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Regelung von Leistungsverteilung, Leistüngsflüssen und Frequenz (Drehzahl)
in ein- oder mehrphasigen Wechselstromnetzen oder -netzverbänden In dem Patent
642 677 ist beschrieben, wie man die Leistungsflüsse in den Verbindungsleitungen
zwischen den Kraftwerken eines Netzes und in denKuppelleitungenvonNetzen dadurch
unverändert halten kann, daß man an den Sammelschienen der Kraftwerke und in den
Knotenpunkten an denEnden derKuppelleitungen die Drehungen auf gleichbleibenden
Werten hält, indem man entweder dieNeigungen der DrehungslLeistungs-Kennlinien einzelner
Maschinen oder ganzer Kraftwerke entsprechend einstellt oder indem man mit Hilfe
von regelbaren Umformern oder Umspannern Drehungssprünge einführt und diese laufend
so nachregelt, daß dieDrehung an der gewünschten Stelle unverändert bleibt. Zwischen
den Punkten, die so auffesten Drehungswerten gehalten werden, fließt dann, wie im
Patent 642 677 auseinandergesetzt ist, eine durch den Drehungsunterschied -und die
Leitungsimpedanz bestimmte gleichbleibendeLeistun.g. Man kann diese Leistung entweder
dadurchanders .einstellen, daßmandenDrehungsunterschied zwischen den Endpunkten
der Leitung ändert oder aber nach einem bekannten Vorschlag auch dadurch, daß man
in die Leitung Regelumspanner einschaltet, die bestimmte Impedanzwerte einregeln
und so der Gesamtimpedanz der Leitung künstlich einen anderen, beliebig wählbaren
Wert geben.
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Es ist ferner vorgeschlagen worden, mit Hilfe von Phasenverstellvorrichtungen,
die in die Übertragungsleitungen für den Richtvektor eingeschaltet werden, ganze
Netzteile oder Netze mit allen ihren Kraftwerken und Verbrauchern nach DrehungslLeistungs-Kennlinien
arbeiten zu lassen. Wenn die so geregeltenNetzteile oder Netze mit dem Gesamtnetzgebilde,
zu dem sie gehören, nur in einem einzigen Punkte zusammenhängen, so gilt für sie
als Ganzes das gleiche wie für eine einzelne Maschine; an Stelle der Maschinenleistung
tritt nur die Netzleistung, d. h. die in dem Anschlußpunkt von dem betreffenden
Netzteil oder Netz an das Gesamtnetz gelieferte oder von ihm bezogene Übergabeleistung.
Bringt man diese Netzleistung in kennlinienmäßige Beziehung zu der Drehung im Anschlußpunkte
oder
hält man in den Grenzfällen senkrechter und waagerechter Kennlinien die Netzleistung
oder die Drehung auf gleichbleibenden Werten, so hat man beim Parallelbetrieb solcher
Netzteile oder Netze dieselben Möglichkeiten wie beim Parallelbetrieb einzelner
Maschinen und kann somit auch die Austauschleistungen zwischen ihnen nach vorgegebenen
Fahrplänen verlaufen lassen.
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Das gleiche Verfahren ist auch dann noch anwendbar, wenn die Netzteile
oder Netze jeweils durch mehrere Leitungen miteinander verbunden oder vermascht
sind. Man bildet dann die algebraische Summe aller über die Grenzen der einzelnen
Netzteile oder Netze herein- oder hinausfließenden Leistungen und bringt diese in
kennlinienmäßige Beziehung entweder zu einem Mittehvert der Drehung für den betreffenden
Netzteil oder das betreffende Netz oder aber zu einem Mittelwert der Drehung für
das Gesamtnetz, also etwa in Beziehung.zu der in einemPunkt in der Mitte des Gesamtnetzes
herrschenden Drehung, die man den einzelnen Netzteilen oder Netzen über Fernmeßleitungen
zuführt. Auf diese Weise kann man die gesamten Leistungsein-oder -ausfuhren der
einzelnen Netzteile oder Netze genau oder wenigstens annähernd auf vorgeschriebenen
Werten halten. Außerdem ist es dann mit Hilfe von Regelunispannern, die man jeweils
in n-i vonnKuppelleitungen zwischen den Netzteilen oder Netzen einbaut, auch noch
möglich, die Verteilung dieser Gesamtein- oder -ausfuhren auf die einzelnen Kuppelleitungen
nach Belieben vorzunehmen, wie dies ja bereits vom Fahrplan- und vom Netzkennlinienverfahren
her bekannt ist.
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Gemäß der Erfindung kann man nun das gleiche Ziel 'auch auf einfachere
Weise als mit den bisher bekannten Mitteln dadurch erreichen, daß man die Leistungsflüsse
an einzelnen oder allen Übergabestellen zwischen Kraftwerken oder Teilen eines Netzes
oder zwischen Netzen eines Netzverbandes mit Hilfe von Regelumspannern (Quertransformatoren,
Drehtransformatoren, Induktionsumformern, Drosselspulen) oder mit Hilfe von Synchron-Synchronumformern
oder Stromrichterndurch deren Rückwirkung auf die Drehungsregler derErzeugermaschinensätze
an Ort undStelle regelt. Die Erfindung beruht hiernach auf der Erkenntnis, daß man
mit Regelumspannern für die Wirkleistung (Quertransformatoren, Drehtransformatoren,
Induktionsumformern, Drosselspulen) usw. in Netzen, in denen alle oder wenigstens
die maßgebenden Kraftmaschinen von Drehungsreglern nach dem Richtvektorverfahren
gesteuert werden, eine Rückwirkung auf die Kraftmaschinenregelung, also die Erzeugung,
ausüben kann. Man kann so die in den Netzleitungen fließenden Übergabe- oder Austauschleistungen
unmittelbar beherrschen, ohne an den Endpunkten der Leitungen gleichbleibende Drehungen
einhalten zu müssen, wie dies bei der eingangs erwähnten, auch regeltechnisch viel
umständlicheren Impedanzsteuerung von Regelumspannern notwendig ist.
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Um zu zeigen, wie die Rückwirkung der Regelumspanner auf die Regler
an den Erzeugermaschinensätzen in drehungsgeregelten Netzen zustande kommt, soll
zunächst ein kurzer Vergleich mit den Verhältnissen in drehzahl- oder ganggeregelten
Netzen gezogen werden, d. h. in Netzen, in denen die Kraftmaschinensätze mit gewöhnlichen
Drehzahlreglern oder mit Reglern für den Gangunterschied zwischen einer Normaluhr
(oder einem Taktgeber oder einer Taktfrequenz) und einer an das Netz angeschlossenen
Synchronuhr ausgerüstet sind. In Abb. i sind zu diesem Zweck zwei durch eine nicht
näher bezeichnete Kuppelleitung miteinander verbundene NetzeI und II dargestellt,
die der-Einfachheit halber durch je nur einen Erzeugermaschinensatz E und einen
Verbraucher V versinnbildlicht sind. In. die Kuppelleitung sei ein ebenfalls nicht
näher bezeichneter Regelumspanner eingeschaltet, der eine Zusatzspannung solcher
Richtung in die Leitung einzuführen erlaubt, daß die Spannungsvektoren vor und hinter
dem Regelumspanner sich nur der Richtung, nicht aber der Größe nach. voneinander
unterscheiden, daß also mit anderen Worten ein Drehungssprung entsteht. Wenn nun
die Erzeugermaschinen in den beiden Netzen von Drehzahlreglern gesteuert werden,
die beispielsweise beide die üblichen geneigten Drehzahlkennlinien einregeln, so
kann man mit Hilfe des Regelumspanners keinerlei Einfluß auf die im Endzustand in
der Kuppelleitung fließende Leistung ausüben. Denn bekanntlich wird die Leistungsabgabe
der beiden Maschinen nach den Kennlinien ausschließlich durch die Drehzahl (Frequenz)
bestimmt, und diese ihrerseits stellt sich so ein, daß Gleichgewicht zwischen der
Gesamterzeugung und dem Gesamtverbrauch (einschließlich der Verluste) ensteht. Die
durch die Kuppelleitung fließende Leistung gleicht den Unterschied zwischen der
Erzeugung und dem Verbrauch in den beiden Nietzen aus und liegt somit bei gegebenem
Gesamtverbrauch und unveränderter Kennlinieneinstellung eindeutig fest. Das gleiche
gilt auch dann, wenn bei einer der beiden Maschinen die Kennlinie waagerecht eingestellt
ist, so daß sie als Frequenzmaschine arbeitet. Die Frequenz und damit die Leistungsahgabe
der anderen Maschine sind dann konstant, und durch die Kuppelleitung fließt der
jeweilige
Mehrbedarf oder der Leistungsüberschuß dieses Netzes zu
oder ab.
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Wenn die Erzeugermaschinen in den beiden Netzen nach dem Gangunterschied
geregelt werden, so gelten für den Endzustand genau die gleichen Bedingungen, weil
der Gangunterschied ebenso wie die Frequenz im ganzen Netz derselbe ist und weil
sich deshalb die Gesamterzeugung nach 'den Gangkennlin.ien in der gleichen Art und
Weise wie nach den Drehzahlkennlinien aufteilt.
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Grundsätzlich anders liegen dagegen die Verhältnisse, wenn die Erzeugermaschinen
in den beiden Netzen von Drehungsreglern gesteuert werden. Nimmt man beispielsweise
an, daß an den Enden der Kuppelleitung .bestimmte Drehungswerte eingehalten werden
und daß der Regelumspanner in der Kuppelleitung vorerst keine Zusatzspannung einführe,
so fließt in der Kuppelleitung, wie bereits eingangs erwähnt wurde, eine unveränderliche
Austauschleistung, und jede der beiden Erzeugermaschinen übernimmt alle Verbrauchsänderungen
in ihrem eigenen Netz. Die Höhe der Austauschleistung richtet sich dabei, wie schon
gesagt, nach dem Drehungsunterschied zwischen den beiden Netzen und dem Scheinwiderstand
der Kuppelleitung (einschließlich des Scheinwiderstandes des Regelumspanners). Um
Mißverständnisseauszuschließen, sei aber hierzu gleich bemerkt, daß es sich bei
der Annahme, die Drehungswerte an den Leitungsenden seien unveränderlich, für das
Verfahren gemäß der Erfindung nur um einen Sonderfall handelt, der lediglich der
Einfachheit halber zunächst betrachtet wird. Wenn unter der gemachten Voraussetzung
mit dem Regelumspanner .ein Drehungssprung erzeugt wird, so ändert sich die Austauschleistung,
und man kann sie mit dein Regelumspanner ganz beliebig einstellen. Sie wird beispielsweise
zu Null, wenn der vorn Regelumspanner hervorgebrachte Drehungsprung gerade gleich
dem Drehungsunterschied zwischen den beiden Netzen ist, und beginnt in der einen
oder anderen Richtung zu fließen, wenn der Drehungssprung größer oder kleiner gemacht
wird. Dabei müssen die beiden Erzeugermaschinen ihre Leistungsabgabe nach der vom
Regelumspanner eingestellten Austauschleistung richten, und sie tun dies in der
Tat auch ganz selbsttätig dadurch, daß sie feste Drehungswerte einhalten. Fließt
beispielsweise die Austauschleistung voni Netz I zum Netz II und wird sie durch
eine andere Einstellung des Regelumspanners vergrößert, so bedeutet dies eine Belastung
der Erzeugermaschine des Netzes. I, in deren Folge sich die Maschine und .ihr Klemmenspannungsvektor
verzögern. Der Regler wird daraufhin, um ein weiteres Abnehmen der Drehung zu verhindern
und sie auf ihren Sollwert zurückzubringen, die Kraftinittelzufuhr zur Kraftmaschine
vergrößern, und zwar gerade um so viel, wie der erhöhtem Leistungsabgabe des Generators
entspricht, da`nur dann wieder Gleichgewicht herrscht. Ähnliche Betrachtungen gelten
sinngemäß für die Erzeugermaschine des Netzes II, die ihre Leistungsabgabe umgekehrt
um dasselbe Maß verringert. Die durch den Regelumspanner bewirkte Vergrößerung der
vom Netz I zum Netz II hin fließenden Leistung wirkt mit anderen Worten für die
Erzeugermaschine des Netzes I genau so, wie wenn der Verbrauch in diesem Netz gestiegen,
und für die Erzeugermaschine des Netzes II, wie wenn der Verbrauch in diesem Netz
zurückgegangen wäre.
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Die vom Netz I zum Netz II durch die Kuppelleitung fließende Austauschleistung
wirkt also für das Netz I wie ein zusätzlicher Verbraucher und für das Netz II wie
ein zusätzlicher Speisepunkt, und die Vergrößerung der Austauschleistung durch den
Regelumspanner hat die gleiche Wirkung, wie wenn dieser zusätzliche Verbraucher
im Netz I seine Leistungsentnahme und der zusätzliche Speisepunkt im Netz II seine
Leistungsabgabe erhöhen würde. Man kann daher die Kuppelleitung auch als gar nicht
vorhanden annehmen und die beiden Netze getrennt betrachten, wenn man sich im Netz
I einen zusätzlichen Verbraucher, im Netz II einen zusätzlichen Speisepunkt hinzugefügt
denkt. Aus dieser einfachen Überlegung folgt dann auch bereits, daß alles bisher
Gesagte nicht nur für das betrachtete Beispiel, sondern ganz allgemein für beliebig
viele mehrfach miteinander gekuppelte oder vermaschte Netze mit einer beliebigen
Zahl von Kraftmaschinensätzen mit waagerecht eingestellten oder geneigten Drehungskennlinien
gelten muß, wobei in den Netzen auch noch Maschinen mit gewöhnlicher Drehzahlregelung
mitlaufen können, die ja wegen der Unveränderlichkeit der Netzfrequenz lediglich
einen gleichbleibenden Lastanteil übernehmen.
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In Abb. 2 sind zwei nicht näher bezeichnete Netze dargestellt, die
durch zwei ebenfalls nicht näher bezeichnete Kuppelleitungen miteinander verbunden
sind, in denen je ein Regelumspanner für die Wirkleistung liegt. Eine solche Anordnung
mit zwei Regelumspannern wäre für drehzahl- oder ganggeregelte Netze sehr wenig
zweckmäßig. Denn die Summe der in den beiden Kuppelleitungen fließenden Leistungen
wird hierbei, wie oben nachgewiesen, durch die Erzeugungsregelung in den beiden
Netzen vorgeschrieben, und die beiden Regelumspanner können, da sie in ein und demselben
Ring liegen, nur
einen einzigen Ringleistungsfluß hervorbringen,
was ebensogut oder noch besser ein. Regelumspanner allein besorgen kann. Bei drehungsgeregelten
Netzen dagegen-erzeugen die beiden Regelumspanner zusammen unter Umständen zwar
ebenfalls einen Ringleistungsfluß, doch tritt dieser wegen der Rückwirkung, die
die Regelumspanner zugleich auf die Erzeugungsregelung in den beiden Netzen ausüben,
für sich gar nicht in Erscheinung. Die beiden Vorgänge überlagern sich vielmehr,
und der Erfolg ist der, daß man die Leistungsflüsse in den beiden Kuppelleitungen
nach Größe und Richtung ganz beliebig einstellen, also nicht nur den Gesamtleistungsfluß
auf die beiden. Kuppelleitungen beliebig verteilen, sondern als Ganzes beherrschen
und regeln kann und dies alles an Ort und Stelle ausschließlich mit, Hilfe der Regelamspanner
ohne Einwirkung- auf die Kraftmaschinen über Fernmeß- und Fernregeleinrichtungen.
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Dabei ist nun bereits die Annahme aufgegeben, daß an den Enden der
Kuppelleitungen gleichbleibende . Drehungswerte eingehalten werden. Die Drehungen
an den Leitungsenden können vielmehr unter dein Einfluß des wechselnden Verbrauchs
in den beiden Netzen mehr öder weniger großen Schwankungen unterliegen. Trotzdem
kann mandieLeistungsflüsse.in denKuppelleitungen auf fahrplanmäßigen Werten halten,
wenn man die Regelumspanner durch selbsttätige Leistungsregeleinrichtungen laufend
nachstellen läßt. Diese Regeleinrichtungen sorgen nämlich dann dafür, daß unabhängig
von den zwischen den Enden der Kuppelleitungen herrschenden Drehungsunterschieden
immer die vorgeschriebenen Leistungen fließen.
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Die an dem eben besprochenen Beispiel mit den beiden doppelt gekuppelten
Netzen gewonrlenen Erkenntnisse lassen sich nun ohne weiteres auf den allgemeinsten
Fall übertragen, in dem die Leistungsflüsse in allen Verbindungsleitungen zwischen
den einzelnen Teilen eines Netzes oder den Netzen eines Netzverbandes einen vorgeschriebenen
zeitlichen Verlauf haben sollen, gleichgültig, ob es sich dabei um die Durchführung
vertraglich vereinbarter Energielieferungen oder die Deckung von Lastschwankungen
im eigenen Netz oder Netzteil handelt, was bekanntlich auf das gleiche hinausläuft.
In Abb. 3 ist ein Ausschnitt aus einem stark verzweigten Netzbilde gezeichnet, das
ebensogut einen Netzverband aus ursprünglich getrennt betriebenen Netzen verschiedener
Gesellschaften darstellen, wie auch einer und derselben Gesellschaft gehören und
lediglich in einzelne Bezirke unterteilt sein kann. Die Grenzen der einzelnen Netze
oder Netzteile sind als gestrichelte Linien in die Abbildung eingetragen. Überall
da, wo eine Kuppelleitung eine Grenze überschreitet, ist in sie ein Regelumspanner
eingebaut, so daß alle Teilnetze nur über solche Regelumspanner nach außen hin Verbindung
haben. In Abb. 3 sind die Regelumspanner durch Punkte versinnbildlicht. Jeder von
ihnen bildet gewissermaßen eine Grenzstelle zwischen zwei Nachbargebieten oder Bezirken.
Die Nachbarn vereinbaren miteinander oder die Oberbetriebsleitung schreibt vor,
welche Leistungen an den einzelnen Übergabestellen fließen sollen. Die selbsttätigen
Regeleinrichtungen an den Regelumspannern sorgen dann dafür, daß diese Leistungen
auch tatsächlich fließen, und die Drehungsregler an den Kraftmaschinen stellen die
Erzeugung entsprechend ein. Was dieses Betriebsverfahren leistet, geht vielleicht
am deutlichsten daraus hervor, daß sich bei drehzahl- oder ganggeregelten Netzen
etwas auch nur annähernd Gleichwertiges nur bei frequ.enznachgiebiger Kupplung der
einzelnen Netzteile oder Netze mit Hilfe von Schlupfurnformern oder entsprechend
wirkenden Stromrichtern erreichen ließe, was aber bekanntlich schon wegen der viel
zu hohen Kosten praktisch nicht in Betracht kommt.
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Dabei brauchen die Verhältnisse nicht immer @o zu liegen, wie in Abb.
3 angenommen, wo die einzelnen Netzteile oder Netze wie Landgebiete aneinanderstoßen.
Sie können sieh vielmehr auch gegenseitig ganz oder teilweise überdecken, was beispielsweise
bei Hoch- und Mittelspannungsnetzen oder auch dann der Fall ist, wenn ein Netz über
andere Netze hinweg mit einer Höchstspannungsleitung Leistung aus einem ihm gehörenden
Fernkraftwerk bezieht. Überhaupt ist die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten des Verfahrens
gemäß der Erfindung sehr groß, da die Netzteile oder Netze im einfachsten Fall auch
Kraftwerke oder sogar nur einzelne Maschinen mit zugehörigem Verbrauch sein können
und auch verschiedene Nennfrequenzen und verschiedene Stromarten haben können, wobei
man die Übergabeleistungen statt mit Regelumspannern im allgemeinen mit regelbaren
Synchron - Synchron - Umformern oder Stromrichtern steuern wird, was bekanntlich
auf das gleiche hinausläuft.
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Wenn ferner bei dem Beispiel gemäß Abb. 3 angenommen wurde, daß in
allen über die Grenzen der einzelnen Netzteile oder Netze führenden Leitungen Regelumspanner
eingebaut seien, so sollte damit nur zum Ausdruck gebracht werden, daß bei dem Verfahren
gemäß der Erfindung hierzu die Möglichkeit vorliegt. Ob von ihr betriebsmäßig Gebrauch
gemacht wird oder nicht, ist dagegen eine andere Frage, da beispielsweise
die
Betriebsführer benachbarter Netze ebensogut auch vereinbaren können, den Leistungsfluß
in der einen oder anderen Verbindungsleitung ungeregelt zu lassen. Das Wesentliche
an dem Verfahren gemäß der Erfinduhg besteht-vielmehr darin, daß infolge der Rückwirkung,
die die Regelumspanner auf die Erzeugungsregelung ausüben, die Beziehungen zwischen
den einzelnen Netzteilen oder Netzen ausschließlich mit Hilfe von Regelumspannern
geregelt werden können und daß sich dabei die Regelumspanner in mehreren von einem
Netzteil oder Netz ausgehenden Kuppelleitungen wechselseitig auch viel weniger beeinflussen
und stören, als dies Regelumspanner in drehzahl- und ganggeregelten Netzen tun.
Denn wenn in einem drehungsgeregelten Netz ein Regelumspanner verstellt wird, so
verliert sich die Wirkung dieser Maßnahme, die, wie bereits dargelegt, einer Verbrauchsänderung
gleichkommt, schon in den benachbarfen Kraftwerken, da ja bei der Richtvektor- oder
Drehungsregelung jedes Kraftwerk die in seiner Umgebung anfallenden Laständerungen
übernimmt. Wird dagegen in einem drehzahl- oder ganggeregelten Netz ein Regelumspanner
verstellt, so hat dies nicht nur eine Änderung des Leistungsflusses in der betreffenden
Leitung, sondern zugleich auch in mindestens einer anderen, im allgemeinen sogar
in mehreren oder vielen anderen Leitungen zur Folge, da es sich dabei immer nur
um Ringleistungsflüsse handelt. Wenn also ein Netzteil über mehrere Kuppelleitungen
mit dem übrigen Netz in Verbindung steht und wenn in alle diese Kuppelleitungen
mit Ausnahme einer einzigen Regelumspanner eingebaut sind, so wird die Änderung
des Leistungsflusses in einer dieser Kuppelleitungen durch Verstellung des betreffenden
Regelumspanners um so mehr andere Regelumspanner in Mitleidenschaft ziehen, je größer
die Zahl der Kuppelleitungen ist.
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Was nun die Regelumspanner und die ihnen im allgemeinen beizugebenden
selbsttätigen Regeleinrichtungen anbelangt, so bereitet ihre Ausführung keinerlei
besondere technische Schwierigkeiten. Die Regelumspanner werden sogar noch einfacher
ausfallen als Regelumspanner für drehzahl- oder ganggeregelte Netze, die Ringleistungsflüsse
hervorbringen sollen, da sich dabei die Phasenlage der Zusatzspannung nach dem gesamten
Scheinwiderstand des Ringschlusses richten muß, während bei dem Verfahren gemäß
der Erfindung der Netzspannungsvektor durch die Zusatzspannung nur verdreht zu-werden
braucht. Unter Umständen kann es sich aber doch empfehlen, die Regelarnspanner zugleich
auch für die Blindleistungs- oder Spannungsregelung einzurichten. Die selbsttätigen
Regeleinrichtungen. an den Regelumspannern werden gewöhnlich mittelbar wirkende
Regler mit elektrischem (oder auch hydraulischem) Hilfsmotor und irgendeiner Art
von Rückführung sein. Als steuerndes Glied werden sie zumeist ein Leistungsmeßwerk
haben, das die Regeleinrichtung -bei Abweichungen der Durchgangsleistung von ihrem
gegebenenfalls durch ein Uhrwerk mit Schablone vorgeschriebenen fahrplanmäßigen
Sollwert in dem einen oder anderen Sinn in Tätigkeit setzt. Statt dessen können
aber auch kennlinienmäßige Beziehungen zwischen der Durchgangsleistung und .anderen
Betriebsgrößen eingeregelt oder Grenzleistungsregler verwendet werden, die dafür
sorgen, daß die Durchgangsleistung gewisse Werte oder Bereiche nicht überschreitet,
oder auch Regler, die ihre Vorschriften nur bei ordnungsmäßig laufendem Betrieb
einhalten, °in außergewöhnlichen Fällen dagegen, d. h. wenn die Drehung, die Frequenz,
die Spannung oder eine andere Betriebsgröße stark von ihren Sollwerten abweichen,
die Durchgangsleistung mehr oder weniger frei spielen lassen.
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Alles in allem genommen bietet somit das Verfahren gemäß der Erfindung
als Ergänzung zu der an und für sich schon sehr leistungsfähigen und vielseitig
verwendbaren Richtvektor- oder Drehungsregelung die Möglichkeit, sämtliche beim
Betrieb großer Netze und Netzverbände auftretenden Aufgaben in sehr, einfacher und
vollkommener Weise zu lösen. Sein Hauptwert besteht darin, daß durch die unmittelbare
Regelung aller gewünschten Leistungsflüsse an Ort und Stelle der Aufwand an Fernmeß-
und Fernregeleinrichtungen auf ein Mindestmaß herabgedrückt wird. Nimmt man hinzu,
daß die .in den letzten Jahren erzielte recht beträchtliche Steigerung der Frequenzkonstanz
von Quarzresonatoren .vielleicht auch die Aufstellung von- örtlichen Richtvektorerzeugern
gestatten und die fortlaufende Fernübertragung eines zentral erzeugten Richtvektors
überflüssig machen wird; so kann man sich den Betrieb eines großen Netzverbandes,
wie z. B. des deutschen Reichsnetzes, in einer allen Ansprüchen genügenden Form
sogar ganz ohne Fernmessung und Fernregelung durchgeführt denken, was besonders
im Hinblick auf die im Falle eines Krieges zu erwärtenden Störungen und Zerstörungen
von größter Bedeutung wäre.