Die Erfindung betrifft einen zweiräderigen Roller mit Tretantrieb nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Zweiräderige Roller mit Tretantrieb, sogenannte Tretroller, sind bekannt. Sie umfassen ein auf einem Rollerrahmen nach Art einer Wippe angeordnetes Trittbrett, welches eine, an seinem hinteren mit einer Drehlagerung verbundenen Ende, eine Zahnstange umfasst, die die auf- und abwärts gerichtete Bewegung des vorderen freien Endes des Trittbrettes in eine in etwa horizontal gerichtete Bewegung umwandelt und diese Bewegung auf ein Ritzel am Hinterrad des Rollers überträgt. Fahrer der so ausgebildeten Roller stehen mit beiden Füssen auf dem Trittbrett, mit dem einen Fuss nahe dem vorderen, sich auf und ab bewegenden Ende des Trittbrettes, mit dem anderen Fuss nahe dem hinteren Ende.
Die Antriebskraft wird vermittels eines Fusses auf das vordere freie Ende des Trittbrettes durch das senkrecht wirkende Gewicht des Fahrers erreicht, während der andere Fuss, d.h. der hintere Fuss inaktiv bleibt. Der Vortrieb des bekannten Rollers beruht auf dem Prinzip der Gewichtsverlagerung, die wenig geeignet ist, Leistungssteigerungen der Beinmuskulatur zu bewirken. Zu diesem Mangel tritt hinzu, dass Bewegungen auf einer Wippe, auf der beide Füsse abgestellt sind, ein besonderes Gleichgewichtsgefühl voraussetzt. Aus diesen Gründen hat der bekannte Tretroller keine Verbreitung als Gymnastikgerät - unter Gymnastikgerät wird hier ein auf die Zweckgymnastik, d.h. zur Leistungssteigerung einer Muskelpartie ausgerichtetes Gerät verstanden - sondern nur als Kinderspielzeug gefunden.
Weiter ist ein Roller bekannt, der durch Stosskraft eines Beines angetrieben wird. Die Stosskraft wird durch eine kraftbeladene Parallelbewegung des Beines zur Laufrichtung des Rollers erreicht. Auch diese Bewegung findet keinen Platz in der Zweckgymnastik. Auch dieser bekannte Roller hat zwar als Fortbewegungsmittel, nicht aber als Gymnastikgerät Verbreitung gefunden.
Roller haben aber auch Vorteile. Sie positionieren Fahrer in geringem Höhenabstand zur Fahrbahn und entwickeln unter normalen Fahrverhältnissen relativ geringe Geschwindigkeiten. Diese zusammengenommen vermitteln Rollerfahrern das Gefühl beherrschbarer Unfall- oder Sturzrisiken, indem der Fahrer in kritischen Fahrsituationen einfach vom Roller zur Meidung eines Sturzes absteigen könnte. Ein Roller reicht bezüglich Benutzerrisiken wie Sturz oder andersgearteter Unfälle nahe an stationäre Gymnastikgeräte heran, sie erfüllen aber nicht wie dargelegt den Zweck eines Gymnastikgerätes.
Das Fahrrad (Zweirad) hat in mobiler und stationärer Ausführung weite Verbreitung als Sport- und Gymnastikgerät gefunden. Es eignet sich besonders zur Zweckgymnastik wie Entwicklung und Stärkung der Beinmuskulatur und zum Ausdauertraining. Benutzer oder Patienten mittleren und vorgerückten Alters begegnen mobilen Fahrrädern mit gewissen Vorbehalten, da sie die im Vergleich zum Roller erhöhten Unfallrisiken und Unfallfolgen scheuen, ihre Benutzung zumeist durch altersbedingte Veränderungen des Bewegungsapparates und Knochengerüstes erschwert ist und ihnen zu wenig verkehrsberuhigte Fahrzonen verfügbar sind. Die Grund- respektive Minimal- Fahrgeschwindigkeit ist beim Fahrrad deutlich höher als beim Roller, dies in Verbindung mit dem erhöhten Abstand des Fahrers von der Fahrbahn bedeutet ein erhöhtes Verletzungsrisiko bei einem Sturz.
Bei Rückgratbeschwerden ist die Sitz-/Fahrposition für den Fahrer nicht von Vorteil, gleichermassen gestaltet sich öfter das Auf- und Absteigen zufolge von Veränderungen des Bewegungsapparates und des Knochengerüstes schwierig. Schliesslich ist das Fahren von Fahrrädern in verkehrsberuhigten Zonen, wie beispielsweise Fussgängerzonen, also dort wo sie mit einem erhöhten Mass an Fahrsicherheit benutzt werden könnten, nicht möglich. Deswegen greifen die Angehörigen vorstehend umrissenen Benutzerkreises vorwiegend auf stationäre Fahrräder, die sogenannten "Hometrainer" zurück, die den Nachteil haben, dass der Benutzer oder Trainierende keine Eindrücke aus einer durchfahrenden Umgebung erhält, die zu den Reizen der Fortbewegung auf einem Zweirad gehören.
Hiervon ausgehend hat sich der Erfinder die Aufgabe gestellt, ein sicheres und einfach zu handhabendes Fortbewegungs- und Gymnastikgerät in einem zu schaffen und diese Aufgabe wird durch ein Gerät mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen des Gegenstandes nach Patentanspruch 1 kennzeichnen die dem Patentanspruch 1 folgenden Ansprüche.
Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform und der Zeichnung, es zeigen: Fig. 1 den erfindungsgemässen Roller in der Seitenansicht; Fig. 2 eine Rückansicht des Rollers gemäss Fig. 1.
Gemäss Fig. 1 ist der Roller 10 nach der Erfindung als Zweiradfahrzeug ausgebildet. Wie bei bekannten Fahrrädern umfasst der Roller 10 einen Rahmen 11, einschliessend ein Steuerrohr 12 und Lenker 13, wobei ein luftbereiftes Vorderrad 14 an das am vorderen Ende des Rahmens 11 angeordnete Steuerrohr 12 und ein luftbereiftes Hinterrad 15 beabstandet zum Vorderrad 14 am hinteren Ende des Rahmens 11 angelenkt ist. Der Rahmen 11 umfasst einen einends als gebogenes Rohr ausgebildeten Mittelholm 16, an dessen aufgebogenem Ende senkrechte Streben 17 und waagrechte Streben 18 die Anlenkung des Hinterrades 15 an den Rahmen 11 sicherstellen.
Der Antrieb des Rollers 10 erfolgt über einen sogenannten Trittbrettantrieb 19, der einen Kurbeltrieb 20 mit zwei Kurbeln 21, 22, ein erstes vorderes Kettenrad 23, ein zweites am Hinterrad 15 angeordnetes Kettenrad 24 und eine Kette 25 und auf die Kurbeln wirkende Trittbretter 26, 27 umfasst. Die Trittbretter 26, 27 stehen einends mit den Kurbeln 21, 22, anderenends mit seitenstabil geführten Hebeln 28 an einem am aufgebogenen Ende angeordneten Querträger 29 in Eingriff, die an dem Querträger 29 angeordnet und hin- und hergehend pendeln ausgebildet sind. Die Seitenführung ist so stabil ausgestaltet, dass auch ein Umfallen des Rollers 10, dessen Funktionsfähigkeit, d.h. die der Trittbretter 26, 27, nicht beeinträchtigt.
Dazu kommen Schaftschrauben 30 der Bemessung M10 und 18 mm Stahlbuchsen 31 zur Anwendung, wobei an die Stahlbuchsen rechteckige Kastenprofile als Hebel 28 angeschweisst sind.
Zur Steigerung des Fahrkomforts des Rollers 10 kann er mit Felgenbremsen, Nabenschaltung und anderen, aus der Fahrradausrüstung bekannter Teile, ausgestattet werden.
Die Funktionsweise des Rollers 10 ist folgende. Der auf den Trittbrettern 26, 27 stehende Fahrer tritt ein vorderes, mit einer ersten Kurbel 21 verbundenes Ende 32 des Trittbrettes 26 nach unten, dabei bewegt sich das vordere Ende 33 des mit der zweiten Kurbel 22 verbundenen Trittbrettes 27 nach oben, also in entgegengesetzter Richtung, während die hinteren Enden 34, 35 der Trittbretter 26, 27 an den pendelnden Hebeln 28 in etwa in horizontaler Richtung verlaufende hin- und hergerichtete Bewegungen ausführen. Der Antrieb des Rollers 10 führt zu einem bestimmten Bewegungsablauf der Beine des Fahrers, nämlich zu dem des alltagsgewohnten, vertrauten Treppensteigens, ein Bewegungsablauf, mit dem einseitige Belastungen der Hüftgelenke, wie beim Fahrradfahren, vermieden sind.
Der Kraftaufwand für den Trittbrettantrieb ist je nach Zunahme oder Abfall des Fahrbahngefälles (Fahrebenengefälles) durch Standortänderung des Fahrers auf den Trittbrettern 26, 27 und damit stufenlos anpassbar. Steigt die Neigung der Fahrbahnebene (Richtung bergauf) kann der Fahrer seine Stellung auf den Trittbrettern 26, 27 nach vorn verlagern, es entsteht eine kleine Übersetzung, vergleichbar dem Treppensteigen, bei oder auf höheren Stufen fällt die Neigung, d.h. der Neigungswinkel der Fahrbahnebene ab (Richtung bergab) oder ist Letzterer praktisch Null (neigungslose Fahrebene) kann der Fahrer sich weiter hinten in Richtung der Hebel 28 auf den Trittbrettern positionieren, wodurch eine grosse Übersetzung, vergleichbar dem Treppensteigen bei oder auf niedrige Stufen entsteht.
Diese stufenlos einstellbare Kraftentfaltung als Fahr- oder Benutzerkomfort lässt sich mit einer Naben- oder Kettenschaltung weiter fortbilden.
Der Roller 10 ist im Stehen oder bei entsprechender Ausstattung (nicht gezeigt) im Sitzen fahrbar, d.h. in natürlicher Körperhaltung und zielt auf die Beanspruchung, d.h. Training der Bein-, Bauch- und Schultermuskulatur bei gleichzeitiger Stärkung des Atemvolumens und des Kreislaufes ab.
Im Vergleich zum Fahrrad ist der Roller 10 vergleichsweise wesentlich sicherer zu benutzen. Die Standebene des Rollers befindet sich lediglich in 8 cm bis 33 cm Abstand über der Fahrbahn. Dies erlaubt, beispielsweise bei einer Vollbremsung, einen gefahrlosen Abstieg, z.B. durch Loslassen des Rollers 10, wodurch ein Umfallen des Fahrers mit dem Roller 10 im Gegensatz zum Fahrrad vermieden ist.