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Hintergrund
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung ist auf Verfahren zur Herstellung von genetisch
veränderten
Zellen gerichtet, welche bei der Behandlung von Erkrankungen des
zentralen Nervensystems (ZNS) geeignet sind. Insbesondere betrifft
die vorliegende Erfindung die genetische Veränderung von neuralen Stammzellen,
die auf einen Wachstumsfaktor ansprechen, und von differenzierten
neuronalen und Gliazellen, die von neuralen Stammzellen, die auf
einen Wachstumsfaktor ansprechen, abstammen, und die Verwendung
dieser Zellen zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen.
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ZNS-Erkrankungen
umfassen zahlreiche Beschwerden wie etwa neurodegenerative Erkrankungen
(z.B. Alzheimer-Krankheit und Parkinson-Krankheit), eine akute Gehirnverletzung
(z.B. Schlaganfall, Kopfverletzung, Zerebralparese) und eine große Zahl von
ZNS-Funktionsstörungen
(z.B. Depression, Epilepsie und Schizophrenie). In den letzten Jahren
sind neurodegenerative Erkrankungen zu einer wichtigen Sorge geworden
aufgrund der größer werdenden älteren Population,
die dem größten Risiko
für diese Erkrankungen
ausgesetzt ist. Die Erkrankungen, welche die Alzheimer-Krankheit,
multiple Sklerose, Chorea Huntington, amyotrophe Lateralsklerose
und die Parkinson-Krankheit umfassen, sind mit der Degeneration
von neuralen Zellen in bestimmten Stellen des ZNS in Verbindung
gebracht worden, was zur Unfähigkeit
dieser Zellen oder der Gehirnregion führt, ihre vorgesehene Funktion
durchzuführen.
Neben den neurodegenerativen Erkrankungen resultieren akute Hirnverletzungen
oft im Verlust von neuralen Zellen, in der unpassenden Funktion
der betroffenen Gehirnregion in und nachfolgende Verhaltensanomalien. Das
größte Gebiet
der ZNS-Funktionsstörung
(im Hinblick auf die Zahl der betroffenen Menschen) ist wahrscheinlich nicht
durch einen Verlust von neuralen Zellen charakterisiert, sondern
vielmehr durch eine anormale Funktion von bestehenden neuralen Zellen.
Dies kann durch unangemessenes Feuern von Neuronen oder der anormalen
Synthese, Freisetzung und Processing von Neurotransmittern begründet sein.
Diese Funktionsstörungen
können
das Ergebnis sein von gut untersuchten und charakterisierten Erkrankungen
wie etwa einer Depression und Epilepsie, oder von weniger verstandenen
Erkrankungen wie etwa einer Neurose und Psychose.
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Bislang
wurde die Behandlung von ZNS-Erkrankungen primär durch die Verabreichung von pharmazeutischen
Verbindungen durchgeführt.
Unglücklicherweise
steckte diese Art der Behandlung voller Komplikationen, einschließlich der
beschränkten
Fähigkeit,
Arzneimittel durch die Blut-Hirn-Schranke zu transportieren und
der Arzneimitteltoleranz, welche von Patienten erlangt wird, an welche
diese Arzneimittel langfristig verabreicht werden. Eine teilweise
Wiederherstellung der dopaminergen Aktivität bei Parkinson-Patienten ist
erreicht worden mit Levodopa, was ein Dopaminvorläufer ist, der
die Blut-Hirn-Schranke durchqueren kann. Aber Patienten werden gegen
die Wirkungen von Levodopa widerstandsfähig und deswegen sind ständig ansteigende
Dosierungen nötig,
um deren Wirkungen beizubehalten. Außerdem gibt es eine Vielzahl
von Nebeneffekten, die mit Levodopa in Verbindung stehen, wie etwa
eine gesteigerte und unkontrollierbare Bewegung.
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Kürzlich ist
das Konzept der neurologischen Gewebeverpflanzung bei der Behandlung
von neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa die Parkinson-Krankheit
angewendet worden. Nerventransplantate können nicht nur den Bedarf an
einer konstanten Verabreichung von Arzneimitteln abwenden, sondern
auch komplizierte Verabreichungssysteme für Arzneimittel, welche aufgrund
der Blut-Hirn-Schranke
auftreten.
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Bei
der neurologischen Gewebetransplantation sind genetisch veränderte Zellen
verwendet worden, um verlorene Zellen zu ersetzen, welche normalerweise
einen Neurotransmitter erzeugen. Beispielsweise sind Fibroblasten
mit einem retroviralen Vektor, der eine cDNA für Tyrosinhydroxylase enthält, genetisch
verändert
worden, was ihnen ermöglicht,
Dopamin zu erzeugen, und sind in ein Tiermodell der Parkinson-Krankheit
implantiert worden (Gage et al., US-Patent Nr. 5,082,670).
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Obwohl
die Verwendung von genetisch veränderten
Fibroblasten zur Behandlung von ZNS-Erkrankungen bei der Verbesserung
einiger Verhaltensdefizite in Tiermodellen der Parkinson-Krankheit vielversprechend
war und einen neuen Ansatz zur Bereitstellung eines benötigten Transmitters
an das ZNS darstellt, leidet sie unter mehreren wesentlichen Nachteilen
als Behandlung für
die Parkinson-Krankheit und im Allgemeinen als therapeutischer Ansatz zur
Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen und einer Gehirnverletzung.
Erstens ist das ZNS hauptsächlich
aus drei Zelltypen zusammengesetzt – Neuronen, Astrozyten und
Oligodendrozyten. Fibroblasten liegen nicht vor. Die Implantation
einer fremden Zelle in das ZNS und deren direkte und indirekte Wirkungen
auf die Funktion der Wirtszellen ist noch nicht untersucht worden.
Aber es ist wahrscheinlich, dass die Expression von membrangebundenen
Faktoren und die Freisetzung von löslichen Molekülen wie
etwa Wachstumsfaktoren und Proteasen das normale Verhalten des umgebenden
Gewebes verändern.
Dies kann in einem Bruch der neuronalen Feuerungsmuster entweder
durch eine direkte Wirkung auf Neuronen oder durch eine Veränderung
der normalen Funktion von Gliazellen resultieren.
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Eine
andere Sorge, welche bei der Implantation von Fibroblasten in das
ZNS auftritt, ist die Möglichkeit,
dass die implantierten Zellen zu einer Tumorbildung führen, da
die intrinsische Inhibition der Fibroblastenteilung schlecht gesteuert
ist. Stattdessen spielen intrinsische Signale eine Hauptrolle bei
der Kontrolle der Anzahl der Teilungen, welche die Zelle durchläuft. Die
Wirkung der ZNS-Umgebung auf die Teilung von implantierten Fibroblasten
und die hohe Wahrscheinlichkeit einer fibroblastischen Tumorbildung
ist langfristig noch nicht untersucht worden.
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Eine
dritte Sorge bei der Transplantation von Fibroblasten in das ZNS
ist die, dass Fibroblasten sich nicht in die ZNS-Zellen integrieren,
wie es Astrozyten, Oligodendrozyten oder Neuronen tun. Fibroblasten
sind intrinsisch auf ihre Fähigkeit
beschränkt, Neuronen-ähnliche
Prozesse auszuweiten und Synapsen mit Wirtsgewebe zu bilden. Obwohl
die genetische Veränderung
und Implantation von Fibroblasten in das ZNS eine Verbesserung gegenüber der
gegenwärtigen
Technologie zur Verabreichung von bestimmten Molekülen an das
ZNS darstellt, beschränkt
das Unvermögen
der Fibroblasten, zu integrieren und als ZNS-Gewebe zu fungieren, ihre potenziellen
negativen Effekte auf die ZNS-Zellen und ihre beschränkte intrinsische
Kontrolle der Proliferation ihren praktischen Gebrauch zur Implantation
für die
Behandlung von einer akuten oder chronischen ZNS-Verletzung oder
Erkrankung.
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Ein
bevorzugtes Gewebe für
eine genetische Veränderung
und Implantation sind ZNS-Zellen – Neuronen, Astrozyten oder
Oligodendrozyten. Eine Quelle von ZNS-Zellen ist humanes fötales Gewebe. Mehrere Untersuchungen
haben bei Patienten mit der Parkinson-Krankheit nach dem Erhalten
von Implantaten von fötalem
ZNS-Gewebe Verbesserungen gezeigt. Implantate von embryonalem Mesencephalongewebe,
das Dopaminzellen enthält,
in das Caudatum und Putamen von humanen Patienten von Freed et al.
(N. Engl. J. Med. 327: 1549-1555
(1992)) zeigten langfristig einen klinischen Nutzen für einige Patienten
mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit. Ein ähnlicher Erfolg wurde von Spencer
et al. (N. Engl. J. Med. 327: 1541–1548 (1992)) gezeigt. Widner
et al. (N. Engl. J. Med. 327: 1556–1563 (1992)) zeigten langfristige
funktionelle Verbesserungen bei Patienten mit MPTP-induziertem Parkinson-Syndrom,
welche eine bilaterale Implantation von fötalem Mesencephalongewebe erhielten.
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Obwohl
die oben beschriebenen Untersuchungen ermutigend sind, wirft die
Verwendung von abortivem fötalem
Gewebe zur Behandlung einer Erkrankung ethische Bedenken und politische
Hindernisse auf. Es gibt auch andere Bedenken. Fötales ZNS-Gewebe ist aus mehr
als einem Zelltyp zusammengesetzt, und ist somit keine gut definierte
Gewebequelle. Außerdem
gibt es ernsthafte Zweifel daran, ob eine adäquate und konstante Versorgung
mit fötalem
Gewebe für
eine Transplantation verfügbar
ist. Bei der Behandlung von MPTP-induziertem Parkinson-Syndrom (Widner
siehe oben) wurde beispielsweise Gewebe von 6 bis 8 Föten zur
Implantation in das Gehirn eines einzelnen Patienten verwendet.
Es gibt auch das zusätzliche
Problem, dass während
der Präparation
des fötalen Gewebes
die Möglichkeit
einer Kontamination besteht. Außerdem
kann das Gewebe bereits mit einem Bakterium oder Virus infiziert sein,
folglich sind für
jeden verwendeten Fötus
teure diagnostische Tests erforderlich. Aber sogar diagnostische
Tests können
nicht jedes infizierte Gewebe aufdecken. Beispielsweise ist die
Diagnose von HIV-freiem Gewebe nicht garantiert, da Antikörper gegen
den Virus im Allgemeinen bis zu mehreren Wochen nach der Infektion
nicht vorhanden sind.
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Anstelle
von fötalem
Gewebe wäre
es mehr bevorzugt, eine gut definierte, reproduzierbare Gewebequelle
für eine
Transplantation zu besitzen, welche in unbeschränkten Mengen verfügbar ist.
Da neurales Gewebe eine minimale Teilung durchläuft, erfüllt es diese Kriterien nicht
ohne weiteres. Obwohl Astrozyten die Fähigkeit zur Teilung beibehalten
und wahrscheinlich einer Infektion mit fremden Genen zugänglich sind,
ist ihre Fähigkeit
der Bildung von Synapsen mit Nervenzellen beschränkt, und folglich ist ihre
extrinsische Regulierung der Expression und Freisetzung des fremden
Genprodukts beschränkt.
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Oligodendrozyten
leiden unter einigen der gleichen Probleme. Außerdem teilen sich reife Oligodendrozyten
nicht, was die Infektion von Oligodendrozyten auf ihre Vorläuferzellen
(d.h. auf O2A-Zellen) beschränkt.
Aber aufgrund der beschränkten
Fähigkeit
zur Proliferation von Oligodendrozytenvorläufern, stellt die Infektion
und Ernte dieser Zellen keine tatsächliche Quelle dar.
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Die
Infektion von Neuronen mit fremden Genen und die Implantation in
das ZNS wären
ideal aufgrund deren Fähigkeit,
Prozesse auszudehnen, Synapsen zu bilden und durch die Umgebung
reguliert zu werden. Aber differenzierte Neuronen teilen sich nicht
und eine Transfektion mit fremden Genen durch chemische und physikalische
Mittel ist weder effizient, noch sind sie über lange Zeiträume stabil.
Die Infektion von primären
neuronalen Vorläufern
mit retroviralen Vektoren in vitro ist nicht praktikabel, da Neuroblasten
intrinsisch so kontrolliert werden, dass sie eine beschränkte Zahl
von Teilungen durchlaufen, was die Selektion einer großen Zahl
von Neuronen, die das fremde Gen einbauen und exprimieren, nahezu
unmöglich
macht. Es gibt eine Anzahl von Berichten von immortalisierten neuralen Zellen
mit Oncogenen, siehe beispielsweise Renfranz et al. (Cell, 1991, Vol.
6, S. 713–729),
Snyder et al. (Cell, 1992, Vol. 68, S. 33–51), Galiana et al. (Journal
of Neuroscience Research, 1990, Vol. 26, S. 269–277), Constance L. Cepho (Ann.
Rev. Neurosci. 1989, Vol. 12, S. 47–65) und WO 89/03872). Die
Möglichkeit
der Immortalisierung von neuronalen Vorläufern durch retroviralen Transfer
von Oncogenen und ihre nachfolgende Infektion eines gewünschten
Gens ist nicht bevorzugt aufgrund des Potenzials zur Tumorbildung
durch die implantierten Zellen.
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Das
Wachstum von nicht-immortalisierten Striatumzellen, welche aus embryonalem
Mäusegehirn
und dem Gehirn von adulten Mäusen
in Gegenwart von Wachstumsfaktoren isoliert wurden, wird von Reynolds
et al. in „Society
for Neurosciences", 16,
1147 Co 2, Abstrakt Nr. 474.2 und in Science, 1992, Vol. 255, S.
1707–1710
beschrieben.
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Ein
Versuch zur Bewältigung
der Probleme, welche mit dem Unvermögen von Neuronen verbunden
sind, eine wesentliche Anzahl von Teilungen zu durchlaufen, wird
von Ronnett et al. offenbart, welche eine neuronale Zelllinie etabliert
haben (Science, 248: 603–605
(1990)). Die Zelllinie ist nicht maligne, stammt aber von cerebralem
Cortexgewebe, das aus einem Patienten mit einer unilateralen Megalenzephalie
erhalten wurde, einer Proliferationserkrankung niederen Grades und
Migrationserkrankung der Neuronen. Aber im Hinblick auf die Charakteristika
dieser Zelllinie ist es fraglich, ob die Zellen die Zellteilung stoppen
können,
wenn sie einmal in ein Wirts-ZNS implantiert worden sind.
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Ein
anderer Ansatz zum Einbringen von fremden Genen in das ZNS wird
von Morshead und Van Der Koy vorgeschlagen (J. of Neurosci. 12(1): 249–256 (1992)).
Subependymzellen wurden mit einem replikationsdefizienten rekombinanten
Retrovirus infiziert, welcher das Gen für die β-Galactosidase aus E-coli trägt. Unter
Verwendung eines 3H-Thymidin- und BrdU-Einbaus
wurde gefunden, dass in dieser Region des ZNS eine kontinuierliche
mitotische Teilung auftritt. Morshead und Van Der Koy schlagen vor,
dass die proliferierenden Zellen Stammzellen sind, basierend auf
der Tatsache, dass die Zellen sich in einer Art und Weise asymmetrischer
Stammzellen kontinuierlich teilen; das bedeutet, die sich teilende Zelle
ergibt eine multipotente Zelle, während das Schicksal der anderen
Tochter der Zelltod ist. Die Grundlage für diese Idee ist die, dass
obwohl eine konstante Teilungsrate vorliegt, es keinen relativen Anstieg
der Zellzahl in dieser Region des ZNS gibt. Die Transfektion von
primären
Cerebellumkulturen der Ratte mit einem Retrovirus, welcher das E-coli LacZ-Gen
trägt,
wird von McKay et al auch beschrieben (Cold Spring Harbor Symposia
on quantitative Biology, 1990, Vol. LV, Cold Spring Laboratory Press).
Ein ähnlicher
Ansatz wurde von Geller und Breakfield unternommen (1988), Vol.
241, S. 1667–1669,
worin adulte Neuronen mit einem defektiven Herpes Simplex Virus
transfiziert wurden, welcher das E-coli LacZ-Gen trägt.
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Die
Tatsache, dass sich die endogenen Stammzellen kontinuierlich teilen,
machen sie zu geeigneten Zielen für eine genetische Veränderung durch
eine retrovirale Infektion. Aber diese Zellen existieren innerhalb
des ZNS mit einer Dichte von weniger als 5 Zellen/100 Kubikmikrometer
und ihre Rate und Zahl der Teilungen liegt wahrscheinlich zumindest
teilweise unter epigenetischer Kontrolle. Folglich ist eine Hauptbeschränkung der
endogen proliferierenden Subependym-Stammzellen die, dass sie im
ZNS in einer festen Zahl vorliegen und das Einbringen von neuen
Genen schwer zu kontrollieren ist. Eine zweite Hauptbeschränkung ist
die, dass die Zellen bei Nagetieren und Primaten räumlich auf
die Subependymschicht beschränkt
zu sein scheinen und weder die Stammzelle noch deren Nachkommen
in andere Regionen des ZNS migrieren (Smart, J. of Comp. Neurology,
116:325-347 (1961);
Lewis, Nature, 217:974–975,
(1968)). Ähnliche
Zellen sind in anderen ZNS-Regionen nicht beschrieben worden, und
falls sie existieren, sind sie nicht charakterisiert.
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Das
Unvermögen
im Stand der Technik, Nicht-ZNS-Gewebetransplantate völlig in
das Wirtsgewebe zu integrieren und der Mangel an Verfügbarkeit
von nicht tumorigenen, integrierbaren ZNS-Zellen in unbeschränkten Mengen
von einer zuverlässigen
Quelle für
eine Transplantation sind vielleicht die größten Beschränkungen der Neurotransplantation.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Im
Hinblick auf die zuvor genannten Mängel, die mit dem Stand der
Technik verbunden sind, einschließlich Verfahren zum Kultivieren
und zur Transplantation von neuralen Zellen, sollte offensichtlich sein,
dass im Fachgebiet noch immer ein Bedarf für eine verlässliche Quelle von unbeschränkten Zahlen von
nicht transformierten Zellen für
eine Neurotransplantation besteht, welche genetisch verändert werden
können
und welche sich in Neuronen und Gliazellen differenzieren können, und
in das Säugetier-ZNS
integrieren können.
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Entsprechend
ist es eine Aufgabe dieser Erfindung, eine verlässliche Quelle von genetisch
veränderten
und epigenetisch regulierten Zellen für eine Transplantation bereitzustellen,
die bei Transplantation in das ZNS weiter in Neuronen und Gliazellen
differenzieren und in die existierende ZNS-Struktur integrieren.
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Es
ist eine andere Aufgabe dieser Erfindung, zum Zweck der genetischen
Veränderung
eine reichliche Quelle von Zellen bereitzustellen, welche in höchstem Maß manipulierbar
sind.
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Es
ist noch eine andere Aufgabe dieser Erfindung, genetisch veränderte Zellen
bereitzustellen, welche leicht an nahezu jede Stelle im ZNS implantiert
werden können.
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Diese
und andere Ziele und Merkmale der Erfindung werden für einen
Fachmann durch die folgenden ausführlichen Beschreibungen und
angefügten
Ansprüchen
ersichtlich werden.
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Es
wird ein Verfahren zur Herstellung von genetisch veränderten
Zellen offenbart, welche bei der Behandlung von Erkrankungen des
ZNS verwendbar sind. Das Verfahren umfasst die Schritte (a) Isolieren von
neuralen Stammzellen aus einem Spendergewebe, (b) Proliferieren
der neuralen Stammzellen in einem Kulturmedium mit einem oder mehreren
Wachstumsfaktoren um Präkursorzellen
zu erhalten, und (c) genetisches Verändern der Stammzellen und Präkursorzellen, um
Zellen herzustellen, welche bei der Behandlung von Erkrankungen
des ZNS verwendbar sind.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von nicht tumorigenen,
genetisch veränderten,
multipotenten Stammzellen des zentralen Nervensystems (ZNS), umfassend
die Schritte:
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- (a) Isolieren von multipotenten neuralen Stammzellen
des ZNS aus neuralem Gewebe unter Ausschluss von humanem Embryonalgewebe/Embryonalzellen,
worin die neuralen Stammzellen nicht mit einem Oncogen immortalisiert
wurden, wobei die neuralen Stammzellen des ZNS Nachkommen erzeugen
können,
die sich in Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten differenzieren
können;
- (b) Proliferieren der multipotenten neuralen Stammzellen des
ZNS in einem serumfreien Kulturmedium, das einen Wachstumsfaktor
enthält, welcher
eine Induktion der Proliferation der multipotenten neuralen Stammzellen
des ZNS bewirken kann,
- (c) weiteres Vermehren der proliferierten Zellen und
- (d) genetisches Verändern
der vermehrten Zellen durch Einbringen eines exogenen Polynukleotids in
die prolifierten Zellen.
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Die
nicht tumorigenen, genetisch veränderten
neuralen Stammzellen des ZNS der Erfindung sind verwendbar bei einem
Verfahren zur Behandlung von Erkrankungen des ZNS, wobei genetisch veränderte Präkursorzellen,
welche eine biologisch wirksame Substanz erzeugen, die zur Behandlung einer
ZNS-Erkrankung nützlich
ist, in das ZNS eines Empfängers
transplantiert werden.
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Es
wird angenommen, dass keine der vorhergehenden Referenzen die vorliegende
Erfindung wie beansprucht offenbart und diese kein Stand der Technik
sind. Die Referenzen werden zum Zweck der Hintergrundinformation
bereitgestellt.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1: Fotografie von genetisch
veränderten Präkursorzellen,
infiziert mit einem Retrovirus, welcher das β-Galactosidasegen enthält. Zellen,
die das Gen enthalten, weisen ein charakteristisches blaues Reaktionsprodukt
auf.
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2: Fotografie eines Schnitts
des Cortex einer neugeborenen Maus 2–4 Wochen nach einer Implantation,
in welchen β-Galactosidase
enthaltende Präkursorzellen
implantiert wurden. Implantierte Zellen, die das β-Galactosidasegen
enthalten, weisen ein charakteristisches blaues Reaktionsprodukt auf.
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Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
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Über neurale
Stammzellen (NSC, „neural stem
cells") ist berichtet
worden und ihre potenzielle Verwendung ist von Reynolds und Weiss,
Science 255: 1707 (1992) beschrieben worden. Der Begriff "Stammzelle" bezieht sich auf
eine nicht differenzierte Zelle, welche unbeschränkt proliferieren kann und mehrere
Stammzellen ergeben kann mit der Fähigkeit, eine große Anzahl
von Vorläuferzellen
zu erzeugen, welche wiederum differenzierte oder differenzierbare
Tochterzellen ergeben können.
Der Begriff "neurale
Stammzelle" (NSC)
bezieht sich auf die Stammzellen der vorliegenden Erfindung, deren Nachkommen
unter geeigneten Kulturbedingungen sowohl Glia- als auch neuronale
Vorläuferzellen
umfassen. Es wurde gezeigt, dass NSCs Neuroblasten ergeben können (Reynolds
und Weiss, Restorative Neurology & Neuroscience
4: 208 (1992). Es ist auch bekannt, dass NSCs wichtige Macrogliazelltypen (Astrozyten
und Oligodendrozyten) ergeben.
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Neurale
Stammzellen können
aus einer Vielzahl von Spendergeweben erzeugt werden, einschließlich adultem
oder fötalem
neuralem Gewebe vom Mensch oder anderen tierischen Quellen, und durch
das Verfahren von Reynolds und Weiss (siehe oben) kultiviert werden
können.
Der Begriff "Spender" bezieht sich auf
den Mensch oder das andere Tier, welches die Quelle der neuralen
Stammzellen ist, die in der vorliegenden Erfindung verwendet werden.
In einigen Situationen ist der Spender ein transgenes Tier. Der
Begriff "transgenes
Tier" bezieht sich auf
nicht humane Tiere, in welchen ein DNA-Segment physikalisch in das
Genom aller Zellen, einschließlich
der Keimzellen integriert wurde, sodass die DNA auf die Nachkommen übertragen
werden kann.
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Die
neuralen Stammzellen der vorliegenden Erfindung sprechen auf Wachstumsfaktoren
an. Wenn sie in einem definiertem serumfreien Medium angezogen werden
und in Gegenwart eines Wachstumsfaktors oder Mitogens wie etwa dem
epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) oder dergleichen, werden die Zellen
zur Teilung induziert, wobei sich Cluster von undifferenzierten
Zellen ergeben. Der Begriff "Neurosphäre" wird verwendet,
um den Zellcluster zu beschreiben. Zumindest einige der Zellen besitzen den
Nestin (+)-Phänotyp.
Der Cluster ist aus Stammzellen und/oder Vorläuferzellen zusammengesetzt und
kann differenzierte Zellen enthalten oder nicht. Der Begriff "Vorläuferzellen" bezieht sich auf
undifferenzierte Zellen, welche von neuralen Stammzellen abstammen,
deren Nachkommen unter geeigneten Bedingungen Glia- und/oder neuronale
Vorläuferzellen
umfassen.
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Wie
hierin verwendet bezieht sich der Begriff " Präkursorzellen" auf die lebenden
Zellen der vorliegenden Erfindung, welche von den neuralen Stammzellen
abstammen, die in einem Kulturmedium mit einem Wachstumsfaktor oder
einer Kombination von Wachstumsfaktoren proliferiert werden und
sowohl Vorläufer-
als auch Stammzellen umfassen. Die Zellen der Neurosphäre werden
hierin nachfolgend als Präkursorzellen
bezeichnet. Präkursorzellen
wachsen normalerweise in der Form von Neurosphären, können aber in Abhängigkeit
von den Kulturbedingungen unterschiedliche Wachstumsmuster aufweisen.
Der Begriff "Wachstumsfaktor" wie hierin verwendet
bezieht sich auf Protein, Peptid, Mitogen oder ein anderes Molekül mit einem
Wachstumseffekt, proliferativen Effekt, Differenzierungseffekt oder
trophischem Effekt. Der Begriff Wachstumsfaktor umfasst auch eine
beliebige Kombination von Wachstumsfaktoren. Solche Wachstumsfaktoren
umfassen den Nervenwachstumsfaktor (NGF), den sauren und basischen
Fibroblastenwachstumsfaktor (aFGF, bFGF), den Plättchenwachstumsfaktor (PDGF, "platelet-derived
growth factor"),
das Thyrotropin-freisetzende Hormon (TRH), EGF, einen EGF-ähnlichen
Liganden, Amphiregulin, den trans formierenden Wachstumsfaktor Alpha
und Beta (TGFα,
TGFβ, Insulin-ähnliche
Wachstumsfaktoren (IGFs) und dergleichen.
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Obwohl
die Präkursorzellen
nicht transformierte primäre
Zellen sind, besitzen sie Merkmale einer kontinuierlichen Zelllinie.
Im undifferenzierten Zustand in Gegenwart eines Wachstumsfaktors
wie etwa EGF teilen sich die Zellen kontinuierlich und sind deswegen
ausgezeichnete Ziele für
eine genetische Veränderung.
Der Begriff "genetische
Veränderung" wie hierin verwendet,
bezeichnet die stabile oder transiente Veränderung des Genotyps einer Präkursorzelle
durch Einbringen von exogener DNA. Die DNA kann synthetisch oder
natürlich
erhalten sein und kann Gene, Teile von Genen oder andere nützliche
DNA-Sequenzen enthalten. Der Begriff "genetische Veränderung" wie hierin verwendet soll nicht bedeuten,
dass natürlich
vorkommende Veränderungen
enthalten sind, wie etwa Veränderungen,
die durch natürliche
virale Aktivität,
natürliche
genetische Rekombination oder dergleichen auftreten. Die exogene
DNA kann in eine Präkursorzelle
durch virale Vektoren (Retrovirus, modifiziertes Herpes-Virus, Herpes-Virus,
Adenovirus, Adeno-assoziiertes Virus und dergleichen) oder durch
direkte DNA-Transfektion (Lipofektion, Calciumphosphattransfektion, DEAE-Dextran, Elektroporation
und dergleichen) eingebracht werden. Die genetisch veränderten
Zellen der vorliegenden Erfindung besitzen den zusätzlichen
Vorteil, dass sie die Kapazität
zur vollen Differenzierung besitzen, um Neuronen oder Macrogliazellen
in reproduzierbarer Art und Weise unter Verwendung einer Vielzahl
von Differenzierungsprotokollen zu erzeugen.
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Präkursorzellen
können
von nicht humanen transgenen Tieren stammen, und sind somit auf
eine Art bereits genetisch modifiziert. Es gibt mehrere Verfahren,
welche momentan zur Erzeugung von transgenen Tieren verwendet werden.
Die am meisten verwendete Technik ist die direkte Mikroinjektion
von DNA in einzellige befruchtete Eier. Andere Verfahren umfassen
einen retroviral vermittelten Transfer oder einen Gentransfer in
embryonale Stammzellen. Diese Verfahren und andere werden ausführlich von
Hogan et al. in "Manipulating
the Mouse Embryo, A Laboratory Manual" (Cold Spring Harbor Laboratory Ed.,
1986) be schrieben, welches hierin durch Referenz enthalten ist.
Die Verwendung dieser transgenen Tiere besitzt bestimmte Vorteile,
einschließlich der
Tatsache, dass keine gesunden Neurosphären transfiziert werden müssen. Präkursorzellen
von transgenen Tieren weisen eine stabile Genexpression auf. Unter
Verwendung von transgenen Tieren ist es möglich, neue genetische Kombinationen
zu züchten.
In das Genom des transgenen Tiers kann ein beliebiges nützliches
Gen integriert sein, welches durch neurale Zellen exprimiert wird.
Beispiele für nützliche
DNA sind unten in der Diskussion der genetisch modifizierten Präkursorzellen
angegeben.
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Eine
wesentliche Herausforderung für
die zelluläre
Transplantation in das ZNS ist die Identifizierung der Donorzellen
nach der Implantation in den Wirt. Es sind mehrere Strategien verwendet
worden, um Donorzellen zu markieren, einschließlich Markierungen mit Tritium,
Fluoreszenzfarbstoffen, Dextranen und viralen Vektoren mit Reportergenen.
Aber diese Verfahren leiden unter den inhärenten Problemen der Toxizität, Stabilität oder langfristige
Verdünnung.
Die Verwendung von neuralen Zellen, die von transgenen Tieren stammen,
kann ein verbessertes Mittel bereitstellen, durch welches die Identifikation von
transplantierten neuralen Zellen erreicht werden kann. Ein transgenes
Markierungssystem stellt ein stabileres und effizienteres Verfahren
zur Zellmarkierung bereit. In diesem System können Promotorelemente, beispielsweise
für das
fibrilläre
saure Gliaprotein (GFAP, "glial
fibrillary acidic protein")
und das basische Myelinprotein (MBP, "myelin basic protein") die Expression des E.coli β-Galactosidasereportergens
in transgenen Mäusen
steuern. In diesen Systemen tritt eine zellspezifische Expression
des Reportergens in Astrozyten (GFAP-lacZ) und in Oligodendrozyten
(MBP-lacZ) in einer durch die Entwicklung regulierten Art und Weise
auf.
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Wenn
sie einmal propagiert sind, werden die Neurosphärenzellen mechanisch in eine
Einzelzellsuspension aufgetrennt und auf Petrischalen in einem Medium
ausplattiert, wo sie sich über
Nacht anheften können.
Die Präkursorzellen
werden dann genetisch modifiziert. Wenn die Präkursorzellen von transgenen
Tieren stammen, können
sie einer weiteren genetischen Veränderung unterzogen werden oder
nicht, in Abhängigkeit
von den gewünschten
Eigenschaften der Zellen. Eine beliebige nützliche genetische Modifikation
der Zellen liegt im Umfang der vorliegenden Erfindung. Beispielsweise
können
Präkursorzellen
verändert
werden, um eine biologisch wirksame Substanz zu produzieren oder
die Produktion einer biologisch wirksamen Substanz zu steigern,
wie etwa einem Neurotransmitter oder Wachstumsfaktor oder dergleichen.
Die genetische Veränderung
wird entweder durch Infektion mit rekombinanten Retroviren oder
durch Transfektion unter Verwendung von im Fachgebiet bekannten
Verfahren durchgeführt
(siehe Maniatis et al., in Molecular Cloning: A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Laboratory, N.Y. (1982)). Kurz gesagt, die chimären Genkonstrukte
enthalten virale Elemente beispielsweise den „Long Terminal Repeat" (LTR) des Retrovirus,
Simian Virus 40 (SV40), Cytomegalievirus (CMV); oder säugetierzellspezifische
Promotoren wie etwa Tyrosinhydroxylase (TH), Dopamin-β-Hydroxylase
(DBH), Phenylethanolamin-N-methyltransferase (PNMT), Cholinacetyltransferase
(ChAT), fibrilläres
saures Gliaprotein (GFAP), Neuronen-spezifische Enolase (NSE), die
Neurofilament-(NF)-Proteine (NF-L, NF-M, NF-H und dergleichen),
welche die Expression der Strukturgene, welche für das gewünschte Protein codieren, steuern.
Außerdem
umfassen die Vektoren einen Medikamentselektionsmarker wie etwa
das E.coli Aminoglycosidphosphotransferasegen, welches bei Coinfektion
mit dem experimentellen Gen eine Resistenz gegenüber Geneticin (G418), einem Proteinsyntheseinhibitor,
verleiht.
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Wenn
die genetische Veränderung
zur Produktion einer biologisch wirksamen Substanz geschieht, ist
die Substanz im Allgemeinen eine Substanz, welche für die Behandlung
einer bestimmten ZNS-Erkrankung nützlich ist. Beispielsweise
kann es erwünscht
sein, die Zellen genetisch zu modifizieren, so dass sie ein bestimmtes
Wachstumsfaktorprodukt sekretieren. Wie hierin verwendet, bezeichnet
der Begriff "Wachstumsfaktorprodukt" ein Protein, Peptid,
Mitogen oder ein anderes Molekül
mit einem Wachstums-, proliferativen, Differenzierungs- oder trophischem
Effekt. Wachstumsfaktorprodukte, welche bei der Behandlung von ZNS-Erkrankungen nützlich sind,
umfassen, sind aber nicht beschränkt auf
den Nervenwachstumsfaktor (NGF), den hirnstämmigen neurotrophen Faktor
(BDNF), die Neurotrophine (NT-3, NT-4/NT-5), den zilären neurotrophen Faktor
(CNTF), Amphiregulin, bFGF, aFGF, EGF, TGFα, TGFβ, PDGF, IGFs und die Interleukine.
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Die
Zellen können
auch so verändert
werden, dass sie einen bestimmten Wachstumsfaktorrezeptor (r) exprimieren,
einschließlich
aber nicht beschränkt
auf den p75 NGFr mit geringer Affinität, CNTFr, die trk-Familie der
Neurotrophinrezeptoren (trk, trkB, trkC), EGFr, FGFr und die Amphiregulinrezeptoren.
Zellen können
so verändert
werden, dass sie verschiedene Neurotransmitter oder deren Rezeptoren
erzeugen, wie etwa Serotonin, L-Dopa, Dopamin, Norephinephrin, Ephinephrin,
Tachykinin, die Substanz P, Endorphin, Enkephalin, Histamin, N-Methyl-D-aspartat
(NMDA), Glycin, Glutamat, γ-Aminobuttersäure (GABA),
Acetylcholin und dergleichen. Nützliche
Neurotransmitter-synthetisierende Gene umfassen TH, Dopacarbocylase
(DDC), DBH, PNMT, Glutaminsäuredecarboxylase
(GAD), Tryptophanhydroxylase, ChAT und Histidindecarboxylase. Gene, welche
für verschiedene
Neuropeptide codieren, die sich bei der Behandlung von ZNS-Erkrankungen als nützlich erweisen
können,
umfassen die Substanz P, Neuropeptid-Y (NP-Y), Enkephalin, Vasopressin,
vasoaktives intestinales Peptid (VIP), Glucagon, Bombesin, Cholecystokinin
(CCK), Somatostatin, Calcitoningenverwandtes Peptid (CGRP) und dergleichen.
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Nachdem
erfolgreich transfizierte/identifizierte Zellen selektiert sind,
werden sie kloniert unter Verwendung einer Grenzverdünnung in
96 Multi-Well-Platten und im Hinblick auf die Gegenwart der gewünschten
biologisch aktiven Substanz untersucht. Klone, welche hohe Spiegel
der gewünschten Substanz
exprimieren, werden angezogen und ihre Anzahl in T-Flaschen expandiert.
Die spezielle Zelllinie kann dann cyrokonserviert werden. Die genetisch veränderte Präkursorzelllinie
kann zur Zell/Gentherapie verwendet werden und folglich in das ZNS
eines Empfängers
implantiert werden, welcher das biologisch wirksame Molekül benötigt, das
von den genetisch veränderten
Zellen erzeugt wird. Es werden mehrere Klone von genetisch veränderten
Präkursorzellen
erhalten. Einige ergeben bevorzugt neuronale Zellen und manche Gliazellen.
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Alternativ
können
die genetisch veränderten Präkursorzellen
vor der Implantation verschiedenen Differenzierungsprotokollen in
vitro unterzogen werden. Beispielsweise können genetisch veränderte Präkursorzellen
aus dem Kulturmedium entfernt werden, welches eine Proliferation
ermöglicht,
und mit einem Medium behandelt werden, das einen Wachstumsfaktor
oder eine Kombination von Wachstumsfaktoren enthält, welche die Differenzierung
der Zellen in Neuronen oder Makrogliazellen induzieren. Die Differenzierungsprotokolle
sind in der parallel anhängigen
Patentanmeldung U.S.S.N. 07/967,622 angeführt, die am 28. Oktober 1992
angeführt
wurde und am 11. Mai 1994 als WO 94/10292 veröffentlicht wurde. Das verwendete
Protokoll hängt
von der Art der gewünschten
genetisch veränderten
Zelle ab. Die Differenzierung kann auch induziert werden durch Ausplattieren
der Präkursorzellen
auf einem fixierten Substrat, einschließlich mit Poly-L-Ornithin oder
Poly-L-Lysin beschichteten Flaschen oder dergleichen.
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Es
werden verschiedene Macker verwendet, um die differenzierten Zellen
zu identifizieren. Oligodendrozytenpräkursorzellen, welche Oligodendrozyten
ergeben, können
den Phänotyp
A2B5 (+), 04(+)/GalC(–),
MBP(–)
und GFAP(–)
aufweisen [sind aber nicht auf diesen Phänotyp beschränkt]. Oligodendrozyten,
die Gliazellen sind, welche das die Axone umgebende Myelin im ZNS
bilden, besitzen den Phänotyp
Galactocerebrosid (+), basisches Myelinprotein (–) und fibrilläres saures
Gliaprotein (–) [GalC(–), MBP(+),
GFAB(–)].
-
Neuronen
können
einen oder mehrere der folgenden phänotypischen Marker besitzen:
Neuronen-spezifische Enolase (NSE), die Neurofilament (NF)-Proteine,
tau-1 und MAP-2. Neuronen können auch
identifiziert werden auf Grundlage der Expression eines beliebigen
einer Vielzahl von klassischen Neurotransmitterenzymen. Außerdem können Neuronen
identifiziert werden auf Grundlage von morphologischen Kriterien
oder anderen funktionellen Maßnahmen
wie etwa einer elektrophysiologischen Aufzeichnung. Solch eine Identifizierung
kann durchgeführt
werden in Kombination mit der Identifizierung von einem oder mehreren
der oben angeführten
phänotypischen
Marker.
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Astrozyten
des Typs 1 sind Gliazellen, welche eine flache protoplasmische/Fibroblasten-ähnliche
Morphologie besitzen. Diese Zellen besitzen den Phänotyp GFAB(+),
A2B5(–),
GalC(–)
und MBP(–). Astrozyten
des Typs II, welche Gliazellen sind, die eine sternförmige, Fortsätze aufweisende
Morphologie zeigen, besitzen den Phänotyp GFAP(+), A2B5(+), GalC(–) und MBP(–).
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Wenn
sich die Zellen einmal differenziert haben, werden sie erneut untersucht
im Hinblick auf die Expression des gewünschten Proteins. Zellen mit dem
gewünschten
Phänotyp
können
isoliert werden und in Empfänger
implantiert werden, die das Protein oder das biologisch aktive Molekül benötigen, welches
durch die genetisch veränderte
Zelle exprimiert wird.
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Es
kann ein beliebiges Verfahren für
Implantation von Präkursorzellen
in das ZNS verwendet werden, sodass die Zellen angemessen in das
ZNS integrieren. Die Injektionsverfahren, beispielhaft dargestellt
durch diejenigen, welche von Duncan et al., J. Neurocytology, 17:351–361 (1988)
verwendet wurden, und zur Verwendung beim Menschen im Maßstab vergrößert und
verändert
wurden, sind bevorzugt. Die von Gage et al., U.S. Patent Nr. 5,082,670 gelehrten
Verfahren für
die Injektion von Zellsuspensionen wie etwa Fibroblasten in das
ZNS können auch
für die
Injektion von Präkursorzellen
verwendet werden. Zusätzliche
Ansätze
und Verfahren können in "Neural Grafting in
the Mammalian CNS",
Bjorklund und Stenevi, Eds., (1985) gefunden werden. Die Zahl der
injizierten genetisch veränderten
Zellen wird die sein, welche erforderlich ist, um eine therapeutische
Wirkung bereitzustellen und hängt
von der zu behandelnden Erkrankung ab. Im Allgemeinen liegen genetisch
veränderte
neurale Präkursorzellen
im Gehirn mit einer Konzentration von größer als 10 Zellen/100 Kubikmikrometer
vor.
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Wenn
die Präkursorzellen
in den Empfänger injiziert
werden sollen und nicht von einem Gewebe des Wirts stammen (d.h.
Allotransplantat oder Heterotransplantat), können Immunsuppressionsverfahren
erforderlich sein, um die Langlebigkeit des Transplantats sicherzustellen.
Eine lokale Immunsuppression wird von Gruber, Transplantation 54:1–11 (1992) offenbart,
welche durch Referenz enthalten ist.
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Rossini,
U.S. Patent Nr. 5,026,365 offenbart Verkapselungsverfahren, die
für eine
lokale Immunsuppression geeignet sind.
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Als
eine Alternative zur Anwendung von Immunsuppressionsverfahren können bei
den Präkursorzellen
Verfahren des Genaustauschs oder Knockout angewendet werden, unter
Verwendung von homologer Rekombination in embryonalen Stammzellen,
gelehrt von Smithies et al. (Nature, 317:230–234 (1985) und ausgedehnt
auf einen Genaustausch oder Knockout in Zelllinien (N. Zheng et
al., PNAS, 88:8067–8071
(1991)), zur Entfernung der Gene des Haupthistokompatibilitätkomplexes
(MHC). Präkursorzellen
ohne MHC-Expression ermöglichen
die Transplantation von angereicherten neuralen Zellpopulationen über allogene
und vielleicht sogar heterogene Histokompatibilitätsbarrieren,
ohne dass der Empfänger
immunsupprimiert werden muss. Allgemeine Übersichten und Zitate für die Verwendung von
rekombinanten Verfahren zur Verringerung der Antigenizität von Spenderzellen
werden auch von Gruber (siehe oben) offenbart. Beispielhafte Ansätze zur
Verringerung der Immunogenizität
von Transplantaten durch Oberflächenveränderung
werden von Faustman WO 92/04033 (1992) offenbart.
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Obwohl
feste Gewebefragmente und Zellsuspensionen von neuralem Gewebe als
ein Ganzes immunogen sind, kann es möglich sein, dass einzelne Zelltypen
innerhalb des Transplantats selbst in einem geringeren Ausmaß immunogen
sind. Beispielsweise haben Bartlett et al. (Prog. Brain Res. 82: 153–160 (1990))
die neurale Allotransplantatabstoßung aufgehoben durch Vorauswahl
einer Subpopulation von embryonalen Neuroepithelzellen für die Transplantation
durch die Verwendung einer Immunobeadseparation auf Basis der MHC-Expression. Folglich
ist ein anderer Ansatz bereitgestellt zur Verringerung der Möglichkeit
der Allotransplantat- und Heterotransplantatabstoßung durch
den Empfänger ohne
Verwendung von Immunsuppressionverfahren.
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Ergebnisse
von Studien zur humanen Transplantation haben gezeigt, dass das Überleben
von fötalem
mesencephalischem Allotransplantatgewebe im Parkinson-Gehirn relativ
schlecht ist (Freed et al. und Spencer et al siehe oben).
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Das
schlechte Überleben
des verpflanzten Materials kann verursacht sein durch die gleichen
mit der Erkrankung assoziierten Faktoren, welche die ursprüngliche
Neurodegeneration ergaben. Man kann vorhersagen, dass die Umgebung,
welche für
die eigenen Neuronen des Empfängers
toxisch war, auf ähnliche
Art und Weise toxisch ist für
das verpflanzte Gewebe oder die Zellen. Unterstützung dafür kommt von Berichten einer
signifikanten funktionellen Verbesserung, die durch das implantierte
fötale
Mesencephalongewebe in MPTP-geschädigten Menschen bereitgestellt
wird (Widner et al., siehe oben). Anders als bei der Situation im
Gehirn der Parkinson-Krankheit ist das MPTP-induzierte Parkinson-Syndrom
primär
ein funktioneller Verlust der dopaminergischen Neuronen der Substantia
nigra ohne die zugrundeliegenden idiopathischen Prozesse, die mit
der Parkinson-Krankheit in Verbindung stehen. Im Gegensatz zum Gehirn
der Parkinson-Erkrankung ist das MPTP-geschädigte menschliche Gehirn wahrscheinlich
zur Zeit der Implantation frei von neurotoxischen Substanzen.
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Kürzlich ist
von Liu et al. (Cell, 70:539–551 (1992))
die cDNA eines neuen Chromaffingranulatransporters (CGAT, „chromaffin
granule amine transporter")
beschrieben worden, welche in vitro eine Resistenz gegen das Neurotoxin
MPP+ in CHO-Zellen verleiht. Da dopaminergische Neuronen von der
Substantia nigra spezifisch durch MPP+ getötet werden, kann die CGAT-Genexpression
in Präkursorzellen die
Lebensfähigkeit
der Zellen nach der Implantation in das Parkinson-Gehirn verbessern.
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Damit
die hierin beschriebene Erfindung vollständiger verstanden wird, werden
die folgenden Beispiele angeführt.
Es sollte verstanden werden, dass diese Beispiele nur zu illustrativen
Zwecken dienen und nicht den Umfang der Erfindung auf irgendeine Art
und Weise beschränken
sollen.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Propagation der Vorläuferzellen
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CD1-Albinomäuse
(Charles River) des Embryonaltags 14 (E14) wurden dekapitiert und
das Gehirn und Striatum wurden unter Verwendung eines sterilen Verfahrens
entfernt. Das Gewebe wurde mechanisch mit einer feuerpolierten Pasteur-Pipette
in serumfreies Medium ausgetrennt, zusammengesetzt aus einem 1:1
Gemisch von Dulbecco's
modifiziertem Eagle-Medium (DMEM) und F-12 Nahrungsgemisch (Gibco).
Die Zellen wurden für
5 Minuten bei 800 rpm zentrifugiert, der Überstand abgesaugt und die
Zellen wurden zum Auszählen
in DMEM/F-12 Medium resuspendiert.
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Die
Zellen wurden in einem serumfreien Medium, hierin nachfolgend als "Komplettmedium" bezeichnet, suspendiert,
das aus DMEM/F-12 (1:1) zusammengesetzt war, welches Glucose (0,6%),
Glutamin (2 mM), Natriumbicarbonat (3 mM), HEPES (4-[2-Hydroxyethyl]-1-piperazinethansulfonsäure)-Puffer
(5 mM) umfasste, und ein definiertes Hormongemisch und Salzgemisch
(um das Serum zu ersetzen), welches Insulin (25 μg/ml), Transferrin (100 μg/ml), Progesteron
(20 nM), Putrescin (60 μM)
und Selenchlorid (30 nM) (alles außer Glutamin [Gibco] von Sigma)
enthielt. Außerdem
enthielt das Medium 16–20
ng/ml EGF (gereinigt von der Submandibulardrüse der Maus, Collaborative
Research) oder TGF (human, rekombinant, Gibco). Die Zellen wurden
mit 0,2 × 106 Zellen/ml in 75 cm2 Gewebekulturflaschen (Corning)
ohne Substratvorbehandlung ausplattiert und in einem Inkubator bei
37°C, 100%
Luftfeuchtigkeit, 95% Luft/5% CO2 untergebracht.
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Die
Zellen proliferierten innerhalb der ersten 48 Stunden und nach 3–4 Tagen
in vitro (DIV, "days in
vitro") bildeten
sich kleine Cluster, bekannt als Neurosphären, welche sich zwischen 4–6 DIV vom Substrat
abhoben.
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Nach
7 DIV wurden die Neurosphären
entfernt, bei 400 rpm für
2–5 Minuten
zentrifugiert und das Pellet mechanisch mit einer feuerpolierten Glas-Pasteur-Pipette in 2 ml Komplettmedium
in einzelne Zellen getrennt.
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1 × 106 Zellen wurden in eine 75 cm2 Gewebekulturflasche
mit 20 ml des EGF-haltigen
Komplettmediums wieder ausplattiert. Die Proliferation der Stammzellen
und Bildung neuer Neurosphären wurde
wieder eingeleitet. Dieses Verfahren kann alle 6–8 Tage wiederholt werden,
um eine unbegrenzte Anzahl von Stammzellen zu erhalten.
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Beispiel 2
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Genetische Veränderung
von Präkursorzellen
mit einem Retrovirus, der das bakterielle β-Galactosidasegen enthält
-
Die
Vorläuferzellen
wurden wie in Beispiel 1 beschrieben propagiert. Eine große Flasche
Neurosphären
(4–5 Tage
alt) der Passage 1 wurde geschüttelt,
um die Sphären
von der Flasche zu lösen.
Die Flasche wurde bei 400 rpm für
3–5 Minuten
rotiert. Etwa die Hälfte
des Mediums wurde entfernt ohne die Neurosphären zu stören. Die Sphären und
das restliche Medium wurden entfernt, in einem 12 ml Falcon Zentrifugenröhrchen platziert
und bei 600 rpm für
3–5 Minuten
rotiert. Das restliche Medium wurde entfernt, wobei einige hundert
Mikroliter zurückgelassen
wurden.
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Ein
Retrovirus, welcher das bakterielle β-Galactosidasegen enthielt,
wurde verpackt und sekretiert, in einer Replikations-abhängigen Art
und Weise, von der CRE BAG2 Zelllinie, hergestellt von C. Cepko.
Einen Tag nachdem die CRE-Zellen
Konfluenz erreichten, wurden die Zellen mit PBS gewaschen und das
Retrovirus wurde in DMEM/F12/HM/20 ng/ml EGF für vier Tage gesammelt. Das
Virus-haltige Medium wurde durch einen 0,45 μm Spritzenfilter filtriert. Die
Neurosphären
wurden in dem Virus-haltigen Medium resuspendiert, in eine große Flasche übertragen
und in einem Inkubator über
Nacht bei 37°C
belassen. Am nächsten
Tag wurden die Inhalte der Flaschen in 12 ml Zentrifugenröhrchen übertragen
und bei 800 rpm rotiert. Die Zellen wurden in EGF-haltigem Medium/HM resuspendiert,
zu Einzelzellen aufgetrennt und gezählt. Die Zellen wurden wieder
ausplattiert in einer großen
Flasche mit 50 000 Zellen/ml in insgesamt 20 ml.
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Vier
Tage später
wurden die transformierten Zellen mit G418 bei einer Konzentration
von 300 μg/ml
selektiert. Transformierte Sphären
wurden auf einem mit Polyornithin beschichteten Glasdeckgläschen in
einer 24-Well-Platte ausplattiert. Nachdem die Neurosphären sich
an die Platte anhefteten, wurden die Zellen mit 0,1 % Glutaraldehyd
für 5 Minuten bei
4°C fixiert.
Nachdem die Zellen fixiert waren, wurden sie zweimal mit PBS für 10 Minuten
gewaschen. Dann wurden die Zellen mit 0,1 % TritonR in
PBS für 10–15 Minuten
bei Raumtemperatur gewaschen. Eine 1 mg/ml X-Gal-Lösung wurde
jedem Well zugegeben und über
Nacht bei 37°C
inkubiert. Nach der Inkubation über
Nacht wurden die Zellen dreimal mit PBS für jeweils 10 Minuten gewaschen
und im Hinblick auf irgendwelche Reaktionsprodukte beobachtet. Eine
positive Reaktion ergab eine blaue Farbe, was anzeigt, dass die
Zellen das übertragene
Gen enthalten.
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Beispiel 3
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Herstellung von Präkursorzellen
aus transgenen Mäusen
-
Transgene
Mäuse wurden
erzeugt unter Verwendung einer pronuklearen Standardinjektion des chimären MBP-lacZ-Gens,
in welchem der Promotor für
MBP die Expression der E.coli β-Galactosidase (lacZ)
steuert. Transgene Tiere wurden durch PCR identifiziert, unter Verwendung
von Oligonukleotiden, die spezifisch für lacZ sind.
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Die
Neurosphären
wurden aus transgenen E15-Mäusen
und DNA-negativen Wurfgenossen unter Verwendung der in Beispiel
1 dargelegten Verfahren hergestellt. Die Neurosphären wurden
in dem definierten Kulturmedium in Gegenwart von 20 ng/ml EGF propagiert
und wurden wöchentlich
für 35
Wochen passagiert. Für
die Passage wurden die Neurosphären
geerntet, sanft bei 800 rpm zentrifugiert und mechanisch durch Zerstoßen mit
einer feuerpolierten Pasteurpipette zerteilt. Bei verschiedenen
Passagen wurden die Zellen durch Veränderung der Kulturbedingungen
zur Differenzierung in Oligodendrozyten, Astrozyten und Neuronen
induziert. Die freifließenden
Stammzellcluster wurden sanft zentri fugiert, im gleichen Basis-definierten
Medium ohne EGF und mit 1 % fötalem
Kälberserum
resuspendiert und auf mit Polyornithin behandelten Glasdeckgläschen ausplattiert,
um die Anheftung der Zellen zu fördern.
Die Cluster heften sich fest an das Glas und die Zellen verlangsamen
oder stoppen die Teilung und beginnen, sich zu differenzieren.
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Die
Identifizierung von verschiedenen Zelltypen wurde durchgeführt unter
Verwendung der Immunfluoreszenzmikroskopie mit Antikörpern, welche für Neuronen
(MAP-2, NF-L und NF-M), Astrozyten (GFAP) und Oligodendrozyten und
Oligodendrozytenpräkursoren
(A2B5, O1, O4, Gal
C und MBP) spezifisch waren. Ein bis 14 Tage nach dem Ausplattieren
wurden die Zellen auf den Deckgläschen
unfixiert für
30 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert mit den primären Antikörpern O1,
O4, GalC und A2B5 (Überstände), verdünnt in Minimalessentialmedium
mit 5% normalem Ziegenserum und 25 mM HEPES-Puffer, pH 7,3 (MEM-HEPES, NGS). Nach
den primären
Antikörpern
wurden die Deckgläschen
sanft fünfmal
in Rhodamin-konjugierten sekundären
Antikörpern (Sigma),
die in MEM-HEPES,
NGS verdünnt
waren, gewaschen. Die Deckgläschen
wurden dann fünfmal mit
MEM-HEPES gewaschen und mit saurem Alkohol (5% Eisessig/95% Ethanol)
bei –20°C fixiert. Dann
wurden die Deckgläschen
fünfmal
mit MEM-HEPES gewaschen
und entweder fixiert und unter Verwendung von Fluoreszenzmikroskopie
untersucht, oder mit polyklonalem Kaninchen-Antiserum, das gegen
GFAP, Nestin, MBP oder Proteolipidprotein (PLP) gerichtet war, immunreagiert.
Wenn sie einer zweiten Runde der Immunmarkierung unterzogen wurden,
wurden die Deckgläschen
zuerst für
1 Stunde mit 5% normalem Ziegenserum (NGS) in 0,1 M Phosphatpuffer
mit 0,9% NaCl bei pH 7,4 (PBS) inkubiert und dann in primären Kaninchen-Antikörpern, verdünnt in NGS,
für 1–2 Stunden
bei Raumtemperatur inkubiert. Die Deckgläschen wurden dreimal mit PBS
gewaschen und dann mit den geeigneten sekundären Antikörperkonjugaten, verdünnt in NGS,
inkubiert, erneut mit PBS gewaschen und dann schließlich auf
Glasmikroskopträger
mit Citifluor-Antibleichfixiermittel fixiert und unter Verwendung
eines Fluoreszenzmikroskops untersucht. In Fällen, bei denen sie nicht zuerst
mit den monoklonalen Antikörperüberständen inkubiert
wurden, wurden die Deckgläschen für 20 Minuten
mit 4% Paraformaldehyd in PBS (pH 7,4) fixiert, mit PBS gewaschen,
mit 100% Ethanol permeabilisiert, erneut mit PBS gewaschen und 5%
NGS in PBS für
1 Stunde inkubiert. Die primären
Antikörper
und sekundären
Antikörperkonjugate
wurden wie oben beschrieben verwendet.
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Die
neuralen Stammzellen, die von den transgenen Tieren stammten, waren
nicht von den nicht transgenen Stammzellen unterscheidbar, im Hinblick
auf ihr Potenzial zur Differenzierung in Neuronen, Astrozyten und
Oligodendrozyten. Der MBP-Promotor steuerte die Expression des β-Galactosidasereportergens
in einer zellspezifischen und entwicklungsmäßig geeigneten Art und Weise.
Die Transgenexpression ist hochstabil, da Oligodendrozyten, die
von MBP-lacZ-Neurosphären
einer späten Passage
(20 Passagen) stammen, das β-Galactosidasegen
exprimierten. Folglich sind transgen markierte Neurosphären wahrscheinlich
eine ausgezeichnete Quelle für
Zellen für
eine Gliatransplantation.
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Beispiel 4
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Genetische Veränderung
von Präkursorzellen
unter Verwendung einer Calciumphosphattransfektion
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Präkursorzellen
werden wie in Beispiel 1 beschrieben propagiert. Die Zellen werden
dann unter Verwendung eines Calciumphosphattransfektionsverfahren
infiziert. Für
die Standardcalciumphosphattransfektion werden die Zellen mechanisch
in eine Einzelzellsuspension geteilt und auf behandelten Gewebekulturplatten
bei 50% Konfluenz (50 000 – 75 000
Zellen/cm2) ausplattiert, und können über Nacht anhaften.
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Das
modifizierte Calciumphosphattransfektionsverfahren wird wie folgt
durchgeführt:
DNA (15–25 μg) in sterilem
TE-Puffer (10 mM Tris, 0,25 mM EDTA, pH 7,5), verdünnt auf
440 μl mit
TE, und 60 μl
2 M CaCl2 (pH bis 5,8 mit 1 M HEPES-Puffer) wird zu dem
DNA/TE-Puffer zugegeben. Insgesamt 500 μl 2 × HeBS (HEPES-gepufferte Saline;
275 mM NaCl, 10 mM KCl, 1,4 mM Na2HPO4, 12 mM Dextrose, 40 mM HEPES-Pufferpulver,
pH 6,92) wird zu dieser Mischung tropfenweise zugegeben. Das Gemisch
wird bei Raumtemperatur für
20 Minuten stehen gelassen. Die Zellen werden kurz mit 1 × HeBS gewaschen
und 1 ml der mit Calciumphosphat präzipitierten DNA-Lösung wird
zu jeder Platte zugegeben, und die Zellen werden bei 37°C für 20 Minuten inkubiert.
Nach dieser Inkubation werden 10 ml Komplettmedium zu den Zellen
zugegeben, und die Platten werden in einem Inkubator (37°C, 9,5% CO2) für weitere
3–6 Stunden
platziert. Die DNA und das Medium werden durch Absaugen am Ende
der Inkubationszeit entfernt, und die Zellen werden dreimal mit komplettem
Wachstumsmedium gewaschen und dann in den Inkubator zurückgestellt.
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Beispiel 5
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Genetisch veränderte Präkursorzellen,
welche NGF exprimieren
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Unter
Verwendung entweder des rekombinanten Retrovirus oder des direkten
DNA-Transfektionsverfahrens wird ein chimäres Gen, zusammengesetzt aus
dem Promotor des humanen Cytomegalievirus CMV, welcher die Expression
des NGF-Gens der
Ratte steuert, in die Neurosphärenzellen
eingebracht. Außerdem
umfasst der Vektor das E.coli Neomycinresistenzgen, gesteuert von
einem viralen Promotor. Nach 2 Wochen G418-Selektion werden die
Zellen unter Verwendung einer Grenzverdünnung in 96-Multi-Well-Platten
kloniert, und die resultierenden Klone werden im Hinblick auf eine
Neurotrophinproteinexpression unter Verwendung eines Neurotrophinrezeptor-
(trk-Familie) Autophosphorylierungsbioassays untersucht.
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Klone,
die hohe Spiegel von NGF exprimieren, werden vor der Differenzierung
in T-Flaschen expandiert. Die Zellen werden dann aus dem EGF-haltigen
Komplettmedium entfernt und mit einer Kombination von Serum und
einem Cocktail von Wachstumsfaktoren behandelt, um die Astrozytendifferenzierung
zu induzieren. Die Astrozyten werden erneut im Hinblick auf NGF-Expression
untersucht, um sicherzustellen, dass die differenzierten Zellen
weiterhin die trophischen Faktoren exprimieren. Astrozyten, welche
NGF sekretieren, werden dann in Rattengehirne mit Fimbria/Fornix-Läsionen unmittelbar nach
der Läsion
injiziert, um die cholinergen Neuronen zu schützen. Kontroll-Astrozyten,
welche kein NGF sekretieren, werden auf ähnliche Art und Weise in läsionierte
Tiere injiziert. Die Schonung der cholinergen Neuronen im Läsionsmodell
wird bewertet unter Verwendung einer Immunzytochemie für ChAT, dem
Marker dieser cholinergischen Neuronen.
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Beispiel 6
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Genetisch veränderte Präkursorzellen,
die CGAT exprimieren
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Die
Vorläuferzellen
werden wie in Beispiel 1 propagiert. Diese Zellen werden mechanisch
zerteilt und auf Plastikpetrischalen ausplattiert und mit einem
Retrovirus infiziert, welcher die CGAT-cDNA enthält. Die Expression der CGAT-cDNA (Liu et al., siehe
oben) wird durch einen konstitutiven Promotor (CMV oder SV40, oder
einem retroviralen LTR) oder einem zellspezifischen Promotor (TH
oder andere dopaminerge oder catecholaminerge zellspezifische regulatorische
Elemente oder dergleichen) gesteuert. Die Zellen werden im Hinblick
auf die Expression des CGAT-Proteins untersucht. Ausgewählte Zellen können dann
in vitro differenziert werden unter Verwendung eines Wachstumsfaktors
oder einer Kombination aus Wachstumsfaktoren, um dopaminerge oder
prädopaminerge
Neuronen zu erzeugen.