Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems, das einen Fahrer eines Fahrzeugs beim Fahren unterstützt.
Die Deutsche Patentanmeldung DE 199 52 392 Al beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bereitstellung von fahrstreckenabhängigen Fahrerinformationen, wobei der Verlauf der vor dem Kraftfahrzeug liegenden, zu durchfahrenden Strecke zumindest bereichsweise vorausschauend und zumindest relativ zur aktuellen Fahrzeugposition ermittelt wird. Somit werden für den Fahrer fahrstreckenabhängige Warninformationen erzeugt, damit er seine Fahrweise entsprechend anpassen kann. Die DE 199 52 392 Al beschreibt auch eine dementsprechende automatische Einflussnahme auf den Betrieb des Kraftfahrzeugs. Ferner sind ein Navigationssystem mit Satellitenunterstützung (GPS) und einer elektronischen Karte und verschiedene Einrichtungen zur Ermittlung von Betriebszustandsdaten des Fahrzeugs angegeben.
Derartige Fahrerassistenzsysteme sind beispielsweise unter den Abkürzungen LKS (Lane Keeping Support) und ACC (Adaptive Cruise Control) in einer Vielzahl von Varianten allgemein bekannt und bedürfen daher keiner weiteren Erläuterung.
Ein Verfahren zur Sicherheitsüberwachung eines Kraftfahrzeugs wird in der Deutschen Patentanmeldung DE 197 45 166 Al beschrieben. Hierbei wird mittels einer digital gespeicherten Karte und Fahrzeugdaten eine Positionsbestimmung des Fahrzeugs durchgeführt. Weiterhin werden auf einer voraussichtlichen Fahrstrecke des Fahrzeugs vorhandene Gefahrenstellen lokalisiert. Dabei wird in einem vorgebaren Abstand des Fahrzeugs vor einer Gefahrenstelle automatisch eine Bremsung vorgenommen, sofern für die durch den vorgebaren Abstand bestimmte Position vor der Gefahrenstelle eine momentane Fahrzeuggeschwindigkeit über einer vorbestimmten kritischen Fahrzeuggeschwindigkeit liegt.
Die Deutsche Patentanmeldung DE 42 01 142 Al beschreibt eine Steuereinrichtung zur Steuerung der Fahrzeuggeschwindigkeit in Verbindung mit einem Fahrzeug-Navigationssystem, welches Informationen über die Straße einschließlich deren Kurven liefert, welche das Fahrzeug voraussichtlich durchfährt. Die Steuereinrichtung berechnet eine Grenzgeschwindigkeit für das Durchfahren einer sich auf der Strecke befindlichen Kurve, beispielsweise anhand von Informationen des Navigationssystems. Die errechnete Grenzgeschwindigkeit wird mit der momentanen Geschwindigkeit des Fahrzeugs verglichen, wobei im Falle einer erhöhten Momentangeschwindigkeit eine Warnung erfolgt und/oder das Fahrzeug zur Verringerung seiner Fahrgeschwindigkeit abgebremst wird.
In dem Europäischen Patent EP 0 770 979 Bl wird eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Steuerung von Fahrzeugsystemen beschrieben, wobei das Fahrzeugsystem anhand von Daten aus einem Navigationssystem beeinflusst wird. Das Fahrsteuersystem ist nun in der Lage, eine beabsichtigte Fahrstreckenposition, die nach einer vorbestimmten Zeit vom Fahrzeug erreicht wird, mit Bezug auf die momentane Position des Fahrzeugs vorauszu-
sagen. Weiterhin wird beschrieben, dass das Fahrzeugsteuersystem das Fahrzeug und insbesondere dessen Bewegungsrichtung im Voraus anhand von Daten aus einem Navigationssystem entsprechend steuern beziehungsweise beeinflussen kann.
Nachteilig an allen vorgenannten Lösungen ist, dass die Daten aus gespeicherten Karten und/oder Navigationssystemen nicht plausibilisiert werden, dass heißt nicht auf deren Richtigkeit anhand der tatsächlichen Verkehrslage überprüft werden. Somit kann eine direkte oder indirekte Beeinflussung des Fahrzeugs in Gefahrensituationen durch solche nicht plausibi- lisierten Informationen zu gefährlichen Fahrsituationen führen. Dies ist ein Zustand, den es verständlicherweise zu vermeiden gilt .
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin, die Verkehrssicherheit beim Betrieb des Kraftfahrzeugs mit dem Fahrerassistenzsystem zu erhöhen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst .
Demgemäß ist ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für Kraftfahrzeuge vorgesehen, mit den Verfahrensschritten :
(a) Bestimmen der aktuellen Position des Kraftfahrzeugs und Bereitstellen einer fahrstreckenabhängigen Warninformation, wenn ein Positionspunkt überfahren wird, dem eine solche Warninformation zugeordnet ist;
(b) Vorausschauendes Bestimmen des Fahrstreckenverlaufs eines von dem Kraftfahrzeug zu durchfahrenden Fahrtstreckenabschnitts anhand von aktuellen Betriebsdaten des Kraft-
fahrzeugs und/oder anhand von Sensordaten mindestens einer vorausschauenden Sensoreinrichtung;
(c) Prüfen, ob die Ergebnisse der Schritte (a) und (b) zueinander plausibel sind;
(d) Deaktivierung oder Neuparametrisierung des Fahrerassistenzsystems und/oder Informierung des Fahrers, wenn in Schritt (c) Unplausibilität erkannt wird. Unter Neupara- metrisieren ist dabei eine Neuinitialisierung oder ein Neuabgleich zu verstehen.
Die Erfindung baut auf auf dem Zusammenwirken unterschiedlicher Sicherheitssysteme im Kraftfahrzeug, beispielsweise auf dem Zusammenwirken eines Navigationssystems mit einem vorausschauenden Sicherheitssystem, wie zum Beispiel Nahbereichsund Fernbereichssensoren. Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Erkenntnis besteht nun darin, dass die reine Verknüpfung von Informationen der unterschiedlichen System nicht notwendigerweise zu einer Erhöhung der Sicherheit führt, sofern eine mehr oder weniger hohe Diskrepanz zwischen diesen beiden Systemen besteht.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Idee besteht darin, dass die bereitgestellten fahrstreckenabhängigen Warninformationen - hierbei handelt es sich um so genannte Warn- /Informations-Events, wie zum Beispiel Daten über eine bevorstehende Kurve - als Referenz verwendet werden, um Daten, die der vorausschauenden Bestimmung des Fahrstreckenverlaufs zugrunde gelegt werden, d.h. die Betriebsdaten des Kraftfahrzeugs und/oder Sensordaten der Sensoreinrichtung, auf Plausi- bilität zu überprüfen, bevor letztere an ein Fahrerassistenzsystem weitergeleitet oder weiterverarbeitet werden. Daraus ergeben sich die folgenden Vorteile:
Das erfindungsgemäße Verfahren sieht vor, dass eine Plausibi- litätskontrolle durchgeführt wird, um festzustellen, ob aktuelle Daten, die von vorhandenen Fahrzeugsensoren geliefert werden und somit vorteilhafterweise schon im Kraftfahrzeug vorhanden sind, und aktuelle fahrstreckenabhängige Warninformationen, die positionsbezogen in einem Speicher hinterlegt sind, beispielsweise in einer digitalen Karte, zueinander plausibel sind. Bei nicht vorhandener Plausibilität wird ein Signal erzeugt, welches vorteilhafterweise schon verfügbar ist, bevor das Fahrzeug an einer Gefahrenstelle oder an einem besonderen, eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordernden Streckenabschnitt angelangt ist, auf die bzw. den das Warnsignal hinweist. Mit diesem Signal kann somit ein Fahrerassistenzsystem situationsbedingt beeinflusst und damit eine bessere Unterstützung des Fahrers gewährleistet werden. Die Verknüpfung von zwei Systemen, die im Fahrzeug vorhanden sind, ergibt insgesamt eine höhere Sicherheit für die Insassen des Kraftfahrzeuges .
Durch die Verwendung ohnehin vorhandener Systeme und Einrichtungen ergibt sich damit eine erhöhte Sicherheit, ohne dass dafür ein Zusatzaufwand erforderlich wird.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen und den Beschreibungen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen entnehmbar.
Vorzugsweise wird die Warninformation bereitgestellt, wenn die zu durchfahrende Fahrstrecke in einem bestimmten Abstand vor dem Kraftfahrzeug eine Kurve aufweist, deren Radius unterhalb eines vorgegebenen Schwellwerts liegt. Die Warninformation beinhaltet dabei vorzugsweise Daten über den Abstand zur Kurve und Parameter der Kurve wie zum Beispiel den Kur-
ventyp (Linkskurve, Rechtskurve) und/oder den Kurvenradius. Zusätzlich oder alternativ kann die Warninformation auch weitere Daten umfassen, wie zum Beispiel Informationen über den Abstand und die Art von weiteren verkehrsrelevanten Straßenabschnitten, insbesondere T-Kreuzungen, Kreisverkehre oder dergleichen .
Die aktuellen Betriebsdaten des Kraftfahrzeugs enthalten Informationen über mindestens einen der folgenden Parameter: die Position, die Geschwindigkeit, die Beschleunigung, die Neigung, die Gierrate, den Lenkwinkel des Kraftfahrzeugs und dergleichen.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung werden durch die vorausschauende Sensoreinrichtung Bildinformationen mindestens einer Kamera und/oder Sensorsignale mindestens einer Radar- und/oder Lidar-Einrichtung bereitgestellt.
Vorzugsweise wird in Schritt (c) der gemäß Schritt (b) bestimmte Fahrstreckenverlauf mit einem Fahrstreckenverlauf verglichen, der der in Schritt (a) bereitgestellten Warninformation entspricht, und Unplausibilität erkannt, wenn bei diesem Vergleich eine vorgegebene Abweichung überschritten wird. Vorteilhafterweise basiert der Vergleich der Fahrstreckenverläufe auf dem Vergleich ihrer Kurvenradien.
Vorzugsweise werden die Kurvenradien der zu vergleichenden Fahrstreckenverläufe durch Kurvenklassen repräsentiert, wobei der durch eine Kurvenklasse repräsentierte Kurvenradius innerhalb eines dieser Kurvenklasse zugeordneten Kurvenradien- intervalls liegt. In diesem Fall werden zum Beispiel die Sensordaten in Intervallen beobachtet. Dies macht die Plausibi- lisierung besonders einfach, da in diesem Fall die Kurve jeweils in Krümmungsbereiche unterteilt wird, denen jeweils ein
Krümmungswert zugeordnet wird. Dieser wird mit einer kritischen Schwelle für eine Kurvenkrümmung verglichen, wodurch eine sehr einfache Schwellenwertabschaltung im Falle eines kritischen Krümmungswinkels einer Kurve bestimmt werden kann.
Der Vergleich wird dabei vorzugsweise erst durchgeführt, wenn der von der Warninformation betroffene Streckenabschnitt sich innerhalb der Reichweite der vorausschauenden Sensoreinrichtung befindet.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung bezeichnet die vorgegebene Abweichung eine Grenze, ab deren Überschreitung mit einer außerhalb von vorgegebenen Betriebsparametern liegenden, insbesondere gefährlichen, Fahrsituation zu rechnen ist, wenn der bestimmte Fahrstreckenverlauf durch das Fahrerassistenzsystem (10) berücksichtigt werden würde.
Vorteilhafterweise wird in Schritt (c) geprüft, ob für den in Schritt (b) bestimmten Fahrstreckenverlauf Kriterien für die Bereitstellung einer Warninformation erfüllt sind und Unplau- sibilität erkannt, wenn keine Warninformation bereitgestellt wurde, obwohl eine solche erwartungsgemäß hätte bereitgestellt werden müssen.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird die Warninformation zusätzlich bereitgestellt, wenn die zu durchfahrende Fahrstrecke in einem bestimmten Abstand vor dem Kraftfahrzeug einen Kreisverkehr oder eine T-Kreuzung aufweist oder in einem Innenstadtbereich liegt.
Vorteilhafterweise wird das Fahrerassistenzsystem bei Vorhandensein von Kreisverkehren und/oder T-Kreuzungen und/oder im Innenstadtbereich abgeschaltet. Bei Innenstadtbereichen handelt es sich um komplexe Verkehrssituationen, für die auf-
grund der Komplexität vorteilhafterweise keine Warninformationen bereitgestellt werden, da diese eine vom Fahrerassistenzsystem oder vom Fahrer nicht mehr zu bewältigende Informationsüberflutung darstellen könnten. Das Ausbleiben von Warninformationen kann dann ein Indiz dafür sein, dass das Fahrzeug sich in einem Innenstadtbereich befindet, und als Kriterium für das Abschalten des Fahrerassistenzsystems verwendet werden.
In einer sehr vorteilhaften Weiterbildung ist das Fahrerassistenzsystem zur Spurführung des Kraftfahrzeugs eingerichtet . Das Fahrerassistenzsystem kann dann die Verstellung des Lenkwinkels des Kraftfahrzeugs bis zu einem maximalen Lenkwinkelwert bewirken, der in Abhängigkeit der in Schritt (a) bereitgestellten Warninformation einstellbar ist. Zusätzlich oder alternativ dazu kann die in der Warninformation enthaltene Information über den Abstand zu einer Kurve und über den Radius dieser Kurve genutzt werden, um das Kraftfahrzeug vor Erreichen der Kurve an den kurveninneren Fahrspurrand zu lenken.
In einer weiteren sehr vorteilhaften Weiterbildung ist das Fahrerassistenzsystem zur Regelung des Abstands zwischen dem Kraftfahrzeug und einem vorausfahrenden Fahrzeug eingerichtet. Dabei kann anhand der Warninformation und des bestimmten Fahrstreckenverlauf festgestellt werden, ob das vorausfahrende Fahrzeug als Ziel verloren wurde, weil dieses in eine Kurve eingefahren ist. Trifft dies zu, kann verhindert werden, dass das Fahrerassistenzsystem die Fahrstrecke als frei interpretiert und unerwünschterweise zu beschleunigen beginnt .
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der einzigen Figur näher erläutert .
Die Figur zeigt ein schematisches Blockschaltbild einer beispielhaften Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung. Anhand des in der Figur dargestellten schematischen Blockschaltbilds einer beispielhaften erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 wird nachfolgend das erfindungsgemäße Verfahren zum Einbinden von vorab bereitgestellten fahrstreckenabhängigen Warninformationen über bevorstehende kritische Straßenabschnitte in ein Fahrerassistenzsystem eines Kraftfahrzeugs erläutert .
Eine Auswerteeinrichtung 8 in einem im Folgenden kurz als Fahrzeug bezeichneten Kraftfahrzeug (nicht gezeigt) mit einem Fahrerassistenzsystem 10, welches beispielsweise ein so genannter Lane Keeping Support (LKS) oder Adaptive Cruise Control (ACC) oder dergleichen ist, erhält Daten aus einer ersten Datenquelle 2. Diese Daten enthalten Informationen ü- ber eine Vielzahl von Positionspunkten, die auf so genannte Events hinweisen. Ein Event stellt dabei eine bevorstehende Gefahrenstelle oder eine besondere, eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordernde Fahrstreckenführung dar, d.h. einen kritischen Straßenabschnitt, insbesondere eine Kurve mit einem unterhalb eines vorgegebenen Schwellwerts liegenden Radius, eine Kreuzung (T-Kreuzung) , einen Kreisverkehr oder dergleichen. Die Daten der ersten Datenquelle 2 enthalten somit die Koordinaten der Positionspunkte sowie eine dem jeweiligen Positionspunkt zugeordnete fahrstreckenabhängige Warninformationen (Eventinformation) über den Abstand und die Art des bevorstehenden Events. Beispielsweise ist einem Positionspunkt die Warninformation zugeordnet, dass sich das Fahrzeug in einem bestimmten Abstand vor einer Linkskurve (oder Rechtskurve) mit einem bestimmten Radius befindet oder dass sich das Fahrzeug in einem bestimmten Abstand vor einer Kreuzung (z.B. T-Kreuzung) oder in einem bestimmten Abstand vor einem Kreisverkehr befindet. Die erste Datenquelle 2 kann als Speicher
ausgeführt sein, der in einer Tabelle eine Liste mit den Koordinaten der Positionspunkte und den diesen Positionspunkten jeweils zugeordneten Warninformationen enthält. Die erste Datenquelle 2 kann aber auch als eine digitale Karte auf einem Datenträger, beispielsweise auf einer CD, ausgebildet sein, die beispielsweise Bestandteil eines im Fahrzeug vorgesehenen Navigationssystems ist.
Die Auswerteeinrichtung 8 bestimmt die aktuelle Position des Fahrzeugs mit einer Einrichtung 13 zur Positionsermittlung, die beispielsweise satellitengestützt basierend auf dem so genannten Global Positioning Systems (GPS) arbeitet und die hier nicht weiter beschrieben wird. Wird einer der im ersten Datenspeicher 2 hinterlegten Positionspunkte in Richtung des Events, auf das der jeweilige Positionspunkt hinweist, überfahren, so wird die diesem Positionspunkt zugeordnete fahrstreckenabhängige Warninformation aus der ersten Datenquelle 2 ausgelesen und der Auswerteeinrichtung 8 zur weiteren Bearbeitung oder Auswertung bereitgestellt.
Die Auswerteeinrichtung 8 erhält weiterhin Daten aus einer zweiten Datenquelle 3. Die zweite Datenquelle 3 ist als vorausschauende Sensoreinrichtung ausgeführt, die im Fahrzeug zur Fahrstreckenüberwachung vorgesehen ist und die vorzugsweise eine Kamera umfasst, die die vor dem Fahrzeug liegende Fahrstrecke aufnimmt und in verarbeitbare Daten umsetzt. Solche vorausschauende Sensoreinrichtungen sind als Fahrstreckenüberwachungssysteme bekannt und werden daher an dieser Stelle ebenfalls nicht im Detail erläutert. Die Kamera und deren Datenbearbeitungseinrichtung erzeugt zum Beispiel ein so genanntes Spurdatenmodell, welches auch als so genannter Korridor bezeichnet wird. Das heißt, es wird anhand von Sensordaten eine vorausschauende Bestimmung des Fahrstreckenver-
laufs des nächsten vom Fahrzeug zu durchfahrenden Fahrstreckenabschnitts vorgenommen.
Die Daten aus der ersten Datenquelle 2 und die Daten aus der zweiten Datenquelle 3 werden in einer Vergleichseinrichtung 15 der Auswerteeinrichtung 8 miteinander verglichen, um zu prüfen, ob die Daten aus der zweiten Datenquelle 3 zu den Daten aus der ersten Datenquelle 2 plausibel sind. Das heißt, die aus der ersten Datenquelle 2 ausgelesenen fahrstreckenabhängigen Warninformationen stellen Referenzdaten dar, die erwartet werden. Weichen die Sensordaten von den Erwartungen stark ab, werden sie als unplausibel, ansonsten als plausibel angesehen. Plausibilität liegt demnach dann vor, wenn der anhand der Sensordaten vorausschauend bestimmte Fahrstreckenverlauf einem entsprechend der bereitgestellten Warninformation erwarteten Fahrstreckenverlauf entspricht, d.h. wenn der vorausschauend bestimmte Fahrstreckenverlauf um nicht mehr als um eine vorgegebene zulässige Abweichung von einem Fahrstreckenverlauf abweicht, der aufgrund der bereitgestellten Warninformation erwartet wird. Ansonsten liegt Unplausibili- tät vor.
Die Sensordaten werden auch dann als unplausibel beurteilt, wenn für die aktuelle Position keine Warninformation bereitgestellt wird, obwohl der anhand der Sensordaten vorausbestimmte Fahrstreckenverlauf einem Streckenverlauf entspricht, bei dem die Bereitstellung einer Warninformation zu erwarten wäre. Wenn also beispielsweise für die aktuelle Position des Fahrzeugs keine Warninformation bereitgestellt wird, weil für die aktuelle Position in der ersten Datenquelle 2 kein auf ein Event hinweisender Positionspunkt und somit auch keine Warninformation hinterlegt worden ist, und wenn gleichzeitig aus den Sensordaten hergeleitet wird, dass der nächste zu durchfahrende Fahrstreckenabschnitt eine scharfe Kurve auf-
weist, so wird aus dem Fehlen einer entsprechenden Warninformation auf unplausible Sensordaten geschlossen.
Wenn die Warninformation sich auf eine Kurve bezieht, kann die Plausibilitätsprüfung auf einfache Weise dadurch durchgeführt werden, dass der Kurvenradius des anhand der Sensordaten vorausschauend bestimmten Fahrstreckenverlaufs mit dem gemäß der Warninformation erwarteten Kurvenradius verglichen wird. Weichen die Kurvenradien um mehr als um eine vorgegebene Toleranzschwelle voneinander ab, wird auf Unplausibilität geschlossen, ansonsten werden die Sensordaten als plausibel angesehen. Für die Kurvenradien können auch Kurvenklassen definiert werden, die jeweils ein vorgegebenes Kurvenradienin- tervall repräsentieren. Die Plausibilitätsprüfung basiert dann auf der Ermittlung der dem jeweiligen Kurvenradius zugehörigen Kurvenklasse und dem Vergleich der Kurvenklassen.
Wird festgestellt, dass die Daten der zweiten Datenquelle 3 nicht plausibel zu den Daten der ersten Datenquelle 2 sind, d.h. dass die Daten der zweiten Datenquelle 3 nicht zu den Daten der ersten Datenquelle 2 korrespondieren, weil die erste Datenquelle 2 zum Beispiel eine Linkskurve und die zweite Datenquelle 3 eine Rechtskurve angibt, so wird das Vergleichsergebnis in Form eines bestimmten Datenformats oder Ergebnissignals mittels einer Einrichtung 11 zur Weiterleitung an das im Fahrzeug befindliches Fahrerassistenzsystem 10 weitergeleitet .
Dieses Ergebnissignal ist im vorliegenden Fall für das Fahrerassistenzsystem 10 ein Hinweis zur Abschaltung und/oder Neuparametrierung desselben. Die Abschaltung oder Neuparamet- rierung kann dabei automatisch erfolgen.
Durch die Neuparametrierung ist es möglich, Messfehler, insbesondere Justagefehler, zu kompensieren. Beispielsweise kann die Dejustage einer Kamera, welche die Sensordaten der zweiten Datenquelle 3 liefert, oder ein sonstige Fehler dazu führen, dass die Kamera über einen längeren Zeitraum eine leichte Krümmung der Fahrbahn sieht, obwohl die Fahrbahn tatsächlich geradeaus verläuft. Durch die Neuparametrierung der Kamera, die auch Bestandteil des Fahrerassistenzsystems 10 ist, können solche Fehler korrigiert werden.
Der Hinweis zur Abschaltung oder Neuparametrierung kann auch als Anzeige für den Fahrer mittels einer Anzeigeeinrichtung 9 ausgegeben werden, so dass das Fahrerassistenzsystem daraufhin vom Fahrer manuell ausgeschaltet werden kann, um eine unerwünschte Beeinflussung des Fahrzeugs im Hinblick auf das obige Beispiel eines gegensätzlichen Kurventyps zu unterbinden. Eine automatische Einbindung in das Fahrerassistenzsystem 10 zur direkten Beeinflussung desselben ist ebenfalls möglich.
Das Signal der Auswerteeinrichtung 8 bei festgestellter Un- plausibilität kann nun dazu verwendet werden, die Toleranzbereiche der Regelung des Fahrerassistenzsystems 10 vorzukondi- tionieren. Darunter ist zu verstehen, dass die von einem Fahrerassistenzsystem 10 bei Erreichen einer bestimmten Position vorzunehmende Einschränkung und/oder Erweiterung von Funktionen für die Bedienung des Fahrzeugs so im Voraus beeinflusst wird, dass eine mögliche Gefahrensituation minimiert wird. Im obigen Beispiel des gegensätzlichen Kurventyps betrifft dies beispielsweise die Veränderung eines maximalen Lenkwinkels in eine bestimmte Richtung. Das heißt, wenn die bereitgestellte Warninformation beispielsweise einen Hinweis auf eine Linkskurve enthält, kann der Stellbereich eines Lenkwinkelstel- lers, über den das Fahrerassistenzsystem 10 zur Spurhaltung
einen Lenkeingriff durchführt, derart begrenzt werden, dass beim automatischen Lenkeingriff keine Rechtskurve oder allenfalls eine leichte Rechtskurve gefahren wird, selbst wenn der anhand der Sensordaten vorausschauend bestimmte Fahrstreckenverlauf einer Rechtskurve entspricht. Die bereitgestellten Warninformationen werden somit gegenüber den Sensordaten pri- orisiert. Die Vorkonditionierung kann auch darin bestehen, den Lenkwinkelsteller derart zu beeinflussen, dass das Fahrzeug bei Annäherung an eine Kurve vor dem Erreichen der Kurve an den kurveninneren Rand der Fahrspur gelenkt wird. Dies entspricht dem, was der Fahrer bei einer manuellen Lenkung üblicherweise auch tun würde.
Weiterhin kann auch die Geschwindigkeit des Fahrzeugs mittels des Fahrerassistenzsystems 10 mit Hilfe der Signale der Vorrichtung 1 beeinflusst werden, wie im Folgenden beschrieben wird.
Bei einem Fahrerassistenzsystem 10 mit einem vorausschauenden Sensor, beispielsweise einem Radar- und/oder Lidarsensor, zur Regelung des Abstands des Fahrzeugs zu einem vorausfahrenden Fahrzeug (so genannter Abstandsregeltempomat) , erfolgt bei dem oder nach dem Einfahren in eine Kurve, in eine T-Kreuzung oder in einen Kreisverkehr ein Zielverlust des Vorausfahrers. Ein Zielverlust bedeutet, dass ein zur Regelung des Abstands benutzter Vorausfahrer aus dem Detektionsbereich des Sensors verschwindet. Bei einem Zielverlust würde der Abstandsregel- tempomat dann ohne weitere Maßnahmen die Fahrstrecke als frei interpretieren und das Fahrzeug auf eine vorher gesetzte Reisegeschwindigkeit beschleunigen. Um dieses unerwünschte Beschleunigen zu verhindern, kann das Signal der Vorrichtung 1 dazu benutzt werden, die Abstandsregelung zumindest so lange auszuschalten, bis das entsprechende Event (Kurve, T- Kreuzung, Kreisverkehr) passiert worden ist. Ein automati-
sches Wiedereinschalten der Abstandsregelung nach diesen E- vents ist ebenfalls denkbar.
Eine Abschaltung des Fahrerassistenzsystems 10 in Abhängigkeit der Datensignale der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 kann alternativ auch durch plausibilisierte Events wie beispielsweise Kreisverkehr, T-Kreuzung vorgenommen werden.
Für komplexe Verkehrssituationen wie sie beispielsweise in Innenstadtbereichen auftreten, werden vorteilhafterweise keine Events definiert, da ansonsten mit einer Fülle von nur schwer zu bewältigenden Warninformationen gerechnet werden muss. Das Ausbleiben von Events aufgrund einer solchen hinsichtlich der zu verarbeitenden Daten sehr komplexen Verkehrssituation, stellt ebenfalls einen Indikator für die Abschaltung des Fahrerassistenzsystems 10 dar.
In einer weiteren Ausführungsform werden Daten einer dritten Datenquelle 4, deren Sensoren (nicht dargestellt) bereits im Fahrzeug vorhanden sind, mit den Daten der ersten Datenquelle 2 auf Plausibilität überprüft. Bei den Daten der dritten Datenquelle 4 handelt es sich um aktuelle Betriebsdaten 5, 6, 7 des Betriebszustands des Fahrzeugs, beispielsweise der Geschwindigkeit des Fahrzeugs, der Querbeschleunigungen des Fahrzeugs, der Gierrate des Fahrzeugs, des Lenkwinkels des Fahrzeugs, der aktuellen Position des Fahrzeugs, der Neigung des Fahrzeugs, der Außenumgebung des Fahrzeugs und dergleichen mehr. Da diese Daten aus den unterschiedlichsten Quellen stammen können, werden diese vor dem Vergleich in der Vergleichseinrichtung einer einheitlichen Bearbeitung in einer Einrichtung 14 zur Datenbearbeitung unterzogen. Hierbei erhalten beispielsweise diese Daten zur einfachen und schnellen Weiterverarbeitung in einem Umwandlungsschritt ein gleiches Datenformat .
Die Daten der dritten Datenquelle 4 werden vorteilhafterweise zusätzlich zu den Daten der zweiten Datenquelle 3 herangezogen, um den Fahrstreckenverlauf des Fahrstreckenabschnitts, den das Fahrzeug in naher Zukunft voraussichtlich durchfahren wird, vorausschauend zu bestimmen. Die Genauigkeit der vorausschauenden Bestimmung des Fahrstreckenverlaufs wird dadurch gegenüber der Bestimmung allein anhand der Daten der zweiten Datenquelle 2 erhöht .
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden die Daten aus der ersten Datenquelle 2 mit den Daten aus der zweiten und/oder dritten Datenquelle 4 nicht kontinuierlich, sondern in Intervallen überprüft beziehungsweise verglichen. Im einfachsten Fall ist dieser Vergleich dann ein Vergleich mit einem Schwellwert. Ein solcher Schwellwert kann als ein Grenzwert vorliegen oder vorgebbar ausgebildet sein. Er kann auch aufgrund der ständig wechselnden Fahrsituation des Fahrzeugs laufend aktualisiert werden, indem eine Einrichtung 16 zur Grenzwertbildung beispielsweise in einer Speichereinrichtung 12 gespeicherte Werte abhängig von der Fahrsituation ausliest und/oder berechnet.
Vorzugsweise ist die Vorrichtung 1 mit ihren Einrichtungen 8, 11, 12, 13, 14, 15, 16 Bestandteil des Fahrerassistenzsystems 10.
Obgleich die vorliegende Erfindung vorstehend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele beschrieben wurde, ist sie darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige Art und Weise modifizierbar.
So ist es zum Beispiel denkbar, dass die erste Datenquelle 2 Daten aus einem Speichermedium in Form einer Chipkarte er-
hält, die jeweils einer bestimmten Fahrstrecke entspricht und aktualisierte Daten enthält. Ebenso ist es denkbar, dass die Daten der ersten Datenquelle 2 drahtlos erhalten werden, zum Beispiel über intelligente Verkehrszeichen und/oder durch bei Unfällen erzeugte Warnsignale. Alternativ können diese Daten auch drahtlos über Funk eingekoppelt werden.
Die Vorrichtung 1 kann mit ihren Einrichtungen 8, 11, 12, 13, 14, 15, 16 Bestandteil von schon vorhandenen Vorrichtungen im Fahrzeug sein, beispielsweise eines Bordrechners.
Weiterhin ist es denkbar, eine Verknüpfung mit den Daten anderer Systeme vorzunehmen, beispielsweise mit Daten aus der Motorsteuerung, aus Fern-/und Nahbereichssystetnen, aus einem GPS-System, Rückhaltesystemen und dergleichen.