Beschreibung
Simultane Identifizierung und Lokalisierung von Objekten durch bistatische Messung
Die Erfindung betrifft ein System zur Identifizierung und Lo- kalisierung eines Objekts. Daneben betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Identifizierung und Lokalisierung eines Ob- jekts.
In der Industrieproduktion werden heutzutage immer mehr auto- nome und teilautonome Systeme genutzt, die ohne eine direkte Betätigung oder Überwachung durch Bedienpersonal Produktions- prozesse ausführen können. Dabei umfassen die Produktionspro- zesse Arbeitsschritte an unterschiedlichen Stationen einer Fertigungsstraße sowie den Transport zwischen den einzelnen Stationen. Für ein reibungsloses Zusammenwirken und um die Sicherheit zu gewährleisten, ist es notwendig, Objekte auto- matisiert zu erfassen, diese zu identifizieren, und deren ki- nematische Parameter, wie zum Beispiel Position, Geschwindig- keit und Bewegungsrichtung, zu ermitteln.
Bei einer hohen Anzahl von Objekten innerhalb einer Ferti- gungsstraße müssen die einzelnen Objekte und deren Wege zum nächsten Prozessschritt bzw. zur nächsten Station überwacht und gesteuert werden. Hierfür ist in einer Produktionshalle Überwachungssensorik zuständig, mit der die Halle überwacht wird und Daten für die Prozesssteuerung bereitgestellt wer- den. Dafür müssen die Werkstücke identifiziert und lokali- siert werden.
Auch autonomes Fahren erfordert eine genaue Kenntnis der Po- sition und Geschwindigkeit von in der Nähe einer Fahrtstrecke eines autonom gesteuerten Fahrzeugs befindlichen Objekten. Hierfür muss ein autonom fahrendes Fahrzeug die Umwelt mit- tels Sensorik erfassen. Können Objekte nicht nur erfasst, sondern auch identifiziert werden, so kann eine Bewertung der von einem Objekt ausgehenden Gefahr für das Fahrzeug auch un- abhängig von der Genauigkeit der Positions- oder Geschwindig-
keitsmessung erfolgen. Beispielsweise kann auf diese Weise an der Fahrbahn angeordnete stationäre Infrastruktur von mög- licherweise gefährlichen beweglichen Objekten unterschieden werden.
Objekte können zum Beispiel mit Hilfe von sogenannten RFID- Transpondern (RFID = radio frequency Identification = Radio- frequenzidentifizierung) identifiziert werden. Mit solchen RFID-Transpondern werden die zu identifizierenden Objekte ausgestattet. Ein sogenannter RFID-Reader, also eine Art Le- segerät, dient dazu, die Signale von den Transpondern zu er- fassen und auszuwerten. RFID-Transponder können sowohl als passive als auch als aktive Transponder ausgebildet sein. Passive Transponder werden von dem Reader durch ein Signal angesprochen und modulieren das Signal passiv. D.h., sie wei- sen keine eigene Energiequelle auf, mit der sie aktiv ein Signal aussenden könnten. Passive RFID-Transponder eignen sich nur für die Datenübermittlung über kurze Abstände, bei- spielsweise ein bis drei Meter. Aktive RFID-Transponder dage- gen weisen selbst eine elektrische Energiequelle auf und kön- nen daher selbständig ein Signal aussenden, das wiederum von einem RFID-Reader empfangen werden kann. Bei einem passiven RFID-Transponder wird das von dem RFID-Reader ausgesendete elektromagnetische Signal mit Hilfe des angesprochenen RFID- Transponders so verändert, dass mit dem zurückgestreuten und von dem RFID-Reader empfangenen Signal eine Identifizierung eines Objekts, an dem der RFID-Transponder angeordnet ist, ermöglicht wird.
Es gibt auch bereits Methoden, mit RFID-Systemen Objekte zu lokalisieren. Solche Verfahren sind zum Beispiel in DE 10 2012 307 424 Al und M. Scherhäufle et al., „Indoor Localiza- tion of Passive UHF RFID Tags Based on Phase-of-Arrival Eva- luation" in IEEE Transaction on Microwave Theory and Techni- ques, Band 61, Nr. 12, Seiten 4724 bis 4729, Dezember 2013 beschrieben.
Es lassen sich auch herkömmliche Radarsysteme, wie zum Bei- spiel klassische EMCW-Radarsysteme, zur Klassifizierung und Identifizierung von Objekten verwenden. Allerdings nutzen diese Systeme zur Identifizierung von Objekten sehr komplexe Verfahren oder statistische Methoden, welche sehr rechenin- tensiv und fehleranfällig sind. Zudem werden für derartige Anwendungen oft auf maschinellem Lernen bzw. künstlicher In- telligenz basierende Methoden vorgeschlagen.
Zur Lokalisierung mit Hilfe von Radarsystemen werden soge- nannte MIMO-Radarsysteme mit mehreren Sende- und Empfangska- nälen eingesetzt. Teilweise werden diese Radarsysteme auch mit Transpondern mit modulierter Rückstreuung als Ziel be- trieben, um die Detektionsrate zu erhöhen.
Es besteht also die Aufgabe, ein Verfahren und eine Vorrich- tung für eine kombinierte Ermittlung von Identifikationsin- formationen sowie von kinematischen Informationen über ein Objekt zu entwickeln.
Diese Aufgabe wird durch ein System zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts gemäß Patentanspruch 1 und ein Verfahren zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts gemäß Patentanspruch 9 gelöst.
Das erfindungsgemäße System zur Identifizierung und Lokali- sierung eines Objekts umfasst ein bistatisches EMCW-Radar- sensorsystem mit mindestens zwei EMCW-Radarsensoren, welches vollkohärent oder quasi-kohärent betreibbar ausgebildet ist und dazu ausgebildet ist eine Serie von sich wiederholenden Rampensignalen zu emittieren.
Als vollkohärente Betriebsweise soll verstanden werden, dass die mindestens beiden zwei EMCW-Radarsensoren exakt miteinan- der synchronisiert sind. Hierfür wird ein entsprechendes Syn- chronisationssignal für jeden der EMCW-Radarsensoren, vor- zugsweise über eine Kabelverbindung, bereitgestellt. Die drahtgebundene Übertragung des Synchronisationsignals eignet
sich insbesondere für hochfrequente Radarsysteme, bei denen aufgrund der hohen Frequenz auch geringe Zeitverschiebungen zwischen den einzelnen Sensoren vermieden werden müssen, um eine ausreichende Messgenauigkeit zu erreichen. Unter hoch- frequenten Radarsystemen sollen Radarsysteme verstanden wer- den, die Abstände mit Genauigkeiten von einigen Zentimetern, vorzugsweise im GHz-Bereich, also weniger als 30 Zentimetern, besonders bevorzug von weniger als 3 cm, messen können. Die mindestens zwei Radarsensoren sind in einem bekannten, vor- zugsweise konstanten Abstand d zueinander angeordnet. Bei- spielsweise befinden sich die Radarsensoren an ein und dem- selben Gegenstand, beispielsweise ein Fahrzeug oder ein Inf- rastrukturobjekt. Ist der Abstand d konstant bzw. zumindest bekannt, so kann er für eine Triangulation der mindestens zwei Sensoren mit einem zu detektierenden Zielobjekt genutzt werden.
FMCW-Radarsensoren nutzen ein sogenanntes frequenzmoduliertes Dauerstrichradar (Frequency Modulated Continuous Wave radar), welches ein kontinuierliches Sendesignal abstrahlt. Ein sol- ches FMCW-Radar kann seine Arbeitsfrequenz während einer Mes- sung ändern, d.h. das Sendesignal wird frequenzmoduliert, beispielsweise, indem eine Frequenzrampe erzeugt wird, also ein Signal mit linear bis zu einem Maximalwert ansteigender Frequenz. Durch diese Änderungen in der Frequenz werden Lauf- zeitmessungen ermöglicht. Mit einem FMCW-Sensor lassen sich Entfernungen genau messen. Überdies kann die Entfernung und die Radialgeschwindigkeit gleichzeitig gemessen werden.
Teil des erfindungsgemäßen Systems zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts ist auch ein aktiver RFID- Transponder, welcher an einem zu identifizierenden und zu lo- kalisierenden Objekt angeordnet ist. Der aktive RFID-Trans- ponder ist dazu eingerichtet, ein moduliertes bistatisches oder monostatisches Rückstreusignal zu erzeugen. Dabei wird von dem aktiven RFID-Transponder ein von einem der mindestens zwei Radarsensoren mit einer Rampenwiederholfrequenz ausge- sendetes Rampensignal mit einem Amplitudenmodulationssignal,
dessen vorbekannte Modulationsfrequenz kleiner als die halbe Rampenwiederholfrequenz ist, moduliert. Als Rampenwiederhol- frequenz soll in diesem Zusammenhang die Frequenz verstanden werden, mit der die Frequenzrampen des Radarsensors wieder- holt werden. Es sei darauf hingewiesen, dass mit dem erfin- dungsgemäßen System neben einer bistatischen Messung auch ei- ne monostatische Messung erfolgt, um eine kinematische Größe zu ermitteln. Eine bistatische Messung ist eine Messung, bei der ein erster Radarsensor ein Radarsensorsignal emittiert, das Radarsensorsignal von einem Objekt reflektiert wird und dann von einem zweiten Radarsensor erfasst wird. Ein monosta- tisches Sensorsignal dagegen ist ein Radarsensorsignal, wel- ches von ein- und demselben Radarsensor emittiert und erfasst wird. Als kinematische Größen sollen in diesem Zusammenhang insbesondere Position, Abstand, Geschwindigkeit, vektorielle Geschwindigkeit usw. verstanden werden.
Das erfindungsgemäße System zur Identifizierung und Lokali- sierung eines Objekts umfasst eine Auswertungseinheit, welche dazu eingerichtet ist, auf Basis des modulierten bistatischen Rückstreusignals durch zwei Fouriertransformationen des modu- lierten Rückstreusignals, nämlich eine erste Fouriertransfor- mation nach der Frequenz und eine zweite Fouriertransformati- on nach der Amplitude eine Zuordnung zwischen einer Beatfre- quenz und der vorbekannten Modulationsfrequenz des aktiven RFID-Transponders durchzuführen. Die beiden Fouriertransfor- mationen werden nacheinander ausgeführt. Die zweite Fourier- transformation wird dabei über das Amplitudenspektrum des Er- gebnisses der ersten Fouriertransformation ausgeführt. Vor- teilhaft wird sowohl eine kinematische Größe, wie zum Bei- spiel eine Position, ein Abstand oder eine Geschwindigkeit eines Objekts sowie die Identifikationsinformation des Ob- jekts mit einer Messung sozusagen gleichzeitig bzw. simultan oder kombiniert ermittelt. Das beschriebene System lässt sich als voll-kohärentes Messsystem ausbilden. Besonders vorteil- haft lässt sich das beschriebene System auch als quasi- kohärent messendes Systems ausbilden, wenn ein Objekt mit be- kannter Position als Referenz mit einem aktiven RFID-
Transponder ausgestattet wird. Eine vollständige Synchronisa- tion der mindestens zwei EMCW-Radarsensoren ist in diesem Fall nicht nötig. Die quasi-kohärente Auslegung ist daher insbesondere bei großen Abständen d zwischen den Sensoren vorteilhaft, bei denen eine ausreichend exakte Kohärenz nur schwer herstellbar ist. Die Modulation des RFID-Transponders mit einer Frequenz, welche kleiner als die halbe Rampenwie- derholfrequenz des kooperativen Radarsystems ist, erfüllt das Nyquist-Shannon-Theorem und erlaubt ein Abtasten des Trans- pondersignals über mehrere Frequenzrampen hinweg. Infolge des charakteristischen Verhaltens des Amplitudenspektrums bei der Modulationsfrequenz des RFID-Transponders lässt sich ein Ma- ximum des Beatspektrums einem bestimmten Transponder eindeu- tig zuordnen. Damit kann auch eine Mehrzahl von RFID-Trans- pondern identifiziert voneinander unterschieden und zur Posi- tionsbestimmung bzw. zur Ermittlung kinematischer Größen her- angezogen werden. Weiterhin ermöglicht das erfindungsgemäße System die Messung der vektoriellen Geschwindigkeit und Bewe- gungsrichtung sowie Identifizierung eines Objekts mit nur ei- nem einzigen Messzyklus bzw. mit einem einzigen kooperativen RadarsensorSystem.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts wird eine Serie von sich wieder- holenden Rampensignalen durch ein bistatisches FMCW-Radar- sensorsystem mit mindestens zwei FMCW-Radarsensoren, welches kohärent oder quasi-kohärent betreibbar ausgebildet ist, emittiert. Weiterhin wird ein moduliertes bistatisches Rück- streusignal durch einen aktiven RFID-Transponder, welcher an einem zu identifizierenden und zu lokalisierenden Objekt an- geordnet ist, erzeugt. Dabei wird ein durch einen der mindes- tens zwei Radarsensoren mit einer Rampenwiederholfrequenz ausgesendetes Rampensignal mit einem Amplitudenmodulations- signal, dessen vorbekannte Modulationsfrequenz kleiner als die halbe Rampenwiederholfrequenz ist, moduliert. Schließlich erfolgt eine Zuordnung zwischen einer Beatfrequenz und der vorbekannten Modulationsfrequenz des aktiven RFID-Trans- ponders auf Basis des modulierten bistatischen Rückstreusig-
nals durch zwei Fouriertransformationen, eine erste Fourier- transformation des modulierten Rückstreusignals nach der Fre- quenz und eine zweite Fouriertransformation nach der Amplitu- de. Das erfindungsgemäße Verfahren zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts teilt die Vorteile des erfin- dungsgemäßen Systems zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts.
Zur Ermittlung der kinematischen Größen anhand des Beatspekt- rums durch ein kooperatives oder quasi kooperatives Radar- sensorsystem sei auf DE 102019 206 806 verwiesen, welche mit Bezug darauf in ihrer Gesamtheit in den vorliegenden Anmel- dungstext aufgenommen ist.
Einige Komponenten des erfindungsgemäßen Systems können zum überwiegenden Teil in Form von Softwarekomponenten ausgebil- det sein. Dies betrifft insbesondere Teile des Systems zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts, wie zum Bei- spiel die Auswertungseinheit.
Grundsätzlich können diese Komponenten aber auch zum Teil, insbesondere wenn es um besonders schnelle Berechnungen geht, in Form von softwareunterstützter Hardware, beispielsweise FPGAs oder dergleichen, realisiert sein. Ebenso können die benötigten Schnittstellen, beispielsweise wenn es nur um eine Übernahme von Daten aus anderen Softwarekomponenten geht, als Softwareschnittstellen ausgebildet sein. Sie können aber auch als hardwaremäßig aufgebaute Schnittstellen ausgebildet sein, die durch geeignete Software angesteuert werden.
Eine weitgehend softwaremäßige Realisierung hat den Vorteil, dass auch schon bisher in einem mobilen Objekt oder in Infra- struktur vorhandene Rechnersysteme nach einer eventuellen Er- gänzung durch zusätzliche Hardwareelemente, wie zum Beispiel einen RFID-Transponder und FMCW-Radarsensoren sowie Einheiten zur Synchronisation und Triggerung von Sensorsignalen, auf einfache Weise durch ein Software-Update nachgerüstet werden können, um auf die erfindungsgemäße Weise zu arbeiten. Inso-
fern wird die Aufgabe auch durch ein entsprechendes Computer- programmprodukt mit einem Computerprogramm gelöst, welches direkt in eine Speichereinrichtung eines solchen Rechnersys- tems ladbar ist, mit Programmabschnitten, um die durch Soft- ware realisierbaren Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens auszuführen, wenn das Computerprogramm in dem Rechnersystem ausgeführt wird.
Ein solches Computerprogrammprodukt kann neben dem Computer- programm gegebenenfalls zusätzliche Bestandteile, wie z.B. eine Dokumentation und/oder zusätzliche Komponenten, auch Hardware-Komponenten, wie z.B. Hardware-Schlüssel (Dongles etc.) zur Nutzung der Software, umfassen.
Zum Transport zur Speichereinrichtung des Rechnersystems und/oder zur Speicherung an dem Rechnersystem kann ein compu- terlesbares Medium, beispielsweise ein Memorystick, eine Festplatte oder ein sonstiger transportabler oder fest einge- bauter Datenträger dienen, auf welchem die von einer Rech- nereinheit einlesbaren und ausführbaren Programmabschnitte des Computerprogramms gespeichert sind. Die Rechnereinheit kann z.B. hierzu einen oder mehrere zusammenarbeitende Mikro- prozessoren oder dergleichen aufweisen.
Die abhängigen Ansprüche sowie die nachfolgende Beschreibung enthalten jeweils besonders vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung. Dabei können insbesondere die Ansprüche einer Anspruchskategorie auch analog zu den ab- hängigen Ansprüchen einer anderen Anspruchskategorie und de- ren Beschreibungsteilen weitergebildet sein. Zudem können im Rahmen der Erfindung auch die verschiedenen Merkmale unter- schiedlicher Ausführungsbeispiele und Ansprüche auch zu neuen Ausführungsbeispielen kombiniert werden.
In einer Variante des erfindungsgemäßen Beatfrequenz-Mess- verfahrens werden die mindestens zwei Radarsensoren durch ei- nen gemeinsamen Takt vollkohärent betrieben. Als vollkohären- ter Betrieb soll in diesem Zusammenhang verstanden werden,
dass die mindestens zwei Radarsensoren durch ein Taktsignal synchronisiert werden. Im vollkohärenten Betrieb kommt es nicht zu Frequenzverschiebungen im bistatischen Bereich des ermittelten Beatspektrums, so dass eine Korrektur des gemes- senen Beatspektrums mit Hilfe eines Referenzziels nicht not- wendig ist. Eine solche Lösung ist insbesondere bei an mobi- len Einheiten angeordneten Sensoren vorteilhaft, da sich dort die Sensoren mitbewegen und Abstände zu Referenzobjekten mög- licherweise nicht immer exakt bekannt sind.
Alternativ können die mindestens zwei Sensoren durch zusätz- liche monostatische und bistatische Messung eines Referenz- ziels, dessen Position bekannt ist, quasi-kohärent betrieben werden. Im quasi-kohärenten Betrieb erfolgt keine gemeinsame Taktung der mindestens zwei Sensoren. Verschiebungen im Beatspektrum werden durch Messung einer Entfernung eines Re- ferenzobjekts kompensiert. Diese Vorgehensweise ist bei einer stationären Anordnung von Sensoren, beispielsweise an Einhei- ten der Verkehrs- oder Straßeninfrastruktur vorteilhaft. Denn dort sind Abstände zu möglichen Referenzobjekten bekannt. Ei- ne gemeinsame Taktung der Sensoren kann hier eingespart wer- den.
Im Detail erfolgt bei einer quasi-kohärenten Messung eine Ka- librierung zum Ermitteln eines korrigierten Beatspektrums. Hierzu wird eine Frequenz des Referenzziels im bistatischen Bereich auf Basis des ermittelten Rohdaten-Beatspektrums er- mittelt. Auf Basis der durch die Messung ermittelten Frequenz des Referenzziels im bistatischen Bereich und einer vorbe- kannten Sollfrequenz des bistatischen Reflexionssignals des Referenzziels wird ein Wert fdiff einer Frequenzverschiebung des Beatspektrums im bistatischen Bereich ermittelt. Die Sollfrequenz kann auf Basis eines vorbekannten Abstands zu dem Referenzziel ermittelt werden bzw. bekannt sein. Schließlich wird das Rohdaten-Beatspektrum um den ermittelten Wert fdiff der Frequenzverschiebung verschoben.
Eine Frequenz des Referenzziels im bistatischen Bereich ent- spricht vorzugsweise einem Maximum des Beatspektrums. Vor- teilhaft kann eine Frequenz eines Referenzziels anhand der Intensität eines Spektralwerts erkannt werden.
Bei dem Referenzziel handelt es sich erfindungsgemäß um ein aktives Referenzziel, vorzugsweise einen aktiven RFID- Transponder, welcher mit Hilfe eines aktiven Sensors, ange- strahlt wird und die von dem Sensor emittierten Wellen modu- liert und anschließend in Richtung der Radarsensoren ab- strahlt.
Ein solches aktives Referenzziel umfasst eine Sende- /Empfangsantenne, mit der von einem aktiven Sensor emittierte Wellen empfangen werden, optional verstärkt und moduliert werden und wieder ausgesendet werden. Mit einem solchen Refe- renzziel kann eine zuverlässige Erkennung und Identifizierung des Referenzziels erreicht werden, da es durch eine spezifi- sche Modulation charakterisierbar ist.
In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts ist die Aus- wertungseinheit dazu eingerichtet, auf Basis der Beatfrequenz einen Abstand des aktiven Referenzziels, vorzugsweise ein ak- tiver RFID-Transponder, zu dem bistatischen Radarsensorsystem zu ermitteln und das aktive Referenzziel auf Basis der vorbe- kannten Modulationsfrequenz zu identifizieren. Vorteilhaft wird eine simultane Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts ermöglicht, wobei für die Gewinnung beider Informati- onen ein- und dieselbe Sensorik eingesetzt werden kann. Dadurch wird der Aufbau des Gesamtsystems vereinfacht.
In einer vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Systems zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts umfasst das System, für den Fall eines quasi-kohärenten bistatischen Radarsensorsystems, ein Referenzziel mit vorbekannter Positi- on und einem aktiven RFID-Transponder mit vorbekannter Modu- lationsfrequenz. Die Auswertungseinheit ist in dieser Varian-
te dazu eingerichtet, auf Basis der zwei Fouriertransformati- onen und der vorbekannten Modulationsfrequenz des Referenz- ziels dem Referenzziel eine Beatfrequenz zuzuordnen. Zudem umfasst das erfindungsgemäße System zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts noch eine Kalibrierungseinheit, welche dazu eingerichtet ist, auf Basis einer monostatischen Messung mit einem der mindestens zwei Radarsensoren und auf Basis der ermittelten Beatfrequenz des Referenzziels eine Ka- librierung zum Ermitteln eines korrigierten Beatspektrums durchzuführen. Vorteilhaft kann eine mangelnde Kohärenz des Systems durch die Kalibration korrigiert werden.
Bevorzugt ist die Kalibrierungseinheit dazu eingerichtet, ei- ne Frequenz des Referenzziels im bistatischen Bereich auf Ba- sis des ermittelten Beatspektrums zu ermitteln, einen Wert einer Frequenzverschiebung des Beatspektrums im bistatischen Bereich, auf Basis der durch die Messung ermittelten Frequenz des Referenzziels im bistatischen Bereich und einer vorbe- kannten Sollfrequenz des bistatischen Reflexionssignals des Referenzziels zu ermitteln und das Beatspektrum um den ermit- telten Wert der Frequenzverschiebung zu verschieben. Vorteil- haft kann die mangelnde Kohärenz der bistatischen Messung durch die bistatische Messung eines Referenzobjekts korri- giert werden.
In einer speziellen Ausführungsform umfasst das erfindungsge- mäße System zur Identifizierung und Lokalisierung eines Ob- jekts eine Positionsermittlungseinheit, welche dazu einge- richtet ist, eine Position eines aktiven RFID-Transponders auf Basis der zugeordneten Beatfrequenz zu ermitteln. Hierzu wird eine erste Laufzeit des monostatischen Reflexionssignals auf Basis der Frequenz des Zielobjekts im monostatischen Be- reich des ermittelten Beatspektrums ermittelt. Weiterhin wird eine zweite Laufzeit des bistatischen Reflexionssignals auf Basis der Frequenz des Zielobjekts im bistatischen Bereich des ermittelten Beatspektrums ermittelt. Auf Basis der ermit- telten Laufzeiten werden Abstände der Sensoren zu dem Zielob- jekt ermittelt. Schließlich wird eine Position des Zielob-
jekts durch Triangulation auf Basis der ermittelten Abstände ermittelt.
Das erfindungsgemäße System kann auch eine Geschwindigkeits- ermittlungseinheit aufweisen, welche dazu eingerichtet ist, eine erste Dopplerfrequenz des monostatischen Reflexionssig- nals des Zielobjekts im monostatischen Bereich des ermittel- ten Beatspektrums zu ermitteln, eine zweite Dopplerfrequenz des bistatischen Reflexionssignals des Zielobjekts im bista- tischen Bereich des ermittelten Beatspektrums zu ermitteln, eine erste Geschwindigkeitskomponente des Zielobjekts auf Ba- sis der ersten Dopplerfrequenz zu ermitteln, eine zweite Ge- schwindigkeitskomponente des Zielobjekts auf Basis der zwei- ten Dopplerfrequenz und der ersten Geschwindigkeitskomponente zu ermitteln und eine vektorielle Geschwindigkeit des Zielob- jekts auf Basis der ermittelten ersten Geschwindigkeitskompo- nente und der ermittelten zweiten Geschwindigkeitskomponente zu ermitteln. Vorteilhaft können die von dem erfindungsgemä- ßen System erfassten Messwerte auch für die Ermittlung einer vektoriellen Geschwindigkeit eines detektierten Objekts ge- nutzt werden. Auf diese Weise kann eine Bewegung eines Ob- jekts in zwei oder drei Dimensionen abgeschätzt werden.
Besonders bevorzugt umfasst das erfindungsgemäße System zur Identifizierung und Lokalisierung eines Objekts eine Mehrzahl von RFID-Transpondern, welche jeweils eine unterschiedliche Modulationsfrequenz aufweisen und jeweils an einem unter- schiedlichen Objekt angeordnet sind. Vorteilhaft lassen sich eine Mehrzahl von Objekten voneinander unterscheiden und identifizieren .
Das erfindungsgemäße System kann auch eine Mehrzahl von RFID- Transpondern, welche an ein und demselben Objekt so angeord- net sind, dass die Länge und/oder Breite und/oder Höhe des Objekts mit Hilfe der Transponder geschätzt werden kann. Zusätzlich kann mit mehreren solchen Transpondern an einem Objekt und mit Hilfe der Geschwindigkeitsinformation der Transponder die Eigenrotation eines Objekts ermittelt werden.
Ermittlungen der Abmessungen oder Rotation können bei Produk- tionsprozessen für eine automatisierte Bearbeitung genutzt werden.
Die Erfindung wird im Folgenden unter Hinweis auf die beige- fügten Figuren anhand von Ausführungsbeispielen noch einmal näher erläutert. Es zeigen:
FIG 1 eine schematische Darstellung eines vollkohärenten ko- operativen Radarsystems gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
FIG 2 eine schematische Darstellung eines quasikohärenten kooperativen Radarsystems gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
FIG 3 eine schematische Darstellung eines Beatspektrums eines quasikohärenten kooperativen Radarsystems gemäß einem Ausfüh- rungsbeispiel der Erfindung,
FIG 4 eine schematische Darstellung eines aktiven RFID- Transponders gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
FIG 5 ein Schaubild, welches den Verlauf der von dem Radar- sensor erzeugten Sensorsignale sowie des Modulationssignals veranschaulicht,
FIG 6 eine schematische Darstellung der ersten Fouriertrans- formation,
FIG 7 ein Schaubild einer Mehrzahl von überlagerten und ver- schobenen Beatspektren eines quasikohärenten kooperativen Ra- darsystems gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
FIG 8 eine schematische Darstellung der zweiten Fouriertrans- formation,
FIG 9 eine schematische Darstellung der Signalamplitude in Abhängigkeit von der Trägerfrequenz und der Modulationsfre- quenz,
FIG 10 eine Darstellung eines korrigierten Beatspektrums der überlagerten Beatspektren,
FIG 11 ein Schaubild, welches ein erstes Beatspektrum einzeln darstellt,
FIG 12 ein Schaubild, welches ein zweites Beatspektrum veran- schaulicht,
FIG 13 ein Schaubild, welches das 24. Beatspektrum veran- schaulicht,
FIG 14 ein Schaubild, welches einen zeitlichen Amplitudenver- lauf einer Trägerfrequenz in Abhängigkeit von aufeinanderfol- genden Rampensignalen veranschaulicht,
FIG 15 ein Schaubild, welches ein Amplitudenspektrum in Ab- hängigkeit von der Modulationsfrequenz zeigt,
FIG 16 ein Schaubild, welches das in FIG 15 gezeigte Amplitu- denspektrum zeigt, welches um den DC-Wert korrigiert ist,
FIG 17 ein Schaubild, welches den Verlauf des vom Mittelwert befreiten Empfangssignals für den Bin 27 veranschaulicht,
FIG 18 ein Schaubild, welches die Fouriertransformierte „in Amplitudenrichtung" für das Bin 27 zeigt,
FIG 19 ein Schaubild, welches die Fouriertransformierte in Amplitudenrichtung für das Frequenz-Bin 49 zeigt,
FIG 20 ein Schaubild, welches vergleichend die beiden, mit der Empfangsleistung des Bins gewichteten, Fouriertransfor-
mierten in Amplitudenrichtung für das Frequenz-Bin 27 und 49 veranschaulicht,
FIG 21 ein Flussdiagramm, welches ein kombiniertes Identifi- zierungs- und Positionsermittlungsverfahren gemäß einem Aus- führungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht.
In FIG 1 ist eine schematische Darstellung eines kooperativen vollständig kohärenten Radarsystems 10 veranschaulicht. Das Radarsystem 10 umfasst einen ersten Radarsensor R1 und einen in einem Abstand d zu dem ersten Radarsensor R1 positionier- ten zweiten Radarsensor R2. Die beiden Sensoren R1, R2, wel- che in unterschiedlichen Raumrichtungen messen, sind zu einem kooperativen Radarsystem kombiniert. Die Radarsensoren R1, R2 sind als konventionelle eigenständige FMCW-Radarsensoren aus- gebildet und messen jeweils eine monostatische Antwort eines Ziels Z, d.h. ein monostatisches Reflexionssignal RM, welches zur Ermittlung der Abstände d11,d22 zwischen den Radarsenso- ren R1, R2 und dem Zielobjekt Z sowie der Geschwindigkeit des Ziels Z genutzt werden kann. Weiterhin weist das Ziel einen RFID-Transponder 40 auf, welcher einem Signal der Radarsenso- ren ein Modulationssignal mit der Frequenz fmod welche klei- ner als die halbe Rampenwiederholfrequenz der Radarsensoren R1, R2 ist, aufmoduliert. Zusätzlich zu der monostatischen Antwort kann von den beiden Radarsensoren R1, R2 auch ein bistatisches Reflexionssignal RB gemessen werden. Das bista- tische Reflexionssignal RB enthält Informationen zum Abstand in radialer Richtung von dem Sensor R2 zum Ziel Z und in Richtung von dem Radarsensor R1 zu dem Ziel Z sowie Informa- tionen zur Geschwindigkeit des Zielobjekts Z.
In dem in FIG 1 gezeigten ersten Ausführungsbeispiel sind die beiden Sensoren R1, R2 durch einen Taktsignalgeber Tkt syn- chronisiert, d.h. die beiden Radarsensoren R1, R2 werden durch einen gemeinsamen Takt vollkohärent betrieben. Ein sol- cher vollkohärenter Betrieb kann zum Beispiel in einem auto- nomen Fahrzeug von Vorteil sein.
Die Übertragung des Taktsignals von dem Taktsignalgeber an die Radarsensoren R1, R2 kann zum Beispiel über eine elektri- sche Kabelverbindung zwischen den beiden Radarsensoren und dem Taktsignalgeber Tkt realisiert werden.
Mit Hilfe der monostatischen Antwort kann aus der bistati- schen Antwort der jeweilige Abstand d11, d22 aus der Raumrich- tung von beiden Sensoren R1, R2 zum Ziel Z und die Geschwin- digkeit ermittelt werden. Dadurch, dass beide Sensoren R1, R2 an räumlich verteilten Punkten aufgestellt sind, ist in einem solchen kooperativen Radarsystem eine Lokalisierung und eine vektorielle Geschwindigkeitsmessung von Objekten Z möglich. Weiterhin ist noch eine Distanz di2, die das bistatische Sig- nal von dem Sensor R2 über das Ziel Z bis zum Sensor R1 zu- rücklegt, eingezeichnet. Für den Erhalt dieser Informationen werden nur die Messdaten von nur einem der beiden Sensoren R1, R2 benötigt.
Beide Sensoren R1, R2 starten eine Messung durch ein gemein- sames Triggersignal von der Triggereinheit TR, welche mit den beiden Sensoren R1, R2 entweder über ein Kabel oder per Funk verbunden ist. Das gemeinsame Triggersignal stellt sicher, dass die bistatische Antwort innerhalb der durch die Sensor- hardware und Software vorgegebenen Grenzen, d.h. insbesondere Grenzen für die Beatfrequenzbandbreite, die Rampenkonfigura- tion und den AD-Wandler gemessen werden kann.
Um die monostatische Antwort und die bistatische Antwort an dem ersten Sensor R1 zu unterscheiden, wird ein Frequenzoff- set zwischen den beiden Radarsensoren R1, R2 realisiert, d.h. die FMCW-Signale des ersten und des zweiten Radarsensors R1, R2 starten bei jeweils unterschiedlichen Frequenzen f0,1, f0,2· Die Bandbreite B und die Dauer T des FMCW-Signals ist bei beiden Sensoren R1, R2 gleich. Dadurch wird die bistatische Antwort um den Frequenzoffset foff = f0,1 - f0,2 zu einem vorde- finierten Bereich im Basisband verschoben und kann von der monostatischen Antwort getrennt werden.
Das Beatsignal SIF, 1 des ersten Radarsensors RI hängt wie folgt mit den Laufzeiten τ11, τ12 des monostatischen Reflexi- onssignals und des bistatischen Reflexionssignals zusammen:
Das Signal SFF,1 umfasst einen monostatischen Anteil SIF,1, mono und einen bistatischen Anteil SIF, 1,bi der auf die Interaktion zwischen dem zweiten Sensor R2, dem Zielobjekt Z und dem ers- ten Sensor RI zurückzuführen ist. Die Terme ver-
halten sich proportional zum Abstand des Ziels Z. Die Zeiten τ11 und τ12 bezeichnen die Laufzeiten des monostatischen und des bistatischen Signals SIF,1, mono , SIF, 1,bi · Die beiden Phasen- werte φ0, 1 , φ0,2 sind die Phasen der beiden SensorSignale, de- ren Differenz aufgrund der gemeinsamen Taktung bekannt ist.
Teil der in FIG 1 gezeigten Beatspektrum-Messeinrichtung 10 ist auch eine Auswertungseinheit 100a mit einer Spektrum- Ermittlungseinheit 101 zum Ermitteln eines Rohdaten-Beat- spektrums RBS auf Basis der erfassten Messdaten SIF, 1. Das Rohdaten-BeatSpektrum RBS weist einen niederfrequenten mono- statischen Bereich MB, welcher dem monostatischen Reflexions- signal RM zugeordnet ist, und einen höherfrequenten bistati- schen Bereich BB auf, welcher dem bistatischen ReflexIonsSig- nal RB zugeordnet ist, auf.
Auf Basis des RohdatenbeatSpektrums RBS wird schließlich von einer Beatfrequenz-Ermittlungseinheit 105 eine monostatische Beatfrequenz MZF und eine bistatische Beatfrequenz BZF des Zielobjekts Z ermittelt.
Auf Basis dieser Beatfrequenzen sowie der bekannten Bandbrei- te B des Signals und der Signaldauer T lassen sich die Lauf- zeiten τ11, τ12 des monostatischen Reflexionssignals und des bistatischen Reflexionssignals ermitteln.
Aus der Laufzeit τ11 des monostatischen Signals SIF,1, mono lässt sich anhand folgender Gleichung der Abstand d11 zwischen dem ersten Sensor R1 und dem Zielobjekt Z berechnen:
Dabei ist c die Lichtgeschwindigkeit bzw. die Ausbreitungsge- schwindigkeit der Radarwellen.
Aus der Laufzeit τ12 des bistatischen Signals SIF,1,bi sowie dem ermittelten Wert d11 des Abstands zwischen dem ersten Sensor R1 und dem Zielobjekt Z lässt sich über folgende Gleichung der Abstand d22 zwischen dem zweiten Sensor R2 und dem Ziel- objekt Z berechnen:
Aus einer einfachen trigonometrischen Berechnung auf Basis der nun bekannten Dreiecksseiten d, d11, d22 lässt sich dann die Position P des Zielobjekts Z relativ zu dem Radarsystem 10 ermitteln.
Die Geschwindigkeit v = v11 + v22, wobei v, v11, v22 jeweils vektorielle Größen sind und v11 in Richtung von d11 und v22 in Richtung von d22 zeigt, ergibt sich aus den Dopplerfrequenzen des monostatischen und des bistatischen Sensorsignals SIF,1, mono, SIF, 1,bi·
Die Dopplerfrequenz ergibt sich aus der Differenz der Fre- quenz eines emittierten Signals und der Frequenz des reflek- tierten Signals. Die Dopplerfrequenz kann außerdem mit Hilfe mehrerer, im zeitlichen Abstand T, aufeinanderfolgender Sig- nale berechnet werden. Die Dopplerfrequenz ergibt sich hier- bei aus dem Phasenunterschied zwischen den einzelnen Signalen bei der jeweiligen Beatfrequenz des Zielobjektes.
Die Dopplerfrequenz kann auf verschiedenen Wegen berechnet werden. Bei statischen Zielen ist die Phase des Beatsignals bei zeitlich aufeinanderfolgenden Signalen konstant. Bei be- wegten Objekten ändert sich die Phase des Beatsignals bei zeitlich aufeinanderfolgenden Signalen proportional zur Ände- rung des Abstandes und somit proportional zur Geschwindig- keit.
Diese Änderung der Phase über der Zeit ergibt die Dopplerfre- quenz. Diese Methode wird auch als „Range-Doppler Algorith- mus" oder „Range Doppler Processing" bezeichnet.
Die Dopplerfrequenz fd,mono des monostatischen Signalanteils ergibt sich wie folgt:
Ist die Laufzeit in des monostatischen Signals bekannt, so lässt sich aus der Dopplerfrequenz fd,mono die Geschwindigkeit v11, d.h. die Geschwindigkeitskomponente des Zielobjekts Z in Richtung der Strecke zwischen dem ersten Sensor R1 und dem Zielobjekt Z ermitteln.
Die Dopplerfrequenz fd,bi des bistatischen Sensorsignals ergibt sich wie folgt:
Aus der bistatischen Dopplerfrequenz fd,bi sowie der ermittel- ten Geschwindigkeitskomponente v11 lässt sich dann auch die zweite Geschwindigkeitskomponente v22 in Richtung der Strecke zwischen dem zweiten Sensor R2 und dem Zielobjekt Z ermit- teln. Aus den beiden Geschwindigkeitskomponenten v11, v22 lässt sich zudem die vektorielle Gesamtgeschwindigkeit v des Zielobjekts Z berechnen zu: v = vX1 + v22 · (6)
Die in FIG 1 gezeigte Auswertungseinheit 100a ist zusätzlich dazu eingerichtet, auf Basis des von dem Ziel Z modulierten bistatischen Rückstreusignals durch eine erste Fouriertrans- formation des modulierten Rückstreusignals nach der Frequenz f und eine zweite Fouriertransformation nach der Amplitude A eine Zuordnung zwischen einer Beatfrequenz eines bistatischen Signals SIF, 1,bi und der vorbekannten Modulationsfrequenz fmod des aktiven RFID-Transponders 40 des Ziels Z durchzuführen. Durch Ermittlung der für das Ziel Z bzw. den an dem Ziel Z anhaftenden RFID-Transponder charakteristischen Modulations- frequenz fmod kann die Identität des Ziels Z ermittelt werden.
In FIG 2 ist eine schematische Darstellung eines quasi- kohärenten kooperativen Radarsystems 20 gezeigt. Das Radar- system 20 umfasst ebenso wie das in FIG 1 dargestellte Radar- system 10 einen ersten Radarsensor R1 und einen in einem Ab- stand d zu dem ersten Radarsensor R1 positionierten zweiten Radarsensor R2. Bei dem in FIG 2 dargestellten Radarsystem 20 handelt es sich anders als bei dem in FIG 1 gezeigten Radar- system 10 nicht um ein vollkohärentes System, sondern um ein quasi-kohärentes System. Der Unterschied zu dem in FIG 1 ge- zeigten Ausführungsbeispiel besteht darin, dass das in FIG 2 gezeigte System 20 keinen Taktgeber Tkt für die beiden Senso- ren R1, R2 aufweist. Infolgedessen weisen die Sensorsignale unterschiedlicher Sensoren keine feste Phasenbeziehung auf. Stattdessen werden die beiden Radarsensoren R1, R2 unter Ver- wendung eines bekannten Referenzziels RO und durch entspre- chende Signalverarbeitung quasi-kohärent betrieben. Bei einem solchen Betrieb mit einem Referenzziel Z wird die bistatische Antwort mit Hilfe des bekannten und des gemessenen Abstandes drefii zum Referenzziel korrigiert. Alternativ kann auch ein Abstand dref22 von dem Referenzobjekt RO zu dem zweiten Sensor R2 zur Korrektur genutzt werden.
Die beiden Sensoren R1, R2, welche in unterschiedlichen Raum- richtungen messen, sind zu einem kooperativen Radarsystem kombiniert. Die Radarsensoren R1, R2 sind als konventionelle eigenständige FMCW-Radarsensoren ausgebildet und messen je-
weils eine monostatische Antwort des Ziels Z und des Refe- renzziels RO, d.h. ein monostatisches Reflexionssignal RM, welches zur Ermittlung des Abstands d11, dref sowie der Ge- schwindigkeit des Ziels Z bzw. Referenzziels RO in radialer Raumrichtung von dem Sensor R1 zum Ziel Z bzw. Referenzziel RO genutzt werden kann. Zusätzlich zu der monostatischen Ant- wort wird wie bei dem in FIG 1 gezeigten Ausführungsbeispiel von den beiden Radarsensoren R1, R2 auch ein bistatisches Re- flexionssignal RB gemessen.
Das bistatische Reflexionssignal enthält Informationen zum Abstand d22 und zur Geschwindigkeit in radialer Richtung von dem Sensor R2 zum Ziel Z und zum Abstand d11 in Richtung von dem Radarsensor R1 zu dem Ziel Z. Entsprechendes gilt auch für das Referenzziel RO.
Wie bei dem in FIG 1 gezeigten Ausführungsbeispiel starten beide Sensoren R1, R2 eine Messung durch ein gemeinsames Triggersignal von der Triggereinheit TR, welche mit den bei- den Sensoren R1, R2 entweder über ein Kabel oder per Funk verbunden ist. Das gemeinsame Triggersignal stellt sicher, dass die bistatische Antwort innerhalb der durch die Sensor- hardware und Software vorgegebenen Grenzen, d.h. insbesondere Grenzen für die Beatfrequenzbandbreite, die Rampenkonfigura- tion und ADC (Analog Digital Controller) gemessen werden kann.
Um die monostatische Antwort und die bistatische Antwort an einem Sensor R1 zu unterscheiden, wird ein Frequenzoffset zwischen den beiden Radarsensoren R1, R2 realisiert, d.h. die FMCW-Signale der Radarsensoren starten bei jeweils unter- schiedlichen Frequenzen. Die Bandbreite und die Dauer des FMCW-Signals ist bei beiden Sensoren R1, R2 gleich. Dadurch wird die bistatische Antwort um den Frequenzoffset foff zu ei- nem vordefinierten Bereich im Basisband verschoben und kann von der monostatischen Antwort getrennt werden.
Nach dem Ermitteln eines Beatspektrums erfolgt nun anders als bei dem in FIG 1 gezeigten Ausführungsbeispiel eine Korrektur des bistatischen Anteils des Beatspektrums. Dieser Vorgang ist im Zusammenhang mit FIG 3 ausführlich erläutert.
Das korrigierte Beatspektrum wird dann analog zu der in FIG 1 geschilderten Vorgehensweise dazu genutzt, eine Position P und eine Geschwindigkeit v des Zielobjekts Z zu ermitteln.
Wie im Zusammenhang mit FIG 1 erläutert, können mit Hilfe der monostatischen Antwort aus der bistatischen Antwort der Ab- stand und die Geschwindigkeit in Richtung von dem Sensor R2 zu dem Zielobjekt Z ermittelt werden. Werden beide Sensoren R1, R2 an räumlich verteilten Punkten aufgestellt, dann ist in einem solchen kooperativen Radarsystem eine Lokalisierung und eine vektorielle Geschwindigkeitsmessung von Objekten Z möglich. Für den Erhalt dieser Informationen werden die Mess- daten von nur einem der beiden Sensoren R1, R2 benötigt.
Der quasi-kohärente Betrieb kann auch mit Hilfe eines GPS- gesteuerten Systems oder einer Funkverbindung zwischen den einzelnen Sensoren realisiert werden.
GPS oder Funkverbindungen zwischen den Sensoren können die Triggereinheit TR ersetzen. Beide Varianten können für den kohärenten und den quasi-kohärenten Betrieb für die Trigge- rung genutzt werden.
Bei GPS-Signalen wird ein sehr stabiles „Pulse Per Second"- Signal (GPS 1 PPS) gesendet (Frequenz 1 Hz). Dieses Signal kann beim Betrieb im Freien an den Sensoren des Systems emp- fangen werden und im Anschluss daraus kann lokal ein Trigger- signal generiert werden. Dieser Vorgang kann jeweils mit Hil- fe einer eigenen Phasenregelschleife realisiert werden, wel- che als Referenzsignal das 1PPS Signal verwendet.
Eine Funkverbindung zwischen den Sensoren setzt einen Master- Slave Betrieb zwischen den Sensoren voraus. Der Master Sensor
kann dabei ein Triggersignal an den Slave Sensor senden. Dies kann sowohl innerhalb des für die Abstandsmessung benutzten Radarfrequenzbandes geschehen als auch mit zusätzlicher Hard- ware in anderen Frequenzbändern. Außerdem können mit Hilfe einer vorher definierten Signalform, welche vom Master zum Slave Sensor gesendet wird, Frequenz- und Phasenoffsets kom- pensiert werden, ähnlich zu einem Pilottonverfahren.
Ein Beispiel für eine Synchronisierung mittels einer direkten Funkverbindung zwischen zwei Radarsensoren ist im Paper "Pre- cise Distance Measurement with Cooperative FMCW Radar Units" von A. Stelzer, M. Jahn und S. Scheiblhofer, 1-4244-1463- 6/08/$25.00 2008 IEEE, S. 771 bis 774 gegeben. Hier wird al- lerdings nur der Abstand zwischen den Sensoren gemessen.
Teil der in FIG 2 gezeigten Beatspektrum-Messeinrichtung 20 ist auch eine Auswertungseinheit 100 mit einer Spektrum- Ermittlungseinheit 101 zum Ermitteln eines Rohdaten-Beat- spektrums RBS auf Basis der erfassten Messdaten SIF, 1· Das Rohdaten-Beatspektrum RBS weist einen niederfrequenten mono- statischen Bereich MB, welcher dem monostatischen Reflexions- signal RM zugeordnet ist, und einen höherfrequenten bistati- schen Bereich BB auf, welcher dem bistatischen Reflexionssig- nal RB zugeordnet ist. Das Rohdaten-Beatspektrum RBS wird an eine Referenzfrequenz-Ermittlungseinheit 102 übermittelt, die dazu eingerichtet ist, eine Frequenz bzw. Beatfrequenz RF des Referenzziels RO im bistatischen Bereich BB auf Basis des er- mittelten Rohdaten-Beatspektrums RBS zu ermitteln. Die Fre- quenz RFB des Referenzziels RO wird an eine Verschiebungsfre- quenz-Ermittlungseinheit 103 übermittelt, die dazu eingerich- tet ist, einen Wert fdiff einer Frequenzverschiebung des Beatspektrums im bistatischen Bereich, auf Basis der durch die Messung ermittelten Frequenz RFB des Referenzziels im bistatischen Bereich und einer vorbekannten Sollfrequenz SFB des bistatischen Reflexionssignals des Referenzziels RO zu ermitteln.
Der Wert fdiff der Frequenzverschiebung und das Rohdaten- Beatspektrum RBS werden an eine Verschiebungseinheit 104 übermittelt. Die Verschiebungseinheit dient dazu, den bista- tischen Teil des Rohdaten-Beatspektrums RBS um den ermittel- ten Wert der Frequenzverschiebung fdiff zu verschieben. Bei diesem Vorgang wird ein korrigiertes Beatspektrum BSk ermit- telt, welches als Grundlage für eine Positionsberechnung und eine Geschwindigkeitsberechnung dienen kann.
Auf Basis des korrigierten Beatspektrums BSk wird schließlich von einer Beatfrequenz-Ermittlungseinheit 105 eine monostati- sche Beatfrequenz MZF und eine bistatische Beatfrequenz BZF des Zielobjekts Z ermittelt.
Die in FIG 2 gezeigte Auswertungseinheit 100 ist zusätzlich dazu eingerichtet, auf Basis des von dem Ziel Z modulierten bistatischen Rückstreusignals durch eine erste Fouriertrans- formation des modulierten Rückstreusignals nach der Frequenz f und eine zweite Fouriertransformation nach der Amplitude A eine Zuordnung zwischen einer Beatfrequenz eines bistatischen Signals SIF, 1,bi und der vorbekannten Modulationsfrequenz fmod des aktiven RFID-Transponders des Ziels Z durchzuführen.
Durch Ermittlung der für das Ziel Z bzw. den an dem Ziel Z anhaftenden RFID-Transponder 40 charakteristischen Modulati- onsfrequenz fmod kann die Identität des Ziels Z ermittelt wer- den.
In FIG 3 ist ein Schaubild 30 veranschaulicht, welches ein sogenanntes Beatspektrum BS einer Messung mit der in FIG 2 gezeigten Anordnung 20 veranschaulicht. Das in FIG 3 gezeigte Beatspektrum wurde also im quasi-kohärenten Betrieb aufgenom- men. Es zeigt die Magnitude M in Dezibel über die Frequenz f in Hertz aufgetragen.
Bei der Messung fand keine volle Synchronisation der beiden Radarsensoren R1, R2 durch ein Taktsignal Tkt statt. Statt- dessen wurde ein monostatisches Reflexionssignal MR und ein bistatisches Reflexionssignal BR sowohl von dem Zielobjekt Z
als auch einem Referenzziel RO gemessen. In dem Beatspektrum sind der monostatische Bereich MB und der bistatische Bereich BB voneinander durch eine vertikale schwarze Linie L ge- trennt, die ungefähr bei einer Frequenz von 250 kHz liegt. Im monostatischen Bereich sind Maxima RF, ZF, die dem Referenz- ziel RO und dem Zielobjekt Z entsprechen, eingezeichnet. Die Frequenz ZF, die dem Zielobjekt entspricht, liegt ungefähr bei 50 kHz und die Frequenz RF, die dem Referenzziel RO ent- spricht, liegt ungefähr bei 100 kHz.
Auch im bistatischen Bereich BB des Beatspektrums BS sind Ma- xima RFB, ZFB, die dem Referenzziel und dem Zielobjekt ent- sprechen, erkennbar. Die Frequenz ZFB, die dem Zielobjekt Z entspricht, liegt ungefähr bei 530 kHz und die Frequenz RFB, die dem Referenzziel RO entspricht, liegt ungefähr bei 570 kHz. Die volle durchgezogene Linie kennzeichnet die Rohdaten RD des Radarsensors R1, d.h. die Daten, welche noch nicht mit Hilfe des Referenzzieles RO korrigiert wurden. Durch eine Korrektur des Beatspektrums BS im bistatischen Bereich BB werden die beiden Zielobjekte im Beatspektrum nach rechts verschoben. Dieser Vorgang wird aufgrund der bekannten Posi- tion des Referenzziels ZO und einer dessen Entfernung zuge- ordneten, ebenfalls bekannten Beatfrequenz, hier bei etwa 660 kHz, möglich. Das verschobene Spektrum CD ist durch eine ge- strichelte Linie gekennzeichnet. Mit Hilfe der korrigierten Spektraldaten CD lässt sich der Abstand d22 zwischen dem zweiten Radarsensor R2 und dem Ziel ZO ermitteln. Unter Kenntnis der Abstände d11, d22 zwischen den Radarsensoren R1,
R2 und dem Ziel lässt sich nun das unbekannte Ziel durch Tri- angulation lokalisieren, d.h. dessen Position bestimmen. Wei- terhin kann durch eine Bestimmung der Dopplerfrequenz auch die vektorielle Geschwindigkeit des Zielobjekts Z ermittelt werden. Für die Ermittlung beider Größen werden monostatische und bistatische Antworten ausgewertet. Diese liefern Ab- standswerte bzw. Geschwindigkeitswerte in zwei Raumrichtun- gen.
In FIG 4 ist ein aktiver RFID-Transponder 40 eines Systems gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschau- licht. Ein solcher aktiver RFID-Transponder 40 kann sowohl an einem Referenzobjekt mit bekannter Position als auch an einer Vielzahl von einem autonomen System, beispielsweise einem Fahrzeug oder einem Roboter, zu detektierenden und zu identi- fizierenden Objekten angeordnet sein. Der RFID-Transponder 40 umfasst eine Antenne 41, mit der ein Radarsignal von einem der Radarsensoren des kooperativen Radarsystems empfangen wird. Teil des RFID-Transponders 40 ist auch ein erster Ver- stärker 42, mit dem das eingehende Radarsignal verstärkt wird. Von dem ersten Verstärker 42 wird das Radarsignal an einen Modulator 43 übermittelt, der an dem Radarsignal eine Amplitudenmodulation mit einer Sinusschwingung mit einer Mo- dulationsfrequenz von fmod vornimmt. Dabei ist die Modulati- onsfrequenz (es wird keine Frequenzmodulation, sondern eine Amplitudenmodulation vorgenommen, die Modulationsfrequenz ist hier die Frequenz der Variation der Amplitude) kleiner als die Hälfte der sogenannten Rampenwiederholfrequenz fR. Bei der Rampenwiederholfrequenz fR handelt es sich um die Fre- quenz, mit der die Frequenzrampe des FMCW-Radarsensors des kooperativen Radarsystems wiederholt wird. Mithin ist die Rampenwiederholfrequenz mindestens doppelt so hoch wie die Modulationsfrequenz fmod· Das amplitudenmodulierte Signal wird dann von einem zweiten Verstärker 44 verstärkt und über eine Sendeantenne 45 von dem RFID-Transponder 40 emittiert.
In FIG 5 ist ein Schaubild 50 gezeigt, welches die Frequenz- rampen f des Radarsensors mit den Amplitudenwerten A des Mo- dulationssignals vergleicht. Wie zu erkennen ist, ist die Frequenz des Modulationssignals doppelt so hoch wie die Ram- penwiederholfrequenz fR. Mithin wird das Nyquist-Shannon- Theorem erfüllt. Pro Messung werden mehrere Rampen zeitlich hintereinander von jedem Radarsensor ausgesendet. D.h., die Frequenz des von einem Radarsensor ausgesendeten Radarsignals wird zeitlich linear erhöht, bis nach einer Periode TR eine Maximalfrequenz erreicht ist. Anschließend erfolgt eine Emis- sion des Radarsignals mit der Minimalfrequenz, wobei nachfol-
gend die Frequenz des Radarsignals wieder zeitlich linear er- höht wird usw.. Sämtliche Rampen werden von dem RFID- Transponder 40 (siehe FIG 4) amplitudenmoduliert und das mo- dulierte Signal wird zu dem jeweiligen Sensor des kooperati- ven Systems (siehe FIG 1, 2) zurückgesendet. In der Auswer- tungseinheit des kooperativen Radarsystems werden die modu- lierten Radarsignale auf eine vom Abstand des Transponders 40 abhängige Beatfrequenz Af heruntergemischt. Anders ausge- drückt erfolgt eine Mischung des Radarsignals mit der Fre- quenz fi des empfangenden Radarsensors, wobei das Diffe- renzergebnis das Signal mit der vom Abstand des Transponders abhängigen Beatfrequenz des RFID-Transponders ergibt. Auf- grund der Amplitudenmodulation ergibt sich nun bei einer Fou- riertransformation des modulierten Radarsignals für jede Ram- pe eine andere Amplitude bei der erfassten Beatfrequenz.
In FIG 6 sind Abtastwerte für eine Mehrzahl von N Rampen R zur Berechnung eines Amplitudenspektrums mit Hilfe einer ers- ten Fouriertransformation FFT1 als leere Quadrate gezeigt.
Ein solches Amplitudenspektrum ist in FIG 7 für eine Vielzahl von Rampen bzw. Signale veranschaulicht. Für die erste Fou- riertransformation FFT1 wird über die Zeit t in zeitlich kon- stanten Abständen das empfangene modulierte Radarsignal abge- tastet. Zur besseren Veranschaulichung ist in FIG 6 eine „Richtung" der Abtastung für die erste Fouriertransformation FFT1 durch einen Pfeil der die Abtastrichtung von links nach rechts anzeigt, verdeutlicht. Dabei ist zu beachten, dass die einzelnen Rampen zugeordneten Signale in FIG 6 zwar unterei- nander durch Zeilen symbolisiert sind, aber in Wirklichkeit zeitlich nacheinander erfasst werden. Die Abtastung erfolgt also zeilenweise von links nach rechts und in der Zeilenfolge von oben nach unten.
In FIG 7 ist das durch die erste Fouriertransformation FFT1 erzeugte Amplitudenspektrum für insgesamt 24 Signale darge- stellt. Die Ordinate zeigt sogenannte Frequenz-Bins n von dem Wert n = 1 bis 100. Den einzelnen Frequenz-Bins ist jeweils ein Frequenzintervall zugeordnet. FIG 7 zeigt nur den bista-
tischen Anteil des Amplitudenspektrums, also den Anteil, der durch kooperativen Einsatz von zwei Radarsensoren erzeugt wurde. Wie in FIG 7 zu erkennen ist, zeigt das Amplituden- spektrum noch kein eindeutiges Maximum für alle Signale, da die Signale nur quasi-kohärent erzeugt und erfasst wurden.
Die Frequenz des n-ten Bins ist: fn = fsample/NAbtast*n . (7)
Dabei ist fsample die maximale Abtastfrequenz und NAbtast die An- zahl der Abtastungen für die Fouriertransformation. Der Wert n gibt die Nummer des n-ten Bins an. Die Frequenz fn ist die jeweilige rechte Randfrequenz des n-ten Bins.
In FIG 8 ist eine zweite Fouriertransformation FFT2 entlang der einzelnen Amplitudenwerte A über alle Rampen für eine Frequenz veranschaulicht. Eine Frequenz bzw. ein Frequenzin- tervall entspricht einem Bin n. Die Richtung der Abtastung zur Erzeugung der Fouriertransformierten ist in FIG 8 als vertikaler Pfeil von oben nach unten gerichtet veranschau- licht. D.h., die Abtastung erfolgt in Amplitudenrichtung.
Die zweite Fouriertransformation FFT2 dient der Auffindung der Beatfrequenz des RFID-Transponders. Dabei variiert die Amplitude für jede Rampe und dieselbe Beatfrequenz bzw. das- selbe Bin n. Wird nun die zweite Fouriertransformierte für jedes Bin n in Amplitudenrichtung gebildet so ergibt das in FIG 9 veranschaulichte Schaubild.
FIG 9 zeigt ein Schaubild der zweiten Fouriertransformierten. Die zweite Fouriertransformierten zeigt ein Spektrum in Ab- hängigkeit von der Beatfrequenz bzw. den entsprechenden Bins n sowie der Modulationsfrequenz fmod· Helle Bereiche im Schau- bild stellen Maxima der Amplitude A dar. Ist die Modulations- frequenz mit 600 Hz bekannt, wie es beispielsweise bei einem Referenzziel RO der Fall ist, so kann aus dem Schaubild das Maximum für das Bin 27 herausgelesen werden. Auf dies Weise kann die bistatische Beatfrequenz (entspricht Bin 27) des Re- ferenzziels bestimmt werden. Ist nun die bistatische Beatfre-
quenz des Referenzziels RO bekannt, so kann eine Verschiebung der einzelnen Maxima in dem Schaubild von FIG 7 zu dem Bin 27 durchgeführt werden. Auf dies Weise wird ein korrigiertes Beatspektrum erhalten, wie es in FIG 10 gezeigt ist.
In FIG 10 ist nun das korrigierte Beatspektrum gezeigt. In dem korrigierten Beatspektrum sind die Maxima der einzelnen Signale jeweils bei derselben Frequenz angeordnet. Während das linke Maximum das Referenzziel repräsentiert, tritt im rechten Teil des Beatspektrums ein zweites Maximum auf, wel- ches einem Objekt zuzuordnen ist, dessen Beatfrequenz bei dem Bin 72 liegt. Auf Basis der Beatfrequenz kann nun die Positi- on sowie auch die Geschwindigkeit des detektierten Objekts ermittelt werden. Werden also anstatt einem Transponder meh- rere Transponder an verschiedenen Objekten im Sichtfeld des kooperativen Radarsystems verteilt, so können diese mit Hilfe der im Zusammenhang mit FIG 4 bis FIG 9 beschriebenen Vorge- hensweise identifiziert und gleichzeitig hinsichtlich ihre Position und Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung spezifi- ziert werden.
In den FIG 11 bis FIG 20 ist das Verfahren zur Identifizie- rung und Lokalisierung eines Objekts, das im Zusammenhang mit FIG 6 bis 10 veranschaulicht wurde, noch einmal im Detail ge- zeigt.
In FIG 7 und in FIG 10 sind 24 modulierte Empfangssignale übereinander gezeichnet. Den jeweiligen Empfangssignalen ist jeweils eine unterschiedliche Frequenzrampe zugeordnet, mit der ein Sensorsignal, welches anschließend von einem Trans- ponder moduliert wurde, erzeugt wurde. In FIG 11 dagegen ist das Empfangssignal nur der ersten Rampe veranschaulicht. Der Frequenz-Bin 27 weist einen lokalen Maximalwert mit einer Amplitude von -33,04 dB auf.
In FIG 12 ist das zweite Empfangssignal, welches durch das zweite Rampensignal erzeugt wurde, veranschaulicht. Hier weist das Empfangssignal bei dem Frequenz-Bin 27 eine
Amplitude von -32,65 dB auf. Die Ermittlung der Amplituden bei dem Frequenz-Bin 27 kann genauso für alle 24 Rampen wie- derholt werden. Die Amplitude ist proportional zur Signal- leistung. Die Amplitudenwerte geben die Magnitude in dB (De- zibel) an.
In FIG 13 ist das 24-te Empfangssignal, welches durch das 24- te Rampensignal erzeugt wurde, veranschaulicht. Hier weist das Empfangssignal bei dem Frequenz-Bin 27 eine Amplitude von -32,84 dB auf.
Werden alle 24 Amplituden bei dem Frequenz-Bin 27 in einem Schaubild in Abhängigkeit von der Rampenzahl ZR dargestellt, so ergibt sich die in FIG 14 gezeigte Darstellung.
Dabei ist der erste Wert die Amplitude -33,04 dB des Emp- fangssignals der ersten Rampe, der zweite Wert die Amplitude -32,65 dB des Empfangssignals der zweiten Rampe und der letz- te Wert die Amplitude -32,84 dB der letzten Rampe. In FIG 14 ist bereits ein periodischer Verlauf der Amplitudenwerte er- kennbar, welcher die Modulationsfrequenz des RFID-Transpon- ders des detektierten Objekts abbildet.
Da die Empfangssignale zeitlich direkt aufeinander folgen, kann anstatt der Nummer ZR (Rampennummer) des Empfangssignals auf der x-Achse auch die Empfangszeit aufgetragen werden. In diesem Beispiel beträgt die Empfangszeit pro Signal 414 μs.
Wird über den zeitlichen Verlauf des Amplitudensignals eine Fouriertransformierte berechnet, so ergibt sich das Amplitu- denspektrum, welches in FIG 15 gezeigt ist. In FIG 15 ist für eine Frequenz f von 0 Herz der DC-Anteil des Empfangssignals gezeigt. Es ergibt sich eine starke Amplitude für 0 Hz, weil das Empfangssignal mit einem Offset von etwa -33,27 belegt ist, was einem Durchschnittswert der 24 Maxima entspricht. In FIG 15 ist bereits ein kleineres Nebenmaximum bei einer Modu- lationsfrequenz f von 600 Hz zu erkennen.
Entfernt man den Amplitudenwert für den DC-Anteil, so ergibt sich das in FIG 16 veranschaulichte Spektrum. Hier ist ein- deutig zu sehen, dass der größte Frequenzanteil mit Ausnahme des DC-Anteils des Empfangssignals bei etwa 600 Hz liegt. Dieser Wert entspricht der Modulationsfrequenz des RFID- Transponders des detektierten Referenzobjekts. Der in FIG 16 gezeigte Kurvenverlauf wird auch sichtbar, wenn man von dem Empfangssignal den Mittelwert entfernt.
Der Verlauf des vom Mittelwert befreiten Empfangssignals für den Bin 27 ist in FIG 17 gezeigt.
In FIG 18 ist wiederum die Fouriertransformierte „in Amplitu- denrichtung" gezeigt. Hier ist der DC-Anteil des Signales 0, weil das Signal vom Mittelwert befreit wurde. Dadurch kann der größte Frequenzanteil direkt mit einer Maximumssuche be- stimmt werden. Da das Maximum genau bei der Modulationsfre- quenz des RFID-Transponders des Referenzobjekts liegt, wird das Ziel des Frequenz-Bins 27 als der RFID-Transponder des Referenzobjekts identifiziert.
Diese Vorgehensweise muss für jeden Frequenz-Bin wiederholt werden, weil sich der RFID-Transponder aufgrund der mangeln- den Kohärenz des Radarsystems bei einem unbekannten Frequenz- Bin befindet. Der Bin 27 wurde hier nur als Beispiel gewählt, weil aus einer vorherigen Auswertung bereits bekannt war, dass sich der RFID-Transponder des Referenzobjekts dort be- findet.
Zufällig ergibt es sich im Spektrum der FIG 7, dass das Fre- quenz-Bin 49 ebenfalls den größten Frequenzanteil des Ampli- tudensignals bei einer Frequenz von ca. 600 Hz aufweist. Zu sehen ist das in FIG 19.
Um eindeutig feststellen zu können, welcher Frequenz-Bin zum zu identifizierenden RFID-Transponder gehört, kann die durch- schnittliche Amplitude der jeweiligen Frequenz-Bins hinzuge-
zogen werden. Der Frequenz-Bin 27 weist eine durchschnittli- che Amplitude von -33,27 dB auf. Da sich der Frequenz-Bin 49 im Rauschen befindet (siehe FIG 7), hat dieser nur eine durchschnittliche Amplitude von -53,83 dB. Somit kann ausge- schlossen werden, dass es sich bei dem Bin 49 um einen RFID- Transponder handelt.
Werden die Fouriertransformierten mit der jeweiligen durch- schnittlichen Amplitude des Bins gewichtet, so ergibt sich das in FIG 20 gezeigte Bild. Dabei entspricht die gestrichel- te Linie dem Amplitudenverlauf für den Bi 49 und die durchge- zogene Linie dem Amplitudenverlauf für den Bin 27.
Die Gewichtung des Amplitudenverlaufs mit der durchschnittli- chen Amplitude des Bins muss nicht zwingenderweise erfolgen, wenn vorher durch ein geeignetes Verfahrens alle Rausch-Bins aus der Fouriertransformation der Amplituden (FFT2) ausge- schlossen wurden. Dies kann zum Beispiel mit Hilfe eines Zieldetektionsalgorithmus erreicht werden. Nach der Zielde- tektion werden nur noch diejenigen Frequenz-Bins auf eine Mo- dulationsfrequenz untersucht, welche als Ziel identifiziert wurden. Allerdings ist eine Zieldetektion oftmals rechen- und zeitaufwändiger als eine Gewichtung mit anschließendem Amplitudenvergleich .
Werden die gewichteten Fouriertransformierten der Empfangs- signale von allen Frequenz-Bins in die Spalten einer Matrix geschrieben, so ergibt sich das in FIG 9 gezeigt Bild. Dort sind hellere Bereiche Maxima der Amplituden zugeordnet.
In FIG 21 ist ein Flussdiagramm 2100 gezeigt, welches ein kombiniertes Identifizierungs- und Positionsermittlungsver- fahren gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung veran- schaulicht .
Bei dem Schritt 21.1 wird zunächst von einem Radarsensor ei- nes kooperativen Radarsystems ein Radarsignal erzeugt. Dieses Radarsignal wird bei dem Schritt 21.11 von einem RFID-Trans-
ponder, der an einem zu detektierenden und zu identifizieren- den Objekt angeordnet ist, amplitudenmoduliert. Nach einer Verstärkung des modulierten Signals wird das modulierte Sig- nal an das kooperative Radarsystem zurückgesendet. Bei dem Schritt 21.III erfolgt die Erfassung und Mischung des modu- lierten Signals durch einen Radarsensor des kooperativen Ra- darsystems. Bei dem Mischungsschritt erfolgt eine Mischung des modulierten Signals mit dem Rampensignal des Radar- sensors. Auf diese Weise wird ein Differenzsignal zwischen der Frequenz des modulierten Signals und der Frequenz des empfangenden Radarsensors erzeugt, welches nun auch als Beat- signal bezeichnet wird. Bei dem Schritt 21.IV erfolgt eine Abtastung des Beatsignals. Bei dem Schritt 21.V werden die abgetasteten Daten, welche unterschiedlichen Rampen zugeord- net sind, voneinander getrennt. Dann erfolgt bei dem Schritt 21.VI die erste Fouriertransformation der abgetasteten Sig- naldaten zur Erzeugung eines Amplitudenspektrums. Bei dem Schritt 21.VII wird weiterhin die zweite Fouriertransformati- on des Amplitudenspektrums durchgeführt. Anschließend erfolgt bei dem Schritt 21.VIII die Ermittlung der den einzelnen Ob- jekten zugeordneten Frequenzen. Dabei wird bei einer quasi- kohärenten Radarsensordetektion zunächst im Spektrum die Beatfrequenz des RFID-Transponders des Referenzobjekts sowie die dem RFID-Transponder zugeordnete Modulationsfrequenz er- mittelt. Zudem werden auch andere Objekte anhand deren Modu- lationsfrequenz identifiziert und anhand des ihnen zugordne- ten Beatsignals lokalisiert.
Bei dem Schritt 21.IX wird, um Rauscheffekte auszuschließen, dass mit der FIG 20 veranschaulicht Verfahren zur Amplituden- detektion durchgeführt, wobei „Scheinobjekte" ausgeschlossen werden können.
Anschließend können weitere Prozessschritte zur Ermittlung kinematischer Größen, wie zum Beispiel die Position, die Ge- schwindigkeit bzw. die vektorielle Geschwindigkeit eines identifizierten Objekts erfolgen. Hierzu kann im Detail zum Beispiel eine Bestimmung der monostatischen und bistatischen
Abstände der Objekte, eine Triangulation und daraus eine Po- sitionsbestimmung der Objekte durchgeführt werden. Zur Ge- schwindigkeitsbestimmung kann eine Bestimmung der Dopplerfre- quenzen und der Geschwindigkeiten der detektierten Objekte erfolgen. Weiterhin kann zur Bestimmung der vektoriellen Ge- schwindigkeit auch eine Bestimmung der Bewegungsrichtung der Objekte erfolgen.
Es wird abschließend noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei den vorbeschriebenen Verfahren und Vorrichtungen le- diglich um bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung han- delt und dass die Erfindung vom Fachmann variiert werden kann, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen, soweit er durch die Ansprüche vorgegeben ist. Es wird der Vollständig- keit halber auch darauf hingewiesen, dass die Verwendung der unbestimmten Artikel „ein" bzw. „eine" nicht ausschließt, dass die betreffenden Merkmale auch mehrfach vorhanden sein können. Ebenso schließt der Begriff „Einheit" nicht aus, dass diese aus mehreren Komponenten besteht, die gegebenenfalls auch räumlich verteilt sein können.