Beschreibung
Verfahren zur Ermittlung des Belastungszustandes eines Dio¬ den-Gleichrichters eines Frequenzumrichters
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Ermittlung des Belastungszustandes eines Dioden-Gleichrichters eines an einem speisenden Netz angeschlossenen Frequenzumrichters.
Bei Frequenzumrichtern, insbesondere bei solchen, bei denen Dioden-Gleichrichter zur Speisung eines Gleichspannungs-Zwi- schenkreises eingesetzt werden, führen Fehler im speisenden Netz zu einer erhöhten Belastung des Dioden-Gleichrichters, der infolge einer Überlastung zerstört werden kann.
Insbesondere Spannungseinbrüche im speisenden Netz mit nach¬ folgender schneller Wiederkehr der eingebrochenen Netzspan¬ nung belasten die Dioden des Dioden-Gleichrichters des am speisenden Netz angeschlossenen Frequenzumrichters erheblich. Durch die schnelle Wiederkehr der Netzspannung wird der Gleichspannungs-Zwischenkreis des am speisenden Netz ange¬ schlossenen Frequenzumrichters mit einem sehr hohen Ladestrom wieder aufgeladen. Da bei kurzzeitigen Netzeinbrüchen (<20msec.) eine im Frequenzumrichter vorhandene Ladeschaltung für den Gleichspannungs-Zwischenkreis nicht aktiviert wird, wird die Höhe des Ladestromes nach Netzwiederkehr nur durch die Spannungsdifferenz zwischen Netzspannung und Zwischen- kreisspannung und der Steilheit der Spannungswiederkehr be¬ stimmt. Diesen überhöhten Ladestrom nach Netzwiederkehr müs- sen die Dioden des Gleichrichters führen. Treten solche kurz¬ zeitigen Netzeinbrüche mehrmals hintereinander auf, so werden die Dioden des Dioden-Gleichrichters des am speisenden Netz angeschlossenen Frequenzumrichters thermisch zerstört, wobei der Frequenzumrichter ausfällt.
Ein derartiges Problem tritt vermehrt bei nicht sehr stabilen Netzen auf. Bisher wird dieses Problem dadurch gelöst, dass
der Dioden-Gleichrichter eines Frequenzumrichters überdimen¬ sioniert wird. D.h., der Gleichrichter wird so dimensioniert, dass dieser einen solchen Fehler unter Ausnutzung eines Stossstromgrenzwertes bzw. eines Grenzlastintegrals über- steht. Außerdem werden Vordrosseln verwendet, die eine große Induktivität aufweisen. Sollen die Netzrückwirkungen des Fre¬ quenzumrichters möglichst gering sein, werden ebenfalls Netz¬ drosseln benötigt. D.h., wenn diese bereits vorhandenen Netz¬ drosseln auch zur Lösung des geschilderten Problems beitragen sollen, müssen deren Induktivitäten entsprechend erhöht wer¬ den. Werden Frequenzumrichter länderspezifisch hergestellt, so werden keine Maßnahmen getroffen, wenn diese Frequenzum¬ richter nur an sehr stabilen Netzen betrieben werden. Wegen der Globalisierung der Märkte ist es wirtschaftlich nicht vertretbar, wenn für unterschiedliche Netze ein und derselbe Frequenzumrichter unterschiedlich bemessen bzw. mit Optionen versehen wird. Für einen Kunden eines Frequenzumrichtergerä¬ tes wäre es sehr hilfreich, wenn der Frequenzumrichter den Belastungszustand seines netzseitigen Dioden-Gleichrichters selbst ermitteln könnte, um rechtzeitig gezielt auf einen steigenden Belastungszustand reagieren zu können.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem der Belastungszustand eines Dioden-Gleich- richters eines an einem speisenden Netz angeschlossenen Fre¬ quenzumrichters ermittelt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des An¬ spruchs 1 gelöst.
Erfindungsgemäß wird aus Messgrößen eines Frequenzumrichters, die bereits für Regelungs- und Schutzzwecke des Frequenzum¬ richters vorhanden sind, ein Gleichrichterstrom ermittelt, der mit einem vorbestimmten Grenzwert verglichen wird. Jede Überschreitung wird abgespeichert, um die Häufigkeit dieser Überschreitungen in einem vorbestimmten Zeitbereich ermitteln zu können. Diese ermittelte Häufigkeit pro Zeiteinheit ist
ein Maß für den Belastungszustand des Dioden-Gleichrichters. Somit erhält man auf einfachem Wege aus bereits vorhandenen Messgrößen des Frequenzumrichters den Belastungszustand sei¬ nes netzseitigen Gleichrichters. In Kenntnis dieses Belas- tungszustandes können Gegenmaßnahmen gezielt eingeleitet wer¬ den.
Bei einem vorteilhaften Verfahren wird für jeden auftretenden Überstrom des Gleichrichterstromes ein Lastintegral berech- net, das jeweils derart mit einem Grenzlastintegral vergli¬ chen wird, dass bei Überschreitung der am speisenden Netz an¬ geschlossene Frequenzumrichter abgeschaltet wird. Somit wird die Gefahr vermindert, dass der Gleichrichter thermisch über¬ lastet wird.
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren wird die ermittel¬ te Häufigkeit derart mit einer vorbestimmten Häufigkeit ver¬ glichen, dass bei Überschreitung ein Warnsignal ausgegeben wird. Dadurch kann der Betreiber dieses am speisenden Netz angeschlossenen Frequenzumrichters rechtzeitig erkennen, dass infolge von mehreren nacheinander auftretenden Netzspannungs- einbrüchen der netzseitige Dioden-Gleichrichter einen kriti¬ schen Belastungszustand erreicht hat.
Den Unteransprüchen 4 bis 6 kann entnommen werden, wie aus den bereits vorhandenen Messgrößen des Frequenzumrichters ein Gleichrichterstrom ermittelt wird.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren, dass nachträglich in je- dem Frequenzumrichter mit einem eingangsseitigen Dioden- Gleichrichter nachgerüstet werden kann, kann der an einem be¬ liebigen speisenden Netz angeschlossene Frequenzumrichter oh¬ ne großen Aufwand feststellen, wie der Belastungszustand des netzseitigen Dioden-Gleichrichters infolge von kurzseitigen Netzspannungseinbrüchen ist. In Kenntnis dieses Belastungszu¬ standes sind Gegenmaßnahmen erst ausführbar.
Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird anhand der FIG 1, die ein Ersatzschaltbild eines herkömmlichen Frequenzumrich¬ ters mit Diodeneinspeisung an einem speisenden Netz dar¬ stellt, das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert.
Diese FIG 1 zeigt ein Ersatzschaltbild eines Frequenzumrich¬ ters 2, der als netzseitiger Stromrichter einen Dioden- Gleichrichter 4 und als lastseitigen Stromrichter einen selbstgeführten Pulsstromrichter 6 aufweist. Beide Stromrich- ter sind gleichspannungsseitig mittels eines Gleichspannungs- Zwischenkreises elektrisch leitend miteinander verknüpft. Dieser Gleichspannungs-Zwischenkreis weist einen Zwischen- kreiskondensator Czκ auf, an dem eine Zwischenkreisspannung Uzκ abfällt. An den Phasen-Ausgängen 8, 10 und 12 des selbst- geführten Pulsstromrichters 6 ist ein Motor 14 angeschlossen. Motor 14 und Frequenzumrichter 2 bilden einen sogenannten An¬ trieb. Eingangsseitig weist dieser Frequenzumrichter 2 eine Netzkommutierungsdrossel 16 auf, die für jede Netzphase eine Induktivität L beinhaltet. Mittels dieser Netzkommutierungs- drossel 16 ist dieser Frequenzumrichter 2 an ein speisendes Netz angeschlossen.
Der Dioden-Gleichrichter 4 generiert aus den anstehenden Pha¬ senspannungen uRnetz/ Usnetz und uTnetz des speisenden Netzes 18 eine gleichgerichtete Spannung, die Zwischenkreisspannung Uzκ, die mittels des Zwischenkreiskondensators Czκ gepuffert wird. Außerdem liefert dieser Dioden-Gleichrichter 4 einen Gleichrichterstrom iZκnetz/ der sich aus den.Phasenströmen iR, is und iτ des speisenden Netzes 18 zusammensetzt. Dieser Gleichrichterstrom iz^netz, der auch als netzseitiger Zwischen- kreisstrom bezeichnet wird, teilt sich in einen Ladestrom iczκ des Zwischenkreiskondensators Czκ und einen lastseitigen Zwi- schenkreisstrom iZKmotor auf. Aus Übersichtlichkeitsgründen sind von den Phasenspannungen URnetzr uSnetz und uTnetz und den Phasenströmen iR, is und iτ nur die der Größen Phase R darge¬ stellt.
Da der Wert der Zwischenkreisspannung Uzκ direkt von der Amp¬ litude der Netzspannung abhängig ist, macht sich ein Span¬ nungseinbruch direkt in der Zwischenkreisspannung Uzκ bemerk¬ bar. Unterschreitet die Zwischenkreisspannung Uzκ einen unte- ren vorbestimmten Wert, so schaltet der Frequenzumrichter 2 ab. Steigt nach einem Spannungseinbruch die Netzspannung wie¬ der auf ihren ursprünglichen Wert, so fließt ein erhöhter netzseitiger Zwischenkreisstrom iZKnetz^ Je steiler der Span¬ nungsanstieg ist, um so höher ist der netzseitige Zwischen- kreisstrom iZKnetz. Überschreitet dieser Gleichrichterstrom izKnetz einen vorbestimmten Grenzwert, so werden die Dioden des Dioden-Gleichrichters 4 vermehrt belastet. Treten nun solche kurzseitigen (<20msec) Netzspannungseinbrüche mehrfach nach¬ einander auf, erhöht sich der Belastungszustand des Dioden- gleichrichters 4. Jede Überschreitung des Gleichrichterstro¬ mes iZKnetz wird abgespeichert, damit für einen vorbestimmten Zeitbereich deren Häufigkeit ermittelt werden kann. Der Wert dieser ermittelten Häufigkeit pro Zeitbereich gibt den Belas¬ tungszustand des Dioden-Gleichrichters 4 wieder. Somit stellt der Wert der ermittelten Häufigkeit ein Maß für den Belas¬ tungszustand des Dioden-Gleichrichters 4 eines an ..einem spei¬ senden Netz 18 angeschlossenen Frequenzumrichters 2 dar.
Für Regelungs- und Schutzzwecke werden die Zwischenkreisspan- nung Uzκ und der motorseitige Zwischenkreisstrom iZκmotor oder die Motorströme ii, i2 und i3 gemessen. Ohne weitere Messgrö- ßen gelangt man mit Hilfe von Gleichungen zum netzseitigen Zwischenkreisstrom iZκnetz- I™ Fall der Motorstrommessung wird mit Hilfe der gemessenen Motorströme ii, i2 und i3 und den AusgangsSpannungen des selbstgeführten Pulsstromrichters 6 die Motorleistung gemäß folgender Gleichung:
Pmotor = U1 • ii + U2 • i2 + U3 • I3 ( 1 )
berechnet. Diese AusgangsSpannung Ui, U2 und U3 des Frequenz¬ umrichters 2 brauchen nicht gemessen zu werden, da die Re¬ geleinrichtung des Frequenzumrichters 2 die Sollwerte dieser
AusgangsSpannungen liefert. In Abhängigkeit dieser berechne¬ ten Motorleistung Pmotor und der gemessenen Zwischenkreisspan- nung Uzκ gelangt man mittels folgender Gleichung:
izKmotor = Pmotor/Uzκ ( 2 )
zum Wert des motorseitigen Zwischenkreisstromes izκmotor- Der netzseitige Zwischenkreisstrom izKnetz ergibt sich aus der Kno¬ tenregel zu:
izKnetz = icZK + izKmotor (3)
wobei der Ladestrom iczκ gemäß folgender Gleichung:
berechnet wird. Somit erhält man aus vorhandenen Messgrößen mit einigen einfachen Rechenoperationen den Gleichrichter¬ strom izKnetzr der hinsichtlich des Belastungszustandes des Di- oden-Gleichrichters 4 ausgewertet werden kann. Die vorhande- , nen Messgrößen UZκ und lι, i2 und i3 und ui, u.2 und U3 stehen zu jeden Abtastschritt während des gesamten Betriebes zur Verfügung.
Dieser berechnete Gleichrichterstrom i7lKnetz wird fortlaufend mit einem vorbestimmten Grenzwert verglichen, um feststellen zu können, ob ein Überstrom im Dioden-Gleichrichter 4 fließt. : Jedes Auftreten eines ÜberStromes wird abgespeichert, um de¬ ren Häufigkeit in einem vorbestimmten Zeitbereich feststellen zu können. Je höher der Wert dieser Häufigkeit ist, um so hö¬ her ist der Belastungszustand des Dioden-Gleichrichters 4 des am speisenden Netz 18 angeschlossenen Frequenzumrichters 2.
Zusätzlich kann in Abhängigkeit des ermittelten Gleichrich- terstromes iZκnetz ein Lastintegral A berechnet werden. Die da¬ zu benötigte Gleichung lautet:
A = J (izκnetz) 2 * dt
Diese berechneten Lastintegrale A werden fortlaufend mit ei¬ nem vorbestimmten Grenzlastintegral AGr verglichen. Bei Über- schreitung dieses Grenzlastintegral AGr wird das Frequenzum- richtergerät abgeschaltet. Die Abschaltung reduziert den Überstrom abhängig von der augenblicklichen Motorleistung. Durch den Stromabbau auf der Motorseite wird der Zwischen- kreisspannungsaufbau unterstützt. Die Abschaltung verhindert einen weiteren Vorgang, der das Gerät zerstören könnte und macht das Bedienpersonal auf den aufgetretenen Netzfehler aufmerksam.
Der Anstieg des Wertes der Häufigkeit und damit der Anstieg des Belastungszustandes des Dioden-Gleichrichters 4 des Fre¬ quenzumrichters 2 kann visuell mittels Leuchtdioden angezeigt werden. Dabei wird der Wert der Häufigkeit pro Zeitbereich gestaffelt. Diese Stafflung kann auch mittels farbiger Leuchtdioden (grün, gelb, rot) sichtbar gemacht werden. Wird ein vorbestimmter Grenzbelastungszustand erreicht, so wird das Frequenzumrichtergerät abgeschaltet, damit dieses Gerät nicht zerstört wird.
Mit Hilfe der aus dem Gleichrichterstrom iZKnetz und einer be- kannten Diodendurchlasskennlinie berechneten Verlustleistung und eines an sich bekannten thermischen Halbleitermodells wird eine Sperrschichttemperatur einer Diode des Dioden- Gleichrichters 4 errechnet. Bei Erreichen eines Grenzwertes wird das Frequenzumrichtergerät abgeschaltet. Zur Verbesse- rung der Genauigkeit kann der Gleichrichterstrom iZκnetz bei¬ spielsweise unter Benutzung der Netzfrequenz des speisenden Netzes gezielt den verschiedenen Dioden des Dioden- Gleichrichters 4 zugeordnet werden. Damit kann das thermische Modell für jede Diode getrennt berechnet werden.
Um Ströme durch einen eventuell vorhandenen Pulswiderstand zu eliminieren, werden negative Werte des netzseitigen Zwischen-
kreisstromes iZKnetz unterdrückt oder die Messung wird bei Zwi- schenkreisspannungen Uzκ, die über der Einsatzschwelle des Pulswiderstandes liegen, ausgesetzt.
Mit diesen erfindungsgemäßen Verfahren ist ein an ein spei¬ sendes Netz 18 angeschlossener Frequenzumrichter 2 nun in der Lage, auch ohne großen Aufwand den Belastungszustand seines netzseitigen Dioden-Gleichrichters 4 zu ermitteln, wodurch die thermische Zerstörung des Dioden-Gleichrichters 4 infolge von mehrfach nacheinander auftretenden Netzspannungseinbrü¬ chen in kurzer Zeit verhindert wird. Dadurch kommt es zu we¬ niger Ausfällen des Frequenzumrichtergerätes mit den damit verbundenen Nachteilen wie Kosten und Imageverlust, ohne dass der Dioden-Gleichrichter 4 des Frequenzumrichters 2 überdi- mensioniert werden muss.