Beschreibung
Schutzschaltgerät und Verfahren
Die Erfindung betrifft das technische Gebiet eines Schutz- schaltgerät für einen Niederspannungsstromkreis mit einer elektronischen Unterbrechungseinheit und ein Verfahren für ein Schutzschaltgerät für einen Niederspannungsstromkreis mit einer elektronischen Unterbrechungseinheit.
Mit Niederspannung sind Spannungen von bis zu 1000 Volt Wech- selspannung oder bis zu 1500 Volt Gleichspannung gemeint. Mit Niederspannung sind insbesondere Spannungen gemeint, die grö- ßer als die Kleinspannung, mit Werten von 50 Volt Wechsel- spannung bzw. 120 Volt Gleichspannung, sind.
Mit Niederspannungsstromkreis bzw. -netz oder -anlage sind Stromkreise mit Nennströmen bzw. Bemessungsströmen von bis zu 125 Ampere, spezifischer bis zu 63 Ampere gemeint. Mit Nie- derspannungsstromkreis sind insbesondere Stromkreise mit Nennströmen bzw. Bemessungsströmen von bis zu 50 Ampere, 40 Ampere, 32 Ampere, 25 Ampere, 16 Ampere oder 10 Ampere ge- meint. Mit den genannten Stromwerten sind insbesondere Nenn-, Bemessungs- oder/und Abschaltströme gemeint, d.h. der Strom der im Normalfall maximal über den Stromkreis geführt wird bzw. bei denen der elektrische Stromkreis üblicherweise un- terbrochen wird, beispielsweise durch eine Schutzeinrichtung, wie ein Schutzschaltgerät, Leitungsschutzschalter oder Leis- tungsschalter .
Leitungsschutzschalter sind seit langem bekannte Uberstrom- schutzeinrichtungen, die in der Elektroinstallationstechnik in Niederspannungsstromkreisen eingesetzt werden. Diese schützen Leitungen vor Beschädigung durch Erwärmung infolge zu hohen Stromes und/oder Kurzschluss. Ein Leitungsschutz- schalter kann den Stromkreis bei Überlast und/oder Kurz- schluss selbsttätig abschalten. Ein Leitungsschutzschalter ist ein nicht selbsttätig zurückstellendes Sicherungselement.
Leistungsschalter sind, im Gegensatz zu Leitungsschutzschal- tern, für Ströme größer als 125 A vorgesehen, teilweise auch schon ab 63 Ampere. Leitungsschutzschalter sind deshalb ein- facher und filigraner aufgebaut. Leitungsschutzschalter wei- sen üblicherweise eine Befestigungsmöglichkeit zur Befesti- gung auf einer so genannten Hutschiene (Tragschiene, DIN- Schiene, TH35) auf.
Leitungsschutzschalter sind elektromechanisch aufgebaut. In einem Gehäuse weisen sie einen mechanischen Schaltkontakt bzw. Arbeitsstromauslöser zur Unterbrechung (Auslösung) des elektrischen Stromes auf. Üblicherweise wird ein Bimetall- Schutzelement bzw. Bimetall-Element zur Auslösung (Unterbre- chung) bei länger anhaltenden Überström (Überstromschutz) respektive bei thermischer Überlast (Überlastschutz) einge- setzt. Ein elektromagnetischer Auslöser mit einer Spule wird zur kurzzeitigen Auslösung bei Überschreiten eines Uberstrom- grenzwerts bzw. im Falle eines Kurzschlusses (Kurzschluss- schutz) eingesetzt. Eine oder mehrere Lichtbogenlöschkam- mer (n) bzw. Einrichtungen zur Lichtbogenlöschung sind vorge- sehen. Ferner Anschlusselemente für Leiter des zu schützenden elektrischen Stromkreises.
Schutzschaltgeräte mit einer elektronischen Unterbrechungs- einheit sind relativ neuartige Entwicklungen. Diese weisen eine halbleiterbasierte elektronische Unterbrechungseinheit auf. D.h. der elektrische Stromfluss des Niederspannungs- stromkreises wird über Halbleiterbauelemente respektive Halb- leiterschalter geführt, die den elektrischen Stromfluss un- terbrechen bzw. leitfähig geschaltet werden können. Schutz- schaltgeräte mit einer elektronischen Unterbrechungseinheit weisen ferner häufig ein mechanisches Trennkontaktsystem auf, insbesondere mit Trennereigenschaften gemäß einschlägigem Normen für Niederspannungsstromkreise, wobei die Kontakte des mechanischen Trennkontaktsystems in Serie zur elektronischen Unterbrechungseinheit geschaltet sind, d.h. der Strom des zu schützenden Niederspannungsstromkreises wird sowohl über das
mechanische Trennkontaktsystem als auch über die elektroni- sche Unterbrechungseinheit geführt.
Bei halbleiterbasierten Schutzschaltgeräte bzw. Schutzgerä- ten, neudeutsch Solid State Circuit Breaker, kurz SSCB, muss die Schaltenergie nicht wie bei einem mechanischen Schaltge- rät in einen Lichtbogen, sondern mittels eines zusätzlichen Schaltkreises, dem Energy Absorber, in Wärme umgesetzt wer- den. Die Abschaltenergie umfasst dabei die im Stromkreis, d.h. in den Netz-, Leitungs- bzw. Lastimpedanzen (Verbrau- cherimpedanzen), gespeicherte Energie. Um den Energy Absorber zu entlasten, muss der Strom, der im Moment des Abschaltens fließt, möglichst gering sein. Dies gilt auch im Falle eines Kurzschlusses. Hier steigt der Strom sehr schnell an. Durch schnelle Kurzschlusserkennung kann ein Kurzschluss frühzeitig erkannt und ein zu hoher Kurzschlussstrom vermieden werden. Das halbleiterbasierte Schutzschaltgerät unterbricht, im Sinne eines Abschaltvorganges, nahezu unverzögert, innerhalb von ps, den Stromkreis. Es treten keine hohen Ströme auf und die Belastung des Energy Absorbers eines halbleiterbasierten Schutzschaltgerätes wird reduziert. Bekannte Kurschlusserken- nungen bzw. Abschaltkriterien basieren üblicherweise auf der Ermittlung und Auswertung des Strom-Istwertes.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Niederspannungs- wechselstromkreise, mit einer Wechselspannung, üblicherweise mit einer zeitabhängigen sinusförmigen Wechselspannung mit der Frequenz f, typischerweise 50 oder 60 Hertz (Hz). Die zeitliche Abhängigkeit des momentanen Spannungswertes u(t) der Wechselspannung ist durch die Gleichung: u(t) = U * sin (2π * f * t) beschrieben. Wobei: u(t) = momentaner Spannungswert zu der Zeit t
U = Amplitude (Maximalwert) der Spannung
Eine harmonische Wechselspannung lässt sich durch die Rota- tion eines Zeigers darstellen, dessen Länge der Amplitude (U) der Spannung entspricht. Die Momentanauslenkung ist dabei die Projektion des Zeigers auf ein Koordinatensystem. Eine Schwingungsperiode entspricht einer vollen Umdrehung des Zei- gers und dessen Vollwinkel beträgt 2n (2Pi) bzw. 360°. Die Kreisfrequenz ist die Änderungsrate des Phasenwinkels dieses rotierenden Zeigers. Die Kreisfrequenz einer harmonischen Schwingung beträgt immer das 2n-fache ihrer Frequenz, d.h.: ω = 2n*f = 2n/T = Kreisfrequenz der Wechselspannung (T = Periodendauer der Schwingung)
Häufig wird die Angabe der Kreisfrequenz (ω) gegenüber der Frequenz (f) bevorzugt, da sich viele Formeln der Schwin- gungslehre aufgrund des Auftretens trigonometrischer Funktio- nen, deren Periode per Definition 2n ist, mit Hilfe der Kreisfrequenz kompakter darstellen lassen: u (t) = U * sin (ωt)
Im Falle zeitlich nicht konstanter Kreisfrequenzen wird auch der Begriff momentane Kreisfrequenz verwendet.
Bei einer sinusförmigen, insbesondere zeitlich konstanten, Wechselspannung entspricht der zeitabhängige Wert aus der Winkelgeschwindigkeit ω und der Zeit t dem zeitabhängigen Winkel φ (t), der auch als Phasenwinkel φ (t) bezeichnet wird. D.h. der Phasenwinkel φ (t) durchläuft periodisch den Bereich O...2n bzw. 0°...360°. D.h. der Phasenwinkel nimmt periodisch ei- nen Wert zwischen 0 und 2n bzw. 0° und 360° an (φ = n*(0...2n) bzw. φ = n*(0°...360°), wegen Periodizität; verkürzt: φ = O...2n bzw. φ = 0°...360°).
Mit momentanem Spannungswert u(t) ist folglich der momentane Wert der Spannung zum Zeitpunkt t, d.h. bei einer sinusförmi- gen (periodischen) Wechselspannung der Wert der Spannung zum
Phasenwinkel φ gemeint (φ = O...2n bzw. φ = 0°...360°, der jewei- ligen Periode).
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Schutzschalt- geräte eingangs genannter Art zu verbessern, insbesondere eine schnelle und alternative Möglichkeit zur Kurzschlusser- kennung aufzuzeigen, sowie spezieller kurze und annähernd konstante Auslösezeiten zu erreichen, und eine sichere Unter- brechung zu gewährleisten.
Diese Aufgabe wird durch ein Schutzschaltgeräte mit den Merk- malen des Patentanspruchs 1, sowie durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 17 gelöst.
Erfindungsgemäß ist ein (elektronisches) Schutzschaltgerät zum Schutz eines elektrischen Niederspannungsstromkreises, insbesondere Niederspannungswechselstromkreises, vorgesehen, aufweisend :
- ein Gehäuse mit netzseitigen und lastseitigen Anschlüssen für Leiter des Niederspannungswechselstromkreises,
- einen Spannungssensor, zur Ermittlung der Höhe der Spannung des Niederspannungsstromkreises, derart das momentane (pha- senwinkelbezogene) Spannungswerte vorliegen,
- einen Stromsensor, zur Ermittlung der Höhe des Stromes des Niederspannungsstromkreises, derart das momentane (phasenwin- kelbezogene) Stromwerte vorliegen,
- einer elektronischen Unterbrechungseinheit, die durch halb- leiterbasierte Schaltelemente einen hochohmigen Zustand der Schaltelemente zur Unterbrechung und einen niederohmigen Zu- stand der Schaltelemente zum Stromfluss im Niederspannungs- stromkreis aufweist,
- einer Steuerungseinheit, die mit dem Spannungssensor, dem Stromsensor und der Unterbrechungseinheit verbunden ist, dass das Schutzschaltgerät derart ausgestaltet ist,
- dass bei einer Erkennung eines, insbesondere lastseitigen, Kurzschlusses die elektronische Unterbrechungseinheit vom niederohmigen Zustand in den hochohmigen Zustand zur Unter- brechung des Niederspannungsstromkreises wechselt, wobei
dieser Vorgang eine Auslösezeit vom Kurzschlussereignis bis zum hochohmigen Zustand aufweist, dass die Auslösezeit kleiner als ein zeitlicher erster Schwellwert ist.
Erfindungsgemäß soll erreicht werden, dass eine schnelle und über die Periodendauer der Wechselspannung weitestgehend kon- stante, d.h. unter einem zeitlich ersten Schwellwert lie- gende, Auslösezeit erreicht wird.
Damit ist vorteilhaft eine sehr schnelle Erkennung von Kurz- schlüssen möglich, bei Vermeidung einer hohen Schaltenergie.
Vorsteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Un- teransprüchen angegeben.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die Auslösezeit unabhängig vom Phasenwinkel der Spannung, so dass bei kleiner momentaner Spannung und bei großer momentaner Spannung annähernd die gleichen Auslösezeiten erreicht wer- den. Insbesondere ist die Auslösezeit über eine volle Perio- dendauer der Spannung annähernd konstant.
Dies hat den besonderen Vorteil, eine noch gleichbleibendere weitestgehend konstante Auslösezeit erreicht wird.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist ein, insbesondere einziges, Einstellelement am Schutzschaltgerät vorgesehen, mit dem ein Grenzwert für den Stromanstieg ein- stellbar ist, um den Grenzwert für die Kurzschlusserkennung einzustellen .
Dies hat den besonderen Vorteil, dass die Einstellung nicht durch einen Stromschwellwert für die Kurzschlusserkennung, sondern durch einen Stromanstiegsschwellwert respektive Stro- mänderungsschwellwert erfolgt, d.h. eine (zumindest weitest- gehend) vom absoluten Strom unabhängige Einstellung eines Kurzschlusserkennungswertes .
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der Grenzwert für den Stromanstieg abhängig von am netzseitigen
Anschluss des Schutzschaltgerätes angeschlossenen Teil des Niederspannungsstromkreises eingestellt.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass eine lastseitenunabhän- gige Einstellung, d.h. insbesondere von der angeschlossenen Last bzw. Verbraucher unabhängige Einstellung, der Kurz- schlusserkennung erfolgen kann.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird aus den momentanen Stromwerten die Änderung des Stromes nach der Zeit ermittelt, so dass momentane Stromänderungswerte vorlie- gen.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass für die Kurzschlusser- kennung entsprechende Messwerte vorliegen.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung liegen vom (periodischen) zeitlichen Verlauf der Höhe der Spannung, d.h. von den momentanen Spannungswerte, abhängige (periodische) momentane Stromänderungsschwellwerte vor.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass eine von der Periodizi- tät der Spannung abhängige Schwellwerte/Stromänderungs- schwellwerte vorliegen, um eine weitestgehend gleichbleibende bzw. konstante Auslösezeit zu erreichen.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden die momentanen Stromänderungswerte phasenbezogen mit den momenta- nen Stromänderungsschwellwerten verglichen. Bei Überschrei- tung des momentanen Stromänderungsschwellwertes wird eine Un- terbrechung des Niederspannungsstromkreises initiiert.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass eine weitestgehend gleichbleibende bzw. konstante Auslösezeit erreicht werden kann.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weisen die (periodischen) momentanen Stromänderungsschwellwerte einen Minimalwert auf, der größer als Null ist. Insbesondere ist dieser Minimalwert im Bereich von 5 bis 20% des Maximalwer- tes, d.h. des maximalen Stromänderungsschwellwertes.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass bei kleinen Stromände- rungswerten bzw. kleinen Spannungen eine sichere Erkennung von Kurzschlussströmen ermöglicht wird und Fehlauslösungen vermieden werden.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist der Niederspannungswechselstromkreis einen zeitlich sinusförmigen Spannungsverlauf auf (Idealfall). Die momentanen Stromände- rungsschwellwerte weisen ebenfalls einen zeitlich, insbeson- dere betragsmäßigen, sinusförmigen Stromänderungsverlauf auf. Wobei insbesondere der Nulldurchgang bzw. der Bereich des Nulldurchganges einen (betragsmäßigen) Minimalwert aufweist, der größer als Null ist, insbesondere größer als 0,2 A/ps ist. Die zeitlichen Verläufe von Spannung und Stromänderungs- schwellwerten sind phasenbezogen derart synchronisiert, dass der Zeitpunkt der Amplitude (Maximalwert) der Spannung mit dem Zeitpunkt der Amplitude (Maximalwert) des Stromänderungs- schwellwertes übereinstimmt.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass eine einfache Erkennung bei (insbesondere) sinusförmigen Spannungsverläufen ermög- licht wird.
Insbesondere stimmt der Bereich des Nulldurchganges der Span- nung mit dem Bereich des Minimalwertes des Stromänderungs- schwellwertes überein.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung muss die Überschreitung des Stromänderungsschwellwertes für eine erste Zeitspanne vorliegen, um eine Unterbrechung des Niederspan- nungsstromkreises zu initiieren.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass Fehlauslösungen vermie- den werden und eine höhere Zuverlässigkeit erreicht wird.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist das Schutzschaltgerät derart ausgestaltet, dass die Steuerungseinheit eine analoge erste Teileinheit und eine digitale zweite Teileinheit aufweist. Die erste Teilein- heit weist einen Stromkomparator auf, dem die momentanen Stromänderungswerte und die momentanen
Stromänderungsschwellwerte, letztere insbesondere von der zweiten Teileinheit (SED), zugeführt werden. Die Stromände- rungsschwellwerte werden gemäß dem zeitlichen Verlauf der Spannung von der zweiten Teileinheit phasenbezogenen bereit- gestellt. Hiermit wird ein auf den zeitlichen Verlauf der Spannung phasenbezogener Vergleich der momentanen Stromände- rungswerte mit den momentanen Stromänderungsschwellwerten er- möglicht. Womit eine Unterbrechung des Niederspannungsstrom- kreises bei Überschreitung der Stromänderungsschwellwerte initiiert werden kann.
Dies hat den besonderen Vorteil, einer einfachen Implementie- rung der Lösung.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist das Schutzschaltgerät derart ausgestaltet, dass eine Netzsynchro- nisationseinheit vorgesehen ist. Diese ermittelt aus den zu- geführten momentanen Spannungswerten mindestens einen Phasen- winkel (φ (t)) der Spannung und alternativ die Amplitude (U) der Spannung. Eine Schwellwerteinheit ist vorgesehen, die mit der Netzsynchronisationseinheit und gegebenenfalls dem Ein- stellelement verbunden ist, so dass mit dem Phasenwinkel (φ (t)) der Spannung, der Amplitude (U) der Spannung und dem, insbesondere eingestellten, Grenzwert für den Stromanstieg momentane Stromänderungsschwellwerte ermittelt werden. Die momentanen Stromänderungswerte werden phasenbezogen mit den momentanen Stromänderungsschwellwerten verglichen, zur Er- mittlung der Initiierung einer Unterbrechung.
Dies hat den besonderen Vorteil einer weiteren einfachen Im- plementierung der Lösung.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist ein mechanisches Trennkontaktsystem vorgesehen ist, das strom- kreisseitig in Serie zur elektronischen Unterbrechungseinheit geschaltet ist, so dass eine galvanische Trennung im Nieder- spannungsstromkreis geschaltet werden kann. Das mechanische Trennkontaktsystem ist mit der Steuerungseinheit verbunden. Dies hat den besonderen Vorteil, dass sowohl eine schnelle Unterbrechung des elektrischen
Niederspannungswechselstromkreises durch die elektronische Unterbrechungseinheit als auch eine galvanische Trennung, insbesondere mit Trennereigenschaften gemäß Norm, d.h. eine Freischaltung (im Gegensatz zu einer Abschaltung, realisiert werden kann. So liegt ein umfassendes Schutzschaltgerät vor.
Vorteilhaft wird neben einer Unterbrechung durch die elektro- nische Unterbrechungseinheit auch eine galvanische Unterbre- chung durch das mechanische Trennkontaktsystem initiiert wird.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird bei hochohmiger bzw. hochohmig geschalteter elektronischer Unter- brechungseinheit und einem Strom im Niederspannungsstrom- kreis, der einen ersten Stromschwellwert überschreitet, eine galvanische Trennung initiiert.
Dies hat den besonderen Vorteil, dass bei Restströmen oder einer fehlerhaften elektronischen Unterbrechungseinheit eine Freischaltung des Stromkreises gegeben ist, d.h. eine erhöhte Sicherheit wird bereitgestellt.
Erfindungsgemäß wird ein korrespondierendes Verfahren für ein Schutzschaltgerät für einen Niederspannungsstromkreis mit elektronischen (halbleiterbasierten) Schaltelementen mit den gleichen und weiteren Vorteilen beansprucht.
Beim Verfahren zum Schutz eines elektrischen Niederspannungs- stromkreis wird die:
- die Höhe der Spannung des Niederspannungsstromkreises in Form von momentanen Spannungswerte ermittelt,
- die Änderung des Stromes nach der Zeit ermittelt, so dass momentane Stromänderungswerte vorliegen,
- die momentane Stromänderungswerte werden mit momentanen Stromänderungsschwellwerten zur Erkennung eines Kurzschlusses im Niederspannungsstromkreis verglichen und bei einer Über- schreitung der Stromänderungsschwellwerte wird eine elektro- nische Unterbrechungseinheit vom niederohmigen Zustand in den hochohmigen Zustand zur Unterbrechung des
Niederspannungsstromkreises wechseln, wobei dieser Vorgang eine Auslösezeit vom Kurzschlussereignis bis zum hochohmigen Zustand aufweist. Die Auslösezeit ist hierbei kleiner als ein zeitlicher erster Schwellwert.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden die momentanen Stromänderungswerte phasenbezogen mit den momenta- nen Stromänderungsschwellwerten verglichen, wobei die momen- tanen Stromänderungsschwellwertes mit dem zeitlichen Verlauf der momentanen Spannungswerte synchronisiert sind, so dass bei kleiner momentaner Spannung kleine momentane Stromände- rungsschwellwerte und bei hoher momentaner Spannung hohe Stromänderungsschwellwerte vorliegen, so dass die Auslösezeit weitestgehend unabhängig vom Phasenwinkel der Spannung ist bzw. so dass die Auslösezeit unter dem zeitlich ersten Schwellwert liegt.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weisen die momentanen Stromänderungsschwellwerte einen Minimalwert auf, der größer als Null ist, insbesondere größer als 5 bis 20% vom Maximalwert ist.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weisen bei einem zeitlich sinusförmigen Spannungsverlauf im Niederspan- nungswechselstromkreis die momentanen Stromänderungsschwell- werte einen zeitlich, insbesondere betragsmäßigen, sinusför- migen Stromänderungsverlauf mit einem Minimalwert, der größer als Null ist, auf. Die zeitlichen Verläufe von Spannung und Stromänderungsschwellwerten sind phasenbezogen derart syn- chronisiert, dass der Zeitpunkt der Amplitude der Spannung mit dem Zeitpunkt der Amplitude des Stromänderungsschwellwer- tes übereinstimmt.
Alle Ausgestaltungen, sowohl in abhängiger Form rückbezogen auf den Patentanspruch 1 bzw. 17, als auch rückbezogen ledig- lich auf einzelne Merkmale oder Merkmalskombinationen von Pa- tentansprüchen, bewirken eine Verbesserung eines
Schutzschaltgerätes zur schnellen und sicheren Abschaltung bei Überströmen und Kurzschlüssen.
Die beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang mit der Zeichnung näher erläutert werden.
Dabei zeigt die Zeichnung:
Figur 1 eine Darstellung eines Schutzschaltgerätes,
Figur 2 eine erste Ausgestaltung des Schutzschaltgerätes,
Figur 3 eine zweite Ausgestaltung des Schutzschaltgerätes,
Figur 4 Spannungs- und Stromänderungsschwellwertverläufe über der Zeit,
Figur 5 Strom- und Spannungsverläufe über der Zeit.
Figur 1 zeigt eine Darstellung eines Schutzschaltgerätes SG zum Schutz eines elektrischen Niederspannungsstromkreises mit einem Gehäuse GEH, aufweisend:
- Anschlüsse für Leiter des Niederspannungsstromkreises, ins- besondere erste Anschlüsse LI, NI für eine netzseitigen, ins- besondere energiequellenseitigen, Anschluss EQ des Schutz- schaltgerätes SG und zweite Anschlüsse L2, N2 für einen last- seitigen, insbesondere energiesenkenseitigen - im Falle pas- siver Lasten, Anschluss ES (verbraucherseitigen Anschluss) des Schutzschaltgerätes SG, wobei speziell phasenleitersei- tige Anschlüsse LI, L2 und neutralleiterseitige Anschlüsse NI, N2 vorgesehen sein können; der lastseitige Anschluss kann eine passive Last (Verbrau- cher) oder/und eine aktive Last ((weitere) Energiequelle auf- weisen, bzw. eine Last, die sowohl passiv als auch aktiv sein kann, z.B. in zeitlicher Abfolge;
- einen Spannungssensor SU, zur Ermittlung der Höhe der Span- nung des Niederspannungsstromkreises, so dass momentane Span- nungswerte (phasenbezogene Spannungswerte) DU vorliegen,
- einen Stromsensor SI, zur Ermittlung der Höhe des Stromes des Niederspannungsstromkreises, derart das momentane (pha- senwinkelbezogene) Stromwerte vorliegen, in einer Ausgestaltung kann der der Stromsensor SI derart ausgestaltet sein, dass aus den momentanen Stromwerten die Änderung des Stromes nach der Zeit ermittelt wird, so dass momentane Stromänderungswerte DI vorliegen, alternativ kann dies in einer separaten Einheit bzw. einer (nachfolgend be- schriebenen) Steuerungseinheit SE erfolgen,
- einer elektronischen Unterbrechungseinheit EU, die durch halbleiterbasierte Schaltelemente einen hochohmigen Zustand der Schaltelemente zur Unterbrechung und einen niederohmigen Zustand der Schaltelemente zum Stromfluss im Niederspannungs- stromkreis aufweist,
- einer Steuerungseinheit SE, die mit dem Spannungssensor, dem Stromsensor SI und der elektronischen Unterbrechungsein- heit EU verbunden ist; die Steuerungseinheit SE kann:
* mit einer digitalen Schaltung, z.B. mit einem Mikroprozes- sor, realisiert sein; der Mikroprozessor kann auch einen Ana- log-Teil enthalten;
* mit einer digitalen Schaltung mit analogen Schaltungsteilen realisiert sein.
Das Schutzschaltgerät SG, insbesondere die Steuerungseinheit SE, ist derart ausgestaltet, dass bei einer Erkennung eines, insbesondere lastseitigen (ES), Kurzschlusses die elektroni- sche Unterbrechungseinheit EU vom niederohmigen Zustand in den hochohmigen Zustand zur Unterbrechung des Niederspan- nungsstromkreises wechselt, wobei dieser Vorgang eine Auslö- sezeit vom Kurzschlussereignis bis zum hochohmigen Zustand aufweist. Erfindungsgemäß ist die Auslösezeit kleiner als ein zeitlicher erster Schwellwert ist. Der erste Schwellwert ist kleiner als 1 ms, spezieller kleiner 200 ps, insbesondere kleiner als 100 ps.
Erfindungsgemäß soll erreicht werden, dass die Auslösezeit über eine volle Periodendauer der Spannung nicht größer als 1 ms oder 200 ps / 100 ps wird. Wenn die Erkennung schneller erfolgt, soll auch schneller ausgelöst werden (sie soll dann nicht langsamer gemacht werden). Der genannte zeitliche erste Schwellwert stellt eine Maximalzeit für langsame Fehlerfälle dar, d.h. wenn die treibende Spannung noch gering ist, z.B. 50 Volt ist somit der Stromänderungswert (im Fehlerfall) ebenfalls klein (bei netzseitiger Induktivität / Schleifenin- duktivität / Energiequelle mit Leitungen zum Kurzschluss von 100 pH), z.B. 0,5 A/ps.
Durch die erfindungsgemäße mitlaufende Anpassung der Stromän- derungsschwellwerte kann so ein Fehlerfall bei geringen mo- mentanen Spannungen schnell erkannt werden.
Ein so kleiner fest eingestellter Stromänderungsschwellwert würde andernfalls (bei hohen momentanen Spannungen) Fehlaus- lösungen begünstigen.
Erfindungsgemäß ist die Auslösezeit gering, insbesondere (weitestgehend) unabhängig vom Phasenwinkel der Spannung, so dass bei kleiner momentaner Spannung und bei großer momenta- ner Spannung annähernd die gleichen Auslösezeiten erreicht werden.
Dies wird erfindungsgemäß beispielsweise dadurch erreicht, dass vom (periodischen) zeitlichen Verlauf der Höhe der Span- nung bzw. der ermittelten momentanen Spannungswerte abhängige (periodische) momentane Stromänderungsschwellwerte vorliegen. Die momentanen Stromänderungsschwellwerte können kontinuier- lich oder phasenwinkelweise vorliegen.
Die momentanen Stromänderungsschwellwerte können dabei pro einzelnen Phasenwinkel, einen Phasenwinkelbereich (mehrere Phasenwinkel), z.B. alle 2°, oder einen Phasenwinkelabschnitt (ein Teil eines Phasenwinkels), z.B. alle 0,5° oder 0,1° vor- liegen. Insbesondere eine Auflösung von 1° bis 5° ist beson- ders vorteilhaft (dies entspricht einer Abtastrate von 3,5 bis 20 kHz).
Die momentanen Stromänderungswerte werden phasenbezogen mit den momentanen Stromänderungsschwellwerten verglichen. Bei
betragsmäßiger Überschreitung des momentanen Stromänderungs- schwellwertes wird eine Unterbrechung des Niederspannungs- stromkreises, z.B. durch ein erstes Unterbrechungssignal TRIP von der Steuerungseinheit SE zur elektronischen Unterbre- chungseinheit EU, initiiert, wie in Figur 1 eingezeichnet.
Die elektronische Unterbrechungseinheit EU ist gemäß Figur 1 als Block in beiden Leitern eingezeichnet. Damit ist in einer ersten Variante keine Unterbrechung beider Leiter gemeint. Mindestens ein Leiter, insbesondere der aktive Leiter respek- tive Phasenleiter, weist halbleiterbasierte Schaltelemente auf. Der Neutralleiter kann schaltelementefrei sein, d.h. ohne halbleiterbasierte Schaltelemente. D.h. der Neutrallei- ter ist direkt verbunden, d.h. wird nicht hochohmig. D.h. es erfolgt nur eine einpolige Unterbrechung (des Phasenleiters). Sind weitere aktive Leiter / Phasenleiter vorgesehen, weisen in einer zweiten Variante der elektronischen Unterbrechungs- einheit EU die Phasenleiter halbleiterbasierten Schaltele- mente auf. Der Neutralleiter ist direkt verbunden, d.h. wird nicht hochohmig. Beispielsweise für einen Dreiphasen-Wechsel- stromkreis .
In einer dritten Variante der elektronischen Unterbrechungs- einheit EU kann der Neutralleiter ebenfalls ein halbleiterba- siertes Schaltelement aufweisen, d.h. bei einer Unterbrechung der elektronischen Unterbrechungseinheit EU werden beide Lei- ter hochohmig.
Die elektronische Unterbrechungseinheit EU kann Halbleiter- bauelemente wie Bipolartransistoren, Feldeffekttransistoren (FET), Isolated Gate Bipolartransistoren (IGBT), Metall Oxid Schicht Feldeffekttransistoren (MOSFET) oder andere (selbst- geführte) Leistungshalbleiter aufweisen. Insbesondere IGBT's und MOSFET's eignen sich auf Grund geringer Durchflusswider- stände, hoher Sperrschichtwiderstände und eines guten Schalt- verhaltens besonderes gut für das erfindungsgemäße Schutz- schaltgerät .
Zusätzlich, für eine Ausgestaltung der Erfindung, kann ferner ein Stromsensor SI, zur Ermittlung der Höhe des Stromes des Niederspannungsstromkreises, so dass Stromwerte DI vorliegen, vorgesehen sein, wie im Beispiel gemäß Figur 1 eingezeichnet. Der Stromsensor SI ist dann mit der Steuerungseinheit SE ver- bunden.
Das Schutzschaltgerät SG kann bevorzugt ferner ein mechani- sches Trennkontaktsystem MK aufweisen, insbesondere gemäß Norm mit normgerechten Trennereigenschaften, zur galvanischen Trennung des Stromkreises, insbesondere zum normgerechten Freischalten (im Gegensatz zum Abschalten) des Stromkreises. Das mechanische Trennkontaktsystem MK kann mit der Steue- rungseinheit SE verbunden sein, wie in Figur 1 eingezeichnet, so dass die Steuerungseinheit SE eine galvanische Trennung des Stromkreises initiieren kann.
Speziell kann eine weitere Auswertung implementiert sein, die bei Erfüllung anderer Kriterien eine galvanische Trennung herbeiführt. Beispielsweise kann eine Überstromerkennung vor- gesehen sein, beispielsweise in der Steuerungseinheit SE, die bei Überströmen, d.h. bei Überschreitung von Strom-Zeitgrenz- werten, d.h. wenn ein Strom, der einen Stromgrenzwert über- schreitet, eine bestimmte Zeit anliegt, d.h. beispielsweise ein bestimmter Energieschwellwert überschritten, eine halb- leiterbasierte oder/und galvanische Unterbrechung des Strom- kreises erfolgen.
Alternativ bzw. zusätzlich kann beispielsweise bei einem er- kannten Kurzschluss auch eine galvanische Trennung initiiert werden.
Die Initiierung der galvanischen Unterbrechung des Nieder- spannungsstromkreises erfolgt beispielsweise durch ein weite- res zweites Unterbrechungssignal TRIPG, dass von der Steue- rungseinheit SE zum mechanisches Trennkontaktsystem MK gesen- det wird, wie in Figur 1 eingezeichnet.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung kann bei hochohmiger elektronischer Unterbrechungseinheit EU bzw.
hochohmig geschalteter elektronischer Unterbrechungseinheit EU, d.h. wenn die elektronische Unterbrechungseinheit EU in einem hochohmigen Zustand sein soll, und einem Strom im Nie- derspannungsstromkreis, der insbesondere durch den Stromsensor SI festgestellt wird, der einen ersten Strom- schwellwert überschreitet, eine galvanische Trennung initi- iert werden. Der erste Stromschwellwert kann je nach Einsatz- gebiet des Schutzschaltgerätes in der Größenordnung 4 bis 6 mA, insbesondere bei 5 mA oder 6 mA liegen. Der erste Strom- schwellwert kann im Bereich 25 mA bis 32mA liegen, insbeson- dere bei 28 mA, 29 mA oder 30 mA, insbesondere für den Perso- nenschutz in Europa. Der dritte Schwellwert kann im Bereich 290 mA bis 300 mA liegen, insbesondere für den Brandschutz. Jeder der genannten Rand- und Zwischenwerte ist offenbart.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung kann bei einer ermittelten Stromhöhe, die einen zweiten Stromschwellwert überschreitet, eine Unterbrechung des Niederspannungsstrom- kreises initiiert werden, insbesondere durch das mechanische Trennkontaktsystem.
Der zweite Stromschwellwert entspricht beispielsweise den normgemäßen Strom- (Zeit-)Grenzwerten, d.h. den I- (t-)Kennli- nien für Schutzgeräte, beispielsweise gemäß Norm IEC 60947 o- der IEC 60898. Die gewählten Strom- (Zeit-)Grenzwerte wählt der Fachmann gemäß der vorliegenden Anwendung / Applikation.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung kann bei einer Initiierung einer Unterbrechung des Niederspannungsstromkrei- ses mittels der elektronischen Unterbrechungseinheit und ei- nem Stromfluss im Niederspannungsstromkreis, der einen drit- ten Stromschwellwert überschreitet und für eine zweite Zeit- spanne anhält, eine Unterbrechung des Niederspannungsstrom- kreises durch das mechanische Trennkontaktsystem initiiert werden, um z.B. eine fehlgeschlagenes Hochohmigkeit der elektronischen Unterbrechungseinheit und damit fehlgeschla- gene Unterbrechung des Niederspannungsstromkreis eine Unter- brechung durch das mechanische Trennkontaktsystem herbeizu- führen. So wird vorteilhaft die Betriebssicherheit erhöht.
Ein solcher Vorgang kann vorteilhaft am Schutzschaltgerät an- gezeigt werden.
Der dritte Stromschwellwert und die zweite Zeitspanne ent- spricht beispielsweise den normgemäßen Strom-Zeit-Grenzwer- ten, d.h. den I-t-Kennlinien für Schutzgeräte, beispielsweise gemäß Norm IEC 60947 oder IEC 60898. Die gewählten Strom- Zeit-Grenzwerte wählt der Fachmann gemäß der vorliegenden An- wendung / Applikation.
Das mechanische Trennkontaktsystem MK kann in einer ersten Variante einpolig unterbrechen. D.h. es wird nur ein Leiter der beiden Leiter, insbesondere der aktive Leiter respektive Phasenleiter unterbrochen, d.h. weist einen mechanischen Kon- takt auf. Der Neutralleiter ist dann kontaktfrei, d.h. der Neutralleiter ist direkt verbunden.
Sind weitere aktive Leiter / Phasenleiter vorgesehen, weisen in einer zweiten Variante die Phasenleiter mechanische Kon- takte des mechanischen Trennkontaktsystems auf. Der Neutral- leiter ist in dieser zweiten Variante direkt verbunden. Bei- spielsweise für einen Dreiphasen-Wechselstromkreis.
In einer dritten Variante des mechanischen Trennkontaktsystem MK weist der Neutralleiter ebenfalls mechanische Kontakte auf, wie in Figur 1 eingezeichnet.
Mit mechanischem Trennkontaktsystem MK ist insbesondere eine (normgerechte) Trennfunktion gemeint, realisiert durch das Trennkontaktsystem MK. Mit Trennfunktion sind die Punkte: -Mindestluftstrecke nach Norm (Mindestabstand der Kontakte), -Kontaktstellungsanzeige der Kontakte des mechanischen Trenn- kontaktsystem, -Betätigung des mechanischen Trennkontaktsystem immer möglich (keine Blockierung des Trennkontaktsystems), gemeint .
Hinsichtlich der Mindestluftstrecke zwischen den Kontakten des Trennkontaktsystem ist diese im Wesentlichen spannungsab- hängig. Weitere Parameter sind der Verschmutzungsgrad, die
Art des Feldes (homogen, inhomogen), und der Luftdruck bzw. die Höhe über Normalnull.
Für diese Mindestluftstrecken bzw. Kriechstrecken gibt es entsprechende Vorschriften bzw. Normen. Diese Vorschriften geben beispielsweise bei Luft für eine Stoßspannungsfestig- keit die Mindestluftstrecke für ein inhomogenes und ein homo- genes (ideales) elektrisches Feld in Abhängigkeit vom Ver- schmutzungsgrad an. Die Stoßspannungsfestigkeit ist die Fes- tigkeit beim Anlegen einer entsprechenden Stoßspannung. Nur bei Vorliegen dieser Mindestlänge (Mindeststrecke) weist das Trennkontaktsystem bzw. Schutzschaltgerät eine Trennfunktion (Trennereigenschaft) auf.
Im Sinne der Erfindung sind hierbei für die Trennerfunktion und deren Eigenschaften der Normenreihe DIN EN 60947 bzw. IEC 60947 einschlägig, auf die hier durch Referenz Bezug genommen wird.
Das Trennkontaktsystem ist vorteilhafterweise durch eine Min- destluftstrecke der geöffneten Trennkontakte in der Aus- stellung (Geöffnet Stellung, geöffnete Kontakte) in Abhängig- keit von der Bemessungsstoßspannungsfestigkeit und dem Ver- schmutzungsgrad gekennzeichnet. Die Mindestluftstrecke be- trägt insbesondere zwischen (im Minimum) 0,01 mm und 14 mm. Insbesondere beträgt vorteilhafterweise die Mindestluftstre- cke zwischen 0,01 mm bei 0,33 kV und 14 mm bei 12 kV, insbe- sondere für Verschmutzungsgrad 1 sowie insbesondere für inho- mogene Felder.
Vorteilhafterweise kann die Mindestluftstrecke die folgenden Werte aufweisen:
Tabelle13-Mindestluftstrecken
Die Verschmutzungsgrade und Feldarten entsprechen den in den Normen definierten. Dadurch lässt vorteilhafterweise ein ent- sprechend der Bemessungsstoßspannungsfestigkeit dimensionier- tes normgerechtes Schutzschaltgerät erzielen.
Figur 2 zeigt eine Darstellung gemäß Figur 1, mit einer wei- teren detaillierten Ausgestaltung. Hierbei weist die Steue- rungseinheit SE zwei Teileinheiten auf, eine, bevorzugt ana- loge, erste Teileinheit SEA und eine, bevorzugt digitale, zweite Teileinheit SED. Die erste Teileinheit SEA weist hier- bei einen Stromkomparator CI auf. Diesem werden einerseits die momentanen Stromänderungswertee DI des Stromsensors SI zu- geführt. Andererseits werden dem Stromkomparator CI die
momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI von der zweiten Teileinheit SED zugeführt.
Der Stromkomparator CI vergleicht die momentanen Stromände- rungswerte DI mit den momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI und gibt, wie beschrieben, bei Überschreitung, ein erstes
Stromunterbrechungssignal TI, zur Initiierung einer Unterbre- chung des Niederspannungsstromkreises, ab.
Das Stromunterbrechungssignal TI kann einer Logikeinheit LG zugeführt werden, die es mit anderen Unterbrechungssignalen kombiniert und das erste Unterbrechungssignal TRIP zur halb- leiterbasierten Unterbrechung bzw. hochohmigen Unterbrechung an die elektronische Unterbrechungseinheit EU abgibt.
In einer Ausgestaltung speichert der Stromkomparator CI die momentanen Schwellwerte SWI zwischen, um die Werte ständig zur Verfügung zu haben.
Wobei die momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI mit dem zeitlichen Verlauf der momentanen Spannungswerte (dem zeitli- chen Verlauf der Spannung) synchronisiert sind. Dadurch wer- den bei kleiner momentaner Spannung (Phasenwinkel einer si- nusförmigen Wechselspannung von z.B. -30° bis 0° bis 30°) kleine momentane Stromänderungsschwellwerte SWI verwendet (bzw. liegen vor) und bei hoher momentaner Spannung (Phasen- winkel einer sinusförmigen Wechselspannung von z.B. 60° bis 90° bis 120°) hohe Stromänderungsschwellwerte SWI verwendet (bzw. liegen vor), so dass die Auslösezeit weitestgehend un- abhängig vom Phasenwinkel der Spannung ist, so dass die Aus- lösezeit unter dem zeitlich ersten Schwellwert liegt.
Die momentanen Stromänderungswerte DI werden zudem der zwei- ten Teileinheit SED zugeführt. In einer bevorzugten Ausge- staltung werden die momentanen Stromänderungswerte DI dort durch einen Analog-Digital-Umsetzer ADC digitalisiert und ei- nem Mikroprozessor CPU zugeführt. Dieser führte eine Ermitt- lung bzw. Berechnung der momentanen Stromänderungsschwell- werte SWI durch. Die durch die zweite Teileinheit SED bzw. insbesondere den Mikroprozessor CPU ermittelten momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI werden wiederum der ersten Teileinheit SEA zugeführt, insbesondere dem Stromkomparator CI, um den oben beschriebenen Vergleich durchzuführen.
Dabei kann vorteilhaft die Ermittlung der momentanen Stromän- derungsschwellwerte SWI in der zweiten Teileinheit SED digi- tal erfolgen bzw. mit einer langsameren
Verarbeitungsgeschwindigkeit als der fortlaufende Vergleich von momentanen Stromänderungswerte DI mit den momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI in der ersten Teileinheit SEA.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann die erste Teileinheit SEA einen Spannungskomparator CU aufweisen. Diesem werden einerseits die momentanen Spannungswerte DU des Spannungssensors SU zugeführt. Andererseits werden dem Span- nungskomparator CU momentane Spannungsschwellwerte SWU von der zweiten Teileinheit SED zugeführt.
Der Spannungskomparator CU vergleicht die momentanen Span- nungswerte DU mit den momentanen Spannungsschwellwerten SWU und gibt bei Überschreitung oder Unterschreitung bzw. Be- reichsprüfung ein Spannungsunterbrechungssignal TU zur Initi- ierung einer Unterbrechung des Niederspannungsstromkreises ab.
Das Spannungsunterbrechungssignal TU kann der Logikeinheit LG zugeführt werden, die es mit dem(n) (anderen) Unterbrechungs- signal (en) kombiniert und das erste Unterbrechungssignal TRIP zur halbleiterbasierten Unterbrechung bzw. hochohmigen Unter- brechung an die elektronische Unterbrechungseinheit EU ab- gibt.
In einer Ausgestaltung speichert der Spannungskomparator CU die momentanen Schwellwerte SWU zwischen, um die Werte stän- dig zur Verfügung zu haben.
In dieser Ausgestaltung können die momentanen Spannungswerte DU zudem der zweiten Teileinheit SED zugeführt werden. In ei- ner weiteren bevorzugten Ausgestaltung werden die momentanen Spannungswerte DU dort durch den Analog-Digital-Umsetzer ADC digitalisiert und dem Mikroprozessor CPU zugeführt. Dieser führt eine Ermittlung bzw. Berechnung der momentanen Span- nungsschwellwerte SWU durch. Die durch die zweite Teileinheit SED bzw. insbesondere den Mikroprozessor CPU ermittelten mo- mentanen Spannungsschwellwerte SWU werden wiederum der ersten Teileinheit SEA zugeführt, insbesondere dem Spannungskompara- tor CU, um den oben beschriebenen Vergleich durchzuführen.
Dabei kann vorteilhaft die Ermittlung der momentanen Span- nungsschwellwerte SWU in der zweiten Teileinheit SED digital erfolgen bzw. mit einer langsameren Verarbeitungsgeschwindig- keit als der fortlaufende Vergleich von momentanen Spannungs- werten DU und momentanen Spannungsschwellwerten SWU in der ersten Teileinheit SEA.
Je nach Ausgestaltung kann ein zweites Unterbrechungssignal TRIPG von der zweiten Teileinheit SED der Steuerungseinheit SE, insbesondere vom Mikroprozessor CPU, zur galvanischen Un- terbrechung des Niederspannungsstromkreises an das mechani- sche Trennkontaktsystem MK abgegeben werden, wie in Figur 2 eingezeichnet .
Die Ausgestaltung der Steuerungseinheit mit einer analogen ersten Teileinheit und eine digitale zweiten Teileinheit hat den besonderen Vorteil, dass eine effiziente Architektur vor- liegt. Die erste analoge Teileinheit kann einen sehr schnel- len Vergleich von momentanen Werten und Schwellwerten durch- führen, wodurch eine schnelle Kurzschlusserkennung möglich ist. Die zweite Teileinheit kann eine davon unabhängige Schwellwertberechnung bzw. Anpassung durchführen, die nicht so schnell wie die Erkennung durchgeführt werden muss. Die Schwellwerte können beispielsweise zwischengespeichert wer- den, um für einen schnellen Vergleich zur Verfügung zu ste- hen. Die Schwellwerte müssen nicht ständig angepasst werden.
Durch die Kombination von Stromänderungswerten und Spannungs- werten kann zudem eine höhere Auswertesicherheit erreicht werden.
Figur 3 zeigt eine weitere Ausgestaltung bzw. Variante gemäß Figur 1 und Figur 2. Figur 3 zeigt einen Teil einer einfachen Variante der, bevorzugt analogen, ersten Teileinheit SEAE und einen Teil einer alternative Variante der, bevorzug digita- len, zweiten Teileinheit SEDE auf.
Der Teil der einfachen Variante der ersten Teileinheit SEAE weist den Stromkomparator CIE auf, dem die momentanen
Stromänderungswerte DI, insbesondere deren Betrag, und die momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI, insbesondere ebenso betragsbezogen, zugeführt werden. Der Stromkomparator CIE gibt in diesem Beispiel direkt das erste Unterbrechungs- signal TRIP zur Unterbrechung des Niederspannungsstromkreises ab, analog zu Figur 2. Die Betragsbildung kann durch eine o- der weitere, nicht dargestellte Einheiten erfolgen.
Der Teil der alternativen Variante der zweiten Teileinheit SEDE weist eine Netzsynchronisationseinheit NSE auf. Dieser werden die (analogen) momentanen Spannungswerte DU zugeführt. Die Netzsynchronisationseinheit NSE ermittelt aus den zuge- führten (analogen) momentanen Spannungswerte DU, die z.B. eine sinusförmige Wechselspannung des Niederspannungsstrom- kreises sind, den Phasenwinkel φ (t) der Spannung.
Alternativ kann zusätzlich noch die Amplitude U und ein er- warteter Zeitwert der Spannung UE respektive Erwartungswert der Spannung UE ermittelt werden.
Der Erwartungswert der Spannung UE ist hierbei eine Art ge- filterter bzw. regenerierter bzw. erzeugter äquivalenter mo- mentaner Spannungswert DU.
Der Phasenwinkel φ (t) (als auch der Erwartungswert der Span- nung UE bzw. die Amplitude U) der Spannung DU können bei- spielsweise durch eine so genannte Phase Locked Loop respek- tive Phasenregelschleife, kurz PLL, ermittelt werden. Eine PLL ist eine elektronische Schaltungsanordnung, die die Pha- senlage und damit zusammenhängend die Frequenz eines verän- derbaren Oszillators über einen geschlossenen Regelkreis so beeinflusst, dass die Phasenabweichung zwischen einem äußeren periodischen Referenzsignal (momentane Spannungswerte) und dem Oszillator oder einem daraus abgeleiteten Signal mög- lichst konstant ist.
Damit kann u.a. der Phasenwinkel φ (t), die Grundfrequenz und deren Amplitude der zugeführten Netzspannung, d.h. der ermit- telten Spannungswerte, ermittelt werden, d.h. z.B. auch der (ungestörte bzw. gefilterte) Erwartungswert der (Netz-)Span- nung.
Der von der Netzsynchronisationseinheit NSE ermittelte Pha- senwinkel φ (t) (und eventuell die Amplitude U oder/und der erwartete Zeitwert der Spannung UE) werden einer Schwellwert- einheit SWE zugeführt. Die Schwellwerteinheit SWE kann eine (skalierte) Kurve für die (phasenbezogenen) momentanen Stro- mänderungsschwellwerte SWI aufweisen. Beispielsweise bei ei- ner sinusförmigen Wechselspannung des Niederspannungsstrom- kreis eine (annähernd) sinusförmige Stromänderungsschwell- wertkurve, d.h. einen in der Höhe sinusförmigen Verlauf der momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI über den Phasenwin- kel 0° bis 360° respektive der Periodendauer (bzw. der (kor- respondierenden) Zeit).
Das Schutzschaltgerät SG kann ein, insbesondere einziges, Einstellelement aufweisen. Mit diesem, insbesondere einzigen Einstellelement am Schutzschaltgerät SG, kann ein Grenzwert für den Stromanstieg einstellbar sein. Alternativ kann der Grenzwert für den Stromanstieg auch fest vorgeben bzw. pro- grammiert sein.
Erfindungsgemäß wird dann die Stromänderungsschwellwertkurve hinsichtlich dieses mittels des Einstellelementes eingestell- ten bzw. fest vorgegebenen Grenzwertes für den Stromanstieg skaliert. Beispielsweise kann die Amplitude (d.h. der Maxi- malwert) der Stromänderungsschwellwertkurve mit dem Grenzwert für den Stromanstieg skaliert werden.
Beispielsweise kann der Grenzwert für den Stromanstieg im Be- reich 0,1 A/ps bis 5 A/ps einstellbar sein bzw. fest vorgege- ben sein. Insbesondere Werte von 0,1 A/ps bis 1 A/ps sind für schwächere Netze (typischerweise 0,5 bis 4 kA Anschlussleis- tung) besonders vorteilhaft. Insbesondere Werte von 1 A/ps bis 5 A/ps sind für stärkere/starre Netze (typischerweise 6 bis 36 kA Anschlussleistung) besonders vorteilhaft.
Erfindungsgemäß wird der Grenzwert für den Stromanstieg ab- hängig von am netzseitigen Anschluss des Schutzschaltgerätes angeschlossenen Teil des Niederspannungsstromkreises einge- stellt. D.h. Netzseite, insbesondere Energiequellenseite, be- stimmt erfindungsgemäß die Höhe des Grenzwertes für den
Stromanstieg (und nicht, wie sonst üblich, die Lastseite bzw. Verbraucherseite), um eine schnelle Kurzschlusserkennung zu ermöglichen. Insbesondere ist der Grenzwert durch die netz- seitigen Induktivitäten bzw. ohmschen Anteile bzw. die Ein- speiseleistung (treibende Energie) bestimmt. Z.B. für ein 10 kA Netz bzw. Niederspannungswechselstromkreis mit Induktivi- täten von etwa 50pH beträgt im Kurzschlussfall bei 300 Volt momentanen Spannungswert der Stromanstieg etwa 6 A/ps. D.h. mit einem eingestellten (maximalen) Grenzwert für den Strom- anstieg von 5 A/ps für z.B. die Amplitude (bei 325 V) (bzw. besser 1 A/ps) und einer entsprechenden Skalierung der Kurve würde bei 300 Volt mit einem Winkel von etwa 67° der Stromän- derungsgrenzwert 4,6 A/ps (bei 5 A/ps @ 325 V)) (oder 0,92 A/ps (bei 1 A/ps @ 325 V)) betragen. D.h. bei einem derarti- gen Kurzschlussereignis würde der Stromkreis sicher und schnell unterbrochen.
Z.B. für ein 6 kA Netz bzw. Niederspannungswechselstromkreis mit Induktivitäten von etwa 100 pH beträgt im Kurzschlussfall bei 300 Volt momentanen Spannungswert der Stromanstieg etwa 3 A/ps. D.h. mit einem eingestellten (maximalen) Grenzwert für den Stromanstieg von 1 A/ps und einer entsprechenden Skalie- rung der Kurve würde bei 300 Volt mit einem Winkel von etwa 67° der Stromänderungsgrenzwert 0,92 A/ps (bei 1 A/ps) betra- gen. D.h. bei einem derartigen Kurzschlussereignis im 6 kA Netz würde der Stromkreis sicher und schnell unterbrochen. Bei kleineren Netzen mit 1 und 2 kA mit entsprechend (kleine- ren) angepassten Werten.
Die momentanen Stromänderungsschwellwerte SWI können durch das Vorliegen des Phasenwinkels φ (t) der Spannung in der Schwellwerteinheit SWE von dieser synchron zum momentanen Stromänderungswert DI an den Stromkomparator CIE übermittelt werden, so dass ein phasenbezogener (phasenwinkelbezogener) Vergleich zwischen momentanen Stromänderungswert DI und mo- mentanen Stromänderungsschwellwert SWI erfolgen kann.
Figur 4 zeigt einerseits den Verlauf der Höhe der Spannung
Vgrid in Volt [V], auf der linken vertikalen Achse, einer
Periode einer sinusförmigen Wechselspannung über der Zeit t in s [s], auf der horizontalen Achse. Beispielsweise einer sinusförmigen Wechselspannung im Niederspannungswechselstrom- kreis. Hierbei sind die momentanen Spannungswerte der Span- nung über der Zeit angegeben, wobei die Zeit proportional zum Phasenwinkel ist (f = 50 Hz).
Andererseits einen phasenwinkelbezogenen bzw. phasenwinkelab- hängigen (betragsmäßigen) skalierten (0 bis 1) momentanen Stromänderungsschwellwert threshold, auf der rechten vertika- len Achse, über der Zeit t in s [s]. Der zeitliche (ska- lierte) Verlauf der momentanen Stromänderungsschwellwerte threshold entspricht dabei den (phasenbezogenen) momentanen Stromänderungsschwellwerten SWI.
Der zeitliche (skalierte) Verlauf der momentanen Stromände- rungsschwellwerte threshold wird entsprechend dem mittels des Einstellelementes eingestellten bzw. fest vorgegebenen Grenz- wertes für den Stromanstieg erfindungsgemäß skaliert. Z.B. wird die Amplitude (Skalierung 1) auf 5 A/ps eingestellt.
Im Allgemeinen entspricht der Verlauf der momentanen Stromän- derungsschwellwerte threshold dem Verlauf der Spannung im Stromkreis, wie in Figur 4 dargestellt. D.h. beispielsweise bei einem dreieckigen Spannungsverlauf würde eine dreieckige Stromänderungsschwellwertkurve verwendet werden. Der Hinter- grund ist der, dass die Höhe der Spannung die Höhe des (Kurz- schluss-)Stromanstieges bestimmt. Erfindungsgemäß werden folglich bei niedriger Spannung niedrige Schwellwerte und bei hoher Spannung hohe Schwellwerte verwendet, um eine schnelle, phasenwinkelunabhängige, Kurzschlusserkennung zu ermöglichen. Durch die Verwendung von Stromänderungswerten, d.h. die Ände- rung der Höhe des Stromes nach der Zeit, d.h. das di/dt, ist man erfindungsgemäß zudem unabhängig von der absoluten Strom- höhe.
Gemäß Figur 4 weisen die (periodischen) momentanen Stromände- rungsschwellwerte SWI einen Minimalwert auf. D.h. die Sinus- kurve ist nicht ideal. Der Minimalwert ist größer als Null.
Der Minimalwert ist im Bereich 5 bis 20% vom Maximalwert, beispielsweise (bei) 10% oder 15 %, d.h. der Amplitude der Stromänderungsschwellwertkurve threshold.
Der Minimalwert tritt an die Stelle bzw. im Bereich des Null- durchganges der (Sinus-)Kurve für die Stromänderungsschwell- werte.
Bei einem zeitlich sinusförmigen Spannungsverlauf im Nieder- spannungswechselstromkreis sind die zeitlichen Verläufe von Spannung und Stromänderungsschwellwerten phasenbezogen derart synchronisiert, dass der Zeitpunkt der Amplitude (Maximal- wert) der Spannung mit dem Zeitpunkt der Amplitude (Maximal- wert) des Stromänderungsschwellwertes übereinstimmt, wie in Figur 4 gezeigt.
Der Bereich des Nulldurchganges der Spannung stimmt ferner mit dem Bereich des Minimalwertes des Stromänderungsschwell- wertes überein.
Figur 5 zeigt Verläufe von Strom I in Ampere A (oben) und Spannung U in Volt V (unten) - auf der vertikalen y-Achse - über der Zeit t in Sekunden s - auf der horizontalen x-Achse. Dargestellt ist der simulierte Vergleich des zeitlichen Ver- laufs ERF der vorgestellten Erfindung gegenüber dem zeitli- chen Verlauf KLA einer einfachen (klassischen) Überstromab- schaltung. Ein Kurzschluss tritt bei t=145ms ein. Der Strom I steigt mit hoher Steilheit an und gleichzeitig bricht die ge- messene Spannung U sprunghaft ein.
Der zeitliche Verlauf KLA der einfachen Überstromabschaltung, welche bei Überschreiten von 200 A den Stromfluss unter- bricht. Aufgrund von Latenzen und Abschaltzeiten steigt der Strom jedoch nach Überschreiten des Grenzwertes kurzzeitig weiter an.
Der zeitliche Verlauf ERF der erfindungsgemäßen Kurz- schlusserkennung basiert auf der Erkennung der phasenwinkel- bezogenen Höhe der Stromänderung, die durch phasengenauen Vergleich phasenwinkelbezogenen mit
Stromänderungsschwellwerten erfolgt, wobei die phasenwinkel- bezogenen Stromänderungsschwellwerte mit der (treibenden) Spannung synchronisiert sind.
Die Phasenwinkelauflösung bestimmt die Schnelligkeit der Be- rechnung der Schwellwerte. Bei einer Phasenwinkelauflösung von 1°, d.h. für jeden vollen Phasenwinkel der Spannung liegt ein Schwellwert vor, d.h. etwa alle 55,5 ps liegt ein momen- taner Schwellwert vor. Die Abschaltung erfolgt über bevorzugt über einen analogen Komparator, d.h. kontinuierlich, und ist damit deutlich schneller (z.B. im Nanosekunden-Bereich) als die Phasenwinkelauflösung.
Alternativ gilt bei einer voll digitalen Verarbeitung der folgende zeitliche Verlauf. Die Phasenwinkelauflösung be- stimmt die Schnelligkeit der Erkennung. Bei einer Phasenwin- kelauflösung von 1°, d.h. für jeden vollen Phasenwinkel der Spannung liegt ein Schwellwert vor, d.h. etwa alle 55,5 ps liegt ein momentaner Schwellwert vor, bedeutet dies, dass ei- ne Abschaltung nach minimal ca. 60ps erfolgen kann. Bei höhe- ren Phasenwinkelauflösungen lassen sich kürzere Abschaltzei- ten erreichen.
In diesem Beispiel erfolgt dann eine Verarbeitung der Werte mit mindestens 18 kHz.
Die Stromänderungsschwellwerte können auch (skaliert) in ei- ner Tabelle abgelegt sein, wobei dann der Wert ggfs. ange- passt wird.
Obwohl die Erfindung im Detail durch das Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und an- dere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet wer- den, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.