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Verfahren zur Gewinnung von weibliehem Sexualhormon.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von weiblichem Sexualhormon aus Harn.
Während bei bekannten Verfahren dieser Art als Ausgangsmaterial in erster Linie der Harn schwangerer Frauen verwendet wird, hat sich nun gezeigt, dass der Harn trächtiger Stuten eine ganz überraschend grosse Menge des weiblichen Sexualhormons enthält, u. zw. unvergleichlich viel mehr als alle andern bisher zur Untersuchung gekommenen Harne, sowohl solche schwangerer Frauen wie solche anderer trächtiger Tiere. Wie die Untersuchungen ergeben haben, beträgt nämlich der Test beim Harn trächtiger Stuten durchschnittlich 50-100. 000 Mäuseeinheiten pro Liter, d. h. das etwa 2-6fache des bisher zur Verwendung gekommenen besten Ausgangsmaterials, nämlich des Harns schwangerer Frauen.
Zuweilen geht der Gehalt des Stutenharns sogar bis auf 400.000 Einheiten und weit darüber.
Für die Gewinnung des weiblichen Sexualhormons aus dem Stutenharn kommt weiterhin aber begünstigen in Betracht, dass die Ausscheidung eines Pferdes pro Tag etwa 6-8 mal so gross ist wie diejenige eines Menschen, so dass die im ersteren Falle zu gewinnende Menge des Sexualhormons ungefähr das 12-48faehe der im letzteren Falle aus der täglichen Harnmenge eines Individuums zu gewinnenden beträgt.
Berücksichtigt man, dass bei einer trächtigen Stute etwa 200 Tage für Lieferung grosser Mengen des weibliehen Sexualhormons ill Betraeht kommenund dass die in dertäglichen Harnmenge enthaltene Hormon- menge sich nach obigem im Durchschnitt auf 300-800. 000 Mäuseeinheiten (häufig auch noch mehr) berechnet, so kommt man für die ganze in Frage kommende Zeit der Trächtigkeit eines Individuums auf die Gewinnung einer Hormonmenge, die 60,000. 000-160, 000.000 Mäuseeinheiten entspricht, ein Ergebnis, das bisher unerreichbar erschien.
Weiterhin wirkt hier sehr günstig der Umstand, dass die Sammlung des Harns der trächtigen Stuten während der ganzen Zeit der Trächtigkeit bequem möglich ist, wohingegen für die Sammlung des Harns schwangerer Frauen im allgemeinen nur die kurze Zeit ihres Aufenthaltes in der Entbindungsanstalt regelmässig in Frage kommen kann. Schliesslich hat sich gezeigt, dass Pferdeharn sich sehr lange Zeit (ein Jahr und länger) hält, ohne zu faulen und ohne dass der Hormongehalt sinkt, während Menschenharn sehr schnell fault, wodurch dessen fabrikatorisch Aufarbeitung sehr erschwert wird. Der besonders hohe Hormongehalt des Stutenharns findet sich vor allem in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit.
Die getroffenen Feststellungen sind um so überraschender, als die Verwendung anderer tierischer Harne sich bisher als unlohnend erwiesen hat, da z. B. derjenige der trächtigen Kuh nur 500-800 Mäuseeinheiten pro Liter enthält. Auch die Verwendung des Harns nicht trächtiger oder güster Stuten erweist sich als unlohnend.
Die Gewinnung des weiblichen Sexualhormons aus dem Harn trächtiger Stuten kann auf die verschiedenste Weise erfolgen, insbesondere auch nach sonst gebräuchlichen Methoden.
Will man das weibliche Sexualhormon aus dem Harn trächtiger Stuten mit wasserunlöslichen organischen Lösungsmitteln, wie Äther, Benzol u. dgl., extrahieren, so muss man zweckmässigerweise den Harn zuvor stark ansäuern und hiebei erhitzen. Werden hingegen wasserlösliche organische Lösungmittel, wie Alkohol, insbesondere Aeeton für die Extraktion benutzt, so bedarf es einer solchen Ansäuerung nicht unbedingt, obwohl sie sich auch dann empfiehlt.
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Ausführungsbeispiele :
1. Zur Gewinnung des weiblichen Sexualhormons aus dem Harn trächtiger Stuten durch Extraktion mit in Wasser unlöslichen organischen Lösungsmitteln, wie Äther, Benzol u. dgl., wird der als
Ausgangsmaterial benutzte Stutenharn zunächst stark angesäuert, z.
B. unter Verwendung von zu gleichen
Teilen mit Wasser verdünnter konzentrierter Salzsäure, und der so angesäuerte Harn wird dann kurze
Zeit zum Sieden erhitzt. Hierauf kann die Extraktion mit Äther oder andern organischen Lösung- mitteln in der üblichen Weise in der Wärme vorgenommen werden. Unterbleibt die Ansäuerung des
Ausgangsmaterials in der angegebenen Weise, so kann man mit in Wasser unlöslichen organischen Lösungmitteln nur einen verhältnismässig geringen Teil des Hormons durch Extraktion gewinnen. Vermutlich wird dabei eine vollständigere Extraktion durch Begleitstoffe irgendwelcher Art verhindert oder erschwert.
2. Bei Anwendung wasserlöslicher organischer Lösungsmittel, wie Alkohol, Aceton od. dgl., bedarf es im allgemeinen der im vorangegangenen Beispiel beschriebenen Ansäuerung des Stutenharns vor der Extraktion nicht unbedingt ; jedoch hat sich auch für diesen Fall die vorangehende Behandlung des
Stutenharns mit kochender Säure als empfehlenswert erwiesen.
Vorteilhaft ist es, der Behandlung mit den wasserlöslichen organischen Lösungsmitteln, wie Alkohol, Aceton od. dgl., eine Behandlung des Ausgangsmaterials mit Äther vorausgehen zu lassen. Dabei verfährt man so, dass der noch nicht angesäuerte Harn mit Äther extrahiert wird, wobei das Hormon selbst, wie im Beispiel 1 ausgeführt, nicht oder nur zu geringem Teil in den Äther übergeht. Dadurch wird erreicht, dass bei der nachfolgenden Weiterbehandlung mit dem wasserlöslichen organischen Lösungsmittel, wie Alkohol, Aceton od. dgl., wesentlich grössere Mengen des Hormons von diesem aufgenommen werden.
Vor dieser Behandlung mit Alkohol, Aeeton od. dgl. kann der zuvor mit Äther extrahierte Harn noch der im Beispiel 1 angegebenen Säurebehandlung unterworfen werden.
Beim Versetzen des gegebenenfalls in der angegebenen Weise mit Äther vorbehandelten Stutenharns mit Aceton setzt sich am Boden eine reichliche schmierige Masse ab, von der abgegossen wird.
Auf diese. Weise gelingt schon ohne weiteres die Entfernung wesentlicher Mengen von Verunreinigungen.
Dampft man nun das Gemisch von Stutenharn und Aceton ein, so erhält man eine schmierige Masse, die erneut mit Aceton aufgenommen wird. Dadurch wird eine weitere Reinigung erzielt. Bringt man nun die verbliebene Aeetonlösung, gegebenenfalls nach weiterer Konzentrierung, in einen Gefrierraum unter 0 , so scheiden sich Kristalle aus, welche das Hormon zum Teil mit niederreissen. Diese
Kristalle sind in Wasser löslich. Die durch ihre Auflösung erhaltene Flüssigkeit, welche einen Teil des
Hormons enthält, kann unmittelbar bzw. nach weiterer Reinigung benutzt werden. Die nach Ausscheiden der Kristalle verbliebene Mutterlauge enthält gleichfalls noch weibliches Sexualhormon, das nach Ein- . dampfen des Acetons in Wasser gelöst werden und so zur Benutzung kommen kann.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Gewinnung von weiblichem Sexualhormon aus dem Harn trächtiger Säugetiere, dadurch gekennzeichnet, dass als Ausgangsmaterial der Harn trächtiger Stuten verwendet wird.
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