Webmaschine zur individuellen Webmuster- und Bindungsgestaltung bei der Gewebeherstellung und Verfahren zur individuellen Webmuster- und Bindungsgestaltung
Die Erfindung betrifft eine Webmaschine mit Mitteln zur individuellen Webmuster- und Bindungsgestaltung beim Herstellen eines Gewebes nach den Merkmalen des Oberbegriffs von Patentanspruch 1.
Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur individuellen Webmuster- und Bindungsgestaltung bei der Gewebeherstellung auf Webmaschinen nach den Merkmalen des Oberbegriffs von Patentanspruch 9.
Bekannt ist aus DE 101 28538 A1 eine Webmaschine, die zur Ausbildung eines
Webfaches auf eine sogenannte Fachbildemaschine, wie z.B. auf eine Schaftmaschine, eine Exzentermaschine oder eine Jacquardmaschine verzichtet. Zur Webmuster- und Bindungsgestaltung kommen Mittel zur Anwendung, die einen ersten und einen zweiten antriebsverbundenen Schaftrahmen zur Ausbildung eines
Webfaches umfassen.
Die bekannte Webmaschine umfasst in bekannter Weise ferner Mittel zum Eintragen eines Schussfadens in das durch den ersten und zweiten Schaftrahmen gebildete Webfach und des weiteren ein Webblatt, um den in das Webfach eingetragenen
Schussfaden an den Bindepunkt des herzustellenden Gewebes anzuschlagen.
Bekannt sind ferner Webmaschinen, die den Anmeldegegenstand nach der DE-Patentanmeldung 103 07489.9 benutzen.
Die vorgenannten Webmaschinen sind speziell zur Produktion eines dreherbindigen und/oder leinwandbindigen Gewebes vorgesehen.
In der auf dem Dokument DE 101 28 538 A1 beruhenden Webmaschine ist der Antrieb des die einen Kettfäden (Dreherfäden) führenden Mittels oder des die anderen Kettfäden (Steherfäden) führenden Mittels von dem Antriebsmittel der Weblade der Webmaschine abgeleitet.
Nachteilig an einer solchen Webmaschine ist, dass außer dem Herstellen eines leinwandbindigen oder dreherbindigen Gewebes eine andere individuelle Webmuster- und Bindungsgestaltung nicht realisierbar ist.
Die gleiche Feststellung gilt auch für Webmaschinen, deren Mittel zur Webfachbildung gem. der DE-Patentanmeldung 10307489.9 ausgebildet sind. Vorteilhafter Weise eröffnet diese Webmaschine aber die Möglichkeit, leinwandbindiges und dreherbindiges Gewebe innerhalb eines Webzyklus zu produzieren.
Allgemein bekannt sind ferner Webmaschinen mit bis zu 28 Webschäften, die durch geeignete Ansteuerung ihrer Antriebsvorrichtung individuelle Webmuster- und
Bindungsgestaltungen zulassen. Dazu sind die Webschäfte mit einer sogenannten Schaft- oder Exzentermaschine als Antriebsvorrichtung gekoppelt.
Andere Webmaschinen sind zur individuellen Webmuster- und Bindungsgestaltung mit einer Jacquardmaschine antriebsverbunden oder beide Maschinen sind zur Webmuster- und Bindungsgestaltung zumindest gemeinsam an ein geeignetes Steuersystem angeschlossen.
Bekannte Webmaschinen, deren Webmuster- und Bindungsgestaltung über Leinwand- und Dreherbindungen hinausgehen, die also individuelle Webmuster- und
Bindungsgestaltungen ermöglichen, erfordern kostenaufwendige Antriebsmittel für die Webfachbildung. Im Falle der Verwendung einer Jacquardmaschine zur Webmuster- und Bindungsgestaltung bedarf es ferner eines erheblichen Umfanges an Produktionsfläche und -räum.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine vorzugsweise auf der Antriebskonzeption für die Fachbildemittel nach dem Dokument DE 101 28538 A1 beruhende Webmaschine zu schaffen, die eine individuelle Webmuster- und Bindungsgestaltung für Gewebe ermöglicht. Ferner ist es Aufgabe der Erfindung, anzugeben, wie bei einer Webmaschine mit vorgenannter Antriebskonzeption durch die Fachbildemittel eine individuelle Webmuster- und Bindungsgestaltung erreichbar ist.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass ein erster und zweiter Schaftrahmen Schaftstäbe aufweist, die in Art von Weblitzen im Schaftrahmen
angeordnet sind, und wobei vorzugsweise jeder Schaftstab wenigstens eine solche Vorkehrung besitzt, dass in jede Vorkehrung wenigstens jeweils ein Kettfaden zur Webfachbildung eingelesen und ausgelesen werden kann und wobei jeder der die Vorkehrung tragende Schaftstab mit einem einzelschussweise ansteuerbaren Stellantrieb zur Positionsänderung der Vorkehrung innerhalb des Schaftrahmens wirkverbunden ist.
Zur Änderung der Position der Vorkehrung ist erfindungsgemäß ferner vorgesehen, dass die Schaftstäbe des ersten und zweiten Schaftrahmens in Richtung ihrer Längsmittenachse entweder linear verschiebbar oder um ihre Längsmittenachse drehbeweglich verstellbar angeordnet sind.
Die Vorkehrung in den Schaftstäben kann dabei z.B. in Art eines Hakens ausgebildet sein. Wichtig dabei ist, dass der Haken so geformt ist, dass der in den Haken einzulesende und auszulesende Kettfaden - Einlesen ist gleichbedeutend mit Aufnehmen und Auslesen ist gleichbedeutend mit Abgeben - einerseits problemlos durch die ersten Vorkehrungen abgegeben werden kann und andererseits problemlos durch die zweiten Vorkehrungen aufgenommen werden kann, um schließlich in Richtung Oberfach oder Unterfach mitgenommen zu werden. Also ähnlich wie bei einer mit einer Webmaschine zusammenarbeitenden Jacquardmaschine, bei der jeder Weblitze ein Kettfaden zugeordnet ist, ist in der erfindungsgemäßen Vorrichtung jedem Schaftstab mit ansteuerbarem Stellantrieb ein Kettfaden zugeordnet. Damit ist in vorteilhafter Weise die erfindungsgemäße Vorrichtung im Hinblick auf die Vielfalt der Webmuster- und Bindungsgestaltung einer Jacquardmaschine für Webmaschinen gleich zu setzen.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann der erste Schaftrahmen maschinenfest angeordnet sein, während der zweite Schaftrahmen zur Fachbildung um eine Drehachse schwenkbar gelagert ist. Denkbar ist, dass der erste Schaftrahmen mit einem Antrieb verbunden wird, der den Schaftrahmen quer zu dem Verlauf der Kettfäden oszillierend hin- und herverschiebt, während auch hier der zweite Schaftrahmen zur Fachbildung um die Drehachse schwenkbar gelagert ist.
Wenn in weiterer Ausgestaltung der Erfindung die Schaftstäbe des ersten und zweiten Schaftrahmens in Aufnahmen der Schaftrahmen linear in Richtung ihrer Längsmittenachse verschiebbar gelagert sind, und zur linearen Verschiebung mit einem
Stellantrieb zusammenwirken, können auch beide Schaftrahmen maschinenfest angeordnet sein.
Zur Steuerung des Einlesens und Auslesens der Kettfäden ist ferner erfindungsgemäß vorgesehen, dass jeder Schaftstab des ersten und zweiten Schaftrahmens derart um seine Längsmittenachse drehbeweglich im Schaftrahmen aufgenommen ist, dass die Kettfäden zu einem vorbestimmten Zeitpunkt, der vorzugsweise der Zeitpunkt des Fachwechsels ist, die betreffenden Kettfäden die Vorkehrungen der Schaftstäbe des ersten Schaftrahmens verlassen und von den Vorkehrungen der Schaftstäbe des zweiten Schaftrahmens aufgenommen werden. Die Schaftstäbe können auch ein mit einem Stellantrieb wirkverbundenes
Schieberelement besitzen, um die Vorkehrung in den Schaftstäben zu öffnen oder zu schließen bzw. um das Einlesen oder Auslesen zu verhindern oder zu bewerkstelligen. Erfindungswesentlich ist ferner, dass die mit den Schaftstäben wirkverbundenen Stellantriebe über ein Steuersystem zur Webmuster- und Bindungsgestaltung einzeln oder einzelschussweise ansteuerbar sind.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die der Webmuster- und Bindungsgestaltung dienenden Kettfäden zu einem vorbestimmten Zeitpunkt in die betreffende Vorkehrung der Schaftstäbe, entsprechend eines Webmuster- oder Bindungsprogramms, eingelesen und ausgelesen werden. Aufgrund dessen, dass jeder Schaftstab in dem jeweiligen Schaftrahmen durch geeignete Stellantriebe axial verschiebbar oder um seine Längsmittenachse drehbeweglich aufgenommen ist, kann das Ein- und Auslesen durch einzelnes oder einzelschussweises Ansteuern des mit dem jeweiligen Schaftstab wirkverbundenen Stellantriebs erfolgen.
Die Erfindung soll nachstehend an Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
In den Zeichnungen zeigen:
Figur 1 in schematischer Darstellung die zur Webmuster- und Bindungsgestaltung antriebsverbundenen ersten und zweiten Schaftrahmen mit Schaftstäben, wobei jeder Schaftstab mit einem Stellantrieb wirkverbunden ist,
Figur 2 in schematischer Darstellung die zur Webmuster- und Bindungsgestaltung antriebsverbundenen ersten und zweiten Schaftrahmen, wobei lediglich die Schaftstäbe des ersten Schaftrahmens mit jeweils einem Stellantrieb wirkverbunden sind,
Figur 3 in schematischer Darstellung die zur Webmuster -und Bindungsgestaltung antriebsverbundenen ersten und zweiten Schaftrahmen, in denen die Schaftstäbe drehbeweglich um ihre Längsmittenachse angeordnet sind und
Figur 4 die schematische Darstellung nach Figur 1 , wobei hier die Vorkehrungen in den Schaftstäben durch jeweils ein mit einem Stellantrieb wirkverbundenen Schieberelement geschlossen oder geöffnet werden.
In Figur 1 ist symbolisch für die Vielzahl von Schaftstäben eines ersten Schaftrahmens 5, ein Schaftstab 6 mit einer hakenartig ausgebildeten Vorkehrung 7 gezeigt, der durch einen oberen Bund 5a und einen unteren Bund 5b geführt ist.
Der Schaftrahmen 5 kann maschinenfest angeordnet sein oder mit einem Antrieb 8 über getriebliche Mittel 8a antriebsverbunden sein. Der untere Schaftbund 5b ist zu diesem Zweck an geeigneter Stelle in Art einer
Zahnstange ausgebildet, in die das getriebliche Mittel, z.B. ein Zahnritzel des Antriebes 8 eingreift.
Der Schaftrahmen 5 mit den Schaftstäben 6 kann somit, wie an sich aus der Drehertechnologie bekannt, eine oszillierende und quer zu den Kettfäden 2,3 hin- und hergehende Bewegung ausführen.
Jeder der in dem Schaftrahmen 5 aufgenommene Schaftstab 6 ist mit einem Stellantrieb 13 wirkverbunden. Damit kann der Kettfaden 3 problemlos in die Vorkehrung 7 eingelesen und bei der Ausbildung des Webfaches durch den betreffenden Schaftstab 10 des zweiten Schaftrahmens 9 in der Tieffachstellung gehalten bzw. in die Unterfachposition bewegt werden, während der Kettfaden 2 problemlos in die
Vorkehrung 11 des Schaftstabes 10 eingelesen und in die Hochfachstellung bzw. in die Oberfachposition bewegt werden kann.
In ein so aus den betreffenden Kettfäden 2,3 gebildetens Webfach 12 wird ein Schussfaden 1 eingetragen, der an den Bindepunkt 16 des Gewebes 4 durch das Webblatt 15 angeschlagen wird.
Zur Webmuster- und Bindungsgestaltung können somit, entsprechend eines hier nicht dargestellten Webmuster- oder Bindungsprogramms und einer nicht dargestellten Steuerung, durch Ansteuern der Stellantriebe 13, 14 der jeweiligen Schaftstäbe 6 des Schaftrahmens 5 und der jeweiligen Schaftstäbe 10 des Schaftrahmens 9 einzelschussweise individuell gestaltete Muster und Bindungen im Sinne der Arbeitsweise einer Jacquardmaschine realisiert werden.
In Figur 2 sind der Schaftrahmen 5 mit dem Antrieb 8, 8a und die Schaftstäbe 6 mit der Vorkehrung 7 und dem Stellantrieb 13 entsprechend Figur 1 ausgebildet. Der Schaftrahmen 9 besitzt Schaftstäbe 10 in der Art, wie sie in einem Webblatt 15 ausgebildet und eingeordnet sind.
Der Schaftrahmen 9 nimmt hier eine Position ein, in der die Kettfäden 2 in der Oberfachposition gehalten sind, während ausgewählte Kettfäden 3 durch Ansteuerung des Antriebs 13 bei einer oszillierenden Hin- und Herbewegung des Schaftrahmens 5 in die Vorkehrung 7 eingelesen sind und in der Unterfachposition gehalten werden.
In das so asymmetrisch ausgebildete Webfach 12 wird der Schussfaden 1 eingetragen, der entsprechend Richtungspfeil 19 mittels des Webblattes 15 an den Bindepunkt 16 des Gewebes 4 angeschlagen wird.
In Figur 3 steht jeder Schaftstab 6,10 der beiden Schaftrahmen 5,9 mit einem nicht dargestellten Drehantrieb, symbolisch durch den Verlauf der Pfeile 20,21 angezeigt, in Wirkverbindung. Auch besitzt jeder Schaftstab 6 eine Vorkehrung 7, in die abwechselnd Kettfäden 2 und 3 mustergemäß eingelesen und ausgelesen werden. Ferner besitzt jeder Schaftstab 10 eine Vorkehrung 11 , in die abwechselnd Kettfäden 2 und 3 mustergemäß eingelesen oder ausgelesen werden. Zum Zwecke des Ein- und
Auslesens der Kettfäden 2,3 ist hier jeder Schaftstab 6,10 mit einem als Stellantrieb ausgebildeten Drehantrieb wirkverbunden. Der Schaftrahmen 5 ist, wie bereits vorstehend erläutert, mittels eines Antriebs 8 angetrieben, während der Schaftrahmen 9 mit einem nicht dargestellten Antrieb verbunden ist, der diesen Schaftrahmen zur Oberfachbildung gemäß dem Doppelpfeil 22 verschwenkt.
Durch individuelle Ansteuerung der nicht dargestellten Drehantriebe kann jeder einzelne Schaftstab 6 und 9 derart zu einem geeigneten Zeitpunkt, z.B. zum Zeitpunkt des Fachwechsels, um seine Längsmittenachse 6a, 10a verstellt werden, so dass dabei die betreffenden Kettfäden aus der Vorkehrung 7 bzw. 11 ausgelesen werden und in die Vorkehrung 7 bzw. 11 eines anderen Schaftstabes 6 oder 9 eingelesen werden.
Der Eintrag des Schussfadens 1 in das Webfach 11 und die weiteren technologischen Schritte bis zur Gewebeherstellung erfolgen auch hier so, wie bereits zu Figur 1 beschrieben.
Die in Figur 4 dargestellten Mittel zur Webmuster- und Bindungsgestaltung entsprechen im Wesentlichen denen, wie sie in der Figur 1 dargestellt sind. Um hier das Ein- und Auslesen der Kettfäden 2,3 in die Vorkehrungen 7, 11 , entsprechend einer individuellen Webmuster- oder Bindungsgestaltung zu steuern, ist jeder Schaftstab 6 des Schaftrahmens 5 und jeder Schaftstab 10 des Schaftrahmens 9 mit einem Schieberelement 17 bzw. 18 ausgerüstet, welches Schieberelement mit einem Stellantrieb 13 bzw. 14 wirkverbunden ist. Die Stellantriebe sind hier gemäß eines individuellen Webmuster- oder Bindungsprogramms einzeln oder einzelschussweise ansteuerbar, um die Vorkehrungen 7 bzw. 11 zum Zwecke des Ein- und Auslesens der Kettfäden 2,3 zu einem vorbestimmbaren Zeitpunkt zu öffnen oder zu schließen.
Die im vorliegenden Ausführungsbeispiel in die Vorkehrungen 7 der Schaftstäbe 6 eingelesenen Kettfäden 3 bilden dabei das Unterfach und die in die Vorkehrung 11 der Schaftstäbe 10 eingelesenen Kettfäden 2 bilden das Oberfach. Der in das aus Ober- und Unterfach ausgebildete Webfach 12 eingetragene Schussfaden 1 wird durch das Webblatt 15 an den Bindepunkt 16 des Gewebes 4 angeschlagen.