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Die
Erfindung betrifft Polypeptide, die für die Behandlung von Gefäßstörungen wie
beispielsweise Thrombose vorteilhaft sind. Die Erfindung betrifft
ferner die Herstellung von pharmakologisch vorteilhaften Mengen
des Polypeptids gemäß der vorliegenden
Erfindung durch rekombinante DNA-gerichtete Verfahren.
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Der
Begriff "Hämostase" bezieht sich auf
jene Vorgänge,
die die Verteidigungsmechanismen des Blutes gegen den durch Gefäßverletzungen
hervorgerufenen Verlust von zirkulierendem Blut umfassen. Vorgänge, die
als physiologische Reaktionen auf eine Gefäßverletzung normal sind, können unter
Krankheitsumständen,
wie beispielsweise bei einem Patienten, der unter einer atherosklerotischen
Gefäßerkrankung
oder chronischer kongestiver Herzinsuffizienz leidet, zur Bildung
von unerwünschten
Thromben (Gerinnseln) führen,
mit nachfolgender Gefäßverstopfung.
Die Beeinträchtigung
des Blutflusses zu Organen kann unter solchen Umständen zu
schweren Krankheitszuständen
führen,
einschließlich
einem Myokardinfarkt, einer Hauptursache für die Sterblichkeit in den
entwickelten Ländern.
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Die
Drosselung oder Beendigung des Blutflusses innerhalb des Kreislaufsystems
als Reaktion auf eine Wunde oder als Ergebnis eines Gefäßkrankheitszustandes
beinhaltet eine komplexe Serie von Reaktionen, die in zwei Prozesse
eingeteilt werden können,
die primäre
und sekundäre
Hämostase.
Primäre
Hämostase
betrifft den Vorgang der Blutplättchenpfropf-
oder Weichgerinnselbildung. Die Blutplättchen sind kernlose scheibenförmige Strukturen
mit einem Durchmesser von ungefähr
2–5 Mi kron;
die von megakaryozytären
Zellen abgeleitet sind. Eine wirksame primäre Hämostase wird durch Blutplättchenadhäsion erreicht,
die Wechselwirkung von Blutplättchen
mit der Oberfläche
von geschädigtem
Gefäßendothel,
auf dem darunterliegende Kollagenfasern und/oder andere adhäsive Makromoleküle wie Proteoglykane
und Glykosaminoglykane exponiert sind, an die Blutplättchen binden.
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Sekundäre Hämostase
beinhaltet die Verstärkung
oder Quervernetzung des weichen Blutgerinnsels. Dieser sekundäre Prozeß wird durch
im Plasma zirkulierende Proteine (Gerinnungsfaktoren) initiiert,
die bei der primären
Hämostase
aktiviert werden, entweder in Reaktion auf eine Wunde oder einen
Gefäßkrankheitszustand.
Die Aktivierung dieser Faktoren führt schließlich zur Bildung einer polymeren
Matrix des Proteins Fibrinogen (dann Fibrin genannt), welche das
weiche Gerinnseln verstärkt.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Anti-Blutplättchen-Arzneimittel. Anti-Blutplättchen-Arzneimittel schließen Arzneimittel
ein, die die primäre
Hämostase
durch Veränderung
der Blutplättchen
oder deren Wechselwirkung mit anderen Bestandteilen des Kreislaufsystems
unterdrücken.
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Bestimmte
Anti-Blutplättchen-Arzneimittel
agieren durch einen oder mehrere Mechanismen. Ein erstes Beispiel
beinhaltet die Reduzierung der Verfügbarkeit von ionisiertem Kalzium
innerhalb des Blutplättchen-Zytoplasmas,
wodurch die Aktivierung des Blutplättchens und die sich daraus
ergebende Aggregation beeinträchtigt
werden. Für
diese Strategie repräsentative
Pharmazeutika beinhalten Prostacyclin und auch Persatin® (Dipyridamol),
das die Kalzium-Konzentrationen durch Beeinflus sung der Konzentration
von zyklischem AMP beeinflussen kann. Viele Nebenwirkungen, die
mit der Verabreichung dieser Verbindungen verbunden sind, sind dargestellt
worden. Eine weitere Klasse von Anti-Blutplättchen-Arzneimitteln wird durch Hemmung
der Synthese von Thromboxan A2 innerhalb
des Blutplättchens,
wodurch die Blutplättchen-Aktivierungs-Reaktion
vermindert wird. Nichtsteroidale antientzündliche Mittel wie beispielsweise
Ibuprofen, Phenolbutazon und Napthroxan können eine ähnliche Wirkung durch kompetitive
Hemmung eines bestimmten Cyclooxygenaseenzyms hervorrufen, das die
Synthese eines Vorläufers
von Thromboxan A2 katalysiert. Eine ähnliche
therapeutische Wirkung kann erhalten werden durch die Verabreichung
von Aspirin, von dem gezeigt wurde, daß es ein Cyclooxygenaseenzym,
das zur Erzeugung von Thromboxan A2 erforderlich
ist, irreversibel acetyliert. Ein dritter Anti-Blutplättchen-Mechanismus hat die
Blutplättchenmembran
einbezogen, indem er in die Oberflächenrezeptor-Funktion eingreift.
Ein solches Arzneimittel ist Dextran, ein großes verzweigtes Polysaccharid,
von dem angenommen wird, daß es
die Wechselwirkung von Fibrinogen mit Blutplättchen-Rezeptoren, die bei
der Aggregation exponiert sind, beeinträchtigt. Dextran ist für Patienten
mit einer Vorgeschichte von Nierenproblemen oder mit Herzschäden kontraindiziert.
Von dem Therapeutikum Ticlopidin wird angegeben, daß es die
Blutplättchenadhäsion und
-Aggregation durch Unterdrückung
der Bindung des von-Willebrand-Faktors und/oder von Fibrinogen an
ihre jeweiligen Rezeptoren auf der Blutplättchenoberfläche hemmt. Es
ist jedoch gefunden worden, daß Ticlopidin
eine ungenügende
Spezifität
aufweist, um das Erfordernis der Verabreichung großer Dosen
zu eliminieren, die wiederum mit klinischen Nebenwirkungen verbunden
sein können.
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Die
vorgenannten Pharmazeutika sind dem Körper fremd und können zahlreiche
nachteilige klinische Nebenwirkungen verursachen, da es nicht möglich ist,
solche Verbindungen daran zu hindern, an anderen Aspekten der Physiologie
oder Biochemie eines Patienten teilzunehmen, insbesondere wenn hohe
Dosen erforderlich sind. Es wäre
wünschenswert,
Pharmazeutika bereitzustellen, die solch eine Spezifität für bestimmte Hämostasereaktionen
aufweisen, so daß sie
in niedrigen Dosen an den an Patienten verabreicht werden könnten, wobei
diese Dosen mit geringerer Wahrscheinlichkeit nachteilige Wirkungen
beim Patienten hervorrufen.
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Ein
Beispiel für
ein Pharmazeutikum, das für
ein Therapeutikum repräsentativ
ist, das von einem natürlichen
Bestandteil des Hämostaseprozesses
abgeleitet ist, ist in der EPA-Veröffentlichung
Nr. 317278 beschrieben. Diese Veröffentlichung offenbart ein
Verfahren zur Hemmung von Thrombose bei einem Patienten durch Verabreichung
eines therapeutischen Polypeptids an einen Patienten, das den aminoterminalen
Bereich der α-Kette
von Blutplättchenmembran-Glykoproteine
Ib, oder ein Unterfragment davon, umfaßt.
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Die
vorliegende Erfindung ist gerichtet auf die Bereitstellung von antithrombotischen
Polypeptiden, die vom von-Willebrand-Faktor
abgeleitet sind, einem der Proteine des Hämostase-Mechanismus.
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Entsprechend
wird in einem ersten Aspekt der Erfindung ein Polypeptid bereitgestellt,
das die Fähigkeit
hat, eine Bindung des von-Willebrand-Faktors (vWF) an Blutplättchen zu
inhibieren, und das ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus:
- (A) einem Polypeptid,
bestehend aus der Aminosäuresequenz
desjenigen Fragments der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit, dessen
Aminoterminus bei Cys509 und dessen Carboxyterminus
bei Cys695 liegt, und bei dem der Cys509-Rest
und der Cys695-Rest im natürlich vorkommenden
Fragment durch eine intramolekulare Disulfidbindung verbunden sind,
wobei das Polypeptid eine modifizierte Form dieses Fragments ist,
insofern die Cysteinreste so modifiziert sind, daß sie keine
Disulfidbindung bilden können;
- (B) einem Polypeptid, bestehend aus: (i) dem modifizierten Fragment
von (A); und (ii) der Aminosäuresequenz
desjenigen Fragments der reifen vWF-Untereinheit, dessen Aminoterminus
bei Arg441 und dessen Carboxyterminus bei
Tyr508 liegt, oder einem Unterfragment davon
oder einer Kombination von Unterfragmenten davon; wobei die Sequenzen
von (B)(i) und (B)(ii) durch eine kovalente Bindung zwischen dem Aminoterminus
des modifizierten Fragments von (B)(i) und dem Carboxyterminus des
Fragments von (B)(ii) verbunden sind; und
- (C) einem Polypeptid, bestehend aus; (i) dem modifizierten Fragment
von (A); und (ii) der Aminosäuresequenz
desjenigen Fragments der reifen vWF-Untereinheit, dessen Aminoterminus
bei Asp696 und dessen Carboxyterminus bei
Val733 liegt, oder einem Unterfragment davon
oder einer Kombination von Unterfragmenten davon; wobei die Sequenzen
von (C)(i) und (C)(ii) durch eine kovalente Bindung zwischen dem Carboxyterminus
des modifizierten Fragments von (C)(i) und dem Aminosäureterminus
des Fragments von (C)(ii) verbunden sind.
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In
einem zweiten Aspekt der Erfindung wird ein Polypeptid bereitgestellt,
das die Fähigkeit
hat, die Bindung des von- Willebrand-Faktors
(vWF) an Blutplättchen
zu inhibieren und aus einem Fragment der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit besteht,
das ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus: Arg441 bis Asp709, Arg441 bis Pro704, Arg441 bis Glu700, Arg441 bis Asp696, Gln475 bis Val733, Thr492 bis Val733 Tyr508 bis Val733, Tyr508 bis His709, Tyr508 bis Pro704 und Tyr508 bis
Glu700, wobei die Cysteinreste Cys509 und Cys695 dieser
Fragmente im natürlich
vorkommenden Fragment durch eine intramolekulare Disulfidbindung
verbunden sind und das Polypeptid eine modifizierte Form des Fragments
ist, insofern das Polypeptid die Disulfidbindung nicht enthält.
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In
einem dritten Aspekt der Erfindung wird ein Polypeptid bereitgestellt,
das die Fähigkeit
hat, die Bindung des von-Willebrand-Faktors
(vWF) an Blutplättchen
zu inhibieren, und das ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus:
- (A) einem
Polypeptid, bestehend aus: der Aminosäuresequenz desjenigen Fragments
der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit,
dessen Aminoterminus bei Cys509 und dessen
Carboxyterminus bei Cys695 liegt, und in
dem der Aminosäurerest
Cys509 und der Aminosäurerest Cys695 im
natürlich
vorkommenden Fragment durch eine intramolekulare Disulfidbindung
verbunden sind, wobei das Polypeptid eine modifizierte Form des
Fragments ist, insofern das Polypeptid keine Disulfidbindung enthält und die
Aminosäurereste
von Cystein-Aminosäureresten
verschieden sind;
- (B) einem Polypeptid, bestehend aus: (i) dem modifizierten Fragment
von (A); und (ii) der Aminosäuresequenz
desjenigen Fragments der reifen vWF-Untereinheit, dessen Aminoterminus
bei Arg441 und dessen Carboxyterminus bei
Tyr508 liegt, oder einem Unterfragment davon
oder einer Kombination von Unterfragmenten davon; wobei die Sequenzen
von (B)(i) und (B)(ii) durch eine kovalente Bindung zwischen dem Aminoterminus
des modifizierten Fragments von (B)(i) und dem Carboxyterminus des
Fragments von (B)(ii) verbunden sind;
- (C) Polypeptid, bestehend aus: (i) dem modifizierten Fragment
von (A); und (ii) der Aminosäuresequenz desjenigen
Fragments der reifen vWF-Untereinheit, dessen Aminoterminus bei
Asp696 und dessen Carboxyterminus bei Val733 liegt, oder einem Unterfragment davon
oder einer Kombination von Unterfragmenten davon; wobei die Sequenzen
von (C)(i) und (C)(ii) durch eine kovalente Bindung zwischen dem
Carboxyterminus des modifizierten Fragments von (C)(i) und dem Aminoterminus
des Fragments von (C)(ii) verbunden sind.
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In
einem vierten Aspekt der Erfindung wird eine DNA-Sequenz bereitgestellt,
die ein Polypeptid gemäß der Erfindung
in ihrem ersten, zweiten und dritten Aspekt kodiert.
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In
einem fünften
Aspekt der Erfindung wird ein Klonierungshilfsmittel bereitgestellt,
das eine DNA-Sequenz gemäß der Erfindung
in ihrem vierten Aspekt enthält.
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In
einem sechsten Aspekt der Erfindung wird ein Expressionsplasmid
oder viraler Expressionsvektor, enthaltend eine DNA-Sequenz gemäß der Erfindung
in ihrem vierten Aspekt, bereitgestellt.
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In
einem siebenten Aspekt der Erfindung, wird eine rekombinante Wirtszelle
bereitgestellt, die mit einem Expressionsplasmid oder einem viralen
Expressionsvektor gemäß der Erfindung
in ihrem sechsten Aspekt transformiert ist.
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In
einem achten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung
eines Polypeptids aus einer kodierenden DNA-Sequenz gemäß der Erfindung in ihrem vierten
Aspekt bereitgestellt, das folgende Schritte umfasst:
- (A) Bereitstellen der DNA-Sequenz; und
- (B) Einbringen der DNA-Sequenz in einen geeigneten Vektor, um
ein Konstrukt zu erzeugen, das ein Expressionsplasmid oder einen
viralen Expressionsvektor umfaßt,
wobei das Konstrukt befähigt
ist, die Expression des Polypeptids in einer Wirtszelle zu lenken;
und
- (C) Transformieren einer Wirtszelle mit dem Expressionsplasmid
oder dem viralen Expressionsvektor; und
- (D) Kultivieren der transformierten Wirtszelle unter Bedingungen,
die eine Expression des Polypeptids innerhalb der Wirtszelle verursachen.
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In
einem neunten Aspekt der Erfindung wird ein Antikörper bereitgestellt,
der spezifisch ist für
ein Polypeptid, das die Bindung des vWF an Blutplättchen inhibieren
kann, wobei der Antikörper
ein Epitop erkennt, das zwischen den Aminosäureresten Cys509 und
Cys695 der reifen vWF-Untereinheit liegt.
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In
einem zehnten Aspekt der Erfindung wird eine therapeutische Zusammensetzung
aus einem oder mehreren der Polypeptide nach der Erfindung in ihrem
ersten, zweiten oder dritten Aspekt, die befähigt ist, eine Bindung des
von-Willebrand-Faktors
(vWF) an Blutplättchen
zu inhibieren, und einem pharmazeutisch annehmbaren Träger bereitgestellt.
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In
einem elften Aspekt der Erfindung wird die Verwendung eines Polypeptids
gemäß der Erfindung
in ihrem ersten, zweiten oder dritten Aspekt zur Herstellung eines
Arzneimittels zur Verwendung in einem Verfahren zur Hemmung der
Aktivierung und/oder Aggregation von Blutplättchen bereitgestellt.
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In
einem zwölften
Aspekt der Erfindung wird die Verwendung eines Polypeptids gemäß der Erfindung in
ihrem ersten, zweiten oder dritten Aspekt zur Herstellung eines
Arzneimittels zur Verwendung in einem Verfahren zur Hemmung der
Adhäsion
von Blutplättchen
an Gefäßoberflächen bereitgestellt.
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In
einem dreizehnten Aspekt der Erfindung wird die Verwendung eines
Polypeptids gemäß der Erfindung
in ihrem ersten, zweiten oder dritten Aspekt zur Herstellung eines
Arzneimittels zur Verwendung in einem Verfahren zur Hemmung oder
Behandlung von Thrombose bei einem Patienten bereitgestellt.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
der Erfindung in einem der verschiedenen Aspekte sind wie unten
beschrieben oder in den Unteransprüchen definiert.
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1 ist eine Tabelle, die die früher veröffentlichte
Aminosäure-
und DNA-Sequenz für
die (menschliche) von-Willebrand-Faktor-Untereinheit zwischen dem
Rest 431 und dem Rest 750 zeigt.
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2 stellt
mehrere der erfindungsgemäßen Polypeptide
dar.
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3 zeigt die relative Fähigkeit einer oxidierten und
einer reduzierten Form eines vWF-abgeleiteten Polypeptids, die Bindung
von gegen GPIbα gerichteten
Antikörpern
an Blutplättchen
zu hemmen.
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Sofern
hier nicht anderweitig angegeben, haben die folgenden Begriffe die
angegebene Bedeutung.
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Kodierende
Sequenz (Kodierende DNA) – DNA-Sequenzen,
die, im geeigneten Leserahmen, für
die Aminosäuren
eines Proteins kodieren. Für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung sollte verstanden werden, daß die Synthese
oder Verwendung einer kodierenden Sequenz notwendigerweise die Synthese
oder Verwendung des entsprechenden komplementären Strangs beinhalten kann,
wie durch 5'-CGG·GGA·GGA-3'/3'-GCC·CCT·CCT-5' gezeigt wird, welche
das Tripeptid NH2-arg-gly-gly-CO2H "kodiert". Eine Diskussion über oder
ein Anspruch auf einen Strang gilt als Bezugnahme oder Anspruch
auf den anderen Strang und das doppelsträngige Gegenstück davon,
soweit gemäß der Praxis
in der Fachwelt jeweils anwendbar, geeignet oder erforderlich.
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cDNA – Ein DNA-Molekül oder eine
DNA-Sequenz, das/die enzymatisch aus der (den) in einer mRNA-Matrize
vorliegen Sequenz(en) hergestellt wurde(n).
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Transkribierter
Strang – der
DNA-Strang, dessen Nukleotidsequenz durch die RNA-Polymerase zur Herstellung
von mRNA 3'→5' gelesen wird. Dieser
Strang wird auch als der nichtkodierende Strang bezeichnet.
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Kodierender
Strang oder nichttranskribierter Strang – dieser Strang ist das antiparallele
Gegenstück des
transkribierten Strangs und weist eine Basensequenz auf, die identisch
zu der der mRNA ist, die vom transkribierten Strang hergestellt
wurde, mit der Ausnahme, das Thymin-Basen anwesend sind (anstelle
von Uracil-Basen der mRNA). Er wird als "kodierend" be zeichnet, da wie bei mRNA, und bei
Untersuchung 5'→3', die Kodons für die Translation
direkt erkannt werden können.
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Biologische
Aktivität – eine oder
mehrere Funktionen, Wirkungen, Aktivitäten, durchgeführt oder
hervorgerufen von einem Molekül
in einem biologischen Kontext (d. h. in einem Organismus oder in
einem In-vitro-Faksimile). Eine charakteristische biologische Aktivität des monomeren
52/48-kDa-Fragments der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit
ist die potentielle Fähigkeit,
nur einen Blutplättchen-GPIB-Rezeptor
zu binden, wodurch das Molekül
befähigt
wird, die botrocetininduzierte Bindung von multimerem vWF an Blutplättchen zu
hemmen. Andere resultierende oder verwandte Wirkungen der undimerisierten
52/48-kDa-Spezies beinhalten die Hemmung der Blutplättchenaktivierung,
-Aggregation oder -Adhäsion
an Oberflächen
und die Hemmung von Thrombose.
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Reduzierende
Bedingungen – bezieht
sich auf die Anwesenheit eines "reduzierenden" Mittels in einer Lösung, die
den von-Willebrand-Faktor,
oder davon abgeleitete Polypeptide, enthält, wobei das Mittel die Spaltung
der Disulfidbindungen des vWF verursacht.
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Promotor – DNA-Sequenz
stromaufwärts
von einem Gen, die dessen Transkription fördert.
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Klonierungsvehikel
(Vektor) – Ein
Plasmid, eine Phagen-DNA- oder
andere DNA-Sequenz, die zur Replikation in einer Wirtszelle befähigt ist,
typischerweise charakterisiert durch eine oder eine geringe Anzahl
von Endonuklease-Erkennungsstellen, an denen solche DNA-Sequenzen
in einer bestimmbaren Weise zur Insertion heterologer DNA ohne begleitenden
Verlust einer we sentlichen biologischen Funktion der DNA, zum Beispiel
Replikation, Produktion von Hüllproteinen
oder Verlust von Expressionskontrollregionen wie beispielsweise
Promotoren oder Bindungsstellen, geschnitten werden kann, und die
einen selektierbaren Genmarker enthalten kann, der zur Verwendung
für die
Identifikation von damit transformierten Wirtszellen geeignet ist,
zum Beispiel Tetracyclin-Resistenz oder Ampicillin-Resistenz.
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Plasmid – eine nichtchromosomale
doppelsträngige
DNA-Sequenz, die ein intaktes "Replikon" umfaßt, so daß der Plasmid
in einer Wirtszelle repliziert wird. Wenn der Plasmid in eine prokaryotische
oder eukaryotische Wirtszelle eingebracht wird, können die
Eigenschaften dieser Zelle als Ergebnis der DNA des Plasmids verändert (oder
transformiert) sein. Zum Beispiel transformiert ein Plasmid, der
die Gene für
Tetracyclin-Resistenz (TetR) trägt, eine
Zelle, die vorher gegenüber
Tetracyclin empfindlich war in eine, die resistent dazu ist. Eine
durch einen Plasmid transformiert Zelle wird als "Transformant" bezeichnet.
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Expressionsplasmid – ein Plasmid,
in den die klonierte DNA inseriert wurde, wie beispielsweise das von-Willebrand-Faktor-Strukturgen.
Die darin inserierte DNA-Sequenz kann auch Sequenzen enthalten,
die die Translation von daraus resultierender mRNA kontrollieren
und Restriktionsendonukleasestellen enthalten, die den Zusammenbau
des Expressionsplasmids erleichtern und die weitere Modifikation
desselben erleichtern können.
Ein Expressionsplasmid ist in der Lage, die Expression des kodierten
Polypeptids in einer Wirtszelle zu steuern und enthält üblicherweise
einen Transkriptionspromotor stromaufwärts von der DNA-Sequenz des
kodierten Struktur gens. Ein Expressionsplasmid kann in die chromosomale
DNA des Wirts integriert werden oder auch nicht. Für die Zwecke
dieser Erfindung wird ein integrierter Plasmid nichtsdestoweniger
als Expressionsplasmid bezeichnet.
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Viraler
Expressionsvektor – ein
viraler Expressionsvektor ähnelt
einem Expressionsplasmid, mit der Ausnahme, daß die DNA in ein Viruspartikel
verpackt sein kann, das Zellen durch einen natürlichen biologischen Prozeß transfizieren
kann.
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Stromabwärts – Von einem
Nukleotid des transkribierten Strangs eines Strukturgens wird gesagt,
daß es
stromabwärts
von einem anderen Abschnitt des Gens liegt, wenn das Nukleotid normalerweise
durch eine RNA-Polymerase nach dem früheren Abschnitt des Gens gelesen
wird. Das komplementäre
Nukleotid des nicht transkribierten Strangs oder das entsprechende
Basenpaar innerhalb der doppelsträngige Form der DNA werden ebenfalls
als stromabwärts
bezeichnet.
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Darüber hinaus,
und unter Bezugnahme auf die Richtung der Transkription und der
Translation innerhalb des Strukturgens, bedeutet eine stromaufwärts (oder
5') zu dem Gen zugefügte Restriktionsendonukleasen-Sequenz,
daß sie
vor der Sequenz eingefügt
wurde, die das aminoterminale Ende des Proteins kodiert, während eine
stromabwärts
(oder 3') erzeugte
Modifikation an dem Strukturgen bedeutet, daß sie außerhalb des den Carboxy-Terminus
kodierenden Bereichs davon liegt.
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Von-Willebrand-Faktor
(vWF) – Es
ist ersichtlich, daß alle
hier vorgenommenen Bezugnahmen auf den von-Willebrand-Faktor den
vWF in Menschen betreffen. Der Begriff "von-Willebrand- Faktor" soll in seinem Bereich liegen und alle
Begriffe beinhalten, die unmittelbar hiernach definiert sind.
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Darüber hinaus
wird der von-Willebrand-Faktor als ein Bestandteil der subendothelialen
Matrix, als ein Bestandteil der durch aktivierte Blutplättchen sekretierten α-Granula
und als ein zirkulierendes Blutplasmaprotein gefunden. Es ist möglich, daß die dreidimensionale
Untereinheitenstruktur oder Multiuntereinheitenstruktur von vWF
in diesen verschiedenen Zusammenhängen variiert, möglicherweise
verursacht durch, zum Beispiel, Unterschiede in der Glykosylierung.
Solche Unterschiede verhindern nicht die Herstellung von therapeutisch
nützlichen
vWF-abgeleiteten Polypeptiden aus den vWF-DNA-Sequenzen von Endothelzellen oder Megakaryozyten
gemäß der Erfindung.
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Darüber hinaus
ist es möglich,
daß geringfügige biologisch
unwichtige Unterschiede zwischen den tatsächlichen manipulierten oder
anderweitig gemäß der Erfindung
verwendeten DNAs und Polypeptiden und den hier dargestellten strukturellen
Sequenzen von Aminosäuren
oder Nukleotiden davon vorliegen. Es ist ersichtlich, daß die Erfindung
all solche biologisch unwichtigen Variationen umfaßt.
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Prä-pro-vWF – der von-Willebrand-Faktor
ist Gegenstand einer umfangreichen posttranslationalen Prozessierung.
Der "Prä-pro-vWF" enthält (vom
N- zum C-Terminus) ein aus ungefähr
22 Aminosäureresten bestehendes
Signalpeptid, ein Propeptid von ungefähr 741 Aminosäuren und
dann die ungefähr
2050 Reste des zirkulierenden vWF.
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Pro-vWF – das Signalpeptid
ist aus dem Prä-pro-vWF
entfernt worden.
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Reifer
vWF – der
zirkulierende vWF, wie er im Plasma oder an Subendothel gebunden
gefunden wird. Er besteht aus einer Population von Polypeptidmonomeren,
die üblicherweise
zu verschiedenen Spezies von Multimeren davon assoziiert sind, von
denen jede Untereinheit 2050 Reste lang ist. Darüber hinaus ist der reife vWF üblicherweise
glykosyliert, wenn er in Säugetierzellen
exprimiert wurde.
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Signalpeptid(-sequenz) – ein Signalpeptid
ist die Sequenz von Aminosäuren
in einem neu translatierten Polypeptid, die die Translokation des
Polypeptids über
die Membran des endoplasmatischen Retikulums und in den sekretorischen
Stoffwechselweg der Zelle signalisiert. Ein Signalpeptid tritt typischerweise
am Beginn (Aminoterminus) des Proteins auf und ist 20–40 Aminosäuren lang
mit einer Strecke von ungefähr
5–15 hydrophoben
Aminosäuren
in seinem Zentrum. Typischerweise wird die Signalsequenz proteolytisch
von dem Protein während
oder bald nach dem Vorgang der Translokation in das endoplasmatische
Retikulum abgespalten. Jener Bereich eines Gens oder einer cDNA,
der für
ein Signalpeptid kodiert, kann auch als eine Signalsequenz bezeichnet
werden.
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Tabelle
1 zeigt die Standard-Drei-Buchstaben-Bezeichnungen für Aminosäuren, wie
sie in der Anmeldung verwendet werden. TABELLE
1
Asparaginsäure | Asp |
Glutaminsäure | Glu |
Phenylalanin | Phe |
Glycin | Gly |
Histidin | His |
Isoleucin | Ile |
Lysin | Lys |
Leucin | Leu |
Methionin | Met |
Asparagin | Asn |
Prolin | Pro |
Glutamin | Gln |
Arginin | Arg |
Serin | Ser |
Threonin | Thr |
Valin | Val |
Tryptophan | Trp |
Tyrosin | Tyr |
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Ein "Sequenzprotokoll" gemäß 37 CFR §1.821(c)
für Nukleotid- und Aminosäuresequenzen,
das hier offenbart oder auf das hier Bezug genommen wird, ist angehängt und
Teil dieser Anmeldung.
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Die
Begriffe "Peptid" und "Polypeptid" werden hier austauschbar
verwendet.
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Wie
oben ausgeführt,
basieren die antithrombotischen Polypeptide gemäß der vorliegenden Erfindung auf
Fragmenten des natürlich
vorkommenden Proteins von-Willebrand-Faktor (im folgenden "vWF"). Zu Hintergrundzwecken
werden im folgenden Informationen bereitgestellt, die dieses Protein
und seine Rolle bei Hämostase
und Thrombose betreffen.
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vWF
spielt eine wesentliche Rolle bei der normalen Hämostase während einer Gefäßverletzung
und ist ebenfalls von zentraler Bedeutung bei der Pathogenese von
akuter thrombotischer Okklusion bei erkrankten Blutgefäßen. Beide
Rollen beinhalten die Wechselwirkung von vWF mit Blutplättchen,
die dahingehend induziert sind, an die betroffenen Stelle zu binden
und dann quervernetzt werden. Es wird angenommen, daß einzelne
Blutplättchen
zunächst
an einer thrombotischen Oberfläche
anhaften, wonach sie aktiviert werden, ein Vorgang, der große Stoffwechseländerungen
und erhebliche morphologische Änderungen
innerhalb des Blutplättchens
beinhaltet. Die Aktivierung wird nachgewiesen durch die Freisetzung
von Blutplättchen-Speichergranula,
die adhäsive
Substanzen wie beispielsweise den von-Willebrand-Faktor (ein adhäsives Protein)
enthalten, und die Expression von zusätzlichen funktionellen adhäsiven Stellen
an der Oberfläche
des Blutplättchens.
Einmal aktiviert, und als Teil der normalen Hämostase, aggregieren Blutplättchenzellen,
ein Prozeß,
der eine umfangreiche Quervernetzung der Blutplättchen-Zellen mit weiteren
Arten von adhäsiven
Proteinen beinhaltet.
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Wie
oben angegeben, sind diese Vorgänge
als physiologische Reaktion auf einer Gefäßverletzung normal. Sie können jedoch
unter krankhaften Umständen,
wie beispielsweise bei um erkrankten Gefäßen, zur Bildung von unerwünschten
Blutplättchen-Thromben
mit anschließender
Gefäßverstopfung
Gefäßokklusion führen.
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Andere
Umstände,
unter denen es wünschenswert
ist, die Ablagerung von Blutplättchen
in Blutgefäßen zu verhindern,
schließen
die Verhinderung und Behandlung von Schlaganfall ein, und um die
Okklusion von Arterienverpflanzungen zu verhindern. Die Blutplättchenthrombus-Bildung
bei operativen Maßnahmen kann
auch Versuche stören,
bereits existierende Gefäßobstruktionen
zu lindern.
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Die
Anheftung von Blutplättchen
an geschädigte
oder erkrankte Gefäße tritt
durch Mechanismen auf, die spezifische Blutplättchen-Membranrezeptoren involvieren,
die mit spezialisierten adhäsiven
Molekülen wechselwirken.
Ein solcher Blutplättchen-Rezeptor
ist der Glykoprotein-Ib-IX-Komplex, der aus einer nichtkovalenten
Verbindung zweier integraler Membranproteine, Glykoprotein Ib (GPIb)
und Glykoprotein IX (GPIX) besteht. Der adhäsive Ligand des GPIb-IX-Komplexes
ist das Protein von-Willebrand-Faktor, welches als Bestandteil der
subendothelialen Matrix, als ein Bestandteil der durch aktivierte
Blutplättchen
sekretierten α-Granula
und auch als ein zirkulierendes Blutplasmaprotein gefunden wird.
Die tatsächliche
Bindungsstelle des vWF an den GPIb-IX-Rezeptor ist auf dem aminoterminalen
Bereich der α-Kette
von Glykoprotein Ib lokalisiert worden. Die Vollängen-α-Kette wird auch als "GPIb(α)" bezeichnet.
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Es
wird angenommen, daß die
Wechselwirkung des multimeren vWF mit dem Glykoprotein-Ib-IX-Komplex
(an GPIb(α))
zur Blutplättchenaktivierung
führt und
die Rekrutierung weiterer Blutplättchen zu
einem nun wachsenden Thrombus erleichtert. Die rasch akkumulierenden
Blutplättchen
sind auch quervernetzt (aggregiert) durch die Bindung von Fibrinogen
an Glykoprotein-IIb-IIIa-Rezeptorstellen der Blutplättchen und
möglicherweise
auch durch VWF an diesen Stellen und/oder an weiteren Glykoprotein-Ib-IX-Rezeptorstellen.
Darüber
hinaus kann auch der Glykoprotein IIb/IIIa-Rezeptor bei der Bildung
des anfänglichen
Monolayers von Blutplättchen
beteiligt sein. Von besonderer Bedeutung bei diesem Vorgang ist
der multimere und multivalente Charakter des zirkulierenden vWF,
der das Makromolekül
in die Lage versetzt, seine Bindungs- und Überbrückungsfunktionen wirksam auszuüben.
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Die
Inaktivierung des GPIbα-Rezeptors
auf den Blutplättchen
eines Patienten, wodurch die Bindungs- und Überbrückungsfähigkeit von vWF gehemmt wird,
wäre von
großer
medizinischer Bedeutung für
die Behandlung oder Hemmung von Thrombose. Entsprechend betrifft
die vorliegende Erfindung die Entwicklung von Polypeptiden, die
bei der Erreichung des Vorstehenden wirksam sind.
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Die
Domäne
der von-Willebrand-Faktor-Untereinheit, die an den Blutplättchen-Membran-Glykoprotein-Ib-IX-Rezeptor
GPIb(α)
bindet, ist in einem Fragment von vWF identifiziert worden. Das
Fragment kann durch Trypsin-Verdau, gefolgt von Disulfid-Reduktion, erzeugt
werden und erstreckt sich von ungefähr dem Rest 449 (Valin) der
zirkulierenden Untereinheit bis ungefähr zum Rest 728 (Lysin) davon.
Aktuelle Hinweise zeigen, daß dieser
Abschnitt auch (zwischen den Resten 509 und 695 davon) Bindungsdomänen für Komponenten
des Subendothels enthält,
wie beispielsweise Kollagen und Proteoglykane, obwohl andere Bereiche des
reifen vWF-Untereinheit als Erkennung dieser Substanzen wichtiger
sein können
(eine weitere Proteoglykan- oder Heparin-Bindungsstelle ist in den
Resten 1–272
der reifen Untereinheit und eine weitere Kollagen-Bindungsstelle
innerhalb der Reste 910–1110
davon lokalisiert).
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1 (SEQ ID NO: 1, siehe auch SEQ ID NO:
15) zeigt die früher
beschriebene Aminosäure-
und DNA-Sequenz für
die (menschliche) reife von-Willebrand-Faktor-Untereinheit zwischen
dem Rest 431 und dem Rest 750. Das durch tryptischen Verdau hergestellte
52/48-kDa-Fragment weist einen Aminoterminus am Rest 449 (Valin)
auf und erstreckt sich ungefähr
bis zum Rest 728 (Lysin). Die Aminosäuren werden durch Standard-Drei-Buchstaben-Bezeichnungen
dargestellt. Die DNA-Sequenz wird repräsentiert durch den kodierenden
Strang (nicht-transkribierten
Strang). In der menschlichen 52/48-Sequenz ist sehr geringer Polymorphismus
beschrieben worden, mit einer wesentlichen Ausnahme – Histidin/Asparaginsäure an Position
709, siehe Mancuso, D. J. et al., J. Biol. Chem. 264(33), 19514–19527,
Tabelle V (1989). Die für
die in dem Beispielabschnitt unten beschriebenen Experimente verwendeten
DNA-Sequenzen enthalten
ein Asparaginsäure-Kodon
für den
Rest 709 (Kodon GAC), obwohl die Anordnung von Histidin an der Restposition
709 (die andere bekannte natürlich
vorkommende Aminosäure
an dieser Position in der menschlichen Sequenz, Kodon CAC) ebenfalls
für die
Ausübung
der Erfindung geeignet ist.
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Mit
Bezug auf die therapeutischen antithrombotischen Polypeptide der
vorliegenden Erfindung ist die folgende Information hinsichtlich
vWF von besonderem Interesse.
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Ein
Fragment von reifem Blutplättchen-Glykoprotein-Ib(α)-Aktivität aufweisendem
von-Willebrand-Faktors mit einem Molekulargewicht von ungefähr 116.000
(116 kDa) wird durch Verdauung mit Trypsin isoliert. Wenn das 116-kDa-Fragment
mit einem reduzierenden Mittel behandelt wird, das in der Lage ist,
Disulfidbindungen zu spalten, wird ein Paar von identischen Fragmenten
erzeugt. Jedes der identischen Fragmente (die zusammen das 116-kDa-Polypeptid
umfassen) weist ein apparentes Molekulargewicht von ungefähr 52.000
(52 kDa) auf.
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(Molekulargewichte
von Polypeptiden werden üblicherweise
durch Wanderung in Bezug auf Standards in einem denaturierenden
Gelelektrophoresesystem gemessen. Die erhaltenen Gewichtswerte sind
nur angenähert.)
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Typischerweise
wird das Fragment mit dem Molekulargewicht von 52.000 als ein "52/48"-Fragment bezeichnet,
was die Tatsache widerspiegelt, das menschliche Enzymsysteme das
Fragment glykosylieren und damit zu seinem Molekulargewicht beitragen.
Der Umfang der Glykosylierung variiert von Molekül zu Molekül, wobei zwei Gewichte, 52.000
und 48.000, die häufigsten
sind.
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Von
dem 52/48-Fragment hat sich gezeigt, daß es an seinem Aminoterminus
den Rest 449 (Valin) der reifen Untereinheit und als seinen Carboxyterminus
Rest 728 (Lysin) davon aufweist. Ohne das zusätzliche durch die Glykosylierung
beigesteuerte Gewicht, wenn beispielsweise ein vergleichbares Fragment
von einer rekombinanten Bakterienzellen exprimiert würde, würde das
Polypeptid ein Molekulargewicht von ungefähr 38.000 besitzen.
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Von
dem 52/48-Fragment wurde gezeigt, daß es die Bindung des von-Willebrand-Faktors
an Blutplättchen
kompetitiv hemmt. Die Manipulation des 52/48-Fragments oder seines
unglykosylierten 38-kDa-Äquivalents
hat sich jedoch als schwierig erwiesen. Die erfolgreiche Manipulation
des Fragments hat üblicherweise erfordert,
daß der
Cystein-Rest davon reduziert und permanent alkyliert wird. Ohne
diese Behandlung tritt ausnahmslos eine unerwünschte Reaktion des Cystein-Restes
davon auf, was zur Bildung von unlöslichen und biologisch inaktiven
Polypeptid- Aggregaten
führt,
die für
eine wirksame Verwendung als Therapeutika ungeeignet sind.
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Es
ist bekannt, daß das
Rest-449-728-Fragment der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit, das die
Blutplättchen-Glykoprotein-Ib(α)-Bindungsdomäne enthält, Cysteinreste
an den Positionen 459, 462, 464, 471, 474, 509 und 695 aufweist.
Es ist ebenfalls bekannt, daß alle
Cysteinreste der reifen vWF-Untereinheit an Disulfidbindungen beteiligt
sind. (Legaz et al., J. Biol. Chem. 248, 3946–3955 (1973)).
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Marti,
T., et al., Biochemistry 26, 8099–8109 (1987) identifizierten
endgültig
die Reste 471 und 474 der reifen Untereinheit als beteiligt an einer
intramolekularen Disulfidbindung. Die Reste 509 und 695 wurden identifiziert
als beteiligt an einer Disulfidbindung, obwohl nicht gezeigt wurde,
ob diese Paarung intramolekular oder intermolekular (das heißt innerhalb
derselben reifen vWF-Untereinheit) war.
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Mohri,
H. et al., J. Biol. Chem., 263(34), 17001–17004 (1986) hemmten die ristocetin-induzierte
Bindung von 125I-markiertem multimeren vWF
an formalinfixierte Blutplättchen
mit Peptid-Unterfragmenten
des 449–728-Untereinheiten-Fragments
Peptid-Unterfragment
mit einer Länge
von 15 Resten wurden synthetisierte und getestet. Jene Peptide,
die eine Untereinheiten-Sequenz
repräsentieren,
die innerhalb zweier bestimmter Bereiche, Leu469 bis
Asp498 und Glu689 bis
Val713 enthalten sind oder damit überlappen,
erwiesen sich als aktiv.
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Mohri
schloß,
daß die
GPIb(α)-Bindungsdomäne von vWF
durch Reste gebildet wurde, die in den zwei diskontinuierlichen
Sequenzen Cys474-Pro488 und
Leu694-Pro708 enthalten
waren, die im nativen vWF durch Disulfidbindungen in ihrer korrekten
Konformation gehalten wurden, obwohl diese Autoren nicht in der
Lage waren die Cystein-Reste zu identifizieren, die die stabilisierende
Bindungen bildeten, und ob die Bindungen intra- oder intermolekular waren.
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Die
vorliegende Erfindung stellt aus dem Bereich der Reste 449–728 der
reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit erhaltene Polypeptide
bereit, die zur Behandlung von Gefäßerkrankungen wie beispielsweise Thrombose
geeignet sind.
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Solche
Moleküle
können
effizient aus DNA hergestellt werden, die das Fragment der reifen
von-Willebrand-Faktor-Untereinheit, umfassend im wesentlichen die
Aminosäuresequenz
von ungefähr
Rest 441 (Arginin) bis ungefähr
Rest 733 (Valin) kodiert, oder die jede Teilmenge der Aminosäuresequenz
oder ein mutiertes Polypeptid-Fragment oder eine Teilmenge davon
kodiert, die weniger Cystein-Reste enthält als die vergleichbare Wildtyp-Aminosäuresequenz.
Ein bevorzugtes Verfahren zur Herstellung der Moleküle umfaßt das Kultivieren
eines Wirtsorganismus, der transformiert ist mit einem biologisch
funktionsfähigen
Expressionsplasmid, der eine einen Bereich der von-Willebrand-Faktor-Untereinheit
kodierende mutierte DNA-Sequenz enthält, unter
Bedingungen, die die Expression des mutierten von-Willebrand-Faktor-Fragments
oder einer Teilmenge davon durch den Wirtsorganismus bewirken, und
das Gewinnen des Fragmentes davon.
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Ein
bevorzugtes Mittel zur Bewirkung der Mutagenese von Cystein-Kodons
in einer vWF-DNA zu Kodons, die Aminosäuren kodieren, die nicht in
der Lage sind, Disulfidbindungen zu bilden, beruht auf dem ortsgerichteten
Mutageneseverfahren von Kunkel, T. A., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.
82, 488–492
(1985). Solche mutierten DNA-Sequenzen können dann entweder von rekombinant-bakteriellen
oder rekombinant-eukaryotischen Wirtszellsystemen exprimiert werden.
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Eine
erste Ausführungsform
der Erfindung ist die Bereitstellung von Zusammensetzungen der von vWF
abgeleiteten Polypeptide, die im Vergleich zu früheren Zubereitungen weniger
zu Aggregation und Denaturierung neigen, die durch unerwünschte Disulfidbindungen
innerhalb der Einschlußkörper von
Wirts-Expressionszellen
verursacht wird (oder aus Solubilisierungsvorgängen der Einschlußkörper resultiert).
Die Entwicklung setzt die Mutagenese ein, um die Zahl von Cystein-Resten
zu limitierend, die innerhalb des Polypeptids vorhanden sind.
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Eine
Vielzahl von molekularbiologischen Techniken ist verfügbar, die
verwendet werden können,
um die Cystein-Kodons durch solche von anderen Aminosäuren auszutauschen.
Geeignete Techniken beinhalten die Mutagenese unter Verwendung einer
Polymerasekettenreaktion, Gapped-Duplex-Mutagenese und die differentielle
Hybridisierung eines Oligonukleotids an DNA-Moleküle, die sich in einer einzelnen
Nukleotid-Position unterscheiden. Für eine Übersicht von geeigneten Kodon-Veränderungsverfahren
siehe Kraik, C. "Use
of Oligonucleotides for Site Specific Mutagenesis", Biotechniques Jan/Feb
1985 auf Seite 12.
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Bei
der Ausübung
dieser Ausführungsform
ist es bevorzugt, das ortsgerichtete oder ortsspezifische Mutageneseverfahren
von Kunkel, T. A., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 82, 488–492 (1985)
zu verwenden. Dieses Verfahren nutzt den Vorteil einer Reihe von
Schritten aus, die zunächst
eine uracilhaltige DNA- Matrize
herstellen und anschließend
dagegen selektieren. Beispiel 1 der vorliegenden Erfindung erklärt im Detail
die Mutagenese-Techniken, die zur Erzeugung von mutierter vWF-cDNA
verwendet wurden.
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Andere
Veröffentlichungen,
die ortsgerichtete Mutageneseverfahren offenbaren, sind: Giese,
N. A. et al., Science, 236, 1315 (1987); US-Patent Nr. 4,518,584;
und US-Patent Nr. 4,959,314.
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Es
ist bei der Ausübung
dieser Ausführungsform
ebenfalls bevorzugt, den Austausch einer oder mehrerer der Cystein-Kodons
der Wildtyp-DNA-Sequenz-Kodons gegen eine oder mehrere der folgenden
Aminosäuren
hervorzurufen: Alanin, Threonin, Serin, Glycin und Asparagin. Der
Austausch mit Alanin- und Glycin-Kodons
ist am meisten bevorzugt. Die Auswahl eines Ersatzes für jedes
der jeweiligen Kodons ist im allgemeinen unabhängig von der Auswahl eines
geeigneten Ersatzes an irgendeiner anderen Position.
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Im
folgenden sind repräsentative
Beispiele der Art von Kodon-Substitutionen,
die vorgenommen werden können,
unter Verwendung des Cystein-Rests 459 als Beispiel aufgeführt:
- (A) das Kodon für Cystein 459 könnte ersetzt
werden durch ein Kodon für
Glycin; oder
- (B) das Kodon für
Cystein 459 könnte
ersetzt werden durch zwei oder mehr Kodons, wie beispielsweise eines
durch Serin und eines durch Glycin, wobei das solch ein Ersatz zu
einer neuen Aminosäuresequenz führt: -His458-Ser459(a)-Gly459(b)-Gln460-; oder
- (C) das Kodon für
Cystein 459 könnte
aus der cDNR entfernt werden, wobei solch eine Entfernung zu einer gekürzten Aminosäuresequenz
führen
würde,
die repräsentiert
wird durch: -His458-Gln460-;
oder
- (D) ein oder mehrere Kodons für Reste, die dem Cystein-Rest
459 benachbart sind, könnten
zusammen mit dem Kodon 459 entfernt werden, wie beispielsweise repräsentiert
durch: -Glu457-Gln460-.
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Es
wird davon ausgegangen, das Kodons für andere als die Aminosäuren Alanin,
Threonin, Serin, Glycin oder Asparagin ebenfalls zur Ausübung der
Erfindung geeignet sind, abhängig
von der jeweiligen primären, sekundären, tertiären oder
quartären
Umgebung des Ziel-Cystein-Restes.
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Es
wird für
die Ausübung
dieser Ausführungsform
als wünschenswert
erachtet, für
jeden einzelnen Cystein-Rest des tryptischen 449–728-vWF-Untereinheitenfragments
eine Aminosäure
als Ersatz bereitzustellen, die an der Cystein-Position des Wildtyp-Aminosäuresequenz-Unterabschnitts,
innerhalb dessen die Cystein-Position lokalisiert ist, mit minimaler
Störung
der Sekundärstruktur
(wie beispielsweise α-Helix
oder β-Faltblatt) untergebracht
werden kann. Bei der Ausübung
der vorliegenden Erfindung werden Alanin, Threonin, Serin, Glycin
und Asparagin im allgemeinen zufriedenstellend sein, weil sie, wie
Cystein, neutral geladen sind und Seitenketten aufweisen, die klein
oder vergleichsweise klein in der Größe sind.
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Es
ist ein beträchtlicher
Forschungsaufwand getrieben worden, um vorherzusagen, innerhalb
welcher Arten von Strukturdomänen
von Proteinen (α-Helix, β-Faltblatt
oder "Random coil") man am wahrscheinlichsten
bestimmte Aminosäure-Spezies
findet. Serin ist eine bevorzugte Aminosäure zur Verwendung in der Praxis dieser
Erfindung, weil sie der Größe und Polarität von Cystein
am nächsten
kommt und von ihr angenommen wird, daß sie die α-helikalen und β-Faltblatt-Domänen nicht
unterbricht.
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Die
Bezugnahme zum Beispiel auf Chou, P. Y. et al., Biochemistry 13(2),
211–222
(1974) und Chou, P. Y. et al., "Prediction
of Protein Conformation",
Biochemistry, 13(2), 222–244
(1974) stellt weitere Informationen bereit, die für die Auswahl
von Ersatz-Aminosäuren
nützlich
sind. Chou, P. Y. et al. sagten die Sekundärstruktur von bestimmten Polypeptidsequenzabschnitten
auf Basis von Regeln für
die Feststellung voraus, welche Arten von Aminosäuren darin wahrscheinlich im
Zentrum beispielsweise eines alpha-helikalen Bereichs zu finden
sind, welche Reste davon wahrscheinlich die Ausbreitung eines helikalen
Bereichs beenden und dadurch Grenz-Reste oder Helixbrecher werden.
Nach Chou, P. Y. et al., oben, auf 223, sind Cystein und die Gruppe
aus Threonin, Serin und Asparagin indifferent gegenüber α-helikalen
Strukturen, anstatt Brecher oder Bildner solcher Bereiche zu sein.
Daher lassen Threonin, Serin und Asparagin eine α-helikale Region, in der ein
potentielles Ziel-Cystein lokalisiert sein kann, wahrscheinlich
ungestört.
Gleichermaßen
wurde von Glycin, Alanin und Serin gefunden, daß sie mehr oder weniger indifferent
gegenüber
der Bildung von β-Regionen
sind. Es sei angemerkt, daß Serin-,
Threonin- und Asparagin-Reste mögliche
neue Stellen für
die Glykosylierung bilden, was sie zu potentiell ungeeigneten Ersatz-Resten
an bestimmten Positionen in sekretorischen Proteinen, die einer
Glykosylierung unterzogen werden, macht.
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Allgemein
besteht die primäre Überlegung,
die in Zusammenhang mit der Auswahl geeigneter Aminosäure-Ersetzungen
berücksichtigt
werden sollte, darin, ob die in Betracht gezogenen Substitution
eine nachteilige Wirkung auf die Tertiärstruktur des Fragments haben
wird. Daher können
andere Aminosäuren
als annehmbarer Ersatz für
bestimmte Cystein-Reste geeignet sein, solange die neuen Reste keine
unerwünschten Änderungen
in die Tertiärstruktur
des 449–728-Fragments
einführen.
Die Reaktionsfähigkeit
mit einem NMC-4-Antikörper
wird als ein Test empfohlen, ob ein mutiertes Polypeptid die gewünschten
therapeutischen Eigenschaften aufweist.
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Besonders
bevorzugte mutierte Polypeptide gemäß der vorliegenden Erfindung
sind auf Grundlage einer monomeren Form der Domäne aus den Resten 449–728 des
reifen Untereinheitenfragments als Muster gebildet, als Gegensatz
zu einem Dimer davon, daß eine
Brückenfunktion
zwischen zwei Blutplättchen
bereitstellen könnte.
Normalerweise sollten in einem vWF-DNA-Fragment jene Kodons für bestimmte
Cysteine, die normalerweise an der intermolekularen Disulfidbindung
beteiligt sind, ersetzt werden. Cystein-Kodons, die Reste kodieren,
die intramolekulare Disulfidbindungen bilden, sollten unmutiert
gelassen werden, wenn von der intramolekularen Bindung gezeigt wurde,
daß sie
wichtige Struktureigenschaften auf das Untereinheiten-Fragment überträgt, und
wenn Bedingungen gefunden werden können, die die korrekte Bildung
der intramolekularen Bindung ermöglichen.
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Insbesondere
wird die Herstellung eines mutierten Polypeptid-Fragments offenbart, das dem Fragment
der reifen von-Willebrand-Untereinheit
entspricht, die einen Aminoterminus an Rest 441 (Arginin) und einen
Carboxyterminus an Rest 733 (Valin) aufweist, das sich davon jedoch
dadurch unterscheidet, daß jeder der
Cystein-Reste davon durch einen Glycin-Rest ersetzt wurde.
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Die
Erfindung lehrt ebenfalls, daß die
Beibehaltung einer bestimmten Disulfidbindung innerhalb von Polypeptiden,
die der 449–728-vWF-Untereinheitenregion
entsprechen, besonders wichtig für
die Ausgestaltung von davon abgeleiteten therapeutischen Molekülen ist.
Hierzu wird ein mutiertes vWF-Fragment beschrieben, das durch p5E-Plasmide
exprimiert wird, wie in Beispiel 4 beschrieben, und das eine intramolekulare
Disulfidbindung enthält.
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Wichtige
Faktoren, die bei der Gestaltung von bevorzugten mutierten Polypeptiden
gemäß der Erfindung
beteiligt sind, werden im folgenden beschrieben.
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Potentielle
Bindungsstellen für
Kollagene und heparinartige Glykosaminoglykane existieren in dem tryptischen
449–728-Fragment in der Schleifenregion
zwischen den Cysteinresten 509 und 695. Für den Fall, daß die Bindung
an diesen Stellen die antithrombotische therapeutische Eignung des
Moleküls
beeinträchtigt, beispielsweise,
indem auch eine Brückenbildung
zu Kollagen bereitgestellt wird, kann das Polypeptid (z. B. durch
chemische Synthese oder Proteolyse) umgestaltet werden, um die gesamte
Schleifenregion oder einen Teil davon zu entfernen.
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Von-Willebrand-Faktor-Polypeptiden,
die aus bakteriellen Expressionssystemen erhalten wurden, fehlt
im wesentlichen die Glykosylierung, die vWF normalerweise als Ergebnis
des posttranslationalen Prozessings beispielsweise im Golgi- Apparat oder in Weibel-Palade-Körpern erfährt. Die
vorliegende Erfindung schließt
in ihren Bereich Moleküle
ein, die durch E. coli BL21(DE3) oder andere geeignete prokaryotische Wirtszellen
hergestellt sind und die enzymatisch oder chemisch glykosyliert
sind, um den durch Säugetierzellen
exprimierten Molekülen
stärker
zu ähneln.
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Alternativ
können
die kodierenden DNA-Sequenzen zu Expressionsplasmiden oder viralen
Expressionsvektoren transferiert werden, die in der Lage sind, eine
Expression in Säugetier-Wirtszellen hervorzurufen, um
eine normale Glykosylierung bereitzustellen.
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Es
ist festgestellt worden, daß sowohl
Blutplättchen
als auch Von-Willebrand-Faktor-Moleküle eine große Anzahl negativer Ladungen
enthalten, wie beispielsweise jene, die durch Sialinsäure bereitgestellt
werden. Solche Ladungen können
eine gewünschte
gegenseitige Abstoßung
der Moleküle
unter-Nichtverletzungsbedingungen
erleichtern. Die Zugabe von einem oder mehr positiv geladenen Resten
von Lysin und/oder von Arginin, die sich vom Amino- und/oder vom
Carboxy-Terminus des tryptischen 52/48-Fragments oder rekombinanten Äquivalenten
davon erstrecken, können
die elektrische Abstoßung
in Bezug auf den GPIb-IX-Rezeptor überwinden und damit die Verwendung
des Fragments als antithrombotisches Therapeutikum erleichtern.
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Darüber hinaus
liegt es hinsichtlich der nach dem Muster des 449–728-vWF-Untereinheitenfragments hergestellten
Polypeptide im Bereich der Erfindung, bestimmte Cystein-Reste durch
ortsgerichtete Mutagenese zu entfernen und anschließend jeden
verbliebenen Cystein-Rest durch dessen chemische Inaktivie rung, zum
Beispiel durch S-Carboxymethylierung, zu inaktivieren.
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Wie
oben beschrieben, kann die erfolgreiche Manipulation der erfindungsgemäßen Polypeptide
erfordern, daß ein
oder mehrere Cystein-Reste davon verändert werden, so daß sie nicht
miteinander unter Bildung unerwünschter
intramolekularer oder intermolekularer Disulfidbindungen reagieren
können.
Insbesondere tritt ohne diese Behandlung bei vielen der erfindungsgemäßen Polypeptide
typischerweise eine unerwünschte
Reaktion von Cystein-Resten davon auf, was zur Bildung von unlöslichen
oder biologisch inaktiven Polypeptid-Aggregaten führt, die
für eine
wirksame Verwendung als Therapeutika ungeeignet sind. Entsprechend
werden viele der erfindungsgemäßen Polypeptide
am besten beschrieben als cysteinveränderte Polypeptide, was bedeutet,
daß ein
oder mehrere Cystein-Reste davon in gewisser Weise verändert wurden,
um die unerwünschten
Reaktionen zu minimieren. Die Erfindung sieht in ihrer Anwendung
vor, solche Veränderungen
der Cystein-Reste durch irgendeines von verschiedenen Verfahren
zu bewirken, die in der Fachwelt hierfür als wirksam bekannt sind.
Obwohl eine bevorzugte Form der Cystein-Veränderung die Mutagenese des
Cystein-Kodons zu Kodons für
andere Aminosäuren
umfaßt
(siehe Beispiele 1 und 4), sind auch alternative Verfahren erhältlich.
Eine solche Technik beinhaltet die Behandlung von Cystein-Resten
mit einem Reduktionsmittel wie beispielsweise β-Mercaptoethanol oder Dithiothreitol, "DTT", gefolgt von permanenter
Dealkylierung (zum Beispiel mit Iodacetamid). Viele andere kovalente
Markierungen können
an die Ziel-Cysteinreste angeheftet werden, um diese zu inaktivieren,
wobei die einzigen Anforderungen darin bestehen, daß die Markierung unter
pH-Bedingungen erfolgen kann, die das Ziel-Polypeptid nicht irreversibel
denaturieren, wobei die Anheftung von einer Art ist, die unter den
Bedingungen, denen das Fragment im Laufe der weiteren Verarbeitung oder
Lagerung oder Verwendung ausgesetzt ist, eine chemische Reaktion
des veränderten
Cysteins mit anderen Cystein-Resten nicht ermöglicht.
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Ein
unlösliches
mutiertes Polypeptid kann löslich
gemacht werden, indem eine Subdomäne eines wasserlöslichen
Polymers, zum Beispiel eines Polyacrylamids, kovalent daran gebunden
wird.
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Im
Licht des Vorstehenden, das allgemein auf alle erfindungsgemäßen Polypeptide
anwendbar ist, folgt im weiteren eine Beschreibung von Mitteln,
durch welche mutierte Polypeptide gemäß der ersten Ausführungsform
der Erfindung hergestellt werden können.
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Um
dies zu erreichen, wurde ein cDNA-Klon verwendet, der das Von-Willebrand-Faktor-Gen
(für das Prä-Pro-Peptid)
kodiert. Die cDNA wurde einer enzymatischen Amplifikation mittels
einer Polymerasekettenreaktion unter Verwendung von Oligonukleotiden
unterzogen, die den angegebenen Bereich flankierten. Das erste den
kodierenden DNA-Strang repräsentierende
Oligonukleotid enthielt eine EcoRI-Stelle 5' zum Kodon für den Rest 441 (Arginin) und
erstreckte sich zum Kodon für
Rest 446 (Glycin). Das zweite Oligonukleotid, entsprechend dem nicht-kodierenden
DNA-Strang, kodierte die Aminosäuren
725 bis 733 und kodierte 3' zum Kodon
733 eine HindIII-Restriktionssequenz.
Die erhaltene doppelsträngige
von-Willebrand-Faktor-cDNA,
die der Aminosäuresequenz
von Rest 441 bis Rest 733 (der reifen Untereinheit) entspricht,
wurde dann unter Verwendung von EcoRI- und HindIII-Restriktions enzymen
in die doppelsträngige
replikative Form des Bakteriophagen M13mp18 inseriert, der eine
multiple Klonierungsstelle mit kompatiblen EcoRI- und HindIII-Sequenzen besitzt.
Nach dem Verfahren von Kunkel, T. A, Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
82, 488–492
(1985) wurde die ortsgerichtete Mutagenese unter Verwendung von
hybridisierenden Oligonukleotiden durchgeführt, die für die Ersetzung aller Cystein-Kodons
(Reste-Positionen
459, 462, 464, 471, 474, 509 und 695) mit einzelnen Cystein-Kodons
(siehe Beispiel 1) oder zum Beispiel von 5 der Cystein-Kodons, Reste-Positionen
459, 462, 464, 471 und 474, mit einzelnen Cystein-Kodons (siehe
Beispiel 4) geeignet waren. Mutierte doppelsträngige vWF-cDNA-Fragmente, die
durch das Verfahren erhalten wurden, wurden vom M13mp18-Phagen durch
Behandlung mit EcoRI- und HindIII-Restriktionsendonukleasen entfernt,
wonach die Enden der vWF-cDNA-Fragmente mit BamHI-Linkern modifiziert
wurden.
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Die
zwei Arten von mutierter vWF-cDNA, die entweder 5 oder 7 Mutationen
von Cys zu Gly enthielten, wurden dann getrennt in den Expressionsvektor
pET-3A kloniert (siehe Rosenberg, A. H., et al., Gene 56, 125–136 (1987))
für die
Expression vom E.-coli-Stamm
BL21(DE3), Novagen Co., Madison, WI. pET-3A-Vehikel, die cDNA für das vWF-Untereinheitenfragment
mit 7 Cystein-zu-Glycin-Mutationen enthielt, wird als "p7E" bezeichnet, und
als "p5E", wenn das enthaltene
vWF-cDNA-Fragment
die 5 oben angegebenen Cystein-zu-Glycin-Mutationen enthielt. Mutierte
von-Willebrand-Faktor-Polypeptide, die durch Bakterienkulturen hergestellt
wurden, die den Expressionsplasmid p5E enthielten, wurden mit jenen
verglichen, die von Kulturen exprimiert wurden, die p7E-Plasmide
enthielten. Das p5E-Molekül
ist in der Lage, eine Disulfidbindung zwi schen den Cystein-Resten
509 und 695 zu bilden, wohingegen das p7E-Molekül dies nicht kann.
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Die
mutierten Polypeptide wurden durch die bakteriellen Wirtszellen
nicht ausgeschieden, sondern in schlecht löslichen Aggregaten ("Einschlußkörper") akkumuliert, aus
denen die Polypeptide erfolgreich mit Hilfe der Verfahren aus Beispiel
1 (p7E) und Beispiel 4 (p5E) löslich
gemacht wurden. Von p7E- und p5E-Plasmiden exprimierte Polypeptide
wurden durch SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese und Immunblotting
charakterisiert (Beispiele 2 und 5). Unter reduzierenden Bedingungen
exprimieren beide Plasmide Polypeptid-Spezies, die ein durch SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
gemessenes apparentes Molekulargewicht von ungefähr 38.000 aufweisen, wie es
von dem unglykosylierten Molekulargewicht der erwarteten Aminosäuresequenzen vorhergesagt
würde.
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Das
Verhalten von p5E- und p7E-Extrakten wurde mittels immunologischer
Verfahren untersucht (siehe Beispiel 5). Die vWF-spezifischen murinen monoklonalen Antikörper RG-46
und NMC-4 wurden als Sonden verwendet. Von RG-46 ist gezeigt worden,
daß es
eine lineare Sequenz von Aminosäuren
als sein Epitop erkennt, die die Reste 694 bis 708 innerhalb der
reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit
umfaßt.
Die Bindung dieses Antikörpers
an seine Determinante ist im wesentlichen konformationsunabhängig. Mohri,
H. et al., J. Biol. Chem. 263(34), 17901–17904 (1988).
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NMC-4
weist als sein Epitop jedoch die Domäne der von-Willebrand-Faktor-Untereinheit auf,
die die Glykoprotein-Ib-Bindungsaktivität enthält. Die
Kartierung des Epitops hat gezeigt, daß es innerhalb zweier diskontinuierlicher
Domänen (umfassend
ungefähr
die Reste 474 bis 488 und auch ungefähr die Reste 694 bis 708 der
reifen vWF-Untereinheit) enthalten ist, die in disulfidabhängige Verbindung
gebracht sind, Mohri, H., et al., oben, obwohl es nicht festgestellt
werden konnte, ob die Disulfidbindung, die diese tertiäre Konformation in
dem nativen vWF-Molekül
vermittelt, intramolekular oder intermolekular war. Ders. auf 17903.
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Entsprechend
wurden 7,5 μg
Probe (Protein) zunächst
auf 10% SDS-Polyacrylamid-Gelen laufengelassen, so daß das antigene
Verhalten von bestimmten Banden (unter reduzierenden und nichtreduzierenden Bedingungen)
mit Ergebnissen verglichen werden konnte, die durch Coomassie-Blue-Färbung erhalten
wurden. Anschließend
wurde ein Immunblotting ("Western-Blotting") nach einem Standardverfahren,
Burnette, A. Anal. Biochem., 112, 195–203 (1981), durchgeführt, um
die p5E- und p7E-Extrakte zu vergleichen.
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Es
wurde festgestellt, daß unter
nichtreduzierenden Bedingungen das Einzelketten-p5E-Polypeptid-Fragment
(das die Sequenz von Rest 441 bis Rest 733 repräsentiert) im Vergleich zu der
vergleichbaren cysteinfreien Spezies, die von p7E isoliert wurde,
einen ungefähr
120fachen Anstieg in der Bindungsaffinität für NMC-4 zeigt. Nach Elektrophorese
unter reduzierenden Bedingungen (unter Verwendung von 100 mM DTT)
zeigt die Einzelketten-p5E-Spezies eine bemerkenswert verminderte
Affinität
für NMC-4,
die dann sehr ähnlich
war zu derjenigen der cysteinfreien p7E-Spezies unter sowohl reduzierten
als auch nichtreduzierten Bedingungen. NMC-4 erkannte auch weder
unter reduzierenden noch unter nichtreduzierenden Bedingungen disulfid-verbundene
Dimere von dem p5E-Extrakt als Epitop.
-
Die
Nitrozellulosefilter, die zur Herstellung von Autoradiographien
auf Basis von NMC-4 verwendet wurden, wurden durch Subtraktion der
anfänglichen
NMC-4-Expositionsantwort, die durch eine Kombination von niedrigem
Antikörpertiter
und kurzer Expositionszeit niedrig gehalten wurde, mit RG-46 neu
untersucht. Die Bindung von RG-46 an das 36.000-kDa-p7E-Polypeptid
auf den Filtern war die gleiche, ob reduzierende oder nichtreduzierende
Bedingungen gewählt
wurden, was übereinstimmt
mit der Ersetzung von allen Cysteinen in dem exprimierten Polypeptid
durch Glycin.
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Ein
vWF-Antigen (das mit RG-46 reagiert) von hohem Molekulargewicht
war in dem p5E-vWF-Polypeptid-Extrakt unter nichtreduzierenden Bedingungen
vorhanden. Diese p5E-vWF-Aggregate (die intermolekulare Disulfidbindungen
widerspiegeln) wanderten unter reduzierenden Bedingungen zur selben
Position wie das p7E-Polypeptid, was auf die Zerstörung ihrer
Disulfid-Kontakte
hinweist. Die großen
intermolekularen p5E-Disulfid-Aggregate,
die von RG-46 unter nichtreduzierenden Bedingungen leicht erkannt
wurden, wurden durch NMC-4 weder unter reduzierenden noch unter
nichtreduzierenden Bedingungen erkannt. Es wurde somit gezeigt,
daß die
Disulfid-Bindung zwischen den Resten 509 und 695 in nativen multimeren
vWF-Untereinheiten einen intramolekularen Kontakt bildet.
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Von
der Disulfidbindung zwischen den Resten 471 und 474 der reifen vWF-Untereinheit
wurde früher gezeigt,
daß es
sich um einen intramolekularen Kontakt handelt, so daß die obengenannte
Ausführungsform in
der Lage ist, darauf hinzuweisen, daß (eine) intramolekulare Disulfidbindung(en)
in der aus mehreren Untereinheiten bestehenden reifen vWF unter
Verwen dung von einem oder mehreren der Cysteinreste 459, 462 oder
464 gebildet würde(n).
-
Eine
große
Vielzahl von Expressionsplasmiden oder viralen Expressionsvektoren
sind für
die Expression des 441–733-Fragments oder ähnlicher
vWF-Fragmente geeignet. Repräsentative
Beispiele schließen pBR322
und Derivate davon wie beispielsweise pET-1 bis pET-7 ein. Geeignete
Wirtszellen schließen
die Bakteriengattungen Escherichia und Bacillus ein. Von Bedeutung
bei der Auswahl eines Expressionssystems ist die empfohlene Anwesenheit
eines effizienten Transkriptionspromotors direkt benachbart zu dem
klonierten vWF-Insert. Mutierte vWF-cDNA-Fragmente können auch
in eukaryotische Wirtszellen kloniert werden.
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Von
dieser Entdeckung wird angenommen, daß sie besonders nützlich bei
der Entwicklung von therapeutischen vWF-Polypeptiden ist, die nach dem Muster
des tryptischen 52/48-Fragments
(zur Verwendung als Antithrombotika) oder stattdessen nach dem Muster
des 116-kDa-Homodimers davon (zur Verwendung als Antihämorrhagika)
hergestellt wurden.
-
Viele
der Faktoren, die oben in Bezug auf die Entwicklung und Expression
von therapeutischen Fragmenten von vWF bei rekombinanten Bakterienzellen
beschrieben wurden, sind auf die Entwicklung und Expression von
vWF-Fragmenten bei eukaryotischen Wirtszellen anwendbar. Solch eine
Anwendbarkeit ist für den
Fachmann leicht ersichtlich.
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Die
zweite Ausführungsform
schließt
in ihren Bereich die Erkennung von einigen der Rollen ein, die von
Cystein-Resten, die in dem Fragment der reifen vWF-Untereinheit
mit der Pri märsequenz
der Reste 449–728
vorhanden sind, erfüllt
werden. In diesem Zusammenhang bestätigt diese Ausführungsform,
daß die Cystein-509–695-Disulfidbindung
eine intramolekulare Bindung ist und stellt wirksame die 509–695-Bindung beinhaltende
Therapeutika zwecks Behandlung von Thrombose oder zwecks Behandlung
der von-Willebrand-Krankheit bereit.
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Sowohl
die antithrombotischen Polypeptide als auch die antihämorrhagischen
Polypeptide dieser zweiten Ausführungsform
der Erfindung beruhen auf der Aminosäuresequenz-Domäne, die
ungefähr
die Reste 449 bis 728 der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit umfassen und die,
wenn sie voll glykosyliert ist, dem 52/48-kDa-vWF-Untereinheitenfragment
in Bezug auf das Gewicht äquivalent
wäre. In
der Praxis ist es schwierig, therapeutisch nützliche Mengen solcher Polypeptide
aus Blutplasma zu erhalten. Die Schwierigkeiten umfassen die wirksame
Trennung von 116-kDa- und 52/48-kDa-Fragmenten von anderen Bestandteilen von
tryptischen Verdaus und die wirksame Sterilisation von aus Blut
erhaltenen Bestandteilen von menschlichen Viren wie beispielsweise
Hepatitis und AIDS. Darüber
hinaus haben in der Literatur beschriebene Verfahren zur Erzeugung
des 52/48-kDa-Monomers aus dem 116-kDa-Dimer die vollständige Disulfid-Reduktion mit
dem daraus resultierenden Verlust der Tertiärstruktur eingesetzt. Bestimmte
wichtige Manipulationen des 52/48-Fragments, wie beispielsweise
die Ersetzung von selektiven Cystein-Resten zur Verbesserung der
Produkt-Eignung und -Stabilität,
können
in einem praktischen Sinne nur durch rekombinante DNA-Technologie
erreicht werden.
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Die
Herstellung von zu dem tryptischen 52/48-Fragment analogen therapeutischen
vWF-Polypeptiden durch rekombinante DNA- gerichtete Mittel ist auf bestimmte
Beschränkungen
gestoßen.
Es ist wünschenswert,
daß das
Polypeptid von den Wirtszellen nicht nur hergestellt wird, sondern
daß es
auch korrekt gefaltet wird für
eine maximale therapeutische Eignung. Es wird angenommen, daß der grundlegende
Faktor, der bis heute die Expression der therapeutisch am meisten
aktiven Formen des 52/48-Fragments verhindert hat, die inkorrekte
Faltung des Moleküls
ist, verursacht durch die Verbindung von Cystein-Resten unter Bildung inkorrekter Disulfid-Kontakte.
Darüber
hinaus scheinen solche Polypeptide hydrophobe Eigenschaften oder
Löslichkeitsprobleme
zu zeigen, auf die man nicht gestoßen wäre, wenn sie in die Gesamtheit
der natürlichen vWF-Untereinheit eingeschlossen
wären oder
korrekt glykosyliert wären.
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Von
kritischer Bedeutung für
die Synthese von vWF-abgeleiteten therapeutischen Polypeptiden ist
daher die Auswahl von Bedingungen, die die Bildung von ungeeigneten
Disulfid-Kontakten
minimieren. Die vorherige Expression solcher Peptide von rekombinanter
DNA in Wirts-Bakterienzellen weist bestimmte Nachteile auf. Hinsichtlich
der ersten Ausführungsform
sind neu produzierte vWF-Polypeptide nicht in der Lage, aus den Wirtszellen
zu entkommen, was dazu führt,
daß sie
in unlöslichen
Aggregaten (Einschlußkörpern) angesammelt
werden, wo die wirksame Konzentration von Cystein-Resten extrem
hoch war. Unter diesen Umständen wird
die Bildung von Disulfid-Bindungen,
die für
das vWF-Molekül,
wie es natürlicherweise
im Plasma vorkommt, nicht charakteristisch sind, befördert und
werden entweder innerhalb der Einschlußkörper oder bei den Versuchen,
die Polypeptide daraus zu solubilisieren, gebildet.
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Diese
Erfindung beschreibt eine Lösung
für diese
Schwierigkeiten, indem sie die vWF-abgeleiteten Polypeptide dazu
bringt, in Säugetierzellen
unter Verwendung einer DNA-Sequenz exprimiert zu werden, die das
Polypeptid kodiert und die ebenfalls für ein Signalpeptid kodiert,
dessen Anwesenheit das vWF-Polypeptid dazu bringt, aus den Wirtszellen
ausgeschieden zu werden. Die Bildung unkorrekter Disulfidbindungen
wird durch Limitierung der Akkumulation von hohen lokalen Konzentrationen
des Polypeptids, wie in Einschlußkörpern, minimiert.
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Darüber hinaus
sind Enzyme, die in den eukaryotischen Wirtszellen vorhanden sind,
anders als bei Bakterien, in der Lage, die vWF-abgeleiteten Polypeptide
zu glykosylieren (Kohlenhydratketten daran anzufügen), was zu therapeutischen
Molekülen
führt,
die vWF-Molekülen
mehr ähneln,
die aus menschlichem Plasma erhalten wurden.
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Das
ohne Mutation irgend eines der Cystein-Kodons hierfür erzeugte
rekombinante 116-kDa-Polypeptid repräsentiert ein Dimer des Untereinheitenfragments
bestehend aus den Resten 441–730
und weist eine Glykosylierungsmenge auf, die der in vergleichbaren
Bereichen des aus Plasma erhaltenen vWF äquivalent ist.
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Es
folgt hiernach die Beschreibung der Arten von therapeutischen vWF-abgeleiteten
Polypeptiden, die nach den wirksamen rekombinanten Verfahren der
zweiten Ausführungsform
erzeugt wurden oder erzeugt werden können.
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Allgemein
gesagt, beschreibt die Erfindung jedes Fragment der reifen von-Willebrand-Untereinheit,
die jene Sequenz von Ami nosäuren
zwischen ungefähr
dem Rest 449 und ungefähr
dem Rest 728, oder ein Unterfragment davon, umfaßt, aus dem zumindest eines
der Cystein-Reste 459, 462 und 464 entfernt ist. Diese Entfernung
vermindert die Neigung des Fragments, unerwünschte intermolekulare Disulfidbindungen
(und daraus resultierende Dimere) zu bilden, mit dem Ergebnis, das
die therapeutischen Verwendbarkeit als Antithrombotika verbessert
ist.
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Ein
weiterer Aspekt umfaßt
eine glykosylierte Form der oben definierten Polypeptide.
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Ebenfalls
beschrieben ist ein glykosyliertes Polypeptid, das aus dem obengenannten
Bereich von vWF abgeleitet ist, bei dem Cystein-Reste an den Positionen
509 und 695 erhalten sind, und bei dem jedes der Cystein-Reste 459,
462 und 464 entfernt oder durch Reste von anderen Aminosäuren ersetzt
ist.
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Weiter
bevorzugt bei der Ausübung
der Ausführungsform
ist ein glykosyliertes Polypeptid, erhalten aus dem obengenannten
Bereich von vWF, bei dem die Cystein-Reste an den Positionen 509
und 695 erhalten sind und bei dem irgend eines der Cystein-Reste
459, 462 und 464 entfernt oder durch einen einzelnen Rest einer
anderen Aminosäure
ersetzt ist.
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Wichtige
Faktoren bei der Entwicklung oder der weiteren Modifikation der
bevorzugten mutierten Polypeptide (Antithrombotika) gemäß der Erfindung
sind im folgenden beschrieben.
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Potentielle
Bindungsstellen für
Kollagene und Glykosaminoglykane (oder Proteoglykane) befinden sich
in dem tryptischen 449–728-Fragment
in dem Schleifenbereich zwischen den Cystein-Resten 509 und 695.
Für den
Fall, daß die
Bindung durch solche Makromoleküle
an diesen Stellen die antithrombotische therapeutische Eignung irgend
einer der rekombinanten Polypeptide gemäß der Erfindung beeinträchtigt,
indem zum Beispiel auch eine Brückenbildung
zu Kollagen ermöglicht
wird, kann das Polypeptid neu gestaltet werden (z. B. durch Proteolyse,
kovalente Markierung oder Mutagenese), um den Schleifenabschnitt
oder eine Subdomäne
davon zu entfernen oder zu verändern.
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Es
folgt eine Diskussion von Mitteln, durch welche Polypeptide gemäß der zweiten
Ausführungsform hergestellt
werden können,
und durch welche solche Polypeptide insbesondere wirksam in korrekt
gefalteter Form und mit bevorzugt nur jenen Disulfidbindungen, deren
Anwesenheit mit der therapeutischen Eignung vereinbar ist, aus Wirtszellen
ausgeschieden werden können.
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Essentielle,
für die
Ausübung
der Ausführungsform
erforderliche Elemente sind: (A) eine DNA-Sequenz, die die Domäne mit den
Resten 449–728
der reifen vWF-Untereinheit kodiert oder eine Subdomäne davon
kodiert; (B) ein Expressionsplasmid oder viraler Expressionsvektor,
der in der Lage ist, in einer eukaryotischen Zelle die Expression
der obengenannten Domäne
mit den Resten 449–728,
oder eine Subdomäne davon,
zu steuern; und (C) eine eukaryotische Wirtszelle, in der die Expression
bewirkt werden kann.
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Die
Expression der DNA-Sequenz des von-Willebrand-Faktor-Untereinheitenfragments
wird erleichtert durch Platzierung einer eukaryotischen Konsensus-Translationsinitiationssequenz
und eines Methionin-Initiationskodons stromaufwärts (5') zu der die Reste 449–728 kodierenden
DNA. Die vWF-DNA-Sequenz kann eine cDNA-Sequenz sein oder eine genomische
Sequenz, wie sie, zum Beispiel, durch enzymatische Amplifikation
aus einem genomischen Klon in einer Polymerasekettenreaktion hergestellt
werden kann. Die Expression der die Reste 449–728 kodierenden Sequenz wird
ferner erleichtert durch Platzierung eines Translationsterminationskodons
wie beispielsweise TGA stromabwärts
davon. Das so exprimierte vWF-Polypeptid verbleibt üblicherweise
aufgrund der fehlenden Anheftung eines Signalpeptids an das entstehende
vWF-Polypeptid in den Wirtszellen. In solch einer Situation sind
die Aufreinigung von darin exprimierten Proteinen und die Extraktion
von pharmakologisch geeigneten Mengen davon schwieriger zu bewerkstelligen,
als wenn die Polypeptide in das Kulturmedium der Wirtszellen ausgeschieden
würden.
Solche Expressionssysteme sind nichtsdestotrotz für diagnostische
Testzwecke wie beispielsweise zur Feststellung der korrekten Funktion
von Blutplättchen-GPIb-IX-Rezeptor-Komplexen
bei einem Patienten von Nutzen.
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Bei
der Erfindung, bei der das Polypeptid aus der Wirtszelle ausgeschieden
wird, wird eine vWF-kodierende DNA-Sequenz zur Insertion in eine
geeignete Wirtszellen beschrieben, bei der stromaufwärts von
der die Reste 449–728
kodierenden Sequenz auch eine DNA-Sequenz inseriert ist, die das
vWF-Signalpeptid kodiert (siehe Beispiel 7). Andere vWF-kodierende
DNA-Sequenzen, die verschiedenen Bereichen der reifen vWF-Untereinheit
entsprechen oder dem Propeptid oder Kombinationen irgend einer dieser
Bereiche entsprechen, können
in gleicher Weise exprimiert werden, indem sie in ähnlicher
Weise stromabwärts
von einer vWF-Signalpeptid-Sequenz in einer geeigneten kodierenden
DNA platziert werden. Bei Anfügung
an das aminoterminale Ende des Rest-449–728-Fragments der vWF-Untereinheit führt das
Signalpeptid zur Erkennung des Fragments durch Zellstrukturen als
ein Polypeptid der Art, das für
die anschließende
Ausscheidung aus der Zelle, mit begleitender Abspaltung des Signalpeptids
von dem 449–728-Fragment,
weiterzubehandeln ist.
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Bezüglich der
Konstruktion eines eukaryotischen Expressionssystems und der Expression
der tryptischen 52/48-kDa-Domäne
der reifen Untereinheit vWF (des Rest-449–728-Fragments) darin wurde
gefunden (siehe Beispiel 7), daß es
zweckmäßig ist,
ein etwas größeres Fragment,
repräsentiert
durch die Reste 441 (Arginin) bis 730 (Asparagin), zu manipulieren.
Andere ähnliche
Fragmente, die kleine Bereiche von zusätzlichen Aminosäuren (neben
der Rest-449–728-Sequenz)
enthalten, wobei die zusätzlichem
Aminosäuren
die Funktion des Fragments nicht wesentlich beeinflussen, können ebenfalls
exprimiert werden.
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Gleichermaßen können funktionsfähige Fragmente,
aus denen im Vergleich zu dem 449–728-Fragment mehrere Reste
neben den Amino- und Carboxytermini entfernt wurden, exprimiert
werden, solange die GPIb(α)-Bindungssequenzen
nicht beeinträchtigt
sind.
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Mit
Bezug auf die Konstruktion einer geeigneten DNA-Sequenz für die Kodierung
und Expression des Rest-441–730-Fragments
wurde es auch als wirksam gefunden, zu verursachen, daß zwischen
der den Carboxy-Terminus des Signalpeptids kodierenden DNA und dem
Kodon für
Rest 441 Kodons für
die ersten drei Aminosäuren
des vWF-Propeptids (Alanin-Glutaminsäure-Glycin) inseriert werden,
wobei die Kodons in dem menschlichen vWF-Gen natürlicherweise direkt stromabwärts (3') zur Signalsequenz
gefunden werden. Wie unten weiter ausgeführt wird (sie he Beispiel 17),
erleichtert das Vorhandensein solch einer Propeptid-Sequenz (ein
Abstandhalter) die Erkennung einer korrekten Spaltstelle durch Signalpeptidase,
wodurch ein therapeutisches vWF-Polypeptid von korrekter Größe erzeugt
wird und die Ausscheidung des therapeutischen Produkts aus der Wirtszelle
erleichtert wird. Wie weiter unten ausgeführt wird, sollte diese Abstandhalter-Sequenz
einen halbpolaren oder polaren Charakter aufweisen.
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Gemäß der Erfindung
wird eine Abstandhalter-Sequenz beschrieben, umfassend zwischen
einem und bis zu zehn der ersten Reste des aminoterminalen Abschnitts
des vWF-Propeptids. Es liegt im Bereich der Erfindung, längere propeptidkodierende
Sequenzen zu verwenden, mit dem Verständnis, daß die gewünschte Tertiärstruktur
der Rest-441–730-Sequenz
nicht nachteilig beeinflußt
wird.
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Eine
große
Vielzahl von Expressionsplasmiden oder viraler Expressionsvektoren
sind geeignet für
die Expression des reifen vWF-Untereinheitenfragments mit den Resten
441–730
oder ähnlicher
vWF-Fragmente. Ein wichtiger Faktor bei der Auswahl eines Expressionssystems
ist die Bereitstellung eines hocheffizienten Transkriptionspromotors
in dem Plasmid oder Vektor, der zu dem klonierten vWF-Insert direkt
benachbart ist.
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Ein
anderer wichtiger Faktor bei der Auswahl eines Expressionsplasmids
oder viralen Expressionsvektors ist die Bereitstellung eines Antibiotikaresistenz-Genmarkers
in dem Plasmid oder Vektor, so daß, zum Beispiel, die kontinuierliche
Selektion auf stabil transformierte eukaryotische Wirtszellen eingesetzt
werden kann.
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Beispiele
von Plasmiden, die für
die Ausübung
der Erfindung geeignet sind, schließen pCDM8, pCDM8neo,
pcDNA1, pcDNA1neo, pMAMneo und
Rc/CMV ein. Bevorzugte Plasmide schließen pCDM8neo, pcDNA1neo, pMAMneo und RC/CMV ein.
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Beispiele
für virale
Expressionsvektorsysteme, die für
die Ausübung
der Erfindung geeignet sind, schließen solche auf Basis von Retroviren
und solche auf Basis von Baculovirus Autographa californica Nuclear-Polyhedrose-Virus
ein.
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Repräsentative
Wirtszellen, umfassend permanente Zellinien, die zur Verwendung
bei der Ausübung der
Erfindung geeignet sind, schließen
Ovarzellen chinesischer Hamster CHO-K1, ATCC-CCL 61; COS-1-Zellen, SV-40-transformierte
Nierenzellen der Afrikanischen Grünen Meerkatze, ATCC-CRL 1650;
murine Hirnanhangdrüsenzellen
ATT-20; pankreatische β-Zellen
der Ratte; kultivierte Insektenzellen, Spodoptera frugiperda; oder
Hefe (Sarcomyces) ein.
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Beispiel
7 enthält
eine detaillierte Erklärung
von bevorzugten Verfahren, die verwendet werden, um die 441–730-Sequenz
zu exprimieren und auszuscheiden. In diesem Beispiel wird das Fragment
als ein Homodimer ausgeschieden, das zusammengehalten wird durch
eine oder mehrere Disulfidbindungen, an denen die Cystein-Reste
459, 462 und 464 beteiligt sind. Die Expression von monomeren Fragmenten,
die als Antithrombotika geeignet sind, erfordert die Kontrolle der
Disulfidbindungsfähigkeiten
der Monomere, was am meisten bevorzugt durch Mutagenese-Verfahren
wie bei der obengenannten ersten Ausführungsform der Erfindung beschrieben
erreicht wird.
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Das
spezielle Protokoll, das zur Erzeugung des mutierten Rest-441–730-vWF-Fragments
mit den Cystein-zu-Glycin-Substitutionen
an jedem der Reste mit den Positionen 459, 462 und 464 verwendet
wurde, ist in Beispiel 8 beschrieben. Der hier verwendete Expressionsplasmid
wird als pAD4/Δ3C
bezeichnet.
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Das
spezielle Protokoll, adaptiert von dem aus Beispiel 8, und das verwendet
wurde, um die drei mutierten Rest-441–730-Fragmente zu erzeugen, die jeweils eine
andere einzelne Cys-Gly-Mutation
(an den Positionen 459, 462 oder 464) enthalten, ist in Beispiel
10 beschrieben. Die entsprechenden hier verwendeten Expressionsplasmide
wurden als pAD4/G459, pAD4/G462 und
pAD/G464 (zusammen "die pAD4/Δ1C-Plasmide") bezeichnet. Ähnliche Verfahren können verwendet
werden, um mutierte Rest-441–730-Fragmente
mit Cys-Gly-Mutationen an zwei der drei vorgenannten Positionen
herzustellen.
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Beispiel
7 unten offenbart die Verwendung von stabil transformierten CHO-K1-Zellen,
um das unmutierte Rest-441–730-vWF-Untereinheitenfragment
zu exprimieren. Wie in Beispiel 10 unten beschrieben, wurde das
unmutierte Fragment auch in unstabilen COS-1-Transformanten exprimiert.
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SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
von ausgeschiedenen und immunpräzipitierten
Proteinen, die aus CHO-K1-Zellen erhalten wurden, zeigt, daß unter
nichtreduzierenden Bedingungen das dominierende vWF-abgeleitete
Polypeptid, nachgewiesen durch Färbung
mit Coomassie Blue, ein apparentes Molekulargewicht von etwa 116.000
aufweist (Beispiel 7). Dieses Ergebnis wurde bestätigt durch
Charakterisierung der von pAD4/WT-transformierten COS-1-Zellen ausgeschiedenen
Polypeptide (Beispiel 11) unter Verwendung von Autoradiographien
von 35S-markierten Proteinen. Unter disulfidreduzierenden
Bedingungen (wie beispielsweise in Gegenwart von 100 mM Dithiothreitol)
wurde das 116-kDa-Fragment nicht länger nachgewiesen, und das vWF-abgeleitete Material
erscheint als das erwartete 52/48-kDa-Monomer.
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Das
apparente Molekulargewicht des rekombinanten 116-kDa-Polypeptids stimmt überein mit
dem Vorliegen des Polypeptids als ein Homodimer des 441–730-Fragments.
Dieses Homodimer weist ebenfalls einen Grad von Glykosylierung auf,
der dem entspricht, der in dem 116-kDa-Polypeptid beobachtet wurde,
das durch tryptischen Verdau des reifen (zirkulierenden) Plasma-vWF
isoliert wurde. Es wurde daher gezeigt, daß die Expression des 441–730-Fragments
in der Säugetierzellkultur
gemäß dieser
Erfindung die Bildung des disulfidabhängigen 116-kDa-Dimeres davon
fördert,
die Strukturen nachahmend, die in Plasma beobachtet werden. Daß das so
gebildete 116-kDa-Fragment
ein korrekt gefaltetes Polypeptid repräsentiert, wurde durch seine
Reaktion (unter nichtreduzierenden Bedingungen) mit konformationsunabhängigem NMC-4-Antikörper nachgewiesen.
Dieser Antikörper
erkennt eine korrekt zusammengebaute GPIb(α)-Bindungsstelle. Die Reaktionsfähigkeit
mit NMC-4 verschwindet
unter reduzierenden Bedingungen.
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Da
(unter Verwendung bakteriell exprimierter vWF-Fragmente) gezeigt
wurde, daß die
Cystein-Reste 471 und 474 und auch die Reste 509 und 695 an intramolekularen
Bindungen beteiligt sind, müssen
die intermolekularen Bindungen, die das 116-kDa-Homodimer stabilisieren, aus einem oder
mehreren der Reste 459, 462 und 464 gebildet sein. Es sei ferner
darauf hingewiesen, daß,
da die Reste 459, 462 und 464 in jedem Monomer in solcher Nähe zueinander
liegen, daß es
eine Variation dahingehend geben kann, welcher jeweilige Rest oder
welche Reste an der/den intermolekularen Disulfidbindung/-bindungen,
die den Kontakt zwischen den Polypeptiden im jeweiligen reifen vWF-Dimer
oder -Multimer oder rekombinanten 116-kDa-Fragment bilden, beteiligt sind. Therapeutisch
wirksame Populationen von dimeren Molekülen können erzeugt werden gemäß der Ausübung der
Erfindung unter Verwendung jeder der möglichen Kombinationen von intermolekularen
Disulfidbindungen.
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Es
wird darauf hingewiesen, daß es
auch möglich
ist, daß eine
gewisse strukturelle Faltung oder Disulfidbindungsbildung, die mit
der Erzeugung von therapeutisch wirksamen Konformationen des erfindungsgemäßen rekombinanten
116-kDa-Dimers oder Disulfidaustauschen darin verbunden ist, auftritt,
nachdem die Polypeptide aus der Wirtszelle ausgeschieden wurden.
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Da
innerhalb des 441–730-vWF-Fragments
auch potentielle Bindungsstellen für Kollagene, Proteoglykane
und Glykosaminoglykane enthalten sind, ist das 116-kDa-Polypeptid
in der Lage, eine Überbrückungsfunktion
zwischen einem Blutplättchen
und dem Subendothel zu übernehmen.
Dies macht es möglich,
es in einem Verfahren zur Induktion der Blutplättchen-Adhäsion an Oberflächen wie
beispielsweise Gefäß-Subendothel
zu verwenden. Es wird auch ein Verfahren zur Induktion der Blutplättchenaktivierung
und/oder -Aggregation beschrieben, welches das Inkontaktbringen
von Blutplättchen
mit einer wirksamen Menge des rekombinanten 116-kDa-Polypeptids
umfaßt.
Solch ein Verfahren ist bei der Behandlung der von Willebrand-Krankheit
von Nutzen.
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Es
sei darauf hingewiesen, daß solange
mindestens eine der einen oder mehreren potentiellen intermolekularen
Disulfidbindungen, die das Homodimer stabilisieren, intakt gelassen
wird, und die Aminosäuresequenzen,
die die zwei GPIB(α)-Bindungsstellen umfassen,
erhalten werden, daß,
sofern erforderlich, andere Bereiche von einem oder mehreren der
zwei monomeren Fragmente davon entfernt werden könnten, um die therapeutischen
Eigenschaften des Dimers zu modifizieren.
-
Ein
wichtiges Merkmal der zweiten Ausführungsform der Erfindung ist
die Bereitstellung von glykosylierten monomeren 52/48-kDa-Fragmenten
der vWF-Untereinheit, die wesentliche Elemente der normalen Tertiärstruktur
aufweisen. Solche Fragmente zeigen eine verminderte Tendenz, Dimere
zu bilden, die zur Verwendung als antithrombotische Therapeutika
ungeeignet zu sein pflegen.
-
Gemäß den oben
beschriebenen Verfahren für
die ortsgerichtete Mutagenese wurden Rest-441–730-vWF-Fragmenten produziert,
bei denen ein oder mehrere der Cystein-Reste 459, 462 und 464 durch
Glycin-Reste ersetzt waren. Die Beispiele 8, 9 und 10 unten erklären die
Mutagenese und die Zellkulturbedingungen, die erforderlich waren,
um COS-1-Zelltransformanten zu erzeugen, die diese mutierten vWF-Polypeptide
exprimieren. Die Beispiele 11 bis 13 gemäß der Erfindung beschreiben
die Eigenschaften der so erhaltenen Moleküle im Vergleich zu dem rekombinanten
116-kDa-Polypeptid, das von pAD4/WT-transformierten COS-1-Zellen
hergestellt wurde.
-
Die
vWF-abgeleiteten Polypeptide, die durch pAD4/Δ3C-transformierte COS-1-Zellen
(enthaltend die vWF-441-730-DNA-Sequenz,
aber mit jedem der Cystein-Kodons 459, 462 und 464 darin ersetzt
durch einzelne Glycin-Kodons) exprimiert wurden, wurden verglichen
mit den Polypeptiden, die von pAD4/WT-transformierten COS-1-Zellen ausgeschieden
wurden. Um den Vergleich vorzunehmen, wurde mit 35S-Methionin
versetztes Kulturmedium aus jeder Kultur einer Immunpräzipitation
unter Verwendung gleicher Mengen von NMC-4- und RG-46-Anti-vWF-Antikörpern unterzogen
(Beispiel 11), um die sekretierten vWF-abgeleiteten Proteine zu
sammeln. Die immunpräzipitierten
vWF-Polypeptide wurden dann durch Autoradiographie der 35S-Markierung auf SDS-Polyacrylamidgelen
aufgetrennt. In Kulturextrakten von pAD4/Δ3C-transformierten Zellen unter
nichtreduzierenden Bedingungen konnte kein 116-kDa-Polypeptid detektiert
werden. Stattdessen wurde sowohl unter reduzierenden als auch unter
nichtreduzierenden Bedingungen eine Bande mit einem apparenten Molekulargewicht
von 52 kDa beobachtet. Im Gegensatz dazu produzieren die pAD4/WT-transformierten
COS-1-Zellen unter
nichtreduzierenden Bedingungen wie erwartet ein Polypeptid mit dem
apparenten Molekulargewicht von 116 kDa.
-
Das
Immunpräzipitationsverfahren
wurde auch unter alleiniger Verwendung konformationsabhängigen NMC-4-Antikörpers wiederholt
(Beispiel 12). Der wichtigste aus dem Kulturmedium von pAD4/WT-transformierten
Zellen isolierte vWF-abgeleitete Bestandteil wies unter nichtreduzierenden
Bedingungen erneut ein apparentes Molekulargewicht von 116 kDa und
von 52 kDa unter reduzierenden Bedingungen auf. Eine Bande mit einem
apparenten Molekulargewicht von 52 kDa wurde unter nichtreduzierenden
Bedingungen auf Gelen von pAD4/Δ3C-abgeleitetem
Polypeptidmaterial festgestellt. Wie in Beispiel 12 beschrieben,
ist die Reaktivität mit
einem NMC-4-Antikörper
ein wichtiger Hinweis, daß das
in pAD4/Δ3C-transformierten
Zellen de tektierte 52-kDa-Fragment die Tertiärstruktur der natürlichen
Rest-441–730-Domäne aufweist.
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Das
Immunpräzipitationsverfahren
wurde auch eingesetzt, um NMC-4-reaktive-vWF-Polypeptide festzustellen,
die von pAD4/Δ1C-transformierten
COS-1-Zellen produziert wurden, die unter Bedingungen kultiviert
wurden, die jenen für
pAD4/WT- und -Δ3C-Transformanten
in Gegenwart von 35S-Methionin ähnelten.
Immunpräzipitierte
Proteine wurden unter reduzierenden und nichtreduzierenden Bedingungen
in SDS-Polyacrylamidgelen laufengelassen und mit vWF-Polypeptiden
verglichen, die durch pAD4/WT- und pAD4/Δ3C-Transformanten hergestellt
wurden (Beispiel 13).
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Es
wurde ermittelt, daß die
Substitution jedes der Cystein-Reste
459, 462 und 464 durch Glycin vorwiegend zu einem Polypeptid führt, das
unter nichtreduzierenden oder reduzierenden Bedingungen ein apparentes
Molekulargewicht von 52 kDa aufweist, wobei die Bildung der 116-kDa-Spezies
verhindert wurde.
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Das
apparente Molekulargewicht von 52 kDa für rekombinante Polypeptide,
die von COS-1-Zellen abgeleitet erhalten wurden, die entweder mit
pAD4/Δ3C-
oder pAD4/Δ1C-Plasmiden
transformiert wurden, stimmt damit überein, daß diese Polypeptide Monomere
des 441–730-Fragments
sind, während
sie ebenfalls einen Glykosylierungsgrad aufweisen, der äquivalent
ist zu demjenigen, der bei dem 52-kDa-Polypeptid beobachtet wird,
wie es bei tryptischem Verdau und Reduktion des reifen (zirkulierenden)
Plasma-vWF isoliert wurde.
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Anders
als die dimeren Polypeptide mit apparentem Molekulargewicht von
116 kDa sind die monomeren 52-kDa-Polypeptide, die von pAD4/Δ1C- und pAD4/Δ3C-Plasmiden
hergestellt wurden, wahrscheinlich nicht in der Lage, die Überbrückungsfunktion
auszuüben,
die mit dem Dimer verbunden ist. Entsprechend kann die Blutplättchen-Aktivierung
und/oder -Aggregation verhindert werden durch Inkontaktbringen von
Blutplättchen
mit einer wirksamen Menge eines rekombinanten 52/48-kDa-Polypeptids,
wobei das Polypeptid im Vergleich zu nicht mutierten (Wildtyp-)
rekombinanten 52/48-kDa-Polypeptiden eine zumindest wesentlich verminderte
Tendenz zeigt, zu dimerisieren.
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Die
Anheftung von Blutplättchen
an Oberflächen
kann auch verhindert werden durch Inkontaktbringen von Blutplättchen mit
einer wirksamen Menge eines mutierten rekombinanten 52/48-kDa-Polypeptids,
das im Vergleich zu nicht mutierten rekombinanten 52/48-kDa-Polypeptiden
mindestens eine wesentlich verminderte Tendenz zeigt, zu dimerisieren.
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In
441–730-vWF-Fragmenten
sind zusätzlich
zu den GPIbα-Bindungsstellen
potentielle Bindungsstellen für
Kollagen (ungefähr
die Reste 542–622)
und Glykosaminoglykane und Proteoglykane (ebenfalls innerhalb der
Rest-509–695-Disulfid-Schleife)
enthalten. Es ist aufgrund sterischer Erwägungen möglich, daß ein einzelnes die Reste 441–730 umfassendes
Fragment nicht wirksam als ein brückenbildendes, potentiell thrombotisches,
Molekül
fungieren könnte.
Es wird jedoch darauf hingewiesen, daß, solange die GPIb(α)-Bindungsdomäne des 52/48-kDa-Monomers
(bestehend aus ungefähr
den Primärsequenzbereichen
474–488
und 694–708
und einer tertiären
Domäne
davon, die teilweise durch die 509–695-Disulfidbindung beigetragen
wird) erhalten bleibt, andere Bereiche (wie beispielsweise ein Teil der
Heparin- und Kollagen-Bindungsschleife) des monomeren 52/48-kDa-Fragments,
falls erforderlich, beispielsweise durch Proteolyse oder durch Mutagenese entfernt
oder verändert
werden könnten,
um die antithrombotischen therapeutischen Eigenschaften davon zu modifizieren
oder zu erhalten.
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Es
ist auch möglich,
daß eine
gewisse strukturelle Faltung oder Disulfidbindungsbildung, die mit
der Erzeugung von therapeutisch wirksamen Konformationen von rekombinanten
52/48-kDa-Monomeren
oder dem Disulfidaustausch darin verbunden ist, auftritt, nachdem
die Polypeptide aus einer Wirtszelle ausgeschieden wurden.
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Diese
Erfindung definiert eine Reihe von Polypeptiden, die Aminosäuresequenzen
(Domänen)
der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit
entsprechen. Die Polypeptide sind in der Lage, die Bindung von Blutplättchen-Glykoprotein
Ibα an den
von-Willebrand-Faktor zu hemmen und weisen dementsprechend eine
Eignung als Antithrombotika auf.
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Fugimura,
Y. et al., J. Biol. Chem., 261, 381–385 (1986) definierten ein
reduziertes und alkyliertes Fragment der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit,
beginnend am Aminosäurerest
Val449, das die Domäne des mit Glykoprotein Ibα wechselwirkenden
Proteins enthielt. Die weitere Charakterisierung der Domäne, Fugimura,
Y. et al., J. Biol. Chem., 262, 1734–1739 (1987), ergab, daß sie ihren
Carboxy-Terminus am Rest Lys728 aufweist.
Mohri, H. et al., J. Biol. Chem. 263, 17901–17904 (1988) stellten fest,
daß eine
GPIbα-Bindungsdomäne von vWF
durch zwei in dem Fragment enthaltene diskontinuierliche Sequenzen,
Cys474-Pro488 und
Leu694-Pro708, gebildet
wurde, die im nativen vWF durch Disulfidbindung in korrekter Konformati on
gehalten wird, obwohl die Autoren nicht in der Lage waren, die Cystein-Reste,
die die stabilisierenden Bindungen bildeten, zu identifizieren und
festzustellen, ob diese Bindungen intramolekular oder intermolekular
waren. Es ist anschließend
festgestellt worden, daß eine
intramolekulare Disulfidbindung (Cystein 509–695) für die Regulierung der Funktion
der zwei diskontinuierlichen Positionen von Bedeutung ist. Es sind
weitere Bereiche (Domänen)
innerhalb des tryptischen 449–728-Fragments von vWF
identifiziert worden, die dessen Wechselwirkung mit Blutplättchen-Glykoprotein
Ibα beeinflussen
und dadurch für
die Entwicklung von antithrombotischen Polypeptiden nützlich sind.
Insbesondere ist festgestellt worden, daß die Modifikation der intramolekularen
Disulfid-Schleife (zwischen Cys509 und Cys695) die Affinität von vWF für Glykoprotein Ibα reguliert.
Ware, J. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 88, 2946–2950 (1991),
haben bei einem Patienten, der an Typ IIb der von-Willebrand-Krankheit
litt, eine Punktmutation identifiziert, die die Affinität des von-Willebrand-Faktors
zu Blutplättchenmembran-Glykoprotein
Ibα erhöhte. Die
identifizierte Mutation, Trp550 zu Cys550, tritt innerhalb der Schleifenregion
von Cys509 bis Cys695 von
vWF auf. Cooney, K. A. et al., Blood, 76 (Beiheft 1), Abstract 1661, Seite
418a, 15. November 1990, identifizieren weitere phänotypische
Typ-IIb-Mutationen,
Arg543 zu Trp543 und Val553 zu Met553 von
der Schleife. Weitere zusätzliche
Mutationen bei Patienten mit von-Willebrand-Krankheit vom
Typ-II- oder Typ-IIb-artigen Symptomen schließen die Schleifenmutationen
Arg511 zu Trp511 und
Gly561 zu Asp561 ein.
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Hierin
beschrieben (Beispiel 14–17)
sind Experimente, um die Identität
von Domänen
eines 449–728-Fragments
des von-Willebrand-Faktor-Polypeptids
mit antithrombotischem Nutzen zu definieren. Beispiel 15 der Erfindung
beschreibt Verfahren der ortsgerichteten oder "Loopout"-Mutagenese, wobei DNA-Sequenzen, die zum
Beispiel ein Rest-441–733-Fragment
der von-Willebrand-Faktor-Untereinheit kodieren, verwendet wurden,
um DNA-Subsequenzen herzustellen, die antithrombotische Domänen des
von-Willebrand-Faktor-Fragments kodieren.
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Unter
den Polypeptiden, die gemäß dieser
Verfahren hergestellt wurden, waren folgende: (A) Polypeptide, die
aus der Sequenz mit den Resten 441–733 bestehen, denen jedoch
entweder die Subsequenz mit den inneren Resten 474–488 oder
den Resten 694–708
fehlte; (B) weitere Polypeptid-Domänen des vorgenannten Fragments,
umfassend N-terminale Deletionen, zum Beispiel Gly475-Val733, Thr492-Val733 und Tyr508-Val733; (C) Polypeptide, die C-terminale Deletionen
umfassen, d. h., einen Aminoterminus an Arg441,
jedoch Carboxytermini zum Beispiel an den Resten Asp709,
Pro704, Glu700 und
Asp696 aufweisen; und (D) eine letzte Klasse
von Polypeptiden, die Domänen
umfaßt,
bei denen sowohl N-terminale als auch C-terminale Deletionen aufgetreten
sind.
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Die
antithrombotischen Polypeptide dieser Ausführungsform der Erfindung sind
in 2 dargestellt. Die erfindungsgemäßen Polypeptide
umfassen eine oder drei Domänen
und haben eine Sequenz von Aminosäuren gemeinsam, die der Domäne der reifen
von-Willebrand-Faktor-Untereinheit entspricht, die einen Aminoterminus
an Cys509 und einem Carboxyterminus an Cys695 aufweist. Polypeptiden, die diese Domäne enthalten,
fehlt eine intramolekulare 509–695-Disulfidbindung.
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Typischerweise
erfordert die Aufrechterhaltung der reduzierten Form die Reduktion
und anschließende
chemische Alkylie rung der Cysteine oder deren Substitution durch
andere Aminosäuren
auf Grundlage einer Modifikation einer kodierende DNA.
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Zusätzliche
erfindungsgemäße Polypeptide
umfassen die vorgenannte Cys509-Cys695-Domäne
und umfassen ebenfalls eine, an den Aminoterminus der Domäne angeheftete,
zusätzliche "zweite" Domäne, die eine
Sequenz von Aminosäuren
umfaßt,
die dem Fragment der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit entspricht,
das einen Aminoterminus an Arg441 und einen
Carboxyterminus an Tyr508 aufweist, oder
ein Unterfragment oder eine Kombination von Unterfragmenten davon.
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Weitere
erfindungsgemäße Polypeptide
umfassen die vorgenannte Cys509-Cys695-Domäne
und umfassen ebenfalls, eine an den Carboxyterminus der Cys509-Cys695-Domäne angeheftete
dritte oder "andere
Domäne" einer Aminosäuresequenz
entsprechend der des Fragments der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit,
dessen Aminoterminus an Asp695 liegt und
dessen Carboxyterminus an Val733 liegt,
oder ein Unterfragment oder eine Kombination von Unterfragmenten
davon.
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Ein
weiterer Typ von erfindungsgemäßem Polypeptid
umfaßt
eine Domäne,
die von der Sequenz der Aminosäuren
von Cys509-Cys695 beigesteuert
wird, und Polypeptide, die von den beiden vorgenannten zweiten und
dritten Domänen
beigesteuert werden.
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Die
erfindungsgemäßen Polypeptide
wurden daher in In-vitro-Tests
auf potentielle antithrombotische Aktivität getestet. Eine Diskussion
der Eigenschaften der erfindungsgemäßen Polypeptide ist in den
Beispielen 14 bis 17 wiedergegeben.
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Antikörper, insbesondere
konformationsabhängige
Antikörper,
sind mächtige
Werkzeuge für
die Analyse der Struktur und Funktion von Makromolekülen. Durch
Blockierung makromolekularer Wechselwirkungen können Antikörper auch einen wichtigen therapeutischen
Nutzen haben.
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Entsprechend
beinhaltet die vorliegende Erfindung in ihrem Bereich einen Antikörper, der
spezifisch ist für
ein Polypeptid, das in der Lage ist, die Bindung von vWF an Blutplättchen zu
hemmen, wobei der Antikörper
ein Epitop erkennt, das zwischen den Aminosäureresten Cys509 und
Cys695 der reifen vWF-Untereinheit lokalisiert ist, und wobei
der Antikörper
durch ein Verfahren hergestellt ist, das die Immunisierung von Tieren mit
einem oder mehreren durch die Erfindung definierten Polypeptiden
beinhaltet.
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Ein
oder mehrere der erfindungsgemäßen Polypeptide
können
für therapeutische,
diagnostische oder andere Zwecke in pharmazeutischen Zusammensetzungen
formuliert sein. Zu ihrer Herstellung zwecks intravenöser Verabreichung
werden die Zusammensetzungen in Wasser gelöst, das üblicherweise auch ein oder mehrere
physiologisch kompatible Substanzen wie Natriumchlorid enthält. Es wird
eine Lösung
erhalten, die einen pH, eine Ionenstärke und ein osmotisches Potential
aufweist, das mit therapeutischen Verwendungen vereinbar ist (wobei
der Bereich der möglichen
Konzentrationen gelöster
Stoffe in der Fachwelt gut bekannt ist oder leicht bestimmbar),
wobei das Wasser und die physiologisch annehmbaren kompatible Substanzen
einen pharmazeutisch annehmbaren Träger umfassen.
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Hinsichtlich
der therapeutischen Verwendung der erfindungsgemäßen Polypeptide hängt die
zur Verhinderung oder Hemmung von Thrombose zu verabreichende Menge
von der Affinität
des Polypeptids für
GPIbα in
vivo und/oder für
andere Makromoleküle,
die an der Hämostase
und Thrombose im Körper
beteiligt sind, von der Lebensdauer des Polypeptids im Körper und
von der Schwere, mit der der Patient von Thrombose betroffen ist,
ab. Die Menge kann für
jeden Patienten leicht bestimmt werden.
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Es
liegt auch innerhalb der Ausübung
der Erfindung, eine therapeutische Zusammensetzung bereitzustellen,
die ein oder mehrere der erfindungsgemäßen Polypeptide und auch zusätzliche
therapeutische Substanzen enthält.
Solche zusätzlichen
Substanzen schließen
Heparin und andere Antikoagulanzien, Aspirin oder andere Anti-Blutplättchen-Arzneimittel
oder Gewebeplasminogenaktivator oder andere präfibrinolytische Arzneimittel
ein.
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Beispiele
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Die
folgenden Beispiele sind repräsentativ
für die
Ausübung
der Erfindung.
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Beispiel 1 – Expression
eines mutierten cysteinfreien Fragments der reifen von Willebrand-Faktor-Untereinheit mit
einem Aminoterminus an Rest 441 (Arginin) und einem Carboxyterminus
an Rest 733 (Valin)
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Herstellung
eines cDNA-Klons von Prä-pro-von-Willebrand-Faktor-mRNA
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Ein
das vollständige
von-Willebrand-Faktor-Gen (für
das Prä-Propeptid) kodierender
cDNA-Klon wurde von Dr. Dennis Lynch, Dana-Farber Cancer Institute,
Boston, MA, bereitgestellt, und wurde wie in Lynch, D. C. et al.,
Cell, 41, 49–56
(1985) beschrieben angesetzt. Es ist als möglich angesehen worden, daß die Größe der vWF-mRNA
diejenige von menschlicher rRNA vom Typ 28S übersteigen würde. Entsprechend
wurde die Gesamt-RNA aus Endothelzellen (die Hauptquelle für Plasma-vWF)
in Saccharosegradienten sedimentiert, wobei RNA größer 28S
für die
Konstruktion einer cDNA-Bibliothek ausgewählt wurde.
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Diese
angereicherte Fraktion wurde weiter unter Verwendung zweier separater
Zyklen von Poly(U)-Sephadex®-Chromatographie aufgereinigt,
um die RNA-Spezies (mRNA) mit 3'-polyadenylierten
Enden zu selektieren. Lynch et al., oben, schätzten das Vorherrschen von
vWF-mRNA in dieser Fraktion zu etwa 1 in. 500, wobei diese Fraktion
zur Erzeugung einer cDNA-Bibliothek von ungefähr 60.000 unabhängigen Rekombinanten
verwendet wurde.
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Um
die cDNA-Bibliothek zu erzeugen, wurden Standardtechniken verwendet.
Die mRNA-Population wurde unter Verwendung eines Oligo(dT)-Primers
vorbereitet und dann mit einer reversen Transkriptase transkribiert.
Die RNA-Stränge
wurden dann durch alkalische Hydrolyse entfernt, wodurch antikodierende
cDNA-Stränge
(äquivalent
zu transkribierten Strängen)
zurückblieben,
die dann durch Haarnadelschleifenbildung für die Synthese des zweiten
Strangs unter Verwendung von DNA-Polymerase
I vorbereitet wurden. Die Haarnadelschleife wurde mit S1-Nuklease
entfernt und rauhe enden wurden mit DNA-Polymerase I repariert.
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Anschließend wurde
GC-Tailing, Maniatis, T. et al., Molecular Cloning, 2. Aufl., Bd.
1, S. 5.56 (1987) eingesetzt, um die cDNA mit dem Plasmid-Vektor
pBR322 zusammenzubringen (Annea ling). Mit terminaler Transferase
wurden dann Oligo(dC)-Schwänze an die
cDNA-Fragmente angefügt
und an mit Oligo(dG)-Schwänzen versehenem
pBR322 angelagert. Die Plasmide wurden zur Vermehrung in den ampicillinsensitiven
E.-coli-Stamm HB101 transformiert. Geeignete Klone wurden identifiziert
nach Screening mit 32P-markierter cDNA,
die als Reverse-Transkriptase-Produkt
von immungereinigten vWF-Polysomen hergestellt wurde. Positive Klone
wurden in pSP64 subkloniert (Promega Co., Madison, WI).
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Primergesteuerte
Amplifikation von cDNA
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Eine
das Vollängen-Präpro-vWF-Gen
von pSP64 repräsentierende
cDNA wurde einer enzymatischen Amplifikation in einer Polymerasekettenreaktion
unterworfen. Basierend auf der bekannten Nukleotidsequenz des Präpro-vWF-Gens,
Bonthron, D. et al., Nucl. Acids Res., 14 (17), 7125–7127 (1986);
Mancuso, D. et al., J. of Biological Chemistry, Bd. 264(33), 19514–19527 (1989)
wurden Oligonukleotide (bezeichnet als (1), SEQ ID NO: 2 und (2)
SEQ ID NO: 3) hergestellt, die den interessierenden Bereich flankieren.
Alle hier verwendeten Oligonukleotide wurden durch das Phosphoramidit-Verfahren,
Sinha et al., Tetrahedron Letters, 24, 5843 (1983) unter Verwendung
eines automatisierten Systems Modell 380B, Applied Biosystems, Foster
City, CA, synthetisiert.
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Oligonukleotid
(1) (SEQ ID NO: 2)
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Oligonukleotid
(2) (SEQ ID NO: 3)
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Die
Oligonukleotide überlappen
die Enden der kodierenden Region für dieses Fragment der reifen vWF-Untereinheit,
die durch Verdau mit Trypsin hergestellt werden kann und die mit
Rest 449 (Valin) beginnt und mit Rest 728 (Lysin) endet. Oligonukleotid
(1) entspricht dem kodierenden DNA-Strang (analog zur mRNA) für die Aminosäurepositionen
441 bis 446 und fügt
5' zu dem Kodon
für Aminosäure 441
eine EcoRI-Restriktionsschnittstelle
hinzu.
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Oligonukleotid
(2) entspricht dem nichtkodierenden Strang (transkribierten Strang)
der reifen vWF-DNA für
die Aminosäurepositionen
725–733
und fügt
3' zu dem Kodon
für Aminosäure 733
eine HindIII-Restriktionsschnittstelle hinzu. Der zu (2) komplementäre kodierende
Strang ist in Kleinbuchstaben wiedergegeben.
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Unter
Verwendung der obigen Oligonukleotide mit der Vollängen-cDNA
als Matrize wurde dann in einer Polymerasekettenreaktion nach dem
Verfahren von Saiki, R. K. et al., Science 239, 487–491 (1988)
ein cDNA-Fragment synthetisiert, das den Resten Nr. 441–733 des
reifen vWF entspricht und EcoRI- und HindIII-Linker enthält.
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Das
Verfahren verwendet einen Abschnitt doppelsträngiger vWF-cDNA, von dem ein Unterabschnitt zu
amplifizieren ist, und zwei einzelsträngige Oligonukleotid-Primer
(in diesem Fall die Oligonukleotide (1), (2)), die die Enden des
Unterab schnitts flankieren. Die Primer-Oligonukleotide (in Gegenwart
einer DNA-Polymerase und Desoxyribonukleotid-Triphosphaten) wurden
in sehr viel höherer
Konzentration als die zu identifizierende DNA zugegeben.
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Insbesondere
wurden PCR-Reaktionen mit einem Thermocycler (Perkin Elmer Co.,
Norwalk, CT/Cetus Corporation, Berkeley, CA) unter Verwendung von
Taq-Polymerase (Thermus aquaticus) durchgeführt. Die Reaktionen wurden
durchgeführt
in Volumen von 100 μl
enthaltend 1,0 μg
Präpro-vWF-cDNA,
1,0 μg von
jedem synthetischen Oligonukleotid-Primer und Puffer bestehend aus
50 mM KCl, 10 mM Tris·HCl
(pH 8,3), 1,5 mM MgCl2, 0,1% Gelatine (BioRad
Co., Richmond, CA) und 200 mM jedes dNTPs. Die PCR-Bedingungen waren
35 Zyklen von 30 Sekunden bei 94°C,
30 Sekunden bei 52°C
und 1 Minute bei 72°C.
Die amplifizierten Fragmente wurden dann gereinigt und mittels Elektrophorese
durch ein 2%-Agarose-Gel isoliert, Maniatis et al., Molecular Cloning,
A Laboratory Manual, 164–170,
Cold Spring Harbor Lab., Cold Spring Harbor, NY (1982).
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Die
große
Mehrheit der Polynukleotide, die sich nach mehreren Runden Denaturierung,
Oligonukleotid-Anlagerung und Synthese anhäufen, repräsentieren den gewünschten
doppelsträngigen
cDNA-Unterabschnitt, der für
die weitere Amplifikation durch Klonierung geeignet ist.
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Für einige
Experimente wurde eine dem reifen an der Aminosäuresequenzposition 441 beginnenden und
an Position 733 endenden vWF-Fragment entsprechende cDNA direkt
aus Blutplättchen-mRNA nach dem Verfahren
von Newman, P. J. et al., J. Clin. Invest., 82, 739–743 (1988)
hergestellt und amplifiziert. Die Primer-Nukleotide Nr. 440 und
733 wurden wie vorher mit der resultierenden EcoRI und HindIII-Linker
enthaltenden cDNA verwendet.
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Insertion von cDNA in
M13mp18-Klonierungsvehikel
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Die
erhaltene doppelsträngige
von-Willebrand-Faktor-cDNA entsprechend den Aminosäuresequenzen
von Rest 441 bis 733 wurde dann unter Verwendung der Restriktionsenzyme
EcoRI und HindIII in die doppelsträngige replikative Form des
Bakteriophagen M13mp18, der eine multiple Klonierungsstelle mit
kompatiblen EcoRI- und HindIII-Sequenzen enthält, inseriert.
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Filamentöse Phagen
der M13-Serie infizieren männliche
(F-Faktor enthaltende)
E.-coli-Stämme.
Die infektiöse
Form des Virus wird repräsentiert
durch einzelsträngige
DNA, den (+)-Strang, der durch die meisten Wirtsenzyme
in eine doppelsträngige
zirkuläre
Form konvertiert wird, die auch den Minus(–)-Strang
enthält,
wobei die doppelsträngige
Struktur als die replikative Form (RF) bezeichnet wird. Die Fähigkeit,
eine stabile einzelsträngige
(+)-Form des Virus zu isolieren, ist besonders
nützlich,
um die Integrität
irgendeiner darin klonierten Sequenz zu verifizieren. Siehe Messing,
J., Meth. Enzymology 101, 20–78
(1983); Yanish-Perron, C. et al., Gene, 33, 103–109 (1985).
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Entsprechend
wurde das vWF-cDNA-Insert unter Einsatz des Einzelstrang-Didesoxy-Verfahrens (Sanger,
F. et al., Proc. Natl. Acad. Sci USA, 74, 5463–5467 (1977)), unter Verwendung
der einzelsträngigen (+)-Form von M13mp18, vollständig sequenziert,
um zu bestätigen,
daß das
vWF-cDNA-Fragment die korrekte kodierende Sequenz für die Reste
441–733
der reifen vWF-Untereinheit enthielt.
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Ortsgerichtete
Mutagenese zur Ersetzung von Cysteinresten
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Die
Cysteinreste 459, 462, 464, 471, 474, 509 und 695 innerhalb des
reifen, den Aminosäuren
641 bis 733 entsprechenden vWF-Fragments, wurden mit Glycinresten
durch Substitution von Cystein-Kodons durch Glycin-Kodons in der
entsprechenden cDNA ersetzt. Um dies zu erreichen, wurden Oligonukleotide
(siehe Sequenzprotokoll ID NO: 5–8), die die Region jedes Cystein-Kodons der vWF-cDNA
umfassen, als nichtkodierender Strang (transkribierter Strang) mit
den entsprechenden Basensubstitutionen, die zur Ersetzung von Cystein
durch Glycin erforderlich waren, hergestellt. Die verwendeten Oligonukleotide
waren die folgenden: Oligonukleotid
(3) (SEQ ID NO: 4)
(gleichzeitige Ersetzung der Cysteine 459, 462,
464) Oligonukleotid
(4) (SEQ ID NO: 5)
(gleichzeitige Ersetzung der Cysteine 471, 474) Oligonukleotid
(5) (SEQ ID NO: 6)
(Ersetzung von Cystein 509) Oligonukleotid
(6) (SEQ ID NO: 7)
(Ersetzung von Cystein 695).
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Hybridisierende
Oligonukleotide sind in Großbuchstaben
wiedergegeben und entsprechen dem transkribierten Strang (nicht
kodierende DNA). Der entsprechende kodierende Strang ist in Kleinbuchstaben
mit den entsprechenden Aminosäuren
in Form der Standard-Drei-Buchstaben-Bezeichnungen dargestellt (für die Bezeichnungen
siehe Tabelle 1).
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Wie
unten ausgeführt,
wurden die Cysteine 459, 462 und 464 gleichzeitig unter Verwendung
von Oligonukleotid (3) ersetzt. Die Cysteinreste 471 und 474 wurden
anschließend
gleichzeitig unter Verwendung des Oligonukleotids (4) ersetzt. Die
Cysteinreste 509 und 695 wurden dann einzeln unter Verwendung der
Oligonukleotide (5) beziehungsweise (6) ersetzt.
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Die
Cystein-zu-Gycin-cDNA-Ersetzungen wurden vorgenommen nach dem Verfahren
von Kunkel, T. A., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 82, 488–492 (1985),
wobei das Verfahren eine Reihe von Schritten für jedes Oligonukleotid wiederholt
und Bedingungen ausnutzt, die gegen eine uracilhaltige DNA-Matrize
selektieren:
- (A) M13mp18-Phage, enthaltend
Wildtyp-vWF-cDNA entsprechend den Aminosäurepositionen 441 bis 733,
wird in einem mutierten E.-coli-CJ236-dut–ung–-Stamm
in einem uracilreichen Medium angezogen. Da dieser E.-coli-Stamm
keine Desoxythymidin-Triphosphatase aufweist (dut–),
sammelt sich ein intrazellulärer Pool
von dUTP an, der mit dTTP um den Einbau in DNA konkurriert. (Siehe
Shlomai, J. et al., J. Biol. Chem., 253 (9), 3305–3312 (1978).
Virale DNA, die unter diesen Bedingungen synthetisiert wurde, schließt mehrere
Uracil-Insertionen pro viralem Genom ein und ist nur in einem E.-coli-Stamm
stabil, der unfähig
ist, Uracil abzubauen, wie beispielsweise (ung–)-Stämme, denen
Uracil-Glykosylase fehlt. Uracilhaltige Nukleotide sind bei einzelsträngiger (+)-M13mp18-DNA in ung+-Stämmen aufgrund
der Bildung von basenfreien ("abasic") Stellen durch Uracil-Glykosylase
letal.
- (B) Einzelsträngige
virale (+)-DNA wird aus Kulturmedien isoliert,
in denen Phagen im E.-coli-Stamm CJ236 dut–ung– angezogen
wurden. Die einzelsträngige
(+)-Form des Virus enthält die spezifizierte vWF-cDNA
an ihrer multiplen Klonierungsstelle, wobei die cDNA äquivalent
zu dem nichttranskribierten vWF-DNA-Strang ist.
- (C) Oligonukleotid (3), welches Kodon-Änderungen enthält, die
erforderlich sind, um Cysteine durch Glycine an den Positionen 459,
462 und 464 zu ersetzen, wird dann in vitro an einzelsträngige (+)-Phagen-DNA angelagert. Grundsätzlich ist
bei diesem Verfahren ein weiter Bereich von
- Oligonukleotid-Konzentrationen geeignet. Üblicherweise wurden 40 ng Oligonukleotid
an 0,5–1,0 μg M13mp18-Phagen-(+)-DNA
angelagert.
- (D) Alle fehlenden Sequenzen des M13mp18(–)-Strangs
werden dann in vitro unter Verwendung von T7-DNA-Polymerase und
T4-DNA-ligase in einer dTTP-reichen Umgebung vervollständigt, wobei
eine transkribierbare vWF-cDNA-Sequenz erzeugt wird, die den Aminosäurepositionen
441 bis 733 der reifen vWF-Untereinheit entspricht.
- (E) Der doppelsträngige
M13mp18-Phage, nun einen normalen Thymin-(–)-Strang
und einen (+)-Strang mit mehreren Uracil-Substitutionen
enthaltend, wird in einen Wildtyp-Stamm E. coli-XL-1 Blue (Stratagene,
La Jolla, CA) transformiert, der normale Niveaus von Uracil-Glykosylase
und Desoxyuridin-Triphosphatase enthält.
- (F) Uracil-Glykosylase und andere Enzyme, die in dem neuen Wirt
vorhanden sind, initiieren die Zerstörung des uracilhaltigen (+)-Strangs des doppelsträngigen Phagen, was nach Replikation
von verbliebener Phagen-(–)-Strang-DNA zum Vorliegen
von stabiler thymin-normaler doppelsträngiger (RF-) DNA führt, welche die
durch die Oligonukleotide induzierten Glycinmutationen widerspiegelt.
- (G) Die Schritte (A) bis (F) des obigen Verfahrens werden dann
für jedes
der Oligonukleotide (4), (5) und (6) wiederholt, bis jedes aufeinanderfolgende
Cystein-Kodon der vWF-Sequenz innerhalb des M13mp18-Phagen durch
ein Glycin-Kodon ersetzt wurde.
- (H) Nach Vervollständigung
der Mutagenese-Verfahren wurde die Sequenz des vWF-cDNA-Inserts
erneut unter Verwendung des Einzelstrang-DNA-Didesoxyverfahrens
bestätigt
(Sanger, F., et al., oben).
-
Konstruktion
von Expressionsplasmiden
-
Das
7 ortsspezifische Cystein-zu-Glycin-Mutationen enthaltende doppelsträngige vWF-cDNA-Fragment
wird dann durch Behandlung mit EcoRI- und HindIII-Restriktionsendonukleasen
aus dem M13mp18-Phagen entfernt, wonach die Enden des Fragments
mit BamHI-Linkern für
die Klonierung in einen hocheffizienten E-coli-Expressionsvektor modifiziert werden
(Roberts, R. J. et al. Nature, 265, 82–84 (1977)). Der besondere gewählte Expressionsvektor
ist der Plasmid pET-3A, entwickelt von Rosenberg, A. H. et al.,
Gene, Bd. 56, 125–135,
(1987), der ein pPR322-Derivat ist, das einen hocheffizienten (Φ10)-T7-Transkriptionspromotor
in direkter Nachbarschaft zu der BamHI-Linker-Stelle enthält. Wenn
das pET-3A-Vehikel das obengenannte Fragment mutierter vWF-cDNA
enthält,
wird es als "p7E" oder p7E-Expressionsplasmid
bezeichnet.
-
Ein
zweiter pET-3A-abgeleiteter Expressionsplasmid (bezeichnet als p7D)
wurde konstruiert, der die identische, in entgegengesetzter Orientierung
in das Plasmid klonierte, kodierende vWF-Sequenz enthielt. p7D sollte
unfähig
sein, daß vWF-Polypeptid-Fragment
zu exprimieren.
-
Ein
dritter Expressionsplasmid (pJD18) enthielt tryptische Wildtyp-52/48-vWF-Fragment-cDNA,
die die vWF-Aminosäuresequenz
zwischen den Resten 441 und 733 kodiert, (mit 7 Cysteinen) in demselben pET-3A-Vektor.
-
Die
p7E-(oder p7D- und pJD18-)Expressionsplasmide wurden dann nach einem
gut bekannten Protokoll, Hanahan, D. J., Mol. Biol. 166, 557–580 (1983)
in einen ampicillinsensitiven E.-coli
Stamm BL21(DE3), Novagen Co., Madison WI, kloniert.
-
Stamm
BL21(DE3) ist technisch verändert
und enthält
ein Gen für
T7-RNA-Polymerase, so daß das vWF-Insert
mit hoher Effizienz transkribiert werden kann.
-
Expression
von mutierten vWF-Polypeptiden
-
Drei
separate Proben vom E.-coli-Stamm BL21(DE3), enthaltend p7E-, p7D-
bzw. pJD18-Expressionsplasmide, wurden in 5–6 ml 2X-YT-Wachstumsmedium,
enthaltend 200 μg/ml
Ampicillin, angeimpft und über
Nacht bei 37°C
angezogen, um ausgewachsene Kulturen zu erzeugen. 2X-YT-Wachstumsmedium
enthält,
pro Liter Wasser, 10 g Bacto-Trypton, 10 g Hefeextrakt und 5 g NaCl.
Fünf ml
jeder Übernacht-Kultur
wurden dann in 500 ml 2X-YT-Medium, erneut 200 μg/ml Ampicillin enthaltend,
angeimpft und für
2 Stunden bei 37°C
unter Schütteln
angezogen.
-
Nach
der 2-stündigen
Inkubationsdauer wurden die Kulturen durch Zugabe von Isopropyl-Beta-d-thiogalactopyranosid
zu einer Konzentration von 5 mM für die Proteinexpression induziert.
Die Inkubation wurde dann über
3 Stunden bei 37°C
fortgesetzt.
-
Ein
hohes Expressionsniveau von vWF-Polypeptid wurde mit p7E und pJD18
erhalten, was zur Erzeugung von zytoplasmatischen Granula oder "Einschlußkörpern" führte, die
hohe Konzentrationen an vWF-Polypeptid in im wesentlichen unlöslicher
Form enthalten. Die Solubilisierung von vWF-Polypeptid wurde erreicht nach
dem folgenden Verfahren. Wie in Beispiel 2 erklärt, reagierten p7E- und pJD18-Extrakte
sehr unterschiedlich auf Solubilisierungsverfahren. Siehe Maniatis,
T. et al., Molecular Cloning, 2. Aufl., Bd. 3, Abs. 17.37, (1989)
Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY, für eine allgemeine
Diskussion zu den Eigenschaften von Einschlußkörpern und erfolgreichen Manipulationsstrategien
hierfür.
-
Die
Zellen wurden durch Zentrifugation bei 4000 g für 15 Minuten in einem JA-14-Rotor
bei 4°C
geerntet. Die niedergeschlagenen Zellen wurden in 50 ml eiskaltem
Puffer (0,1 M NaCl, 10 mM Tris pH 9,0, 1 mM EDTA) gewaschen und
erneut durch Zentrifugation bei 4000 g bei 4°C niedergeschlagen.
-
Die
Zellniederschläge
von p7E-, p7D- und pJD18-Kulturen wurden jeweils in 5 ml Lysepuffer
rückgelöst und für 30 Minuten
eiskalt gehalten. Der Lysepuffer umfaßt eine Lösung von Saccharose, 25% (Gew./Vol.), 1
mM Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF), 1 mM Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA),
2 mg/ml Lysozym und 50 mM Tris-Hydrochlorid, eingestellt auf pH
8,0.
-
Nach
der 30-minütigen
Inkubation wurden Teilmengen von 1,0 M MgCl2 und
dem MnCl2 zugegeben, um die Lyse-Lösung für jedes
Kation auf 10 mM einzustellen. Sechzig μg DNAseI (Boehringer-Mannheim) wurden
dann zugegeben und die Inkubation wurde bei Raumtemperatur für 30 Minuten
fortgesetzt.
-
Zwanzig
ml Puffer Nr. 1 (0,2 M NaCl, 2 mM EDTA, und 1% (Gew./Vol.) 3-[(3-Cholamidopropyl)-dimethylammonio]-1-propansulfonat
(CHAPS), 1% (Gew./Vol.) Non-idet 40 und 20 mM Tris-Hydrochlorid, pH
7,5) wurden dann zu der Inkubationsmischung zugegeben. Das unlösliche Material
wurde durch Zentrifugation bei 14.000 g (12.000 UPM in einem JP-20-Rotor)
für 30
Minuten bei 4°C
niedergeschlagen.
-
Das
relativ unlösliche
niedergeschlagene Material, das aus jeder Kultur (welche, ausgenommen
im Fall von p7D, die gewünschten
Polypeptide enthielt) erhalten wurde, wurde bei 25°C in 10 ml
Puffer Nr. 2 (0,5% (Gew./Vol.) Triton X-100-Tensid, 2 mM EDTA, 0,02 M Tris-Hydrochlorid,
pH 7,5) gewaschen und ausgiebig verwirbelt. Die Suspension wurde
bei 14.000 g für
30 Minuten bei 4°C
zentrifugiert der Überstand
wurde verworfen. Der Vorgang des Resuspendierens des niedergeschlagenen
Materials in Puffer Nr. 2, Verwirbelns und Zentrifugierens wurde
zweimal wiederholt.
-
Jeder
Niederschlag wurde dann in 5 ml Puffer Nr. 3 (0,02 M Tris-Hydrochlorid,
pH 7,5 und 2 mM EDTA) bei 25°C
gewaschen und ausgiebig verwirbelt. Die Suspension wurde dann bei
4°C für 30 Minuten
bei 14.000 g zentrifugiert, wonach der Überstand verworfen wurde und
ein Niederschlag von aus Einschlußkörpern erhaltenem Material,
der "feuchte Niederschlag") mit einer Tonartinkonsistenz
zurückblieb
(Hinsichtlich der folgenden abschließenden Schritte, und als Ersatz
dafür,
siehe auch Beispiel 20, das ein weiteres verbessertes Verfahren
auf zeigt).
-
Der
unlösliche
Niederschlag wurde langsam für
2 Stunden in einer bei Raumtemperatur gehaltenen 8 M Harnstofflösung rückgelöst, wonach
die Solubilisierung über
Nacht bei 4°C
fortgeführt
wurde. Das harnstofflösliche
Material wurde ausgiebig gegen eine Lösung von 0,15 M NaCl, enthaltend
20 mM HEPES (N-[2-hydroxyethyl]piperazin-N-[2-ethansulfonsäure]) (pH
7,4) ("Hepes-gepufferte
Salzlösung") bei 4°C dialysiert.
-
Die
solubilisieren Peptidextrakte wurden auf ihre Reinheit untersucht
(Beispiel 2), in vWF-Bindungshemmungtests einge setzt (Beispiel 3)
oder weiterer Reinigung unterzogen. Weitere Reinigungsschritte sollten nicht
verzögert
werden und die Proben sollten gekühlt werden.
-
Das
cysteinfreie vWF-Polypeptid (umfassend die Untereinheitenpositionen
441 bis 733) machte mehr als 75% des aus den Einschlußkörpern nach
dem obigen Verfahren solubilisierten Materials aus. Die weitere Reinigung
des cysteinfreien mutierten vWF-Polypeptids wurde erreicht durch
erneutes Dialysieren des teilweise gereinigten Peptidextraktes gegen
6 M Guanidin-HCl, 50 mM Tris·HCl,
pH 8,8, mit anschließender
Dialyse gegen 6 M Harnstoff, 25 mM Tris·HCl, 20 mM KCl, 0,1 mM EDTA,
pH 8,0. Der Extrakt wurde dann einer Hochdruckflüssigkeitschromatographie unter
Verwendung von Q-Sepharose®-Fast-Flow (Pharmacia, Uppsala, Schweden)
für den
Anionenaustausch unterzogen. Die Säule wurde mit 6 M Harnstoff,
25 mM Tris·HCl,
20 mM KCl, 0,1 mM EDTA pH 8,0 voräquilibriert. Zur Elution des
vWF-Polypeptids wurde derselbe Puffer verwendet, mit der Ausnahme,
daß die
Konzentration von KCl auf 250 mM angehoben wurde. Polypeptidproben,
die für
weitere Tests verwendet wurden, wurden gegen 0,15 M NaCl, 20 mM
HEPES, pH 7,4, erneut dialysiert. Eine Langzeitlagerung wurde jedoch
am besten in Harnstoffpuffer (6 M Harnstoff, 25 mM Tris·HCl, 20
mM KCl, 0,1 mM EDTA pH 8,0) erreicht. Die endgültigen prozentualen Aminosäurezusammensetzungen
(durch Säurehydrolyse)
des p7E-vWF-Polypeptids waren gut mit Werten vergleichbar, die nach
veröffentlichten
Sequenzinformationen (Bonthron, D. et al. und auch Mancuso, D. et
al., in Beispiel 1, oben; siehe auch 1)
vorhergesagt wurden.
-
Beispiel 2 – Charakterisierung
der durch den Expressionsplasmid P7E hergestellten cysteinfreien
Mutante des von Willebrand-Faktor-Fragments
-
Harnstoffsolubilisierte
und dialysierte Polypeptide, die aus Einschlußkörpern von Kulturen, enthaltend die
Expressionsplasmide p7E, p7D und pJD18, extrahiert wurden, wurden
mittels Polyacrylamid-Gelelektrophorese (PAGE) und Immunblotting
analysiert.
-
Charakterisierung
durch SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
-
Die
Reinheit und Beschaffenheit der Expressionsplasmidextrakte, die
harnstoffsolubilisiert und dann ausgiebig dialysiert worden waren,
wurden zunächst
unter Verwendung des denaturierenden Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgelelektrophorese-Verfahrens von Weber,
K. et al., J. Biol. Chem. 244, 4406–4412 (1990), modifiziert durch
Laemli, U. K. Nature, 227, 680–685
(1970), unter Verwendung einer Acrylamidgel-Konzentration von 10%
analysiert. Die erhaltenen Gele wurden mit Coomassie-Blue gefärbt und
verglichen.
-
Der
Extrakt vom Expressionsplasmid p7E enthält als Hauptkomponente das
mutierte von-Willebrand-Faktor-Polypeptid, das mit einem apparenten
Molekulargewicht von ungefähr
36.000 Dalton wandert. Das Polypeptid erscheint sowohl unter reduzierenden
Bedingungen (Zugabe von zwischen 10 und 100 mM Dithiothreitol "DTT" zur Probe für 5 min
bei 100°C,
bevor das Gel in einem Puffer laufengelassen wird, der ebenfalls
dieselbe DTT-Konzentration enthält)
als auch nichtreduzierenden Bedingungen als einzelne Bande, wobei
das Ergebnis mit der Substitution von Glycinresten für alle Cysteinreste
darin übereinstimmt.
Kein vWF-Polypeptid konnte aus Wirtszellen extrahiert werden, die
p7D-Expressionsplasmide enthielten, was aufgrund der gegensätzlichen
Orientierung des vWF-cDNA-Inserts
erwartet wurde.
-
Das
cysteinhaltige vWF-Polypeptid, das von Wirtszellen mit pJD18-Plasmiden
exprimiert wurde und das die Wildtyp-Aminosäuresequenz des 52/48-Fragments
enthält
(hier repräsentiert
durch ein kloniertes Fragment mit den Resten 441 bis 733), verhielt
sich unter reduzierenden und nichtreduzierenden Elektrophoresebedingungen
unterschiedlich. Die von pJD18 exprimierte Wildtyp-Sequenz bildet
intermolekulare Disulfidbrücken,
was zu Aggregaten mit hohem Molekulargewicht führt, die nicht in der Lage
sind, in das 10%-Acrylamidgel einzutreten. Nach Reduktion (Inkubation
mit 100 mM DTT für
5 min bei 100°C)
wandert das vWF-Peptid als einzelne Bande mit einem Molekulargewicht
von ungefähr
38.000.
-
Charakterisierung
durch Immunblotting
-
Von
p7D, p7D und pJD18 exprimierte Polypeptide wurden weiter durch Immunblotting
("Westernblotting") nach einem Standardverfahren,
Burnett et al., A. Anal. Biochem., 112, 195–203 (1989) und nach Empfehlungen
des Reagenzienanbieters charakterisiert. Proben, die ungefähr 10 μg Protein
von den harnstoffsolubilisierten und dialysierten Einschlußkörperextrakten
von Wirtszellen (enthaltend p7E-, p7D- und pJD18-Plasmide) enthielten,
wurden einer Elektrophorese auf 10% Polyacrylamidgelen unterzogen,
Laemli, U. K., Nature, 227, 680–685
(1970), in Gegenwart einer Konzentration von 2% Natriumdodecylsulfat.
-
Die
Proteine wurden auf Nitrozelluloseblätter (Schleicher und Schuell,
Keene, NH) geblottet und immobilisiert, und das Muster wurde dann
mittels Immunreaktivität
visualisiert.
-
Die
von-Willebrand-Faktor-spezifischen monoklonalen Antikörper (von
Mäusen),
die zur Identifikation der Polypeptide verwendet wurden, waren RG-46
(siehe Fugimura, Y. et al., J. Biol. Chem., 261(1), 381–385 (1986),
Fulcher, C. A. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 79, 1648–1652 (1982))
und NMC-4 (Shima, M. et al., J. Nara Med. Assoc., 36, 662–669 (1989)),
die beide Epitope innerhalb des exprimierten vWF-Polypeptids gemäß dieser
Erfindung aufweisen.
-
Der
nach dem Verfahren von Fraker, P. J. et al., Biochem. Biophys. Res.
Commun. 80, 849–857 (1988)),
markierte sekundäre
Antikörper
(125I-Kaninchen-Antimaus-IgG) wurde für 60 Minuten
bei 25°C
auf dem Nitrozelluloseblatt inkubiert. Nach dem Spülen wurde
das Blatt durch Autoradiographie entwickelt.
-
Peptidextrakte
von Wirtszellen, die p7E- und pJD18-Expressionsplasmide enthalten, zeigen
eine starke Immunreaktivität
für RG-46-Antikörper und
eine schwächere
aber deutliche Affinität
für NMC-4-Antikörper. Wie
erwartet, zeigen Peptidextrakte von p7D-Plasmiden weder mit RG-46
noch mit NMC-4 eine Immunreaktivität.
-
Beispiel 3 – Hemmung
der botrocetininduzierten Bindung von vWF an Blutplättchen durch
das durch p7E exprimierte cysteinfreie mutierte Polypeptid
-
Es
ist gezeigt worden, daß Botrocetin,
extrahiert aus dem Gift von Bothrops jararaca, die In-vitro-Bindung
des multime ren von-Willebrand-Faktors an Blutplättchen moduliert (Read, et
al., Porc. Natl. Acad. Sci., 75, 4514–4518 (1978)) und daß Botrocetin
innerhalb der Region an vWF bindet, die die Aminosäuresequenzpositionen
441–733
(der reifen Untereinheit) und daher die GPIb-Bindungsdomäne enthält (Andrews,
R. K. et al., Biochemistry, 28, 8317–8326 (1989)).
-
Die
harnstoffsolubilisierten und dialysierten Polypeptidextrakte, erhalten
(nach dem Verfahren aus Beispiel 1) von Kulturen, die die Expressionsplasmide
p7E, p7D und pJD18 enthalten, wurden ohne weitere Reinigung auf
ihre Fähigkeit
getestet, die Botrocetin-induzierte vWF-Bindung an formalinfixierte
Blutplättchen
auf dosisabhängiger
Basis zu hemmen.
-
Formalinfixierte
Blutplättchen,
hergestellt nach dem Verfahren von MacFarlane, D., et al., Thromb.
Diath. Haemorrh. 34, 306–308
(1975), wurden bei Raumtemperatur für 15 Minuten mit vorgegebenen
Verdünnungen
von Peptidextrakten vorinkubiert, die aus Kulturen erhalten wurden,
die pJD18-, p7D- und p7E-Plasmide
enthielten. Anschließend
wurden Botrocetin (Sigma, St. Louis, MO) in einer Endkonzentration
von 0,4 μg/ml
und 125I-markierter multimerer vWF (isoliert
von menschlichem Plasma-Kryopräzipitat
nach dem Verfahren von Fulcher, C. A. et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 79, 1648–1652
(1982), und markiert nach dem Verfahren von Fraker, P. J. et al.,
Biochem. Biophys. Res. Commun., 80, 849–857 (1978)) zu der Inkubationsmischung
zugegeben, und die Menge von an die Blutplättchen gebundenem 125I-vWF
wurde bestimmt.
-
Die 125I-vWF-Bindung an die Blutplättchen wurde
auf 100% Bindung bezogen, die als die Menge von 125I-vWF
definiert wurde, die in Abwesenheit von zugefügten Peptidextrakten gebunden
wurde.
-
Es
wurde gezeigt, daß Peptidextrakte
von den Expressionsplasmiden p7D und PJD18 (unreduziert und unalkyliert)
nicht mit plasmaabgeleitetem vWF um Blutplättchen-GPIb-Rezeptor-Bindungsstellen konkurrieren
können.
Der Peptidextrakt von Plasmid p7D war in einer dosisabhängigen Weise
(bei Verwendung eines Bereichs von 0 bis 100 μg Extrakt/ml) bei der Hemmung
der vWF-Bindung wirksam. Die Konzentration von harnstoffsolubilisiertem
Polypeptid-Extrakt (μg/ml)
in der Inkubationsmischung spiegelt die Gesamtproteinkonzentration
des Extrakts wider. Die Zugabe von Peptidextrakten zur Reaktionsmischung
verursacht gewisse unspezifische Effekte, die die anfängliche
apparente Bindung auf 110% des Werts anheben, der in Abwesenheit der
zugegebenen Peptidextrakte gefunden wurde. Die verwendete 125I-vWF-Konzentration betrug 2 μg/ml.
-
Beispiel 4 – Expression
eines mutierten vWF-Fragments mit vermindertem Cysteingehalt, der
eine Disulfid abhängige
Konformation enthält
-
Unter
Verwendung des Verfahrens nach Beispiel 1, mit Ausnahme der unten
beschriebenen Modifikation, wurde ein mutiertes vWF-Polypeptid-Fragment
(entsprechend der Sequenz der reifen vWF-Untereinheit von Rest 441
bis Rest 733) hergestellt, bei dem die Cysteine an den Positionen
459, 462, 464, 471 und 474 jeweils durch einen Glycinrest ersetzt
worden waren. Die Cysteinreste wurden an den Positionen 509 und
695 bewahrt und ermöglichten
die Bildung einer intramolekularen Disulfidbindung.
-
Eine
ortsgerichtete Mutagenese wurde nur mit den Oligonukleotiden Nr.
459 und 471 durchgeführt, wobei
nur die Glycinkodons an den Positionen 459, 462, 464, 471 und 474
substituiert wurden. Nach Vollendung der Mutageneseprozeduren wurde
die Sequenz der mutierten vWF-cDNA unter Einsatz des Einzelstrang-Didesoxy-Verfahrens
bestätigt.
-
Die
doppelsträngige
Form des vWF-cDNA-Inserts (enthaltend 5 Cystein-zu-Glycin-Mutationen)
wurde dann durch Behandlung mit EcoRI- und HindIII-Restriktionsendonuklease
aus dem M13mp18-Phagen
entfernt, wie in Beispiel 1 mit BamHI-Linkern modifiziert und in
pET-3A kloniert. Das so gebildete pET-3A-Vehikel wird als "p5E" oder p5E-Expressionsplasmid
bezeichnet.
-
Die
p5E-Expressionsplasmide wurden dann nach dem Verfahren von Hanahan,
D., J. Mol. Biol., 166, 557–580
(1983), in den ampicillinsensitiven E.-coli-Stamm BL21(DE3), Novagen
Co., Madison, WI, kloniert. Das mutierte p5E-Polypeptid wurde von
E.-coli-BL21(DE3)-Kulturen nach dem Verfahren von Beispiel 1 exprimiert,
ausgenommen, daß die
Solubilisierung von Einschlußkörper-Niederschlagsmaterial
in Gegenwart von 8 M Harnstoff über
die anfängliche
2-stündige
Zeitdauer bei Raumtemperatur, wonach das rückgelöste Material eine Konzentration
von 200 μg/ml
erreicht hatte, nicht fortgesetzt werden mußte. Die Oxidation der Cysteinreste
509 und 695 zur Bildung einer Disulfidbindung wurde durch Dialyse
gegen Hepes-gepufferte Salzlösung über Nacht
erreicht. Die Bildung von intramolekularen statt intermolekularen
Disulfidbindungen wird gefördert, wenn
es ermöglicht
wird, die Thiol-Oxidation bei einer niedrigen Proteinkonzentration
wie beispielsweise 50–100 μg/ml ablaufen
zu lassen.
-
Wie
in Beispiel 1 hinsichtlich der p7E-Extrakte wurde die endgültige Reinigung
der harnstoffsolubilisierten Einschlußkörper-Zubereitungen erreicht
durch Dialyse gegen die 6 M Guanidin- und 6 M Harnstoffpuffer mit
anschließender
Anionenaustausch-Chromatographie.
-
Beispiel 5 – Charakterisierung
des durch den Expressionsplasmid p5E hergestellten mutierten vWF-Fragments
-
Die
mutierten von-Willebrand-Faktor-Polypeptide, die durch Kulturen,
die den Expressionsplasmid p5E enthielten hergestellt wurden, wurden
unter Verwendung der Verfahren von Beispiel 2 charakterisiert, und insbesondere
mit dem durch Plasmid p7E exprimierten vWF-Fragment verglichen.
-
Harnstoffsolubilisierte
und dialysierte Polypeptide, die (nach dem Verfahren von Beispiel
4) aus Einschlußkörpern extrahiert
wurden, wurden mit ähnlichen
Extrakten von p7E-Plasmid-Kulturen
verglichen, die wie in Beispiel 1 hergestellt wurden.
-
Charakterisierung
durch SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
-
Das
denaturierende Natriumdodecylsulfatgelverfahren von Beispiel 2 wurde
verwendet, um die p5E-vWF-Fragmente, die unter Einsatz der Cysteinreste
509 und 695 Disulfidbindungen bilden können, mit dem p7E-Fragment,
das keine Cysteinreste aufweist, zu vergleichen. Eine Elektrophorese
wurde unter Verwendung von 7,5 μg
Proteinextrakt pro Spur auf 10% Acrylamidgel unter reduzierenden
(100 mM Dithiothreitol) und nichtreduzierenden Bedingungen durchgeführt.
-
Unter
reduzierenden Bedingungen, und nach Färbung mit Coomassie-Blue, weisen
die Extrakte von p7D und p5E identische elektrophoretische Mobilitäten auf.
-
Elektrophorese
unter nichtreduzierenden Bedingungen zeigt jedoch die Wirkungen
von Disulfidbindungen, an denen die Reste 509 und 695 beteiligt
sind. Eine beträchtliche
Menge des p5E-Extrakts
erscheint als ein (aus intermolekularen Disulfidbindungen resultierender)
Komplex mit hohem Molekulargewicht, welcher nur wenig in das Gel
eintritt. Densitometrische Untersuchungen des Gels von Ausgangszubereitungen
zeigen, daß ungefähr 25% des
auf nichtreduzierenden Gelen gefundenen p5E-Polypeptid-Materials von Monomeren des
441–733-Fragments
mit einem apparenten Molekulargewicht von ungefähr 38.000 gebildet wird. Der
prozentuale Anteil von Monomeren, der in p5E-Extrakten vorliegt, kann durch Vornahme
von Harnstoffsolubilisierung, Dialyse und Thioloxidation bei. einer
stärker
verdünnten
Proteinkonzentration wie beispielsweise 50–100 μg/ml, um die Bildung intramolekularer
statt intermolekularer Disulfidbindungen zu fördern, wesentlich erhöht werden.
-
Diese
monomere p5E-Spezies weist während
der Gelelektrophorese unter nichtreduzierenden Bedingungen eine
leicht höhere
Mobilität
auf als die vergleichbare p7E-Produktspezies, die keine Cysteinreste
besitzt. Die Mobilitäten
dieser monomeren p5E- und p7D-38-kDa-Spezies erscheinen unter reduzierenden
Bedingungen identisch. Die leicht beschleunigte Mobilität eines
Polypeptids, das unter nichtreduzierenden Bedingungen in Gegenwart
von SDS die Tertiärstruktur
bewahrt, im Vergleich zur Mobilität des homologen Polypeptids,
welches das anionische Detergenz unter den genannten Bedingungen
vollständig
in einen negativ geladenen völlig
starren Stab verwandelt, wird allgemein als ein Hinweis auf die
Anwesenheit von intramolekularen Disulfidbindungen angesehen.
-
Charakterisierung
durch Immunblotting
-
Das
Verhalten von p5E- und p7E-Extrakten wurde auch unter Verwendung
von immunologischen Verfahren untersucht.
-
Wie
in Beispiel 2 wurden die vWF-spezifischen murinen monoklonalen Antikörper RG-46
und NMC-4 als Sonden eingesetzt. Von RG-46 wurde gezeigt, daß es als
sein Epitop eine die Reste 694 bis 708 umfassende lineare Sequenz
von Aminosäuren
innerhalb der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit erkennt.
Die Bindung dieses Antikörpers
an seine Determinante ist im wesentlichen konformationsunabhängig. Mohri
H., et al., J. Biol. Chem., 263(34), 17901–17904 (1988).
-
NMC-4
hat als sein Epitop jedoch die Domäne der von-Willebrand-Faktor-Untereinheit, die
die Glykoprotein-Ib-Bindungsstelle
enthält.
Die Kartierung des Epitops hat gezeigt, daß es innerhalb zweier diskontinuierlicher
Domänen
(umfassend ungefähr
die Reste 474 bis 488 und ebenfalls ungefähr die Reste 694 bis 708 der
reifen vWF-Untereinheit) enthalten ist, die in disulfidabhängige Verbindung
gebracht sind, Mohri, H. et al., oben, obwohl unbekannt war, ob
die Disulfidbindung, die diese Tertiärkonformation vermittelt, in
dem nativen vWF-Molekül
intramolekular oder intermolekular war. Ebd. auf 17903.
-
7,5 μg Probe (von
Protein) wurden zunächst
auf 10% SDS-Polyacrylamid-Gelen
laufengelassen, so daß das
antigene Verhalten von bestimmten Banden (unter reduzierenden und
nicht reduzierenden Bedingungen) mit Ergebnissen verglichen werden
konnte, die oben durch Coomassie-Blue-Färbung erhalten wurden. Ein
Immunblotting wurde wie in Beispiel 2 durchgeführt, um p5E- und p7E-Extrakte
zu vergleichen.
-
Die
Anwendung von Antikörpern
auf die Nitrozelluloseblätter
wurde üblicherweise
mit Antikörperlösungen vorgenommen,
die wie folgt hergestellt wurden. Mäusen wurden B-Lymphozyten-Hybridome injiziert,
die NMC-4 oder RG-46 produzierten. Aszites-Flüssigkeit von peritonealen Tumoren
wurde gesammelt und enthielt typischerweise ungefähr 5 mg/ml
monoklonale Antikörper.
Die Aszites-Flüssigkeit
wurde gemischt (ein Teil pro 1000) in Blockierungsflüssigkeit
(PBS enthaltend 5% (w/v) Magermilchpulver, Carnation), um die unspezifische Hintergrundbindung
zu minimieren. Die antikörperhaltige
Blockierungsflüssigkeit
wurde dann auf die Nitrozellulose aufgebracht.
-
Unter
nichtreduzierenden Bedingungen zeigte das Einzelketten-p5E-Polypeptid-Fragment
(die Sequenz von Rest 441 bis Rest 733 repräsentierend) einen ungefähr 120fache
Anstieg in der Bindungsaffinität für NMC-4
im Vergleich zu der vergleichbaren cysteinfreien Spezies, die von
p7E isoliert wurde und die ebenfalls die Primärsequenz der Reste 441 bis
733 repräsentiert.
Nach Elektrophorese unter reduzierenden Bedingungen (unter Einsatz
von 100 mM DTT) zeigte die Einzelketten-p5E-Spezies eine bemerkenswert verminderte
Affinität
für NMC-4,
die dann zu der der cysteinfreien p7E-Spezies sowohl unter reduzierenden
als auch nichtreduzierenden Bedingungen sehr ähnlich war. NMC-4 erkannte
auch disulfidverknüpfte
Dimere vom p5E-Extrakt nicht als Epitop, sowohl unter reduzierenden
als auch nichtreduzierenden Bedingungen.
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Die
Nitrozellulosefilter, die zur Herstellung von Autoradiographien
auf Basis von NMC-4 verwendet wurden, wurden erneut mit RG-46 untersucht,
indem die anfängliche
NMC-4-Expositionsreaktion
abgezogen wurde, die durch eine Kombination von niedrigem Antikörpertiter
und kurzer Expositionszeit niedrig gehalten wurde. Die Bindung von
RG-46 an das 36.000 kDa-p7E-Polypeptid auf den Filtern ist dieselbe,
ob reduzierende oder nichtreduzierende Bedingungen gewählt wurden,
was mit dem Austausch von allen Cysteinen in dem exprimierten Polypeptid
durch Glycin in Übereinstimmung
steht.
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Ein
(gegenüber
RG-46 reaktives) vWF-Antigen mit hohem Molekulargewicht ist in dem
p5E-Polypeptid-Extrakt unter nichtreduzierenden Bedingungen zugegen.
Diese p5E-vWF-Aggregate (intramolekulare Disulfidbindungen widerspiegelnd)
wandern unter reduzierenden Bedingungen auf dieselbe Position wie
das p7E-Polypeptid,
was auf die Zerstörung
ihrer Disulfid-Kontakte hinweist. Die großen intermolekularen p5E-Aggregate,
die unter nichtreduzierenden Bedingungen von RG-46 leicht erkannt
werden, werden von NMC-4 jedoch weder unter reduzierenden noch unter
nichtreduzierenden Bedingungen erkannt. Es wurde daher gezeigt,
daß die
Disulfidbindung zwischen den Resten 509 und 695 in nativen multimeren
vWF-Untereinheiten einen intramolekularen Kontakt darstellt.
-
Beispiel 6 – Hemmung
der Bindung von monoklonalem Anti-GPIb-Antikörper durch p5E-Polypeptide
-
Der
monoklonale Antikörper
LJ-Ib1 ist dafür
bekannt, daß er
die Wechselwirkung zwischen von-Willebrand-Faktor und Blutplättchen-Glykoprotein-Ib
vollständig
hemmt. Handa, M. et al., J. Biol. C 261(27), 12579–12585 (1986).
Er reagiert spe zifisch mit der aminoterminalen 45-kDa-Domäne von GPIbα, welche
die vWF-Bindungsstelle enthält.
Vicente, V. et al., J. Biol. Chem., 265, 274–280 (1990).
-
Um
die hemmende Wirkung von p5E-Extrakten auf die Antikörperbindung
zu ermitteln, wurde zunächst
eine Konzentration von LJ-Ib1 ausgewählt, die in Abwesenheit von
p5E-Extrakten eine halbmaximale Bindung ergeben würde.
-
LJ-Ib1
wurde nach dem Verfahren von Fraker, D. J. et al., Biochem. Biophys.
Res. Commun., 80, 849–857
(1978) unter Verwendung von I125 von Amersham,
Arlington Heights, IL und Iodogen (Pierce Chemical Co., Rockford,
IL) iodiert. Gewaschene Blutplättchen
wurden durch die Albumin-Dichtegradiententechnik von Walsh et al.,
Br. J. Haematol., 36, 281–298
(1977) hergestellt und in einer Zahl von 1 × 108/ml
eingesetzt. Die halbmaximale Antikörper-Bindung an die Blutplättchen wurde
bei einer LJ-Ib1-Konzentration von 10 μg/ml beobachtet, der Konzentration,
die für
p5E-Polypeptid-Hemmstudien ausgewählt wurde.
-
Der
p5E-Polypeptidextrakt wurde nach dem Verfahren in Beispiel 4, eingeschlossen
die abschließende
Reinigung der harnstoffsolubilisierten Einschlußkörperzubereitung mittels Dialyse
gegen 6,0 M Guanidin und Harnstofflösung mit anschließender Q-Sepharose®-Chromatographie,
gereinigt.
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Um
die Bindung zu ermitteln, wurden Blutplättchen für 30 Minuten bei 22–25°C mit LJ-Ib1
(10 μg/ml) und
Konzentrationen von gereinigtem p5E-Protein (0,002–10,0 μMolar) wie
in 3 angegeben inkubiert. Die Hemmung
wurde in Gegenwart von 2 μg/ml
Botrocetin, Sigma Chemical Co. St. Louis, MO, (3, dunkle Kreise)
und in Abwesenheit von Botrocetin (offene Kreise) aufgezeichnet.
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Weniger
als 5 Prozent der an Blutplättchen
gebundenen 125I-Markierung stammte von anderen markierten
Substanzen als von LJ-Ib1, wie durch Bindungskompetitionsversuche
in Gegenwart eines 100fachen Überschusses
von unmarkiertem LJ-Ib1 festgestellt wurde. Die Hintergrundmarkierung
wurde von den Datenpunkten abgezogen. Die Bindung von 125I-LJ-Ib1
wurde als Prozentanteil eines Kontrolltests ohne rekombinante Polypeptide
ausgedrückt.
Fünfzig
Prozent Hemmung der 125I-LJ-Ib1-Bindung
an Blutplättchen
wurde erreicht bei 10 μM
p5E-Polypeptid ohne Botrocetin, wohingegen in Anwesenheit von Botrocetin
(2 μg/ml)
50% Hemmung bei weniger als 0,1 μM
erreicht werden kann. Es ist bekannt, daß Botrocetin beim zirkulierenden
Multiuntereinheiten-von-Willebrand-Faktor und einzelnen Untereinheiten
davon eine Konformationsänderung
induziert, welche die Bindung an den GPIbα-Rezeptor fördert oder ermöglicht.
Dieses Beispiel zeigt, daß das p5E-Polypeptid
(enthaltend eine intramolekulare Cystein-509–695-Bindung) sich im Hinblick
darauf, wie seine Aktivität
durch Botrocetin moduliert wird, sehr ähnlich wie der native zirkulierende
von-Willebrand-Faktor
verhält.
Dies ist ein Hinweis auf strukturelle Ähnlichkeit.
-
Beispiel 7 – Expression
des homodimeren 116-kDa-von-Willebrand-Faktor-Fragments
in stabilen Säugetier-Transformanten
-
Dieses
Beispiel veranschaulicht Bedingungen, unter denen eine DNA-Sequenz,
die das reife vWF-Untereinheiten-Fragment mit einem Aminoterminus
an Rest 441 (Arginin) und einen Carboxy terminus an Rest 730 (Asparagin)
kodiert, exprimiert werden kann, und die Sekretion einer glykosylierten
homodimeren Form des 441–730-vWF-Fragments
mit native Tertiärstruktur
aus kultivierten Säugetier-Wirtszellen.
-
Die
Expression des 116-kDa-Homodimers wird erreicht durch Verwendung
eines DNA-Konstrukts, bei dem die folgenden Strukturelemente in
5'-zu-3'-Richtung (in Bezug
auf den kodierenden oder nichttranskribierten Strang) verwendet
wurden:
- (A) eine eukaryotische Konsensus-Translationsinitiationssequenz,
CCACC; und
- (B) das startende vWF-Methionin-Kodon, gefolgt von den restlichen
21 Aminosäuren
des vWF-Signalpeptids; und
- (C) die den ersten drei Aminosäuren der Aminoterminusregion
des vWF-Propeptids entsprechende kodierende Sequenz
- (D) die kodierende Sequenz für
die vWF-Aminosäurereste
441–730;
und
- (E) das "TGA"-Translationsterminationskodon.
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Der
cDNA-Klon, pvWF, der das vollständige
Prä-pro-vWF-Gen
kodiert, wurde von Dr. Dennis Lynch, Dana-Farber Cancer Institute,
Boston, MA, erhalten und wie in Lynch, D. C. et al., Cell, 41, 49–56 (1985)
vorbereitet. Die Herstellung von pvWF wurde in Beispiel 1 beschrieben.
-
Die
detaillierten Verfahren, die für
die Expression des homodimeren Arg441-bis-Asn730-Fragments der reifen vWF-Untereinheit
von Säugetier-Wirtszellen
erforderliche sind, sind in der Veröffentlichung Azuma, H. et al.,
Independent Domain of von Willebrand Factor Containing the Glycoprotein
Ib-Binding Site, J. Biol. Chem., 266(19), 12342–12347 (1991) beschrieben.
-
Es
sollte beachtet werden, daß diese
rekombinant hergestellte Molekül
sich intrinsisch durch Bildung intermolekularer Disulfidbindungen
selbst zu einem Dimer (116 kDa) der 52/48-kDa-Rest-441–730-Polypeptiddomäne assembliert,
wodurch seine Rolle in der endgültigen
Struktur von vWF, wie sie aus dem Blut isoliert wird, verdoppelt
wird.
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Die
Herstellung von monomeren Rest-441–730-Polypeptiden erfordert
die Inaktivierung, Entfernung oder Ersetzung von einem oder mehreren
der Cysteinreste 459, 462 und 464 davon, (die intermolekularen Disulfidkontakte).
Dies kann wirksam durch ortsgerichtete Mutagenese des vWF-Konstrukts
erreicht werden, wenn dieses in einem geeigneten Klonierungsvehikel,
wie beispielsweise M13mp18, wie unten beschrieben, enthalten ist.
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Beispiel 8 – Konstruktion
eines Säugetier-Transformanten
für die
Expression des monomeren reifen 441–730-von-Willebrand-Faktor-Untereinheiten-Fragments
mit Cystein-zu-Glycin-Mutationen
an den Resten 459, 462 und 464
-
Dieses
Beispiel veranschaulicht Bedingungen, unter denen eine DNA-Sequenz,
die ein reifes vWF-Untereinheitsfragment kodiert, das einen Aminoterminus
an Rest 441 (Arginin) und einen Carboxyterminus an Rest 730 (Asparagin)
aufweist, und die ferner Glycinreste enthält, die Cysteinreste an den
Positionen 459, 462 und 464 ersetzen, konstruiert und in Säugetierzellen
transfiziert werden kann.
-
Das
SalI-XbaI-Insert von pAD3-2 (siehe Beispiel 7) wurde durch Restriktion
entfernt und dann in den pcDNA1-Vektor (Invitrogen, San Diego, CA)
kloniert, der vorher mit XhoI- und XbaI-Restriktionsenzymen verdaut
worden war. Da XhoI und SalI-Restriktionenstellen identische innere
Sequenzen -TCGA-/-AGCT- enthalten, kann ein SalI-restringiertes
Fragment an eine XhoI-Stelle angelagert werden. Die Fragmente wurden
mit T4-Ligase ligiert; die Integrität der XhoI-Stelle
wurde jedoch nicht wiederhergestellt. Dieses Plasmid-Konstrukt wurde als
pAD4/WT bezeichnet.
-
Ortsgerichtete Mutagenese
unter Verwendung von M13mp18
-
pAD4/WT
wurde mit EcoRI- und SmaI-Enzymen restringiert. Der pcDNA1-Vektor
enthält
eine EcoRI-Stelle innerhalb seiner Polylinker-Region, welche stromaufwärts von
der XhoI ("SalI")-Stelle liegt, enthält jedoch keine SmaI-Stelle.
Wie in 1 dargestellt (SEQ ID NO: 1)
ist eine einzigartige SmaI-Stelle
(CCCGGG) in dem vWF-cDNA-Insert enthalten, welches die Reste 716
(Glycin) bis Rest 718 (Glycin) der reifen Untereinheit umfaßt.
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Entsprechend
wurde ein ungefähr
950 Basenpaare großes
EcoRI-SmaI-Fragment
von pAD4/WT in die EcoRI-SmaI-Stelle innerhalb der Polylinker-Region
des M13mp18-Phagen subkloniert. Die vWF-Sequenz in M13mp18 wurde
dann mutiert und erneut in das vorher restringierte pAD4/WT-Konstrukt
inseriert, was zur Remontage der intakten Rest-441-730-vWF-Sequenz
führte.
-
Die
Mutagenese wurde nach dem Verfahren von Beispiel 1 und Kunkel, T.
A., oben, durchgeführt
und verwendete die folgenden Oligonukleotide.
-
Oligonukleotid
(7) – siehe
SEQ ID NO: 8
-
Das
hybridisierende Oligonukleotid ist in Großbuchstaben dargestellt (3'-5') und entspricht
dem transkribierten Strang (nichtkodierenden DNA-Strang). Die unterstrichenen
Buchstaben zeigen die einzelnen Basenmutationen für die mutierten
Kodons an. Der äquivalente
kodierende Strang ist in Kleinbuchstaben angegeben, wobei die entsprechenden
Glycin-Substitutionen durch Drei-Buchstaben-Bezeichnungen angegeben sind.
-
Das
mutierte 950-Basenpaare-EcoRI-SmaI-Fragment wurde dann in die EcoRI-SmaI-Stelle
des vorher restringierten pAD4/WT-Plasmids reinseriert. Das mutierte Konstrukt
wurde als pAD4/Δ3C
bezeichnet. Um die Langzeitlagerung und Vermehrung zu erleichtern,
wurde pAD4/Δ3C
nach dem Verfahren von Hanahan, D., J. Mol. Biol, 166, 557–580 (1983),
in den ampicillinsensitiven E.-coli-Stamm XS-127 transformiert.
-
In Übereinstimmung
mit dem Verfahren von Beispiel 1 wurde die Sequenz der mutierten
cDNA mittels des Didesoxy-Verfahrens bestätigt und der Plasmid wurde
durch CsCl/Ethidiumbromid-Gleichgewichtszentrifugation
gereinigt.
-
Transformation von COS-1
Zellen
-
pAD4/Δ3C wurde
mit Hilfe eines Kalziumphosphat-vermittelten Standard-Transfektionsverfahrens
in COS1-Zellen (SV-40-transformierte
Nierenzellen der afrikanischen Grünen Meerkat ze, ATCC – CRL 1650)
eingeführt.
Chen, C. et al., Mol. Cell. Biol., 7(8), 2745–2751 (1987).
-
COS-1-Zellen
wurden bei 37°C
in Dulbeccos modifiziertem Eagle-Medium (DMEM) (Gibco/Life Technologies,
Inc., Gaitherburg, MD), versetzt mit 10% fötalem Kälberserum (FCS), unter einer
5% CO2-Atmosphäre angezogen und dann 24 Stunden
vor der Transformation zu einer Dichte von 1,5 × 105 Zellen/60
mm-Gewebekulturplatte
(ungefähr
25% Konfluenz) subkultiviert. COS1-Zellen haben in DMEM/10% FCS
unter diesen Bedingungen eine Verdopplungszeit von ungefähr 20 Stunden.
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Um
die Transformation zu bewerkstelligen, wurden pAD4/Δ3C-Plasmide von Kulturen
des E.-coli-Stamms XS-127 nach dem Verfahren von Birnboim, H. C.
und Doly, J., Nucleic Acids Research, 7, 1513 (1979), gewonnen.
Zehn μg
Plasmide wurden in einer Kalziumphosphatlösung nach dem Verfahren von
Chen et al., oben, auf die Zellen jeder 60-mm-Platte aufgebracht.
Nach Impfung mit Plasmid wurden die Zellen für 8 Stunden bei 37°C in einer
5% CO2-Atmosphäre in DMEM/10% FCS gehalten.
-
Das
Wachstumsmedium wurde dann mit einer Lösung von phosphatgepufferter
Salzlösung/10%
(v/v) Glycerin ersetzt. Die Kulturen wurden dann für 2 Minuten
in Glycerin-PBS gehalten, um die Bildung von Transformanten zu erleichtern
(Ausukel, et al., Hrsg., Current Protocols in Molecular Biology,
S. 9.1.3, Wiley & Sons (1987)).
Nach 2 Minuten wurde die Glycerin-PBS-Lösung
durch DMEM/10% FCS ersetzt. Antibiotikaresistenz wurde nicht eingesetzt,
um stabile Transformanten zu selektieren. Die Zellen wurden dann
bei 37°C
in DMEM/10% FCS in einer 5%-CO2-Atmosphäre
gehalten.
-
Beispiel 9 – Transformation
von COS1-Zellen durch pAD4/WT-Plasmide
-
COS1-Zellen
wurden auch erfolgreich mit pAD4/WT-Plasmiden transformiert. Obwohl
Antibiotikaresistenz nicht verwendet wurde, um stabile Transformanten
zu selektieren, war eine vorübergehende
Expression des 116-kDa-Fragments davon besonders nützlich,
um die Eigenschaften des durch pAD4/Δ3C-Plasmide hergestellten mutierten
116-kDa-Polypeptids mit denen des 116-kDapAD4/WT-Homodimers zu vergleichen.
-
Nach
dem Verfahren von Beispiel 9 wurden pAD4/WT-Plasmide aus gelagerten
Kulturen des E.-coli-Stamms XS-127 gewonnen. Die Transformation
von COS1-Zellen mit pAD4/WT wurde dann unter Einsatz der Verfahren
von Beispiel 8 bewerkstelligt. Die Zellen wurden dann bei 37°C in DMEM/10%
FCS in einer 5% CO2-Atmosphäre gehalten.
-
Beispiel 10 – Konstruktion
von Säugetier-Transformanten,
die mutierte 441–730-Fragmente
der reifen von-Willebrand-Faktor-Untereinheit
exprimieren, wobei jede Mutante eine einzelne Cystein-zu-Glycin-Substitution enthält
-
Nach
dem Verfahren von Beispiel 8 und unter Verwendung geeigneter Oligonukleotide
für die
ortsgerichtete Mutagenese wurden drei Plasmide (pAD4/G459,
pAD4/G459, und pAD4/G464,
zusammen als "pAD4/Δ1C-Plasmide" bezeichnet) konstruiert.
Solche Plasmide sind identisch zu pAD4/WT, ausgenommen daß jedes
eine einzelne Basenpaarmutationen enthält, die einer einzelnen Cystein-zu-Glycin-Substitution
an den Restepositionen 459, 462 bzw. 464 der reifen vWF-Untereinheit
entspricht. Die verwendeten Oligonukleotide waren identisch mit
Oligonukleotid (7), der verwendet wurde, um pAD4/Δ3C herzustellen,
mit der Ausnahme, daß jedes
nur eine von drei mutierten Kodons dieses Oligonukleotids enthielt,
wobei die anderen zwei Kodons von der kodierenden Sequenz des Wildtyps
gebildet wurden. Um die Langzeitlagerung und Vermehrung zu erleichtern,
wurden Proben von pAD4/G459, pAD4/G462 und pAD4/G464 jeweils
nach dem Verfahren von Beispiel 8 in den ampicillinsensitiven E.-coli-Stamm
XS-127 kloniert.
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In Übereinstimmung
mit den Verfahren von Beispiel 8 wurden die Sequenzen der mutierten
cDNAs durch das Didesoxy-Verfahren
bestätigt
und die Plasmide wurden durch CsCl/Ethidiumbromid-Gleichgewichtszentrifugation
gereinigt.
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Die
Transformation von COS1-Zellen mit pAD4/G459-,
pAD4/G462- oder pAD4/G464-Plasmiden
wurde nach dem Protokoll von Beispiel 8 vorgenommen. Antibiotikaresistenz
wurden nicht eingesetzt, um stabile Transformanten zu selektieren.
Die Zellen wurden dann bei 37°C
in DMEM/10% FCS in einer 5% CO2-Atmosphäre gehalten.
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Beispiel 11 – Expression
und Charakterisierung des von-Willebrand-Faktor-Untereinheitsfragments
durch mit pAD4/WT- und
pAD4/Δ3C-Plasmiden
transformierte COS1-Zellen
-
COS1-Zellen,
die nach den Verfahren von Beispiel 8 bzw. 9 mit pAD4/Δ3C- oder
pAD4/WT-Plasmiden transformiert waren, wurden kultiviert, um die
kodierte vWF-DNA wie unten erklärt
zu exprimieren. COS1-Zellen, die gleichermaßen mit pcDNA1-Plasmidvektor (der
kein vWF-cDNA-Insert enthielt) transformiert waren, wurden als Kontrolle
verwendet.
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COS1-Zellen
in einer Dichte von 4–5 × 105/60-mm-Platte wurden transformiert durch
Zugabe, bei Zeit 0, von 10 μg
pAD4/WT-, pAD4/Δ3C-
oder pcDNA1-Plasmid. Nach dem Verfahren von Beispiele 9 und 10 wurden
die Zellen nach einer Zeitdauer von 8 Stunden glyceringeschockt.
Die Zellen wurden dann bei 37°C
in einer 5% CO2-Atmosphäre für 32 Stunden mit DMEM/10% FCS
bedeckt.
-
Die
Zellen für
jede Kultur wurden dann dreimal mit PBS gespült und die Inkubation wurde
mit DMEM (ohne FCS), das mit 35S-Methionin
(Amersham Co., Arlington Heights, IL) mit einer spezifischen Aktivität von 1000
Ci/mmol zu einer Endkonzentration von 100 μCi/ml versetzt war, fortgesetzt.
Die Zellen wurden für
16 Stunden in den Inkubator zurückgebracht,
wonach die jeweiligen Kulturmedien zur Aufreinigung von ausgeschiedenen
vWF-Polypeptiden durch Immunpräzipitation
geerntet wurden.
-
Die
Immunpräzipitation
folgte generell dem Verfahren von Beispiel 7. Fünf-ml-Volumina von Kulturmedium
wurden für
16 Stunden mit 0,5 ml 10 × Immunpräzipitationspuffer,
0,05 mg NMC-4-Antikörper
und 0,05 mg RG-46-Antikörper
inkubiert.
-
Die
Behandlung mit Protein-A-Sepharose®4B
wurde nach Beispiel 7 durchgeführt.
Proben von IgG-komplexiertem vWF-Protein wurden vor der SDS-PAGE
in SDS-haltigen Probenpuffer dissoziiert.
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Für die Analyse
der vWF-Polypeptide unter reduzierenden Bedingungen wurde der Probenpuffer
modifiziert, so daß er
100 mM Dithiothreitol (DTT) enthielt.
-
Ergebnisse
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Die
Gele wurden unter reduzierenden und nichtreduzierenden Bedingungen
laufengelassen und wurden getrocknet und einer Autoradiographie
unterzogen, um die 35S-Markierung zu entwickeln.
Sowohl unter reduzierenden als auch nichtreduzierenden Bedingungen
wurde kein 35S-markiertes Protein als Immunpräzipitat
von Kontrollkulturen von COS-1-Zellen (transformiert durch unmodifizierte
pcDNA1-Vehikel) erhalten (siehe mit MOCK bezeichnete Gel-Spuren).
-
COS-Zellen,
die mit pAD4/WT-Plasmiden transformiert waren, produzieren unter
nichtreduzierenden Bedingungen eine prominente 35S-markierte
Bande mit einem ungefähren
apparenten Molekulargewicht von 116.000. Dieser Wert stimmt überein mit
einer korrekten Säugetier-Glykosylierung
des 441–730-Fragments. Bei
einem Lauf unter reduzierenden Bedingungen ist kein 116-kDa-Material
ersichtlich, was mit der Reduktion der Disulfidbindungen übereinstimmt,
die das 116-kDa-Homodimer stabilisieren. Unter reduzierenden Bedingungen
wird eine prominente 35S-markierte Bande
mit einem apparenten Molekulargewicht von ungefähr 52.000 sichtbar. Der apparente
52-kDa-Wert stimmt erneut überein
mit einer korrekten Glykosylierung des reduzierten monomeren 441–730-Fragments.
-
Die
Gelspuren, die der Transformation mit pAD4/Δ3C entsprechen, zeigen kein
apparentes 116-kDa-Material. Statt dessen ist unter reduzierenden
und nichtreduzierenden Bedingungen eine Bande bei einem apparenten
Molekulargewicht von ungefähr
52.000 sichtbar.
-
Daher
führte
die Mutagenese zur Ersetzung der Cysteinreste 459, 462 und 464 in
dem 441–730-vWF-Fragment
mit Glycinresten zur erfolgreichen Expression eines nicht-dimerisierenden
Polypeptids, das vermutlich voraussichtlich nur die intramolekularen
(471 zu 474 und 509 zu 695) Disulfidbindungen aufweist. Von der
Wechselwirkungen mit NMC-4 (siehe auch Beispiel 7) ist bekannt,
daß sie
eine intakte intramolekularen 509-zu-695-Disulfidbindung erfordert,
wodurch die Anwesenheit der nativen Wildtyp-Tertiärstruktur
in dem durch pAD4/Δ3C
hergestellten Polypeptid gezeigt wird.
-
Die
Gele zeigten ebenfalls die Anwesenheit von 35S-markiertem
Material mit niedrigem Molekulargewicht (unter reduzierenden und
nichtreduzierenden Bedingungen), was möglicherweise anzeigt, daß nicht
alle vWF-Polypeptide, die durch pAD4/WT-Konstrukte hergestellt wurden, erfolgreich
dimerisieren und daß die Proteolyse
und/oder unvollständige
Glykosylierung des Polypeptids höhere
Ausbeuten verhindern kann. Die Proteolyse und/oder unvollständige Glykosylierung
beeinflußt
vermutlich auch den Ertrag des monomeren vWF-Polypeptids, das durch
pAD4/Δ3C-Transformanten
hergestellt wurde. Einiges Aggregat-Material mit hohem Molekulargewicht
(das im wesentlichen nicht ihn die Gele eindringt) ist in den nichtreduzierten
Proben von pAD4/WT und pAD4/Δ3C
anwesend.
-
Beispiel 12 – Verwendung
von monoklonalem NMC-4-Antikörper
zur Immunpräzipitation
von vWF-Polypeptiden, die durch pAD4/WT- und pAD4/Δ3C-transformierte
COS1-Zellen ausgeschieden wurden
-
Der
monoklonale Antikörper
NMC-4 weist als sein Epitop die Domäne der von-Willebrand-Faktor-Untereinheit
auf, die die Bindungsstelle des Glykoproteins Ib enthält. Die
Kartierung des Epitops hat gezeigt, daß es in zwei diskontinuierlichen
Domänen
(umfassend ungefähr
die Reste 474 bis 488 und ebenfalls ungefähr die Reste 694 bis 708 der
reifen vWF-Untereinheit)
enthalten ist, die durch eine intramolekulare Disulfidbindung (Reste
509 zu 695) in disulfidabhängige
Verbindung gebracht sind.
-
Die
Reaktivität
mit NMC-4 ist daher ein wichtiger Beweis dafür, ob ein bestimmtes rekombinantes 441–730-Fragment
der reifen vWF-Untereinheit die Tertiärstruktur der analogen Rest-441–730-Domäne des Wildtyps
angenommen hat.
-
Entsprechend
wurde das Verfahren von Beispiel 11 angewendet, um vWF-Polypeptide
zu charakterisieren, die von pAD4/WT- und pAD4/Δ3C-transformierten COS-1-Zellen
ausgeschieden wurden, mit der Modifikation, daß die Immunpräzipitation
der Kulturmedien ausschließlich
mit NMC-4-Antikörper
(0,05 mg NMC-4 pro 5 ml Kulturmedium, zu dem 0,5 ml 10 × Immunpräzipitationspuffer
zugegeben worden waren) bewirkt wurde.
-
Proben
wurden unter reduzierenden und nichtreduzierenden Bedingungen laufengelassen.
In Übereinstimmung
mit den Ergebnissen aus Beispiel 11 weist die aus pAD4/WT-Kulturmedium
isolierte Hauptkomponenten unter nichtreduzierenden Bedingungen
ein apparentes Molekulargewicht von 116.000 kDa und unter reduzierenden
Bedingungen von 52 kDa auf. Obwohl nur eine kleine Fraktion des
gesamten pAD4/Δ3C-abgeleiteten
vWF-Polypeptid-Materials
an NMC-4 bindet (im Vergleich zum konformationsunabhängigen RG-46)
ist in Gelen von NMC-4-Immunpräzipitaten
unter reduzierenden und nichtreduzierenden Bedingungen eine Bande
mit dem apparenten Molekulargewicht von 52 kDa sichtbar.
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Beispiel 13 – Expression
und Charakterisierung des von-Willebrand-Faktor-Untereinheitsfragments,
hergestellt durch COS-1-Zellen, die mit pAD4/G459-,
pAD4/G462- oder pAD4/G464-Plasmide transformiert
waren
-
Die
Transformation von COS-1-Zellen mit pAD4/G459-,
pAD4/G462- oder pAD4/G464-Plasmiden
(zusammen als "pAD4/ΔC1-Plasmide" bezeichnet) wurde
erreicht nach dem Verfahren von Beispiel 10. Kulturmedien wurden
nach dem Verfahren von Beispiel 7, unter ausschließlicher
Verwendung von NMC-4 für
die Immunpräzipitation,
auf ausgeschiedenes vWF-Polypeptid analysiert.
-
35S-markierte Proteine, hergestellt nach
Beispiel 11, wurden durch NMC-4 immunpräzipitiert und unter reduzierenden
und nichtreduzierenden Bedingungen in SDS-Polyacrylamid-Gelen laufengelassen
und mit vWF-Antigen verglichen, das durch pAD4/WT- und pAD4/Δ3C-Transformanten
hergestellt wurde.
-
Die
Gele zeigten, daß die
Substitution jedes der 3 Cysteine (459, 462, 464), die für die intermolekularen
Disulfidkontakte in nativen reifen Untereinheiten verantwortlich
gemacht werden, die Bildung des homodimeren 116-kDa-Polypeptids
verhindert, das für
pAD4/WT-transformierte COS1-Zellen charakteristisch ist. Diese drei
vWF-Antigene mit einer einzelnen Glycin-Substitution erscheinen
unter reduzierenden oder nichtreduzierenden Bedingungen vornehmlich
als monomere Polypeptide mit einem apparenten Molekulargewicht von 52.000.
Daß das
vorherrschende Material ein apparentes Molekulargewicht von 52 kDa
aufweist, weist stark auf die korrekte Glykosylie rung durch die
COS-1-Zelltransformanten hin, die die in dem tryptischen menschlichen
52/48-kDa-Fragment beobachtete Glykosylierung verdoppelt. Ein wenig
ungenügend
glykosyliertes und/oder proteolysiertes vWF-Antigen (Molekulargewicht
weniger als 52 kDa) ist in den Gelen ebenfalls ersichtlich. Der
vergleichsweise kleine Anteil von pAD4/Δ3C-vWF-Polypeptid, der erfolgreich
gefaltet und ausgeschieden wird, und dadurch ein NMC-4-Epitop präsentiert,
wurde durch die geringe Intensität
der Autoradiographiebande der pAD4/Δ3C-Transformanten mit einem
apparenten Molekulargewicht von 52.000 aufgezeigt.
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Beispiel 14 – Herstellung
von Untergruppen des 52/48-kDa-Polypeptids
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Herstellung von Polypeptiden, die Ausführungsformen
der Erfindung repräsentieren,
die Cystein-defiziente von dem Rest-441–733-Fragment der vWF-Untereinheit abgeleitete
Untergruppen darstellen. Das Beispiel veranschaulicht Bedingungen,
unter denen solche Untergruppen von rekombinanten bakteriellen Wirtszellen
exprimiert werden können.
Die Untergruppen können
zum Beispiel nach den allgemeinen Verfahren in Beispiel 7 und 8
auch von rekombinanten eukaryotischen Zellen exprimiert werden.
Die Untergruppen sind in der Lage, die Wechselwirkung zwischen multimerem
vWF und Blutplättchens-GPIbα zu beeinflussen,
d. h. sie weisen eine Eignung als Antithrombotika auf.
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Im
Anschluß folgt
eine Darstellung der Herstellung von drei die vorgenannten Untergruppentypen
umfassenden Gruppen von Polypeptiden, wobei die erste Gruppe von
Untergruppen cysteinfrei ist und die der zweiten und dritten Gruppe
von Untergruppen nur zwei Cysteinreste aufweisen (fünf der Cystein reste
sind entfernt worden). Die Untergruppen der zweiten und dritten
Gruppe unterscheiden sich darin, daß entweder die N-terminale Region
(zweite Gruppe) oder die C-terminale Region (dritte Gruppe) des
Polypeptids erhalten ist.
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Polypeptid-Untergruppen
(cysteinfrei) der Rest-441–733-Domäne der vWF-Untereinheit
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Mutierte
(Fusions-)Polypeptide, bestehend aus der Rest-441–733-Sequenz,
jedoch ohne die innere G10- (Reste 474–488) oder D5-Region (Reste
694–708)
wurden mittels Loopout-Mutagenese von Restriktionsfragmenten von
p7E-Konstrukten in M13mp18-Phagen
hergestellt und dann auf antithrombotische Aktivität getestet.
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Insbesondere
wurden p7E-Plasmide von E.-coli-BL21(DE3)-Kulturen unter Verwendung eines alkalischen
Zellyse-Verfahrens,
Birnboim, H. C. und Doly, J., Nucleic Acids Research, 7, 1513 (1979),
mit anschließender
Reinigung durch CsCl/Ethidiumbromid-Gleichgewichtszentrifugationen
gewonnen. Eine (von dem elterlichen pET-3A-Vektor beigesteuerte)
XbaI-Restriktionenstelle
ist stromaufwärts
vom T7-Transkriptionspromotor
im p7E-Plasmid vorhanden. Entsprechend wurde das vWF-Insert (für die Reste
441–733)
als XbaI-HindIII-Restriktionsfragment
für die
Loopout-Mutagenese (siehe Beispiel 1) im M13mp18-Phagen entfernt.
Der "Loopout" der G10-Region bzw.
D5-Region wurden unter Verwendung der folgenden Oligonukleotide,
die den nichtkodierenden DNA-Strang (transkribierten DNA-Strang)
repräsentieren,
bewerkstelligt. Unter den beiden 3'-5'-Oligonukleotiden
sind die entsprechenden kodierenden Stränge und die daraus abgeleiteten
Aminosäuresequenzen
dargestellt.
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Oligonukleotid
(8) – siehe
SEQ ID NO: 9
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Oligonukleotid
(9) – siehe
SEQ ID NO: 10
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Eine
DNA-Sequenzanalyse wurde eingesetzt, um zu bestätigen, daß die vorgesehenen vWF-Kodierungssequenzen
hergestellt wurden. Die zwei mutierten XbaI-HindIII-Restriktionsfragmente
wurden dann in separate pET-3A-Plasmide inseriert, die mit XbaI-
und HindIII-Restriktionsendonukleasen geschnitten worden waren und
die danach als p7E/ΔG10
und p7E/ΔD5
bezeichnet worden.
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Die
erhaltenen mutierten (Fusions-)vWF-Polypeptide wurden dann auf ihre
Fähigkeit
getestet, an GPIbα zu
binden. Unter Verwendung des Testverfahrens nach Beispiel 6 (Hemmung
der Bindung von LJ-Ib1-Antikörper
an GPIbα in
Abwesenheit des Mo dulators Botrocetin) wurde festgestellt, daß das Reste-441–733-Fragment,
das von p7E exprimiert worden war und von dem die "G10"-Peptidsequenz entfernt worden
war, GPIbα bindet.
Das p7E-abgeleitete Fusionsfragment, dem die "D5"-Peptidsequenz fehlte,
tat dies nicht. Wenn die Experimente jedoch unter Verwendung von
Botrocetin als Modulator der Bindung (siehe das Verfahren von Beispiel
6) wiederholt wurden, waren beide fusionierten Unterfragmente bei
der Hemmung der Bindung durch LJ-Ib1 wirksam, und weisen damit antithrombotische
Eignung auf.
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Andere
In-vitro-Tests, die eingesetzt werden können, um vWF-abgeleitete Polypeptide
mit antithrombotischer Aktivität
zu identifizieren, schließen
die Hemmung der Botrocetin-induzierten
Bindung von vWF an Blutplättchen
durch das mutierte Polypeptid (siehe Beispiel 3) sowie die Hemmung
der Agglutination menschlicher Blutplättchen in einem System unter
Verwendung von Rinder-vWF, jedoch ohne einen Modulator wie Botrocetin
oder Ristocetin, ein.
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Cysteindefiziente
Polypeptid-Untergruppen mit N-terminalen Deletionen
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Es
sind auch therapeutische als Antithrombotika wirksame Polypeptid-Untergruppen
nach dem Muster des Rest-441–733-vWF-Untereinheitenfragments,
die jedoch N-terminale Deletionen enthalten, hergestellt worden.
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Die
Herstellung solcher Polypeptide wurde erreicht durch Loopout-Mutagenese
des XbaI-HindIII-Restriktionsfragments vom p5E-Expressionsplasmid
im M13mp18-Phagen. Die vWF-Kodierungssequenz
(p5E) kodierte daher Cystein für
die Reste positionen 509 und 695 und Glycin an den Restepositionen
459, 462, 464, 471 und 474. Die p7E-Sequenz ist auch geeignet zur
Expression solcher antithrombotischen Polypeptide. Antithrombotischen
Polypeptide, die zu solchen äquivalent
sind, die von p7E-Konstrukten exprimiert werden, können durch
Reduktion und Alkylierung von Cysteinresten hergestellt werden,
die anderweitig darin enthalten sind.
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Die
Entwicklung von Oligonukleotiden, die zur Erzeugung von N-terminalen
Deletionen in dem vWF-Untereinheitsfragment verwendet wurden, bezog
sich auf eine DNA-Sequenz des pET-3A-Vektors stromaufwärts (5') von dem den vWF-Rest-441 kodierenden
Kodon. Die Expression des Reste-441–733-Fragments als E.-coRI-HindIII-Insert
(sowohl mit 5'-
als auch mit 3'-Enden,
die durch BamHI-Linker modifiziert wurden, Beispiel 1) in pET-3A
beinhaltet auch die Expression einer Aminosäuresequenz von zwanzig Resten
(SEQ ID NO: 11), die an den Aminoterminus des vWF-Fragments gebunden
bleibt. Diese Sequenz wird, wie unten dargestellt, durch Vektor-cDNA
stromabwärts
von der T7-Promotorstelle
kodiert, beeinflußt
die therapeutische Wirkung des vWF-Polypeptids jedoch nicht nachteilig.
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Es
sei darauf hingewiesen, daß die
EcoRI-Kodierungssequenz (Glu-Phe) die Modifikation mit einem BamHI-Linker
in dem T4- DNA-Ligase-Verfahren (Beispiel 1) in
diesem besonderen Fall überstanden
hat. Die entsprechende kodierende Sequenz für den pET-3A-Vektor stromaufwärts von
dem Start-Methionin und Rest-441
(Arginin) ist wie folgt.
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Oligonukleotid
(11) – siehe
SEQ ID NO: 12
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Entsprechend
wurde die Erzeugung von N-terminalen Deletionen erreicht durch Verwendung
von Loopout-Mutagenese mit einem hybridisierenden Oligonukleotid,
welches die Sequenz von dem Vektor (endend am Start-Methionin) und
dann die vorgesehene N-terminale Region des neuen vWF-Polypeptids
kodiert.
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Repräsentativ
für die
Oligonukleotide, die für
die Herstellung der therapeutischen Polypeptide erforderlich sind,
ist Oligonukleotid 12 (SEQ ID NO: 13), welches dem nichtkodierenden
DNA-Strang (transkribierten DNA-Strang) entspricht. Unter diesem
Oligonukleotid sind der entsprechende kodierende Strang und die resultierenden
Aminosäuren
dargestellt.
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Repräsentativ
für cysteindefiziente
Polypeptide, die solche N-terminalen Deletionen widerspiegeln, sind
Met·Gln475 zu Val733, Met·Thr492 zu Val733 und
Met·Tyr508 zu Val733. Solche
Po lypeptide (und andere Spezies mit terminalen Deletionen jedweder
Untergruppen der vWF-Rest-441–508-Sequenz,
die ein oder mehrere Cysteinreste enthalten) weisen antithrombotische
therapeutische Aktivität
auf. Diese Polypeptide können
bei Expression von p5E-Konstrukten auch die Cystein-509–695-Schleife präsentieren.
Sequenzierungsexperimente wurden nicht durchgeführt, um feststellen, ob das
bakterielle Expressionssystem eine Spaltung des Start-Methionin-Rests
von den erhaltenen Polypeptiden hervorruft.
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Cysteindefiziente
Polypeptid-Untergruppen mit C-terminalen Deletionen
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Das
Verfahren, das zur Expression rekombinanter bakterieller Polypeptide
unter Verwendung des pET-3A-Vektors angewendet wurde, führt zu Polypeptiden,
die auch eine Reihe von Aminosäuren
auf der C-terminalen Seite von Val733 umfassen,
wobei die zusätzliche
Reste von der Translation der Vektorsequenz (siehe SEQ ID NO: 14)
herrühren.
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Insbesondere
enthalten Rest-441–733-Fragmente,
die vom p5E-(oder
p7E-)Konstrukten exprimiert wurden, auch 22 Reste, die an die C-terminalen
Seite vom Rest 733 (Valin) fusioniert sind, die von der Expression
der Vektorsequenz vor dem ersten Vektor-Stopkodon herrühren.
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Diese
pET-3A-Vektorsequenz, die auch eine Modifikation (Beispiel 1) der
HindIII-Stelle des EcoRI-HindIII-Fragments durch einen BamHI-Linker
widerspiegelt, ist (SEQ ID NO: 14):
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Um
eine geeignete kodierende DNA-Sequenz für vWF-Polypeptide mit C-terminalen
Deletionen herzustellen, wurde eine Loopout-Mutagenese in p5E unter Verwendung hybridisierender
Oligonukleotide nach dem Muster des nichtkodierenden DNA-Strangs
durchgeführt.
Um ein Polypeptid (unter Verwendung des am Rest Asp709 endenden
Polypeptids als Beispiel) herzustellen, wurde ein hybridisierendes
Oligonukleotid erzeugt, das eine vWF-Untereinheitssequenz (zum Beispiel vom
Rest 706 bis 713) kodiert, die zwischen bestimmten Kodons davon
(z. B. Kodon 709 und Kodon 710) auch die Stopkodon/Leserahmenverschiebungssequenz
3'-ACT·ACT·T-5' enthielt.
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Entsprechend
wurden vWF-abgeleitete Polypeptide erzeugt, die C-terminale Deletionen
aufweisen und die an den Resten 709, 704, 700 beziehungsweise 696
enden.
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Cysteindefiziente
Polypeptid-Untergruppen mit N-terminalen und C-terminalen Deletionen
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Es
sind auch als Antithrombotika wirksame therapeutische Polypeptid-Untergruppen
nach dem Muster des Reste-441–733-vWF-Untereinheitsfragments
hergestellt worden, die jedoch sowohl N-terminale als auch C-terminale
Deletionen davon aufweisen.
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Die
Zubereitung von zweien solcher Polypeptide (Met·Tyr508 zu
Pro704 und ebenfalls Met·Tyr508 zu Asp696) erfolgte nach dem oben für die Herstellung
von N-terminalen Deletionen (Herstel lung von Met·Tyr508 zu Val733) beschriebenen Verfahren, gefolgt von
der oben beschriebenen Strategie zur Herstellung von C-terminalen Deletionen
davon. Insbesondere wurden hybridisierende Oligonukleotide für die Loopout-Mutagenese in
M13mp18 ausgewählt,
um die obengenannte Stopkodon/Leserahmenverschiebungssequenz zwischen
den Resten 704 und 705 beziehungsweise zwischen den Resten 696 und
697 zu inserieren.
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Beispiel 15 – Wechselwirkung
von vWF-Domänen
mit GPIbα
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Um
die strukturellen Erfordernisse zu bestimmen, die notwendig sind,
um die Bindung von multimerem vWF an Blutplättchen-GPIbα zu
fördern,
wurde eine Reihe von rekombinanten Polypeptiden hergestellt, die eine
oder mehrere Domänen
der Aminosäuresequenz
(Beispiel 14) von dem rekombinanten vWF-Rest-441–733-Fragment
("rvWF441–733"), umfassen. Die
Sequenzen der resultierenden Polypeptide (Deletionsfragmente) von
rvWF sind in 2 dargestellt. Diese Polypeptide
(im folgenden "Domänen") enthielten Deletionen
in einem oder beiden der zwei Abschnitte der Aminosäuresequenz
von rvWF, die den Schleifenbereich (definiert als die Aminosäuresequenz
zwischen Cystein 509 und Cystein 695) flankieren. Einige der mutierten
Moleküle
wiesen vollständige
oder teilweise Deletionen von einem oder beiden der kurzen Sequenz-Abschnitte
auf, Mohri, H. et al., J. Biol. Chem., 263(34), 17901–17904 (1988),
die an der effizienten Bindung von vWF an GPIbα beteiligt sind – Reste
474 bis 488 und ebenfalls 694 bis 708, wie durch die kreuzschraffierten Kästchen in 2 angegeben.
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Die
Wechselwirkung der mutierten Moleküle mit GPIbα wurde unter Verwendung eines
Tests (Sugimoto, M. et al., Biochemistry, 30, 5202–5209 (1991))
auf Grundlage der Hemmung der Bindung von Antikörper LJ-Ib1 an Blutplättchen ermittelt.
Die entsprechenden IC50-Werte (Fragmentkonzentration,
die erforderlich ist, um die Antikörperbindung um 50% zu hemmen)
sind in Tabelle 2 (kein Modulator) und Tabelle 3 (Botrocetin zugegeben)
dargestellt. Die niedrigsten IC50-Werte,
die auf die größte Bindungsaffinität hinweisen,
wurden mit mutierten Molekülen
erhalten, die eine vollständige
Deletion der Sequenz auf der aminoterminalen Seite der Schleife
besitzen. Unter den reduzierten und alkylierten mutierten Molekülen, die
Deletionen enthalten, zeigten alle Moleküle mit Ausnahme von zweien
eine Affinität
für GPIbα, die der
von rvWF441–733 entsprach
oder größer war.
Zwei Spezies (in reduzierter und alkylierter Form), die vollständige Deletionen
der Sequenz auf der carboxyterminalen Seite von Cystein 695 aufwiesen
(rvWF508–696,
rvWF441–696),
wiesen eine stark reduzierte Fähigkeit
auf, die Bindung von LJ-Ib1 an Blutplättchen zu hemmen (Tabelle 2).
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TABELLE
2
Hemmung der LJ-Ib1-Bindung an Blutplättchen durch rekombinante vWF-Fragmente
in Abwesenheit von Modulatoren
-
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Die
wiedergegebenen Werte repräsentieren
den Bereich von Ergebnissen, die bei der angegebenen Zahl von Versuchen
beobachtet wurden.
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TABELLE
3
Hemmung der LJ-Ib1-Bindung an Blutplättchen durch rekombinante vWF-Fragmente
in Anwesenheit von Botrocetin
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Die
wiedergegebenen Werte repräsentieren
den Bereich von Ergebnissen, die bei der angegebenen Zahl von Versuchen
beobachtet wurden.
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Es
zeigt sich, daß die
Integrität
der 185-Reste-Schleife zwischen den Cysteinresten 599 und 695 wesentlich
zur GPIb- Bindungsfunktion
beiträgt.
Dieses Ergebnis wird unterstützt
durch die Beobachtung, daß, wenn
die intramolekulare Cys509-Cys695-Bindung
oxidiert wird, die vollständige
Deletion der die Disulfidschleife flankierenden Sequenzen sowohl
auf der amino- als auch der carboxyterminalen Seite davon keinen
schädlichen
Einfluß auf
die Wechselwirkung der Schleife mit GPIbα hat. Diese Ergebnisse implizieren,
daß keiner
der Reste innerhalb der Aminosäuresequenzen
441–508
und 696–733
der vWF-Untereinheit für
die Expression der GPIbα-Bindung
durch vWF-abgeleitete antithrombotische Polypeptide unbedingt erforderlich
ist. Hinsichtlich der potentiellen Verwendung von isolierten rekombinanten
Fragmenten von vWF als therapeutische antithrombotische Mittel,
schließen
wirksame Strukturen, die eine Funktionshemmung der vWF-Bindungsstelle
auf GPIbα erreichen,
das die Cys509-Cys695-Disulfidbindung
enthaltende zyklische 508–696-Molekül und auch
ein Reste-508–704-Polypeptid sowohl
in reduzierter als auch oxidierter Form ein.
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Beispiel 16 – Verhalten
von (an Cystein) oxidierten und reduzierten Formen des Rest-441–733-vWF-Fragments
in Gegenwart von Botrocetin
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Die
Wechselwirkung von rvWF441–733 mit GPIbα wurde gemessen
durch die Fähigkeit
von rvWF441–733, die
Bindung eines monoklonalen Anti-GPIbα-Antikörpers, LJ-IB1, an Blutplättchen zu
hemmen. Dieser Test, früher
im Detail beschrieben (Sugimoto, M. et al., Biochemistry, 30, 5202–5208 (1991))
bietet den Vorteil, daß die
Bindung von LJ-Ib1, anders als die des nativen vWF, nicht von der
Gegenwart von Modulatoren wie Botrocetin oder Ristocetin abhängig ist.
Von der Bindung von vWF441–773 an GPIbα wird angenommen,
daß sie
die Region, von GPIbα blockiert,
an die LJ-Ib1 bindet.
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Zwei
Formen von rvWF441–733 wurden in diesen
Versuchen verwendet; eine oxidierter Form, die die Cys509-Cys695-Disulfidbindung
(als p5E-Konstrukt) beibehalten hat und eine reduzierte und alkylierte
Form von rvWF441–733, der die Disulfidbindung
fehlt.
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Die
Ergebnisse dieser Versuche sind in 3 dargestellt.
In Abwesenheit von Modulator wechselwirkten die reduzierte und alkylierte
Form von rvWF441–733 mit GPIbα mit weit
größerer Affinität als die
oxidierte Form (die Konzentration von reduziertem und alkyliertem
rvWF441–733,
die erforderlich war, um die LJ-Ib1-Bindung um 50% zu hemmen (IC50) war um mehr als das Zehnfach niedriger
als die Menge von oxidiertem rvWF441–733,
die erforderlich war, um eine ähnliche
Hemmung der LJ-Ib1-Bindung
zu erzeugen, 3, Tafel A). Der Modulator Botrocetin
hatte eine dramatische Wirkung auf die GPIbα-Bindungsaffinität beider
Formen von rvWF441–733. Die Wirkung von
Botrocetin war für
die oxidierte Spezies jedoch proportional viel größer, so
daß die
oxidierte Form die Bindung von LJ-Ib1 an Blutplättchen in Gegenwart von Botrocetin
mit einer Affinität
hemmte, die der der reduzierten und alkylierten Form ähnlich war
(3, Tafel B)
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Die
Cys509-Cys695-Bindung
trägt daher
zur Stabilisierung einer Konformation von nativem vWF in Lösung bei,
die seine Wechselwirkung mit zirkulierenden Blutplättchen verhindert,
jedoch die Ausprägung
der vollen Bindungsaktivität
in Anwesenheit von geeigneten Modulatoren ermöglicht.
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Beispiel 17 – Polypeptid-Reinigung
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Die
rekombinanten Rest-441–733-vWF-Fragmente
wurden sowohl in oxidierter Form als auch nach Reduktion und Alkylierung
der zwei p5E-Cysteinreste (509, 695) zur Homogenität gereinigt,
und die zwei Formen konnten durch Umkehrphasen-HPLC auf Basis einer
bestimmten Retentionszeit differenziert werden. Sie zeigten bei
SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese auch eine unterschiedliche Mobilität.
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Hinterlegung von Hybridomen
und Stämmen,
die zur Ausübung
der Erfindung geeignet sind
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Hinterlegungen
von biologischen Reinkulturen der folgenden Hybridome/Stämme wurden
bei der American Type Culture Collection, 13201 Parklawn Drive,
Rockville, Maryland, unter dem Budapester Vertrag vorgenommen. Die
angegebenen Zugriffsnummern wurden nach erfolgreicher Lebensfähigkeitsuntersuchung und
Zahlung der erforderlichen Gebühren
vergeben.
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Ein
Zugang zu den Kulturen wird erhältlich
sein, sofern und sobald solch ein Zugang nach dem Budapester Vertrag
erforderlich ist. Alle Beschränkungen
hinsichtlich der Verfügbarkeit
der Kulturen für
die Öffentlichkeit
werden bei Gewährung
eines Patentes auf die Anmeldung unwiderruflich entfernt und die
Kulturen werden für
einen Zeitraum von mindestens fünf
Jahren nach dem letzten Antrag auf Bereitstellung von Proben und in
jedem Falle für
eine Zeitdauer von mindestens 30 Jahren nach dem Datum der Hinterlegung
permanent erhältlich
sein. Sollten die Kulturen ihre Lebensfähigkeit verlieren oder versehentlich
zerstört
werden, werden sie mit (einer) le bensfähigen Kultur(en) derselben
taxonomischen Beschreibung ersetzt werden.
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