig. Ein noch höherer Probendurchsatz wäre bei der
Medikation einer großen Gruppe von Patienten mit solchen
Wirkstoffen erwünscht, bei denen es häufig zu Nebenwirkungen
oder Therapieversagen kommt wie bei der Brustkrebstherapie mit
Antiöstrogenen.
Schließlich ist auch noch keine Methode bekannt, mit der die
gleichzeitige Identifikation bislang unbekannter SNPs in einer
DNA-Probe in Verbindung mit der Analyse der Expressionsstärke
von Genen möglich ist. Dies wäre jedoch für Anwendungen wie
z. B. Targetvalidierung und Patientenscreening erwünscht.
Gelöst werden diese Aufgaben durch ein Verfahren zum Nachweis
von Mutationen in Nucleotidsequenzen, bei dem man
- a) eine definierte einzelsträngige Nucleotidsequenz auf einen Nucleotidchip aufträgt,
- b) die auf Mutationen zu untersuchende Nucleotidse quenz, die komplementär zu bekannten Nucleotidse quenz ist, ebenfalls auf den Chip aufträgt und durch Hybridisierung beider Sequenzen eine Hetero duplex herstellt,
- c) die Heteroduplex mit einem Fehlpaarungen erkennen den markierten Substrat inkubiert und
- d) die Fehlpaarungen durch Detektion des an ihnen angelagerten, markierten Substrats nachweist.
Mit diesem Verfahren könnten bekannte und unbekannte Punkt
mutationen sowie Insertions- und Deletionsmutationen schnell
und unkompliziert identifiziert werden. Treten zwischen der
immobilisierten DNA und der zu untersuchenden DNA-Fehlpaa
rungen auf, so werden diese z. B. durch markierte mismatch
binding-Proteine oder durch eine elektronische Detektion
erkannt. Damit ist ein Auslesen der Fehlpaarungen auf dem Chip
möglich. Die Fehlpaarungen stellen die SNPs dar.
Zur weiteren Beschreibung der Erfindung werden folgende
Begriffsdefinitionen eingeführt:
Der Ausdruck "DNA" wird im Zusammenhang mit der Beschreibung
des erfindungsgemäßen Nachweisverfahrens nicht nur für
Desoxyribonucleinsäure, sondern auch für RNA oder chemisch
modifizierte Polynucleotide verwendet;
Der Ausdruck "Referenz-DNA" bezeichnet eine biotinylierte DNA- Sequenz, die als Referenzsequenz verwendet wird;
"Proben-DNA" ist eine markierte DNA, die auf Mutationen überprüft werden soll;
Ein "DNA-Chip" ist durch eine in Zonen aufgeteilte Chip- Oberfläche gekennzeichnet, auf die jeweils eine Referenz-DNA aufgebracht wird;
"Genexpression" ist die Überführung der Erbinformation in RNA oder Protein.
Der Ausdruck "Referenz-DNA" bezeichnet eine biotinylierte DNA- Sequenz, die als Referenzsequenz verwendet wird;
"Proben-DNA" ist eine markierte DNA, die auf Mutationen überprüft werden soll;
Ein "DNA-Chip" ist durch eine in Zonen aufgeteilte Chip- Oberfläche gekennzeichnet, auf die jeweils eine Referenz-DNA aufgebracht wird;
"Genexpression" ist die Überführung der Erbinformation in RNA oder Protein.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Nachweisverfahrens
werden zunächst mit Hilfe einer elektronischen Adressierung
DNA-Heteroduplices bestehend aus einer vorgegebenen DNA-
Sequenz, der Referenz-DNA, sowie der Komplementär-DNA aus
einer physiologischen Probe, der Proben-DNA, auf einer
Chipoberfläche erzeugt. Dabei entstehende Fehlpaarungen zeigen
einen SNP der Proben-DNA an und können durch ein Substrat
nachgewiesen werden, das an der Fehlstelle bindet. Hierfür
eigenen sich mismatch binding-Proteine. Mismatch binding-
Proteine können z. B. mutS oder mutY aus E.coli oder T.aquati
cus, MSH 1 bis 6 aus S. cerevisiae, S1-Nuclease, T4-Endonuclea
se, Thyminglykosylase oder Cleavase sein. Es sind jedoch auch
andere Proteine oder Substrate hierfür einsetzbar, wenn sie
in der Lage sind, eine Basenfehlpaarung in einem DNA-Doppel
strang spezifisch zu erkennen und daran zu binden.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Referenz-DNA als
biotinyliertes Oligonucleotid eingesetzt, das entweder
synthetisiert oder durch eine Amplifikation mit sequenzspezi
fischen Oligonucleotiden, von denen eines am 5'-Ende biotiny
liert ist, hergestellt wird. Dabei muss die genaue Sequenz der
Referenz-DNA bekannt sein. Danach wird die Referenz-DNA durch
Aufschmelzen, vorzugsweise in einer Pufferlösung mit niedrigem
Salzgehalt, in den einzelsträngige Zustand überführt und
durch elektronische Adressierung auf eine vorgegebene Position
eines Chips aufgebracht. Geeignete Chips werden bspw. von der
Firma Nanogen (San Diego/USA) in den Handel gebracht. Das
Aufbringen der Referenz-DNA kann bspw. mittels einer Nanogen
Molecular Biology Workstation vorzugsweise unter Verwendung
der vom Hersteller angegebenen Parameter erfolgen. Die
Benutzung der Chips bzw. der Molecular Biology Workstation von
Nanogen sind ausführlich beschrieben in (13).
Auf den so vorbereiteten Chip wird nun die Proben-DNA, welche
komplementär zu der auf den Chip bereits aufgebrachten Sequenz
ist, aufgetragen. Dazu werden farbstoffmarkierte Oligonucleo
tide synthetisiert oder durch eine Amplifikation mit sequenz
spezifischen Oligonucleotiden, von denen eines am 5'-Ende
farbstoffmarkiert ist, erzeugt. Dabei stellt das farbstoff
markierte Nucleotid der Proben-DNA den Gegenstrang zu dem
biotinylierten DNA-Strang der Referenz-DNA dar. Auch die
Proben-DNA muss vorher durch Aufschmelzen z. B. in einer
Pufferlösung mit niedrigem Salzgehalt, in den einzelsträngigen
Zustand überführt und durch elektronische Adressierung auf die
biotinylierte Referenz-DNA aufgebracht werden. Dadurch
entsteht durch Hybridisierung eine DNA-Heteroduplex bestehend
aus Referenz-DNA und Proben-DNA. Auch die Herstellung der
Heteroduplex kann z. B. mit einer Nanogen Molecular Biology
Workstation unter Verwendung der vom Hersteller angegebenen
Parameter erfolgen. Die erfolgreiche Hybridisierung kann durch
Nachweis des an die Heteroduplex gekoppelten Farbstoffes
optisch unter Verwendung der Nanogen Molecular Biology
Workstation erfolgen und in Verbindung mit einem Computer
programm quantitativ nachgewiesen werden.
Weist nun die Sequenz der Proben-DNA eine Mutation gegenüber
der Referenz-DNA auf, so kommt es in der Heteroduplex zu einer
Fehlpaarung. Solche Fehlpaarungen werden von den Proteinen der
mutS-Familie mit hoher Spezifität erkannt. Besonders geeignet
sind hierfür die Fehlpaarungen erkennenden muts-Protein aus
E.coli und aus T. aquaticus.
Das Fehlpaarungen erkennende Protein kann außer farbstoff
tragenden und fluoreszierenden Gruppen auch enzymatische oder
radioaktive Markierungen enthalten. Zur enzymatischen
Markierung eignen sich vor allem die Chloramphenicol-Acetyl
transferase, die alkalische Phosphatase, die Luciferase oder
die Peroxydase.
Unter den zur Markierung geeigneten Fluoreszenzfarbstoffen
sind vor allem Cy3, Cy5, FITC oder Texas Red zu bevorzugen.
Wird nun ein bspw. mit Farbstoff markiertes muts-Protein mit
der auf der Chipoberfläche gebundenen Heteroduplex-DNA
inkubiert, so bindet das Protein vorzugsweise an den Positio
nen des Chips, wo es zu Fehlpaarungen innerhalb der Heterodu
plex gekommen ist. Die gebundenen farbstoffmarkierten mutS-
Proteine werden dann durch optische Detektion z. B. unter
Verwendung der Nanogen Molecular Biology Workstation in
Verbindung mit einem geeigneten Computerprogramm quantitativ
nachgewiesen.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich nicht nur zum
Nachweis von Genmutationen, sondern kann auch Unterschiede im
Expressionsniveau der aus der cDNA in verschiedenen Zellen
oder Geweben exprimierten mRNA anzeigen. Dies geschieht
dadurch, dass der an die Proben-DNA gekoppelte Farbstoff
optisch nachgewiesen wird. Da die Menge des Farbstoffes an
einer gegebenen Chipposition mit der Menge der cDNA korre
liert, erlaubt die Auswertung der Farbstoffintensität von
mehreren Chippositionen Unterschiede im Expressionsniveau
verschiedener Zellen oder Gewebe festzustellen. Dabei wird der
an die Proben-DNA gebundene Farbstoff optisch nachgewiesen.
Da die Menge des Farbstoffs an einer gegebenen Chipposition
mit der Menge an cDNA korreliert, erlaubt die Auswertung der
Farbstoffintensität von mehreren Chippositionen Unterschiede
im Expressionsniveau verschiedener Zellen oder Gewebe
festzustellen. Der parallele Nachweis von Mutationen und
Genexpressionsunterschieden in derselben Probe ist nicht nur
zeitsparend, sondern wegen der gleichmäßigen Behandlung der
Proben in beiden Nachweissystemen auch weniger fehleranfällig.
Die hier beschriebene Methode zum parallelen Nachweis von
Mutationen und Genexpressionsunterschieden stellt die erste
ihrer Art dar.
Basenfehlpaarungs-bindende Proteine wie Proteine der mutS-
Familie spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung und
Reparatur von Schäden der DNA in Eukaryoten, Bakterien und
Archeae (14). Diese Proteine binden mit hoher Spezifität an
Abschnitte der DNA mit Basenfehlpaarungen und leiten durch
Rekrutierung von Enzymen die Reparatur des Schadens ein.
Wegen ihrer besonderen Bindungseigenschaften können diese
Proteine zum Nachweis von Mutationen verwendet werden (9).
Dazu wird gewöhnlich die DNA, in der eine Mutation vermutet
wird, mit einer Referenz-DNA hybridisiert. Weist die zu
testende DNA gegenüber der Referenz-DNA eine Mutation auf,
bildet sich eine Basenfehlpaarung, die mit Basenfehlpaarungs
bindenden Proteinen nachgewiesen werden kann. Die bestehenden
Nachweisverfahren sind jedoch zeitaufwendig, ungenau und
eignen sich nicht für einen hohen Probendurchsatz. Daher wurde
das erfindungsgemäße Verfahren entwickelt, dass den schnellen
Nachweis von Mutationen durch elektronisch beschleunigte
Hybridisierung der Referenz-DNA mit der zu testenden DNA in
Verbindung mit neuartigen, farbstoffmarkierten mutS-Proteinen
erlaubt. Das Verfahren eignet sich weiterhin zur parallelen
Mutationsanalyse multipler Sequenzen.
Abb. 1 zeigt eine schematische Darstellung des parallelen
Mutationsnachweises und lässt folgendes erkennen:
- 1. Fragmente der Gene A-E werden als einzelsträngige Referenz-DNA auf individuelle Positionen eines Nanogen™- Chips (Nanogen Inc., San Diego, USA) elektronisch adressiert und
- 2. mit der farbstoffmarkierten Test-DNA elektronisch beschleunigt hybridisiert.
- 3. Basenfehlpaarungen der resultierenden Heteroduplices reflektieren eine Mutation der Test-DNA gegenüber der Referenz-DNA und können durch ein farbstoffmarkiertes muts-Protein lokalisiert werden.
- 4. Die optische Analyse des Chips erlaubt anschließend die Zuordnung einer Mutation zu einem Genfragment.
Für das erfindungsgemäße Verfahren wurde das muts-Gen aus
E.coli kloniert und anschließend überexprimiert. Anschließend
wurde erstmalig gereinigtes mutS-Protein mit Farbstoffen
markiert und funktionell getestet. In einem weiteren Schritt
wurde dann das farbstoffmarkierte muts-Protein zum Mutations
nachweis in elektronisch adressierten DNA-Heteroduplices
verwendet.
Die DNA-Sequenz, die für mutS aus E.coli kodiert, wurde über
PCR amplifiziert und nach Standardverfahren isoliert. Der 5'-
Primer (SEQ. ID No. 1) führt eine BamHI Schnittstelle
unmittelbar vor dem Start-Codon ein, während der 3'-Primer
(SEQ. ID No, 2) eine HindIII Schnittstelle nach dem Stop-Codon
generiert. Die PCR ist dem Fachmann bekannt und wurde nach
folgendem Schema durchgeführt:
Eine Zahnstocherspitze E.coli XL1Blue (Stratagene, Amsterdam Zuidoost, Niederlande) werden in einen 100 µl PCR-Ansatz mit 71 µl H2O und 10 µM 5'-Primer, 10 µl 10 pH 3'-Primer, 10 µl 10x PCR-Puffer mit MgSO4 (Roche, Mannheim), 2 µl DMSO, 1 µl dNTP's (jeweils 25 µM) und 2 µl Pwo Polymerase (= 10 U) gegeben. Die PCR läuft mit folgendem Programm: 94°C für 5 Minuten mit anschließend 30 Zyklen mit 0,5 Minuten 94°C, 0,5 Minuten 55°C und 2,5 Minuten 72°C. Am Ende der PCR schließt sich eine Inkubation von 7 Minuten bei 72°C an.
Eine Zahnstocherspitze E.coli XL1Blue (Stratagene, Amsterdam Zuidoost, Niederlande) werden in einen 100 µl PCR-Ansatz mit 71 µl H2O und 10 µM 5'-Primer, 10 µl 10 pH 3'-Primer, 10 µl 10x PCR-Puffer mit MgSO4 (Roche, Mannheim), 2 µl DMSO, 1 µl dNTP's (jeweils 25 µM) und 2 µl Pwo Polymerase (= 10 U) gegeben. Die PCR läuft mit folgendem Programm: 94°C für 5 Minuten mit anschließend 30 Zyklen mit 0,5 Minuten 94°C, 0,5 Minuten 55°C und 2,5 Minuten 72°C. Am Ende der PCR schließt sich eine Inkubation von 7 Minuten bei 72°C an.
Das mutS-PCR-Produkt (SEQ. ID. No. 3) wird über ein 1%-iges
TAE Agarose Gel aufgereinigt und die gewünschte DNA wird aus
einem ausgeschnittenen Agarose-Block mit Hilfe des Gel
Extraktion Kit (Qiagen, Hilden, Deutschland) isoliert.
Die isolierte DNA wird über ein Gen quantifiziert und mit
BamHI und HindIII geschnitten. In einem 60 µl Ansatz werden
10 µl mutS-PCR-Produkt (etwa 2 µg) mit 30 U BamHI (3 µl, NEB,
Heidelberg), 30 U HindIII (3 µl, NEB, Heidelberg), 6 µl 10x
NEB2-Puffer (NEB, Heidelberg), 0,6 µl 100y BSA (NEB, Heidel
berg) und 37,4 µl H2O vereint und bei 37°C für 4 Stunden
inkubiert. Die Enzyme werden anschließend bei 70°C für 10
Minuten inaktiviert. Die DNA wird nach Zugabe von 6 µl Na-
Acetat pH 4,9 und 165 µl Ethanol über Nacht bei 4°C gefällt.
Nachdem das Pellet in 70%-igen Alkohol gewaschen wurde, wird
es an der Luft getrocknet. Die DNA wird in 30 µl TE (10 mM
TrisHCl, 1 mM EDTA, pH8) aufgenommen.
Das E.coli Expressionsplasmid pQE30 (SEQ. ID No. 4) (Qiagen,
Hilden) wird ebenfalls mit BamHI und HindIII geschnitten.
In einem 60 µl Ansatz werden 10 µl pQE30 mit 30 U BamHI (3 µl,
NEB, Heidelberg) 30 U HindIII (3 µl, NEB, Heidelberg) 6 µl 10x
NEB2-Puffer (NEB, Heidelberg), 0,6 µl 100y BSA (NEB, Heidel
berg) und 37,4 µl Wasser vereint und bei 37°C für 4 Stunden
inkubiert. Die Enzyme werden anschließend bei 70°C für 10
Minuten inaktiviert. Die DNA wird nach Zugabe von 6 µl Na-
Acetat pH 4,9 und 165 µl Ethanol über Nacht bei 4°C gefällt.
Nachdem das Pellet mit 70%-igem Alkohol gewaschen wurde, wird
es an der Luft getrocknet. Die DNA wird in 30 µl TE (10 mM
TrisHCl, 1 mM EDTA, pH8) aufgenommen.
Die Mengen von pQE30 und mutS werden auf einem Agarose-Gel
verglichen und es werden 100 ng Plasmid (2 µl) und 150 ng (5
µl) mutS DNA in einem 20 µl Ligationsansatz mit 2 µl 101x
Ligase-Puffer (Roche, Mannheim), 2 µl Ligase (2 U, Roche,
Mannheim) und 9 µl H2O vereint und 2 Stunden bei 37°C inku
biert. Der Ligationsansatz wird anschließend mittels CaCl2-
Methode (Ausubel et al., Current protocols in molecular
biology, Vol. 1, ED Wiley and Sons, 2000) E.coli TOP10 (Firma
Stratagene, La Jolla, San Diego, USA) tranformiert. Die Zellen
werden auf Ampicillin-Resistenz hin selektiert und positive
Klone werden mittels Minipräp-Analyse auf den Plasmidgehalt
hin untersucht. Mit Klonen, bei denen das gewünschte Plasmid
pQE30-mutS (SEQ. ID. No. 5) gefunden wurde, wurde eine
Proteininduktion vorgenommen.
Eine 5 ml LB (mit 100 µg/ml Ampicillin) über Nacht Kultur
E.coli TOP10 mit dem Plasmid pQE30-mutS wird so verdünnt, dass
in einer darauf folgenden, 100 ml LB (100 µg/ml Ampicillin)
eine OD von 0,05 entsteht. Die Zellen werden bei 37°C unter
Schütteln (240 rpm) so lange inkubiert, bis eine OD von 0,25
erreicht wurde. Anschließend wird eine hPTG Konzentration von
1 mM in der Kultur eingestellt und die Zellen werden weitere
4 Stunden inkubiert. Die Zellen werden durch Zentrifugation
(5.000 xg für 10 Minuten) geerntet. Das Zellpellet wird in
10 ml PBS-Puffer mit 0,1 g Lysozym (Sigma, Deisendorf) und
250 U Benzonase (Merck, Darmstadt) aufgenommen und bei 37°C für
60 Minuten inkubiert.
Abb. 2 zeigt eine SDS-PAGE mit mutS (Pfeil) exprimierenden
E.coli Stämmen nach Induktion (Bahn 1 und 2) und vor der
Induktion (Bahn 3).
Danach wurden 100 µl PMSF (100 mM in Isopropanol) (Sigma,
Deisendorf) und 100 µl Triton X-100 (Sigma, Deisendorf)
zugegeben. Nachdem die Zellen lysiert sind, wurden die
Zellreste bei 10.000 xg für 10 Minuten abzentrifugiert. 2 ml
Nickel-NTA-Agarose (Qiagen, Hilden) werden 3 × mit 10 ml
Puffer (Qiagen, Hilden) äquilibriert. Anschließend wird dem
Lysat die äqulibrierte Nickel-NTA-Agarose zugegeben. Es folgt
eine Inkubation bei 4°C für eine Stunde. Das Material mit
gebundenem mutS-Protein wird über eine Minisäule mit Glasfritte
abgetrennt (Biorat, München) und 3 × mit Puffer A gewaschen
(4 ml, 2 ml, 2 ml). Anschließend wird das Protein mit 2 × 2 ml
Puffer 8 (Qiagen) eluiert.
Die Farbstoffe Cy™3 und Cy™5 (Amersham Pharmacia Biotech,
Little Chalfont, UK) werden aufgrund ihrer Fluoreszenzeigen
schaften häufig zur Fluoreszenzmarkierung von Biomolekülen
verwendet (Mujumdar, R. B. et al., Bioconjugate Chemistry 4
(1993) 105-111; Yu, H. et al., Nucleic, Acids Research 22
(1994) 3226-3232). Für die Konjugation wird dabei üblicher
weise der entsprechende Succinimidylester über eine nukleophi
le Substitutionsreaktion an Proteinlysinreste unspezifisch
kovalent geknüpft. Das von der Firma Pharmacia ausgearbeitete
Protokoll (FluoroLink™ product specification protocol,
Amersham Pharmacia Biotech, Little Chalfont, UK) sieht dabei
für eine optimale Fluoreszenzmarkierung des Proteins dessen
Inkubation mit einem großen Überschuss an Fluorophor unter
relativ stark basischen Bedingungen vor (0,1 M Na2CQ,
ph 9,3). So wurde zunächst in Anlehnung an dieses Protokoll eine
Fluoreszenzmarkierung des thermostabilen muts aus Thermus
aquaticus mit Cy3 vorgenommen. Nach gelpermeationschromatogra
phischer Aufreinigung und anschließender SDS-PAGE Analyse
konnte eine stark fluoreszierende Proteinbande nachgewiesen
werden, die eindeutig aufgrund ihres Molekulargewichts einem
mit Cy3 markierten muts-Protein entspricht (Abb. 3). Bahn 1
zeigt das mutS-Cy™3 (M.Taq), während die Bahnen 2 bis 4 das
mutS-Cy™S (E.coli) darstellen.
Der nachfolgende Aktivitätstest (Band-Shift-Assay) zeigte
allerdings, dass das markierte Protein keinerlei Aktivität
mehr besaß und daher nicht in der Lage war, ein G/T Mismatch
enthaltendes Oligomer zu binden (s. Abb. 7). Dieses Experiment
zeigt, dass im Fall der Markierung des mutS-Proteins die von
Pharmacia vorgeschlagenen Markierungsprozedur unpraktikabel
ist und zum Erhalt von aktivem Protein ein verfeinertes und
optimiertes Markierungsprotokoll etabliert werden muss.
Für die Fluoreszenzmarkierung des Proteins wurden vier
Labelingansätze mit steigenden Konzentrationen an Labeling-
Reagenz in Labeling-Puffer (20 mM N-2-Hydroxyethylpiperazin-
N'-2-Ethansulfonsäure (HEPES), pH 7,9, 150 mM KCl, 10 mM
MgCl2, 0,1 mM N,N,N',N'-Ethylendiamintetraacetat (EDTA), 10%
Glycerin in destilliertem Wasser) durchgeführt, um unter
schiedliche Populationen an fluoreszenzmarkiertem mutS zu
erhalten. Diese sich im Labelinggrad unterscheidenden Proteine
wurden dann im Band-Shift-Assay auf ihre Aktivität hin
untersucht.
Die Labeling-Reaktion wurde in einer Mischung (500 µl) aus
E.coli muts-Protein (50 µg, 1,05 µM) mit steigenden Konzen
trationen an Cy™5-Succinimidylester (12 µM, 20 µM, 50 µM und
100 µM) in Labeling-Puffer bei Raumtemperatur für 30 Minuten
im Dunkeln durchgeführt. Zur Reinigung des farbstoffmarkierten
mutS-Proteins wurde eine NAP-5 Gelfiltrationssäule (Pharmacia
LKB Biotechnology, Uppsala, Schweden) mit 3 Säulenvolumina
Elutions-Puffer (20 mM Tris-HCl pH 7,6, 150 mM KCl, 10 mM
MgCl2, 0,1 mM EDTA, 1 mM Dithiothreitol (DTT), 10% Glycerin in
destilliertem Wasser equilibriert. Die Labeling-Reaktions
lösung wird mit Elutions-Puffer (500 µl) versetzt, komplett
auf die Säule aufgetragen und die unterschiedlich fluoreszenz
markierten Proteine durch Elution mit Elutions-Puffer
isoliert. Die fluoreszierenden Proteinfraktionen wurden dann
näher UV-spektroskopisch (Abb. 4) und SDS-PAGE gelchromatogra
phisch (Abb. 5) untersucht.
Abb. 4 zeigt die UV-Spektren von mutS-Cy™S (E.coli) Konjuga
ten mit unterschiedlichem Fluoreszenzmarkierungsgrad (D/P-
Ratio). Die Spektren 1 bis 4 zeigen folgende Fluoreszenzmar
kierungsgrade: 1. D/P = 0,5 (20 µM Cy™5), 2. D/P = 1,0 (50 µM
Cy™5), 3: D/P = 2,0 (100 µM Cy™S) und 4. D/P = 3,0 (100 µM
Cy™5).
Abb. 5 zeigt die SDS-PAGE von mutS-C™5 (E.coli) Fraktionen
mit unterschiedlichem Fluoreszenzmarkierungsgrad (D/P Ratio).
Die Spektren 1 bis 7 zeigen folgende Fluoreszenzmarkierungs
grade: 1. D/P = 0,5 (20 µM Cy™5), 2. D/P = 0,5 (20 µM Cy™5),
3. D/P = 1,5 (50 µM Cy™5), 4. D/P = 1,0 (50 µM Cy™5), 5. D/P
= 2,0 (100 µm Cy™5), 6. D/P = 3,0 (100 µM Cy™5), 7. D/P = 2,5
(100 µM Cy™5).
Anschließend wurde mit der Band-Shift-Methode überprüft, ob
die mit Cy™5 konjugierten muts-Proteine funktionell aktiv
waren, d. h. ob sie noch spezifisch an Basenfehlpaarungen
binden konnten. Dazu wurden die doppelsträngigen Oligonucleo
tide AT (SEQ. ID No. 6) und GT (SEQ. ID No. 7) durch 5-
minütiges Erhitzen der jeweiligen komplementären Einzelstränge
in 10 M Tris-HCl, 100 mM KCl, 5 mM MgCl2) auf 95°C gefolgt vom
langsamen Abkühlen auf Raumtemperatur durch Hybridisierung
erzeugt. Die komplementären Einzelstränge SEQ. ID. No. 6 und
SEQ. ID. No. 7 bildeten dabei das Oligonucleotid AT, die
Einzelstränge SEQ. ID. No. 6 und SEQ. ID. No. 8 das Oligonucleo
tid GT. Das Oligonukleotid GT weist gegenüber dem Oligonu
cleotid AT eine Basenfehlpaarung auf. Mit Hilfe der T4-
Polynukleotidkinase (New England Biolabs, Frankfurt) wurden
nach Angaben des Herstellers je 10 µmol der beiden Oligonu
kleotide AT und GT mit 150 µCi γ-32P-ATP an den 5'-Enden
radioaktiv markiert und über Sephadex G50-Gelfiltrationssäulen
(Pharmacia, Uppsala, Schweden) nach Angaben des Herstellers
gereinigt. Für einen Band-Shift Ansatz wurden 17 fmol des
jeweiligen Oligonukleotids in 10 µl Reaktionspuffer (20 mM
Tris-HCl pH 7,6, 150 mM KCl, 10 mM MgCl2, 0,1 mM EDTA, 1 mM
Dithiotreitol (DTT), 100 µg/ml BSA Fraktion VII, 15% Glycerin
in destilliertem Wasser) aufgenommen und mit 10 µl der Cy™5
konjugierten mutS-Proteine bzw. 10 µl entsprechend 0,5 mg
kommerziell erhältlicher mutS-Proteine für 20 Minuten bei
Raumtemperatur inkubiert. Es wurden unkonjugiertes E.coli mut
S (Gene Check, Fort Collins, USA) und T.aquaticus mutS
(Epicentre, Madison, USA) verwendet, und Cy™5-konjugiertes
T.quaticus mut S wurde nach der für E.coli mutS etablierten
Vorschrift zum Vergleich präpariert. Nach der Inkubation
wurden die Ansätze auf 6% Polyacrylamidgelen vom Typ PROTEAN3
(Biorad, München) aufgetragen und für 90 Minuten bei 25 mA
getrennt. Gel- und Laufpuffersystem war dabei 45 mM Tris-
Borat, 10 mM MgCl2, 1 mM EDTA. Nach dem Lauf wurden die Gele
getrocknet und durch Autoradiographie analysiert (Abb. 6). Die
Abb. 6 zeigt Cy™5-konjugiertes E. coli mutS (Bahnen 4,9) und
weist gegenüber kommerziell erhältlichem Protein (Gene Check,
Fort Collings, USA, Bahnen 2, 7) keinen Aktivitätsverlust auf.
Gleiches gilt für Cy™S-konjugiertes T.aquaticus mutS (Epicen
tre, Madison, USA, Bahnen 3, 8 unkonjugiert, Bahnen 5, 10
konjugiert). Alle Proteine banden Oligonukleotid G/T (Bahnen
6 bis 10) besser als Oligonukleotid A/T (Bahnen 1 bis 5).
Bahnen 1 und 6 enthalten kein Protein. Konjugierte und
unkonjugierte Proteine banden stärker an das Oligonukleotid
mit dem Mismatch (G/T) als an das Oligonukleotid ohne Mismatch
(A/T). Unter den hier verwendeten Konjugationsbedingungen
zeigten weder E.coli muts noch T.aquaticus muts einen
Aktivitätsverlust.
Im Gegensatz zu dem vorstehend genannten Konjugationsprotokoll
führt die Konjugation von T.aquaticus mit Cy™3 unter Verwen
dung der vom Hersteller des Farbstoffs empfohlenen und z. B.
für Antikörper geeigneten Bedingungen zu einem vollständigen
Aktivitätsverlust des konjugierten Proteins (Abb. 7), so dass
dieses Standardprotokoll hier nicht verwendet werden konnte.
Abb. 7 zeigt unkonjugiertes T.aquaticus mutS (Bahnen 2, 7 :
0,16 µg, Bahnen 5, 10 : 0,64 µg) und bindet im Gegensatz zu
unter Standardbedingungen Cy™3-konjugierten Protein (Bahnen
4, 9 : 0,16 µg, Bahnen 5, 10 : 0,64 µg) an DNA, wobei der
Mismatch (Bahnen 6 bis 10) besser gebunden wird als die genaue
Basenpaarung (Bahnen 1 bis 5). Bahnen 1 und 6 enthalten kein
Protein.
Die funktionellen farbstoffmarkierten E. coli und T. aquaticus
mutS-Proteine wurden nun zum Nachweis von Punktmutationen auf
elektronisch adressierbaren DNA-Chips verwendet. Dazu wurde
zunächst eine 100 nN Lösung des am 5'-Ende biotinylierten
Oligonukleotids "Sense" (Seq. Id Nr. 9) auf alle Positionen
der Reihen 1-5 sowie 7-9 eines 100-Positionen DNA-Chips der
Firma Nanogen wie in (13, 15, 16) beschrieben für 60 s mit 2 V
elektronisch adressiert (Abb. 8). Die Stromstärke pro Position
schwankte in den Reihen 1-8 zwischen 262 nA und 364 nA, in den
Reihen 9 und 10 zwischen 21 nA und 27 nA, wodurch an diese
Positionen weniger DNA adressiert wurde. Anschließend wurde
das zu dem Oligonukleotid "Sense" (Seq. Id Nr. 9) vollständig
komplementäre und am 5'-Ende mit Cy™3 markierte Oligonukleo
tid Seq. ID Nr. 7 unter den oben beschriebenen Bedingungen auf
die Reihen 1, 3, 7 und 9 des Chips aufgebracht, so dass an
diesen Positionen vollständig gepaarte, mit "AT" bezeichnete
Doppelstränge entstanden (Tabelle 1). In einem weiteren
Schritt wurde das Cy™3 markierte Oligonukleotid Seq. ID Nr.
8 wie oben beschrieben auf die Positionen 2, 4, 8 und 10 des
Chips aufgebracht. Dieses Oligonukleotid bildet mit dem vorher
adressierten Oligonukleotid "sense" einen Doppelstrang mit
einer einzelnen G/T Basenfehlpaarung, weswegen das resultie
rende doppelsträngige Oligonukleotid mit "GT" bezeichnet wird
(Tabelle 1).
Je 50 µl der oben beschriebenen Cy™S markierten muts-Proteine
wurden über Sephadex G50 Spin-Columns (Pharmacia, Uppsala,
Schweden) nach Angabe des Herstellers gereinigt und somit von
unkonjugiertem Farbstoff vollständig befreit. Die Säulen
wurden vorher mit 500 µl Puffer (20 mM Tris-HCl pH 7.6, 150
mM KCl, 10 mM MgCl2, 0.1 mM EDTA, 1 mM Dithiothreitol (DTT),
gegeben und für 20 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert.
Anschließend wurde die Fluoreszenzintensität der Cy™3 auf der
Chipoberfläche nach Angaben des Herstellers Nanogen gemessen
(Tabelle 1). Die geringen Schwankungen der Werte in den Reihen
1-4 sowie 7 und 8 deuten auf eine gleichmäßige Hybridisie
rung der doppelsträngigen Oligonukleotide AT und GT hin. Die
im Vergleich dazu niedrigeren Werte der Reihen 9 und 10
reflektieren die in diesen Reihen kleineren DNA-Mengen wegen
niedrigerer Adressierungsstromstärke (s. o.). Die niedrigen
Werte in den Reihen 5 und 6 stellen das Hintergrundsignal dar,
da an diese Reihen keine fluoreszenzmarkierte DNA adressiert
wurde.
Die anschließende Fluoreszenzmessung des Cy™5-markierten E.
coli muts-Proteins zeigt deutlich, dass das Protein bevorzugt
an das Oligonukleotid GT bindet (Tabelle 2). Selbst bei sehr
kleinen DNA-Mengen (Tabelle 2, Reihen 9 und 10) ist eine
Diskriminierung zwischen dem perfekt paarenden Oligonukleotid
(AT) und dem mismatch-enthaltenden Oligonukleotid (GT) mit dem
farbstoffmarkierten Protein möglich, die bei größeren DNA-
Mengen (Reihen 1-4 sowie 7 und 8, vergleiche Tabelle 1) noch
deutlicher wird. Auffällig sind weiterhin die niedrigen
Hintergrundwerte (Tabelle 2, Reihe 5 und 6).
Um zu ermitteln, ob andere Mismatch-bindende Proteine wie
z. B. das muts-Protein aus T. aquaticus ebenfalls zum
schnellen Nachweis von Mutationen auf elektronisch adressier
baren Chips verwendet werden können, wurde zunächst ein 100-
Positionen-Chip der Firma Nanogen genau wie oben beschrieben
adressiert. Anschließend wurde Cy™5-markiertes T. aquaticus
muts-Protein wie oben beschrieben über Sephadex G50 Spin-
Columns weiter aufgereinigt und für 20 min mit der Chipober
fläche inkubiert. Anschließend wurde die Fluoreszenzintensität
der Cy™3 auf der Chipoberfläche nach Angaben des Hersteller
Nanogen gemessen (Tabelle 3). Die geringen Schwankungen der
Werte in den Reihen 1-4 sowie 7 und 8 deuten wiederum auf
eine gleichmäßige Hybridisierung der doppelsträngigen
Oligonukleotide AT und GT hin. Die im Vergleich dazu niedrige
ren Werte der Reihen 9 und 10 reflektieren wieder die in
diesen Reihen kleineren DNA-Mengen wegen niedrigerer Adressie
rungsstromstärke (s. o.). Die niedrigen Werte in den Reihen
5 und 6 stellen das Hintergrundsignal dar, da an diese Reihen
keine fluoreszenzmarkierte DNA adressiert wurde. Die an
schließende Fluoreszenzmessung des Cy™S markierten T.
aquaticus mutS-Proteins zeigt deutlich, dass auch dieses
Protein bevorzugt an das Oligonukleotid GT bindet (Tabelle 2)
und somit zum Nachweis von Mutationen auf elektronisch
adressierbaren DNA-Chips geeignet ist.
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8. E. P. Lessa und G. Applebaum, Mol. Ecol. 2 (1993), 119-129.
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14. R. Fishel, Genes Dev. 12 (1998), 2096-2101.
Claims (15)
1. Verfahren zum Nachweis von Mutationen in Nucleotidse
quenzen, dadurch gekennzeichnet, dass man
- a) eine definierte, einzelsträngige Nucleotidsequenz auf einen Nucleotid-Chip aufträgt,
- b) die auf Mutationen zu untersuchende Nucleotidse quenz, die komplementär zur bekannten Nucleotid sequenz ist, ebenfalls auf den Chip aufträgt und durch Hybridisierung beider Sequenzen eine Hete roduplex herstellt,
- c) die Heteroduplex mit einem Fehlpaarungen erken nenden markierten Substrat inkubiert und
- d) die Fehlpaarungen durch Detektion des an ihnen angelagerten, markierten Substrates nachweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die erfolgreiche Hybridisierung der zu untersuchenden
Nucleotidsequenz
- a) durch einen Fluoreszenzfarbstoff oder
- b) durch elektronische Detektion nachgewiesen wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, dass man zum quantitativen Nachweis der Menge der
zu untersuchenden Nucleotidsequenz die Stärke des bei einer
erfolgreichen Hybridisierung auftretenden Fluoreszenzlich
tes misst.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, dass der Nucleotid-Chip elektronisch adressierbar
ist.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, dass das Fehlpaarungen erkennende Substrat ein
Protein aus der Gruppe der mutS-Proteine ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
dass das Fehlpaarungen erkennende Protein das muts-Protein
aus E.coli oder das mutS-Protein aus T. aquaticus ist.
7. Verfahren zum quantitativen Nachweis der Expression
von mRNA in verschiedenen Zellen oder Geweben, dadurch
gekennzeichnet, dass man
- a) eine bekannte einzelsträngige Nucleotidsequenz auf einen Nucleotid-Chip aufträgt,
- b) aus verschiedenen Zellen oder Geweben gewonnene, markierte cDNA ebenfalls auf den Chip aufträgt und durch Hybridisierung beider Sequenzen eine Heteroduplex herstellt und
- c) durch quantitative Messung der Markierung die Menge der mRNA bestimmt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
dass man eine mit Farbstoff markierte cDNA einsetzt und die
bei der Hybridisierung auftretende Färbung optisch quanti
tativ misst.
9. Fehlpaarungen erkennendes Protein, dadurch gekenn
zeichnet, dass es durch Kopplung mit einer nachweisbaren
enzymatischen, radioaktiven, farbstofftragenden oder fluo
reszierenden Gruppe markiert ist.
10. Fehlpaarungen erkennendes Protein nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass es ein Protein aus der Gruppe
muts, mutY, MSH1 bis MSH6, SI-Nuclease, T4-Endonuclease,
Thyminglykosylase oder Cleavase ist.
11. Fehlpaarungen erkennendes Protein der Ansprüche 7 bis
8, dadurch gekennzeichnet, dass es mit einer enzymatischen
Gruppe ausgewählt aus der Gruppe Chloramphenicol-Acetyl
transferase, alkalische Phosphatase, Luciferase oder Per
oxidase markiert ist.
12. Fehlpaarungen erkennendes Protein der Ansprüche 7 bis
8, dadurch gekennzeichnet, dass es mit einem Fluoreszenz
farbstoff ausgewählt aus der Gruppe Cy3, Cy5, FITC oder
Texas Red markiert ist.
13. Verfahren zur Herstellung von mit Fluoreszenzfarb
stoffen markierten, Fehlpaarungen erkennenden Proteinen,
dadurch gekennzeichnet, dass man ein Protein von Anspruch
10 mit einem als Ester vorliegenden Fluoreszenzfarbstoff
von Anspruch 12 in einer wässrigen Lösung unter Lichtaus
schluss inkubiert und das markierte Protein anschließend
chromatographisch reinigt.
14. Nukleinsäure dadurch gekennzeichnet, dass sie der SEQ.
ID. No, 5 des Sequenzprotokolls entspricht oder eine homo
loge Nukleinsäuresequenz aufweist, die für ein Expression
plasmid kodiert, mit dem das muts-Protein in E. coli ex
primiert wird.
15. Nukleinsäure nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
dass das Plasmid den T5-Promotor enthält.
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