"Sitzmöbel "
Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel mit einem im vorderen Bereich um eine horizontale Schwenkachse schwenkbaren, in der Neigung veränderbaren Sitz und einer in Abhängigkeit von der Neigungsänderung des Sitzes zwangsweise in der Nei¬ gung überproportional veränderbaren Rückenlehne, wobei der Sitz mit Schwenkhebeln gelenkig verbunden ist, deren eine Enden die Rückenlehne tragen und deren andere Enden am La¬ gerbock des Stuhlgestells drehbar gelagert sind, wobei die Schwenkhebel im Abstand vom hinteren Ende des Sitzes am Sitz angelenkt sind und die am Lagerbock drehbar gelagerten .Abschnitte der Schwenkhebel zu den sich an die Anlenkachse des Sitzes anschließenden Abschnitten der Schwenkhebel in einem zur Standfläche hin stumpfen Winkel stehen, wobei ei¬ ne Rückstellfeder zur selbsttätigen Rückstellung der Sitz¬ fläche und der Rückenlehne von der Ruhe- in die Arbeitspo¬ sition bei Gewichtsentlastung vorgesehen ist.
Derartige Sitzmöbel, insbesondere Bürodrehstühle oder Ar¬ beitsstühle anderer Art, sind in vielfältigen Ausführungs¬ formen bekannt, wobei jeweils angestrebt wird, beim Ver¬ schwenken von der Arbeitsposition mit etwa waagerechter Sitzfläche und senkrechter Rückenlehne in die Ruheposition eine synchrone Bewegung der Sitzfläche und der Rückenlehne
zu erreichen, wozu entsprechende Synchronisationseinrich¬ tungen, beispielsweise in Form von Schwenkhebeln, verwendet werden. Dabei ist die Synchronisationseinrichtung so aus¬ gebildet, daß eine überproportionale VerSchwenkung der Rückenlehne bei Verschwenkung der Sitzfläche erfolgt, um eine ergonomisch günstige Ruheposition zu erreichen und den sogenannten "Hemdauszieheffekt" zu vermeiden.
Ein gattungsgemäßes Sitzmöbel ist aus der DE 39 16 474-Al bekannt. Bei diesem bekannten Sitzmöbel erfolgt die Ver¬ schwenkung von der Arbeits- in die Ruheposition durch Ge¬ wichtsverlagerung des Benutzers gegen eine Rückstellein¬ richtung, die beispielsweise von einer Feder gebildet ist. Dabei wird bei der Absenkbewegung gleichzeitig die Schwenk¬ achse des Sitzes am Lagerbock nach rückwärts abfallend ge¬ führt, wozu geeignete Langlochführungen im Lagerbock vor¬ gesehen sind.
Von Nachteil bei diesem bekannten Sitzmöbel ist zum einen, daß die Verschiebbarkeit der Schwenkachse des Sitzes im vorderen Stuhlbereich eine relativ aufwendige konstruktive Ausgestaltung benötigt, die mit einer entsprechend raum¬ aufwendigen Verkleidung versehen werden muß, was den opti¬ schen Eindruck des Sitzmöbels beeinträchtigt. Zum anderen ist von wesentlichem Nachteil, daß die Rückstelleinrichtung
nicht an unterschiedliche Benutzergewichte angepaßt werden kann.
Grundsätzlich ist es beispielsweise aus der DE 39 30 983-Al bekannt, eine Rückstelleinrichtung zu verwenden, die von wenigstens einer im Verschwenkmechanismus wirksamen Schrau¬ benfeder gebildet ist. Zur Anpassung an unterschiedliche Benutzergewichte und damit zur Einstellung unterschiedli¬ cher Rückstellkräfte ist bei diesem bekannten Sitzmöbel eine Einrichtung zur Veränderung der Vorspannung vorgese¬ hen.
Durch diese Variation der Federvorspannkraft läßt sich zwar eine Einstellung der Rückstelleinrichtung erreichen, es hat sich jedoch herausgestellt, daß bei der Veränderung der Fe¬ dervorspannkraft nur ein unzureichender Verstellbereich in den Grenzbereichen (für Benutzer mit geringem oder großem Körpergewicht) erreicht wird. Zudem ist in den Grenzberei¬ chen entweder ein sehr großer Verstellweg oder ein erhebli¬ cher Kraftaufwand erforderlich, wodurch die Handhabung er¬ schwert wird.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine Lösung zu schaf¬ fen, mit der bei möglichst einfacher konstruktiver Ausge¬ staltung und geringer Baugröße sowie optisch ansprechendem Erscheinungsbild des Sitzmöbels die Handhabbarkeit der
Rückstelleinrichtung wesentlich verbessert und auf einfache Weise auch in den Grenzbereichen mit geringem Kraftaufwand eine Einstellung ermöglicht wird.
Diese Aufgabe wird mit einem Sitzmöbel der eingangs be¬ zeichneten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Schwenkachse der Schwenkhebel gegenüber dem Lagerbock ver¬ schiebbar ist, und daß die Rückstellfeder zwischen dem Lagerbock und den am Lagerbock drehbar gelagerten Ab¬ schnitten der Schwenkhebel angeordnet und in ihrer Einbau¬ lage gegenüber den Schwenklagern derart veränderbar ein¬ stellbar ist, daß das von der Federkraft ausgeübte Drehmo¬ ment um die Schwenkachse veränderbar ist.
Mit der erfindungsgemäßen Ausgestaltung wird zum einen er¬ reicht, daß die für die Synchronbewegung erforderliche Ver¬ schiebbarkeit der Schwenkhebel keinen zusätzlichen Bauraum im vorderen Sitzmöbelbereich erfordert, sondern vielmehr nur unterhalb im eigentlichen Lagerbock, wodurch für die Synchronisationsmechnik insgesamt nur ein geringer Bauraum benötigt wird, was das optische Erscheinungsbild positiv beeinflußt. Zum anderen wird in Verbindung mit dieser An- lenkung der Schwenkhebel durch die Anordnung der Rückstell¬ feder ermöglicht, die Einbaulage der Feder zu verändern, so daß sich der Krafthebelarm der Feder in Bezug auf den Dreh¬ punkt der von der Feder beaufschlagten Schwenkachsen bzw.
Schwenkhebel verändern läßt, wodurch entsprechend das auf die Schwenkachsen ausgeübte Drehmoment auf einfache Weise veränderbar ist. Es ist somit keine Veränderung der Vor¬ spannung der Feder erforderlich. Diese Lageänderung der Fe¬ der bzw. des Federendes läßt sich auf einfache Weise ohne großen Kraftaufwand durchführen, insbesondere bietet sich eine außergewöhnlich große Bandbreite der Benutzergewichts¬ einstellung, die stufenlos zwischen den Extremwerten ge¬ wählt wird. Da die Vorspannung der Feder nicht beeinflußt wird, ist auch eine Einstellung in den Grenzbereichen auf einfache und exakte Weise möglich.
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgese¬ hen, daß die Rückstellfeder mit einem Ende fest am Lager¬ bock angelenkt und mit dem anderen Ende in einer langloch- förmigen Führung der Schwenkhebel verstellbar angeordnet ist. Diese Ausgestaltung ist konstruktiv besonders günstig und kompakt, da sie keine zusätzlichen Elemente benötigt, vielmehr sind die Führungen zur Veränderung der Einbaulage der Feder unmittelbar in die Schwenkhebel integriert.
In besonders vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Rückstellung der Schwenkhebel mittels einer Begrenzungseinrichtung derart beschränkt ist, daß die Schwenkhebel nicht in Kontakt mit der Sitzunterseite gelan¬ gen können. Anders als beispielsweise bei dem aus der
DE 39 16 474-Al bekannten Sitzmöbel läßt sich durch diese Zusatzeinrichtung zuverlässig vermeiden, daß bei Wirksam¬ keit der Rückstelleinrichtung die Schwenkhebel in Kontakt mit der Sitzunterseite gelangen und diese möglicherweise beschädigen können, wenn die Rückstellkraft zu groß ist.
Dabei ist besonders vorteilhaft vorgesehen, daß die Be¬ grenzungseinrichtung von einer an der Unterseite des Schwenklagers angeordneten Langlochführung gebildet ist, in welche ein am Lagerbock angeordnetes stiftformiges Element eingreift. Die Langlochführung beschränkt somit durch ihre begrenzte Verschiebbarkeit gegenüber dem stiftförmigen Ele¬ ment die maximale Rückschwenkbewegung der Schwenkhebel, die durch die Rückstellkraft verursacht wird, derart, daß in der Ruheposition die Schwenkhebel nicht an die Unterseite des Sitzes stoßen.
Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung bei¬ spielsweise näher erläutert. Diese zeigt in:
Fig. 1 in schematischer Seitenansicht ein erfindungsge¬ mäßes Sitzmöbel in Arbeits- und Ruheposition mit voll wirksamer Rückstelleinrichtung,
Fig. 2 in derselben Darstellung wie in Fig. 1 ein Sitz¬ möbel mit unterschiedlicher Position der Rück-
Stelleinrichtung,
Fig. 3 in derselben Darstellung wie in Fig. 1 und 2 eine abgewandelte Ausführungsform eines Sitzmöbels,
Fig. 4 in derselben Darstellung wie in den Fig. 1 bis 3 eine abgewandelte Ausführungsform eines Sitzmöbels mit Begrenzungseinrichtung für die Rückstellein¬ richtung,
Fig. 5 in einem Kraft-Weg-Diagramm eine Federcharakte¬ ristik mit herkömmlicher Veränderung der Vorspan¬ nung und
Fig. 6 in einem Kraft-Weg-Diagramm eine Federcharakte¬ ristik mit der erfindungsgemäßen Gewichtsanpassung.
Ein vorzugsweise als Drehstuhl ausgebildetes erfindungsge¬ mäßes Sitzmöbel ist in der Zeichnung allgemein mit 1 be¬ zeichnet und ohne Fußgestell dargestellt.
Der Drehstuhl 1 weist einen als Träger dienenden Lagerbock 2 mit einer Aufnahme 3 für das nicht dargestellte Fußge¬ stell auf. Am vorderen oberen Ende des Lagerbocks 2 ist ein fester Drehpunkt 4 vorgesehen, um welchen um eine horizon-
tale Schwenkachse 5 der vordere Bereich eines Sitzes 6 mit Sitzfläche 7 angelenkt ist.
An der Unterseite des Sitzes 6 im Bereich etwas hinter der Mitte des Sitzes sind in einer Schwenkhebelanlenkung 8 um eine Anlenkachse 9 gelenkig zwei Schwenkhebel 10 angelenkt, welche einen vorderen Abschnitt 10a, einen mittleren Ab¬ schnitt 10b und einen hinteren Abschnitt 10c aufweisen, wo¬ bei der hintere Abschnitt 10c gegenüber dem mittleren Ab¬ schnitt 10b etwa rechtwinklig abgewinkelt ist und eine Rückenlehne 11 trägt. Der vordere Abschnitt 10a und der mittlere Abschnitt 10b der Schwenkhebel 10 stehen in einem zur Standfläche hin stumpfen Winkel, bevorzugt in einer Größenordnung von 160° bis 170°.
Die vorderen Abschnitte 10a der Schwenkhebel 10 sind ge¬ lenkig (Gelenk 12) jeweils mit je einem Hebel 13 verbunden, welcher in einem festen Drehpunkt 14 am Lagerbock 2 drehbar gelagert ist.
Durch diese Ausgestaltung erfolgt bei einer Gewichtsverla¬ gerung nach hinten durch einen Benutzer eine Verschwenkung des Sitzes 2 um die Schwenkachse 5 nach unten, während sich gleichzeitig aufgrund der Ausbildung der Schwenkhebel 10 mit den Hebeln 13 eine überproportionale Neigungsverände¬ rung der Rückenlehne 11 einstellt. Dies ist aus Fig. 1
deutlich zu erkennen, denn der mit Ll bezeichnete Abstand der Oberkante der Schwenkhebel 10 gegenüber der Sitzober¬ kante in der Ruheposition ist deutlich größer als der mit L2 bezeichnete Abstand in der gestrichelt dargestellten ab¬ gesenkten Position.
Um eine automatische Rückstellung des Sitzes 2 und der Rückenlehne 11 aus der abgesenkten Position in die Ruhepo¬ sition bei Gewichtsentlastung zu gewährleisten, ist eine Rückstellfeder 15 vorgesehen. Diese Rückstellfeder ist mit einem Ende fest aber drehbar (Anlenkung 16) am Lagerbock 2 angelenkt und mit dem anderen Ende an den Abschnitten 10a der Schwenkhebel 10, wobei die Einbaulage an den Abschnit¬ ten 10a der Schwenkhebel 10 veränderbar ist. Dazu ist in den Schwenkhebeln 10 im Bereich der Abschnitte 10a eine bo¬ genförmige Langlochführung 17 ausgespart.
Wie am besten aus Fig. 2 hervorgeht, läßt sich somit die Feder in der Langlochführung aus der Position A bis maximal in die Position B verstellen. Dies hat zur Folge, daß sich das von der Rückstellfeder 15 ausgeübte Drehmoment um die Schwenkachsen 14 bzw. 5 verändern läßt, um eine exakte An¬ passung der Rückstellkraft an unterschiedliche Benutzerge¬ wichte vornehmen zu können. Während in der Position A eine maximale Rückstellkraft wirkt, ist die Rückstellkraft in der Position B bzw. das entsprechende Drehmoment am ge-
ringsten. Diese Verstellung des Hebelarmes bzw. des von der Rückstellfeder ausgeübten Drehmomentes ermöglicht gegenüber herkömmlichen Vorspannungsänderungen der Rückstellfedern eine wesentlich bessere und genauere Einstellbarkeit der erforderlichen Rückstellkraft, insbesondere auch in den Grenzbereichen, d.h. für Benutzer mit besonders hohem oder geringem Körpergewicht.
In Fig. 3 ist eine abgewandelte Ausführungsform eines er¬ findungsgemäßen Sitzmöbels 1 dargestellt, wobei dieselben Bezugszeichen wie in den Fig. 1 und 2 verwandt sind, sofern gleiche Teile betroffen sind.
Im Unterschied zur Ausführungsform nach den Fig. 1 und 2 sind die Schwenkhebel 10 nicht über zusätzliche Hebel 13 am Lagerbock gelagert, sondern unmittelbar im Lagerbock 2, wo¬ bei zur Ermöglichung der Verschiebbarkeit der Schwenkhebel 10 eine Langlochführung 18 im Lagerbock 2 vorgesehen ist. Ansonsten ist der Bewegungsablauf der Synchronmechanik der¬ selbe, wie bei der Ausführungsform nach Fig. 1 und 2, diese Ausführungsform nach Fig. 3 benötigt aber ersichtlich noch weniger Bauteile und ist deshalb noch vorteilhafter.
Die in Fig. 4 dargestellte Ausführungsform eines erfin¬ dungsgemäßen Sitzmöbels 1, hier sind ebenfalls dieselben Bezugszeichen wie in den vorangegangenen Figuren verwandt.
entspricht im Prinzip der Ausführungsform nach Fig. 1. Zu¬ sätzlich ist bei diesem Sitzmöbel 1 jedoch auch noch eine Begrenzungseinrichtung vorgesehen, die die Rückstellung der Schwenkhebel 10 derart beschränkt, daß die Schwenkhebel 10 nicht in Kontakt mit der Unterseite des Sitzes 2 gelangen können.
Dabei weist die Begrenzungseinrichtung eine an der Unter¬ seite der Schwenkhebelanlenkung 8 angeordnete bügeiförmige Langlochführung 20 auf, welche mit einem am Lagerbock 3 angeordneten stiftförmigen Element 19 zusammenwirkt und gegenüber diesem begrenzt verschiebbar geführt ist. Dabei ist die Langlochführung 20 so ausgebildet, daß am Anschlag der Langlochführung 20 am stiftförmigen Element 19 zwischen den Schwenkhebeln 10 bzw. den Bereichen 10b der Schwenkhe¬ bel und der Unterseite des Sitzes 2 in Ruheposition ein Freiraum verbleibt.
In den Fig. 5 und 6 ist die Wirksamkeit der Verstellung der Rückstellfeder 15 zu erkennen.
Während Fig. 5 eine herkömmliche Verstellung mittels Verän¬ derung der VorSpannkraft der Feder zeigt, ist in Fig. 6 der Verstellbereich mittels der erfindungsgemäßen Veränderung der Einbaulage der Feder zu erkennen. Wie unmittelbar aus den Figuren 5 und 6 hervorgeht, ist der Verstellbereich bei
der erfindungsgemäßen Ausgestaltung (Fig. 6) wesentlich größer, was insbesondere in den Grenzbereichen die Ein¬ stellung wesentlich erleichtert.
Natürlich ist die Erfindung nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind möglich, ohne den Grundgedanken zu ver¬ lassen.