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Verfahren und Vorrichtung zum Hereinwalken der Vorderkappen und Hinterkappen sowie Gelenk- stützen von Sehuhwerk.
Das Hereinwalken der Vorder-und Hinterkappen von Schuhwerk wird bisher gewöhnlich in der Weise vorgenommen, dass der über den Leisten übergeholte Schaft in eine Spitzenwalk oder Zwiekmaschine gebracht, das über den Leisten vorstehende Oberleder mittels der Walkscheren auf die auf dem Leisten liegende Brandsohle umgelegt und dieser umgelegte Teil dann mittels eines Bindemittels und mittels Täcksen od. dgl. auf der Brandsohle befestigt wird.
Hiebei tritt jedoch sehr häufig der Nachteil auf, dass beim Hereinwalken des Oberleders über den Leisten, bzw. die auf diesem angeordnete Brandsohle, sich Falten in dem hereingewalkten Oberleder bilden, die dann nur schwierig oder überhaupt nicht mehr beseitigt werden können.
Das Verfahren gemäss der Erfindung sucht diesen Nachteil zu beseitigen. Das Hereinwalken wird auch nach dem erfindungsgemässen Verfahren in der bisher bekannten Weise vorgenommen. Ehe jedoch die Walkscheren über die Kante des Leistens hinweggezogen werden, wird der über den Leisten vorstehende Rand des Oberleders über die Walkscheren zurückgeklappt, und dieser Rand wird dann in dieser Lage durch ein besonderes Druckstück (Schaftrandhalter) auf den Walkscheren festgehalten :
Beim Anziehen der Walkscheren wird dann das genannte Druckstück entsprechend dem Vorrücken der Walkscheren etwas angehoben, so dass der über den Leisten vorstehende, auf den Walkscheren liegende Rand des Oberleders nur allmählich freigegeben und allmählich über die Brandsohle umgelegt wird.
Da sich bei dieser Arbeitsweise beim Hereinwalken somit kein überschüssiges Leder vor den Walkscheren befindet, sondern immer nur der Teil des Oberleders, der durch die Walkscheren gerade auf die Brandsohle fortlaufend aufgedrückt und aufgebügelt wird, können sich auch keine Falten mehr bilden.
In der Zeichnung ist eine beispielsweise Ausführungsform der Vorrichtung veranschaulicht, die zur Durchführung des Verfahrens Verwendung finden kann.
Fig. 1 ist eine Draufsicht auf eine Walk-oder Zwickmaschine mit dem Druckstück gemäss der Erfindung. Fig. 2 zeigt das Druckstück in vergrössertem Massstabe. Fig. 3 ist ein Schnitt nach A-B der Fig. 1 in vergrössertem Massstabe und zeigt das Hereinwalken des Schaftrandes bei der Herstellung von Rahmenschuhen. Fig. 3 a zeigt die erfindungsgemäss erzielbare faltenlose Auflage des Schaftrandes auf dem Brandsohlenrand und der Brandsohlenlippe. Fig. 4 zeigt denselben Schnitt bei Anwendung des MeKay-Verfahrens und Fig. 5 zeigt denselben Schnitt bei Anwendung des Verfahrens zur Herstellung von sogenanntem Flexibel-Schuhwerk.
Für die Durchführung des Verfahrens kann jede der bekannten Walk-oder Zwiekmaschinen benutzt werden. Erfindungsgemäss wird eine derartige Walk-oder Zwiekmasehine M jedoch oberhalb der Walk-oder Zwickseheren , u. zw. auf deren Führungsplatte 2, mit einem verschwenkbaren Druckstück 3 versehen. Dieses Druckstück besteht aus einem um die Zapfen 4 und 5 schwenkbaren Winkelhebel 6 an dessen hinterem Ende zwei Kufenhalter 7 und 8 angebracht sind, welche zwei um die Schraubbolzen 9 bzw. 10 schwenkbare Kufen 11 und 12 tragen. Die genannten Kufenhalter 7 und 8 sind mit je einem Langloch 13 versehen, so dass sie in ihrem Abstand zueinander verstellt und durch die Klemmschraube 14 in der gewünschten Stellung festgestellt werden können.
Zur Durchführung des Verfahrens wird der in bekannter Weise überholte Schuh 15 in die Walkbzw. Zwickmaschine M eingesetzt, worauf die genannten Walk-oder Zwickscheren so weit geschlossen
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werden ; dass sie den überholten Schaft etwas unterhalb der oberen Leistenkante genau umfassen. Darauf wird der vorderste Zwickstift entfernt, und der über den Leisten hervorstehende Rand 16 des Oberleders 1'1 wird dann nach rückwärts über die Walk-oder Zwickseheren umgelegt (Fig. 3 und 4) und in dieser Stellung durch das genannte Druckstück 3 gehalten, indem die genannten Kufen 11 bzw. 12 auf den umgel ? gtell Rand des Oberleders gedrückt werden.
Es werden dann die Walkseheren bis etwas über die Brandsol lenkante angehoben, wodurch der Schaft fest an den Leisten gezogen wird.
Hierauf werden die Zwick-oder Walkscheren wie üblich weiter geschlossen, und hiebei wird das Druckstück dem Vorrücken der Walkscheren entsprechend allmählich abgehoben, so dass der auf den Walkscheren aufliegende Rand des Oberleders allmählich auf die Brandsohle 18 umgelegt und aufgepresst wird.
Die Befestigung des hereingewalkten Randes des Oberleders auf der Brandsohle kann hiebei in an sich bekannter Weise entweder durch Einschlagen von Täcksen oder durch vorheriges Aufstreichen eines Bindemittels auf die Brandsohle oder auf die Innenseite des Oberleders vorgenommen werden.
Nach einem besonderen Verfahren des Anmelders kann das Befestigen des aufgewalkten Oberleders auf der Brandsohle auch unter Verwendung von Wärme vorgenommen werden. Wenn nämlich als Kappensteife eine solche aus Filz, vorzugsweise einem ungewalkten Haar-oder Wollfilz verwendet wird, die mit einer Mischung aus Nitrocellulose und einem Kunstharz, wie beispielsweise einem PhenolFormaldehydharz, Harnstoff-Formaldehydharz oder einem Harz aus Polyvinylverbindungen, wie Poly-
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ist, aber nur wenig Lösungsmittel aufnimmt, dieses Losungsmittel beim Walk-oder Zwickvorgang durch Verdunsten entfernt werden, so dass gleichzeitig mit dem Walk-oder Zwickvorgang auch eine innige Verklebung und Verfestigung zwischen umgewalktem Oberleder und Brandsohle erzielt wird,
ohne dass ein weiteres Befestigungsmittel oder ein Betreiehen der Brandsohle mit einem Bindemittel erforderlich wäre.
Um auch dieses Verfahren durchführen zu können, wird erfindungsgemäss an der Walk-oder Zwickmaschine M, u. zw. unterhalb der Walkscheren 1, eine Düse 19 angebracht, durch die mittels des Schlauches 20 ein Heissluftstrom gegen die Walkscheren gerichtet werden kann. Dieser Heissluftstrom erhitzt die Walkscheren derart, dass nach dem Hereinwalken aus der Verklebungsstelle zwischen Schaft und der Brandsohle, an welcher bei dem Walkvorgang das Imprägniermittel der Kappensteife bis auf die Brandsohle durchgetreten ist, das von der Kappensteife aufgenommene Lösungsmittel verflüchtigt wird und somit die verlangte Verbindung zwischen Brandsohle und Schaftrarand durch Verklebung erreicht wird. ohne dass weitere Befestigungsmittel, wie Täckse, erforderlich sind.
Gleichzeitig wird 1 iebei auch die Kappe selbst und insbesondere der eingewalkte Rand hinreichend verfestigt, so dass der erfindungsgemäss hereingewalkte Schuh sofort in weitere Bearbeitung genommen werden kann. Selbstverständlich können auch hiebei, wenn es gewünscht wird, Brandsohle benutzt werden, deren Rand mit einem Bindemittel bestrichen ist. Insbesondere wird hiebei auch erreicht, dass sich bei der Herstellung von Rahmenschuhen der hereingewalkte Schaftrand vollkommen scharfwinklig und faltenlos in den von dem Brandsohlenrand und der Brandsohlenlippe gebildeten Raum einlegt (Fig. 3 a).
An Stelle die Walk-oder Zwickscheren durch einen Heissluftstrom zu erhitzen, können diese natürlich auch auf andere Weise, beispielsweise durch elektrische Heizmittel, auf die erforderliche Temperatur erhitzt werden.
Um beim Hereinwalken des Oberleders zu verhindern, dass die Brandsohle von den Walk-oder Zwickseheren vom Leisten abgehoben wird, kann auch noch ein Brandsohlenhalter vorgesehen werden, u. zw. kann dieser beispielsweise entweder an den Kufenhaltern 7 und 8 des Druckstückes 3 angebracht werden oder auch an einem andern Maschinenteil. Dieser Brandsohlenhalter kann beispielsweise aus einer Metallplatte 22 bestehen (Fig. 2 und 4), an der ein Stift 23 befestigt ist. Dieser Stift geht durch eine Bohrung 24 eines Querträgers 25, der durch zwei Schraubklemmen. 26 auf den Kufenhaltern 7 und 8 gehalten wird. Zwischen dem Querträger 25 und der Metallplatte 22 ist ferner eine Schraubenfeder 27 vorgesehen.
Wird das Druckstück, wie erwähnt, auf den Schaftrand aufgedrückt, so trifft die federbelastete Metallplatte 22, die etwas über die Kufen 11 und 12 nach unten vorsteht, auf die Brandsohle und drückt diese fest auf den Leisten. Wird anderseits das Druckstück entsprechend der Vorwärts- bewegung der Zwickscheren allmählich abgehoben, so bleibt dennoch die in der Bohrung 24 gleitbare Metallplatte 88 so lange fest auf der Spitze der Brandsohle liegen, bis die Scheren geschlossen sind und nunmehr das Druckstück 3 ganz zurückgeklappt werden kann.
Werden die Kufenträger 7 und 8 in ihrem Abstand zueinander verändert, um sie den jeweils benutzten Leistengrossen anzupassen, so werden auch die Sehraubklemmen 26 gelöst und nach der gewünschten Einstellung der Kufenträger wieder fest angezogen.
An Stelle der Verwendung einer einteiligen Platte 22 kann auch eine zwei-oder mehrteilige Platte verwendet werden, die durch die Bewegung der Walkscheren in sich zusammengeschoben werden kann, so dass sie den Walkscheren ausweicht.
Die beschriebene Konstruktion kann bei der Herstellung von allen Arten Schuhwaren angewendet werden, u. zw. sowohl beim Hereinwalken der Vorderkappen als auch der Hinterkappen und ferner auch
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bei der Herstellung von nexibd-Schuhwerk. Im letzteren Falle werden die Walkcheren etwas unterhalb der oberen I. eistenkante an das Oberleder angesetzt, worauf der Sehaftrand auf die Walkscheren umgeklappt und die Kufen 11 und j ! 2 drückend auf den Schaftrand aufgesetzt werden. Daraufhin werden die Walkscheren am Schaft entlanggleiten nach oben gehoben, wobei die Kufen nur so viel Leder freigeben, als dem Aufwärtsgange der Walkscheren entspricht.
Nachdem die Walkscheren den oberen Rand des Leistens erreicht haben (Fig. 5), werden die Kufen abgehoben, worauf die am Rande mit einem Bindemittel bestrichen Brandsohle bzw. Sohle M auf den auf den Walkschrren 1 liegenden Schaftrand 29 aufgelegt wird und auf die Sohle die Kufen 11, 12 von neuem aufgedrückt werden, wodurch die verlangte Bindung zwischen Sehaftrand und Sohle erhalten wird. Durch diese Arbeitsweise wird jede Verwendung von Heftnähten, Heftdrähten und Täcksen für das Verbinden von Schaft. rand und Sohle überflüssig.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Hereinwalken der Vorderkappen und Hinterkappen von Sehuhwerk beliebiger Art in Spitzenwalk- oder Zwickmaschinen, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaftrand des übergeholten Schuhes auf die an den Schaft etwas unterhalb der oberen Leistenkante angesetzten und gegebenenfalls beheizten Walkscheren umgelegt und auf diesen umgelegten Schaftrand ein Druckstück (Schaftrandhalter) aufgedrückt wird und dass dann die Walkscheren bis über die Brandsohlenkante gehoben werden und der Schaftrandhalter dann beim weiteren Schliessen der Walkscheren, dem Vorrücken der Walkscheren entsprechend, allmählich vom Schaftrand abgehoben wird, so dass der Schaftrand faltenfrei auf die Brandsohle umgelegt wird.