System aus Gipsfaserplatten und an diese angepaßte
Fugenfüller
Die Erfindung betrifft eine Gipsfaserplatte mit einer besonderen Kantenausbildung sowie einen für die gebildete Fuge geeigneten Fugenfüller.
Gipsfaserplatten sind seit vielen Jahren, beispielweise aus der DE 1 784 657, bekannt. Im Gegensatz zu Gipskartonplatten weisen sie keine Papierummantelung auf und besitzen eine höhere Festigkeit als Gipskartonplatten. Ferner weisen sie eine Richtungsunabhängigkeit bei vielen Belastungsfällen auf. Sie sind deshalb für bestimmte Anwendungen besser geeignet als Gipskartonplatten, wofür jedoch gegenüber Gipskartonplatten ein höheres Gewicht in Kauf genommen werden muß .
Die bekannten Gipsfaserplatten weisen immer eine rechtwinklige Kante auf und müssen auf Abstand verlegt werden. Die dabei entstandene Fuge wird mit einem Fugenfüller verfüllt, dem im Hinblick auf die Zugfestigkeit und Biegezugfestigkeit der verfüllten Fuge besondere Bedeutung zukommt .
Nachteilig beim Einsatz bekannter Gipsfaserplatten und dafür verwendeter Fugenfüller ist, daß beim Verlegen der Platten dafür Sorge getragen werden muß, daß das Verlegen der Platten in einem bestimmten Rastermaß erfolgt und ein Abstand von etwa 5mm zwischen den Platten konstant eingehalten wird. Bekannte Gipsfaserplatten werden also
- 2 -
nicht auf Stoß verlegt, was das Verlegen der Platten stark vereinfachen würde.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein System aus Gipsfaserplatten und einem Fugenfüller bereitzustellen, welches ein schnelleres Verlegen bei ausreichend fester Fugenverbindung der einzelnen Platten untereinander gewährleistet .
Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Gipsfaserplatte, die mindestens eine abgefaste Kante aufweist, wobei die abgefaste Kante einen rechtwinklig zur Plattenoberfläche stehenden Steg aufweist, dessen Höhe 5 bis 50% der Plattendicke, mindestens aber 1 mm, und die Fasenbreite mindestens 3 mm beträgt, und einen Fugenfüller zum Verfüllen der durch die auf Stoß verlegten Gipsfaserplatten entstehenden Fugenräume, der 70 bis 9.8% Stuckgips einer Teilchengröße von < 300 μm, 0,02 bis 0,5% Stärkeether, 0,2 bis 1% Methylcellulose, 0,5 bis 3% Polyvinylalkohol, 0,001 bis 0,1% einer Borsäure oder eines Alkalimetall- oder Erdalkalimetallsalzes einer Borsäure enthält.
Erfindungsgemäß wird erstmalig ein Gipsfaserplattensystem bereitgestellt, welches einerseits das einfache Verlegen der Platten auf Stoß und andererseits den gewünschten festen Verbund zwischen solchen Platten ermöglicht. Darüber hinaus sind die durch Verlegen der erfindungsgemäßen Gipsfaserplatten entstandenen Fugen leichter zu verspachteln als bei Einsatz herkömmlicher Gipsfaserplatten und weisen die geforderte Fugenfestigkeit auf.
- 3 -
Die EP 227 876 Bl beschreibt Gipskartonplatten mit einer abgerundeten Kante sowie einen Fugenfüller für die speziell mit diesen Platten gebildeten Fugenräume. Gipskartonplatten sind in der Regel leichter als Gipsfaserplatten gleicher Dicke. Damit zwischen den schwereren Gipsfaserplatten ein fester Verbund entsteht, was deshalb bisher angenommen worden, daß dieser nur durch die klassische Verlegung mit ausreichend großem Fugenraum und einer Verfüllung mit einer entsprechend großen Menge eines Fugenfüllers erzielt werden kann. Zu bedenken ist ferner, daß die abgerundeten Kanten der Gipskartonplatten mit einer Kartonlage ummantelt sind, so daß dadurch einerseits eine Stabilisierung der Kante erfolgt andererseits der eingesetzte Fugenfüller darauf abgestimmt ist, an der Papieroberfläche gut zu haften.
Die Fase der erfindungsgemäßen Gipsfaserplatten muß derart ausgebildet sein, daß die Steghöhe der Gipsfaserplattenkante 5 bis 50% der Plattendicke, mindestens aber 1 mm, beträgt. Ist die Steghöhe geringer als 5% der Plattendicke oder als 1 mm, kann die Kante beim Abfasen, Transport oder Einbau der Gipsfaserplatte abbrechen. Ist hingegen der Steg wesentlich höher als 50% der Plattendicke, wird der Fugenraum zu klein und die zum Verfüllen der Fuge einsetzbare Menge an Fugenfüller reicht nicht aus, die gewünschte Fugenfestigkeit zu gewährleisten .
Erfindungsgemäß eingesetzte Gipsfaserplatten umfassen alle Arten von Gipsfaserplatten. Sie können homogen über die gesamte Dicke aufgebaut oder mehrschichtig sein. Mehrschichtige Gipsfaserplatten weisen eine Kernschicht und mindestens eine Deckschicht auf. Die Dicke der
- 4 -
Kernschicht kann 25 bis 50% der Gipsfaserplattendicke ausmachen.
Die Kante sollte derart abgefast sein, daß die Fase oder der Faserschenkel gerade, konkav oder konvex ausgebildet ist. Die Kanten können werksseitig oder auf der Baustelle mit einem Handwerkszeug gefast werden.
Die Bestandteile der erfindungsgemäßen trockenen Fugenfüllermischung werden anschließend erläutert. Alle Mengen- und Konzentrationsangaben beziehen sich auf das Gewicht der trockenen Mischung.
Hauptbestandteil ist ein ß-Halbhydratgips (Stuckgips) , der herstellungsbedingt geringe Mengen anderer Calciumsulfate enthalten kann. In der trockenen Fugenfüllermischung liegt der Stuckgips in einer Menge von 70 bis 98 Gew.%, vorzugsweise 90 bis 97 Gew.%, vor. Als Andicker wird vorzugsweise ein Stärkeether eingesetzt. Besonders bevorzugte Stärkeether sind Hydroxypropylstärken. Diese Andicker werden in einer Menge von 0,02 bis 0,5 Gew.%, vorzugsweise 0,1 oder 0,2 bis 0,3 Gew.% eingesetzt. Als Wasserretentionsmittel werden vorzugsweise Methylcellulosen verwendet. Das Wasserretentionsmittel wird in einer Menge von 0,2 bis 1 Gew.%, vorzugsweise 0,5 bis 0,8 Gew.% eingesetzt.
Als weitere wesentliche Bestandteile enthält die erfindungsgemäße trockene Fugenfüllermischung Polyvinylalkohol und Borsäure oder ein Alkali-/ Erdalkalisalz einer Borsäure. Borsäure und deren Salze fördern die Vernetzung des Polyvinylalkohols und erhöhen die Festigkeit des Fugenfüllers und die Haftfestigkeit des Fugenfüllers an der Gipsfaserplatte. In
- 5 -
gipsgebundenen Fugenfüllern übliche Zusätze umfassen Verzögerer, Beschleuniger, Netzmittel und Entschäumer.
Als Verzögerer kann ein Proteinverzögerer, beispielsweise in einer Menge von 0,01 bis 0,5 Gew.% eingesetzt werden. Der Beschleuniger kann in einer Menge von 0,1 bis 1 Gew.% eingesetzt werden, insbesondere wenn es sich dabei um einen Dihydratbeschleuniger handelt. Ein Netzmittel kann beispielsweise in Mengen bis zu 0,1 Gew.%, ein Entschäumer in einer Menge bis zu 0,2 Gew.% eingesetzt werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung kann der Fugenfüller mineralische Zuschlagstoffe wie Kalksteinmehl (Calciumcarbonat) , Glimmer oder Gemische einzelner mineralischer Zuschlagstoffe enthalten. Diese werden vorzugsweise in einer Menge von bis zu 25 Gew.% in der trockenen Fugenfüllermischung eingesetzt.
Soll über die Wirkung des zuvor beschriebenen Andickers hinaus eine weitere Andickung des Fugenfüllers bewirkt werden, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, der Mischung ein Polyacrylamid oder Polymethylacrylamid zuzusetzen. Die Menge dieses zusätzlichen Andickers hängt von der gewünschten Viskosität ab und kann bis zu 0,1% oder mehr, vorzugsweise bis zu 0,06 Gew.% betragen.
Viskosität und Zähigkeit des Fugenfüllers können durch Zugabe von Fasern, insbesondere Cellulosefasern, weiter gesteuert werden. Cellulosefasern können beispielsweise der trockenen Fugenfüllermischung in Mengen bis zu 1 Gew.% zugesetzt werden.
- 6 -
Der erfindungsgemäße Fugenfüller ist maßbeständig und elastisch, so daß weder Riß- noch Wulstbildung zu erwarten sind. Die im Verbund der vergleichsweise schweren Gipsfaserplatten durch externe Belastung auftretenden Spannungen werden furch die Fuge aufgenommen, ohne daß sich dies nachteilig auf die Fuge auswirkt .
Zum Verspachteln der Fuge wird die trockene Fugenfüllermischung in bekannter Weise mit Wasser verrührt. Als praxisgerecht hat sich ein Verhältnis Wasser/trockene Fugenfüllermischung von etwa 0,9 erwiesen .
Wenn auch grundsätzlich nicht erforderlich, kann das Verfugen oder Verspachteln unter Verwendung eines Bewehrungsstreifens erfolgen, der beim Verspachteln in die Fugenmasse eingebettet wird.
Die beiden Figuren zeigen zwei unterschiedliche Ausgestaltungen der Kante der erfindungsgemäßen Gipsfaserplatte 1. Die Fase 2 oder Faserschenkel 2 kann gerade wie in Fig.l oder konvex oder konkav, wie in Fig. 2 angedeutet ausgeformt, sein. Der verbleibende rechtwinklige Steg 3 der Kante ermöglicht das Verlegen der Gipsfaserplatten auf Stoß. Die Tiefe der Fase ist mit dem Winkel zwischen gedachter Verlängerung des Stegs 3 und dem Faseschenkel 2 für das Fugenvolumen und damit die Menge des einbringbaren Fugenfüllers verantwortlich.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Gipsfaserplatten kann nach dem sogenannten Naßverfahren, dem Trockenverfahren oder Halbtrockenverfahren erfolgen. Alle Verfahren sind in der einschlägigen Literatur beschrieben
und dem Fachmann bekannt. Besonders empfehlenswert ist das in der WO 93/01932 beschriebene Halbtrockenverfahren, auf deren Offenbarung hier beispielhaft Bezug genommen wird.
Als Gipse zur Gipsfaserplattenherstellung können grundsätzlich alle abbindefähigen Gipse eingesetzt werden, ß-Halbhydratgipse sind besonders geeignet. Es können auch Gemische von ß-Halbhydratgipsen und anderen abbindefähigen Gipsen eingesetzt werden.
Als Fasern kommen Cellulosefasern, Mineralfasern und synthetische Fasern in Betracht. Bevorzugt werden Cellulosefasern in Form von Holzabfällen, Papierabfällen und Pappeabfällen. Besonders bevorzugt sind Altpapierfasern. Die Fasermenge in der Platte beträgt beispielsweise 5 bis 45 Gew.%, besonders bevorzugt 8 bis 20% Gew.%, bezogen auf das Gewicht der fertigen Gipsfaserplatte. In mehrschichtigen Platten können die Faserkonzentrationen in den einzelnen Schichten verschieden sein. Auch ist es denkbar, daß eine Schicht nahezu keine Fasern enthält.
Zur Modifizierung des Gewichts oder der Dichte der Gipsfaserplatte können sogenannte Leichtzuschlagstoffe der Herstellungsmasse zugesetzt werden und in der Platte enthalten sein. In mehrschichtigen Gipsfaserplatten wird vorzugsweise die Kernschicht einen Leichtzuschlagstoff enthalten. Geeignete Leichtzuschlagstoffe sind Perlite, Schaumglasgranulat oder geblähter Vermiculit. Die Konzentration der Leichtzuschlagstoffe wird in Abhängigkeit vom gewünschten Gewicht und bei einschichtigen Platten von deren nach Zugabe von Leichtzuschlagstoff erhaltenen Oberflächeneigenschaften
- 8 -
gewählt. Sie kann beispielsweise in der Mittelschicht einer dreischichtigen Platte 2 bis 50 Gew.%, insbesondere etwa 30 Gew.%, bezogen auf das Gewicht der Mittelschicht betragen.
Neben den Hauptbestandteilen Gips, Fasern, Wasser und gegebenenfalls Leichtzuschlagstoffen enthält die Gipsfaserplatte übliche Additive. Solche Additive sind beispielsweise Abbindebeschleuniger, Abbindeverzögerer, Benetzungsmittel, Mittel, die die Verklumpung der Fasern verhindern wie Kalk, Zement und Schönungsmittel wie Bentonit .
Die Herstellung der Gipsfaserplatten wird nachfolgend beispielhaft beschrieben. Zunächst wird ein Teil oder die Gesamtheit der Cellulosefasern in einer Mischstufe mit Anmachwasser angefeuchtet, wobei feuchte lose Fasern . erhalten werden. Die Fasern können eine Teilchengröße von weniger als 2000μm aufweisen. Zur Verhinderung des Aneinanderbackens von Fasern kann den Fasern Calciumoxid (CaO) zugemischt werden. Das Zumischen von CaO erfolgt beim Vermählen des trockenen Papiers . CaO kann auch im Gemisch mit Natriumsilicat und den weiteren zuvor genannten Mitteln zur Verhinderung des Verklumpens der Fasern zugesetzt werden. Additive können dem Anmachwasser zugemischt werden. Ein Teil des Anmachwassers kann auch dem Leichtzuschlagstoff zugesetzt werden.
Mit dem trockenen calcinierten Gips können die angefeuchteten Fasern während des Transports zum Formband vermischt werden. Nach Aufgabe auf das Formband kann die dabei erhaltene Matte sofort verpreßt und entgast werden. Anschließend kann in einer Nachbefeuchtungsstufe weiteres Wasser auf die verpreßte Matte aufgegeben werden. Dieses
- 9 -
Wasser kann einen Abbindebeschleuniger enthalten. Das Abbinden des Gipses und der größte Teil der Hydratation erfolgt im wesentlichen innerhalb weniger Minuten während die Matte kontinuierlich verpreßt wird. Es erfolgt die Trocknung der Gipsfaserplatte und anschließend wird die Platte auf das gewünschte Maß gesägt.
Das folgende Beispiel dient der weiteren Erläuterung der Erfindung .
Beispiel 1
Ein erfindungsgemäßer Fugenfüller wird auf der Grundlage der folgenden Rezeptur hergestellt.
92 Gew.% Stuckgips, Teilchengröße < 300 μm
4,27 Gew.% Kalksteinmehl
0,5 Gew.% Cellulosefasern
0,2 Gew.% Stärkeether
0,8 Gew.% Methylcellulose
0,7 Gew.% Dihydrat-Beschleuniger
0,02 Gew.% Polyacrylamid
0,01 Gew.% Borat
1,5 Gew.% Polyvinylalkohol
0,01 bis 0,2 Gew.% Verzögerer
100 Teile dieser trockenen Pulvermischung werden mit 90 Teilen Wasser vermischt und zum Verfugen eines Fugenraums eingesetzt, der durch Verlegen zweier erfindungsgemäßer Gipsfaserplatten auf Stoß gebildet wurde. Das Verfugen erfolgte in zwei Spachtelgängen ohne Bewehrungsstreifen. Die Festigkeit der Fuge wurde bestimmt. Für die Zugfestigkeit wurde ein Wert von 136 N/cm und für die
Biegezugfestigkeit 9,5 N/cm ermittelt. Die Festigkeiten wurden in Anlehnung an die DIN 18180 bestimmt.