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Verfahren zur Herstellung eines gegen Magen- und Darmgeschwüre wirksamen,
aber unschädlichen Succus-Liquiritiae-Präparates
Bekanntlich entfalten Extrakte des
Süß holzes (Succus Liquiritiae) auf Magen- und Darmgeschwüre eine heilende und lindernde
Wirkung, jedoch steht einer breiteren Anwendung dieser Extrakte deren Giftigkeit
bzw. Nebenwirkung im Wege. Weiterhin steht auch die Frage noch vollkommen offen,
welchen Inhaltsstoffen von Succus Liquiritiae nun die eigentliche Heilwirkung zukommt
und welche für die Nebenwirkungen verantwortlich gemacht werden sollen. Die diesbezüglichen
Angaben in der medizinischen Literatur sind außerordentlich widerspruchsvoll. Dies
mag zu einem großen Teil daran liegen, daß pharmakologische und klinische Prüfungen
kaum und selten mit den reinen Inhaltsstoffen von Succus Liquiritiae durchgeführt
worden sind. Außerdem spielen sowohl für die Heilwirkung als auch für die Nebenwirkung
die Art und Methode der Extraktionen des Süßholzes eine Rolle, so daß die Wirkung
der Extrakte, Succus Liquiritiae, je nach der Herkunft der Handelserzeugnisse auch
sehr verschieden sein kann.
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Die Erfindung beruht auf der überraschenden Beobachtung, daß eine
Behandlung der wäßrigen
Lösungen von Succus Liquiritiae mit Bolus
alba und Gelatine die bekannten Nebenwirkungen des Succus Liquiritiae, wie Bildung
von Ödemen usw.. praktisch zum Verschwinden bringt. Hierbei soll allerdings die
Chemie der Wirkstoffe mit Heilwirkung und derjenigen, welche die Nebenwirkungen
verursachen, nicht zur Diskussion gestellt-werden, sondern nur die Tatsache, daß
im Tierversuch diejenigen Extrakte, welche mit Bolus alba und Gelatine behandelt
wurden, eine viel geringere Giftigkeit besitzen als solche, die nicht mit Bolus
alba behandelt worden sind. Der adsorbierende Effekt von Bolus alba ist in vitro
dadurch kenntlich und nachweisbar, daß nach Behandlung der wäßrigen Lösung von Succus
Liquiritiae oder der wäßrige Extrakt des Süßholzes mit Bolus alba, darauffolgende
Entfernung von Bolus al;ba durch Filtration oder Abdekantion und Ansäuerung der
Filtrate mit Mineralsäure, die sauer reagienenden Bestandteilt aus den Filtraten
schön fest, rasch und nahezu pulverförmig gefällt werden, während ohneBehandlung
mit Bolus alba die Ausfäl,lung harzig ist, sehr oft schwer ansetzbar und schwer
abtrennbar. Das ist ein experimenteller Beweis, daß Bolus alba zumindest viele harzige
Bestandteile adsorbiert. Wird nun aus so behandelten Lösungen die Glycyrrhizinsäure
gefällt und diese reine Säure isoliert, so zeigt es sich, daß die Reinigungsoperationen
für Glycyrrhizinsäure viel einfacher sind, vor allem ist kenntlich, daß in solchen
Fällen das Kali salz der Glycyrrhizinsäure aus Eisessig in schönen, großen Kristallen
kristallisiert, während ohne Behandlung mit Bolus alba das Kalisalz in winzigen,
fast amorphen Knstallen, die mit Harzen durchsetzt sind, kristallisiert.
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Die durch Bolus alba adsorbierten Bestandteile lassen sich weder
mit sauren noch basischen Medien, wie Mineralsäuren und Alkalien, herauslösen, sondern
nur mit organischen Lösungsmitteln, wie heißem Alkohol, Gemischen von Alkoholen
mit Diätwläther oder Benzol. Das ist ein Beweis dafür, daß die durch Bolus alba
adsorbierten Bestandteile weder in dem sauer reagierenden Magen noch im alkalisch
reagierenden Darm in Freiheit gelangen können.
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Der Zusatz der Gelatine unterstützt einerseits die adsorptive Bindung
der harzigen Bestandteile an Bolus alba, andererseits wirkt Gelatine sozusagen als
lenkbarer Lösungsvermittler für die gelösten und nicht adsorbierten Bestandteile
von Succus Liquiritiae, indem die Gelatine je nach den physiologischen Bedingungen
ihre ziusammen,haltenden Bestandteile von Succus Liquiritiae frei gibt.
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In vitro kann dieser Effekt durch die Zeitdauer von mit Bolus alba
und Gelatine präparierten Succus Liquiritiae bis zur vollständigen Auflösung verfolgt
werden; z. B. erfolgt die Auflösung eines solchen Präparates in Wasser langsamer
als bei einem gewöhnlichen nicht präparierten Succus-Liquiritiae-Extrakt, weiterhin
bei einem pH-Wert von 3 langsamer als bei pn 5 bis 8.
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Da nun die durch Bolus alba adsorbierten Bestandteile von Succus
Liquiritiae weder durch Wasser noch durch Säuren noch durch Alkalien eluiert werden,
sondern nur mittels heißer organischer Lösungsmittel, so ist es nicht nötig, Bolus
alba aus dem behandelten Lösungsmittel für die Herstellung pharmazeutischer Präparate
zu entfernen, sondern die gesamte Masse kann durch Zusatz von Füllstoffen eingedickt
und granuliert werden.
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Darüber hinaus konnte im Tierversuch mit den durch Bolus alba adsorbierten
und durch organische Lösungsmittel extrahierten harzigen Bestandteilen des Succus
Liquiritiae nach Verfütterung an Ratten festgestellt werden, daß die Tiere bei einer
30-bis 5ofach geringeren Dosis verendeten, als dies bei Succus Liquiritiae der Fall
war. Weiterhin zeigte sich, daß nicht mit Bolus alba behandelte Lösungen von Succus
Liquiritiae I5- bis 25mal giftiger im Tierversuch waren als solche, deren Lösung
vorher mit Bolus alba behandelt wurde.
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Wurde an Stelle von Bolus alba Tierkohle als Adsorptionsmittel verwendet,
so wurde einerseits ein viel geringerer Effekt beobachtet (z. B. erfolgte die Absetzung
der sauren Bestandteile nach Ansäuerung der' Lösungen langsamer), andererseits konnte
kein Unterschied in der Toxizität von mit Tierkohle behandelten Lösungen und unbehandelten
beobachtet werden. Durch Verwendung von Magnesiumtrisilikat sowie anderen Adsorptionsmitteln,
wie Bentonit, wurde ebenso keine im gewünschten Sinne verlaufende Adsorption beobachtet.
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Sowohl die rein präparativen Beobachtungen wie die Tierversuche sprechen
dafür, daß nun Bolus alba (nicht aber Kohle oder Magnesiumsilikat bzw.
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Bentonit) Bestandteile von Succus Liquiritiae adsorptiv zu binden
vermag. Diese adsorbierten Bestandteile zeichnen sich durch einen physiologischen
Effekt aus, welcher die Giftigkeit von Succus Liquiritiae bei überdosierung im Tierversuch
erhöht. Dieser entgiftende Effekt von Bolus alba ist überraschend und war nicht
zu erwarten. Die Behandlung der Lösungen von Succus Liquiritiae mit Bolus alba hat
demnach nichts mit einfachen Mischverfahren zu tun.
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Beispiel I g kg Succus Liquiritiae und I kg Gelatine werden in 7,5
bis 8 1 Wasser von 60 bis 80° C gelöst. In diese Lösung werden 6 kg Bolus alba portionsweise
innerhalb von 2 Stunden eingerührt. Man rührt noch 20 bis 60 Minuten. Hierauf wird
die Masse durch Zusatz von Füllstoffen, wie einem Gemisch aus 12 kg Bolus alba,
IO bis I2 kg Maismehl (oder ähnliche Erzeugnisse), 3 bis 4 kg Natriumbicarbonat,
3 kg Magnesiumsulfat, zu einem Granulat verarbeitet.
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Beispiel 2 gkg Succus Liquiritiae, 1 kg Gelatine werden unter 7,5
bis 8 1 Wasser in 60 bis 800 C gelöst. In diese Lösung werden 6 kg Bolus alba eingerührt.
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Nach zweistündigem Rühren können noch weitere Zusätze, wie Fermente
oder synthetische Spasmolytica, eingerührt werden. Die Aufarbeitung erfolgt wie
nach Beispiel I.