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Die
Erfindung betrifft neue wasserlösliche
Komplexe aus Membranproteinen-Vinylpolymeren
mit amphiphilem Charakter, ein Verfahren zur Herstellung dieser
Komplexe und die Anwendung dieser Komplexe in Diagnose- oder Analyseverfahren.
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Die
vollständigen
Membranproteine, eine spezielle Klasse von Proteinen, sind in vivo
in die biologischen Membranen eingefügt, deren Lipid-Doppelschicht
sie durchqueren. Die Oberfläche
dieser Proteine, die natürlich
in Kontakt mit den Membranen kommt (transmembrane Zone), ist besonders
hydrophob.
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Die
Membranproteine stellen wesentliche biologische Funktionen sicher,
insbesondere, was den Austausch von Information oder Molekülen zwischen
verschiedenen Zellkompartimenten und zwischen der Zellen und ihrer
Umgebung betrifft. Als solche weisen sie eine Hauptbedeutung auf
dem medizinischen Gebiet auf. Sie stellen beispielsweise vorrangige
Ziele für
medikamentöse
Moleküle
dar. Sie sind auch an zahlreichen menschlichen Krankheiten beteiligt,
von denen gewisse (zum Beispiel die Plaque-Sklerose oder die Myasthenia
gravis pseudoparalytica) eine Autoimmun-Komponente aufweisen, die
sich in der Anwesenheit von Antikörpern, die gegen Membranproteine
gerichtet sind, im Serum manifestiert. Die Handhabung von Membranproteinen
in wässriger
Lösung
ist sehr häufig
eine Vorbedingung, die für
ihre Reinigung und ihre strukturelle und funktionelle Untersuchung
unabdingbar ist. Sie erfordert es, eine spontane Aggregation der
hydrophoben Domänen
zu vermeiden und um die transmembranen Zonen herum eine wenig polare
Umgebung aufrechtzuerhalten.
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Die
klassischen Präparate
dieser Proteine im wasserlöslichen
Zustand enthalten Mizellen-Konzentrationen von Tensiden. Der Erfolg
des Verfahrens beruht auf der enthalten, mit einer Konzentration
oberhalb ihrer kritischen Mizellen-Konzentration (kMK) zugesetzt
werden. Abgesehen von eventuellen Problemen mit den Kosten, die
durch den Verbrauch von Tensiden entstehen, werden die Experimente
häufig
aufgrund der Tatsache schwierig gemacht, dass die Membranproteine
sehr häufig
zerbrechlich und empfindlich für
ihre Umgebung sind. Beispielsweise können sie in Anwesenheit eines Überschusses
von Mizellen denaturiert werden, während ein Mangel an Tensid
im Allgemeinen zu ihrer Fällung
führt.
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Mehrere
Patente, unter denen man die WO-A-9400557; WO-A-9115505; EP-A-363 106; DE-A-35
27 139; JP-A-61076500;
US 5 223
411 ; JP-A-02270856 und JP-A-01168653 zitieren kann, beschreiben
die Extraktion, Reinigung und Handhabung von Membranproteinen in
wässrigem
Medium. Diese Proteine sind entweder in Mizellen-Systemen dispergiert
oder in Lipid-Doppelschichten eingefügt.
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Schafmeister
et al., Science, 262, S. 734–738,
1993, haben ebenfalls die Bildung von Komplexen zwischen Membranproteinen
und amphiphilen Peptid-Polymeren beschrieben. Die betreffenden amphiphilen
Polymere sind kleine Polypeptide, die als Peptitergentien bezeichnet
werden, starre Strukturen (α-Helices),
deren eine Seite hydrophob und deren andere Seite hydrophil ist.
Die Peptitergentien halten die Löslichkeit
von Bakteriorhodopsin aufrecht. Sie scheitern jedoch im Fall eines
Porins, ohne Zweifel, weil ihre Starrheit ihre Möglichkeit der Anpassung an
verschiedene hydrophobe Oberflächen
beschränkt.
Die Autoren ziehen die Verwendung der Peptitergentien für die Erleichterung
der Kristallisation von Membranproteinen in Betracht.
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Man
kann auch das Gebiet der Assoziationen von synthetischen amphiphilen
Polymeren und globulären
(wasserlöslichen)
Proteinen, die Arbeiten von F. Petit et al., Sci., 273, S. 777–781, 1995, über modifizierte amphiphile
Polyacrylate mit einem Molekulargewicht zwischen 150 000 und 200
000 anführen.
Der Gegenstand dieser Arbeiten richtet sich auf die Untersuchung
von Assoziationen von Proteinen/Polymeren (Bildung von Gelen, insbesondere
Kinetik und Energetik der Komplexbildung) und nicht auf die Aufrechterhaltung
von Membranproteinen in dispersen Lösungen.
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Es
besteht dem gemäß ein zu
lösendes
Problem, was die Handhabung von Membranproteinen in wässrigen
Lösungen,
die frei von Detergentien sind, in Form von löslich gemachten Membranproteinen
betrifft.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist es, dieses Problem allgemein zu lösen und
insbesondere neue Komplexe aus Membranproteinen-Vinylpolymeren mit
amphiphilem Charakter vorzuschlagen, welche die folgenden Vorteile
aufweisen:
- – Herstellung von konzentrierten
Lösungen
von Membranproteinen in nativer Form,
- – Herstellung
von lyophilisierten Präparaten
von Membranproteinen in nativer Form,
- – geringe
Herstellungskosten.
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Die
Komplexe werden in Abwesenheit von amphiphilen Zusätzen in
dem Medium gehandhabt, daher eine Verringerung der Reinigungskosten
(große
Volumina von Lösungen
für die
Chromatographie, die Dialysen ...)
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Der
Ausdruck „Vinyl" umfasst in seiner
allgemeinen Bedeutung die Acryl-Polymere.
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Die
Erfindung betrifft demgemäß einen
wasserlöslichen
Komplex aus Membranprotein-Vinyl-Polymer mit amphiphilem Charakter,
der dadurch gekennzeichnet ist, dass das Vinyl-Polymer der Formel
entspricht,
in der
R
1 eine der folgenden Gruppen
ist:
- – COO– M+; wobei M+ ein Alkalikation
ist,
- – COOR7, wobei R7 ein Zuckerrest,
Polyoxyalkylen, insbesondere Polyoxyethylen, mit 4 bis 10 Alkylenoxid-Einheiten,
ein Rest (CH2)t-NR10R11 ist, wobei
t eine ganze Zahl von 1 bis 5 ist, R10,
R11, identisch oder verschieden, ein Wasserstoffatom,
ein (C1-C4)-Alkylrest
sind,
- – N-Pyrrolidonyl,
- – Phenylsulfonat
- – CONR8R9, wobei R8 und R9, identisch
oder verschieden, ein Wasserstoffatom, ein Zuckerrest, Polyoxyalkylen,
insbesondere Polyoxyethylen, mit 4 bis 10 Alkylenoxid-Einheiten,
ein zwitterionischer Rest sind,
R4,
R5, R6, identisch
oder verschieden, ein Wasserstoffatom oder ein Methylrest sind,
R2 ein Rest COOR12 oder
CONR13R14 ist, - – wobei
R12 ein linearer oder verzweigter Alkyl-
oder Alkenylrest mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen ist,
- – R13, R14, identisch
oder verschieden, eine der Bedeutungen von R12 aufweisen
und darüber
hinaus eines der beiden einem Wasserstoffatom entsprechen kann,
R3 ein Rest COOR15 oder
CONR16R17 ist, - – wobei
R15 ein (C1-C5)-Alkylrest ist,
- – R16, R17 die Bedeutungen
von R15 aufweisen und darüber hinaus
eines der beiden einem Wasserstoffatom entsprechen kann,
x,
y, z den jeweiligen Prozentsätzen
der Einheiten entsprechen, - – wobei x 20 bis 90% beträgt,
- – wobei
y 10 bis 80% beträgt,
- – wobei
z 0 bis 60% beträgt,
wobei
die mittlere Molmasse 500 bis 100 000, vorteilhaft weniger als oder
gleich 50 000, vorzugsweise 1000 bis 50 000 beträgt.
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Die
mittlere Molmasse ist als Gewicht angegeben.
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Die
Polymere, die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendbar sind,
sind demgemäß amphiphile
Polymere, die mindestens eine Fettkette, das heißt einen hydrophoben Teil,
und hydrophile Einheiten, das heißt einen hydrophilen Teil,
umfassen.
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Nachstehend
wird hinweisend und nicht beschränkend
die Bedeutung der verschiedenen Substituenten, die in der Formel
I angezeigt sind, im Detail erläutert:
- – M+ ist ein Lithium-, Natrium- oder Kalium-Alkalikation,
- – R7 ist insbesondere ausgewählt aus:
dem Glucose-,
Fructose- Maltose-, Saccharose-Rest und allgemein Mono- oder Disaccharid-Resten; H(OCH2-CH2)-4,8;
-(CH2)-N-(CH2-CH3)2; - – R8, R9 sind insbesondere
aus dem Glucosamin-, Fructosamin-, Maltosamin, Saccharosamin-Rest
und allgemein den Aminomono- oder Disaccharid-Resten; ausgewählt.
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Unter
den Alkylresten R12 bis R14 werden
insbesondere der n-Hexyl-, n-Heptyl-, n-Octyl-, n-Nonyl, n-Decyl-, n-Undecyl-,
n-Dodecyl-Rest, die (C6-C12)-Reste
aufgeführt,
die einen sekundären
Kohlenstoff oder einen tertiären
Kohlenstoff besitzen.
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Unter
den Alkenylresten R12 bis R14 werden
insbesondere die linearen (C6-C12)-Reste, die oben erwähnt sind
und eine oder zwei Doppelbindungen besitzen, oder die gleichen Reste
aufgeführt,
die einen sekundären
Kohlenstoff oder einen tertiären
Kohlenstoff besitzen.
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Unter
den Alkylresten R15 bis R17 werden
insbesondere Ethyl, Isopropyl, n-Propyl, n-Butyl, Isobutyl, sek-Butyl,
t-Butyl, n-Pentyl, sek-Pentyl, t-Pentyl, Isopentyl angeführt.
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Vorzugsweise
betrifft die Erfindung wasserlösliche
Komplexe aus Membranproteinen-Acryl-Polymeren mit amphiphilem Charakter,
die dadurch gekennzeichnet sind, dass die Acryl-Polymere der Formel:
entsprechen,
wobei M
+, R
4, R
5, R
6, R
13,
R
14, R
16, R
17, x, y, z die gleiche Bedeutung wie in
der Formel I aufweisen.
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Die
Acryl- oder Vinyl-Polymere mit amphiphilem Charakter der Formel
I oder II werden auf bekannte Weise ausgehend von Acryl- oder Vinyl-Polymer-Vorstufen
erhalten, die unter Umständen
im Handel erhältlich sind
oder durch Polymerisation von vinylischen, acrylischen oder methacrylischen
Monomeren oder einer Mischung dieser Monomere synthetisierbar sind.
In diesem letztgenannten Fall erhält man Copolymere, die durch
Ausdehnung in dem Gattungsausdruck „Polymer" eingeschlossen sind. Die Acryl-Polymere
mit amphiphilem Charakter der Formel II sind das Ergebnis einer
Reaktion von Verbindungen R13R14NH
und gegebenenfalls R16R17NH
mit einem Acryl-Polymer, was zu einer zufälligen Verteilung der Amide
entlang der ganzen Kette führt.
Das Polymer wird zuvor oder in einem späteren Schritt in Salzform gebracht.
Ein solches Syntheseverfahren ist beispielsweise in March, J. (1985)
Advanced Organic Chemistry: Reactions, Mechanisms and Structure,
S. 372–374
(Wiley, New York); Wang, T. K., Illiopoulos, I. und Audebert, R.
(1988) Polym. Bull. 20, 577–582,
beschrieben.
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Nachstehend
werden bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung, in Kombination untereinander oder mit gewissen unter
ihnen oder auch nicht, angegeben.
- – Gemäß einer
ersten Ausführungsform
entsprechen R13, R14 einem
Wasserstoffatom oder einem linearen Alkylrest mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen,
wobei R13, R14 nicht
gleichzeitig ein Wasserstoffatom sein können, vorzugsweise R13 oder R14 ein n-Octylrest
ist, wobei der andere Rest R14 oder R13 ein Wasserstoffatom ist.
- – Gemäß einer
zweiten Ausführungsform
entsprechen R16, R17 einem
Alkylrest, der aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus dem Isopropyl-,
Isobutylrest besteht, oder einem Wasserstoffatom, wobei R16, R17 nicht gleichzeitig
einem Wasserstoffatom entsprechen können.
- – Gemäß einer
dritten Ausführungsform
liegt:
- – x
zwischen 30 und 80% einschließlich,
- – y
zwischen 20 und 70% einschließlich,
- – z
zwischen 0 und 50% einschließlich.
- – Gemäß einer
vierten Ausführungsform
ist das Acryl-Polymer mit amphiphilem Charakter aus der Gruppe ausgewählt, die
aus einem Polymer besteht, in dem:
M+ für Na+ oder K+ steht,
R13 n-Octyl ist, R14 für H steht,
x
70 bis 80% beträgt,
y
20 bis 30% beträgt,
z
0% beträgt.
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Die
mittlere Molmasse liegt zwischen 2000 und 50 000.
M+ für
Na+ oder K+ steht,
R13 n-Octyl ist, R14 für H steht,
R16 Isopropyl ist, R17 für H steht,
x
30 bis 40% beträgt,
y
20 bis 30% beträgt,
z
30 bis 50% beträgt.
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Die
mittlere Molmasse liegt zwischen 2000 und 50 000.
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Der
Komplex umfasst darüber
hinaus Lipide, wie diejenigen, die aus der Migration des Membranproteins
während
seiner Abtrennung von Detergens-Molekülen abstammen.
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Der
Komplex kann alle interessierenden Membranproteine umfassen, wie
diejenigen, die in der Einleitung der Beschreibung definiert worden
sind.
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Die
Erfindung ist deshalb nicht auf eine spezielle Kategorie von Membranproteinen
beschränkt.
Es werden jedoch insbesondere die immunogenen Membranproteine, die
Membranproteine von Zellen, die das Ziel von Medikamenten sind,
angeführt.
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Unter
den Membranproteinen werden insbesondere die Proteine, die in der
Tabelle 4 von Popot und Vitry (Annu. Rev. Biophys. Biophys. Chem.
1990, 19: 369–403)
Seiten 375–378,
erwähnt
sind, und ihre eukaryotischen und prokaryotischen Homologe angeführt.
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Die
Allgemeinheit des Mechanismus der Aufrechterhaltung in wässriger
Lösung
durch die Polymere wird durch die große Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung
und der Struktur der bis heute am häufigsten untersuchten Proteine
veranschaulicht: Bakteriorhodopsin ist ein einzigartiges Polypeptid
mit einem MG von etwa 27 000, das mit einem Retinal-Molekül assoziiert
ist. Das photosynthetische Reaktionszentrum (MG etwa 100 000) und
das Cytochrom b6f (MG etwa 110 000) stammen
von der nicht-kovalenten Assoziation mehrerer Polypeptide und anderer
Moleküle,
wie Häme,
Chlorophylle, Karotinoide ... ab. Darüber hinaus ist b6f
in nativer Form ein Dimer (MG etwa 220 000). Die transmembranen
Zonen dieser drei Proteine sind aus Bündeln von α-Helices aufgebaut, während das
Porin OmpF (ein Trimer mit einem MG von etwa 110 000) eine Struktur
mit einem β-Fass
ist. Was die Bildung von Komplexen mit den Polymeren betrifft, hat
man keinerlei qualitativen Unterschied zwischen diesen Proteinen
entdeckt. Eine mäßige Anpassung
der Konzentrationen der Partner hat sich natürlich als notwendig erwiesen,
um die nützliche
Polymermenge zur Aufrechterhaltung jedes Proteins in Lösung zu
optimieren.
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Die
Zugabe eines amphiphilen Polymers mit mäßiger Molmasse (MG < 50 000 g/mol) selbst
mit geringen Konzentrationen zu einer Dispersion von Membranproteinen
in Mizellen-Medium führt
zur Bildung eines Komplexes. Ein Reinigungsschritt ermöglicht es,
diesen Komplex zu isolieren, der das Protein in nativer Form, dessen
eventuelle gebundene Cofaktoren oder Lipide und mehrere amphiphile
Makromoleküle
umfasst. Das Verhalten der Makromoleküle, die mit den hydrophoben
Oberflächen
der Proteine assoziiert sind, weist die allgemeinen Merkmale der
Adsorption von Polymer auf Kolloiden auf. Insbesondere dissoziieren
die gebundenen Polymere nicht aus dem Komplex, solange die Lösung nicht
konkurrierende Moleküle,
wie Tenside, enthält. Das
Protein ist dann in Abwesenheit von freien Tensiden in dem Medium
wie ein wasserlösliches
Protein handhabbar.
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Die
Menge an Acryl-Polymer mit amphiphilem Charakter pro Membranprotein
hängt natürlich von
der Größe der Polymere
und der Proteine ab. Gewisse Proteine sind Dimere, Trimere oder
Tetramere und können deshalb
mehr oder weniger große
Mengen an Polymer aufnehmen.
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Unter
Berücksichtigung
dieser Einzelheiten umfassen die Komplexe gemäß der Erfindung im Allgemeinen
1 bis 100 Moleküle
Polymer/Protein, vorteilhaft weniger als 10, wobei es sich versteht,
dass die Zahl der Moleküle
eine Funktion der Polymermasse und der Größe des Proteins ist.
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Die
Erfindung betrifft auch den Komplex aus Acryl-Polymer mit amphiphilem
Charakter/Membranprotein in lyophilisierter Form.
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Sie
betrifft auch eine hoch konzentrierte wässrige Lösung des Komplexes gemäß der Erfindung,
vorteilhaft mehr als 5 g/l, vorzugsweise zwischen 10 und 500 g/l.
Die Membranproteine in ihren lyophilisierten oder hoch konzentrierten
Formen sind im nativen Zustand und können demgemäß leicht gehandhabt und in
verschiedenen Anwendungen verwendet werden.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung der Komplexe
gemäß der Erfindung,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass man eine Lösung von Membranproteinen in
Detergens-Medium in Mizellen-Form mit einem oder mehreren Vinyl-Polymeren
mit amphiphilem Charakter, wie vorstehend beschrieben, in Kontakt
bringt und die Konzentration des Detergens auf eine Konzentration
unterhalb der kritischen Mizellenkonzentration erniedrigt und den
Komplex isoliert.
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Die
Erniedrigung der Konzentration des Detergens kann auf bekannte Weise
durchgeführt
werden: zum Beispiel Verdünnung,
Adsorption der Detergentien, Dialyse, Abtrennung auf Molekularsieb
oder auf einem Gradienten.
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Die
Bildung von Mizellen aus Detergenzien/Membranproteinen wird auf
bekannte Weise bewerkstelligt.
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Die
Komplexe aus Proteinen und Polymeren können von den Tensiden, die
in den Mutterlaugen der Proteine und des im Überschuss zugeführten Polymers
anwesend sind, durch verschiedene Verfahren abgetrennt werden. Die
Adsorption von amphiphilen Molekülen
beispielsweise auf Biobeads SM-2-Kugeln ermöglicht es, den größten Teil
der Tenside ohne Folge auf die Konzentration des Polymers zu extrahieren.
Durch Dialyse gegen eine pH-Pufferlösung können die Tenside und die nicht
an die Proteine gebundenen Polymere in einigen Tagen aus dem Medium
extrahiert werden, das die Komplexe enthält. Schließlich kann man insbesondere
die Sedimentation auf einem Saccharose-Gradienten verwenden. Die
Analyse der Sedimentationsprofile zeigt die Abwesenheit von Aggregaten
bei den Komplexen der Proteine an.
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Die
wenigen rückständigen Tensid-Moleküle pro Protein
sind mit den Hunderten von Tensid-Molekülen zu vergleichen, die im
Mizellen-Medium pro Protein gebunden sind. Lipide, die manchmal
eine funktionelle Rolle spielen, können mit den Komplexen assoziiert
verbleiben. In den erhaltenen löslichen
Komplexen scheinen die Polymere mit den Proteinen in Verhältnissen
gebunden zu sein, die unabhängig
von der anfänglichen
Zusammensetzung der Mischung aus Protein, Tensid, Polymer sind.
Jedoch hängt
die Polymermasse, die pro Protein gebunden ist, von der Art des
Proteins, dem pH und der Ionenstärke
ab.
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Im
Allgemeinen verwendet man, um eine wirksame Bildung der Komplexe
sicherzustellen, eine Lösung,
die 0,1 bis 10 μM
Membranproteine und 0,005% bis 1% Polymer in Gramm pro Gramm Lösung umfasst, das
heißt
0,005 g bis 1 g Polymer pro 100 g Lösung.
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Die
Zugabe der Polymere muss vor der Verdünnung der Lösung bewirkt werden, welche
sich über oder
bei der kritischen Mizellen-Konzentration befindet.
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Dieser
Komplex bewirkt insbesondere die Aufrechterhaltung der Proteine
nach der Verdünnung
in löslicher
Form.
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Die
Beibehaltung des nativen Zustands ist sehr häufig für Anwendungen in der Biochemie
oder auf dem medizinischen Gebiet unerlässlich. Man weist die Anwesenheit
der Gesamtheit der Untereinheiten, welche die komplexierten Membranproteine
aufbauen, wie Cytochrom b6f oder das Reaktionszentrum,
in den durch Sedimentation gereinigten Komplexen nach. Die Absorptionsspektren
im Sichtbaren von b6f oder dem Reaktionszentrum
gehen keine Veränderung
ein. Das Spektrum von Bakteriorhodopsin, das für die Umgebung des Proteins
sehr empfindlich ist, weist in Anwesenheit des Polymers eine Verschiebung
von einigen Nanometern gegen kleinere Wellenlängen auf, ähnlich derjenigen, die in Mizellen-Medium beobachtet
wird. Man hat die enzymatische Aktivität von gereinigten Komplexen
aus b6f und Polymeren gemessen. Wenn sie
in Lösung gehalten
werden, bleiben die Komplexe während
mehrerer Wochen aktiv. Die Geschwindigkeit des Abbaus ist mit derjenigen
von Proteinen in klassischem Mizellen-Medium vergleichbar.
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Die
Komplexe aus Membranproteinen-Acryl-Polymeren mit amphiphilem Charakter
gemäß der Erfindung
können
in verschiedenen Anwendungen verwendet werden:
- a – Vereinfachung
der Handhabung von Lösungen
dieser Proteine, da die strenge Steuerung der Konzentration an Tensid
nicht mehr erforderlich ist.
- b – Zugang
zu Techniken der Untersuchung von Proteinen, die in Anwesenheit
von Tensiden oder Lipidmembranen unmöglich oder schwierig durchzuführen sind
(zum Beispiel NMR in flüssigem
Medium, Kristallisation, gewisse Formen der Elektronenmikroskopie
...).
- c – Erhalt
von konzentrierten (> 10
g/l) und dünnflüssigen Proteinlösungen.
- d – Möglichkeit,
die Präparate
zu lyophilisieren, um sie zu konservieren, dann die Proteine durch
einfache Zugabe von Wasser oder Puffer wieder zu suspendieren. Dies
eröffnet
einen Weg für
die Kommerzialisierung von Membranproteinen.
- e – Neue
Diagnosesysteme, welche die Membranproteine als Rezeptoren oder
als Antigene verwenden, können
angestrebt werden, beispielsweise für die Untersuchung von zirkulierenden,
löslichen
oder durch Lymphozyten getragenen Antikörpern; im ersten Fall erleichtert
die Löslichkeit
des Membranproteins in Abwesenheit von Detergens die Durchführung von
Immunpräzipitations-Protokollen; im zweiten
Fall ist es möglich,
den Zellen Antigen in löslicher
Form zu präsentieren,
ohne die zelluläre
Lyse zu riskieren, die durch die klassischen Tenside hervorgerufen
wird.
- f – Die
Komplexe aus Membranproteinen-amphiphilen Polymeren weisen potentiell
eine große
Bedeutung in der Immunologie für
die Präsentation
von Membranproteinen oder anderen hydrophoben Molekülen als Immunogene
für die
Zwecke der Impfung oder Antikörper-Produktion
auf; speziell modifizierte Polymere zur Verstärkung der Immunreaktion sind
vorstellbar.
- g – Zahlreiche
Membranproteine sind Enzyme, deren Komplexierung durch amphiphile
Polymere entweder die industrielle Verwendung oder die Verwendung
in Reagenzienkits erleichtern kann.
- h – In
der Pharmakologie kann die Bereitstellung von Präparaten von löslichen
Membranproteinen in Abwesenheit von Tensiden auch die Vereinfachung
von zahlreichen Tests beispielsweise zur Messung der Affinität von Zellrezeptoren
zu interessierenden pharmazeutischen Molekülen ermöglichen.
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Die
Erfindung betrifft deshalb Reagenzienkits, die als Merkmal mindestens
einen Komplex gemäß der Erfindung,
insbesondere in Form einer konzentrierten Lösung oder eines lyophilisierten
Präparats,
umfassen.
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Die
Erfindung betrifft auch diagnostische Kits, die als Merkmal mindestens
einen Komplex gemäß der Erfindung,
insbesondere in Form einer konzentrierten Lösung oder eines lyophilisierten
Präparats,
umfassen.
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Die
Erfindung betrifft schließlich
neue Acryl-Polymere mit amphiphilem Charakter der oben beschriebenen
Formel II, die insbesondere für
die Herstellung von Komplexen aus Membranproteinen-Acryl-Polymeren mit
amphiphilem Charakter nützlich
sind.
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Die
nachstehenden Beispiele erläutern
die Erfindung, jedoch ohne sie zu beschränken:
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I. – Herstellung
von Acryl-Polymeren mit amphiphilem Charakter
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Die
Polymere werden durch die Bildung von Amid-Bindungen zwischen n-Octylamin, gegebenenfalls Isopropylamin
und den Carboxylgruppen von Polyacrylsäuren mit niedrigem Molekulargewicht:
(Molmasse etwa 1000 bis 20 000) gemäß March, J. et al., oder Wang,
T. K. et al. (oben) hergestellt.
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Die
erhaltenen Acryl-Polymere mit amphiphilem Charakter sind Co- oder
Terpolymere, die auf statistische Weise entlang der Kette gepfropft
sind. Die erhaltenen Polymere besitzen einen amphiphilen Charakter und
sind in Wasser nicht unlöslich.
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Die
Merkmale einiger der erhaltenen Polymere sind in der nachstehenden
Tabelle zusammengefasst.
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Das
Molekulargewicht wird ausgehend von Polyacrylat-Vorstufen durch
Gelpermeationschromatographie gemessen, indem man Kalibrierungsstandards
aus Polyoxyethylen mit einer MM mit enger Verteilung verwendet.
MM ist die scheinbare Molmasse in kDa. x, y, z sind die Molprozentsätze jeder
Art der Einheiten, die auf statistische Weise entlang der Kette
verteilt sind, nicht gepfropft, Octylamid bzw. Isopropylamid.
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Die
Werte sind unter dem Vorbehalt von den Messungen inhärenten Fehlern
angegeben.
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II. – Herstellung von Membranproteinen
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– Bakteriorhodopsin (BR)
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Die
Membran von Halobacterium salinarium wird in 100 mM Octylthioglucosid
(OTG) in 100 mM Ammoniumphosphat (AP) bei pH 8,0 gelöst, dann
wird BR durch Zentrifugation auf einem Saccharose-Gradienten (5–20 Gew.-%)
in dem gleichen Puffer, der 10 mM OTG enthält, gereinigt (10 h bei 54
000 U/min: 250 000 × g).
Die Endkonzentration betrug 0,1 g/Liter in 100 mM AP (pH 8,0), etwa
10% Saccharose, 10 mM OTG.
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– Cytochrom
b6f von Chlamydomonas reinhardtii
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Der
Cytochrom b6f-Komplex von Chlamydomonas
reinhardtii wird in Anwesenheit von Hecameg® und von
Ei-Phosphatidylcholin (PC) gereinigt. Die endgültige Lösung enthält etwa 5 μM b6f-Komplex
in 20 mM Hecameg®, 0,1 g/l PCE und 400
mM eines NaOH/AP-Puffers und verschiedene Inhibitoren von Proteasen.
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– Photosynthetisches Reaktionszentrum
von Rhodobacter sphaeroides (RC)
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Das
photosynthetische Reaktionszentrum von Rhodobacter sphaeroides liegt
zu etwa 3 g/l 20 mM in Hecameg®/20 mM NaON-Tricin-Puffer,
pH 8,0, in Lösung
vor.
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– Porin
OmpF von Escherichia coli
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Das
Porin OmpF von Escherichia coli liegt zu 4 g/l in 0,2 Gew.-% Octylpolyoxyethylen
in dem gleichen Puffer wie oben in Lösung vor.
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III – Herstellung
von Komplexen
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In
eine Mizellen-Lösung
von Membranproteinen zu 0,1 bis 5 μM gibt man entweder 0,05 Gew.-%
oder 0,005 Gew.-% Polymere, dann verdünnt man zehnfach mit Puffer.
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Nach
15-minütiger
Inkubation bei 4°C
werden die Lösungen über 30 min
bei 4°C
bei 210 000 × g
zentrifugiert.
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Die
Konzentrationen der Proteine im Überstand
werden ausgehend von der Extinktion bei 564 nm (Redox-Differenzspektrum
des Cytochrom b6f); 546 nm (BR); 278 nm
(OmpF); 802 nm (RC) bestimmt.
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Die
beigefügte 1 zeigt
die Gewichtsprozentsätze
der Membranproteine in dem Überstand
im Vergleich mit:
C1 einer Verdünnung in Mizellen-Medium,
C2
einer Verdünnung
durch Puffer ohne Zusatz von Polymer,
C3 einer Verdünnung durch
Puffer nach Zugabe von nicht-gepfropftem Polyacrylat.
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Das
verwendete Membranprotein ist das Cytochrom b6f
- – in
schwarz 0,005% Polymer
- – in
weiß 0,05%
Polymer.
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Die
beigefügte 2 zeigt
den Gewichtsprozentsatz von Membranproteinen im Überstand (BR, OmpF, RC) im
Vergleich mit einem Puffer-Medium ohne Polymer (C4).
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Die
durchgeführten
Tests zeigen, dass diese vier so stabilisierten Proteine alle Merkmale
der nativen Proteine aufweisen.
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Nach
Verdünnung
in 0,25 mM LM-Lösung
katalysierten die Komplexe Polymere-Cytochrom b6f
die Elektronenübertragungen
von Decylplastochinol auf Plastocyanin.