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Verfahren zur Herstellung von zur menschliehen Nahrung geeigneten Mehlen aus gereinigten und entstaubten, in der Mälzerei anfallenden Wurzelkeimen, einschliesslich Maiskeimen.
Die Erfindung bezieht sich auf die gewerbliche Ausnutzung der namentlich im Mälzereiprozess in sehr grossen Mengen als Nebenprodukt abfallenden Wurzelkeime von Getreide aller Art einschliesslich Mais. Diese wenig geschätzten Wurzelkeime werden nach vorliegender Erfindung aufbereitet und zu wertvollen Produkten verarbeitet, die insbesondere für die menschliche Ernährung Verwendung finden sollen, aber auch als diätetische Mittel benutzt werden können, um gesundheitsfördernd zu wirken.
Je nachdem der eine oder der andere dieser Zwecke hauptsächlich in Frage kommt oder beide Zwecke gleichzeitig erreicht werden sollen, müssen die Wurzelkeime verschieden behandelt werden.
Dementsprechend betrifft die Erfindung nicht nur die Aufbereitung von Wurzelkeimen aller Arten von Getreide, wie sie auf der Darre im Mälzereiprozess sich ansammeln, sondern auch weiter die Herstellung von mehlartigen Produkten aus diesen Wurzelkeimen. Solche Mehle sind zum menschlichen Genusse in hervorragender Weise geeignet und können unmittelbar zur Herstellung von Gebäcken verschiedener Art verwendet oder auch als Zusatz zu Mehlen aller Art benutzt und mit ihnen für den genannten Zw eck gemischt werden.
Es ist bekannt, dass die in der Mälzerei anfallenden Wurzelkeime ein stickstoffreiches, fermentund vitaminhaltiges Produkt darstellen und gemäss einer Analyse folgende Zusammensetzung aufweisen :
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<tb>
<tb> Organische <SEP> Substanz <SEP> 93. <SEP> 09%
<tb> Rohprotein......................................... <SEP> 27. <SEP> 68%
<tb> Rohfett............................................ <SEP> 1. <SEP> 51%
<tb> N-freie <SEP> Extraktstoffe................................ <SEP> 49. <SEP> 77%
<tb> Rolifaser <SEP> 14. <SEP> 13%
<tb> Pentosane.......................................... <SEP> 17. <SEP> 03%
<tb> pentosanefreie <SEP> Rohfaser <SEP> ...................... <SEP> 11.77%
<tb> Pentosane <SEP> und <SEP> N-freie <SEP> Extraktstoffe.................. <SEP> 35. <SEP> 08%
<tb> Gesamtstiokstoff <SEP> 4. <SEP> 43%
<tb> Eiweissstickstoff <SEP> 3.
<SEP> 034duo.
<tb>
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Wurzelkeimen enthalten. Hieraus ergibt sich schon zur Genüge die besondere Eignung der Keime zu den gedachten Zwecken. Ihr unangenehmer, gurkenartiger, in den meisten Fällen etwas fade bitter nachklingender Geschmack machte sie aber bislang zur menschlichen Ernährung oder zur Ausnutzung ihrer fermentativen und'ergänzenden Wirkung für therapeutische Zwecke ungeeignet, und sie wurden deshalb bisher nur als Viehfutter und in geringerem Masse in der Presshefeindustrie als Nährsubstrat für die Gewinnung gärkräftiger Presshefe verwendet.
Da solche Wurzelkeime in der Brauereiindustrie und Mälzerei in sehr grossen Mengen als Nebenprodukt von hohem Nährwert und Gehalt an hygienisch wertvollen Bestandteilen anfallen, so erschien es wohl lohnend, nach einem Wege zu suchen, um sie auch für menschlichen Genuss geeignet zu machen.
Im Verlauf diesbezüglicher Untersuchungen wurde nun die überraschende Beobachtung gemacht, dass, wenn man die Wurzelkeime oder ein daraus hergestelltes Mehl mit geringen Mengen von Lösungen
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die auch in grösseren Mengen von 25 und mehr Prozent andern Mehlen bzw. Mehlgemischen einverleibt, vom Menschen ausgezeichnet vertragen und sogar selbst vom kranken Organismus hervorragend gut ausgenutzt werden wie monatelang durchgeführte Stoffwechselversuehe erwiesen haben. Den verhältnis- mässig hohen Rohfasergehalt kann man durch abwechselndes Vermahlen und Sieben der Rohkeime in zweckmässiger Weise verringern.
Die Getreidewurzelkeime zeigen ungleiche Beschaffenheit und die Erfahrung lehrt, dass der Entbitterungsvorgang nicht immer und in allen Fällen gleichmässig verläuft. Da anderseits auch das Alter der Keime für ein günstiges Ergebnis von Wichtigkeit ist, so muss die Behandlung mit den alkalisch reagierenden Lösungen je nach Bedarf in verschiedener Weise vorgenommen werden. Als alkalisch reagierende Stoffe werden zweckmässig Ätzkalk, kohlensaure Alkalien u. dgl. verw endet, aber auch alkalisch reagierende Salze können Verwendung finden.
Das Alkali gelangt in gelöster Form zur Anwendung, wobei darauf zu achten ist, dass gewisse Konzentrationsverhältnisse ebenso wie eine bestimmte Grenze der Einwirkungszeit, wie noch in den folgenden Beispielen dargetan werden soll, nicht überschritten werden dürfen.
Lie hier in Frage kommenden Wurzelkeime enthalten nämlich, was zu beachten ist, bis zu 50% wasserlösliche Extraktivstoffe und Eiveisssubstanzen, die beim Entbittern mit wässerigen Lösungen von Alkalien bei zu langer Einwirkungsdauer völlig ausgelaugt und verloren gehen würden. Solche schädlichen Einwirkungen werden nach vorliegender Erfindung in der Weise verhindert, dass die Keime nur mit soviel dünner Alkalilösung durchfeuchtet werden als notm endig ist, um einen Feuchtig-
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keitsgehalt der ganzen Masse von etwa 35 bis 40% zu erzielen oder aber, dass die Keime gerade von der Flüssigkeit bedeckt werden, wobei eine Einwirkungsdauer von wenigen Minuten nicht überschritten werden darf.
Manche, vor allem ältere Wurzelkeimsorten werden zweckmässigerweise nach voraufgegangener Entstaubung und starker Lüftung kurze Zeit der Einwirkung strömenden Dampfes ausgesetzt, getrocknet, gemahlen und hinterher wird das Mehl mit dünnen Lösungen von Alkalien behandelt. Nach dieser Behandlung wird die Masse wieder getrocknet und vermahlen bzw. vor der Vermahlung nochmals stark gelüftet.
Bei diesen Vorgängen muss aber stark darauf geachtet werden, dass Temperaturen von 50 bis 60 nicht Überschritten" erden.
Eingehende Versuche im Tierexperiment haben die überraschende Tatsache ergeben, dass bei den angegebenen Arbeitsbedingungen auch der Vitamingehalt der Wurzelkeime erhalten bleibt und die Vitamine ihre physiologische, für die menschliche Gesundheit unentbehrliche Wirkung bewahren, so dass das als Endprodukt des Verfahrens gewonnene Keimmehl seine Wachstum fördernden und antirhachitischen Eigenschaften im Menschen voll entfalten kann. Angesichts der Empfindlichkeit der Vitamine und der Schw ierigkeit, ihren Bestand in wirksamer Form in einem technischen oder ge\\ erbliehen Herstellungsverfahren aufrechtzuerhalten, ist diese Erfahrung offenbar ein besonderes Ergebnis und für die Nährmittelindustrie von grosser Bedeutung.
Wird auf die Erhaltung des Vitamingehaltes kein besonderer Wert gelegt, sei es, weil man nur die reinen Nährstoffe ausnutzen will oder aber, weil sie der Weiterverarbeitung auch andere vitaminhaltige Substanzen dem Keimmehl sowieso noch zugesetzt werden, so hat sich in vielen Fällen zur Erhöhung des Wohlgeschmacks auch ein kurzes Anrösten der Wurzelkeime bei Temperaturen über 100 C als vorteilhaft erwiesen, wobei man das Gut entweder direkt oder nach vorherigem Durehfeuchten mit Wasser dem Röstprozess unterwirft. Die Behandlung des Keimmehls mit gelösten alkalisch reagierenden Stoffen kann in diesem Falle vor oder nach dem Röstvorgange erfolgen.
Beispiel l. Rohkeime von der Rösthorde einer Mälzdarre werden in der Putzmaschine entstaubt und gereinigt, hierauf mit gesättigtem Kalkwasser innerhalb einer Viertelstunde bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von 35 bis 40% durchgeknetet, gesiebt, getrocknet und vermahlen. Zweckmässig wird bei diesen Arbeitsvorgängen eine Temperatur von 500 nicht überschritten.
Beispiel 2. Rohkeime von der Trockenhorde einer Mälzdarre behandelt nach Beispiel 1 werden kurze Zeit strömendem Dampf ausgesetzt, hierauf getrocknet und vermahlen. Die dann folgende Auf- bereitung mit Kalkwasser geschieht wie im Beispiel 1, worauf das Mehl wieder getrocknet, gesiebt und gemahlen wird. Nötigenfalls kann das Verfahren wiederholt werden.
Beispiel 3.200 kg trockene Getreidewurzelkeime werden mit 1200 ! einer 500 warmen, 0, 5% igen Pottaschelösung durchtränkt, während 5 Minuten durchgearbeitet und hierauf gründlich abgepresst.
Die erhaltenen Presskuchen erden zerfasert, unter öfterem Wenden ausgetrocknet und vermahlen.
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passieren kann, liefern.
Die in dem Beispiel verwendete Flüssigkeitsmenge entspricht gerade dem Aufsaugevermögen des in Arbeit genommenen Keimmaterials.
Beispiel 4. Die Aufbereitung erfolgt in gleicher Weise wie im Beispiel 3, jedoch mit dem Unterschiede, dass an Stelle von Pottaschelösung gesättigtes Kalkwasser zur Anwendung gelangt, das je nach Bedarf aus 1,5, 4,5 bis 9 kg reinem, gebranntem Ätzkalk und 1200l Wasser hergestellt wird und auf 200 kg Keime zur Einwirkung gelangt. Einwirkungsdauer und Aufbereitung geschehen wie im Beispiel 3 angegeben.
Die bei der beschriebenen Behandlung der Wurzelkeime eintretende Veränderung in der Zusammensetzung lässt sich aus nachfolgender Tabelle entnehmen :
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<tb>
<tb> dasselbe <SEP> nach <SEP> dasselbe <SEP> nach
<tb> Wurzelkeimmehl <SEP> Behandlung <SEP> mit <SEP> Behandlung <SEP> mit
<tb> Wurzeikeimehl <SEP> 0,5%iger <SEP> gesättigtem <SEP> KalkPottaschelösung <SEP> wasser
<tb> Gesamtstickstoff................. <SEP> 4, <SEP> 86% <SEP> 4, <SEP> 73% <SEP> 4, <SEP> 35%
<tb> Stickstoffsubstanz <SEP> 30, <SEP> 39% <SEP> 29, <SEP> 54% <SEP> 27, <SEP> 17%
<tb> Feuchtigkeit.....................
<SEP> 8, <SEP> 19% <SEP> 9, <SEP> 96% <SEP> 8, <SEP> 23%
<tb> Asche <SEP> 6, <SEP> 70% <SEP> 4, <SEP> 45% <SEP> 4, <SEP> 54%
<tb> Rohfaser <SEP> 8, <SEP> 00% <SEP> 8, <SEP> 89% <SEP> 10, <SEP> 24%
<tb> Lösliche <SEP> Bestandteile <SEP> 38, <SEP> 10% <SEP> 18, <SEP> 36% <SEP> 19, <SEP> 75%
<tb> davon <SEP> Stickstoff................. <SEP> 2, <SEP> 49% <SEP> 1, <SEP> 14% <SEP> 1, <SEP> 16%
<tb> Stickstoffsubstanz <SEP> 15, <SEP> 58% <SEP> 7, <SEP> 14% <SEP> 7, <SEP> 29%
<tb> Asche <SEP> 6, <SEP> 00% <SEP> 3, <SEP> 08% <SEP> 2, <SEP> 98%
<tb> Rest <SEP> ..............................
<SEP> 16,00% <SEP> 8,14% <SEP> 9,48%
<tb>
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Der Einfluss auf die Asche und löslichen Bestandteile ist ganz augenfällig, die Filtrate nach der Alkalibehandlung, sind viskose, unangenehm riechende, sehr leicht in sinkende Gärung übergehende Flüssigkeiten, die in reichlicher Menge durch Alkohol fällbare, zähschmierige, gummiartige Bestandteile enthalten.
Die gemäss der vorliegenden Erfindung verwendeten Wurzelkeime von vermalztem Getreide oder Mais entfallen beim Darren des Malzes meist freiwillig. Sie werden in sehr grossen Mengen gewonnen, z. B. entfielen allein in den Vereinigten Staaten von Amerika (vor Erlass des Prohibitionsgesetzes) jährlich 75 Milliarden Pfund dieser Keime. Diese riesigen Mengen bildeten bisher nicht vielmehr als ein lästiges Abfallerzeugnis.
Sie konnten nur als Viehfutter verwendet werden, erzielten aber auch als solches trotz ihres hohen Gehaltes an Nährstoffen und Vitaminen und der dadurch bedingten Steigerung der Milcherzeugung bei den mit ihnen gefütterten Kühen, Ziegen u. dgl. nur sehr geringe Preise, weil das Vieh wegen des bitteren Geschmacks ihre Aufnahme in unvermischtem Zustande verweigerte und sie deshalb nur in jew eils geringen Mengen andern Futtermitteln beigefügt w erden konnten. Durch die vorliegende Erfindung werden die Wurzelkeime in ein Erzeugnis verw andelt, welches nicht nur als ein gern genommenes Viehvollfutter, sondern auch zur Ernährung gesunder und zur prophylaktischen und therapeutischen Behandlung kranker Menschen dient.
Durch die Erfindung wird sonach aus einem minderwertigen Rohstoff ein hochwertiges Erzeugnis gewonnen und zugleich ein wirtschaftlicher Erfolg von grosser Bedeutung erzielt.
Es ist zwar aus der österr. Patentsehrift Nr. 83646 bekannt, zwecks Herstellung eines Nahrungmittels für Menschen den bitteren Geschmack der beim Vermahlen unvermälzten Getreides entfallenden Blattkeime durch Behandlung mit alkalisch reagierenden Stoffen zu beseitigen. Aus dieser Tatsache war aber auf die vorliegende Erfindung nicht zu schliessen, denn Blattkeime und Wurzelkeime sind nicht nur nach ihrer Herkunft aus ganz verschiedenen Industriezweigen, sondern auch nach ihrer Zusammensetzung wesentlich verschiedene Stoffe. Blattkeime besitzen zudem einen hohen Gehalt an Fetten. Die in ihnen enthaltenen Fette haben die Eigenschaft, leicht ranzig zu werden und müssen deshalb zwecks Erzeugung von dauernd geniessbaren Nahrungsmitteln den Keimen entzogen werden.
Mit den Fetten gehen den Blattkeimen aber auch die vielleicht in ihnen vorhandenen Vitamine verloren, da diese bekannt- lich an den Fetten haften. Dagegen sind die Wurzelkeime arm an Fetten. Die in ihnen enthaltenen Fette werden auch bei längerem Aufbewahren der Wurzelkeime nicht ranzig, brauchen deshalb nicht entfernt zu werden, und der hohe Vitamingehalt der Wurzelkeime bleibt ihnen deshalb erhalten und wird auch, abgesehen von antiskorbutisch wirkenden Vitaminen, welche für die Zwecke der modernen Ernährung aber fast bedeutungslos sind, durch die Behandlung gemäss vorliegender Erfindung nicht vermindert.
Hätte es nahegelegen, von dem Verhalten der Blattkeime gegen alkalisch reagierende Stoffe darauf zu schliessen, dass auch Wurzelkeime durch die Behandlung mit den gleichen Stoffen in hochwertige Nahrungs-und Heilmittel verwandelt werden können, so wäre diese Erfindung längst gemacht worden, da die Erfindung gemäss dem österr. Patent Nr. 83646 schon aus dem Jahre 1916 stammt und im Jahre 1921 veröffentlicht worden ist, da das Bedürfnis zur besseren Verwertung der minderwertigen, aber in sehr grossen Mengen entfallenden Wurzelkeime und zur Gewinnung hochwertiger Nahrungmittel aus Abfallstoffen vorhanden und während des Krieges sogar brennend war.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von zur menschlichen Nahrung geeigneten Mehlen aus gereinigten und entstaubten, in der Mälzerei anfallenden Wurzelkeimen, einschliesslich Maiskeimen, dadurch gekennzeichnet, dass die Keime mit einer alkalisch reagierenden Lösung behandelt, hierauf getrocknet, gesiebt und vermahlen werden.