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Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
interzelluläre
Haftmoleküle,
wie ICAM-1, die an dem Vorgang beteiligt sind, durch den Populationen
von Lymphozyten zelluläre
Substrate erkennen und an diesen haften, so dass sie zu den Entzündungsstellen
wandern können
und während
entzündlicher
Reaktionen mit Zellen in Wechselwirkung treten können. Die vorliegende Erfindung
betrifft ferner Ligandenmoleküle,
die zur Bindung an derartige interzelluläre Haftmoleküle befähigt sind,
einen Screeningtest für
diese Liganden und Verwendungsmöglichkeiten
für das
interzelluläre
Haftmolekül,
die Ligandenmoleküle
und den Screeningtest.
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Beschreibung des Stands
der Technik
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Leukozyten müssen zur Haftung an zellulären Substraten
befähigt
sein, um den Wirt gegen fremde Eindringlinge, wie Bakterien oder
Viren, zu verteidigen. Ein ausgezeichneter Übersichtsartikel über das
Abwehrsystem ist der Artikel von H. W. Eisen (in: Microbiology,
3. Auflg., Harper & Row,
Philadelphia, PA (1980), S. 290–295
und 381–418).
Sie müssen
zur Haftung an Endothelzellen befähigt sein, so dass sie aus
dem Kreislauf zu Stellen, an denen Entzündungen ablaufen, wandern können. Ferner
müssen
sie sich an Antigene präsentierende
Zellen anheften, so dass eine normale spezifische Immunantwort erfolgen
kann, und schließlich
müssen
sie sich an entsprechende Zielzellen anheften, so dass eine Lysis
von viral infizierten Zellen oder von Tumorzellen erfolgen kann.
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In letzter Zeit wurden Leukozyten-Oberflächenmoleküle, die
an der Vermittlung derartiger Haftvorgänge beteiligt sind, unter Anwendung
der Hybridomtechnik identifiziert. Kurz zusammengefasst, es wurden
monoklonale Antikörper
gegen humane T-Zellen (D. Davignon et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, Bd. 78 (1981), S. 4535–4539)
und Mäuse-Milzzellen
(T. Springer et al., Eur. J. Immunol., Bd. 9 (1979), S. 301–306) identifiziert,
die an Leukozyten-Oberflächen
binden und die vorstehend beschriebenen, mit der Haftung in Zusammenhang
stehenden Funktionen hemmen (T. Springer et al., Fed. Proc., Bd.
44 (1985), S. 2660–2663).
Die von diesen Antikörpern
identifizierten Moleküle
wurden als Mac-1 und mit der Lymphozytenfunktion assoziiertes Antigen-1
(LFA-1) bezeichnet. Mac-1 ist ein Heterodimeres, das an Makrophagen,
Granulozyten und großen
granulären
Lymphozyten festgestellt wird. LFA-1 ist ein Heterodimeres, das
an den meisten Lymphozyten festgestellt wird (T. A. Springer et
al., Immunol. Rev., Bd. 68 (1982), S. 111–135). Diese beiden Moleküle und ein
drittes Molekül,
nämlich
p150,95 (das eine ähnliche
Gewebeverteilung wie Mac-1 aufweist) spielen eine Rolle bei der
zellulären
Haftung (G. Keizer et al., Eur. J. Immunol., Bd. 15 (1985), S. 1142–1147).
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Es wurde festgestellt, dass die vorstehend
beschriebenen Leukozytenmoleküle
Mitglieder einer verwandten Familie von Glycoproteinen sind (F.
Sanchez-Madrid et al., J. Exper. Med., Bd. 158 (1983), S. 1785–1803; G.
D. Keizer et al., Eur. J. Immunol., Bd. 15 (1985), S. 1142–1147).
Diese Glycoprotein-Familie ist aus Heterodimeren mit einer alpha-Kette
und einer beta-Kette zusammengesetzt. Während die alpha-Ketten der
einzelnen Antigene sich voneinander unterscheiden, wurde festgestellt,
dass die beta-Kette in hohem Maße
konserviert ist (F. Sanchez-Madrid
et al., J. Exper. Med., Bd. 158 (1983), S. 1785–1803). Von der beta-Kette
der Glycoprotein-Familie (gelegentlich als "CD18" bezeichnet)
wurde festgestellt, dass sie ein Molekulargewicht von 95 kd aufweist,
während
für die
alpha-Ketten variierende Molekulargewichte von 150 bis 180 kd festgestellt
wurden (T. Springer, Fed. Proc., Bd. 44 (1985), S. 2660–2663).
Während
die alpha-Untereinheiten der Membranproteine nicht die weitgehende
Homologie, die die beta-Untereinheiten aufweisen, zeigen, ergab
eine Analyse der alpha-Untereinheiten der Glycoproteine, dass es
erhebliche Ähnlichkeiten
zwischen ihnen gibt. Übersichtsartikel über die Ähnlichkeiten
zwischen den alpha- und beta-Untereinheiten der mit LFA-1 im Zusammenhang
stehenden Glycoproteine wurden von F. Sanchez-Madrid et al. veröffentlicht
(J. Exper. Med., Bd. 158 (1983), S. 586–602; und J. Exper. Med., Bd.
158 (1983), S. 1785–1803).
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Es wurde eine Gruppe von Individuen
identifiziert, die nicht zur Expression von normalen Mengen beliebiger
Mitglieder dieser Familie von Haftproteinen an ihren Leukozyten-Zelloberflächen befähigt waren
(D. C. Anderson et al., Fed. Proc., Bd. 44 (1985), S. 2671–2677; D.
C. Anderson et al., J. Infect. Dis., Bd. 152 (1985), S. 668–689). Lymphozyten
dieser Patienten zeigten ähnliche
in vitro-Defekte wie normale Personen, deren LFA-1-Familie von Molekülen einer
antagonistischen Wirkung durch Antikörper unterzogen worden war.
Ferner waren diese Personen unfähig,
eine normale Immunantwort zu erzeugen, was auf eine Unfähigkeit
ihrer Zellen zur Haftung an zellulären Substraten zurückzuführen war
(D. C. Anderson et al., Fed. Proc., Bd. 44 (1985), S. 2671–2677; und
D. C. Anderson et al., J. Infect. Dis., Bd. 152 (1985), S. 668–689). Diese
Daten zeigen, dass die Immunreaktionen abgemildert werden, wenn
Lymphozyten aufgrund des Fehlens von funktionellen Haftmolekülen der
LFA-1-Familie nicht dazu befähigt
sind, auf normale Weise in haftende Verbindung zu treten.
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Die Expression eines kürzlich identifizierten
Liganden von LFA-1, des interzellulären Haftmoleküls-1 (ICAM-1)
wurde in verschiedenen Zelltypen in Reaktion auf Cytokine untersucht
(R. Rothlein et al., J. Immunol., Bd. 141 (1988), S. 1665–1669).
Die Induktion von ICAM-1 wurde durch Cytokin-spezifische Antiseren
und einige pharmakologische Wirkstoffe neutralisiert. Cyclohexamid
erhöhte
die Expression von ICAM-1 an Chondrosarkomzellen, wies aber einen
geringen oder gar keinen Einfluss auf Karzinomzellen auf. Diese
Daten stellten einen Hinweis auf unterschiedliche Mechanismen in
der Regulation und Expression von ICAM-1 in den verschiedenen Zelltypen
dar.
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Im Ergebnis macht es somit die Fähigkeit
von Lymphozyten zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und Lebensfähigkeit
eines Tieres notwendig, dass sie dazu befähigt sind, sich an andere Zellen
(wie Endothelzellen) anzuheften. Es wurde festgestellt, dass diese
Haftung Zell-Zell-Kontakte erfordert, an denen spezifische Rezeptormoleküle, die
an Zelloberflächen
der Lymphozyten vorhanden sind, beteiligt sind. Diese Rezeptoren ermöglichen
es einem Lymphozyten an anderen Lymphozyten oder an Endothelzellen
oder anderen nicht-vaskulären
Zellen zu haften. Es wurde festgestellt, dass die Zelloberflächen-Rezeptormoleküle miteinander
in hohem Maße
verwandt sind. Menschen, an deren Lymphozyten diese Zelloberflächen-Rezeptormoleküle fehlen, leiden
an chronischen und wiederkehrenden Infektionen sowie an anderen
klinischen Symptomen, unter Einschluss von fehlenden Antikörper-Antworten.
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Da die Lymphozyten-Haftung an dem
Vorgang beteiligt ist, durch den fremdes Gewebe identifiziert und abgestoßen wird,
ist ein Verständnis
dieses Vorgangs von erheblichem Wert auf dem Gebiet der Organtransplantation,
Gewebetransplantation, Allergie und Onkologie.
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Zusammenfassende Darstellung
der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
das interzelluläre
Haftmolekül-1
(ICAM-1) sowie dessen funktionelle Derivate, Antikörper und
Fragmente von Antikörpern,
die zur Hemmung der Funktion von ICAM-1 befähigt sind, und andere Inhibitoren
der ICAM-1-Funktion. Die Erfindung umfasst therapeutische Anwendungsmöglichkeiten
für sämtliche
vorstehend beschriebenen Moleküle.
Im einzelnen ist die Erfindung auf ein Verfahren zur Behandlung
von Entzündungen,
die aus einer Antwort des spezifischen Abwehrsystems bei einem Säuger resultieren,
abgestellt, wobei das Verfahren das Bereitstellen eines entzündungshemmenden
Mittels für
ein behandlungsbedürftiges
Objekt in einer Menge, die zur Unterdrückung der Entzündung ausreicht,
umfasst, wobei das entzündungshemmende
Mittel aus folgender Gruppe ausgewählt ist: ein Antikörper, der
zur Bindung an ICAM-1 befähigt
ist; ein Fragment eines Antikörpers,
wobei das Fragment zur Bindung an ICAM-1 befähigt ist; ICAM-1; ein funktionelles
Derivat von ICAM-1; und ein Nicht-Immunoglobulin-Antagonist von ICAM-1.
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Die Erfindung umfasst ferner das
vorstehend beschriebene Verfahren zur Behandlung von Entzündungen,
wobei es sich beim Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten von ICAM-1 um einen Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten
von ICAM-1 handelt, der von LFA-1 abweicht.
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Die Erfindung umfasst eine pharmazeutische
Zusammensetzung, die folgendes umfasst:
- (a)
ein entzündungshemmendes
Mittel, ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus: einem Antikörper, der zur Bindung an ICAM-1
befähigt
ist; einem Fragment eines Antikörpers,
wobei das Fragment zur Bindung an ICAM-1 befähigt ist; ICAM-1; einem funktionellen
Derivat von ICAM-1; und einem Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten von
ICAM-1, und
- (b) mindestens einem immunsuppressiven Mittel, ausgewählt aus
der Gruppe, die aus Dexamethason, Azathioprin und Cyclosporin A
besteht.
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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1 zeigt
in schematischer Form die Haftung zwischen einer normalen Zelle
und einer Zelle mit LFA-1-Mangel.
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2 zeigt
in schematischer Form den Vorgang der Haftung einer normalen Zelle
an einer normalen Zelle.
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3 zeigt
die Kinetik der zellulären
Aggregation in Abwesenheit (X) oder Gegenwart von 50 ng/ml PMA (0).
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4 zeigt
die Koaggregation zwischen LFA-1–-
und LFA-1+-Zellen. Mit Carboxyfluorescein-diacetat markierte,
EBV-transformierte Zellen (104) gemäß der Bezeichnung in der Figur
wurden mit 105 unmarkierten, autologen Zellen
(ausgefüllte
Balken) oder JY-Zellen (offene Balken) in Gegenwart von PMA vermischt.
Nach 1,5 Stunden wurden die markierten Zellen (in Aggregaten oder
freiem Zustand) unter Verwendung des qualitativen Tests von Beispiel
2 gezählt.
Der prozentuale Anteil an markierten Zellen in Aggregatform ist
dargestellt. Es ist ein repräsentatives
Experiment von zwei Experimenten dargestellt.
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5 zeigt
die Immunopräzipitation
von ICAM-1 und LFA-1 aus JY-Zellen. Triton X-100-Lysate von JY-Zellen
(Bahnen 1 und 2) oder Kontroll-Lysispuffer (Bahnen 3 und 4) wurden
der Immunopräzipitation
mit Antikörper,
der zur Bindung an ICAM-1 befähigt
war (Bahnen 1 und 3), oder Antikörpern,
die zur Bindung an LFA-1 befähigt
war (Bahnen 2 und 4), unterzogen. Das Feld A zeigt die Ergebnisse
unter reduzierenden Bedingungen. Das Feld B zeigt die unter nicht-reduzierenden
Bedingungen erzielten Ergebnisse. Molekulargewichtsstandards wurden
in Bahn S laufen gelassen.
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6 zeigt
die Kinetik des Einflusses von IL-1 und gamma-Interferon auf die
ICAM-1-Expression an humanen dermalen Fibroblasten. Humane dermale
Fibroblasten wurden bis zu einer Dichte von 8 × 104 Zellen/0,32
cm2 Vertiefung gezüchtet. IL-1 (10 U/ml, ausgefüllte Kreise)
oder rekombinantes gamma-Interferon (10 U/ml, leere Quadrate) wurden
zugesetzt. Zum angegebenen Zeitpunkt wurde nach Abkühlen des
Testgemisches auf 4°C
ein indirekter Bindungstest durchgeführt. Die Standardabweichung
stieg nicht über
10%.
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7 zeigt
die Konzentrationsabhängigkeit
der Einflüsse
von IL-1 und gamma-Interferon
auf ICAM-1. Humane dermale Fibroblasten wurden bis zu einer Dichte
von 8 × 104
Zellen/0,32 cm2/Vertiefung gezüchtet. IL-2
(leere Kreise), rekombinantes humanes IL-1 (leere Quadrate), rekombinantes
Mäuse-IL-1
(ausgefüllte Quadrate),
rekombinantes humanes gamma-Interferon (ausgefüllte Kreise) und rekombinantes
beta-Interferon (leere Dreiecke) wurden in der angegebenen Verdünnung zugesetzt
und 4 Stunden (IL-1) und 16 Stunden (beta- und gamma-Interferon)
inkubiert. Die dargestellten Ergebnisse sind die Mittelwerte von
Vierfachbestimmungen. Die Standardabweichung lag nicht über 10%.
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8 zeigt
die Nucleotid- und Aminosäuresequenz
von ICAM-1-cDNA. Das erste ATG befindet sich in Position 58. Translatierte
Sequenzen, die den tryptischen ICAM-1-Peptiden entsprechen, sind
unterstrichen. Die hydrophoben, mutmaßlichen Signalpeptid- und Transmembransequenzen
sind fett unterstrichen. N-verknüpfte
Glycosylierungsstellen sind eingerahmt. Das Polyadenylierungssignal
AATAAA in Position 2976 ist mit einem Überstrich versehen. Die dargestellte
Sequenz gilt für
den HL-60-cDNA-Klon. Die endotheliale Zell-cDNA wurde über den
Großteil
ihrer Länge
hinweg sequenziert und zeigte nur untergeordnete Unterschiede.
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9 zeigt
die homologen ICAM-1-Domänen
und die Beziehung zur Immunoglobulin-Supergenfamilie. (A) Ausrichtung
von 5 homologen Domänen
(D1-5). Zwei oder
mehr identische Reste, die ausgerichtet sind, sind eingerahmt. Reste,
die in NCAM-Domänen
2-mal oder öfter
konserviert waren, sowie Reste, die in den Domänen der Sätze C2 und C1 konserviert waren,
wurden mit den internen ICAM-1-Wiederholungen
ausgerichtet. Die Stellung der vorhergesagten beta-Stränge in der
ICAM-1-Domäne
ist mit Balken und Kleinbuchstaben oberhalb der Ausrichtungen markiert.
Die bekannte Stellung von beta-Strängen in Immunoglobulin C-Domänen ist
mit Balken und Großbuchstaben
unterhalb der Ausrichtung markiert. Die Stellung der mutmaßlichen
Disulfidbrücke
innerhalb von ICAM-1-Domänen
ist mit S-S angegeben. (B-D) Ausrichtung von Proteindomänen, die
zu ICAM-1-Domänen
homolog sind: Proteine wurden zu Beginn durch Absuchen von NBRF-Datenbanken
unter Verwendung des FASTP-Programms ausgerichtet. Die Proteinsequenzen
sind MAG, NCAM, T-Zellrezeptor-α-Untereinheit-V-Domäne, IgMμ-Kette und α-1-B-Glycoprotein.
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10 zeigt
einen schematischen Vergleich der Sekundärstrukturen von ICAM-1 und
MAG.
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11 zeigt
LFA-1-positive, EBV-transformierte, B-Lymphoblastoidzellen, die
an ICAM-1 in planaren Membranen binden.
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12 zeigt
LFA-1-positive T-Lymphoblasten und T-Lymphomzellen, die an ICAM-1
in kunststoffgebundenen Vesikeln binden.
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13 zeigt
die Hemmung der Bindung von JY-B-Lymphoblastoidzellen, die an ICAM-1
in kunststoffgebundenen Vesikeln binden, durch Vorbehandlung von
Zellen oder Vesikeln mit monoklonalen Antikörpern.
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14 zeigt
den Einfluss der Temperatur auf die Bindung von T-Lymphoblasten an
ICAM-1 in kunststoffgebundenen Vesikeln.
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15 zeigt
den Bedarf an zweiwertigen Kationen bei der Bindung von T-Lymphoblasten an
ICAM-1 in kunststoffgebundenen Vesikeln.
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16 zeigt
den Einfluss von anti-Haftantikörpern
auf die Fähigkeit
von peripheren, mononuklearen Blutzellen zur Vermehrung in Reaktion
auf die Erkennung des T-Zellen-assoziierten Antigens OKT3. "OKT3" bedeutet die Zugabe
von Antigen.
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17 zeigt
den Einfluss von anti-Haftantikörpern
auf die Fähigkeit
von peripheren, mononuklearen Blutzellen zur Vermehrung in Reaktion
auf die Erkennung des nicht-spezifischen T-Zellen-Mitogens Concanavalin
A. "CONA" bedeutet die Zugabe
von Concanavalin A.
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18 zeigt
den Einfluss von anti-Haftantikörpern
auf die Fähigkeit
von peripheren, mononuklearen Blutzellen zur Vermehrung in Reaktion
auf die Erkennung des Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin-Antigens.
Die Zugabe von Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin
zu den Zellen ist mit "KLH" bezeichnet.
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19 zeigt
den Einfluss von anti-Haftantikörpern
auf die Fähigkeit
von peripheren, mononuklearen Blutzellen zur Vermehrung in Reaktion
auf die Erkennung des Tetanus-Toxoid-Antigens. Die Zugabe von Tetanus-Toxoid-Antigen
zu den Zellen ist mit "AGN" bezeichnet.
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20 zeigt
die Bindung der monoklonalen Antikörper RR1/1, R6.5, LB2 und CL203
an ICAM-1-Deletionsmutanten.
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21 zeigt
die Bindung von ICAM-1-Deletionsmutanten an LFA-1.
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22 zeigt
die Epitope, die durch die monoklonalen anti-ICAM-1-Antikörper RR1/1,
R6.5, LB2 und CL203 erkannt werden.
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23 zeigt
die Bindungskapazität
von ICAM-1-Domäne
2-Mutanten an LFA-1.
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24 zeigt
die Bindungskapazität
von ICAM-1-Domäne
3-Mutanten an LFA-1.
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25 zeigt
die Bindungskapazität
von ICAM-1-Domäne
1-Mutanten an LFA-1.
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26 zeigt
die Ausrichtung von aminoterminalen ICAM-1-Domänen.
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Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
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Ein Aspekt der vorliegenden Erfindung
betrifft das Auffinden eines natürlichen
Bindungsliganden, der an LFA-1 bindet. Moleküle, z. B. solche der LFA-1-Familie,
die beim Vorgang der zellulären
Haftung beteiligt sind, werden als "Haftmoleküle" bezeichnet.
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Der erfindungsgemäße natürliche Bindungsligand wird
als "interzelluläres Haftmolekül-1" oder "ICAM-1" bezeichnet. ICAM-1
ist ein Glycoprotein mit 76–97
kd. ICAM-1 ist kein Heterodimeres. Die Erfindung ist auf ICAM-1
und dessen "funktionelle
Derivate" abgestellt.
Ein "funktionelles
Derivat" von ICAM-1
ist eine Verbindung, die eine biologische Aktivität (entweder
funktionell oder strukturell) besitzt, die eine wesentliche Ähnlichkeit
mit einer biologischen Aktivität
von ICAM-1 zeigt. Der Ausdruck "funktionelle
Derivate" soll "Fragmente", "Varianten", "Analoge" oder "chemische Derivate" eines Moleküls einschließen. Der
Ausdruck "Fragment" eines Moleküls, wie
ICAM-1, bezieht sich auf eine beliebige Polypeptid-Unterklasse des
Moleküls.
Fragmente von ICAM-1, die ICAM-1-Aktivität besitzen und die löslich sind
(d. h. nicht membrangebunden) werden besonders bevorzugt. Der Ausdruck "Variante" eines Moleküls, wie
ICAM-1, bezieht sich auf ein Molekül, das bezüglich seiner Struktur und Funktion
eine wesentliche Ähnlichkeit
entweder mit dem gesamten Molekül
oder einem Fragment davon aufweist. Ein Molekül wird als "im wesentlichen ähnlich" mit einem anderen Molekül bezeichnet,
wenn beide Moleküle
im wesentlichen ähnliche
Strukturen aufweisen oder wenn beide Moleküle eine ähnliche biologische Aktivität besitzen.
Somit werden unter der Voraussetzung, dass zwei Moleküle eine ähnliche
Aktivität
besitzen, diese Moleküle
als Varianten angesehen, da der Ausdruck hier auch dann verwendet
wird, wenn die Struktur von einem der Moleküle im anderen Molekül nicht
festgestellt wird oder wenn die Sequenz von Aminosäureresten
nicht identisch ist. Der Ausdruck "Analoges" eines Moleküls, wie ICAM-1, bezieht sich
auf ein Molekül,
dessen Funktion im wesentlichen ähnlich
entweder mit dem gesamten Molekül
oder mit einem Fragment davon ist. Gemäß der hier verwendeten Terminologie
ist ein Molekül
ein "chemisches
Derivat" eines anderen
Moleküls,
wenn es zusätzliche
chemische Reste enthält,
die normalerweise nicht Bestandteil des Moleküls sind. Derartige Reste können die
Löslichkeit,
Absorption, biologische Halbwertszeit und dergl. des Moleküls verbessern.
Die Reste können
alternativ die Toxizität
des Moleküls
verringern, unerwünschte
Nebenwirkungen des Moleküls
beseitigen oder abschwächen
und dergl. Reste, die zur Vermittlung derartiger Wirkungen befähigt sind,
sind in Remington's
Pharmaceutical Sciences (1980) beschrieben. "Von Toxin abgeleitete" Moleküle stellen
eine spezielle Klasse von "chemischen
Derivaten" dar.
Ein "von Toxin abgeleitetes
Molekül" ist ein Molekül (z. B.
ICAM-1 oder ein Antikörper),
das einen Toxinrest enthält.
Die Bindung eines derartigen Moleküls an eine Zelle bringt den
Toxinrest in unmittelbare Nähe
zur Zelle und fördert
dadurch den Tod der Zelle. Es können
beliebige geeignete Toxinreste verwendet werden. Es ist jedoch bevorzugt,
Toxine, wie das Ricin-Toxin, das Diphtherie-Toxin, radioisotope
Toxine, Membrankanäle
bildende Toxine und dergl. zu verwenden. Verfahren zum Kuppeln derartiger
Reste an ein Molekül
sind aus dem Stand der Technik bekannt.
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Ein antigenes Molekül, wie ICAM-1,
oder Mitglieder der LFA-1-Familie von Molekülen werden natürlicherweise
an den Oberflächen
von Lymphozyten exprimiert. Somit führt die Einführung derartiger
Zellen in ein geeignetes Tier, z. B. durch intraperitoneale Injektion
und dergl., zur Bildung von Antikörpern, die zur Bindung an ICAM-1
oder an Mitglieder der LFA-1-Familie von Molekülen befähigt sind. Gegebenenfalls kann
das Serum eines derartigen Tiers entnommen und als Quelle für polyklonale
Antikörper,
die zur Bindung an diese Moleküle befähigt sind,
verwendet werden. Es ist jedoch bevorzugt, derartigen Tieren Splenozyten
zu entnehmen, um solche Milzzellen mit einer Myelom-Zelllinie zu
fusionieren und derartigen Fusionszellen die Bildung einer Hybridomzelle
zu ermöglichen,
die monoklonale Antikörper
sezerniert, die zur Bindung an ICAM-1 oder Mitglieder der LFA-1-Familie
von Molekülen
befähigt
sind.
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Die auf die vorstehend beschriebene
Weise erhaltenen Hybridomzellen können nach einer Reihe von Verfahren
abgesucht werden, um die angestrebten Hybridomzellen zu identifizieren,
die Antikörper
sezernieren, die zur Bindung an ICAM-1 oder an Mitglieder der LFA-1-Familie
von Molekülen
befähigt
sind. In einem bevorzugten Screeningtest, werden derartige Moleküle aufgrund
ihrer Fähigkeit
zur Hemmung der Aggregation von mit dem Epstein-Barr-Virus transformierten
Zellen identifiziert. Antikörper,
die zur Hemmung einer derartigen Aggregation befähigt sind, werden sodann einem
weiteren Screening unterzogen, um festzustellen, ob sie eine derartige
Aggregation durch Bindung an ICAM-1 oder an ein Mitglied der LFA-1-Familie von Molekülen hemmen.
Bei einem derartigen Screening können
beliebige Mittel, die eine Unterscheidung von ICAM-1 von der LFA-1-Familie
von Molekülen
ermöglichen,
herangezogen werden. Somit kann beispielsweise das durch den Antikörper gebundene
Antigen durch Immunopräzipitation
und Polyacrylamid-Gelelektrophorese
analysiert werden. Wenn es sich bei dem gebundenen Antigen um ein
Mitglied der LFA-1-Familie von Molekülen handelt, so erweist sich
das immunopräzipitierte
Antigen als ein Dimeres, während
dann, wenn das gebundene Antigen ICAM-1 ist, eine Spezies mit einfachem
Molekulargewicht immunopräzipitiert
wird. Alternativ ist es möglich,
zwischen solchen Antikörpern,
die an Mitglieder der LFA-1-Familie von Molekülen binden, und Antikörpern, die
an ICAM-1 binden, zu unterscheiden, indem man ein Screening auf
die Fähigkeit
des Antikörpers zur
Bindung an Zellen, wie Granulozyten, die LFA-1, jedoch nicht ICAM-1
exprimieren, durchführt.
Die Fähigkeit
eines Antikörpers
(von dem bekannt ist, dass er eine zelluläre Aggregation hemmt) zur Bindung
an Granulozyten zeigt an, dass der Antikörper zur Bindung von LFA-1
befähigt
ist. Das Fehlen einer derartigen Bindung stellt ein Anzeichen für einen
Antikörper
dar, der zur Erkennung von ICAM-1 befähigt ist. Die Fähigkeit eines
Antikörpers
zur Bindung an eine Zelle, z. B. an einen Granulozyten, kann durch übliche Maßnahmen,
die vom Fachmann herangezogen werden, nachgewiesen werden. Zu derartigen
Maßnahmen
gehören
Immunoassays, zelluläre
Agglutination, Filterbindungsuntersuchungen, Antikörperfällung und
dergl.
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Die erfindungsgemäßen anti-Aggregationsantikörper können alternativ
identifiziert werden, indem man ihre Fähigkeit zur differenziellen
Bindung an Zellen, die ICAM-1 exprimieren (z. B. aktivierte Endothelzellen),
binden, und ihre Unfähigkeit
zur Bindung an Zellen, die kein ICAM-1 exprimieren, misst. Wie es
für den Fachmann
leicht ersichtlich ist, können
die vorstehenden Tests modifiziert werden oder in unterschiedlicher Reihenfolge
durchgeführt
werden, um dadurch verschiedene mögliche Screeningtests bereitzustellen,
die jeweils dazu befähigt
sind, eine Identifizierung und Unterscheidung von Antikörpern, die
zur Bindung an ICAM-1 befähigt
sind, gegenüber
Mitgliedern der LFA-1-Familie von Molekülen vorzunehmen.
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Die erfindungsgemäßen entzündungshemmenden Mittel können gewonnen
werden durch: natürliche Verfahren
(z. B. Herbeiführung
einer Induktion bei Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien und dergl.
zur Bildung eines Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten von ICAM-1 oder einer Induktion
bei einem Tier zur Erzeugung von polyklonalen Antikörpern, die
zur Bindung an ICAM-1 befähigt
sind); synthetische Verfahren (z. B. Anwendung des Merrifield-Verfahrens
zur Synthese von Polypeptiden, um ICAM-1, funktionelle Derivate
von ICAM-1 oder Protein-Antagonisten
von ICAM-1 (entweder Immunoglobuline oder Nicht-Immunoglobuline)
herzustellen); Hybridomtechnik (z. B. zur Herstellung von monoklonalen
Antikörpern,
die zur Bindung an ICAM-1 befähigt
sind); oder rekombinante Technik (z. B. zur Herstellung der erfindungsgemäßen entzündungshemmenden
Mittel in verschiedenen Wirten (d. h. Hefen, Bakterien, Pilzen,
gezüchteten
Säugetierzellen
und dergl.) oder aus rekombinanten Plasmiden oder viralen Vektoren).
Die Wahl des anzuwendenden Verfahrens hängt von Faktoren, wie Zweckmäßigkeit,
angestrebte Ausbeute und dergl., ab. Es ist nicht erforderlich,
nur eine oder eines der vorstehend beschriebenen Methoden, Verfahren
oder Techniken zur Herstellung eines speziellen entzündungshemmenden
Mittels anzuwenden, vielmehr können
die vorstehend beschriebenen Verfahren, Methoden und Techniken zur
Herstellung eines speziellen entzündungshemmenden Mittels kombiniert
werden.
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A. Identifizierung des
LFA-1-Bindungspartners (ICAM-1)
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1. Tests auf LFA-1-abhängige Aggregation
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Zahlreiche durch den Epstein-Barr-Virus
transformierte Zellen zeigen eine Aggregation. Diese Aggregation
kann in Gegenwart von Phorbolestern verstärkt werden. Es wurde festgestellt,
dass eine derartige homotypische Aggregation (d. h. Aggregation
unter Beteiligung nur eines einzigen Zelltyps) durch anti-LFA-1-Antikörper blockiert
wird (R. Rothlein et al., J. Exper. Med., Bd. 163 (1986), S. 1132–1149; diese
Druckschrift wird durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung gemacht).
Somit kann das Ausmaß der
LFA-1-abhängigen Bindung
ermittelt werden, indem man das Ausmaß der spontanen oder von Phorbolester
abhängigen
Aggregatbildung bestimmt.
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Ein Mittel, das die LFA-1-abhängige Aggregation
stört,
lässt sich
durch Anwendung eines Tests identifizieren, der zu der Feststellung
befähigt
ist, ob das Mittel die spontane oder die von Phorbolester abhängige Aggregation
von durch den Epstein-Barr-Virus transformierten Zellen stört. Die
meisten der durch den Epstein-Barr-Virus
transformierten Zellen lassen sich in einem derartigen Test verwenden,
sofern die Zellen zur Expression des LFA-1-Rezeptormoleküls befähigt sind.
Derartige Zellen lassen sich nach der Technik von T. A. Springer
et al., (J. Exper. Med., Bd. 160 (1984), S. 1901–1918; diese Druckschrift wird
durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung gemacht) herstellen.
Obgleich im erfindungsgemäßen, LFA-1-abhängigen Bindungstest
beliebige derartige Zellen verwendet werden können, ist es bevorzugt, Zellen
der JY-Zelllinie heranzuziehen (C. T. Terhost et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, Bd. 73 (1976), S. 910). Die Zellen lassen sich in
einem beliebigen geeigneten Kulturmedium züchten, wobei es jedoch besonders
bevorzugt ist, die Zellen in RMPI-1640-Kulturmedium, das mit 10
fötalem
Kälberserum
und 50 μg/ml
Gentamycin (Gibco Laboratories, NY) ergänzt ist, zu züchten. Die
Zellen sollen unter Bedingungen gezüchtet werden, die für die Vermehrung
von Säugetierzellen
geeignet sind (d. h. bei einer Temperatur von im allgemeinen 37°C, in einer
Atmosphäre
mit 5% CO2, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit
von 95% und dergl.).
-
2. LFA-1 bindet an ICAM-1
-
Es wurden Personen identifiziert,
bei denen die Familie der LFA-1-Rezeptormoleküle in den
Lymphozyten fehlt (D. C. Anderson et al., Fed. Proc, Bd. 44 (1985),
S. 2671–2677;
und D. C. Anderson et al., J. Infect. Dis., Bd. 152 (1985), S. 668–689). Diese
Personen leiden am Leukozyten-Adhäsionsdefizit (LAD). Mit EBV transformierte
Zellen derartiger Personen können
beim vorstehend beschriebenen Aggregationstest weder spontan noch
in Gegenwart von Phorbolestern aggregieren. Wenn derartige Zellen
mit LFA-1 exprimierenden Zellen vermischt wurden, wurde eine Aggregation
beobachtet (R. Rothlein et al., J. Exper. Med., Bd. 163 (1986),
S. 1132–1149)
(1). Von Bedeutung ist,
dass diese Aggregate nicht gebildet werden konnten, wenn diese Zellen
in Gegenwart von anti-LFA-1-Antikörpern inkubiert wurden. Obgleich
somit die Aggregation LFA-1 erforderte, zeigte die Fähigkeit
von LFA-1-defizitären
Zellen zur Bildung von Aggregaten mit LFA-1 enthaltenden Zellen
an, dass der LFA-1-Bindungspartner nicht LFA-1 war, sondern vielmehr
ein vorher unentdecktes zelluläres
Haftmolekül. 1 zeigt den Mechanismus
der zellulären
Haftung.
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B. Interzelluläres Haftmolekül-1 (ICAM-1)
-
Das neue interzelluläre Haftmolekül ICAM-1
wurde zunächst
gemäß dem Verfahren
von R. Rothlein et al. (J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1270–1274; diese
Druckschrift wird durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht) identifiziert und partiell charakterisiert. Zum Nachweis
des ICAM-1-Moleküls
wurden monoklonale Antikörper
aus Milzzellen von Mäusen,
die mit Zellen von Personen mit einem genetischen Defizit der LFA-1-Expression
immunisiert worden waren, hergestellt. Die erhaltenen Antikörper wurden
einem Screening in Bezug auf ihre Fähigkeit zur Hemmung der Aggregation
von LFA-1 exprimierenden Zellen unterzogen (2). Im einzelnen wurden Mäuse mit
EBV-transformierten B-Zellen von LAD-Patienten, die das LFA-1-Antigen
nicht exprimieren, immunisiert. Anschließend wurden die Milzzellen
dieser Tiere entnommen, mit Myelomzellen fusioniert und zu Hybridomzellen,
die monoklonale Antikörper
bilden, gemacht. Anschließend
wurden EBV-transformierte B-Zellen von normalen Personen, die LFA-1 exprimieren, in
Gegenwart des monoklonalen Antikörpers
der Hybridomzelle inkubiert, um etwaige monoklonale Antikörper zu
identifizieren, die zur Hemmung der durch Phorbolester vermittelten,
LFA-1-abhängigen,
spontanen Aggregation der EBV-transformierten B-Zellen befähigt sind.
Da die Hybridomzellen von Zellen abgeleitet waren, die nie dem LFA-1-Antigen begegnet
waren, wurde kein monoklonaler Antikörper gegen LFA-1 gebildet.
Somit muss jeglicher Antikörper, für den eine
Hemmung der Aggregation festgestellt wird, zur Bindung an ein Antigen
befähigt
sein, das (obgleich es sich nicht um LFA-1 handelt) am LFA-1-Haftvorgang
teilgenommen hatte. Obgleich beliebige Verfahren zur Gewinnung derartiger
monoklonaler Antikörper
herangezogen werden können,
ist es bevorzugt, ICAM-1 bindende monoklonale Antikörper durch
Immunisierung von BALB/C-Mäusen
unter Anwendung von Wegen und Schemata zu immunisieren, die von
R. Rothlein et al. (J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1270–1274) im
Zusammenhang mit durch den Epstein-Barr-Virus transformierten, peripheren,
mononuklearen Blutzellen von LFA-1-defizitären Personen beschrieben wurden.
Derartige Zellen werden von T. A. Springer et al. beschrieben (J.
Exper. Med., Bd. 160 (1984), S. 1901–1918).
-
Bei einem bevorzugten Verfahren zur
Erzeugung und zum Nachweis von Antikörpern, die zur Bindung an ICAM-1
befähigt
sind, werden Mäuse
entweder mit EBV-transformierten B-Zellen, die sowohl ICAM-1 als auch
LFA-1 exprimieren, oder vorzugsweise mit TNF-aktivierten Endothelzellen,
die ICAM-1, jedoch nicht LFA-1 exprimieren, immunisiert. Bei einem
besonders bevorzugten Verfahren zur Erzeugung von Hybridomzellen,
die anti-ICAM-1-Antikörper
bilden, wurde eine Balb/C-Maus nacheinander mit JY-Zellen und mit
differenzierten U937-Zellen (ATCC CRL-1593) immunisiert. Milzzellen
derartiger Tiere wurden entnommen, mit Myelomzellen fusioniert und
zur Bildung von Antikörper
erzeugenden Hybridomzellen herangezogen. Die Antikörper wurden
einem Screening auf ihre Fähigkeit
zur Hemmung der LFA-1-abhängigen,
durch Phorbolester induzierten Aggregation einer EBV-transformierten
Zelllinie, wie JY-Zellen, die sowohl den LFA-1-Rezeptor als auch
ICAM-1 exprimiert, unterzogen. Wie von R. Rothlein et al. gezeigt
(J. Immunol., Bd. 137 (1987), S. 1270–1274), werden sodann Antikörper, die
zur Hemmung dieser Aggregation befähigt sind, auf ihre Fähigkeit zur
Hemmung der durch Phorbolester induzierten Aggregation einer Zelllinie,
wie SKW3 (M. Dustin et al., J. Exper. Med., Bd. 165 (1987), S. 672–692), getestet,
deren Fähigkeit
zur spontanen Aggregation in Gegenwart eines Phorbolesters durch
einen Antikörper,
der zur Bindung von LFA-1 befähigt
ist, gehemmt wird, jedoch nicht durch anti-ICAM-1-Antikörper gehemmt
wird. Antikörper,
die zur Hemmung der durch Phorbolester induzierten Aggregation von
Zellen, wie JY-Zellen, befähigt
sind, jedoch nicht zur Hemmung der durch Phorbolester induzierten
Aggregation von Zellen, wie SKW3-Zellen, befähigt sind, sind vermutlich
anti-ICAM-1-Antikörper. Alternativ
lassen sich Antikörper,
die zur Bindung an ICAM-1 befähigt
sind, durch Absuchen auf Antikörper identifizieren,
die zur Hemmung der von LFA-1 abhängigen Aggregation von LFA-Expressionszellen
(wie JY-Zellen) befähigt
sind, jedoch nicht zur Bindung an Zellen befähigt sind, die LFA-1 exprimieren,
jedoch wenig oder gar kein ICAM-1 exprimieren (z. B. normale Granulozyten),
oder die zur Bindung an Zellen, die ICAM-1 exprimieren, jedoch nicht
LFA-1 exprimieren (z. B. TNF-aktivierten Endothelzellen) befähigt sind.
Eine weitere Alternative besteht in der Immunopräzipitation von Zellen, die
ICAM-1 und/oder LFA-1
exprimieren, unter Verwendung von Antikörpern, die eine von LFA-1 abhängige Aggregation
von Zellen, wie JY-Zellen, hemmen, und durch SDS-PAGE oder ein gleichwertiges
Verfahren zur Bestimmung einer charakteristischen molekularen Eigenschaft
des mit dem Antikörper
gefällten
Moleküls.
Wenn die charakteristische Eigenschaft die gleiche wie die von ICAM-1
ist, kann angenommen werden, dass es sich beim Antikörper um
einen anti-ICAM-1-Antikörper handelt.
-
Unter Verwendung der auf die vorstehend
beschriebene Weise hergestellten monoklonalen Antikörper wurde
das ICAM-1-Zelloberflächenmolekül gereinigt
und charakterisiert. ICAM-1 wurde aus humanen Zellen oder Geweben
unter Anwendung der Affinitätschromatographie
mit monoklonalen Antikörpern
gereinigt. Bei einem derartigen Verfahren wird ein mit ICAM-1 reaktiver
monoklonaler Antikörper
an eine inerte Säulenmatrix gekuppelt.
Es können
beliebige Verfahren zur Herbeiführung
einer derartigen Kupplung herangezogen werden, wobei es jedoch bevorzugt
ist, sich des Verfahrens von H. C. Oettgen et al., J. Biol. Chem.,
Bd. 259 (1984), S. 12034, zu bedienen. Wird ein derartiges zelluläres Lysat
durch die Matrix geleitet, werden die vorhandenen ICAM-1-Moleküle an der
Matrix adsorbiert und festgehalten. Durch Veränderung des pH-Werts oder der
Ionenkonzentration der Säule
können
die gebundenen ICAM-1-Moleküle
von der Säule
eluiert werden. Obgleich beliebige geeignete Matrices herangezogen
werden können,
ist es bevorzugt, Sepharose (Pharmacia) als Matrixmaterial zu verwenden.
Die Bildung von Säulenmatrices
und deren Verwendung bei der Proteinreinigung ist aus dem Stand
der Technik bekannt.
-
In einer dem Fachmann geläufigen Art
und Weise können
die vorstehend beschriebenen Tests zur Identifizierung von Verbindungen
herangezogen werden, die dazu befähigt sind, die Geschwindigkeit
oder das Ausmaß der
zellulären
Haftung abzuschwächen
oder zu hemmen.
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ICAM-1 ist ein Zelloberflächen-Glycoprotein,
das an nicht-hämatopoetischen
Zellen, wie vaskulären Endothelzellen,
Thymus-Epithelzellen, bestimmten anderen Epithelzellen und Fibroblasten,
und an hämatopoetischen
Zellen, wie Gewebemakrophagen, mitogenstimulierten T-Lymphozytenblasten
und germinalen, zentrierten B-Zellen und dendritischen Zellen in
Tonsillen, Lymphknoten und Peyer-Plaques,
exprimiert wird. ICAM-1 wird an vaskulären Endothelzellen in T-Zellbereichen in
Lymphknoten und Tonsillen mit reaktiver Hyperplasie in hohem Maße exprimiert.
ICAM-1 wird in geringen Mengen an peripheren Blutlymphozyten exprimiert.
Die durch Phorbolester stimulierte Differenzierung einiger myelomonozytischer
Zelllinien erhöht
in starkem Maße
die ICAM-1-Expression. Somit wird ICAM-1 bevorzugt an Entzündungsstellen
exprimiert und wird im allgemeinen durch ruhende Zellen nicht exprimiert.
Die ICAM-1-Expression an dermalen Fibroblasten wird durch Interleukin-1
oder gamma-Interferon in Konzentrationen von 10 U/ml innerhalb einer
Zeitspanne von 4 bzw. 10 Stunden auf das 3- bis 5-fache erhöht. Die
Induktion ist von der Protein- und mRNA-Synthese abhängig und
reversibel.
-
ICAM-1 zeigt in verschiedenen Zelltypen
eine Heterogenität
des Molekulargewichts. Es weist ein Molekulargewicht von 97 kd an
Fibroblasten, von 114 kd an der myelomonozytischen Zelllinie U937
und von 90 kd an der B-Lymphoblastoidzelle
JY auf. Es wurde festgestellt, dass an der ICAM-1-Biosynthese ein
intrazellulärer
Vorläufer
von etwa 73 kd beteiligt ist. Die nicht-N-glycosylierte Form, die
sich durch Behandlung mit Tunicamycin (das die Glycosylierung hemmt)
ergibt, weist ein Molekulargewicht von 55 kd auf.
-
ICAM-1, das aus mit Phorbolester
stimulierten U937-Zellen oder aus Fibroblastenzellen isoliert worden
ist, ergibt nach chemischer Deglycosylierung ein identisches Hauptprodukt
mit einem Molekulargewicht von 60 kd. Monoklonale ICAM-1-Antikörper stören die
Haftung von Phytohämagglutininblasten
an Zelllinien mit LFA-1-Defizit. Eine Vorbehandlung von Fibroblasten,
jedoch nicht von Lymphozyten mit monoklonalen Antikörpern, die
zur Bindung an ICAM-1 befähigt
sind, hemmt die Lymphozyten-Fibroblasten-Haftung. Es wurde festgestellt,
dass eine Vorbehandlung von Lymphozyten, jedoch nicht von Fibroblasten
mit Antikörpern
gegen LFA-1 die Lymphozyten-Fibroblasten-Haftung hemmt.
-
ICAM-1 stellt somit den Bindungsliganden
des CD 18-Komplexes an Leukozyten dar. Es ist an Fibroblasten und
Endothelzellen in vitro durch entzündliche Mediatoren, wie IL-1,
gamma-Interferon und Tumornekrosefaktor, in einem Zeitrahmen induzierbar,
der mit der in vivo-Infiltration von Lymphozyten in entzündliche Läsionen übereinstimmt
(M. L. Dustin et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254; und
J. S. Prober et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1893–1896).
Ferner wird ICAM-1 an nicht-hämatopoetischen
Zellen, wie vaskulären
Endothelzellen, Thymus-Epithelzellen, anderen Epithelzellen und
Fibroblasten, und an hämatopoetischen
Zellen, wie Gewebemakrophagen, mitogenstimulierten T-Lymphozytenblasten
und germinalen Zentrum-B-Zellen und dendritischen Zellen in Tonsillen,
Lymphknoten und Peyer-Plaques exprimiert (M. L. Dustin et al., J.
Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254). ICAM-1 wird an Keratinozyten
in gutartigen entzündlichen
Läsionen,
wie allergischen Ekzemen, Lichen planus, Exanthemen, Nesselsucht
und Bläschenkrankheiten,
exprimiert. Allergische Hautreaktionen, die durch das Aufbringen
eines Haptens, gegenüber
dem der Patient allergisch ist, auf die Haut hervorgerufen werden,
haben ebenfalls eine starke ICAM-1-Expression an den Keratinozyten
ergeben. Andererseits ergaben toxische Pflaster auf der Haut keine
ICAM-1-Expression an den Keratinozyten. ICAM-1 ist an Keratinozyten
aus Biopsien von Hautläsionen
verschiedener dermatologischer Störungen vorhanden. Die ICAM-1-Expression
wird an Läsionen
von allergischen Pflastertests induziert, während Keratinozyten aus Läsionen von
toxischen Pflastertests kein ICAM-1 exprimierten.
-
ICAM-1 stellt somit ein zelluläres Substrat
dar, an dem Lymphozyten haften können,
so dass die Lymphozyten zu Entzündungsstellen
wandern und/oder verschiedene Effektorfunktionen, die zu dieser
Entzündung
beitragen, ausüben
können.
Zu derartigen Funktionen gehören
die Antikörperbildung,
Lysis von viral infizierten Zielzellen und dergl. Der hier verwendete
Ausdruck "Entzündung" soll Reaktionen
der spezifischen oder nicht-spezifischen Abwehrsysteme umfassen.
Der hier verwendete Ausdruck "spezifisches
Abwehrsystem" bezieht
sich auf die Komponente des Immunsystems, die auf die Anwesenheit
von spezifischen Antigenen reagiert. Eine Entzündung wird als das Ergebnis
einer Reaktion des spezifischen Abwehrsystems bezeichnet, wenn die
Entzündung
durch eine Reaktion des spezifischen Abwehrsystems verursacht oder
vermittelt wird oder mit diesem assoziiert ist. Zu Beispielen für eine Entzündung, die
sich aus einer Antwort des spezifischen Abwehrsystems ergibt, gehören die
Antwort auf Antigene, wie Rubella-Virus, Autoimmunerkrankungen, durch
T-Zellen vermittelte Hypersensibilitätsreaktionen vom verzögerten Typ
(wie sie beispielsweise bei Personen mit einem "positiven" Testergebnis beim Mantaux-Test auftreten),
Psoriasis und dergl.
-
Bei einer "nicht-spezifischen Abwehrsystem-Reaktion" handelt es sich
um eine durch Leukozyten, die über
kein immunologisches Gedächtnis
verfügen,
vermittelte Antwort. Derartige Zellen umfassen Granulozyten und
Makrophagen. Der hier verwendete Ausdruck "Entzündung" ist das Ergebnis
einer Antwort des nicht-spezifischen
Abwehrsystems, wenn die Entzündung
durch eine Reaktion des nicht-spezifischen
Abwehrsystems verursacht oder vermittelt wird oder mit diesem assoziiert
ist. Zu Beispielen für
Entzündungen,
die sich zumindest teilweise aufgrund einer Reaktion des nicht-spezifischen
Abwehrsystems ergeben, gehören
Entzündungen,
die mit folgenden Zuständen
verbunden sind: Asthma; respiratorisches Distress-Syndrom beim Erwachsenen
(ARDS) oder Mehrfachorgan-Schädigungssyndrome
im Anschluss an eine Septikämie
oder ein Trauma; Repertusionsschädigungen
des Myokardgewebes oder anderer Gewebe; akute Glomerulonephritis; reaktive
Arthritis; Dermatosen mit akuten entzündlichen Komponenten; akute
purulente Meningitis oder andere entzündliche Störungen des Zentralnervensystems;
thermische Läsionen;
Hämodialyse;
Leukapherese; ulzerative Kolitis; Morbus-Crohn; nekrotisierende
Enterokolitis; mit Syndromen verbundene Granulozytentransfusion;
und cytokininduzierte Toxizität.
-
Erfindungsgemäß können funktionelle ICAM-1-Derivate
und insbesondere Derivate, die Fragmente oder mutante Varianten
von ICAM-1, die die Domänen
1, 2 und 3 aufweisen, bei der Behandlung oder Therapie von derartigen
Reaktionen des nicht-spezifischen Abwehrsystems verwendet werden.
Besonders bevorzugt für
eine derartige Behandlung oder Therapie sind ICAM-1-Fragmente oder
mutante Varianten, die die Domäne 2
von ICAM-1 enthalten. Besonders bevorzugt für eine derartige Behandlung
oder Therapie sind ICAM-1-Fragmente oder mutante Varianten, die
die Domäne
1 von ICAM-1 enthalten.
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C. Klonierung des ICAM-1-Gens
-
Es können eine Reihe von Verfahren
zur Klonierung des ICAM-1-Gens herangezogen werden. Ein derartiges
Verfahren erfordert die Analyse einer Shuttle-Vektorbibliothek von cDNA-Inserts (abgeleitet
von einer ICAM-1 exprimierenden Zelle) auf die Anwesenheit eines
Inserts, das das ICAM-1-Gen enthält.
Eine derartige Analyse kann durch Transfektion von Zellen mit dem
Vektor und durch anschließendes
Testen auf die ICAM-1-Expression durchgeführt werden. Das bevorzugte
Verfahren zum Klonieren dieses Gens erfordert die Bestimmung der
Aminosäuresequenz
des ICAM-1-Moleküls.
Um dies durchzuführen,
kann ICAM-1-Protein gereinigt
und mit automatisierten Sequenziervorrichtungen analysiert werden.
Alternativ kann das Molekül
mit Bromcyan oder mit Proteasen, wie Papain, Chymotrypsin oder Trypsin,
fragmentiert werden (Y. Oike et al., J. Biol. Chem., Bd. 257 (1982),
S. 9751–9758;
und C. Liu et al., Int. J. Pept. Protein Res., Bd. 21 (1983), S. 209–215). Obgleich
es möglich
ist, die gesamte Aminosäuresequenz
von ICAM-1 zu bestimmen, ist es bevorzugt, die Sequenz von Peptidfragmenten
des Moleküls
zu bestimmen. Wenn die Peptidgröße eine
Länge von mehr
als 10 Aminosäuren
aufweist, so reicht die Sequenzinformation im allgemeinen aus, um
ein Gen, wie das Gen für
ICAM-1, zu klonieren.
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Die Sequenz von Aminosäureresten
in einem Peptid wird hier entweder durch die üblicherweise verwendeten Bezeichnungen
mit drei Buchstaben oder durch den Einbuchstabencode bezeichnet.
Diese Dreibuchstaben- und Einbuchstabencodes finden sich beispielsweise
in Biochemistry, A. Lehninger, Worth Publishers, New York, NY (1970).
Wenn eine derartige Sequenz vertikal aufgeführt wird, soll sich der aminoterminale Rest
oben auf der Liste und der carboxyterminale Rest am Ende der Liste
befinden. Bei horizontaler Auflistung soll sich der Aminoterminus
am linken Ende befinden, während
der Carboxyterminus sich am rechten Ende befinden soll. Die Reste
von Aminosäuren
in einem Peptid können
durch Bindestriche getrennt werden. Derartige Bindestriche sollen
nur die Darstellung einer Sequenz erleichtern. Als ein rein erläuterndes
Beispiel gibt die Aminosäuresequenz
-Gly-Ala-Ser-Phe-
an,
dass ein Ala-Rest mit der Carboxylgruppe von Gly verbunden ist und
ein Ser-Rest mit
der Carboxylgruppe des Ala-Restes und mit der Aminogruppe eines
Phe-Restes verknüpft ist.
Die Darstellung zeigt ferner an, dass die Aminosäuresequenz das Tetrapeptid
GIy-Ala-Ser-Phe enthält.
Die Darstellung ist nicht als eine Beschränkung der Aminosäuresequenz
auf dieses eine Tetrapeptid zu verstehen, sondern so zu verstehen,
dass sie (1) das Tetrapeptid, bei dem ein oder mehr Aminosäurereste
mit dem Amino- oder Carboxylende verknüpft sind, (2) das Tetrapeptid,
bei dem ein oder mehr Aminosäurereste
sowohl mit dem Amino- als auch mit dem Carboxylende verknüpft sind,
und (3) das Tetrapeptid ohne weitere Aminosäurereste umfassen.
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Nachdem ein oder mehr geeignete Peptidfragmente
sequenziert worden sind, werden dann die DNA-Sequenzen, die zur
Kodierung dieser Fragmente befähigt
sind, untersucht. Da der genetische Code degeneriert ist, kann mehr
als ein Codon zum Kodieren einer bestimmten Aminosäure verwendet
werden (J. D. Watson, in: Molecular Biology of the Gene, 3. Auflg.,
W. A. Benjamin, Inc., Menlo Park, CA (1977), S. 356–357). Die
Peptidfragmente werden analysiert, um Aminosäuresequenzen zu identifizieren,
die durch Oligonucleotide mit dem geringsten Degenerationsgrad kodiert
werden können.
Dies wird vorzugsweise erreicht, indem man Sequenzen identifiziert,
die Aminosäuren
enthalten, die nur durch ein einziges Codon kodiert werden. Obgleich gelegentlich
derartige Aminosäuresequenzen
nur durch ein einziges Oligonucleotid kodiert werden können, kann
die Aminosäuresequenz
häufig
durch einen beliebigen Bestandteil aus einem Satz von ähnlichen
Oligonucleotiden kodiert werden. Von Bedeutung ist, dass zwar sämtliche
Mitglieder des Satzes Oligonucleotide enthalten, die zum Kodieren
des Peptidfragments befähigt
sind und somit möglicherweise
die gleiche Nucleotidsequenz wie das Gen, das für das Peptidfragment kodiert,
enthalten, aber nur ein Mitglied des Satzes eine Nucleotidsequenz
enthält,
die identisch mit der Nucleotidsequenz dieses Gens ist. Da dieses
Mitglied innerhalb des Satzes vorhanden ist und zur Hybridisierung
mit DNA auch in Gegenwart der übrigen
Mitglieder des Satzes befähigt
ist, ist es möglich,
den unfraktionierten Satz von Oligonucleotiden auf die gleiche Weise
einzusetzen, in der man ein einziges Oligonucleotid zum Klonieren
des Gens, das für
das Peptid kodiert, einsetzen würde.
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In genau analoger Art und Weise,
wie sie vorstehend beschrieben wurde, kann man ein Oligonucleotid (oder
einen Satz von Oligonucleotiden) verwenden, die eine Nucleotidsequenz
aufweisen, die mit der Oligonucleotidsequenz oder dem Satz von Sequenzen,
die zur Kodierung des Peptidfragments befähigt sind, komplementär ist.
-
Ein geeignetes Oligonucleotid oder
ein Satz von Oligonucleotiden, die zum Kodieren eines Fragments des
ICAM-1-Gens befähigt
sind (oder die mit einem Nucleotid oder Satz von Oligonucleotiden
komplementär sind)
werden (unter Anwendung des vorstehend beschriebenen Verfahrens)
identifiziert, synthetisiert und unter Anwendung bekannter Maßnahmen
mit einem DNA-Präparat
oder vorzugsweise mit einem cDNA-Präparat, das sich von humanen
Zellen ableitet, die zur Expression von ICAM-1-Gensequenzen befähigt sind,
hybridisiert. Techniken zur Nucleinsäurehybridisierung werden von
T. Maniatis et al. in Molecular Cloning, a Laboratory Manual, Cold
Spring Harbor, NY (1982), und von B. D. Haymes et al., in Nucleic
Acid Hybridization, a Practical Approach, IRL Press, Washington,
DC (1985) (diese Druckschriften werden durch Verweis zum Gegenstand
der Beschreibung gemacht) beschrieben. Die verwendete DNA- oder
cDNA Quelle ist vorzugsweise in Bezug auf ICAM-1-Sequenzen angereichert.
Eine derartige Anreicherung lässt
sich auf besonders einfache Weise aus cDNA erreichen, die durch
Extraktion von RNA aus Zellen erhalten worden ist, die unter Bedingungen
gezüchtet
worden sind, die eine ICAM-1-Synthese induzieren (z. B. U937, gezüchtet in
Gegenwart von Phorbolestern und dergl.).
-
Techniken, wie sie beispielsweise
vorstehend beschrieben wurden, oder ähnliche Techniken haben in erfolgreicher
Weise die Klonierung von Genen für
humane Aldehyd-dehydrogenasen (L. C. Hsu et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, Bd. 82 (1985), S. 3771–3775), Fibronectin (S. Suzuki
et al., Eur. Mol. Biol. Organ. J., Bd. 4 (1985), S. 2519–2524),
das humane Östrogen-Rezeptor-Gen
(P. Walter et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 82 (1985), S.
7889–7893),
den Plasminogen-Aktivator vom Gewebetyp (D. Pennica et al., Nature,
Bd. 301 (1983), S. 214–221)
und die komplementäre
DNA für
humane, plazentare alkalische Phosphatase (W. Kam et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 82 (1985), S. 8715–8719) ermöglicht.
-
Gemäß einem bevorzugten alternativen
Weg zum Klonieren des ICAM-1-Gens wird eine Bibliothek von Expressionsvektoren
hergestellt, indem man DNA oder vorzugsweise cDNA aus einer Zelle,
die zur Expression von ICAM-1 befähigt ist, in einen Expressionsvektor
kloniert. Die Bibliothek wird sodann auf Elemente, die zur Expression
eines Proteins, das an anti-ICAM-1-Antikörper bindet, befähigt sind
und deren Nucleotidsequenz zur Kodierung von Polypeptiden, die die
gleiche Aminosäuresequenz
wie ICAM-1 oder Fragmente von ICAM-1 aufweisen, abgesucht.
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Das klonierte ICAM-1-Gen, das gemäß den vorstehend
beschriebenen Verfahren erhalten worden ist, kann in funktioneller
Weise mit einem Expressionsvektor verknüpft und in bakterielle oder
eukaryontische Zellen eingeführt
werden, um ICAM-1-Protein zu erzeugen. Techniken für derartige
Manipulationen werden von T. Maniatis et al. (a.a.O.) beschrieben
und sind aus dem Stand der Technik bekannt.
-
D. Anwendungsmöglichkeiten
von Tests der LFA-1-abhängigen
Aggregation
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Der vorstehend beschriebene Test,
der zum Messen der LFA-1-abhängigen
Aggregation befähigt
ist, kann zum Identifizieren von Mitteln verwendet werden, die als
Antagonisten zur Hemmung des Ausmaßes der LFA-1-abhängigen Aggregation
wirken. Derartige Antagonisten können
wirken, indem sie die Fähigkeit
von LFA-1 oder von ICAM-1 zur Vermittlung der Aggregation stören. Somit
umfassen derartige Mittel Immunoglobuline, z. B. einen Antikörper, der
zur Bindung entweder an LFA-1 oder an ICAM-1 befähigt ist. Ferner können Nicht-Immunoglobulin-Mittel
(d. h. chemische Mittel) unter Anwendung des vorstehend beschriebenen
Tests geprüft
werden, um festzustellen, ob sie Antagonisten der LFA-1-Aggregation
darstellen.
-
E. Anwendungsmöglichkeiten
von Antikörpern,
die zur Bindung an ICAM-1-Rezeptorproteine
befähigt
sind
-
1. Entzündungshemmende
Mittel
-
Monoklonale Antikörper gegen Mitglieder des CD
18-Komplexes hemmen zahlreiche haftungsabhängige Funktionen von Leukozyten,
einschließlich
der Bindung an Endothel (D. Haskard et al., J. Immunol., Bd. 137
(1986), S. 2901–2906),
homotypischer Adhäsionen
(R. Rothlein et al., J. Exp. Med., Bd. 163 (1986), S. 1132–1149),
Antigen- und Mitogen-induzierter Proliferation von Lymphozyten (D.
Davignon et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 78 (1981), S. 4535–4539),
der Antikörperbildung
(A. Fischer et al., J. Immunol., Bd. 136 (1986), S. 3198–3203) und
der Effektorfunktionen sämtlicher
Leukozyten, wie die lytische Aktivität von zytotoxischen T-Zellen
(A. M. Krensky et al., J. Immunol., Bd. 132 (1984), S. 2180–2182),
Makrophagen (G. Strassman et al., J. Immunol., Bd. 136 (1986), S.
4328–4333)
und sämtliche
Zellen, die an Antikörper-abhängigen, zellulären Zytotoxizitätsreaktionen
beteiligt sind (S. Kohl et al., J. Immunol., Bd. 133 (1984), S. 2972–2978). Bei
sämtlichen
vorstehenden Funktionen hemmen die Antikörper die Fähigkeit des Leukozyten zur
Haftung am entsprechenden zellulären
Substrat, was wiederum das letztendliche Ergebnis hemmt.
-
Wie vorstehend erörtert, ist die Bindung von
ICAM-1-Molekülen
an die Mitglieder der LFA-1-Familie von Molekülen von zentraler Bedeutung
bei der zellulären
Haftung. Durch den Haftungsvorgang sind die Lymphozyten dazu fähig, kontinuierlich
ein Tier in Bezug auf die Gegenwart von fremden Antigenen zu überwachen.
Obgleich diese Vorgänge
normalerweise wünschenswert
sind, können
sie auch die Abstoßung
von Organtransplantaten, die Abstoßung von Gewebetransplantaten
und zahlreiche Autoimmunerkrankungen hervorrufen. Daher sind jegliche
Mittel, die zur Abschwächung
oder Hemmung der zellulären
Haftung befähigt sind,
bei Empfängern
von Organtransplantaten oder Gewebetransplantaten oder bei Autoimmunpatienten
in hohem Maße
erwünscht.
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Monoklonale Antikörper, die zur Bindung an ICAM-1
befähigt
sind, eignen sich in hohem Maße
als entzündungshemmende
Mittel bei einem Säuger.
Derartige Mittel unterscheiden sich in signifikanter Weise von allgemeinen
entzündungshemmenden
Mitteln insofern, als sie zur selektiven Hemmung der Haftung befähigt sind
und keine Nebenwirkungen, wie eine Nephrotoxizität, die bei herkömmlichen
Mitteln auftreten, aufweisen. Monoklonale Antikörper, die zur Bindung an ICAM-1
befähigt
sind, können
daher dazu herangezogen werden, bei einem Säuger Organ- oder Gewebeabstoßungen zu
verhindern oder Autoimmunreaktionen zu modifizieren, ohne dass eine
Furcht vor derartigen Nebenwirkungen besteht.
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Von Bedeutung ist, dass es die Verwendung
von monoklonalen Antikörpern,
die zur Erkennung von ICAM-1 befähigt
sind, ermöglichen
kann, Organtransplantationen auch unter Individuen mit fehlerhafter HLA-Übereinstimmung
durchzuführen.
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2. Suppressoren der Hypersensibilitätsreaktion
vom verzögerten
Typ
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Da ICAM-1-Moleküle großenteils an Entzündungsstellen,
z. B. an Stellen, die bei der Hypersensibilitätsreaktion vom verzögerten Typ
beteiligt sind, sind Antikörper
(insbesondere monoklonale Antikörper),
die zur Bindung an ICAM-1-Moleküle
befähigt
sind, von möglichem
therapeutischen Nutzen bei der Abschwächung oder Beseitigung derartiger
Reaktionen. Diese mögliche
therapeutische Anwendung kann auf zweierlei Weise ausgenützt werden.
Erstens kann eine Zusammensetzung, die einen monoklonalen Antikörper gegen ICAM-1
enthält,
einem Patienten verabreicht werden, der einer Hypersensibilitätsreaktion
vom verzögerten Typ
unterliegt. Beispielsweise können
derartige Zusammensetzungen einem Individuum zur Verfügung gestellt werden,
das in Kontakt mit Antigenen, z. B. Efeugift, Eichengift und dergl.,
gekommen ist. Bei der zweiten Ausführungsform wird der monoklonale
Antikörper,
der zur Bindung an ICAM-1 befähigt
ist, einem Patienten in Verbindung mit einem Antigen verabreicht,
um eine anschließende
entzündliche
Reaktion zu verhindern. Somit kann die zusätzliche Verabreichung eines
Antigens zusammen mit einem ICAM-1-bindenden, monoklonalen Antikörper ein
Individuum zeitweise gegenüber
einer anschließenden
Darreichung dieses Antigens tolerant machen.
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3. Therapie von chronischen
Entzündungskrankheiten
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Da LAD-Patienten, bei denen LFA-1
fehlt, keine entzündliche
Reaktion aufbauen, wird angenommen, dass der Antagonismus des natürlichen
Liganden von LFA-1, nämlich
ICAM-1, auch eine entzündliche
Reaktion hemmt. Die Fähigkeit
von Antikörpern
gegenüber
ICAM-1 zur Hemmung von Entzündungen
bietet die Basis für
deren therapeutische Verwendung bei der Behandlung von chronischen
Entzündungskrankheiten
und Autoimmunkrankheiten, wie Lupus erythematosus, autoimmuner Thyroiditis,
experimenteller allergischer Enzephalomyelitis (EAE), multipler
Sklerose, einigen Formen von Diabetes, Reynaud-Syndrom, rheumatoider
Arthritis und dergl. Derartige Antikörper können als therapeutisches Mittel
bei der Behandlung von Psoriasis verwendet werden. Im allgemeinen
können
die monoklonalen Antikörper,
die zur Bindung an ICAM-1 befähigt sind,
bei der Behandlung von Krankheiten, die derzeit durch eine Steroidtherapie
behandelbar sind, verwendet werden.
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4. Diagnostische und prognostische
Anwendungsmöglichkeiten
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Da ICAM-1 großenteils an Entzündungsstellen
exprimiert wird, können
monoklonale Antikörper,
die zur Bindung an ICAM-1 befähigt
sind, als Mittel zur Abbildung oder Sichtbarmachung der Infektions-
und Entzündungsstellen
bei einem Patienten verwendet werden. Bei einer derartigen Anwendung
werden die monoklonalen Antikörper
durch Verwendung von Radioisotopen, Affinitätsmarkierungen (z. B. Biotin,
Avidin und dergl.), fluoreszierenden Markierungen, paramagnetischen
Atomen und dergl. nachweisbar markiert. Verfahren zur Herbeiführung einer
derartigen Markierung sind aus dem Stand der Technik bekannt. Ein Übersichtsartikel über die
klinische Anwendung von Antikörpern
bei der diagnostischen Abbildung findet sich bei H. B. Grossman,
Urol. Clin. North Amer., Bd. 13 (1986), S. 465–474; E. C. Unger et al., Invest.
Radiol., Bd. 20 (1985), S. 693–700
und B. A. Khaw et al., Science, Bd. 209 (1980), S. 295–297).
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Das Vorliegen einer Entzündung kann
auch durch die Verwendung von bindenden Liganden, wie mRNA, cDNA
oder DNA, die an ICAM-1-Gensequenzen oder an ICAM-1-mRNA-Sequenzen
von Zellen, die ICAM-1 exprimieren, binden, nachgewiesen werden.
Techniken zur Durchführung
derartiger Hybridisierungstests werden von T. Maniatis (a.a.O.)
beschrieben.
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Der Nachweis von Herden von derart
nachweisbar markierten Antikörpern
stellt ein Anzeichen für
eine Stelle einer Entzündung
oder einer Tumorentwicklung dar. Gemäß einer Ausführungsform
wird diese Prüfung auf
Entzündungen
durchgeführt, indem
man Gewebe- oder Blutproben entnimmt und die Proben in Gegenwart von
nachweisbar markierten Antikörpern
inkubiert. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
wird diese Technik in einer nicht-invasiven Art und Weise unter
Anwendung von magnetischer Abbildung, Fluorographie und dergl. durchgeführt. Ein
derartiger diagnostischer Test kann zur Überwachung von Empfängern von
Organtransplantaten auf frühe
Anzeichen möglicher
Gewebeabstoßungen
herangezogen werden. Derartige Tests können auch bei Bemühungen herangezogen
werden, um die Disposition einer Person für rheumatoide Arthritis oder
andere chronische Entzündungskrankheiten
festzustellen.
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5. Zusatzmittel zur Einführung von
antigenem Material, das zu therapeutischen oder diagnostischen Zwecken verabreicht
wird
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Immunreaktionen auf therapeutische
oder diagnostische Mittel, z. B. Rinderinsulin, Interferon, Plasminogenaktivator
vom Gewebetyp oder monoklonale Mäuseantikörper hemmen
in erheblichem Maße
den therapeutischen oder diagnostischen Wert von derartigen Mitteln
und können
tatsächlich
Krankheiten, z. B. Serumkrankheit, hervorrufen. Eine derartige Situation
kann durch Verwendung der erfindungsgemäßen Antikörper behandelt werden. Bei
dieser Ausführungsform
werden derartige Antikörper
in Kombination mit dem therapeutischen oder diagnostischen Mittel
verabreicht. Ferner verhindern die Antikörper, dass der Empfänger das
Mittel erkennt und verhindern somit, dass beim Empfänger eine
Immunreaktion gegen das Mittel einsetzt. Das Fehlen einer derartigen
Immunantwort führt
dazu, dass der Patient in die Lage gesetzt wird, zusätzliche
Verabreichungen des therapeutischen oder diagnostischen Mittels
zu erhalten.
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F. Anwendungsmöglichkeiten
des interzellulären
Haftmoleküls-1
(ICAM-1)
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ICAM-1 ist ein Bindungspartner von
LFA-1. Als solcher können
ICAM-1 oder funktionelle Derivate davon in austauschbarer Weise
mit Antikörpern,
die zur Bindung von LFA-1 befähigt
sind, bei der Behandlung einer Krankheit verwendet werden. Somit
können
derartige Moleküle
in solubilisierter Form dazu herangezogen werden, eine Entzündung, Organabstoßungen,
Transplantatabstoßungen
und dergl. zu hemmen. ICAM-1 oder funktionelle Derivate davon können auf
die gleiche Weise wie anti-ICAM-1-Antikörper verwendet werden, um die
Immunogenizität
von therapeutischen oder diagnostischen Mitteln zu verringern.
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ICAM-1, funktionelle Derivate davon
und Antagonisten davon können
zur Blockierung der Metastasierung oder Proliferation von Tumorzellen,
die ICAM-1 oder LFA-1 an ihren Oberflächen exprimieren, verwendet werden.
Eine Reihe von Verfahren kann zum Erreichen eines derartigen Ziels
herangezogen werden. Beispielsweise erfordert die Wanderung von
hämatopoetischen
Zellen eine LFA-1-ICAM-1-Bindung.
Antagonisten einer derartigen Bindung unterdrücken somit diese Wanderung
und blockieren die Metastasierung von Tumorzellen, die von Leukozyten abstammen.
Alternativ können
von Toxinen abgeleitete Moleküle,
die zur Bindung an ICAM-1 oder an ein Mitglied der LFA-1-Familie
von Molekülen
befähigt
sind, einem Patienten verabreicht werden. Wenn derartige, von Toxinen
abgeleitete Moleküle
an Tumorzellen, die ICAM-1 oder ein Mitglied der LFA-1-Familie von
Molekülen
exprimieren, binden, tötet
die Anwesenheit des Toxins die Tumorzellen ab, wodurch die Proliferation
des Tumors gehemmt wird.
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G. Anwendungsmöglichkeiten
von Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten der ICAM-1-abhängigen Haftung
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Eine ICAM-1-abhängige Haftung kann durch Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten, die
zur Bindung an ICAM-1 oder an LFA-1 befähigt sind, gehemmt werden.
Ein Beispiel für
einen Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten von ICAM-1 ist LFA-1. Ein
Beispiel für
einen Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten, der an LFA-1 bindet, ist
ICAM-1. Durch die Verwendung der vorstehend beschriebenen Tests
können
zusätzliche
Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten identifiziert und gereinigt werden.
Nicht-Immunoglobulin-Antagonisten der von ICAM-1 abhängigen Haftung
können
für den
gleichen Zweck wie Antikörper
gegen LFA-1 oder Antikörper
gegen ICAM-1 herangezogen werden.
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H. Verabreichung der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
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Die therapeutischen Wirkungen von
ICAM-1 lassen sich erzielen, indem man einen Patienten mit dem vollständigen ICAM-1-Molekül oder mit
beliebigen, therapeutisch aktiven Peptidfragmenten davon versorgt.
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ICAM-1 und funktionelle Derivate
davon lassen sich auf synthetischem Wege, durch Anwendung der rekombinanten
DNA-Technik oder durch Proteolyse erhalten. Die therapeutischen
Vorteile von ICAM-1 lassen sich durch die Verwendung von funktionellen
Derivaten von ICAM-1 erhöhen,
die zusätzliche
Aminosäurereste aufweisen,
die hinzugefügt
worden sind, um eine Kupplung an einen Träger zu verstärken oder
um die Aktivität des
ICAM-1 zu erhöhen.
Unter den Umfang der vorliegenden Erfindung fallen ferner funktionelle
Derivate von ICAM-1, denen bestimmte Aminosäurereste fehlen oder die veränderte Aminosäurereste
enthalten, sofern derartige Derivate die Fähigkeit zur Beeinflussung der
zellulären
Haftung aufweisen.
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Sowohl für die erfindungsgemäßen Antikörper als
auch für
das hier beschriebene ICAM-1-Molekül wird angegeben, dass sie "im wesentlichen frei
von natürlichen
Verunreinigungen" sind,
wenn Präparate,
die diese Bestandteile enthalten, im wesentlichen frei von Materialien
sind, die normalerweise und natürlicherweise
zusammen mit diesen Produkten auftreten.
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Die vorliegende Erfindung erstreckt
sich auf Antikörper
und biologisch aktive Fragmente davon (entweder polyklonal oder
monoklonal), die zur Bindung an ICAM- 1 befähigt sind. Derartige Antikörper können entweder
von einem Tier oder von einer Gewebekultur oder durch rekombinante
DNA-Techniken erzeugt werden.
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Bei der Versorgung eines Patienten
mit Antikörpern
oder Fragmenten davon, die zur Bindung an ICAM-1 befähigt sind,
oder bei der Versorgung eines Patienten mit ICAM-1 (oder einem Fragment,
einer Variante oder einem Derivat davon) hängt die Dosierung von Faktoren
ab, z. B. vom Alter, dem Gewicht, der Größe, dem Geschlecht, dem allgemeinen
medizinischen Zustand, der medizinischen Vorgeschichte des Patienten
und dergl. Im allgemeinen ist es wünschenswert, den Empfänger mit
einer Dosierung des Antikörpers
zu versorgen, die im Bereich von etwa 1 pg/kg bis 10 mg/kg (Körpergewicht
des Patienten) liegt, obgleich auch eine geringere oder höhere Dosierung
verabreicht werden kann. Bei der Versorgung eines Patienten mit ICAM-1-Molekülen oder
funktionellen Derivaten davon ist es bevorzugt, derartige Moleküle in einer
Dosierung zu verabreichen, die im Bereich von etwa 1 pg/kg bis 10
mg/kg (Körpergewicht
des Patienten) liegen, obgleich auch niedrigere oder höhere Dosierungen
verabreicht werden können.
Wie vorstehend erörtert,
kann die therapeutisch wirksame Dosis gesenkt werden, wenn der anti-ICAM-1-Antikörper zusätzlich zusammen
mit einem anti-LFA-1-Antikörper
verabreicht wird. Gemäß der hier
verwendeten Terminologie wird von einer zusätzlichen Verabreichung einer
Verbindung zusammen mit einer zweiten Verbindung dann gesprochen,
wenn die Verabreichung der beiden Verbindungen in einer derartigen
zeitlichen Nähe
erfolgt, dass beide Verbindungen gleichzeitig im Serum des Patienten
nachgewiesen werden können.
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Sowohl der Antikörper, der zur Bindung an ICAM-1
befähigt
ist als auch ICAM-1
selbst können
den Patienten intravenös,
intramuskulär,
subkutan, enteral oder parenteral verabreicht werden. Bei Verabreichung eines
Antikörpers
oder von ICAM-1
durch Injektion, kann die Verabreichung durch kontinuierliche Infusion
oder durch Gabe eines einzelnen oder von mehreren Boli erfolgen.
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Die erfindungsgemäßen entzündungshemmenden Mittel sind
dazu vorgesehen, dass die Empfänger damit
mit einer zur Unterdrückung
von Entzündungen
ausreichenden Menge versorgt werden. Eine Menge wird als ausreichend
zur "Unterdrückung" einer Entzündung angesehen,
wenn die Dosierung, der Verabreichungsweg und dergl. des Mittels
zu einer Abschwächung
oder Verhinderung der Entzündung
ausreichen.
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Anti-ICAM-1-Antikörper oder ein Fragment davon
können
entweder allein oder in Kombination mit einem oder mehreren weiteren
immunosuppressiven Mitteln verabreicht werden (insbesondere an einen
Empfänger
eines Organ- oder Gewebetransplantats). Die Verabreichung einer
oder mehrerer derartiger Verbindungen kann zu prophylaktischen oder
therapeutischen Zwecken erfolgen. Bei Bereitstellung in prophylaktischer Weise
werden eine oder mehrere immunosuppressive Verbindungen vor einer
entzündlichen
Reaktion oder vor dem Auftreten von Symptomen (z. B. vor, gleichzeitig
oder kurz nach der Vornahme einer Organ- oder Gewebetransplantation,
jedoch vor dem Auftreten von etwaigen Symptomen einer Organabstoßung) verabreicht. Die
prophylaktische Verabreichung von einer oder mehreren Verbindungen
dient dazu, etwaige anschließende entzündliche
Reaktionen (z. B. eine Abstoßung
eines transplantierten Organs oder Gewebes und dergl.) zu verhindern
oder abzuschwächen.
Bei einer therapeutischen Versorgung werden eine oder mehrere immunosuppressive
Verbindungen zum Zeitpunkt (oder kurz danach) des Einsetzens eines
Symptoms einer tatsächlichen
Entzündung
(z. B. einer Organ- oder Gewebeabstoßung) verabreicht. Die therapeutische
Verabreichung der einen oder mehreren Verbindungen dient zur Abschwächung etwaiger
tatsächlicher
Entzündungen
(z. B. der Abstoßung
eines transplantierten Organs oder Gewebes). Die erfindungsgemäßen entzündungshemmenden
Mittel können
somit entweder vor dem Einsetzen einer Entzündung (zur Unterdrückung einer
erwarteten Entzündung)
oder nach dem Einsetzen einer Entzündung verabreicht werden.
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Eine Zusammensetzung wird als "pharmakologisch verträglich" bezeichnet, wenn
die Verabreichung von einem Empfänger
toleriert werden kann. Für
ein derartiges Mittel wird von einer Verabreichung in einer "therapeutisch wirksamen
Menge" gesprochen,
wenn die verabreichte Menge physiologisch signifikant ist. Ein Mittel
ist physiologisch signifikant, wenn seine Anwesenheit zu einer nachweisbaren
Veränderung
im physiologischen Zustand eines Patienten führt.
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Die erfindungsgemäßen Antikörper und ICAM-1-Moleküle können nach
bekannten Verfahren zur Herstellung von pharmazeutisch wertvollen
Zusammensetzungen zubereitet werden, wobei diese Materialien oder funktionelle
Derivate davon im Gemisch mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
vereinigt werden. Geeignete Träger
und deren Zubereitungen, einschließlich von anderen humanen Proteinen,
z. B. humanes Serumalbumin, werden beispielsweise in Remington's Pharmaceutical
Sciences (16. Auflg., Hrsg. A. Osol, Mack, Easton, PA (1980) beschrieben.
Um eine pharmazeutisch verträgliche
Zusammensetzung zu bilden, die sich für eine wirksame Verabreichung
eignet, enthalten derartige Zusammensetzungen eine wirksame Menge
an anti-ICAM-1-Antikörpern
oder ICAM-1-Molekülen oder
an funktionellen Derivaten davon zusammen mit einer geeigneten Menge
eines Trägers.
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Weitere pharmazeutische Verfahren
können
zur Steuerung der Wirkungsdauer herangezogen werden. Präparate mit
kontrollierter Wirkstofffreisetzung lassen sich unter Verwendung
von Polymeren herstellen, um anti-ICAM-1-Antikörper, ICAM-1 oder funktionelle
Derivate davon zu komplexieren oder zu absorbieren. Die kontrollierte
Abgabe kann vorgenommen werden, indem man entsprechende Makromoleküle (beispielsweise
Polyester, Polyaminosäuren,
Polyvinylpyrrolidon, Ethylen-Vinylacetat, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose
oder Protaminsulfat) sowie die Konzentration von Makromolekülen und
die Verfahren zur Einverleibung mit dem Ziel einer kontrollierten
Freisetzung auswählt.
Ein weiteres mögliches
Verfahren zur Kontrolle der Wirkungsdauer durch Präparate mit
kontrollierter Wirkstofffreisetzung besteht in der Einverleibung
von anti-ICAM-1-Antikörpern
oder ICAM-1-Molekülen
oder funktionellen Derivaten davon in Teilchen eines polymeren Materials,
wie Polyester, Polyaminosäuren,
Hydrogele, Poly-(milchsäure)
oder Ethylen-Vinylacetat-Copolymere. Alternativ ist es anstelle
der Einverleibung dieser Mittel in polymere Teilchen möglich, diese
Materialien in Mikrokapseln, die beispielsweise durch Koazervierungstechniken
oder durch Grenzflächenpolymerisation
hergestellt worden sind, z. B. in Hydroxymethylcellulose- oder Gelatine-Mikrokapseln
bzw. in Poly-(methylmethacrylat)-Mikrokapseln, oder in kolloidale
Arzneistoffabgabesysteme, z. B. Liposomen, Albumin-Mikrokügelchen,
Mikroemulsionen, Nanoteilchen und Nanokapseln, oder in Makroemulsionen
einzuverleiben. Derartige Techniken sind in Remington's Pharmaceutical
Sciences (1980) beschrieben.
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An die vorstehende allgemeine Beschreibung
schließt
sich nun eine leichter verständliche
Beschreibung der Erfindung anhand der folgenden Beispiele an, die
lediglich der Erläuterung
dienen und den Schutzumfang der Erfindung nicht beschränken sollen,
sofern nichts anderes angegeben ist.
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Beispiel 1
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Züchtung von
Säugetierzellen
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Im allgemeinen wurden die erfindungsgemäßen EBV-transformierten
und Hybridomzellen in RPMI-1640-Kulturmedium, das mit 20 mM L-Glutamin,
50 μg/ml
Gentamicin und 10% fötalem
Kälberserum
ergänzt
worden war, gehalten. Die Zellen wurden bei 37°C in einer feuchten Atmosphäre aus 5%
CO2 und 95% Luft gehalten.
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Zur Bereitstellung von Epstein-Barr-Virus
(EBV)-Transformanten wurden 106 an T-Zellen
verarmte periphere mononukleare Blutzellen/ml in RMPI-1640-Medium,
das mit 20% fötalem
Kälberserum
(FCS) und 50 μg/ml
Gentamicin ergänzt
war, 16 Stunden mit einem EBV enthaltenden Überstand von B95-8-Zellen inkubiert (D.
A. Thorley-Lawson et al., J. Exper. Med., Bd. 146 (1977), S. 495).
Zellen in 0,2 ml-Aliquotanteilen
wurden in 10 Mikrotiter-Vertiefungen gebracht. Das Medium wurde
durch RMPI-1640-Medium (ergänzt
mit 20% fötalem
Kälberserum
und 50 μg/ml
Gentamicin) ersetzt, bis Zellwachstum festgestellt wurde. Die Zellen
wuchsen in den meisten Vertiefungen und wurden im gleichen Medium
vermehrt. Phytohämagglutinin
(PHA)-Blasten wurden in einer Konzentration von 106 Zellen/ml
in RMPI-1640-Medium
(ergänzt
mit 20% fötalem
Kälberserum),
das eine 1:800-Verdünnung
von PHA-P (Difco Laboratories, Inc., Detroit, MI) enthielt, bereitgestellt. PHA-Linien
wurden mit Medium, das mit Interleukin 2 (IL-2) konditioniert worden
war, vermehrt und wöchentlich
mit PHA gepulst (D. A. Cantrell et al., J. Exper. Med., Bd. 158
(1983), S. 1895). Das vorstehende Verfahren wurde von T. Springer
et al. beschrieben (J. Exper. Med., Bd. 160 (1984), S. 1901–1918; diese
Druckschrift wird durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht). Gemäß dem vorstehenden
Verfahren erhaltene Zellen wurden sodann auf anti-LFA-1-Antikörper abgesucht,
um festzustellen, ob sie das LFA-1-Antigen exprimierten. Derartige
Antikörper
wurden von F. Sanchez-Madrid et al., J. Exper. Med., Bd. 158 (1983),
S. 1785, beschrieben.
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Beispiel 2
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Tests auf
zelluläre
Aggregation und Haftung
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Um das Ausmaß der zellulären Haftung
festzustellen, wurden Aggregationstests angewendet. Die bei diesen
Tests verwendeten Zelllinien wurden 2-mal mit RMPI-1640-Medium,
das 5 mM HEPES-Puffer (Sigma Chemical Co., St. Louis) enthielt,
gewaschen und in einer Konzentration von 2 × 10
6 Zellen/ml
resuspendiert. In flachbödige
Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen (Nr. 3596; Costar, Cambridge,
MA) wurden 50 μl
des entsprechenden monoklonalen Antikörper-Überstands
oder 50 μl
komplettes Medium mit oder ohne gereinigte monoklonale Antikörper, 50 μl komplettes
Medium mit einem Gehalt an 200 ng/ml des Phorbolesters Phorbolmyristatacetat
(PMA) und 100 μl
Zellen in einer Konzentration von 2 × 10
6 Zellen/ml
in Komplettmedium gegeben. Dies ergab eine Endkonzentration von
50 ng/ml PMA und 2 × 10
5 Zellen/Vertiefung. Man ließ die Zellen spontan
absetzen. Der Aggregationsgrad wurde zu verschiedenen Zeitpunkten
bewertet. Die Bewertungsskala reichte von 0 bis 5+, wobei 0 bedeutet,
dass im wesentlichen keine Zellen in Form von Clustern vorlagen. 1+
bedeutet, dass weniger als 10% der Zellen in Form von Aggregaten
vorlagen. 2+ bedeutet, dass weniger als 50% der Zellen aggregiert
waren. 3+ bedeutet, dass bis zu 100% der Zellen in Form von kleinen,
lockeren Clustern vorlagen. 4+ bedeutet, dass bis zu 100% der Zellen
in größeren Clustern
aggregiert waren. 5+ bedeutet, dass 100 der Zellen in großen, sehr
kompakten Aggregaten vorlagen. Um eine stärker quantitative Bestimmung
der zellulären
Haftung zu erhalten, wurden Reagenzien und Zellen in der gleichen
Reihenfolge in 5 ml fassende Polystyrolröhrchen gegeben. Die Röhrchen wurden
bei 37°C
in einem Gestell auf eine Drehschüttelvorrichtung gebracht. Nach
1 Stunde bei etwa 200 U/min wurden 10 μl der Zellsuspension in ein
Hämozytometer
gegeben. Die Anzahl an freien Zellen wurde quantitativ ermittelt.
Die prozentuale Aggregation wurde gemäß der folgenden Gleichung bestimmt:
![Figure 00260001](https://patentimages.storage.***apis.com/35/49/ee/9cac93cf44d56c/00260001.png)
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Bei der Anzahl der zugesetzten Zellen
in der vorstehenden Gleichung handelt es sich um die Anzahl an Zellen
pro ml in einem Kontrollröhrchen,
das nur Zellen und Komplettmedium, das nicht inkubiert worden war,
enthielt. Die Anzahl an freien Zellen in der vorstehenden Gleichung
entspricht der Anzahl an nicht-aggregierten Zellen pro ml aus Versuchsröhrchen.
Das vorstehende Verfahren wurde von R. Rothlein et al., J. Exper. Med.,
Bd. 163 (1986), S. 1132–1149,
beschrieben.
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Beispiel 3
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LFA-1-abhängige zelluläre Aggregation
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Der in Beispiel 2 beschriebene qualitative
Aggregationstest wurde unter Verwendung der mit dem Epstein-Barr-Virus
transformierten ZelLlinie JY durchgeführt. Bei Zugabe von PMA zum
Kulturmedium in den Mikrotiterplatten wurde keine Aggregation von
Zellen beobachtet. Im Laufe der Zeit aufgezeichnete Videoaufnahmen
ergaben, dass die JY-Zellen am Boden der Mikrotitervertiefungen
beweglich waren und eine aktive Membran-Kräuselung und eine Pseudopodia-Bewegung aufwiesen.
Ein Kontakt zwischen den Pseudopodia von benachbarten Zellen führte oft
zu einer Zell-Zell-Haftung. Wenn die Haftung anhielt, bewegte sich
die Region des Zellkontakts zum Uropod. Der Kontakt konnte trotz
heftiger Zellbewegungen und des Zerrens der Zellen in entgegengesetzten
Richtungen aufrechterhalten werden. Der primäre Unterschied zwischen PMA-behandelten
und unbehandelten Zellen bestand offensichtlich in der Stabilität dieser
Kontakte nach deren Bildung. Mit PMA entwickelten sich Cluster von
Zellen, deren Größe zunahm,
wenn zusätzliche
Zellen an ihrem Umfang hafteten.
-
Als zweite Maßnahme zur Messung der Haftung
wurde der in Beispiel 2 beschriebene quantitative Test herangezogen.
Zellsuspensionen wurden 2 Stunden mit 200 U/min geschüttelt, in
ein Hämozytometer übertragen
und einer Zählung
der nicht in Aggregaten befindlichen Zellen unterworfen. In Abwesenheit
von PMA befanden sich 42% (SD = 20%, N = 6) der JY-Zellen nach 2
Stunden in Aggregaten, während
bei JY-Zellen, die unter identischen Bedingungen mit 50 ng/ml PMA
inkubiert wurden, 87% (SD = 8%, N = 6) der Zellen in Aggregaten
vorlagen. Kinetische Aggregationsuntersuchungen ergaben, dass PMA
die Geschwindigkeit und die Stärke
der Aggregation zu allen getesteten Zeitpunkten erhöhte (3).
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Beispiel 4
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Hemmung der Aggregation
von Zellen unter Verwendung von monoklonalen anti-LFA-1-Antikörpern
-
Zur Prüfung der Einflüsse von
monoklonalen anti-LFA-1-Antikörpern
auf die durch PMA induzierte zelluläre Aggregation wurden die Antikörper zu
Zellen gegeben, die gemäß dem qualitativen
Aggregationstest von Beispiel 2 inkubiert wurden. Es wurde festgestellt,
dass die monoklonalen Antikörper
die Bildung von Aggregaten von Zellen entweder in Gegenwart oder
in Abwesenheit von PMA hemmten. Sowohl die F(ab')2- als auch
die Fab'-Fragmente
von monoklonalen Antikörpern
gegen die alpha-Kette von LFA-1 waren zur Hemmung der zellulären Aggregation
befähigt.
Während
im wesentlichen 100% der Zellen Aggregate in Abwesenheit von anti-LFA-1-Antikörpern bildeten,
wurde festgestellt, dass weniger als 20% der Zellen in Aggregaten vorlagen,
wenn Antikörper
zugesetzt wurde. Die Ergebnisse dieses Versuchs wurden von R. Rothlein
et al., J. Exper. Med., Bd. 163 (1986), S. 1132–1149, beschrieben.
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Beispiel 5
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Die zelluläre Aggregation
erfordert den LFA-1-Rezeptor
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Mit EBV transformierte Lymphoblastoidzellen
wurden aus Patienten gemäß den Angaben
in Beispiel 1 präpariert.
Derartige Zellen wurden einem Screening gegen monoklonale Antikörper, die
zur Erkennung von LFA-1 befähigt
waren, unterzogen. Es wurde festgestellt, dass die Zellen LFA-1-defizitär waren.
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Der in Beispiel 2 beschriebene qualitative
Aggregationstest wurde unter Verwendung der vorstehend beschriebenen
LFA-1-defizitären
Zellen durchgeführt.
Diese Zellen konnten selbst in Gegenwart von PMA nicht spontan aggregieren.
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Beispiel 6
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Das Auffinden von ICAM-1
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Die LFA-1-defizitären Zellen von Beispiel 5 wurden
mit Carboxyfluoresceindiacetat markiert (M. Patarroyo et al., Cell.
Immunol., Bd. 63 (1981), S. 237–248).
Die markierten Zellen wurden in einem Verhältnis von 1:10 mit autologen
oder JY-Zellen vermischt. Der prozentuale Anteil an mit Fluorescein
markierten Zellen in den Aggregaten wurde gemäß dem Verfahren von R. Rothlein
et al., J. Exper. Med., Bd. 163 (1986), S. 1132–1149, bestimmt. Von den LFA-1-defizitären Zellen
wurde festgestellt, dass sie zur Coaggregation mit LFA-1 exprimierenden
Zellen befähigt
waren (4).
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Zur Feststellung, ob LFA-1 nur bei
der Bildung von Aggregaten oder bei deren Aufrechterhaltung wichtig
war, wurden Antikörper,
die zur Bindung an LFA-1 befähigt
waren, zu vorher auf die vorstehend beschriebene Weise gebildeten
Aggregaten gegeben. Es wurde festgestellt, dass die Zugabe von Antikörper in
starkem Maße
zu einem Aufbrechen der vorher gebildeten Aggregation führt. Videoaufzeichnungen
des zeitlichen Verlaufs bestätigten,
dass die Zugabe der monoklonalen Antikörper zu den vorher gebildeten
Aggregaten innerhalb von 2 Stunden ein allmähliches Aufbrechen der Aggregate
bewirkte (Tabelle 1). Nach Zugabe von monoklonalen Antikörpern gegen
LFA-1 blieben pseudopodiale Bewegungen und Veränderungen der Gestalt von einzelnen
Zellen innerhalb der Aggregate unverändert. Einzelne Zellen dissoziierten
allmählich
vom Umfang des Aggregats. Nach 8 Stunden waren die meisten Zellen
dispergiert. In der Videoaufzeichnung des zeitlichen Verlaufs erschien
das Aufbrechen von vorher gebildeten Aggregaten durch monoklonale
LFA- 1-Antikörper im wesentlichen
als gleichwertig mit dem zeitlich rückwärts ablaufenden Aggregationsvorgang
in Abwesenheit von monoklonalem LFA-1-Antikörper.
-
Tabelle
1
Fähigkeit
von monoklonalen anti-LFA-1-Antikörpern zum Aufbrechen von vorher
gebildeten, mit PMA induzierten JY-Zellaggregaten
Aggregationsbewertung
-
Die Aggregation im qualitativen Mikrotiter-Plattentest
wurde visuell bewertet. Wenn anti-LFA-1 während der gesamten Testdauer
vorhanden war, wurde die Aggregation mit weniger als 1+ bewertet.
-
- aAggregationsbetrag unmittelbar
vor Zugabe von monoklonalem Antikörper nach 2 h.
- bTS 1/18 + TS1/22
- cTS 1/18
- dTS 1/22
-
Beispiel 7
-
Notwendigkeit von zweiwertigen
Ionen für
die LFA-1-abhängige
Aggregation
-
LFA-1-abhängige Adhäsionen zwischen zytotoxischen
T-Zellen und Zielen benötigen
das Vorliegen von Magnesium (E. Martz, J. Cell. Biol., Bd. 84 (1980),
S. 584–598).
Die durch PMA induzierte JY-Zellaggregation wurde auf ihre Abhängigkeit
von zweiwertigen Kationen getestet. JY-Zellen konnten (unter Anwendung des
Tests von Beispiel 2) in Medium, das frei von Calcium- oder Magnesiumionen
war, nicht aggregieren. Die Zugabe von zweiwertigem Magnesium unterstützte die
Aggregation bei Konzentrationen von nur 0,3 mM. Die Zugabe von Calciumionen
allein hatte nur einen geringen Einfluss. Es wurde jedoch festgestellt,
dass Calciumionen die Fähigkeit
von Magnesiumionen zur Unterstützung
der PMA-induzierten Aggregation erhöhten. Wenn 1,25 mM Calciumionen
zum Medium gegeben wurden, wurde festgestellt, dass Magnesiumionenkonzentrationen
von 0,02 mM die Aggregation unterstützten. Diese Daten zeigen,
dass die LFA-1-abhängige
Aggregation von Zellen Magnesiumionen benötigt und dass Calciumionen,
die zwar alleine nicht ausreichen, in synergistischer Weise zusammen
mit Magnesiumionen die Aggregation ermöglichen.
-
Beispiel 8
-
Isolierung von Hybridomzellen,
die zur Expression von monoklonalen anti-ICAM-1-Antikörpern befähigt sind
-
Monoklonale Antikörper, die zur Bindung an ICAM-1
befähigt
sind, wurden gemäß dem Verfahren
von R. Rothlein et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1270–1274 (diese
Druckschrift wird durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht), isoliert. Dabei wurden drei BALB/C-Mäuse intraperitoneal mit EBV-transformierten,
peripheren, mononuklearen Blutzellen einer Person mit LFA-1-Defizit
immunisiert (T. A. Springer et al., J. Exper. Med., Bd. 160 (1984),
S. 1901). Etwa 107 Zellen in 1 ml RMPI-1640-Medium
wurden für
jede Immunisierung herangezogen. Die Immunisierungen wurden 45,
29 und 4 Tage vor Entnahme von Milzzellen aus den Mäusen verabreicht,
um die erwünschten
Hybridom-Zelllinien zu erzeugen. 3 Tage vor Entnahme der Milzzellen
erhielten die Mäuse
weitere 107 Zellen in 0,15 ml Medium (intravenös).
-
Aus den vorstehend beschriebenen
Tieren isolierte Milzzellen wurden mit P3X73Ag8.653-Myelomzellen
in einem Verhältnis
von 4:1 gemäß dem Verfahren
von G. Galfre et al., Nature, Bd. 266 (1977), S. 550, fusioniert.
Aliquotanteile der erhaltenen Hybridomzellen wurden in Mikrotiterplatten
mit 96 Vertiefungen gegeben. Die Hybridom-Überstände wurden einem Screening
auf eine Hemmung der Aggregation unterzogen. Ein hemmendes Hybridom
(von über
600 getesteten Vertiefungen) wurde kloniert und durch Grenzverdünnung subkloniert.
Dieser Subklon erhielt die Bezeichnung RR1/1.1.1 (nachstehend als "RR1/1" bezeichnet).
-
Es wurde übereinstimmend festgestellt,
dass der monoklonale Antikörper
RR1/1 die durch PMA stimulierte Aggregation der LFA-1 exprimierenden
Zelllinien JY hemmte. Der monoklonale RR1/1-Antikörper hemmte
die Aggregation in gleichwertigem Maße oder geringfügig weniger
als einige monoklonale Antikörper
gegen die LFA-1-alpha- oder -beta-Untereinheiten. Im Gegensatz dazu
hemmten monoklonale Kontrollantikörper gegen HLA, das an JY-Zellen
reichlich exprimiert wird, die Aggregation nicht. Das durch den
monoklonalen Antikörper
RR1/1 gebundene Antigen wird als interzelluläres Haftmolekül-1 (ICAM-1)
definiert.
-
Beispiel 9
-
Verwendung von monoklonalen
anti-ICAM-1-Antikörpern
zur Charakterisierung des ICAM-1-Moleküls
-
Um die Natur von ICAM-1 zu ermitteln
und insbesondere um festzustellen, ob ICAM-1 sich von LFA-1 unterscheidet,
wurden Zellproteine unter Verwendung des monoklonalen Antikörpers RR1/1
immunopräzipitiert.
Die Immunopräzipitation
wurde gemäß dem Verfahren
von R. Rothlein et al. (J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1240–1274) durchgeführt. JY-Zellen
wurden in einer Konzentration von 5 × 107 Zellen/ml
in 1% Triton X-100, 0,14 M NaCl, 10 mM Tris, pH-Wert 8,0, mit frisch
zugesetztem 1 mM Phenylmethylsulfonylfluorid und 0,2 Einheiten pro
ml Trypsin-Inhibitor Aprotinin (Lysis-Puffer) 20 Minuten bei 4°C einer Lysis
unterzogen. Die Lysate wurden 10 Minuten mit 10000 g × zentrifugiert
und mit 50 μl
einer 50%igen Suspension von CNBr-aktivierter, mit Glycin versetzter
Sepharose C1-4B 1 Stunde bei 4°C
vorgeklärt.
1 ml Lysat wurde mit 20 μl
einer 50%igen Suspension von monoklonalem Antikörper RR1/1, gekuppelt an Sepharose
CL-4B (1 mg/ml), über
Nacht bei 4°C
immunopräzipitiert
(T. A. Springer et al., J. Exper. Med., Bd. 160 (1984), S. 1901).
An Sepharose gebundener, monoklonaler Antikörper wurde unter Anwendung
der CNBr-Aktivierung
von Sepharose CL-4B in Carbonatpuffer gemäß dem Verfahren von S. March,
et al., (Anal. Biochem., Bd. 60 (1974), S. 149, hergestellt. Gewaschene
Immunopräzipitate
wurden der SDS-PAGE und Silberfärbung
gemäß dem Verfahren
von J. H. Morrissey, Anal. Biochem., Bd. 117 (1981), S. 307, unterworfen.
-
Nach Elution von Proteinen mit SDS-Probenpuffer
(M. K. Ho et al., J. Biol. Chem., Bd. 258 (1983), S. 636) bei 100°C wurden
die Proben halbiert und der Elektrophorese (SDS-8% PAGE) unter reduzierenden (5A) oder nicht-reduzierenden Bedingungen
(5B) unterworfen. Banden
mit Molekulargewichten von 50 kd und 25 kd entsprachen den schweren
und leichten Ketten von Immunoglobulinen aus der monoklonalen Antikörper-Sepharose
(5A, Bahn 3). Variable
Mengen anderer Banden im Bereich von 25–50 kd wurden ebenfalls beobachtet,
waren aber in Präzipitaten
von Haar-Leukämiezellen
nicht sichtbar, die nur eine 90 kd-Molekulargewichtsbande ergaben.
Es wurde festgestellt, dass die 177 kd-alpha-Untereinheit und die
95 kd-beta-Untereinheit von LFA-1 unterschiedlich zu ICAM-1 wanderten,
und zwar sowohl unter reduzierenden (5A,
Bahn 2) als auch unter nicht-reduzierenden Bedingungen (5B, Bahn 2).
-
Um den Einfluss des monoklonalen
Antikörpers
RR1/1 auf die PHA-Lymphoblastenaggregation
festzustellen, wurde der in Beispiel 2 beschriebene quantitative
Aggregationstest herangezogen. Dabei wurden T-Zell-Blastzellen 4
Tage mit PHA stimuliert, gründlich
gewaschen und sodann 6 Tage in Gegenwart von IL-2-konditioniertem Medium
gezüchtet.
Es wurde festgestellt, dass PHA während dieser 6-tägigen Züchtung aufgenommen
wurde und nicht zum Aggregationstest beitrug. In drei verschiedenen
Tests mit verschiedenen T-Zellen-Blastpräparaten hemmten monoklonale
ICAM-1-Antikörper übereinstimmend
die Aggregation (Tabelle 2).
-
Tabelle
2
Hemmung der durch PMA stimulierten PHA-Lymphoblastenaggregation
durch monoklonalen RR1/1-Antikörper
a
-
Monoklonale LFA-1-Antikörper hemmten übereinstimmend
stärker
als monoklonale ICAM-1-Antikörper,
während
monoklonale HLA-A-, B- und LFA-3-Antikörper ohne
Einfluss waren. Diese Ergebnisse zeigen, dass von den getesteten
monoklonalen Antikörpern
nur solche, die zur Bindung an LFA-1 oder ICAM-1 befähigt waren,
zur Hemmung der zellulären
Haftung befähigt
waren.
-
Beispiel 10
-
Herstellung von monoklonalem
Antikörper
gegen ICAM-1 Immunisierung
-
Eine BALB/C-Maus wurde intraperitoneal
(i.p.) mit 0,5 ml 2 × 107 JY-Zellen in RPMI-Medium 103 Tage und 24
Tage vor der Fusion immunisiert. Am 4. und 3. Tag vor der Fusion
wurden die Mäuse
intraperitoneal mit 107 Zellen von PMA-differenzierten U937
Zellen in 0,5 ml RPMI-Medium immunisiert.
-
Differenzierung von U937-Zellen
-
U937-Zellen (ATCC CRL-1593) wurden
durch Inkubation in einer Konzentration von 5 × 105/ml
in RPMI mit 10% fötalem
Kälberserum,
1% Glutamin und 50 μg/ml
Gentamycin (komplettes Medium) mit einem Gehalt an 2 ng/ml Phorbol-12-myristatacetat (PMA)
in einem sterilen Behälter
aus Polypropylen differenziert. Am 3. Tag dieser Inkubation wurde
der halbe Volumenanteil des Mediums entfernt und durch frisches
komplettes Medium mit einem Gehalt an PMA ersetzt. Am 4. Tag wurden
die Zellen entnommen, gewaschen und zur Immunisierung vorbereitet.
-
Fusion
-
Milzzellen der immunisierten Mäuse wurden
mit P3x63 Ag8·653-Myelomzellen
im Verhältnis
4:1 gemäß Galfre
et al., (Nature, Bd. 266 (1977), S. 550) fusioniert. Nach der Fusion
wurden die Zellen in flachbödigen
Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen in einer Menge von 105 Milzzellen/Vertiefung ausgestrichen.
-
Selektion auf anti-ICAM-1-positive
Zellen
-
Nach einer Woche wurden 50 μl Überstand
gemäß dem qualitativen
Aggregationstest von Beispiel 2 unter Verwendung von JY- und SKW-3
als aggregierenden Zelllinien einem Screening unterworfen. Zellen
von Überständen, die
die Aggregation von JY-Zellen jedoch nicht von SKW-3 hemmten, wurden
ausgewählt
und 2-mal unter Anwendung der Grenzverdünnung kloniert.
-
Dieser Versuch führte zur Identifizierung und
Klonierung von 3 getrennten Hybridomlinien, die monoklonale anti-ICAM-1-Antikörper bildeten.
Bei den von diesen Hybridomlinien gebildeten Antikörpern handelte es
sich um IgG2a, IgG2b bzw.
IgM. Die Hybridom-Zelllinie, die den IgG2a-anti-ICAM-1-Antikörper bildete,
erhielt die Bezeichnung R6'5'D6'E9'B2. Der von der bevorzugten
Hybridom-Zelllinie erzeugte Antikörper erhielt die Bezeichnung
R6'5'D6'E9'B2 (hier als "R6-5-D6" bezeichnet).
-
Beispiel 11
-
Expression und Regulation
von ICAM-1
-
Zur Messung der ICAM-1-Expression
wurde ein Radioimmuntest entwickelt. Bei diesem Test wurde gereinigter
RR1/1 unter Verwendung von Iodogen in einer spezifischen Aktivität von 10 μCi/μg jodiert.
Endothelzellen wurden in Platten mit 96 Vertiefungen gezüchtet und
gemäß den für jeden
Versuch gemachten Angaben behandelt. Die Platten wurden 0,5–1 Stunde
in einem kalten Raum bei 4°C
und nicht unmittelbar auf Eis gelagert. Die Monoschichten wurden
3-mal mit kaltem komplettem Medium gewaschen und sodann 30 Minuten
bei 4°C
mit 125I-RR1/1 inkubiert. Anschließend wurden
die Monoschichten 3-mal mit komplettem Medium gewaschen. Das gebundene 125I wurde unter Verwendung von 0,1 M NaOH
freigesetzt und gezählt.
Die spezifische Aktivität
des 125I-RR1/1 wurde unter Verwendung von
unmarkiertem RR1/1 so eingestellt, dass sich über den Bereich der bei dieser
Untersuchung auftretenden Antigendichten ein lineares Signal ergab.
Die nicht-spezifische Bindung wurde in Gegenwart eines 1000-fachen Überschusses
an unmarkiertem RR1/1 bestimmt und von der gesamten Bindung substrahiert,
um die spezifische Bindung zu erhalten.
-
Die unter Anwendung des vorstehend
beschriebenen Radioimmuntests gemessene ICAM-1-Expression wird an
humanen Umbilikalvenen-Endothelzellen (HUVEC) und humanen Wadenvenen-Endothelzellen (HSVEC)
durch IL-1, TNF, LPS und IFN-gamma erhöht (Tabelle 3). Wadenvenen-Endothelzellen
wurden in dieser Untersuchung eingesetzt, um die Ergebnisse von
Umbilikalvenen-Endothelzellen in gezüchteten großen Venen-Endothelzellen, die
von Erwachsenemgewebe abgeleitet waren, zu bestätigen. Die basale Expression
von ICAM-1 ist an Wadenvenen-Endothelzellen
2-fach höher
als an Umbilikalvenen-Endothelzellen. Eine Einwirkung von rekombinantem
IL-1-alpha, IL-1-beta und TNF-gamma auf Umbilikalvenen-Endothelzellen erhöht die ICAM-1-Expression
auf das 10- bis 20-fache. IL-1-alpha, TNF und LPS waren die stärksten Induktoren.
IL-1 war auf Gewichtsbasis und auch bei Sättigungskonzentrationen für die Reaktion
weniger wirksam (Tabelle 3). IL-1-beta in einer Konzentration von 100
ng/ml erhöhte
die ICAM-1-Expression an HUVEC auf das 9-fache und auf das 7,3-fache
an HSVEC, wobei eine halbmaximale Zunahme bei 15 ng/ml erfolgte.
rTNF in einer Konzentration von 50 ng/ml erhöhte die ICAM-1-Expression an
HUVEC auf das 16-fache und an HSVEC auf das 11-fache bei halbmaximalen
Wirkungen bei 0,5 ng/ml. Interferon-gamma erzeugte eine signifikante
Zunahme der ICAM-1-Expression auf das 5,2-fache an HUVEC oder das
3,5-fache an HSVEC bei 10 000 U/ml. Der Einfluss von LPS in einer
Konzentration von 10 μg/ml
lag in einer ähnlichen
Größenordnung
wie der von rTNF. Paarweise Kombinationen dieser Mediatoren ergaben
additive oder geringfügig
darunter liegende Einflüsse
auf die ICAM-1-Expression (Tabelle 3). Eine Kreuztitration von rTNF
mit rIL-1-beta oder rIFN-gamma ergab bei suboptimalen oder optimalen
Konzentrationen keinen Synergismus zwischen diesen Bestandteilen.
-
Da LPS die ICAM-1-Expression an Endothelzellen
in Konzentrationen, die gelegentlich in Kulturmedien auftreten,
erhöhte,
wurde die Möglichkeit,
dass die basale ICAM-1-Expression auf LPS zurückzuführen sein könnte, geprüft. Bei einem Test von mehreren
Serumansätzen
wurde festgestellt, dass Serum mit geringem Endotoxin eine um 25%
geringere basale ICAM-1-Expression ergab. Alle hier aufgeführten Ergebnisse
gelten für
Endothelzellen, die in Serum mit wenig Endotoxin gezüchtet worden
sind. Jedoch verringerte eine Zugabe des LPS neutralisierenden Antibiotikums
Polymyxin B in einer Konzentration von 10 μg/ml die ICAM-1-Expression nur um
zusätzliche
25% (Tabelle 3). Die Zunahme der ICAM-1-Expression bei Behandlung mit IL-1 oder TNF
wurde durch die Anwesenheit von 10 μg/ml Polymyxin B nicht beeinflusst,
was mit den geringen Endotoxinkonzentrationen in diesen Präparaten übereinstimmt
(Tabelle 3).
-
Tabelle
3
Monoklonale anti-ICAM-1-Antikörper
-
Hochregelung der ICAM-1-Expression
an HUVEC und HSVEC. HUVEC oder HSVEC wurden aus einer konfluenten
Monoschicht in Platten mit 96 Vertiefungen in einem Verhältnis von
1:3 überimpft
und bis zur Konfluenz gezüchtet.
Die Zellen wurden sodann mit den angegebenen Materialien oder Medien
16 Stunden behandelt. Der RIA-Rest wurde gemäß den Angaben unter Methoden
durchgeführt.
Sämtliche
Versuche wurden 4-fach durchgeführt.
-
Beispiel 12
-
Kinetik der Interleukin
1- und gamma-Interferon-Induktion von ICAM-1
-
Die Kinetik der Interleukin 1- und
gamma-Interferon-Einflüsse
auf die ICAM-1-Expression
an dermalen Fibroblasten wurde unter Verwendung des 125I-Ziegen-anti-Maus-IgG-Bindungstests
von M. L. Dustin et al. (J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254; diese
Druckschrift wird durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht) bestimmt. Zur Durchführung
dieses Bindungstests wurden humane dermale Fibroblasten in einer
Mikrotiterplatte mit 96 Vertiefungen bis zu einer Dichte von 2–8 × 104 Zellen/Vertiefung (0,32 cm2)
gezüchtet.
Die Zellen wurden 2-mal mit RMPI-1640-Medium, das gemäß Beispiel
1 ergänzt
war, gewaschen. Sodann wurden die Zellen ein weiteres Mal mit ausgewogener
Hanks-Salzlösung
(HBSS), 10 mM HEPES, 0,05% NaN3 und 10%
hitzeinaktiviertem fötalem
Kälberserum,
gewaschen. Der Waschvorgang mit diesem Bindungspuffer wurde bei
4°C durchgeführt. Jede
Vertiefung wurde mit 50 μl
des vorstehend beschriebenen Bindungspuffers und 50 μl des entsprechenden
Hybridom-Überstands
mit X63 und W6/32 als negativer bzw. positiver Kontrolle versetzt.
Nach 30-minütiger
Inkubation bei 4°C
wurden die Vertiefungen unter vorsichtigem Bewegen 2-mal mit Bindungspuffer
gewaschen. Der zweite Antikörper,
nämlich 125I-Ziegen-anti-Maus-IgG wurde mit 50 nCi in 100 μl zugegeben.
Der 125I-Ziegen-anti-Maus-Antikörper wurde
unter Verwendung von Iodogen (Pierce) gemäß dem Verfahren von P. J. Fraker
et al. (Biochem. Biophys. Res. Commun., Bd. 80 (1978), S. 849) hergestellt.
Nach 30 Minuten bei 4°C
wurden die Vertiefungen mit 200 μl
Bindungspuffer gewaschen. Die Zellschicht wurde durch Zugabe von
100 μl 0,1
N NaOH solubilisiert. Diese Flüssigkeit
und 100 μl
Waschflüssigkeit
wurden in einem Beckman 5500-gamma-Zähler ausgezählt. Die spezifischen gebundenen
Zählereignisse
pro Minute wurden berechnet als [cpm mit monoklonalem Antikörper] – [cpm mit
X63]. Sämtliche
Stufen, einschließlich
der Induktion mit spezifischen Reagenzien, wurden als Vierfachversuche
durchgeführt.
-
Der Einfluss von Interleukin 1 mit
einer Halbwertszeit der ICAM-1-Induktion von 2 Stunden erfolgte
rascher als der von gamma-Interferon mit einer Halbwertszeit von
3,75 Stunden (6). Der
zeitliche Verlauf der Rückkehr
auf Ruhekonzentrationen von ICAM-1 war offensichtlich vom Zellzyklus
oder der Geschwindigkeit des Zellwachstums abhängig. In ruhenden Zellen waren
die Einflüsse
von Interleukin 1 und gamma-Interferon 2 bis 3 Tage stabil, während in
Kulturen in der logarithmischen Phase die ICAM-1-Expression 2 Tage
nach Entfernung dieser Induktionsmittel nahe der Basislinie verlief.
-
Die Dosis-Wirkungs-Kurven zur Induktion
von ICAM-1 für
rekombinantes, murines und humanes Interleukin 1 und für rekombinantes
humanes gamma-Interferon
sind in 7 dargestellt.
Es wurde festgestellt, dass gamma-Interferon und Interleukin 1 ähnliche
Konzentrationsabhängigkeiten
mit nahezu identischen Wirkungen bei 1 ng/ml aufwiesen. Das humane
und murine rekombinante Interleukin 1 zeigen ferner ähnliche
Kurven, sind aber bezüglich
der Induktion der ICAM-1-Expression wesentlich weniger wirksam als
humane Interleukin 1-Präparationen.
-
Cycloheximid, ein Inhibitor der Proteinsynthese,
und Actinomycin D, ein Inhibitor der mRNA-Synthese, beseitigen die
Einflüsse
sowohl von Interleukin 1 als auch von gamma-Interferon auf die ICAM-1-Expression an
Fibroblasten (Tabelle 4). Ferner hemmte Tunicamycin, ein Inhibitor
der N-verknüpften
Glycosylierung, nur den Interleukin 1-Einfluss um 43%. Diese Ergebnisse
zeigen, dass die Protein- und mRNA-Synthese, jedoch nicht die N-verknüpfte Glycosylierung
für die
durch Interleukin 1 und gamma-Interferon stimulierten Zunahmen der
ICAM-1-Expression erforderlich sind.
-
Tabelle
4
Einflüsse
von Cycloheximid, Actinomycin D und Tunicamycin auf die ICAM-1-Induktion durch IL-1
und gamma-IFN an humanen dermalen Fibroblasten
a
-
Beispiel 13
-
Gewebeverteilung von ICAM-1
-
Histochemische Untersuchungen wurden
an gefrorenem Gewebe von humanen Organen durchgeführt, um
die Verteilung von ICAM-1 in Thymus, Lymphknoten, Darm, Haut, Niere
und Leber zu bestimmen. Zur Durchführung einer derartigen Analyse
wurden gefrorene Gewebeschnitte (4 μm dick) von normalen humanen
Geweben 10 Minuten in Aceton fixiert und mit dem monoklonalen Antikörper RR1/1
durch eine Immunoperoxidase-Technik unter Anwendung des Avidin-Biotin-Komplex-Verfahrens
(Vector Laboratories, Burlingame, CA) gemäß den Angaben von N. Cerf-Bensussan
et al. (J. Immunol., Bd. 130 (1983), S. 2615) gefärbt. Nach
Inkubation mit dem Antikörper
wurden die Schnitte nacheinander mit biotinyliertem Pferde-anti-Maus-IgG und
Avidin-biotinylierten Peroxidase-Komplexen inkubiert. Die Schnitte
wurden schließlich
in eine Lösung
mit einem Gehalt an 3-Amino-9-ethylcarbazol
(Aldrich Chemical Co., Inc., Milwaukee, WI) getaucht, um eine Farbreaktion
zu entwickeln. Anschließend
wurden die Schnitte 5 Minuten in 4 Formaldehyd fixiert und mit Hämatoxylin
gegengefärbt.
Die Kontrollen umfassten Schnitte, die anstelle des RR1/1-Antikörpers mit
nicht-einschlägigen
monoklonalen Antikörpern
inkubiert wurden.
-
Es wurde festgestellt, dass ICAM-1
eine sehr ähnliche
Verteilung wie die Antigene des Haupthistokompatibilitätskomplexes
(MHC) der Klasse II aufwiesen. Der Großteil der Blutgefäße (sowohl
kleine als auch große)
in sämtlichen
Geweben zeigte eine Färbung
von Endothelzellen mit ICAM-1-Antikörper. Die vaskuläre Endothelfärbung war
intensiver in den interfollikulären
(parakortikalen) Bereichen in Lymphknoten, Tonsillen und Peyer-Plaques,
verglichen mit Gefäßen in Niere,
Leber und normaler Haut. In der Leber war die Färbung weitgehend auf sinusoidale
Auskleidungszellen begrenzt. Die Hepatozyten und die Endothelzellen-Auskleidung
eines Großteils
der portalen Venen und Arterien wurden nicht gefärbt.
-
In der Thymus-Medulla wurden eine
diffuse Färbung
von großen
Zellen und ein dendritisches Färbungsmuster
beobachtet. Im Kortex war das Färbungsmuster
fokal und vorwiegend dendritisch. Thymozyten wurden nicht gefärbt. Im
peripheren lymphoiden Gewebe wurden die germinalen Zentrumzellen
der sekundären
lymphoiden Follikel intensiv gefärbt.
In einigen lymphoiden Follikeln war das Färbemuster vorwiegend dendritisch,
ohne erkennbare Färbung
von Lymphozyten.
-
Ein schwache Färbung von Zellen in der Mantelzone
wurde ebenfalls beobachtet. Außerdem
zeigten dendritische Zellen mit zytoplasmatischen Erweiterungen
(interdigitierende Reticulum-Zellen) und eine geringe Anzahl von
Lymphozyten in den interfollikulären
und parakortikalen Bereichen eine Färbung mit dem ICAM-1-bindenden Antikörper.
-
Zellen, die Makrophagen ähnlich waren,
wurden in den Lymphknoten und in der Lamina propria des Dünndarms
gefärbt.
Fibroblastenartige Zellen (spindelförmige Zellen) und dendritische
Zellen, die im Stroma der meisten untersuchten Organe verstreut
waren, ergaben eine Färbung
mit dem ICAM-1 bindenden Antikörper.
Keine Färbung
wurde in den Langerhans-/indeterminanten-Zellen in der Epidermis festgestellt.
Ferner wurde kein Färbung
in Gewebe von glatter Muskulatur festgestellt.
-
Die Färbung von Epithelzellen war übereinstimmend
in der Schleimhaut der Tonsillen erkennbar. Obgleich Hepatozyten,
Gallentrakt-Epithel, intestinale Epithelzellen und tubuläre Epithelzellen
in der Niere unter den meisten Umständen keine Färbung ergaben,
zeigten Schnitte von normalem Nierengewebe, dass aus einer Nephrektomie-Probe
mit renalem Zellkarzinom erhalten worden war, eine Färbung zahlreicher
proximaler, tubulärer
Zellen auf ICAM-1. Diese tubulären
Epithelzellen färbten
sich ferner mit einem anti-HLA-DR-bindenden Antikörper.
-
Zusammengefasst ist festzustellen,
dass ICAM-1 an nicht-hämatopoetischen
Zellen, wie vaskulären Endothelzellen,
und an hämatopoetischen
Zellen, wie Gewebe-Makrophagen und Mitogen-stimulierten T-Lymphozytenblasten,
exprimiert wird. Es wurde festgestellt, dass ICAM-1 in geringen
Mengen an peripheren Blutlymphozyten exprimiert wird.
-
Beispiel 14
-
Reinigung von ICAM-1 durch
Affinitätschromatographie
mit monoklonalem Antikörper
-
Allgemeines
Reinigungsschema
-
ICAM-1 wurde aus humanen Zellen oder
Gewebe unter Anwendung der Affinitätschromatographie mit monoklonalem
Antikörper
gereinigt. Mit ICAM-1 reaktiver monoklonaler Antikörper, RR1/1,
wurde zunächst
gereinigt und dann an eine inerte Säulenmatrix gekuppelt. Dieser
Antikörper
wurde von R. Rothlein et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1270–1274, und
von M. L. Dustin et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245, beschrieben.
ICAM-1 wurde durch Lysis der Zellen in dem nicht-ionogenen Detergens
Triton X-100 bei einem nahezu neutralen pH-Wert von den Zellmembranen
in Lösung
gebracht. Das Zelllysat mit einem Gehalt an solubilisiertem ICAM-1
wurde sodann durch Vorsäulen
geleitet, die dazu dienten, Materialien zu entfernen, die unspezifisch
eine Bindung mit dem Säulen-Matrixmaterial eingehen.
Anschließend
wurden sie durch die Säulenmatrix
mit dem monoklonalen Antikörper
geleitet, um für
eine Bindung des ICAM-1 an den Antikörper zu sorgen. Die Antikörpersäule wurde
sodann mit einer Serie von Detergens-Waschpuffern mit einem steigenden pH-Wert
bis zu 11,0 gewaschen. Während
dieser Waschvorgänge
blieb ICAM-1 an der Antikörpermatrix
gebunden, während
nicht-bindende und schwach bindende Verunreinigungen entfernt wurden.
Das gebundene ICAM-1 wurde sodann spezifisch von der Säule unter
Aufsetzen eines Detergenspuffers vom pH-Wert 12,5 eluiert.
-
Reinigung des monoklonalen
Antikörpers
RR1/1 und kovalente Kupplung an Sepharose CL-4B
-
Der monoklonale anti-ICAM-1-Antikörper RR1/1
wurde aus Aszitesflüssigkeit
von Mäusen
mit Hybridomen oder aus Hybridom-Kulturüberständen gemäß üblichen Techniken der Fällung mit
Ammoniumsulfat und der Protein A-Affinitätschromatographie
gereinigt (Ey et al., Immunochem., Bd. 15 (1978), S. 429). Das gereinigte
IgG oder Ratten-IgG (Sigma Chemical Co., St. Louis, MO) wurde kovalent
an Sepharose CL-4B (Pharmacia, Upsala, Schweden) unter Anwendung
einer Modifikation des Verfahrens von March et al. (Anal. Biochem.,
Bd. 69 (1974), S. 149) gekuppelt. Kurz zusammengefasst, Sepharose
CL-4B wurde in destilliertem Wasser gewaschen, 5 Minuten mit 40
mg/ml CNBr in 5 M K2HPO4 (pH-Wert
etwa 12) aktiviert und sodann gründlich
mit 0,1 mM HCl bei 4°C
gewaschen. Die filtrierte, aktivierte Sepharose wurde mit einem
gleichen Volumen an gereinigtem Antikörper (2–10 mg/ml in 0,1 M NaHCO3, 0,1 M NaCl) resuspendiert. Die Suspension wurde
18 Stunden bei 4°C
unter mäßigem Rotieren
unter Ausführung
einer Sturzbewegung inkubiert. Der Überstand wurde sodann durch
Messung der Absorption bei 280 nm auf Anwesenheit von ungebundenem
Antikörper
geprüft.
Verbleibende reaktive Stellen an der aktivierten Sepharose wurden
durch Zugabe von Glycin bis zu einer Konzentration von 0,05 M abgesättigt. Der
Kupplungswirkungsgrad lag üblicherweise über 90%.
-
Detergens-Solubilisierung
von aus menschlicher Milz präparierten
Membranen
-
Sämtliche
Vorgänge
wurden bei 4°C
durchgeführt.
Gefrorene humane Milz (200 g-Fragmente) von Patienten mit Haarzellen-Leukämie wurden
auf Eis in 200 ml Tris-Kochsalzlösung
(50 mM Tris, 0,14 M NaCl, pH-Wert 7,4, 4°C) mit einem Gehalt an 1 mM
Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF), 0,2 U/ml Aprotinin und 5 mM
Iodacetamid aufgetaut. Das Gewebe wurde sodann in kleine Stücke zerschnitten
und bei 4°C
mit einem Tekmar-Hochleistungshomogenisator homogenisiert. Das Volumen
wurde sodann mit Tris-Kochsalzlösung
auf 300 ml gebracht. 100 ml 10% Tween 40 (Polyoxyethylen-sorbitanmonopalmitat)
in Tris-Kochsalzlösung
wurden zugegeben, um eine Endkonzentration an 2,5% Tween 40 zu erzielen.
-
Zur Präparation von Membranen wurde
das Homogenisat unter Anwendung von drei Stößen eines Dounce-Homogenisators
oder vorzugsweise eines Teflon Potter Elvejhem-Homogenisators extrahiert
und 15 Minuten mit 1000 g × zentrifugiert.
Der Überstand
wurde gewonnen und das Pellet wurde mit 200 ml 2,5% Tween 40 in
Tris-Kochsalzlösung
reextrahiert. Nach 15-minütiger
Zentrifugation mit 1000 g wurden die Überstände beider Extraktionen vereinigt
und 1 Stunde mit 150000 g × zentrifugiert,
um die Membranen zu pelletisieren. Sodann wurden die Membranen durch
Resuspendieren in 200 ml Tris-Kochsalzlösung gewaschen und 1 Stunde
mit 150000 g × zentrifugiert.
Sodann wurde das Membranpellet in 200 ml Tris-Kochsalzlösung resuspendiert
und mit einem Motorhomogenisator und einem Teflon-Pistill homogenisiert,
bis die Suspension gleichmäßig trüb war. Sodann
wurde das Volumen mit Tris-Kochsalzlösung auf 900 ml gebracht. N-Lauroylsarcosin wurde
in einer Endkonzentration von 1% zugegeben. Nach 30-minütigem Rühren bei
4°C wurde
unlösliches Material
im Detergens-Lysat durch 1-stündige
Zentrifugation mit 150000 g × entfernt.
Sodann wurde Triton X-100 zum Überstand
in einer Endkonzentration von 2% zugegeben. Sodann wurde das Lysat
1 Stunde bei 4°C
gerührt.
-
Detergens-Solubilisierung
von JY B-Lymphoblastoidzellen
-
Die mit EBV transformierte B-Lymphoblastoid-Zelllinie
JY wurde in RMPI-1640-Medium
mit einem Gehalt an 10% fötalem
Kälberserum
(FCS) und 10 mM HEPES bis zu einer annähernden Dichte von 0,8–1,0 × 106 Zellen/ml gezüchtet. Zur Erhöhung der
Zelloberflächenexpression
von ICAM-1 wurde Phorbol-12-myristat-13-acetat (PMA) in einer Konzentration
von 25 ng/ml 8–12
Stunden vor dem Ernten der Zellen zugegeben. Ferner wurden die Kulturen
während
dieser Zeitspanne mit Natriumvanadat (50 μM) versetzt. Sodann wurden die
Zellen 10 Minuten durch Zentrifugation mit 500 × g pelletisiert und 2-mal
in ausgewogener Hank-Salzlösung (HBSS)
durch Resuspension und Zentrifugation gewaschen. Die Zellen (etwa
5 g pro 5 Liter Kultur) wurden einer Lysis in 50 ml Lysis-Puffer
(0,14 M NaCl, 50 mM Tris, pH-Wert 8,0, 1% Triton X-100, 0,2 U/ml
Aprotinin, 1 mM PMSF, 50 μm
Natriumvanadat) durch 30-minütiges
Rühren
bei 4°C
unterzogen. Nicht-lysierte Kerne und unlösliche Bruchstücke wurden
durch 15-minütige
Zentrifugation mit 10000 g × entfernt,
wonach der Überstand 1
Stunde mit 150000 g × zentrifugiert
und sodann durch 3 mm Whatman-Filterpapier filtriert wurde.
-
Affinitätschromatographie
von ICAM-1 für
Strukturuntersuchungen
-
Zur Reinigung von ICAM-1 im Großmaßstab zur
Verwendung in Strukturuntersuchungen wurden eine Säule mit
10 ml RR1/1-Sepharose CL-4B (Kupplung von 2,5 mg Antikörper/ml
Gel) und zwei 10 ml-Vorsäulen von
CNBr-aktivierter,
mit Glycin gestoppter Sepharose CL-4B und an Sepharose CL-4B gekuppeltem
Ratten-IgG (2 mg/ml) verwendet. Die Säulen wurden in Serie verbunden
und vorher mit 10 Säulenvolumina
Lysis-Puffer, 10 Säulenvolumina
Puffer vom pH-Wert 12,5 (50 mM Triethylamin, 0,1% Triton X-100,
pH-Wert 12,5, 4°C)
gewaschen, wonach sich eine Äquilibration
mit 10 Säulenvolumina
Lysis-Puffer anschloss. 1 Liter Detergens-Lysat von humaner Milz
wurde mit einer Strömungsgeschwindigkeit
von 0,5–1,0
ml pro Minute aufgesetzt. Die beiden Vorsäulen wurden zur Entfernung
von nicht-spezifisch bindendem Material aus dem Lysat vor der Passage
durch die RR1/1-Sepharosesäule
verwendet.
-
Nach dem Aufsetzen wurde die Säule mit
RR1/1-Sepharose und gebundenem ICAM-1 nacheinander bei einer Strömungsgeschwindigkeit
von 1 ml/min mit mindestens 5 Säulenvolumina
der folgenden Flüssigkeiten
gewaschen: 1) Lysis-Puffer,
2) 20 mM Tris, pH-Wert 8,0/0,14 M NaCl/0,1% Triton X-100, 3) 20
mM Glycin, pH-Wert 10,0/0,1% Triton X-100 und 4) 50 mM Triethylamin,
pH-Wert 11,0/0,1% Triton X-100. Sämtliche Waschpuffer enthielten
1 mM PMSF und 0,2 U/ml Aprotinin. Nach dem Waschen wurde verbleibendes,
gebundenes ICAM-1 mit 5 Säulenvolumina
Elutionspuffer (50 mM Triethylamin/0,1% Triton X-100/pH-Wert 12,5,
4°C) mit
einer Strömungsgeschwindigkeit
von 1 ml/3 min eluiert. Das eluierte ICAM-1 wurde in 1 ml-Fraktionen
gesammelt und sofort durch Zugabe von 0,1 ml 1 M Tris, pH-Wert 6,7,
neutralisiert. ICAM-1 enthaltende Fraktionen wurden durch SDS-Polyacrylamid-Elektrophorese
von 10 μl-Aliquotanteilen
(Springer et al., J. Exp. Med., Bd. 160 (1984), S. 1901) und anschließende Silberfärbung (J.
H. Morrissey, Anal. Biochem., Bd. 117 (1981), S. 307) identifiziert.
Unter diesen Umständen
wurde der Großteil
des ICAM-1 in etwa 1 Säulenvolumen
eluiert und war gemäß Beurteilung
durch mit Silber gefärbte
Elektropherogramme zu mehr als 90% rein (eine geringe Menge an IgG,
das aus der Affinitätsmatrix
ausgelaugt wurde, stellte die Hauptverunreinigung dar). Die Fraktionen
mit einem Gehalt an ICAM-1 wurden vereinigt und unter Verwendung
von Centricon-30-Mikrokondensatoren (Amicon, Danvers, MA) etwa 20-fach
eingeengt. Das gereinigte ICAM-1 wurde einer quantitativen Proteinbestimmung
mit dem Lowry-Test unterzogen, wozu ein mit Ethanol gefällter Aliquotanteil
des Pools verwendet wurde. Etwa 500 μg reines ICAM-1 wurden aus 200
g humaner Milz erzeugt.
-
Etwa 200 μg gereinigtes ICAM-1 wurden
einer zweiten Reinigungsstufe durch präparative SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
unterzogen. Die Bande für
ICAM-1 wurde durch
Einweichen des Gels in 1 M KCl sichtbar gemacht. Die Gelregion,
die ICAM-1 enthielt, wurde sodann ausgeschnitten und gemäß dem Verfahren
von Hunkapiller et al., Meth. Enzymol., Bd. 91 (1983), S. 227–236, der
Elektroelution unterzogen. Das gereinigte Protein wies bei Prüfung durch
SDS-PAGE und Silberfärbung
eine Reinheit von mehr als 98% auf.
-
Affinitätsreinigung
von ICAM-1 für
Funktionsuntersuchungen
-
ICAM-1 für Funktionsuntersuchungen wurde
aus Detergens-Lysaten von JY-Zellen
auf die vorstehend beschriebene Weise gereinigt, jedoch in einem
kleineren Maßstab
(eine 1 ml-Säule
mit RR1/1-Sepharose) und unter den folgenden Modifikationen. Sämtliche
Lösungen
enthielten 50 μM
Natriumvanadat. Nach Waschen der Säule mit Puffer vom pH-Wert
11,0 mit einem Gehalt an 0,1% Triton X-100 wurde die Säule erneut
mit 5 Säulenvolumina
des gleichen Puffers mit einem Gehalt an 1% n-Octyl-β-D-glucopyranosid
(Octylglucosid) anstelle von 0,1% Triton X-100 gewaschen. Das Octylglucosid-Detergens
verdrängt
das an das ICAM-1 gebundene Triton X-100 und kann im Gegensatz zu
Triton X-100 anschließend
durch Dialyse entfernt werden. Das ICAM-1 wurde sodann mit Puffer
vom pH-Wert 12,5 mit einem Gehalt an 1% Octylglycosid anstelle von
0,1% Triton X-100 eluiert und auf die vorstehend beschriebene Weise
analysiert und eingeengt.
-
Beispiel 15
-
Eigenschaften von gereinigtem
ICAM-1
-
Aus humaner Milz gereinigtes ICAM-1
wandert in SDS-Polyacrylamidgelen als eine breite Bande mit einem
Mr-Wert von 72 000 bis 91 000. Aus JY-Zellen
gereinigtes ICAM-1 wandert ebenfalls als breite Bande mit einem
Mr-Wert von 76 500 bis 97 000. Diese Mr-Werte liegen innerhalb des angegebenen
Bereiches für ICAM-1,
das aus verschiedenen Zellquellen immunopräzipitiert worden ist: Mr = 90000 für JY-Zellen, 114 000 an der
myelomonozytischen Zelllinie U937 und 97 000 an Fibroblasten (Dustin
et al., J. Immunol., Bd. 37 (1986), S. 245). Dieser breite Bereich
der Mr-Werte wurde einem starken, aber variablen
Glycosylierungsgrad zugeschrieben. Der nicht-glycosylierte Vorläufer weist
einen Mr-Wert
von 55 000 auf (Dustin et al.). Das Protein, das entweder aus JY-Zellen
oder humaner Milz gereinigt worden ist, behält seine antigene Aktivität, wie sich
aufgrund seiner Fähigkeit
zur erneuten Bindung an die ursprüngliche Affinitätssäule und
durch Immunopräzipitation
mit RR1/1-Sepharose und SDS-Polyacrylamid-Elektrophorese ergibt.
-
Zur Herstellung von Peptidfragmenten
von ICAM-1 wurden etwa 200 μg
mit 2 mM Dithiothreit/2% SDS reduziert, wonach sich eine Alkylierung
mit 5 mM Jodessigsäure
anschloss. Das Protein wurde mit Ethanol gefällt, in 0,1 M NH4CO3/0,1 mM CaCl2/0,1%
Zwittergent 3–14
(Calbiochem) in Lösung
gebracht und 4 Stunden bei 37°C
mit 1% (Gew./Gew.) Trypsin verdaut. Daran schloss sich eine weitere
12-stündige
Verdauung bei 37°C
mit 1% Trypsin an. Die tryptischen Peptide wurden durch Umkehrphasen-HPLC
unter Verwendung einer 0,4 × 15
cm-C4-Säule (Vydac)
gereinigt. Die Peptide wurden mit einem linearen Gradienten von
0% mit 60% Acetonitril in 0,1% Trifluoressigsäure eluiert. Ausgewählte Peptide
wurden einer Sequenzanalyse an einem Gasphasen-Mikrosequenator (Applied Biosystems)
unterzogen. Die bei diesen Untersuchungen erhaltenen Sequenzinformationen
sind in Tabelle 5 aufgeführt.
-
Tabelle
5
Aminosäuresequenzen
von tryptischen ICAM-1-Peptiden
-
Aminosäure ist als erste aufgeführt.
a
= Hauptpeptid
b = Nebenpeptid
-
Beispiel 16
-
Klonierung des ICAM-1-Gens
-
Das Gen für ICAM-1 kann unter Anwendung
einer Vielzahl von Verfahren kloniert werden. Beispielsweise kann
die durch Sequenzierung der tryptischen Fragmente von ICAM-1 (Tabelle
5) gewonnene Information über
die Aminosäuresequenz
zur Identifizierung einer Oligonucleotidsequenz herangezogen werden,
die dem ICAM-1-Gen entspricht. Alternativ kann das ICAM-1-Gen unter
Verwendung von anti-ICAM-1-Antikörper zum
Nachweis von Klonen, die ICAM-1 bilden, kloniert werden.
-
Klonierung des Gens für ICAM-1
unter Verwendung von Oligonucleotid-Sonden
-
Unter Verwendung des kinetischen
Codes (J. D. Watson, in Molecular Biology of the Gene, 3. Auflg., W.
A. Benjamin, Inc., Menlo Park, CA (1977)) lassen sich ein oder mehr
verschiedene Oligonucleotide identifizieren, von denen jedes zur
Kodierung der tryptischen ICAM-1-Peptide befähigt ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass
ein spezielles Oligonucleotid wirklich die tatsächliche ICAM-1-Kodierungssequenz
darstellt, lässt
sich unter Berücksichtigung
von abnormalen Basenpaarbeziehungen und der Häufigkeit, mit der ein bestimmtes
Codon in eukaryontischen Zellen tatsächlich verwendet wird (zur
Kodierung einer bestimmten Aminosäure) abschätzen. Derartige "Codon-Verwendungsregeln" werden von R. Lathe
et al., J. Molec. Biol., Bd. 183 (1985), S. 1–12, beschrieben. Unter Einsatz
der "Codon-Verwendungsregeln" von Lathe wird ein
einzelnes Oligonucleotid oder ein Satz von Oligonucleotiden identifiziert,
die eine theoretische, "höchstwahrscheinliche" Nucleotidsequenz
(d. h. die Nucleotidsequenz mit der geringsten Redundanz), die zur
Kodierung der tryptischen ICAM-1-Peptidsequenzen befähigt ist,
enthalten.
-
Das Oligonucleotid oder der Satz
von Oligonucleotiden, die die theoretisch "höchstwahrscheinliche" Sequenz, die zur
Kodierung von ICAM-1-Fragmenten befähigt ist, enthalten, werden
zur Identifizierung der Sequenz eines komplementären Oligonucleotids oder eines
Satzes von Oligonucleotiden, die zur Hybridisierung mit der "höchstwahrscheinlichen" Sequenz oder dem
Satz von Sequenzen befähigt
sind, verwendet. Ein Oligonucleotid, das eine derartige komplementäre Sequenz
enthält,
kann als eine Sonde zum Identifizieren und Isolieren des ICAM-1-Gens
verwendet werden (T. Maniatis et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, Gold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor, NY (1982).
-
Wie im vorstehenden Abschnitt C beschrieben,
ist es möglich,
das ICAM-1-Gen aus eukaryontischen DNA-Präparaten, von denen angenommen
wird, dass sie dieses Gen enthalten, zu klonieren. Zum Identifizieren
und Klonieren des Gens, das für
das ICAM-1-Protein kodiert, wird eine DNA-Bibliothek einem Screening auf
ihre Fähigkeit
zur Hybridisierung mit den vorstehend beschriebenen Oligonucleotidsonden
unterzogen. Da es wahrscheinlich ist, dass nur zwei Kopien des Gens
für ICAM-1
in einer normalen diploiden Zelle vorhanden sind, und da es möglich ist,
dass das ICAM-1-Gen große,
nicht-transkribierte, zwischenliegende Sequenzen (Introns) enthält, deren
Klonierung nicht erwünscht
ist, ist es bevorzugt, für
ICAM-1 kodierende Sequenzen aus einer cDNA-Bibliothek zu isolieren,
die aus der mRNA einer ICAM-1 bildenden Zelle, statt aus der genomischen
DNA hergestellt worden ist. Geeignete DNA- oder cDNA-Präparate werden
enzymatisch gespalten oder willkürlich
geschnitten und in rekombinante Vektoren ligiert. Die Fähigkeit
dieser rekombinanten Vektoren zur Hybridisierung mit den vorstehend
beschriebenen Oligonucleotidsonden wird sodann gemessen. Verfahren zur
Hybridisierung werden beispielsweise von T. Maniatis, Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Press, Cold Spring
Harbor, NY (1982), oder von B. T. Haymes et al., Nucleic Acid Hybridization: A
Practical Approach, IRL Press, Oxford, England (1985), beschrieben.
Vektoren, für
die eine derartige Hybridisierungsfähigkeit festgestellt worden
ist, werden sodann analysiert, um das Ausmaß und die Natur der ICAM-1-Sequenzen, die sie
enthalten, zu bestimmen. Auf Grundlage rein statistischer Überlegungen
lässt sich ein
Gen, das z. B. für
das ICAM-1-Molekül
kodiert, unzweideutig (durch Hybridisierungsscreening) unter Verwendung
einer Oligonucleotidsonde mit nur 18 Nucleotiden identifizieren.
-
Zusammenfassend ausgedrückt, ermöglicht somit
die tatsächliche
Identifizierung von ICAM-1-Peptidsequenzen die Identifizierung einer
theoretischen DNA-Sequenz von "höchster Wahrscheinlichkeit" oder eines Satzes
von derartigen Sequenzen, die zur Kodierung eines derartigen Peptids
befähigt
sind. Durch Konstruktion eines mit dieser theoretischen Sequenz
komplementären
Oligonucleotids (oder durch Konstruktion eines Satzes von mit diesem
Satz von Oligonucleotiden von "höchster Wahrscheinlichkeit" komplementären Oligonucleotiden)
erhält
man ein DNA-Molekül
(oder einen Satz von DNA-Molekülen), die
als Sonde zur Identifizierung und Isolierung des ICAM-1-Gens geeignet
sind.
-
Unter Verwendung der ICAM-1-Peptidsequenzen
von Tabelle 5 wurde die Sequenz einer Sequenz von "höchster Wahrscheinlichkeit" eines Oligonucleotids,
das zur Kodierung der AA- und J-Peptide befähigt ist, bestimmt (Tabellen
6 bzw. 7). Mit diesen Sequenzen komplementäre Oligonucleotide wurden synthetisiert
und gereinigt, um sie als Sonden zur Isolierung von ICAM-1-Gensequenzen
zu verwenden. cDNA-Bibliotheken mit in geeigneter Weise ausgewählter Größe wurden
aus Poly(A)+-RNA sowohl von PMA-induzierten
HL-60-Zellen und von PS-stimulierten
Umbilikalvenen-Endothelzellen erzeugt. Eine in Bezug auf die Größe ausgewählte cDNA-Bibliothek
wurde unter Verwendung von Poly(A)+-RNA
aus PMA-induzierten
HL-60-Zellen gemäß dem Verfahren
von U. Gubler et al. hergestellt (Gene, Bd. 25 (1983), S. 263–269; und
A. Corbi et al., EMBO J., Bd. 6 (1987), S. 4023–4028); diese Druckschriften
werden durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung gemacht.
-
Eine in Bezug auf die Größe ausgewählte cDNA-Bibliothek
wurde unter Verwendung von Poly(A)+-RNA
aus Umbilikalvenen-Endothelzellen, die 4 Stunden mit PS in einer
Menge von 5 μg/ml
stimuliert worden waren, hergestellt. Die RNA wurde durch Homogenisieren
der Zellen in 4 M Guanidiniumisothiocyanat und durch Ultrazentrifugation
des Überstands
mit einem CsCl-Gradienten extrahiert (J. M. Chirgwin et al., Biochem.,
Bd. 18 (1979), S. 5294–5299).
Poly(A)+-RNA wurde aus dem Gemisch der gesamten
RNA-Spezies durch Anwendung der oligo-(dT)- Cellulose-Chromatographie (Typ 3, Collaborative
Research) isoliert (H. Aviv et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA),
Bd. 69 (1972), S. 140–1412).
-
Tabelle
6
Oligonucleotid, das zur Nucleotidsequenz von höchster Wahrscheinlichkeit,
die zur Kodierung des ICAM-1-AA-Peptids befähigt ist, komplementär ist
-
Tabelle
6 (Forts.)
Oligonucleotid, das zur Nucleotidsequenz von höchster Wahrscheinlichkeit,
die zur Kodierung des ICAM-1-AA-Peptids befähigt ist, komplementär ist
-
Tabelle
7
Oligonucleotid, das zur Nucleotidsequenz von höchster Wahrscheinlichkeit,
die zur Kodierung des ICAM-1-J-Peptids befähigt ist, komplementär ist
-
Zunächst wurde cDNA unter Verwendung
von 8 μg
poly(A)+-RNA, reverser Transkriptase von
Geflügel-Myeloblastose-Virus
(Life Sciences) und oligo(dT)-Primer synthetisiert. Das DNA-RNA-Hybrid
wurde mit RNase H (BRL) verdaut. Der zweite Strang wurde unter Verwendung
von DNA-Polymerase I(New England Biolabs) synthetisiert. Das Produkt
wurde mit EcoRI-Methylase (New England Biolabs) methyliert, stumpfendig mit
EcoRI-Linkern (New England Biolabs) ligiert, mit EcoRI verdaut und
einer Größenauswahl
an einem Agarosegel von niedrigem Schmelzpunkt unterzogen. cDNA
mit mehr als 500 bp wurde mit λgt10,
das vorher mit EcoRI verdaut und dephosphoryliert worden war (Stratagene),
ligiert. Das Ligationsprodukt wurde sodann gepackt (Stratagene Gold).
-
Die Umbilikalvenen-Endothelzellen
und HL-60-cDNA-Bibliotheken wurden sodann in 20000 PFU/150 mm-Platte
ausgestrichen. Rekombinante DNA wurde im Doppelversuch auf Nitrocellulosefilter übertragen,
in 0,5 M NaOH/1,5 M NaCl denaturiert, in 1 M Tris, pH-Wert 7,5/1,5
M NaCl neutralisiert und 2 Stunden einer Wärmebehandlung bei 80°C unterworfen
(W. D. Benton et al., Science, Bd. 196 (1977), S. 180–182). Filter
wurden in 5X SSC mit einem Gehalt an 5X Denhardt-Lösung,
50 mM NaPO4 und 1 μg/ml Lachssperma-DNA vorhybridisiert
und hybridisiert. Die Vorhybridisierung wurde 1 Stunde bei 45°C durchgeführt.
-
Die Hybridisierung wurde unter Verwendung
von 32 bp (5'-TTGGGCTGGTCACAGGAGGTGGAGCAGGTGAC)
oder 47 bp (5'-GAGGTGTTCTCAAACAGCTCCAGGCCCTGGGGCCGCAGGTCCAGCTC)-antisense-Oligonucleotiden,
die auf die vorstehend beschriebene Weise auf den tryptischen ICAM-1-Peptiden
J bzw. AA beruhten (Tabellen 6 und 7) durchgeführt (R. Lathe, J. Molec. Biol.,
Bd. 183 (1985), S. 1–12).
Oligonucleotide wurden einer Endmarkierung mit γ-(32P)ATP
unter Verwendung von T4-Polynucleotid-kinase unter den vom Hersteller
empfohlenen Bedingungen (New England Biolabs) markiert. Nach Hybridisierung über Nacht
wurden die Filter 2-mal mit 2 X SSC/0,1% SDS 30 Minuten bei 45°C gewaschen.
Aus Plaques, die Hybridisierung zeigten, wurden Phagen isoliert
und durch anschließendes
erneutes Ausstreichen und erneutes Screening gereinigt.
-
Klonierung des Gens für ICAM-1
unter Verwendung von anti-ICAM-1-Antikörper
-
Das Gen für ICAM-1 kann alternativ unter
Verwendung von anti-ICAM-1-Antikörper kloniert
werden. DNA oder insbesondere cDNA werden aus einer Zelle, die zur
Expression von ICAM-1 befähigt
ist, extrahiert und gereinigt. Die gereinigte cDNA wird fragmentiert
(durch Schneiden, Endonuclease-Verdau und dergl.), um einen Pool
von DNA- oder cDNA-Fragmenten zu bilden. DNA- oder cDNA-Fragmente aus diesem
Pool werden sodann in einen Expressionsvektor kloniert, um eine
Genombibliothek von Expressionsvektoren zu erzeugen, deren Mitglieder
jeweils ein einzigartiges kloniertes DNA- oder cDNA-Fragment enthalten.
-
Beispiel 17
-
Analyse der
cDNA-Klone
-
Phagen-DNA aus positiven Klonen wurde
mit EcoRI verdaut und durch Southern-Analyse unter Verwendung einer
cDNA aus einem Klon als Sonde untersucht. cDNA-Inserts von maximaler
Größe, die
eine Kreuzhybridisierung ergaben, wurden in die EcoRI-Stelle des
Plasmidvektors pGEM 4Z (Promega) subkloniert. HL-60-Subklone, die
die cDNA in beiden Orientierungen enthielten, wurden durch Exonuclease
III-Verdau (S. Henikoff, Gene, Bd. 28 (1984), S. 351–359) gemäß den Empfehlungen
des Herstellers (Erase-a-Base, Promega) deletiert.
-
Zunehmend deletierte cDNAs wurden
sodann kloniert und der Didesoxynucleotid-Kettenendesequenzierung (F. Sanger et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA), Bd. 74 (1977), S. 5463–5467) gemäß den Empfehlungen des
Herstellers (Sequenase, U. S. Biochemical) unterworfen. Die HL-60-cDNA-5'- und Kodierungsregionen wurden
an beiden Strängen
vollständig
sequenziert. Die 3'-Region
wurde an beiden Strängen
zu etwa 70% sequenziert. Eine repräsentative, endotheliale cDNA
wurde über
den Großteil
ihrer Länge
durch Schrotschuss-Klonierung von 4 bp-Erkennungs-Restriktionsenzym-Fragmenten
sequenziert.
-
Die cDNA-Sequenz einer HL-60- und
einer Endothelzellen-cDNA wurde ermittelt (8). Die 3023 bp-Sequenz enthält eine
kurze 5'-untranslatierte
Region und eine 1,3 kb 3'-untranslatierte
Region mit einem Konsensus-Polyadenylierungssignal
in Position 2966. Der längste
offene Leseraster beginnt mit dem ersten ATG in Position 58 und
endet mit einem TGA-Terminationstriplett in Position 1653. Die Identität zwischen
der translatierten Aminosäuresequenz
und Sequenzen, die aus 8 verschiedenen tryptischen Peptiden mit
insgesamt 91 Aminosäuren
(in 8 unterstrichen)
ermittelt wurden, bestätigte,
dass authentische ICAM-1-cDNA-Klone isoliert worden waren. Die Aminosäuresequenzen
von tryptischen ICAM-1-Peptiden sind in Tabelle 8 aufgeführt.
-
Tabelle
8
Aminosäuresequenzen
von tryptischen ICAM-1-Peptiden
-
Eine Hydrophobizitätsanalyse
(J. Kyte et al., J. Molec. Biol., Bd. 157 (1982), S. 105–132, lässt auf
die Anwesenheit einer Signalsequenz mit 27 Resten schließen. Die
Zuordnung des +1-Glutamin stimmt damit überein, dass wir nicht in der
Lage waren, bei drei verschiedenen ICAM-1-Proteinpräparaten
eine N-terminale Sequenz zu erhalten: Glutamin kann zu Pyroglutaminsäure cyclisieren,
was zu einem blockierten N-Terminus führt. Die translatierte Sequenz
von 1 bis 453 ist vorwiegend hydrophil, wonach sich eine hydrophobe,
mutmaßliche
Transmembransequenz mit 24 Resten anschließt. Der Transmembrandomäne folgen
unmittelbar mehrere geladene Reste, die innerhalb einer mutmaßlichen
zytoplasmatischen Domäne
mit 27 Resten enthalten sind.
-
Die vorhergesagte Größe der reifen
Polypeptidkette beträgt
55 219 Dalton, was hervorragend mit der festgestellten Größe von 55000
für deglycosyliertes
ICAM-1 übereinstimmt
(M. L. Dustin et al., J. Immunol. Bd. 137 (1986), S. 245–254). 8
N-verknüpfte Glycosylierungsstellen
werden vorhergesagt. Die Abwesenheit von Asparagin in den tryptischen
Peptidsequenzen von zwei dieser Stellen bestätigen deren Glycosylierung
und deren extrazelluläre
Orientierung. Unter der Annahme von 2 500 Dalton pro stark mannosehaltigem,
N-verknüpftem
Kohlenhydrat wird eine Größe von 75
000 Dalton für
den ICAM-1-Vorläufer
vorhergesagt, verglichen mit der beobachteten Größe von 73000 Dalton (M. L.
Dustin et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254). Nach
Umwandlung von hoher Mannose zur Komplexierung von Kohlenhydrat
weist das reife ICAM-1-Glycoprotein 76 bis 114 kd auf, je nach dem
Zelltyp (M. L. Dustin et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254). Somit
stellt ICAM-1 ein stark glycosyliertes, jedoch ansonsten typisches
integrales Membranprotein dar.
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Beispiel 18
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ICAM-1 stellt ein Integrin
bindendes Mitglied der Immunoglobulin-Supergenfamilie dar.
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Eine Ausrichtung von internen ICAM-1-Wiederholungen
wurde unter Verwendung des Mikrogenie-Protein-Ausrichtungsprogramms
(C. Queen et al., Nucl. Acid Res., Bd. 12 (1984), S. 581–599) durchgeführt, wonach
eine Inspektion vorgenommen wurde. Die Ausrichtung von ICAM-1 in
Bezug zu IgM, N-CAM und MAG wurde unter Verwendung des Mikrogenie-
und des ALIGN-Programms (M. O. Dayhoff et al., Meth. Enzymol., Bd.
91 (1983), S. 524–545)
durchgeführt.
Vier Proteinsequenz-Datenbanken, die von der National Biomedical
Research Foundation unterhalten wurden, wurden auf Proteinsequenz-Ähnlichkeiten
unter Verwendung des FASTP-Programms von Williams und Pearson abgesucht
(D. J. Lipman et al., Science, Bd. 227 (1985), S. 1435–1439).
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Da ICAM-1 ein Ligand eines Integrins
darstellt, war nicht zu erwarten, dass es ein Mitglied der Immunoglobulin-Supergenfamilie
sein würde.
Jedoch zeigt eine Inspektion der ICAM-1-Sequenz, dass es sämtliche Kriterien,
die für
eine Mitgliedschaft in der Immunoglobulin-Supergenfamilie vorgeschlagen
werden, erfüllt. Diese
Kriterien werden nachstehend erörtert.
-
Die gesamte extrazelluläre Domäne von ICAM-1
ist aus fünf
homologen, immunoglobulinartigen Domänen konstruiert, die in 9A in ausgerichteter Form
dargestellt sind. Die Domänen
1–4 weisen
Längen von
88, 97, 99 bzw. 99 Resten auf und haben somit eine typische Größe von Ig-Domänen. Die
Domäne
5 ist innerhalb von 68 Resten geschnitten. Recherchen in der NBRF-Datenbank
unter Verwendung des FASTP-Programms ergaben signifikante Homologien
mit Mitgliedern der Immunoglobulin-Supergenfamilie, einschließlich der
IgM- und IgG-C-Domänen,
der variablen T-Zellrezeptor-α-Untereinheit-Domäne und alpha-1-beta-Glycoprotein
(9B–D).
-
Unter Verwendung der vorstehenden
Informationen wurde die Aminosäuresequenz
von ICAM-1 mit den Aminosäuresequenzen
von anderen Mitgliedern der Immunoglobulin-Supergenfamilie verglichen.
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Drei Typen von Ig-Superfamiliendomänen, nämlich V,
C1 und C2, wurden differenziert. Sowohl die V- als auch die C-Domänen sind
aus 2 β-Blättern konstruiert,
die durch die Intradomänen-Disulfidbindung
miteinander verknüpft
sind. Die V-Domänen
enthalten 9 antiparallele β-Stränge, während die
C-Domänen
7 aufweisen. Konstante Domänen
wurden auf der Grundlage von charakteristischen Resten gemäß der Darstellung
in 9A in die C1- und
C2-Sätze
unterteilt. Der C1-Satz
umfasst Proteine, die an der Antigenerkennung beteiligt sind. Der
C2-Satz umfasst mehrere Fc-Rezeptoren und Proteine, die an der Zellhaftung
beteiligt sind, einschließlich
CD2, LFA-3, MAG und NCAM. Es wurde festgestellt, dass die ICAM-1-Domänen die
stärkste
Homologie mit Domänen
des C2-Satzes aufwiesen, wenn ICAM-1 in diesen Satz platziert wurde.
Dies spiegelt sich in einer stärkeren Ähnlichkeit
zu konservierten Resten in C2- im Vergleich zu C1-Domänen wieder,
wie für die
beta-Stränge
B–F in 9 gezeigt ist. Ferner ergab
sich für
ICAM-1-Domänen
eine wesentlich bessere Ausrichtung mit den beta-Strängen A und
G von C2-Domänen als
mit diesen Strängen
in V- und C1-Domänen, was
eine gute Ausrichtung über
die gesamte C2-Domänenstärke ermöglicht.
Ausrichtungen mit C2-Domänen aus
NCAM, MAG und alpha-1-β-Glycoprotein
sind in den 9B und 9C dargestellt. Die Identität lag im
Bereich von 28 bis 33%. Ausrichtungen mit einem T-Zellrezeptor Va mit
einer Identität
von 27% und der IgM-C-Domäne
3 mit einer Identität
von 34% sind ebenfalls dargestellt (9B, 9D).
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Eine der wichtigsten Eigenschaften
von Immunoglobulindomänen
sind die disulfidgebundenen Cysteine, die die B- und Fβ-Stränge, die
das β-Blatt-Sandwich
stabilisieren, überbrücken. In
ICAM-1 sind die Cysteine in sämtlichen
Fällen
mit Ausnahme des Strangs f von Domäne 4 konserviert, wo sich ein
Leucin findet, das dem Sandwich zugewandt sein kann und den Kontakt
stabilisieren kann, wie für
einige andere Domänen
der V- und C2-Sätze
vorgeschlagen wird. Der Abstand zwischen den Cysteinen (Reste 43,
50, 52 und 37) entspricht den Angaben für den C2-Satz.
-
Zum Test auf die Anwesenheit von
Intraketten-Disulfidbindungen in ICAM-1 wurde Endothelzellen-ICAM-1
einer SDS-PAGE unter reduzierenden und nicht- reduzierenden Bedingungen unterworfen.
Endothelzellen-ICAM-1 wurde verwendet, da es eine geringere Glycosylierungsheterogenität als JY-
oder Haarzellen-Milz-ICAM-1
zeigt und eine größere Empfindlichkeit
gegenüber
Verschiebungen im Mr-Wert ermöglicht. ICAM-1 wurde daher
aus 16-stündigen,
mit LPS (5 μg/ml)
stimulierten Umbilikalvenen-Endothelzellen-Kulturen durch Immunoaffinitätschromatographie
gemäß den vorstehenden
Angaben gereinigt. Mit Aceton ausgefälltes ICAM-1 wurde in Probenpuffer
(U. K. Laemmli, Nature, Bd. 227 (1970), S. 680–685) mit 0,25% 2-Mercaptoethanol
oder 25 mM Iodacetamid resuspendiert und 5 Minuten auf 100°C gebracht.
Die Proben wurden sodann der SDS-PAGE 4670 und der Silberfärbung 4613
unterworfen. Endothelzellen-ICAM-1 wies einen scheinbaren Mr-Wert von 100 kd unter reduzierenden Bedingungen
und von 96 kd unter nicht-reduzierenden Bedingungen auf, was stark
auf die Anwesenheit von Intraketten-Disulfiden in nativem ICAM-1
schließen
lässt.
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Bei Verwendung der Primärsequenz
zur Vorhersage der Sekundärstruktur
(P. Y. Chou et al., Biochem., Bd. 13 (1974), S. 211–245) ergaben
sich die 7 erwarteten β-Stränge in jeder
ICAM-1-Domäne
(in 9A oben mit a–g bezeichnet),
was exakt die Vorhersage für
eine Immunoglobulindomäne
erfüllt
und den Positionen der Stränge
A–H in
den Immunoglobulinen (9A unten)
entspricht. Den Domänen
5 fehlen die A- und C-Stränge.
Da diese aber die Ränder
der Blätter
bilden, konnten die Blätter
immer noch entstehen, wobei möglicherweise
der Strang D die Stelle des Stranges C einnimmt, wie für einige
andere C2-Domänen
vorgeschlagen wird. Die charakteristische Disulfidbindung zwischen
den Strängen
B und F bliebe unbeeinflusst. Somit sind die Kriterien für Domänengröße, Sequenzhomologie,
konservierte Cysteine, die die mutmaßliche Intradomänen-Disulfidbindung
bilden, Vorliegen von Disulfidbindungen und vorhergesagte β-Blattstruktur
alle erfüllt,
um ICAM-1 in die Immunoglobulin-Supergenfamilie einzuordnen.
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Es wurde festgestellt, dass ICAM-1
die stärkste
Homologie zu den NCAM- und MAG-Glycoproteinen des C2-Satzes zeigt.
Dies ist von besonderem Interesse, da sowohl NCAM als auch MAG die
Zell-Zell-Haftung vermitteln. NCAM ist bei Neuron-Neuron- und neuromuskulären Wechselwirkungen
von Bedeutung (B. A. Cunningham, et al., Science, Bd. 236 (1987),
S. 799–806),
während
MAG von Bedeutung bei Neuron-Oligodendrozyt- und Oligodendrozyt-Oligodendrozyt-Wechselwirkungen
während
der Myelinierung ist (M. Poltorak et al., J. Cell Biol., Bd. 105
(1987), S. 1893–1899).
Die Zelloberflächenexpression
von NCAM und MAG wird im Verlauf der Entwicklung während der
Bildung des Nervensystems bzw. der Myelinierung in Analogie zu der regulierten
Induktion von ICAM-1 bei Entzündungen
reguliert (T. A. Springer et al., Ann. Rev. Immunol., Bd. 5 (1987),
S. 223–252).
ICAM-1, NCAM (B.
A. Cunningham et al., Science, Bd. 236 (1987), S. 799–806) und
MAG (J. L. Salzer et al., J. Cell. Biol., Bd. 104 (1987), S. 957–965) sind
in ihrer Gesamtstruktur ähnlich
sowie homolog, da es sich bei jedem dieser Bestandteile um ein integrales
Membran-Glycoprotein handelt, das aus 5 C2-Domänen, die die N-terminale, extrazelluläre Region
bilden, konstruiert ist, obgleich in NCAM eine zusätzliche
nicht-Ig-ähnliche
Sequenz zwischen der letzten C2-Domäne und der Transmembrandomäne vorhanden ist.
ICAM-1 richtet sich über
seine gesamte Länge,
einschließlich
der Transmembran- und zytoplasmatischen Domänen mit MAG bei einer Identität von 21%
aus. Die gleiche prozentuale Identität wird bei einem Vergleich der
5 Domänen
von ICAM-1 und NCAM-1 festgestellt. Ein schematischer Vergleich
der Sekundärstrukturen von
ICAM-1 und MAG ist in 10 dargestellt.
Ein domänenweiser
Vergleich zeigt, dass der Homologiegrad zwischen Domänen innerhalb
der ICAM-1- und NCAM-Moleküle
(x ± s.d.
21 ± 2,8%
bzw. 18,6 ± 3,8%)
der gleiche ist wie der Homologiegrad bei einem Vergleich der ICAM-1-Domänen mit
NCAM- und MAG-Domänen (20,4 ± 3,7 bzw.
21,9 ± 2,7).
Obgleich es Anzeichen für
ein alternatives Spleissen in den C-terminalen Regionen von NCAM
(B. A. Cunningham, et al., Science, Bd. 236 (1987), S. 799–806; und
D. Barthels et al., EMBO J., Bd. 6 (1987), S. 907–914) und
MAG (C. Lai et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA), Bd. 84 (1987),
S. 4377–4341) gibt,
wurden hierfür
keine Anzeichen bei der Sequenzierung von endothelialen oder HL-60-ICAM-1-Klonen oder
bei Untersuchungen über
das ICAM-1-Proteingerüst
und Vorläufer
bei einer Vielzahl von Zelltypen festgestellt (M. L. Dustin et al.,
J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254).
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ICAM-1 fungiert als Ligand für LFA-1
bei Lymphozyten-Wechselwirkungen mit einer Anzahl von verschiedenen
Zelltypen. Lymphozyten binden an ICAM-1, das künstlichen Membrandoppelschichten
einverleibt ist. Dafür
ist LFA-1 am Lymphozyt erforderlich, was direkt eine LFA-1-Wechselwirkung
mit ICAM-1 zeigt (S. D. Marlin et al., Cell, Bd. 51 (1987), S. 813–819). LFA-1
ist ein Leukozyten-Integrin und zeigt keine immunoglobulinartigen
Merkmale. Leukozyten-Integrine umfassen eine Integrin-Unterfamilie.
Die anderen beiden Unterfamilien vermitteln Zell-Matrix-Wechselwirkungen
und erkennen die Sequenz RGD innerhalb ihrer Liganden, die Fibronectin,
Vitronectin, Kollagen und Fibrinogen einschließen (R. O. Hynes, Cell, Bd.
48 (1987), S. 549–554;
und E. Ruoslahti et al., Science, Bd. 238 (1987), S. 491–497). Die
Leukozyten-Integrine werden nur an Leukozyten exprimiert und sind
an Zell-Zell-Wechselwirkungen beteiligt. Die einzigen bekannten
Liganden sind ICAM-1 und iC3b, ein Fragment der Komplementkomponente
C3, die keine immunoglobulinartigen Merkmale zeigt und von Mac-1
erkannt wird (T. K. Kishimoto et al., in Leukocyte Typing III, McMichael,
M. (Hrsg.), Springer-Verlag, New York (1987); T. A. Springer et
al., Ann. Rev. Immunol., Bd. 5 (1987), S. 223–252; und D. C. Anderson et
al., Ann. Rev. Med., Bd. 38 (1987), S. 175–194). Auf der Grundlage der
Sequenzanalyse sind mögliche
Peptide innerhalb der ICAM-1-Sequenz, die von LFA-1 erkannt werden,
in Tabelle 9 aufgeführt.
-
Tabelle
9
Peptide innerhalb der ICAM-1-Sequenz, die möglicherweise
durch LFA-1 erkannt werden
-
ICAM-1 ist das erste Beispiel eines
Mitglieds der Immunoglobulin-Supergenfamilie,
die an ein Integrin bindet. Obgleich diese beiden Familien eine
wichtige Rolle bei der Zellhaftung spielen, wurde früher eine Wechselwirkung
zwischen diesen nicht erwartet. Im Gegensatz dazu sind Wechselwirkungen
innerhalb der Immunoglobulin-Gensuperfamilie recht üblich. Es
ist gut möglich,
dass weitere Beispiele für
Wechselwirkungen zwischen den Integrin- und Immunoglobulinfamilien
gefunden werden. LFA-1 erkennt einen von ICAM-1 unterschiedlichen
Liganden (T. A. Springer et al., Ann. Rev. Immunol., Bd. 5 (1987),
S. 223–252).
Das Leukozyten-Integrin Mac-1 erkennt einen von C3bi unterschiedlichen
Liganden bei der Neutrophilen-Neutrophilen-Haftung (D. C. Anderson
et al., Ann. Rev. Med., Bd. 38 (1987), S. 175–194). Ferner binden gereinigte,
MAG enthaltende Vesikel an Neuriten, bei denen es sich um MAG handelt.
Somit muss MAG zu einer heterophilen Wechselwirkung mit einem bestimmten
Rezeptor befähigt
sein (M. Poltorak et al., J. Cell Biol., Bd. 105 (1987), S. 1893–1899).
-
Es wurde vorgeschlagen, dass die
Rolle von NCAM bei neural-neuralen und neural-muskulären Zellwechselwirkungen
auf homophile NCAM-NCAM-Wechselwirkungen
zurückzuführen ist
(B. A. Cunningham et al., Science, Bd. 236 (1987), S. 799–806). Die
wichtige Rolle von MAG bei Wechselwirkungen zwischen benachbarten,
sich drehenden Schleifen von Schwann-Zellen, die Axons während der
Bildung der Myelinscheide einhüllen,
könnte
auf eine Wechselwirkung mit einem bestimmten Rezeptor oder auf homophile MAG-MAG-Wechselwirkungen
zurückzuführen sein.
Die Homologie mit NCAM und das häufige
Auftreten von Domänen-Domänen-Wechselwirkungen
innerhalb der Immunoglobulin-Supergenfamilie
lässt auf
die Möglichkeit
schließen,
dass ICAM-1 in homophile Wechselwirkungen sowie in heterophile ICAM-1-LFA-1-Wechselwirkungen
eingreifen könnte.
Jedoch kann die Bindung von B-Lymphoblastenzellen, die ähnliche
Dichten an LFA-1 und ICAM-1 koexprimieren, an ICAM-1 in künstlichen
oder zellulären
Monoschichten durch Vorbehandlung des B-Lymphoblasten mit LFA-1-Mab
vollständig
gehemmt werden, während
die Haftung durch Vorbehandlung von B-Lymphoblasten mit ICAM-1-Mab unbeeinflusst
bleibt. Eine Vorbehandlung der Monoschicht mit ICAM-1-Mab beseitigt
die Bindung vollständig
(M. L. Dustin et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 245–254; und
S. D. Marlin et al., Cell, Bd. 51 (1987), S. 813–819). Diese Befunde zeigen,
dass dann, wenn überhaupt homophile
ICAM-1-Wechselwirkungen
auftreten, diese wesentlich schwächer
als eine heterophile Wechselwirkung mit LFA-1 sein müssen.
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Die Möglichkeit, dass die Leukozyten-Integrine
Liganden in grundlegend unterschiedlicher Weise erkennen, stimmt
mit dem Vorliegen einer Sequenz mit 180 Resten in deren α-Untereinheiten überein,
die bei der Ligandenbindung von Bedeutung sein kann und die in den
RGD erkennenden Integrinen nicht vorhanden ist (A. Corbi et al.,
EMBO J., Bd. 6 (1987), S. 4023–4028).
Obgleich angeregt wurde, dass Mac-1 die in iC3b 5086 vorhandene
RGD-Sequenz erkennt, gibt es in ICAM-1 keine RGD-Sequenz (8). Dies stimmt mit dem fehlenden
Vermögen
des Fibronectinpeptids GRGDSP und des Kontrollpeptids GRGESP zur
Hemmung der ICAM-1-LFA-1-Haftung überein (S. D. Marlin et al.,
Cell, Bd. 51 (1987), S. 813–819).
Jedoch sind verwandte Sequenzen, wie PRGGS und RGEKE in ICAM-1 in
Regionen vorhanden, von denen eine Schleifenbildung zwischen den β-Strängen a und
b der Domäne
2 bzw. c und d der Domäne
2 vorhergesagt wird, (9)
und können
somit für
eine Erkennung zugänglich
sein. Es ist von Interesse, dass das homologe MAG-Molekül eine RGD-Sequenz
zwischen den Domänen
1 und 2 enthält
(M. Poltorak et al., J. Cell Biol., Bd. 105 (1987), S. 1893–1899; und
J. L. Salzer et al., J. Cell. Biol., Bd. 104 (1987), S. 957–965).
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Beispiel 19
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Southern und
Northern-Blots
-
Southern-Blots wurden unter Verwendung
von 5 μg
genomischer DNA, die aus drei Zelllinien extrahiert war, durchgeführt: BL2,
eine Burkitt-Lymphom-Zelllinie (von Dr. Gilbert Lenoir zur Verfügung gestellt);
JY und Er-LCL, mit EBV transformierte β-Lymphoblastoid-Zelllinien.
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Die DNAs wurden mit der 5-fachen
Menge der von den Herstellern empfohlenen Mengen an BamHI- und EcoRI-Endonucleasen
(New England Biolabs) verdaut. Nach Elektrophorese durch ein 0,8%-Agarosegel wurden
die DNAs auf eine Nylon-Membran (Zeta Probe, BioRad) übertragen.
Der Filter wurde gemäß den nachstehenden üblichen
Verfahren vorhybridisiert und hybridisiert, wobei ICAM-cDNA aus HL-60 verwendet wurde,
das mit α-(32P)dXTP's
durch willkürliches
Priming markiert war (Boehringer Mannheim). Northern-Blots wurden
unter Verwendung von 20 μg
gesamter RNA oder 6 μg
poly(A)+-RNA durchgeführt. RNA wurde denaturiert,
der Elektrophorese durch ein 1%-Agarose-Formaldehyd-Gel unterzogen
und der Elektroübertragung auf
Zeta Probe unterworten. Die Filter wurden gemäß früheren Angaben vorhybridisiert
und hybridisiert (D. E. Staunton et al., EMBO J., Bd. 6 (1987),
S. 3695–3701),
wobei die HL-60-cDNA-Sonde von mit 32P-markierten Oligonucleotidsonden
(vorstehend beschrieben) verwendet wurde.
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Die Southern-Blots unter Verwendung
der 3 kb-cDNA-Sonde und von genomischer DNA, die mit BamHI und EcoRI
verdaut war, zeigten einzelne vorherrschende Hybridisierungsfragmente
mit 20 bzw. 8 kb, was auf ein einziges Gen schließen lässt und
ferner darauf schließen
lässt,
dass der Großteil
der Kodierungsinformation innerhalb von 8 kb vorhanden ist. In Blots
von 3 verschiedenen Zelllinien gab es kein Anzeichen auf einen Restriktionsfragment-Polymorphismus.
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Beispiel 20
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Expression des ICAM-1-Gens
-
Bei einem "Expressionsvektor" handelt es sich um einen Vektor, der
(aufgrund der Anwesenheit von entsprechenden transkriptionalen und/oder
translationalen Kontrollsequenzen) zur Expression eines DNA- (oder
cDNA-) Moleküls
befähigt
ist, das in den Vektor geklont worden ist und somit zur Bildung
eines Polypeptids oder Proteins befähigt ist. Die Expression der
klonierten Sequenzen erfolgt, wenn der Expressionsvektor in eine
geeignete Wirtszelle eingeführt
wird. Bei Verwendung eines prokaryontischen Expressionsvektors handelt
es sich bei der geeigneten Wirtszelle um eine beliebige prokaryontische
Wirtszelle, die zur Expression der klonierten Sequenzen befähigt ist.
Gleichermaßen
handelt es sich bei Verwendung eines eukaryontischen Expressionsvektors
bei der geeigneten Wirtszelle um eine beliebige eukaryontische Zelle,
die zur Expression der klonierten Sequenzen befähigt ist. Da eukaryontische
DNA zwischenliegende Sequenzen enthalten kann und da derartige Sequenzen
in prokaryontischen Zellen möglicherweise
nicht korrekt prozessiert werden, wird vorzugsweise eine cDNA aus
einer Zelle verwendet, die zur Expression von ICAM-1 befähigt ist,
um eine prokaryontische, genomische Expressionsvektorbibliothek
zu erzeugen. Verfahren zur Präparation
von cDNA und zur Herstellung einer Genombibliothek werden von T.
Maniatis et al., (Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Press, Cold Spring Harbor, NY (1982)) beschrieben.
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Die vorstehend beschriebene Expressionsvektor-Genombibliothek
wird zur Erstellung einer Bank von Wirtszellen verwendet (die jeweils
ein Mitglied der Bibliothek enthalten). Der Expressionsvektor kann
in die Wirtszelle durch beliebige Maßnahmen (d. h. Transformation,
Transfektion, Protoplastenfusion, Elektroporation und dergl.) eingeführt werden.
Die Bank von einen Expressionsvektor enthaltenden Zellen wird klonal
vermehrt und ihre Mitglieder werden individuell (unter Anwendung
eines Immunoassays) getestet, um festzustellen, ob sie ein Protein,
das zur Bindung an anti-ICAM-1-Antikörper befähigt ist, erzeugen.
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Die Expressionsvektoren von Zellen,
die ein zur Bindung an anti-ICAM-1-Antikörper befähigtes Protein erzeugen, werden
sodann weiter analysiert, um festzustellen, ob sie das gesamte ICAM-1-Gen
exprimieren (und somit enthalten), ob sie nur ein Fragment des ICAM-1-Gens
exprimieren (und enthalten) oder ob sie ein Gen exprimieren (und
enthalten), dessen Produkt zwar immunologisch mit ICAM-1 verwandt
ist, jedoch nicht ICAM-1 ist. Obgleich eine derartige Analyse durch
beliebige zweckmäßige Maßnahmen
durchgeführt
werden kann, ist es bevorzugt, die Nucleotidsequenz des DNA- oder
cDNA-Fragments zu bestimmen, das in den Expressionsvektor geklont
worden ist. Derartige Nucleotidsequenzen werden sodann einer Prüfung unterzogen, um
festzustellen, ob sie zur Kodierung von Polypeptiden mit der gleichen
Aminosäuresequenz
wie die tryptischen Verdauungsfragmente von ICAM-1 befähigt sind
(Tabelle 5).
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Ein Expressionsvektor, der ein DNA-
oder cDNA-Molekül
enthält,
das für
das ICAM-1-Gen kodiert, kann somit auf folgende Weise erkannt werden:
(i) durch die Fähigkeit,
die Expression eines Proteins zu dirigieren, das zur Bindung an
anti-ICAM-1-Antikörper befähigt ist;
und (ii) durch die Anwesenheit einer Nucleotidsequenz, die zur Kodierung
der einzelnen tryptischen Fragmente von ICAM-1 befähigt ist.
Das klonierte DNA-Molekül
eines derartigen Expressionsvektors kann aus dem Expressionsvektor
entfernt und in reiner Form isoliert werden.
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Beispiel 21
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Funktionelle Aktivitäten von
gereinigtem ICAM-1
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In Zellen wirkt ICAM-1 normalerweise
als Oberflächenprotein,
das mit der Zellmembran assoziiert ist. Daher wurde die Funktion
von gereinigtem ICAM-1 getestet, nachdem das Molekül zu künstlichen
Lipidmembranen (Liposomen oder Vesikel) rekonstituiert worden war,
indem man das Protein in mit einem Detergens solubilisierten Lipiden
löste und
anschließend
das Detergens durch Dialyse entfernte. ICAM-1, das auf die vorstehend
beschriebene Weise aus JY-Zellen gereinigt und im Detergens Octylglucosid
eluiert worden war, wurde zu Vesikeln rekonstituiert. Die ICAM-1
enthaltenden Vesikel wurden mit Glas-Abdeckscheiben oder Kunststoff-Kulturvertiefungen
fusioniert, um den Nachweis von Zellen, die an das Protein binden,
zu ermöglichen.
-
Herstellung
von Planaren Membranen und kunststoffgebundenen Vesikeln
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Vesikel wurden gemäß dem Verfahren
von Gay et al. (J. Immunol., Bd. 136 (1986), S. 2026) hergestellt.
Kurz zusammengefasst, Ei-Phosphatidylcholin und -Cholesterin wurden
in Chloroform gelöst
und in einem Molverhältnis
von 7:2 vermischt. Das Lipidgemisch wurde durch Rotieren unter einem
Stickstoffgasstrom zu einer dünnen
Schicht getrocknet und sodann 1 Stunde lyophilisiert, um sämtliche
Chloroformspuren zu entfernen. Anschließend wurde die Lipidschicht
in 1% Octylglucosid/0,14 M NaCL/20 mM Tris (pH-Wert 7,2) in einer
Endkonzentration von 0,1 mM Phosphatidylcholin gelöst. Etwa
10 μg gereinigtes
ICAM-1 oder humanes Glycophorin (Sigma Chemical Co., St. Louis,
MO) als Kontroll-Membranglycoprotein wurden pro 1 ml gelöste Lipide
zugesetzt. Die Protein-Lipid-Detergens-Lösung wurde sodann bei 4°C 3-mal gegen
200 Volumenteile 20 mM Tris/0,14 M NacL, pH-Wert 7,2, und 1-mal
gegen HBSS dialysiert.
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Planare Membranen wurden gemäß dem Verfahren
von Brian et al., Proc. Natl. Acad. Sci., Bd. 81 (1984), S. 6159,
hergestellt. Glas-Abdeckstreifen (11 mm Durchmesser) wurden 15 Minuten
einer Siedebehandlung in einer 1:6-Verdünnung von 7X Detergens (Linbro)
unterzogen, über
Nacht in destilliertem Wasser gewaschen, in 70% Ethanol eingeweicht
und an der Luft getrocknet. Ein 80 μl-Tropfen der Vesikelsuspension mit einem
Gehalt an entweder ICAM-1 oder Glycophorin wurde auf den Boden von
Vertiefungen einer Clusterplatte mit 24 Vertiefungen gebracht. Die
vorbereiteten Glas-Abdeckstreifen ließ man vorsichtig darauf schwimmen.
Nach 20- bis 30-minütiger
Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Vertiefungen mit HBSS gefüllt und die
Abdeckstreifen wurden umgedreht, um die planare Membranfläche nach
oben zu bringen. Die Vertiefungen wurden sodann gründlich mit
HBSS gewaschen, um nicht-gebundene Vesikel zu entfernen. Die planare
Membranoberfläche
wurde dabei nie der Luft ausgesetzt.
-
Im Lauf der Versuche mit einer an
Glasoberflächen
fusionierten planaren Membran wurde festgestellt, dass Vesikel mit
einem Gehalt an ICAM-1 direkt an die Kunststoffoberfläche der
Gewebekulturplatten mit zahlreichen Vertiefungen binden und ihre
funktionelle Aktivität
behalten, wie sich durch die spezifische Zellbindung zeigt. Derartige
Vesikel werden nachstehend als "kunststoffgebundene
Vesikel" (PBV) bezeichnet,
da die Natur der an den Kunststoff gebundenen Lipidvesikel nicht
bestimmt worden ist. Kunststoffgebundene Vesikel wurden durch Zugabe
von 30 μl
Vesikelsuspension direkt auf den Boden von Vertiefungen in Gewebekulturplatten
mit 96 Vertiefungen (Falcon), anschließendes Inkubieren und Waschen
gemäß den Angaben
für planare
Membranen hergestellt.
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Zellhaftungstests
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Zellhaftungstests unter Verwendung
von planaren Membranen oder kunststoffgebundenen Vesikeln wurden
im wesentlichen auf die gleiche Weise durchgeführt, mit der Ausnahme, dass
die Zellanzahl und die Volumina für die PBV-Tests auf 1/5 der Werte bei den planaren
Membrantests verringert wurden.
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T-Lymphozyten von normalen Kontrollen
und einem Patienten mit Leukozyten-Adhäsionsdefizit
(LAD), dessen Zellen nicht LFA-1 exprimieren können (D. C. Anderson et al.,
J. Infect. Dis., Bd. 152 (1985), S. 668) wurden präpariert,
indem man periphere mononukleare Blutzellen mit 1 μg/ml Concanavalin-A
(Con-A) in RMPI-1640
plus 20% FCS bei 5 × 105 Zellen/ml 3 Tage züchtete. Die Zellen wurden sodann
2-mal mit RPMI und 1-mal mit 5 mM Methyl-alpha-D-Mannopyranosid
gewaschen, um restliches Lectin von der Zelloberfläche zu entfernen.
Anschließend
wurden die Zellen in RPMI/20% FCS mit einem Gehalt an 1 ng/ml rekombinantem IL-2
gezüchtet
und 10 bis 22 Tage nach Züchtungsbeginn
verwendet.
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Um eine Zellbindung an planare Membranen
oder PBV festzustellen, wurden Con-A-Blasten, das T-Lymphom SKW-3
und die EBV-transformierten B-Lymphoblastoid-Zelllinien
JY (LFA-1-positiv) und die LFA-1-defizitäre Lymphoblastoid-Zelllinie
(BBN), abgeleitet von Patient 1, (T. A. Springer et al., J. Exper.
Med., Bd. 160 (1986), S. 1901–1918)
radioaktiv markiert, indem man 1 × 107 Zellen
in 1 ml RMPI-1640/10% FCS mit 100 μCi Na51CrO4 1 Stunde bei 37°C inkubierte, wonach sich 4
Waschvorgänge
mit RMPI-1640 anschlossen, um nicht-eingebaute Markierung zu entfernen.
Bei Blockierungsversuchen mit monoklonalem Antikörper wurden Zellen oder kunststoffgebundene
Vesikel mit 20 μg/ml
gereinigtem Antikörper
30 Minuten in RMPI-1640/10% FCS bei 4°C vorbehandelt, wonach sich
4 Waschvorgänge
zur Entfernung von nicht-gebundenem Antikörper anschlossen. Bei Versuchen über die
Einflüsse
von zweiwertigen Kationen auf die Zellbindung wurden die Zellen
1-mal mit Ca2+, Mg2+-freiem
HBSS plus 10% dialysiertes FCS gewaschen. CaCl2 und
MgCl2 wurden in den angegebenen Konzentrationen
zugesetzt. Bei sämtlichen
Versuchen wurden Zellen und planare Membranen oder PBV vorher bei
der entsprechenden Temperatur (4°C,
22°C oder
37°C) im
entsprechenden Testpuffer voräqulibriert.
-
Zur Messung der Zellbindung an gereinigtem
ICAM-1 wurden mit 51Cr-markierte Zellen (5 × 105 EBV-Transformanten
in planaren Membrantests; 1 × 105 EBV-Transformanten oder SKW-3-Zellen, 2
x 105 Con-A-Blasten bei PBV-Tests) 2 Minuten
mit 25 × g
auf planare Membranen oder PBV zentrifugiert, wonach sich eine 1-stündige Inkubation
bei 4°C,
22°C oder
37°C anschloss.
Nach der Inkubation wurden nicht-gebundene Zellen durch 8 Zyklen
unter Auffüllen
und Absaugen von Puffer, der auf die entsprechende Temperatur voräquilibriert
worden war, entfernt. Gebundene Zellen wurden quantitativ durch
Auflösen
der Inhalte von Vertiefungen mit 0,1 N NaOH/1% Triton X-100 und
Zählen
in einem gamma-Zählgerät bestimmt.
Die prozentuale Zellbindung wurde ermittelt, indem man den cpm-Wert
von gebundenen Zellen durch den eingesetzten zellassoziierten cpm-Wert
dividierte. Bei planaren Membrantests wurde der eingesetzte cpm-Wert
auf das Verhältnis der
Oberfläche
von Abdeckstreifen im Vergleich zur Oberfläche der Kulturvertiefungen
korrigiert.
-
Bei diesen Tests gingen EBV-transformierte
B-Lymphoblastoidzellen, SKW-3-T-Lymphomzellen
und Con-A-T-Lymphoblasten eine spezifische Bindung an ICAM-1 in
künstlichen
Membranen ein (11 und 12). Die Bindung war spezifisch,
da die Zellen nur sehr schlecht an planare Kontrollmembranen oder
Vesikel mit einem Gehalt an äquivalenten
Mengen eines anderen humanen Zelloberflächen-Glycoproteins, nämlich Glycophorin, banden.
Ferner gingen LFA-1-positive EBV-Transformanten
und Con-A-Blasten eine Bindung ein, während ihre LFA-1-negativen
Gegenstücke
nicht zur Bindung in erheblichem Ausmaß befähigt waren, was belegt, dass
die Bindung von der Gegenwart von LFA-1 an den Zellen abhängig ist.
-
Sowohl die Spezifität der Zellbindung
als auch die Abhängigkeit
von zellulärem
LFA-1 wurde bei monoklonalen Antikörper-Blockierversuchen bestätigt (13). Die Bindung von JY-Zellen
konnte um 97% gehemmt werden, wenn ICAM-1 enthaltende PBV mit monoklonalem
anti-ICAM-1-Antikörper
RR1/1 vorbehandelt wurden. Eine Vorbehandlung der Zellen mit dem
gleichen Antikörper
hatte nur einen geringen Einfluss. Umgekehrt hemmte der monoklonale
anti-LFA-1-Antikörper
TS1/18 die Bindung um 96%, jedoch nur wenn die Zellen, aber nicht
die PBV vorbehandelt worden waren. Ein Kontrollantikörper TS2/9,
der mit LFA-3 (einem unterschiedlichen Lymphozyten-Oberflächenantigen)
reaktiv war, hatte keine signifikante Hemmwirkung, wenn Zellen oder
PBV vorbehandelt wurden. Dieser Versuch belegt, dass ICAM-1 selbst
in den künstlichen
Membranen und nicht irgendwelche untergeordneten Verunreinigungen
die beobachtete zelluläre
Haftung vermittelt und dass die Haftung von LFA-1 von der bindenden
Zelle abhängig
ist.
-
Die Bindung von Zellen an ICAM-1
in künstlichen
Membranen wies ferner zwei weitere charakteristische Eigenschaften
des LFA-1-abhängigen
Haftungssystems auf: Temperaturabhängigkeit und Bedarf an zweiwertigen
Kationen. Wie in 14 gezeigt
ist, banden Con-A-Blasten an ICAM-1 in PBV in besonders wirksamer
Weise bei 37°C,
teilweise bei 22°C
und sehr schlecht bei 4°C.
Wie in 15 gezeigt ist,
war die Bindung vollständig
von der Anwesenheit von zweiwertigen Kationen abhängig. Bei
physiologischen Konzentrationen reichte Mg2+ allein
für eine
maximale Zellbindung aus, während
Ca2+ allein nur sehr geringe Bindungsgrade bewirkte.
Jedoch verhielt sich Mg2+ bei einem Zehntel
der normalen Konzentration unter Kombination mit Ca2+ synergistisch
und rief eine maximale Bindung hervor.
-
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass
die Spezifität
der Zellbindung an gereinigtes ICAM-1, das künstlichen Membranen einverleibt
ist, die spezifische Hemmung mit monoklonalen Antikörpern und
die Erfordernisse in Bezug auf Temperatur und zweiwertige Kationen
belegen, dass ICAM-1 einen spezifischen Liganden für das LFA-1-abhängige Haftungssystem
darstellt.
-
Beispiel 22
-
Expression von ICAM-1
und HLA-DR bei allergischen und toxischen Pflastertestreaktionen
-
Hautbiopsien von 5 normalen Personen
wurden auf ihre Expression von ICAM-1 und HLA-DR untersucht. Es wurde festgestellt,
dass zwar die Endothelzellen in einigen Blutgefäßen üblicherweise ICAM-1 exprimierten,
dass aber kein ICAM-1 an Keratinozyten von normaler Haut exprimiert
wurde. Es wurde keine Färbung
auf HLA-DR an einem Keratinozyten von normalen Hautbiopsien beobachtet.
Die Kinetik der Expression von ICAM-1 und der Klasse II-Antigene
wurde sodann an Zellen in Biopsien von allergischen und toxischen Hautläsionen untersucht.
Es wurde festgestellt, dass die Hälfte der 6 untersuchten Personen
Keratinozyten aufwiesen, die ICAM-1 4 Stunden nach Auftragen des
Haptens exprimierten (Tabelle 10). Es gab einen Anstieg des prozentualen
Anteils von Personen, die ICAM-1 im Laufe der Zeit bei Belastung
mit dem Hapten an ihren Keratinozyten exprimierten, sowie einen
Anstieg der Intensität
der Färbung
bis zu 48 Stunden, was auf eine stärkere ICAM-1-Expression pro Keratinozyt
hinweist. Tatsächlich
ergab zu diesem Zeitpunkt ein Anteil von Keratinozyten in sämtlichen
Biopsien eine positive Färbung
auf ICAM-1. Nach 72 Stunden (24 Stunden nach Entfernung des Haptens)
exprimierten 7 der 8 Personen immer noch ICAM-1 an ihren Keratinozyten,
während die
Expression von ICAM-1 bei einer Person im Zeitraum von 48 und 72
Stunden verschwand.
-
Tabelle
10
Kinetik der Induktion von ICAM-1 und HLA-DR an Keratinozyten
von allergischen Hauttestbiopsien
-
Histologisch ergab sich ein Färbemuster
für ICAM-1
an Keratinozyten aus Biopsien, die 4 Stunden nach Aufbringen des
Haptens entnommen wurden, üblicherweise
in Form von kleinen Clustern. Nach 48 Stunden wurde ICAM-1 an der
Oberfläche
des Großteils
der Keratinozyten exprimiert, wobei kein Unterschied zwischen dem
Zentrum und der Peripherie der Läsion
erkennbar war. Die Intensität der
Färbung
nahm mit Annäherung
der Keratinozyten zum Stratum corneum ab. Dies wurde bei Biopsien
festgestellt, die sowohl im Zentrum als auch an der Peripherie der
Läsionen
entnommen wurden. Ferner war zu diesem Zeitpunkt der Pflastertest
positiv (Infiltration, Erythem und Vesikel). Kein Unterschied in
der ICAM-1-Expression wurde festgestellt, wenn verschiedene Haptene
auf empfindliche Personen aufgebracht wurden. Zusätzlich zu
Keratinozyten wurde ICAM-1 auch an einigen mononuklearen Zellen
und Endothelzellen an der Läsionsstelle
exprimiert.
-
Die Expression von HLA-DR an Keratinozyten
in den allergischen Hautläsionen
war weniger häufig
als die von ICAM-1. Keine der Personen wies Läsionen mit Keratinozyten auf,
die 24 Stunden nach Aufbringen des Haptens eine positive Färbung auf
HLA-DR ergaben. Tatsächlich
wiesen nur 4 Biopsieproben Keratinozyten auf, die HLA-DR exprimierten.
Keine Biopsie wies Keratinozyten auf, die positiv auf HLA-DR und
negativ auf ICAM-1 waren (Tabelle 10).
-
Im Gegensatz zur allergischen Pflastertestläsion ergab
die toxische Pflastertestläsion
bei Induktion mit Crotonöl
oder Natriumlaurylsulfat Keratinozyten, die zu sämtlichen getesteten Zeitpunkten
nur wenig, wenn überhaupt
ICAM-1 auf ihren Oberflächen
aufwiesen (Tabelle 11). Tatsächlich
erwies sich der Zeitpunkt von 48 Stunden nach dem Aufbringen des
Pflasters als der optimale Zeitpunkt für die ICAM-1-Expression bei
den Personen mit dem allergischen Pflastertest, wobei nur eine der
14 Personen mit dem toxischen Pflastertest in ihren Läsionen Keratinozyten
aufwies, die ICAM-1 exprimierten. Ferner wurde im Gegensatz zu den
Biopsien beim allergischen Pflastertest kein HLA-DR an Keratinozyten
der Läsionen
des toxischen Pflastertests exprimiert.
-
Diese Daten zeigen, dass ICAM-1 bei
Entzündungen
auf Immunbasis und nicht bei Entzündungen auf toxischer Basis
exprimiert wird. Somit kann die Expression von ICAM-1 dazu herangezogen
werden, zwischen Entzündungen
auf immunologischer Basis und Entzündungen auf toxischer Basis
zu unterscheiden, z. B. bei akutem Nierenversagen bei Personen mit
Nierentransplantation, wo die Feststellung schwierig ist, ob das
Versagen auf eine Abstoßung
oder auf eine Nephrotoxizität
des immunosuppressiven therapeutischen Mittels zurückzuführen ist.
Eine renale Biopsie und Bestimmung der Hochregelung der ICAM-1-Expression
ermöglicht eine
Differenzierung zwischen Abstoßungen
auf immunologischer Basis und Toxizitätsreaktionen auf nicht-immunologischer
Basis.
-
Tabelle
11
Kinetik der Induktion von ICAM-1 und HLA-DR an Keratinozyten
von Biopsien des toxischen Pflastertests
-
Beispiel 23
-
Expression von ICAM-1
und HLA-DR bei gutartigen Hauterkrankungen
-
Zellen von Hautbiopsien von Läsionen von
Patienten mit verschiedenen Typen entzündlicher Hauterkrankungen wurden
auf die Expression von ICAM-1 und HLA-DR untersucht. Ein Teil von Keratinozyten
in Biopsien von allergischem Kontaktekzem, Pemphigoid/Pemphigus
und Lichen planus exprimierten ICAM-1. Lichen planus-Biopsien zeigten
die intensivste Färbung
mit einem ähnlichen
oder noch stärkeren
Muster, als es bei allergischen Pflastertestbiopsien nach 48 Stunden
zu erkennen ist (Tabelle 12). Übereinstimmend
mit den Ergebnissen beim allergischen Pflastertest war die intensivste
ICAM-1-Färbung
an Stellen einer schweren mononuklearen Zellinfiltration erkennbar.
Ferner waren 8 von 11 der getesteten Lichen planus-Biopsien positiv
auf eine HLA-DR-Expression an Keratinozyten.
-
Die Expression von ICAM-1 an Keratinozyten
von Hautbiopsien von Patienten mit Exanthem und Nesselsucht war
weniger stark ausgeprägt.
Nur 4 der 7 getesteten Patienten mit diesen Krankheiten wiesen Keratinozyten
auf, die ICAM-1 an der Läsionsstelle
exprimierten. Eine HLA-DR-Expression wurde nur bei einem Patienten
festgestellt und dies in Verbindung mit ICAM-1.
-
Endothelzellen und ein Teil des mononuklearen
Zellinfiltrats von sämtlichen
getesteten gutartigen entzündlichen
Hauterkrankungen exprimierten ICAM-1 in unterschiedlichem Ausmaß.
-
Tabelle
12
Expression von ICAM-1 und HLA-DR an Keratinozyten von gutartigen
Hautkrankheiten
-
Beispiel 24
-
Expression von ICAM-1 an Keratinozyten
von psoriatischen Hautläsionen
Die Expression von ICAM-1 in Hautbiopsien von 5 Patienten mit Psoriasis
wurde vor Behandlungsbeginn und periodisch im Verlauf einer PUVA-Behandlung
untersucht. Biopsien wurden von 5 Patienten mit klassischer Psoriasis,
die histologisch bestätigt
war, erhalten. Die Biopsien wurden vor der PUVA-Behandlung und anschließend zu
den angegebenen Zeitpunkten entnommen. PUVA wurde 3- bis 4-mal wöchentlich
gegeben. Biopsien wurden am Rand der psoriatischen Plaques bei 5
Patienten entnommen. Ferner wurden Biopsien von klinisch normaler
Haut bei 4 der Patienten entnommen.
-
Frische Hautbiopsieproben wurden
eingefroren und in flüssigem
Stickstoff gelagert. 6 Mikron-Kryostatschnitte wurden über Nacht
bei Raumtemperatur an der Luft getrocknet, 10 Minuten in Aceton
fixiert und entweder sofort gefärbt
oder in Aluminiumfolie eingewickelt und bis zur Färbung bei –80°C gelagert.
-
Die Färbung wurde folgendermaßen durchgeführt: Schnitte
wurden mit monoklonalen Antikörpern
inkubiert und durch ein dreistufiges Immunoperoxidase-Verfahren gefärbt (H.
Stein et al., Adv. Cancer Res., Bd. 42 (1984), S. 67–147), wobei
Diaminobenzidin·H2O2 als Substrat
verwendet wurde. Tonsillen und Lymphknoten wurden als positive Kontrolle
für die
anti-ICAM-1 und HLA-DR-Färbung
verwendet. Gewebe, das in Abwesenheit von primärem Antikörper eine Färbung ergab, wurde als negative
Kontrolle verwendet.
-
Die monoklonalen Antikörper gegen
HLA-DR wurden von der Fa. Becton Dickinson (Mountainview, Kalifornien)
bezogen. Beim monoklonalen anti-ICAM-1-Antikörper handelte es sich um R6-5-D6.
Peroxidase-konjugiertes Kaninchen-anti-Maus-Ig und Peroxidase-konjugiertes
Schweine-anti-Kaninchen-Ig wurden von der Fa. DAKAPATTS, Kopenhagen,
Dänemark,
bezogen. Diaminobenzidintetrahydrochlorid wurde von der Fa. Sigma
(St. Louis, Mo) bezogen.
-
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen,
dass die Endothelzellen in einigen Blutgefäßen ICAM-1 sowohl in erkrankter
als auch in normaler Haut exprimieren, wobei die Intensität der Färbung und
die Anzahl der Blutgefäße, die
ICAM-1 exprimieren, in den psoriatischen Hautläsionen erhöht sind. Außerdem variierte das Expressionsmuster
von ICAM-1 in Keratinozyten von unbehandelten psoriatischen Hautläsionen der
5 Patienten nur geringfügig
von kleinen Clustern von sich färbenden
Zellen zu zahlreichen gefärbten
Keratinozyten. Im Verlauf der PUVA-Behandlung zeigte die ICAM-1-Expression
bei 2 der Patienten (Patienten 2 und 3) eine ausgeprägte Verringerung,
wobei eine klinische Remission vorausging oder gleichzeitig eintrat
(Tabelle 13). Die Patienten 1, 4 und 5 zeigten Verringerungen und
Erhöhungen
der ICAM-1-Expression während
der PUVA-Behandlung unter korrelierenden klinischen Remissionen
bzw. Rückfällen. Es
gab keine ICAM-1-Expression
an Keratinozyten von normaler Haut vor oder nach PUVA-Behandlung.
Dies zeigt, dass PUVA ICAM-1 an Keratinozyten aus normaler Haut
nicht induziert.
-
Bemerkenswert war die Feststellung,
dass die Dichte des mononuklearen Zellinfiltrats mit dem Betrag der
ICAM-1-Expression an Keratinozyten korrelierte. Dies galt sowohl
für eine
verringerte Anzahl an mononuklearen Zellen in Läsionen während der PUVA-Behandlung,
wenn auch die ICAM-1-Expression verschwand, als auch für eine erhöhte Anzahl
an mononuklearen Zellen während
der PUVA-Behandlung,
wenn die ICAM-1-Expression an Keratinozyten ausgeprägter war.
Endothelzellen und dermale mononukleare Zellen waren ebenfalls ICAM-1-positiv.
Bei klinisch normaler Haut war die ICAM-1-Expression auf Endothelzellen
ohne Markierung von Keratinozyten beschränkt.
-
Die Expression von HLA-DR an Keratinozyten
war variabel. Es gab keine HLA-DR-positive
Biopsie, die nicht auch ICAM-1-positiv war.
-
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass
diese Ergebnisse belegen, dass vor der Behandlung die ICAM-1-Expression
an den Keratinozyten ausgeprägt
ist und mit einem dichten mononuklearen zellulären Infiltrat korreliert. Während der
PUVA-Behandlung
ist eine ausgeprägte
Abnahme der ICAM-1-Färbung
parallel zur klinischen Besserung erkennbar. Histologisch verringerte
sich auch das dermale Infiltrat. Wenn ein klinischer Rückfall während der
Behandlung auftrat, war die Expression von ICAM-1 an den Keratinozyten
erhöht, wie
auch die Dichte des dermalen Infiltrats. Wenn während der Behandlung eine klinische
Remission erkennbar war, trat eine gleichzeitige Verringerung der
ICAM-1-Färbung
an den Keratinozyten sowie eine Verringerung des dermalen Infiltrats
auf. Somit entsprach die Expression von ICAM-1 an Keratinozyten
der Dichte des mononuklearen zellulären Infiltrats der Dermis.
Diese Daten zeigen, dass die klinische Reaktion auf eine PUVA-Behandlung
zu einer ausgeprägten
Verringerung der ICAM-1-Expression an Keratinozyten parallel zu
einem mäßigeren
Abfall der mononuklearen Zellen führte. Dies zeigt, dass die
ICAM-1-Expression an Keratinozyten für das Entstehen und die Aufrechterhaltung
des dermalen Infiltrats verantwortlich ist und dass eine PUVA-Behandlung
ICAM-1 herunterreguliert, was wiederum das dermale Infiltrat und
die entzündliche
Reaktion abschwächt.
Die Daten zeigen ferner, dass während
der PUVA-Behandlung an Keratinozyten eine variable HLA-DR-Expression
stattfand.
-
Die Expression von ICAM-1 an Keratinozyten
von psoriatischen Läsionen
korreliert mit der klinischen Schwere der Läsion sowie mit der Größe des dermalen
Infiltrats. Somit spielt ICAM-1 eine zentrale Rolle bei Psoriasis
und eine Hemmung seiner Expression und/oder eine Hemmung seiner
Wechselwirkung mit dem CD 18-Komplex
an mononuklearen Zellen stellt eine wirksame Behandlung der Krankheit
dar. Ferner stellt eine Überwachung
der ICAM-1-Expression an Keratinozyten ein wirksames Werkzeug für die Diagnose
und Prognose sowie bei der Bewertung des Therapieverlaufs bei Psoriasis
dar.
-
Tabelle
13
Sequenzielle ICAM-1-Expression durch Keratinozyten in psoriatischen
Hautläsionen
(PS) und klinisch normaler Haut (N) vor und nach PUVA-Behandlung
Patient
Nr
-
Beispiel 25
-
Expression von ICAM-1
und HLA-DR bei malignen Hauterkrankungen
-
Im Gegensatz zu Läsionen von gutartigen Hautzuständen war
die Expression von ICAM-1 an Keratinozyten von malignen Hautläsionen wesentlich
stärker
variabel (Tabelle 14). Von den 23 untersuchten T-Zelllymphomen wurden
nur in 14 Fällen
ICAM-1-positive Keratinozyten identifiziert. Es gab eine Tendenz
bei Keratinozyten aus Biopsien von Mycosis fungoides-Läsionen zum
Verlust ihrer ICAM-1-Expression bei Fortschreiten der Krankheit
zu späteren
Stadien. Jedoch wurde eine ICAM-1-Expression an einem variierenden Anteil
des mononuklearen Zellinfiltrats an den meisten der kutanen T-Zelllymphon-Läsionen beobachtet.
Unter den restlichen untersuchten Lymphomen wiesen 4 von 8 Keratinozyten
auf, die ICAM-1 exprimierten. Von den untersuchten 29 Patienten
mit malignen Hauterkrankungen wiesen 5 Keratinozyten auf, die HLA-DR
ohne Expression von ICAM-1 exprimierten (Tabelle 14).
-
Tabelle
14
Expression von ICAM-1 und HLA-DR an Keratinozyten von malignen
Hautkrankheiten
-
Beispiel 26
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Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörpern auf
die Proliferation von humanen peripheren mononuklearen Blutzellen
-
Humane periphere mononukleare Blutzellen
werden induziert, um das Vorliegen und die Erkennung von Antigenen
oder Mitogenen zu fördern.
Bestimmte Moleküle,
wie das Mitogen Concanavalin A oder der T-Zellen bindende Antikörper OKT3,
verursachen eine nicht spezifische Proliferation von peripheren
mononuklearen Blutzellen.
-
Humane periphere mononukleare Blutzellen
sind insofern heterogen, als sie aus Subpopulationen von Zellen
zusammengesetzt sind, die zur Erkennung von spezifischen Antigenen
befähigt
sind. Wenn eine periphere mononukleare Blutzelle, die zur Erkennung
eines speziellen Antigens befähigt
ist, auf dieses Antigen trifft, wird die Proliferation dieser Subpopulation
von mononuklearen Zellen induziert. Tetanus-Toxoid und Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin
sind Beispiele für
Antigene, die durch Subpopulationen von peripheren mononuklearen
Zellen erkannt werden, jedoch nicht durch sämtliche peripheren mononuklearen
Zellen von sensibilisierten Personen erkannt werden.
-
Die Fähigkeit des monoklonalen anti-ICAM-1-Antikörpers R6-5-D6
zur Hemmung der proliferativen Reaktionen auf humane periphere mononukleare
Blutzellen in Systemen, die eine Zell-Zell-Haftung benötigen, wurde
getestet.
-
Periphere mononukleare Blutzellen
wurden an Ficoll-Paque (Pharmacia)-Gradienten gemäß den Anweisungen des Herstellers
gereinigt. Im Anschluss an die Gewinnung der Grenzfläche wurden
die Zellen 3-mal mit RMPI-1640-Medium gewaschen und in flachbödigen Mikrotiterplatten
mit 96 Vertiefungen in einer Konzentration von 106 Zellen/ml
in RMPI-1640-Medium, das mit 10% fötalem Kälberserum, 2 mM Glutamin und
Gentamicin (50 μg/ml)
ergänzt
war, gezüchtet.
-
Antigen, das T-Zell-Mitogen Concanavalin
A (0,25 μg/ml);
der T-Zellen bindende Antikörper
OKT3 (0,001 μg/ml)M
Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin (10 g/ml); oder Tetanus-Toxoid
(1:100-Verdünnung
der Quelle) wurden zu Zellen gegeben, die auf die vorstehend beschriebene
Weise entweder in Gegenwart oder Abwesenheit von anti-ICAM-1-Antikörper (R6-5-D6,
Endkonzentration 5 g/ml) gezüchtet
wurden. Die Zellen wurden 3,5 Tage (Versuch mit Concanavalin A),
2,5 Tage (Versuch mit OKT3) oder 5,5 Tage (Versuch mit Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin
und Versuch mit Tetanus-Toxoid) vor Beendigung des Tests gezüchtet.
-
18 Stunden vor Testende wurden die
Kulturen mit 2,5 μCi3H-Thymidin
versetzt. Die zelluläre
Proliferation wurde durch Messen des Einbaus von Thymidin in DNA
durch periphere mononukleare Blutzellen bestimmt. Eingebautes Thymidin
wurde gewonnen und in einem Flüssigszintillationszähler (Merluzzi
et al., J. Immunol., Bd. 139 (1987), S. 166–168) gezählt. Die Ergebnisse dieser
Versuche sind in 16 (Versuch
mit Concanavalin A), 17 (Versuch
mit OKT3), 18 (Versuch
mit Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin) und 19 (Versuch mit Tetanus-Toxoid) dargestellt.
-
Es wurde festgestellt, dass der anti-ICAM-1-Antikörper proliferative
Reaktionen des nicht-spezifischen T-Zellen-Mitogens ConA, des nicht-spezifischen
T-zellassoziierten
Antigens OKT3 und der spezifischen Antigene Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin und Tetanus-Toxoid
in mononuklearen Zellen hemmt.
-
Die Hemmung durch anti-ICAM-1-Antikörper war
vergleichbar mit der von anti-LFA-1-Antikörper, was darauf schließen lässt, dass
ICAM-1 einen funktionellen Liganden von LFA-1 darstellt und dass
der Antagonismus von ICAM-1 die spezifischen Reaktionen des Abwehrsystems
hemmt.
-
Beispiel 27
-
Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörper auf
die gemischte Lymphozytenreaktion
-
Wie vorstehend erörtert, ist ICAM-1 für wirksame
zelluläre
Wechselwirkungen während
einer Immunreaktion, die durch eine LFA-1-abhängige Zellhaftung vermittelt
wird, erforderlich. Die Induktion von ICAM-1 bei Immunreaktionen
oder entzündlichen
Krankheiten ermöglicht
die Wechselwirkung von Leukozyten untereinander und mit Endothelzellen.
-
Wenn Lymphozyten von zwei nicht miteinander
verwandten Personen miteinander gezüchtet werden, werden eine Blastentransformation
und Zellproliferation der Lymphozyten beobachtet. Diese Reaktion
von einer Population von Lymphozyten auf die Anwesenheit einer zweiten
Population von Lymphozyten ist als gemischte Lymphozytenreaktion
(MLR) bekannt und ist analog zur Reaktion von Lymphozyten auf die
Zugabe von Mitogenen (Immunology, The Science of Self-Nonself Discrimination,
J. Klein, John Wiley & Sons,
NY (1982), S. 453–458).
-
Es wurden Versuche durchgeführt, um
den Einfluss von monoklonalen anti-ICAM-1-Antikörpern auf die humane MLR zu
bestimmen. Diese Versuche wurden folgendermaßen durchgeführt. Peripheres
Blut wurde durch Venenpunktur von normalen gesunden Spendern gewonnen.
Das Blut wurde in heparinisierten Röhrchen gesammelt und bei Raumtemperatur
1:1 mit Puck G (GIBCO)ausgewogener Salzlösung (BSS) verdünnt. Das
Blutgemisch (20 ml) wurde über
15 ml eines Ficoll/Hypaque-Dichtegradienten (Pharmacia, Dichte =
1,078, Raumtemperatur) geschichtet und 20 Minuten mit 1000 g × zentrifugiert.
Die Grenzfläche
wurde sodann gewonnen und 3-mal in Puck G gewaschen. Die Zellen
wurden in einem Hämozytometer
gezählt
und in RMPI-1640-Kulturmedium (GIBCO) mit einem Gehalt an 0,5% Gentamicin,
1 mM L-Glutamin (GIBCO) und 5 wärmeinaktivierten
(56°C, 30
min) humanen AB-Seren (Flow Laboratories) (nachstehend als RPMI-Kulturmedium bezeichnet)
resuspendiert.
-
Bei diesen Versuchen wurde Mäuse-anti-ICAM-1
(R6-5-D6) verwendet. Sämtliche
monoklonalen Antikörper
(präpariert
aus Aszites von der Fa. Jackson Immunoresearch Laboratories, Boston,
MA) wurden als gereinigte Ig-Präparate
verwendet.
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Periphere mononukleare Blutzellen
(PBMC) wurden im Medium mit 6,25 × 105 Zellen/ml
in Linbro-Rundboden-Mikrotiterplatten (#76-013-05) gezüchtet. Stimulatorzellen
eines getrennten Spenders wurden mit 1000 R bestrahlt und in der gleichen
Konzentration mit den Responderzellen gezüchtet. Das Gesamtvolumen pro
Kultur betrug 0,2 ml. Kontrollen umfassten Responderzellen allein
sowie Stimulatorzellen allein. Die Kulturplatten wurden bei 37°C 5 Tage
in einer befeuchteten Luftatmosphäre mit einem Gehalt an 5% CO2 inkubiert. Die Vertiefungen wurden mit
0,5 μCi
tritiertem Thymidin (3HT) (New England Nuclear)
für die
mindestens 18-stündige
Kultur gepulst. In einigen Fällen
wurde eine Zweiweg-MLR
durchgeführt.
Die Vorgehensweise war die gleiche, mit der Ausnahme, dass die Zellen
des zweiten Spenders nicht durch Bestrahlung inaktiviert wurden.
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Die Zellen wurden an Glasfaserfiltern
unter Verwendung eines automatisierten Mehrfachproben-Erntegeräts (Skatron,
Norwegen) geerntet und mit Wasser und Methanol gespült. Die
Filter wurden im Trockenschrank getrocknet und in Aquasol in einem
Flüssigszintillationszähler der
Fa. Beckman (LS-3801) gezählt. Die
Ergebnisse sind als durchschnittliche CPM-Werte ± Standardfehler von 6 Einzelkulturen
angegeben.
-
Tabelle 15 zeigt, dass gereinigte,
monoklonale anti-ICAM-1-Antikörper
die MLR in dosisabhängiger Weise
hemmten, wobei eine signifikante Suppression bei 20 ng/ml auftrat.
Gereinigtes Mäuse-IgG
wies eine geringe oder gar keine suppressive Wirkung auf. Die Suppression
der MLR durch den monoklonalen anti-ICAM-1-Antikörper erfolgt, wenn der Antikörper innerhalb
der ersten 24 Stunden der Züchtung
zugesetzt wird (Tabelle 16).
-
Tabelle
15
Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörper auf die Einweg-Lymphozytenreaktion
-
Tabelle
16
Zeitpunkt der Zugabe von anti-ICAM-1
-
Zusammengefasst lässt sich
feststellen, dass die Fähigkeit
des Antikörpers
gegen ICAM-1 zur Hemmung der MLR zeigt, dass monoklonale ICAM-1-Antikörper von
therapeutischem Wert bei akuten Transplantatabstoßungen sind.
Monoklonale ICAM-1-Antikörper
sind auch von therapeutischem Wert bei verwandten, immunologisch
vermittelten Störungen,
die von LFA-1/ICAM-1-regulierten Zell-Zell-Wechselwirkungen abhängen.
-
Die hier beschriebenen Versuche zeigen,
dass die Zugabe von monoklonalen Antikörpern zu ICAM-1 die gemischte
Lymphozytenreaktion (MLR) hemmt, wenn die Zugabe während der
ersten 24 Stunden der Reaktion erfolgt. Ferner wird ICAM-1 an humanen
peripheren Blutmonozyten während
der in vitro-Züchtung hochgeregelt.
Außerdem
wurde festgestellt, dass ICAM-1 an humanen ruhenden peripheren Blutlymphozyten oder
Monozyten nicht exprimiert wird. ICAM-1 wird an den Monozyten von
gezüchteten
Zellen allein oder von Zellen, die zusammen mit nichtverwandten
Spenderzellen in einer gemischten Lymphozytenreaktion gezüchtet werden,
unter Anwendung herkömmlicher
fließzytometrischer
Analysen hochgeregelt. Diese Hochregelung von ICAM-1 an Monozyten
kann als ein Indikator für
Entzündungen
herangezogen werden, insbesondere wenn ICAM-1 an frischen Monozyten
von Personen mit akuter oder chronischer Entzündung exprimiert wird.
-
Die Spezifität von ICAM-1 in Bezug auf aktivierte
Monozyten und die Fähigkeit
des Antikörpers
gegen ICAM-1 zur Hemmung einer MLR lassen darauf schließen, dass
monoklonale ICAM-1-Antikörper
von diagnostischem und therapeutischem Wert bei akuten Transplantatabstoßungen und
verwandten, immunologisch vermittelten Störungen, die Zell-Zell-Wechselwirkungen
erfordern, sind.
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Beispiel 28
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Synergistische Wirkung
der gemeinsamen Verabreichung von anti-ICAM-1- und anti-LFA-1-Antikörpern
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Wie in Beispiel 27 gezeigt, wird
die MLR durch anti-ICAM-1-Antikörper
gehemmt. Die MLR kann auch durch den anti-LFA-1-Antikörper gehemmt
werden. Um festzustellen, ob die kombinierte Verabreichung von anti-ICAM-1-
und anti-LFA-1-Antikörpern eine
verstärkte
oder synergistische Wirkung besitzt, wurde ein MLR-Test (durchgeführt gemäß Beispiel
27) in Gegenwart verschiedener Konzentrationen der beiden Antikörper durchgeführt.
-
Dieser MLR-Test ergab, dass die Kombination
von anti-ICAM-1 und anti-LFA-1 bei Konzentrationen, bei denen keiner
der Antikörper
allein die MLR drastisch hemmt, eine signifikant stärkere Hemmung
der MLR-Reaktion bewirkt (Tabelle 17). Dieses Ergebnis zeigt, dass
Therapien, bei denen zusätzlich
die Verabreichung von anti-ICAM-1-Antikörper (oder von Fragmenten davon)
und von anti-LFA-1-Antikörper
(oder von Fragmenten davon) die Fähigkeit besitzen, eine verbesserte
entzündungshemmende
Therapie zu erreichen. Eine derartig verbesserte Therapie erlaubt
die Verabreichung geringerer Dosen von Antikörper, als sie ansonsten therapeutisch
wirksam wären,
und ist in Fällen,
wo hohe Konzentrationen an einzelnen Antikörpern eine antiidiotypische
Reaktion herbeiführen,
von Bedeutung.
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Tabelle
17
Einfluss verschiedener Dosen von anti-ICAM-1 und (R3.1)
anti-LFA-1 auf die gemischte Lymphozytenreaktion
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Beispiel 29
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Additive Wirkungen der
kombinierten Verabreichung von suboptimalen Dosen an anti-ICAM-1
und anderen immunosuppressiven Mitteln auf die MLR
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Wie in Beispiel 28 gezeigt, wird
die MLR durch Kombinationen von anti-ICAM-1- und anti-LFA-1-Antikörpern gehemmt.
Um festzustellen, ob die kombinierte Verabreichung von anti-ICAM-1
und anderen immunosuppressiven Mitteln (wie Dexamethason, Azathioprin,
Cyclosporin A oder Steroiden (z. B. Prednison und dergl.)) ebenfalls
eine verstärkte
Wirkung besitzt, wurden MLR-Tests unter Verwendung suboptimaler
Konzentrationen (d. h. Konzentrationen, die unter der optimalen
Konzentration liegen, mit der die Person mit dem Mittel allein versorgt
wird) von R6-5-D6 in Verbindung mit anderen immunosuppressiven Mitteln
gemäß der Vorgehensweise
von Beispiel 27 durchgeführt.
-
Die Daten zeigen, dass die Hemmwirkungen
von R6-5-D6 mindestens additiv zu den Hemmwirkungen von suboptimalen
Dosen von Dexamethason (Tabelle 18), Azathioprin (Tabelle 19) und
Cyclosporin A (Tabelle 20) sind. Dies lässt darauf schließen, dass
anti-ICAM-1-Antikörper
eine Senkung der erforderlichen Dosen von bekannten immunosuppressiven
Mitteln bewirken können,
wodurch deren toxische Nebenwirkungen vermindert werden. Bei Verwendung
eines anti-ICAM-1-Antikörpers
(oder eines Fragments davon) zur Erzielung einer derartigen Immunosuppression
ist es möglich,
die Verabreichung des Antikörpers
(oder eines Fragments davon) mit entweder einem einzelnen zusätzlichen
immunosuppressiven Mittel oder mit einer Kombination von mehr als
einem zusätzlichen
immunosuppressiven Mittel zu kombinieren.
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Tabelle
18
Einfluss von anti-ICAM-1- und Dexamethason auf die humane
MLR
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Tabelle
19
Einfluss von anti-ICAM-1- und Azathioprin auf die humane
MLR
-
Tabelle
20
Einfluss von anti-ICAM-1- und Cyclospprin A auf die humane
MLR
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Beispiel 30
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Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörper auf
die Unterdrückung
der Abstoßung
von transplantierten, allogenen Organen
-
Um den Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörper bei
der Unterdrückung
der Abstoßung
eines allogenen transplantierten Organs zu zeigen, erhielten Cynomolgus-Affen
eine Transplantation von allogenen Nieren gemäß dem Verfahren von Cosimi
et al. (Transplant. Proc., Bd. 13 (1981), S. 499–503) mit der Modifikation,
dass Valium und Ketamin als Anästhetika
verwendet wurden.
-
Dabei wurde die Nierentransplantation
im wesentlichen auf die folgende Weise durchgeführt. Heterotrope renale Allotransplantationen
wurden in Cynomolgus-Affen mit einem Gewicht von 3–5 kg im
wesentlichen gemäß den Angaben
von Marquet (Marquet et al., Medical Primatology, Teil II, Basel,
Karger, (1972), S. 125) nach Induktion einer Anästhesie mit Valium und Ketamin
durchgeführt.
End-Seite-Anastomosen
von renalen Spendergefäßen auf
einem Flecken von Aorta oder Vena cava wurden unter Verwendung einer
7-0-Prolene-Naht aufgebaut. Der Spender-Ureter wurde "gespatelt" und in die Blase auf extravesikalem
Wege implantiert (Y. Taguchi et al., in Dausset et al., (Hrsg.),
Advances in Transplantation, Baltimore, Williams & Wilkins, (1968),
S. 393). Die Nierenfunktion wurde wöchentlich oder im Abstand von
2 Wochen durch Bestimmung von Serumkreatinin bewertet. Ferner wurden
häufige
Fremdtransplantat-Biopsien für
die histopathologische Prüfung
gewonnen und vollständige
Autopsien an sämtlichen
nicht-überlebenden
Empfängern
durchgeführt.
Bei den meisten Empfängern
wurde eine bilaterale Nephrektomie zum Zeitpunkt der Transplantation
vorgenommen. Der anschließende
urämische
Tod wurde als Endpunkt der Allotransplantat-Überlebenszeit angesehen. Bei
einigen Empfängern
wurde eine unilaterale native Nephrektomie und eine kontralaterale
ureterale Ligation zum Zeitpunkt der Transplantation vorgenommen.
Wenn die Fremdtransplantat-Abstoßung eintrat, wurde die Ligatur
am autologen Ureter entfernt, was zu einer Wiederherstellung der
normalen Nierenfunktion führte
und die Möglichkeit
eröffnete,
die immunologische Überwachung
des Empfängertiers
fortzusetzen.
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Monoklonaler Antikörper R6-5-D6
wurde 12 Tage lang täglich
verabreicht, beginnend 2 Tage vor der Transplantation und zwar in
einer Dosis von 1–2
mg/kg/Tag. Die Kreatinin-Serumspiegel wurden zur Überwachung
der Abstoßung
periodisch getestet. Der Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörper auf
die Abstoßung
der allogenen Nieren durch das Immunsystem ist in Tabelle 21 gezeigt.
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Tabelle
21
R6-5-D6-Aktivität
in Bezug auf die Verlängerung
der Überlebenszeit
des renalen Fremdtransplantats bei prophylaktischer Vorgehensweise
beim Cynomolgus-Affen
a
-
Die Ergebnisse zeigen, dass R6-5-D6
eine Verlängerung
der Lebensdauer von Affen, die allogene Nierentransplantate erhalten,
bewirkt.
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Beispiel 31
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Einfluss von anti-ICAM-1-Antikörper auf
die Unterdrückung
von akuten Abstoßungen
von transplantierten Organen
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Um zu zeigen, dass anti-ICAM-1-Antikörper in
einem akuten Modell der Transplantatabstoßung wirksam ist, wurde R6-5-D6
auch in einem therapeutischen oder akuten Nierenabstoßungsmodell
getestet. Bei diesem Modell erhielten Affen eine Nierentransplantation
(unter Anwendung der in Beispiel 30 beschriebenen Vorgehensweise)
und wurden perioperativ mit 15 mg/kg Cyclosporin A (CyA) auf intramuskulärem Wege
behandelt, bis eine stabile Nierenfunktion erreicht wurde. Die Dosis
an CyA wurde sodann im Abstand von 2 Wochen in Schritten von 2,5
mg/kg verringert, bis eine Abstoßung eintrat, wie durch einen
Anstieg der Kreatinin-Blutspiegel
erkennbar war. Zu diesem Zeitpunkt wurde R6-5-D6 10 Tage lang verabreicht.
Die Überlebensdauer
wurde überwacht.
Die Feststellung ist wichtig, dass bei dieser Vorgehensweise die
Dosis an CyA suboptimal bleibt, da sie nicht verändert wird, wenn die akute
Abstoßungsepisode
erfolgt. Bei diesem Modell überleben
historische Kontrollen (N = 5) ohne Antikörper-Behandlung 5–14 Tage
ab dem Einsetzen der Abstoßungsepisode.
Bis jetzt wurden 6 Tiere unter Verwendung von R6-5-D6 bei dieser
Vorgehensweise getestet (Tabelle 22). Zwei dieser Tiere sind noch
am Leben (M12, 31 Tage und M5, 47 Tage nach der Verabreichung von
R6-5-D6). Zwei Tiere
lebten 38 und 55 Tage nach Beginn der R6-5-D6-Therapie und zwei
Tiere starben an anderen Ursachen und nicht an der akuten Abstoßung (ein
Tier starb aufgrund von CyA-Toxizität und das andere während der
Verabreichung von R6-5-D6 unter Anästhesie). Dieses Modell kommt
der klinischen Situation näher,
bei dem man zu Beginn R6-5-D6 verwenden würde.
-
Tabelle
22
Aktivität
von R6-5-D6 auf die Verlängerung
der Überlebenszeit
von renalen Fremdtransplantaten bei therapeutischer Vorgehensweise
bei Cynomolgus-Affen
a
-
Beispiel 32
-
Genetische Konstruktion
und Expression von geschnittenen Derivaten von ICAM-1
-
Im natürlichen Zustand handelt es
sich bei ICAM-1 um ein an die Zellmembran gebundenes Protein mit
einem Gehalt an einer extrazellulären Region von 5-Immunoglobulin-artigen
Domänen,
einer Transmembrandomäne
und einer zytoplasmatischen Domäne.
Es war wünschenswert,
funktionelle Derivate von ICAM-1 zu
konstruieren, bei denen die Transmembrandomäne und/oder die zytoplasmatische
Domäne
fehlte, um somit eine lösliche,
sezernierte Form von ICAM-1 zu erzeugen. Diese funktionellen Derivate
wurden durch Oligonucleotid-gerichtete
Mutagenese des ICAM-1-Gens unter anschließender Expression in Affenzellen
nach Transfektion mit dem mutanten Gen konstruiert.
-
Mutationen im ICAM-1-Gen, die zu
Aminosäuresubstitutionen
führten,
und/oder geschnittene Derivate wurden gemäß dem Verfahren von T. Kunkel
erzeugt (Proc. Natl. Acad. Sci. (USA), Bd. 82 (1985), S. 488–492). ICAM-1-cDNA,
die gemäß den vorstehenden
Angaben hergestellt worden war, wurde mit den Restriktionsendonucleasen
SalI und KpnI verdaut. Das erhaltene 1,8 kb-DNA-Fragment wurde in den Plasmidvektor
CDM8 subkloniert (B. Seed et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA),
Bd. 84 (1987), S. 3365–3369).
Ein dut–,
ung–-Stamm von
E. coli (BW313/P3) wurde sodann mit diesem Konstrukt mit der Bezeichnung
pCD1.8C transformiert. Eine einzelsträngige, uracilhaltige Matrize
wurde aus den Transformanten durch Infektion mit der Helferphage
R408 (Stratagene®) gewonnen. Mutante ICAM-1-cDNAs
wurden sodann erzeugt, indem man eine zweite Strangsynthese einem
Priming mit einem Oligonucleotid, das nicht-passende Basen enthielt,
unterwarf und anschließend
einen ung+-Wirt (MC1061/P3) mit dem erhaltenen
Heteroduplex transformierte. Mutanten wurden durch Screening auf
neu erzeugte Endonuclease-Restriktionsstellen, die durch das mutante
Oligonucleotid erzeugt worden waren, isoliert. Das mutante ICAM-1-Protein
wurde durch Transfektion von Cos-7-Zellen mit der mutanten DNA im
eukaryontischen Expressionsvektor CDM8 unter Anwendung üblicher
DEAE-Dextran-Verfahren exprimiert (R. F. Selden et al., in: Current
Protocols in Molecular Biology, F. M. Ausubel et al., Hrsg.) (1987), S.
9.2.1–9.2.6).
-
Ein geschnittenes funktionelles Derivat
von ICAM-1, bei dem die Transmembran- und zytoplasmatische Domänen fehlten,
das aber die extrazelluläre
Region mit sämtlichen
5 immunoglobulinartigen Domänen aufwies,
wurde hergestellt. Ein mutantes Oligonucleotid mit 30 bp (CTC TCC
CCC CGG TTC TAG ATT GTC ATC ATC) wurde zur Transformation der Codons
für die
Aminosäuren
Tyrosin (Y) und Glutaminsäure
(E) an den Positionen 452 bzw. 453 in Phenylalanin (F) und ein translationales
Stoppcodon (TAG) verwendet. Die Mutante wurde aufgrund ihrer einzigen
Xbal-Restriktionsstelle isoliert und erhielt die Bezeichnung Y452E/F,TAG.
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Zur Expression des mutanten Proteins
wurden COS-Zellen mit drei mutanten Subklonen (#2, #7 und #8) transfiziert.
3 Tage nach der Transfektion mit den drei mutanten Subklonen wurden
die Kulturüberstände und
die Zelllysate durch Immunopräzipitation
mit monoklonalem anti-ICAM-1-Antikörper RR1/1 und SDS-PAGE analysiert.
ICAM-1 wurde aus den Kulturüberständen von
Zellen, die mit den mutanten Subklonen #2 und #8 transformiert worden
waren, jedoch nicht aus Detergenslysaten dieser Zellen präzipitiert.
Das Molekulargewicht des im Kulturüberstand gefundenen ICAM-1
war um etwa 6 kd, bezogen auf die Membranform von ICAM-1, verringert,
was mit der vorhergesagten Größe für die mutante
DNA übereinstimmt.
Somit wird dieses funktionelle Derivat von ICAM-1 als lösliches
Protein ausgeschieden. Im Gegensatz dazu wurde ICAM-1 aus Kontrollkultur-Überständen von
Zellen, die mit nativem ICAM-1 transfiziert worden waren, nicht
immunopräzipitiert,
was belegt, dass die Membranform von ICAM-1 nicht von COS-Zellen
abgelöst
wurde. Ferner wurde kein ICAM-1 entweder aus Kulturüberständen oder
aus Zelllysaten von negativen, scheintransfizierten Kontrollzellen
immunopräzipitiert.
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Das geschnittene ICAM-1, das aus
transfizierten Zellen sezerniert worden war, wurde durch Immunoaffinitätschromatographie
mit einem ICAM-1-spezifischen Antikörper (R6-5-D6) gereinigt und
auf seine funktionelle Aktivität
in einem Zellbindungstest getestet. Nach Reinigung in Gegenwart
des Detergens Octylglucosid wurden Präparationen mit einem Gehalt
an nativem ICAM-1 oder der geschnittenen, sezernierten Form auf eine
Endkonzentration von 0,25 Octylglucosid verdünnt (eine Konzentration unterhalb
der kritischen Mizellenkonzentration des Detergens). Man ließ diese
Präparate
von ICAM-1 eine Bindung mit den Oberflächen von Kunststoffplatten
mit 96 Vertiefungen (Nunc) eingehen, um an eine feste Phase gebundenes
ICAM-1 zu erzeugen. Nach Auswaschen von nicht-gebundenem Material
gingen etwa 75–80%
und 83–88%
der SKW3-Zellen, die LFA-1 an ihrer Oberfläche trugen, eine spezifische
Bindung mit der nativen bzw. mit der geschnittenen Form von ICAM-1
ein. Diese Daten zeigen, dass das sezernierte, geschnittene, lösliche,
funktionelle ICAM-1-Derivat sowohl die immunologische Reaktivität als auch
die Fähigkeit
zur Vermittlung der ICAM-1-abhängigen Haftung,
die für
natives ICAM-1 charakteristisch sind, behielt.
-
Ein funktionelles Derivat von ICAM-1,
dem nur die zytoplasmatische Domäne
fehlte, wurde nach ähnlichen
Verfahren hergestellt. Ein Oligonucleotid mit 25 bp (TC AGC ACG
TAC CTC TAG AAC CGC CA) wurde dazu verwendet, das Codon für die Aminosäure 476
(Y) in ein translationales TAG-Stoppcodon abzuändern. Die Mutante erhielt
die Bezeichnung Y476/TAG. Eine Immunopräzipitationsanalyse
und SDS-PAGE von Cos-Zellen, die mit der Mutante transfiziert worden
waren, ergab eine membrangebundene Form von ICAM-1, deren Molekulargewicht
etwa 3 kd unter dem Wert von nativem ICAM-1 lag. Eine indirekte
Immunofluoreszenz der mit der Mutante transformierten Cos-Zellen
ergab ein punktförmiges
Färbemuster ähnlich wie
bei nativem ICAM-1, das an LPS-stimulierten humanen Endothelzellen
exprimiert worden war. Schließlich
gingen die mit der mutanten DNA transfizierten Zellen eine spezifische
Bindung mit gereinigtem LFA-1 an Kunststoffoberflächen ein, ähnlich wie
Cos-Zellen, die mit nativer ICAM-1-DNA transfiziert worden waren
(Tabelle 23).
-
Tabelle
23
Fähigkeit
von Zellen, die ICAM-1 oder ein funktionelles Derivat von ICAM-1
exprimieren, zur Bindung von LFA-1
-
Beispiel 33
-
Kartierung von funktionellen
ICAM-1-Domänen
-
Untersuchungen an ICAM-1 ergaben,
dass das Molekül
7 Domänen
besitzt. 5 dieser Domänen
sind extrazellulär
(die Domäne
5 befindet sich am nächsten
zur Zelloberfläche
und die Domäne
1 ist von der Zelloberfläche
am weitesten entfernt). Bei einer Domäne handelt es sich um eine
Transmembrandomäne
und bei einer anderen Domäne
um eine zytoplasmatische Domäne
(d. h. sie liegt innerhalb der Zelle). Um festzustellen, welche
Domänen
zur Fähigkeit
von ICAM-1 zur Bindung an LFA-1 beitragen, können Epitop-Kartierungsuntersuchungen
herangezogen werden. Zur Durchführung
dieser Untersuchungen werden verschiedene Deletionsmutanten hergestellt
und in Bezug auf ihre Fähigkeit
zur Bindung an LFA-1 charakterisiert. Alternativ können diese
Untersuchungen unter Verwendung von anti-ICAM-1-Antikörper durchgeführt werden,
von dem bekannt ist, dass er die Fähigkeit von ICAM-1 zur Bindung
an LFA-1 beeinträchtigt.
Zu Beispielen für
derartige geeignete Antikörper
gehören:
RR1/1 (R. Rothlein et al., J. Immunol., Bd. 137 (1986), S. 1270–1274),
R6.5 (T. A. Springer et al., US-Patentanmeldung 07/250 446), LB-2
(E. A. Clark et al., in: Leukocyte Typing I (Hrsg. A. Bernhard et
al.), Springer-Verlag (1984), S. 339–346) oder CL203 (D. E. Staunton
et al., Cell, Bd. 56 (1989), S. 849–853).
-
Deletionsmutanten von ICAM-1 lassen
sich durch eine Reihe von Maßnahmen
erzeugen. Es wird jedoch bevorzugt, derartige Mutanten über eine
ortsgerichtete Mutagenese oder durch andere rekombinante Maßnahmen
(z. B. durch Konstruktion von ICAM-1, das Gensequenzen exprimiert,
bei denen Sequenzen, die für
spezielle Proteinregionen kodieren, deletiert worden sind) zu erzeugen.
Verfahren, die zur Erzeugung derartiger Mutanten geeignet sind,
sind aus dem Stand der Technik bekannt. Unter Anwendung derartiger
Verfahren wurden 3 ICAM-1-Deletionsmutanten
hergestellt. Bei der ersten Mutante fehlen die Aminosäurereste
F185 bis P284 (d. h. Deletion der Domäne 3). Bei der zweiten Mutante
fehlen die Aminosäurereste
P284 bis R451 (d. h. Deletion der Domänen 4 und 5). Bei der dritten
Mutante fehlen die Aminosäurereste
im Anschluss an Y476 (d. h. Deletion der zytoplasmatischen Domäne). Die
Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass die Domänen 1, 2
und 3 vorwiegend an ICAM-1-Wechselwirkungen mit anti-ICAM-1-Antikörper und
LFA-1 beteiligt sind.
-
Beispiel 34
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Einfluss von Mutationen
in ICAM-1 auf die LFA-1-Bindung
-
Die Fähigkeit von ICAM-1 zur Wechselwirkung
mit und Bindung an LFA-1 wird durch ICAM-1-Aminosäurereste,
die in der Domäne
1 des ICAM-1-Moleküls
vorhanden sind, vermittelt (8, 9 und 10). Derartige Wechselwirkungen werden
jedoch durch Beiträge
von Aminosäuren,
die in den Domänen
2 und 3 von ICAM-1 vorhanden sind, unterstützt. Somit befinden sich unter
den bevorzugten funktionellen Derivaten der vorliegenden Erfindung
lösliche
Fragmente des ICAM-1-Moleküls,
die die Domänen
1, 2 und 3 von ICAM-1 enthalten. Besonders bevorzugt werden lösliche Fragmente
des ICAM-1-Moleküls,
die die Domänen
1 und 2 von ICAM-1 enthalten. Insbesondere bevorzugt sind lösliche Fragmente
des ICAM-1-Moleküls,
die die Domäne
1 von ICAM-1 enthalten. Einige Aminosäurereste innerhalb der ersten
ICAM-1-Domäne
sind an der Wechselwirkung von ICAM-1 und LFA-1 beteiligt. Substitutionen
dieser Aminosäuren
durch andere Aminosäuren
verändern
die Fähigkeit
von ICAM-1 zur Bindung von LFA-1. Diese Aminosäurereste und die Substitutionen
sind in 25 dargestellt. 25 zeigt die Einflüsse derartiger
Mutationen auf die Fähigkeit
des erhaltenen mutanten ICAM-1-Moleküls zur Bindung an LFA-1. In
den 23–25 werden die Reste mit
dem Einbuchstabencode für Aminosäuren bezeichnet,
im Anschluss daran findet sich die Position des Restes im ICAM-1-Molekül. Somit bedeutet
beispielsweise "E90" den Glutaminsäurerest
in Position 90 von ICAM-1. Gleichermaßen bedeutet "E90V" das Dipeptid, das
aus dem Glutaminsäurerest
in Position 90 und dem Valinrest in Position 91 zusammengesetzt
ist. Die Substitutionssequenz ist auf der rechten Seite des Schrägstriches
("/") angegeben. Die Reste
V4, R13, Q27, Q58 und D60S61 von ICAM-1 sind an der LFA-1-Bindung
beteiligt.
-
Ein Ersatz dieser Aminosäuren veränderte das
Vermögen
von ICAM-1 zur Bindung an LFA-1. Beispielsweise führt ein
Ersatz von V4 durch G zur Bildung eines mutanten ICAM-1-Moleküls, das
weniger stark zur Bindung an LFA-1 befähigt ist (25). Ein Ersatz des Restes R13 von ICAM-1
durch E führt
zur Bildung eines mutanten Moleküls
mit einem erheblich geringeren Vermögen zur Bindung an LFA-1 (25). Ein Ersatz des Q58-Restes
von ICAM-1 durch H führt
zur Bildung eines mutanten Moleküls
mit einem im wesentlichen normalen Vermögen zur Bindung von LFA-1 (25). Ein Ersatz der D60S-Reste
von ICAM-1 durch KL führt zur
Bildung eines mutanten Moleküls,
das ein wesentlich geringeres Vermögen zur Bindung von LFA-1 aufweist
(25).
-
Glycosylierungsstellen in der zweiten
Domäne
sind ebenfalls an der LFA-1-Bindung
beteiligt (23). Ein
Ersatz von N103 durch K oder von A155N durch SV führt zur
Bildung eines mutanten ICAM-1-Moleküls, das zur Bindung von LFA-1
im wesentlichen unfähig
ist. Im Gegensatz dazu hatte ein Ersatz der Glycosylierungsstelle
N175 durch A offensichtlich keinen wesentlichen Einfluss auf das
Vermögen
des mutanten ICAM-1 zur Bindung von LFA-1.
-
Mutationen in der dritten ICAM-1-Domäne veränderten
die ICAM-1-LFA-1-Bindung
nicht merklich (24).
-
Beispiel 35
-
Multimere Formen von ICAM-1
mit erhöhter
biologischer Halbwertsaftinität
und erhöhtem
Clearance-Vermögen
-
Chimäre Moleküle werden konstruiert, bei
denen die Domänen
1 und 2 von ICAM-1 an die Gelenkregion der schweren Immunoglobulinkette
gebunden sind. Bei bevorzugten Konstrukten ist der C-Terminus der ICAM-1-Domäne 2 an
ein Segment des Gens der schweren Immunoglobulinkette unmittelbar
N-terminal zur Gelenkregion gebunden, was die durch die Gelenkregion
herbeigeführte
Segmentflexibilität
ermöglicht.
Die ICAM-1-Domänen
1 und 2 ersetzen somit das Fab-Fragment eines Antikörpers. Ein
Anbringen an schwere Ketten der IgG-Klasse und die Erzeugung von
tierischen Zellen führt
zur Bildung eines chimären
Moleküls.
Die Erzeugung von Molekülen,
die von IgA oder von IgM abgeleitete schwere Ketten enthalten, führt zur
Bildung von Molekülen
mit höherer
multimerer Beschaffenheit mit einem Gehalt an 2 bis 12 ICAM-1-Molekülen. Eine Coexpression
des J-Ketten-Gens in tierischen Zellen, die chimäre Moleküle mit ICAM-1 und der schweren
Kette bilden, ermöglicht
den einwandfreien Zusammenbau von IgA- und IgM-Multimeren, was vorwiegend
zu IgA-Molekülen
mit einem Gehalt an 4 bis 6 ICAM-1-Molekülen und im Fall von IgM zu
einem Gehalt mit etwa 10 ICAM-1-Molekülen führt. Diese chimären Moleküle können verschiedene
Vorteile aufweisen. Zunächst
besitzen Ig-Moleküle
eine lange Lebensdauer im Kreislauf und können somit die biologische
Halbwertszeit verbessern.
-
Ferner ermöglicht es die multimere Natur
dieser konstruierten Moleküle,
dass sie mit höherer
Avidität mit
Rhinovirus sowie mit Zelloberflächen-LFA-1
in Wechselwirkung treten, je nach den therapeutischen Umständen, und
somit in erheblichem Maße
die Menge an rekombinantem Protein, das zur Erzielung einer wirksamen
Dosis verabreicht werden muss, verringert. IgA und IgM stellen hochgradig
glycosylierte Moleküle
dar, die normalerweise in Sekreten an Schleimhäuten, z. B. in der Nase, vorhanden
sind. Ihre stark hydrophile Natur trägt dazu bei, Bakterien und
Viren, an die sie in der Schleimhaut binden, von einer Haftung an
Zellen und einem Durchqueren der epithelialen Zellmembransperre
abzuhalten. Somit können
sie einen erhöhten
therapeutischen Wirkungsgrad besitzen. IgM und insbesondere IgA
sind in der Schleimhautumgebung stabil und können die Stabilität der ICAM-1-Konstrukte
erhöhen.
Wenn ein derartiges funktionelles ICAM-1-Derivat in die Blutbahn
verabreicht wird, kann es ebenfalls eine Verlängerung der biologischen Halbwertszeit
bewirken. IgA fixiert Komplement nicht und erweist sich somit als
ideal für
Anwendungen, bei denen dies schädlich
sein könnte.
Wenn Chimäre
aus IgG und H-Ketten erwünscht
sind, ist es möglich,
Regionen, die an der Haftung an Komplement sowie an Wechselwirkungen
mit Fc-Rezeptoren
beteiligt sind, zu mutieren.
-
Beispiel 36
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Erzeugung von ICAM-1-Mutanten
-
Oligonucleotid-gerichtete
Mutagenese
-
Die Kodierungsregion einer ICAM-1-cDNA
in einem 1,8 kb-SalI-KpnI-Fragment wurde in den Expressionsvektor
CDMB subkloniert (B. Seed et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA),
Bd. 84 (1987), S. 3365–3369).
Auf der Grundlage des Verfahrens von T. Kunkel (Proc. Natl. Acad.
Sci. (USA), Bd. 82 (1985), S. 488–492) und unter Anwendung der
Modifikationen von D. E. Staunton et al. (D. E. Staunton et al.,
Cell, Bd. 52 (1988), S. 925–933)
wurde dieses Konstrukt (pCD1.8) zur Erzeugung einer einzelsträngigen,
uracilhaltigen Matrize zum Einsatz bei einer Oligonucleotid-gerichteten Mutagenese
verwendet.
-
Kurz zusammengefasst, E. coli Stamm
XS127 wurde mit pCD1.8 transformiert. Einzelne Kolonien wurden in
1 ml Luria-Brühe
(LB)-Medium (Difco) mit 13 μg/ml
Ampicillin und 8 μg/ml
Tetracyclin bis zur Sättigung gezüchtet. 100 μl der Kultur
wurden mit R408-Helferphagen (Stratagene) bei einem Infektionsvielfachen
(MOI) von 10 infiziert. 10 ml LB-Medium mit Ampicillin und Tetracyclin
wurde für
eine 16-stündige Züchtung bei
37°C zugegeben.
Im Anschluss an eine 1-minütige
Zentrifugation mit 10000 U/min und eine 0,22 μm-Filtration des Überstands
wurde die Phagensuspension zur Infektion von E. coli BW313/P3 verwendet,
das sodann auf LB-Agar (Difco)-Platten, die mit Ampicillin und Tetracyclin
ergänzt
waren, ausgestrichen wurde. Kolonien wurden entnommen, in 1 ml LB-Medium
mit Ampicillin und Tetracyclin bis nahe zur Sättigung gezüchtet und mit dem Helferphagen
bei einem MOI-Wert von 10 infiziert. Sodann wurde das Kulturvolumen
auf 250 ml erhöht und
die Zellen wurden über
Nacht gezüchtet.
Einzelsträngige
DNA wurde durch übliche
Phagenextraktion isoliert.
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Mutante Oligonucleotide wurden phosphoryliert
und mit der pCD1.8-Matrize bei einer Synthesereaktion des zweiten
Stranges verwendet (D. E. Staunton et al., Cell, Bd. 52 (1988),
S. 925–933).
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Transfektion
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COS-Zellen wurden auf 10 cm-Gewebekulturplatten
so überimpft,
dass sie innerhalb von 16–24
Stunden eine Konfluenz von 50% zeigten. Die COS-Zellen wurden sodann
1-mal mit TBS gewaschen und 4 Stunden mit 4 ml RPMI mit einem Gehalt
an 10% Nu-Serum (Collaborative), 5 μg/ml Chloroquin, 3 μg mutantem Plasmid
und 200 μg/ml
DEAE-Dextransulfat inkubiert. Anschließend wurden die Zellen mit
10% DMSO/PBS und sodann 1-mal mit PBS gewaschen und 16 Stunden im
Kulturmedium gezüchtet.
Das Kulturmedium wurde durch frisches Medium ersetzt. 48 Stunden
nach der Transfektion wurden die COS-Zellen durch Behandlung mit
Trypsin/EDTA (Gibco) suspendiert und auf zwei 10 cm-Platten und
Gewebekulturplatten mit 24 Vertiefungen zur HRV-Bindung aufgeteilt.
Nach 72 Stunden wurden Zellen von den 10 cm-Platten mit 5 mM EDTA/HBSS
geerntet und für
die Haftung an mit LFA-1 beschichtetem Kunststoff und zur Immunofluoreszenzbestimmung
bearbeitet.
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LFA-1- und HRV-Bindung
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LFA-1 wurde aus SKW3-Lysaten durch
Immunoaffinitätschromatographie
an TS2/4-LFA-1-mAb-Sepharose gereinigt und beim pH-Wert 11,5 in
Gegenwart von 2 mM MgCl2 und 1% Octylglucosid
eluiert. LFA-1 (10 μg
pro 200 μL
pro 6 cm-Platte) wurde an bakteriologische Petri-Schalen gebunden,
indem man eine Verdünnung
mit Octylglucosid auf 0,1% in PBS (phosphatgepufferte Kochsalzlösung) mit
einem Gehalt an 2 mM MgCl2 und eine Inkubation über Nacht
bei 4°C
vornahm. Die Platten wurden mit 1% BSA (Rinderserumalbumin) blockiert
und in PBS mit einem Gehalt an 2 mM MgCl2,
0,2% BSA, 0,025% Azid und 50 μg/ml
Gentamycin gelagert.
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Mit 51Cr
markierte COS-Zellen in PBS mit einem Gehalt an 5% FCS (fötales Kälberserum),
2 mM MgCl2, 0,025% Azid (Puffer) wurden
mit und ohne 5 μg/ml
RR1/1 und R6.5 in mit LFA-1 beschichteten Mikrotiterplatten 1 Stunde
bei 25°C
inkubiert. Nicht-haftende Zellen wurden durch 3-maliges Waschen
mit Puffer entfernt. Haftende Zellen wurden durch Zugabe von EDTA
in einer Konzentration von 10 mM eluiert und einer gamma-Zählung unterworfen.
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Ergebnisse
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Anti-ICAM-1-Antikörper, wie RR1/1, R6.5, LB-2
oder CL203 wurden identifiziert. Wenn diese Antikörper zur
Hemmung der ICAM-1-Funktion befähigt
sind, müssen
sie zur Bindung an eine bestimmte Stelle im ICAM-1-Molekül, die auch
für die
ICAM-1- Funktion
von Bedeutung ist, befähigt
sein. Somit ist es durch Herstellung der vorstehend beschriebenen
Deletionsmutanten von ICAM-1 und durch Bestimmung des Ausmaßes, in
dem die anti-ICAM-1-Antikörper
an die Deletion binden können,
möglich,
festzustellen, ob die deletierten Domänen für die Funktion wichtig sind.
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ICAM-1 ist ein integrales Membranprotein,
für dessen
extrazelluläre
Domäne
eine Zusammensetzung aus 5 Ig-artigen C-Domänen vorhergesagt wird. Um Domänen, die
an der LFA-1-Bindung beteiligt sind, zu identifizieren, wurden die
Domäne
3 und die Domänen
4 und 5 (carboxylendständig)
durch Oligonucleotid-gerichtete
Mutagenese deletiert. Im Anschluss an eine Expression in COS-Zellen
wurde ein Funktionstest durchgeführt.
Ferner wurde die gesamte zytoplasmatische Domäne deletiert, um deren möglichen
Einfluss auf ICAM-1-Wechselwirkungen zu bestimmen. Wie erwartet,
ergab die Deletion der zytoplasmatischen Domäne, Y476/*, keinen Verlust
an RR1/1-, R6.5-, LB-2- und CL203-Reaktivität, während eine Deletion der Domäne 3, F185-R451,
zu einer Verringerung bzw. einem Verlust an CL203-Reaktivität führte (20). Somit befindet sich
das CL203-Epitop offensichtlich in der Domäne 4, während RR1/1, R6.5 und LB-2
sich offensichtlich in den zwei aminoendständigen Domänen befinden.
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Sämtliche
3 Deletionsmutanten zeigen Wildtypniveaus der Haftung an LFA-1 (21). Aminosäuresubstitutionen
in vorhergesagten β-Windungen
in den Domänen
1, 2 und 3 wurden ebenfalls erzeugt und funktionell im Anschluss
an Expression in COS-Zellen getestet. Das R6.5-Epitop wurde somit
in der Sequenz E111GGA in der Domäne 2 lokalisiert und kann auch
E39 in der Domäne
1 beteiligen, während
RR1/1 und LB-2 beide von R13 in Domäne 1 abhängig sind (22). Außerdem wird die RR1/1-Bindung
durch Mutationen in der Sequenz D71GQS verringert. Mutationen, bei
denen die N-verknüpften
Glycosylierungsstellen an N103 und N165 beseitigt sind, führen zu
einer verringerten RR1/1-, R6.5- und LB-2-LFA-1-HRV-Bindung. Diese Mutationen beeinflussen
offensichtlich die Prozessierung, so dass ICAM-1-Dimere erzeugt
werden.
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Weitere Mutationen in den Domänen 2 oder
3 führten
nicht zu einer veränderten
LFA-1-Haftung (23 und 24). Die Aminosäure R13
und D60 in der Domäne
1 waren beide an der Bindung mit LFA-1 beteiligt (25).
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Somit scheint die LFA-1- und HRV-Bindung
offensichtlich eine Funktion der aminoterminalen, Ig-artigen Domäne von ICAM-1
zu sein. 26 zeigt eine
Ausrichtung der aminoterminalen ICAM-Domänen.