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Österreichische PATENTSCHRIFT ? 10621. MEYER DAVIDSEN IN PARIS.
Verfahren zur Mehlerzeugung.
Zum Vermahlen von Mehl in der Getreidemüllerei werden Mahlgänge, Walzenstühle und ausnahmsweise Schleudermühlen, wie Dismembratoren, benützt.
Es kommt in der Getreidemüllerei nicht allein darauf an, das Produkt zu vermahlen, sondern auch darauf, die beiden Bestandteile, Mehlsubstanz und Kleie, so vollständig wie möglich voneinander zu trennen. Hiezu benutzt man entweder das verschiedene, spezifische Gewicht der Substanzen, indem die Kleie mit geringerem spezifischem Gewicht als die Mehlsubstanz von letzterer durch einen Luftstrom abgeschieden werden kann, oder auch, falls die zwei Substanzen verschiedene Grösse besitzen, einfache Siebe. Dies letzte Verfahren ist das einfachste, und ein je grösserer Teil der Kleio durch dieses Verfahren ausgeschieden werden kann, desto einfacher wird die Müllerei.
Da nun die beiden Stoffe, Mehlsubstanz und Kleie, mit verschiedener Leiehtigkeit
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zuges einen grösseren oder kleineren Unterschied in der Grosse der beiden Stoffe erhalten. Je geringer die Kraft ist, mit der das Mabhverkzeug auf das Mahlgut wirkt, desto grösser ist der Unterschied in der Korngrösse, in weicher die Mehisubstanz und die Kipie sich
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ganz fein im Mehle befindet und desto grösser ist auch die Menge der Kleie, welche durch einfache Siebe weggeschafft wird. Es ist deswegen von der allergrössten Bedeutung, das Getreide und die verschiedenen Zwischenprodukte der Müllerei durch eine moglichst geringe Kraft beim Vermahlen anzugreifen.
In dieser Beziehung stellen die Walzenstühle sich am besten, indem bei diesen die auf das Mahlgut wirkende Kraft am kleinsten gemacht werden kann und deswegen haben auch diese die grösste Verbreitung in der modernen Getreidemüllerei gefunden. indem sie das reinste Mehl zu erhalten ermöglichen.
Je feiner jedoch das Mahlgut wird, womit die Walzenstühle gespeist werden, desto näher müssen
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der Fall ist, sowohl die Kleie als auch die Mehsubstanz schon fein sind, dann sollte eine geringere Kraft angewendet werden, um die Kleie nicht in demselben Verhältnisse anzugreifen, als wenn das Mahlgut grob ist, und hierin liegt ein bedeutender Fehler bei der Arbeit der Walzenstühle : denn bei grossem Walzendruck wirken die Walzenstühle
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das Abscheiden der Kleie, indem die Kleie dann durch Absieben nicht weggeschafft werden kann und auch eine Scheidung mittelst Luftstromes sehr erschwert und selbst unmöglich ist, wenn die Partikeln sehr fein sind.
Vorliegende. Erfindung besteht nun in der Vermahlung des Getreides und seiner
Zwischenprodukte mittelst eines Mahlwerkzeuges, welches eine bedeutend geringere Kraft auf das Mahlgut ausübt a) s bei den jetzt benutzten Apparaten der Fall ist und dadurch die beiden verschiedenen Stoffe der Mischung, Kleie und Mehlsubstanz, in wesentlich ver- schiedenem Masse angreift, so dass ein weit geringerer Teil der Kleie als jetzt fein gemahlen wird und ins fertige Mehl übergeht und eine grosse Menge der Kleie durch ein- faches Absieben wegzuschaffen möglich ist.
Hierdurch werden zwei grosse Vorteile erreicht : erstens wird das fertige Meh) reiner und backfähiger und zweitens wird die Mälzerei in einem sehr grossen Mass vereinfacht. Diese leichte Einwirkung auf das Mahlgut wird erhalten,
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indem kleine rollende Kugeln als Mahlwerkzeug angewandt werden. Je kleiner die Mahlkugeln, gleiches Material vorausgesetzt, genommen werden, desto kleiner ist das Gewicht der Kugel und desto geringer ist die Kraft, mit welcher jede einzelne Kugel auf das Mahlgut wirkt, dagegen ist die Gesamtwirkung von einem gewissen Gewicht kleiner Kugeln grösser als die Wirkung desselben Gewichtes grösserer Kugeln, weil die Gesamtoberfläche der Kugeln, also dip Mahloberfläche, bei den Kugeln von kleinem Durchmesser grösser ist.
Was über die Grösse der Kugeln gilt, gilt auch in Beziehung auf das Material, aus welchem die Kugeln gemacht sind. Je geringer das spezifische Gewicht des Kugelmateriales ist, desto gelinder ist die Wirkung jeder einzelnen Kugel und desto grösser ist auch die Gesamtwirkung derselben Gewichtsmenge Kugeln. Deswegen ist es vorteilhafter, mit Kugeln aus Stein oder Porzellan zu arbeiten, als mit solchen aus Stahl oder Eisen und vorteilhafter kleine als grosse Kugeln zu verwenden ; nur muss jede Kugel so schwer sein, dass sie das Mahlgut oder den einen Bestandteil desselben in dem gewünschten Masse angreifen kann. Diese Verhältnisse haben sich durch vielfaches Versuchen feststellen lassen.
Man kann deswegen durch Anwendung schwerer oder leichterer Kugeln die auf das Mahlgut wirkende Kraft mit der Grösse des Mahlgutes abändern und kann bei feinerem Mahlgut kleine Kugeln anwenden und kleinere mahlende Kraft wirken lassen, als beim Vermahlen gröberen Mahlgutes. Man kann die Grösse der mahlenden Kraft für jedes Produkt so wählen, dass die ss1ehlsubstanz vermahlen wird, die Kleie dagegen nicht.
Zu diesem Zwecke benützt man als Mahlapparat eine rotierende Trommel, welche mit einer passenden Menge Kugeln gefüllt ist und lässt das Mahlgut am einen Ende der Trommel einlaufen ; indem das Mahlgut sich von dem einen bis zum anderen Ende dieser Schicht rollender Kugeln bewegt, wird es von den Kugeln angegriffen. Das leicht vermahlbare, d. h. das Mehl, wird mehr oder weniger fein vermahlen, während die schwer vermahl bare Kleie gering oder gar nicht angegriffen wird. Aus dem Mahlgut, welches aus der Trommel herauskommt, kahn man dann erst sowohl fertiges reines Mehl, wie fertige Kleie absieben. Der Rückstand wird einer wiederholten Behandlung auf dieselbe Weise unterworfen, entweder allein für sich oder gemischt mit anderem Mahlgut.
Zu der erneuerte Behandlung können noch kleinere Kugeln in der Mühle benützt werden, weil das Mahlgut feiner ist, so dass bei fortwährend abnehmender Feinheit der Rückstände eine fortwährend abnehmende Kraft des Mahlwerkzeuges angewandt wird, im Gegensatz zu der
Arbeit bei Walzenstühlen und Mahlgängen, wo die Kraft des Mahlworkzeuges fortwährend mit der Feinheit des Mahlgutes steigt.
Um die Scheidung zwischen Kleie und Meh ! substanz so genau wie möglich bei der Vermahlung durchzuführen, ist es vorteilhafter, Kugeln aus einem Material mit geringem spezifischem Gewichte, wie z. B. Porzellan, anzuwenden.
Überdies haben die Kugeln aus nicht metallischen Stoffen, wie Porzellan, den Vorteil, das Mehl nicht zu färben ; zn demselben Zweck kann auch das Innere der Trommel mit einem ähnlichen harten Material ausgekleidet werden.
Um den möglichst grossen Unterschied zwischen der Grösse der Partikeln der von der Trommelmühle kommenden Mischung von Kleie und Mehlsubstanz zu erhalten, genügt nicht nur, dass die wirkende Kraft, d. h. die Grösse der Kugeln, gering ist,'es ist vielmehr auch notwendig, dass das Mahlgut nicht so lange im Bereiche der Kugeln ist, dass alles
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der Kugeln nicht längere Zeit ausgesetzt bleiben als die übrigen Partikeln : denn in beiden Fällen bekommt man ein Produkt, in welchem alles fein gemahlen ist und aus welchem es nicht mehr möglich ist, durch einfache, bekannte Apparate sowohl reines, fertiges Mehl wie fertige Kleie abzusondern.
Bei der vorliegenden Erfindung wird die verschiedene Wirkung der Kugeln in einer Trommelmühle, auf eine Mischung verschieden zermahlbarer Substanzen, zum doppelten Zweck des Vormahlens und des Trennens der Substanzen benützt.
Bis jetzt ist in Kugelmühlen nur die elementare Wirkung der Kugeln als Mahlwerkzeuge ausgenützt worden. Die Erfinder suchen alle ein so feines und so gleichmässiges Produkt wie möglich zu erzielen ; sie suchen alle, falls in der Mühle eine Mischung mehr oder weniger leicht vormahlbarer Substanzen behandelt werden soll, solche Dispositionen zu treffen, dass alles gleichmässig vermahlen aus der Mühle kommt und dass der gröbere oder schwer zerlegbare Teil des Mahlgutes der Wirkung der Kugeln längere Zeit ausgesetzt bleibt, als der leicht zerlegbare oder auch, dass das Mahlgut so lange im Bereiche der Kugeln verbleibt, dass man sicher ist, dass auch die schwer zerlegbaren Teile genügend fein gemahlen worden sind.
So worden Siebe benützt, deren Rückstand automatisch in die Mühle zurückfällt, bis sicher alles genügend fein gemahlen ist. Einige Erfinder benützen einen Luftstrom, welcher nur das genügend Feine wegnehmen soll, während das nicht
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mitgerissen werden kann und andere Erfinder erreichen mittelst Scheidewänden in ihren Mühlen, dass das Grobe der Vermahlung längere Zeit ausgesetzt bleibt und endlich haben andere Erfinder die Mühlen so lang gemacht, dass mit Sicherheit alles, was aus der Mühle kommt, genügend fein gemahlen ist, um die Siebe entbehren zu können.