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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft Lipid-basierte pharmazeutische Zusammensetzungen,
die zur Behandlung verschiedener Störungen verwendet werden, z.B.
bei Krebs, infektiösen
und entzündlichen
Zuständen
etc., d.h., Störungen
und Erkrankungen, die mit einem erhöhten Aktivitätsgrad extrazellulärer PLA2 im erkrankten Gewebe verbunden sind oder
daraus resultieren.
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Hintergrund
der Erfindung
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Monoetherlysophospholipide
und Alkylphosphocholine sind als wirksame Antikrebsmittel bekannt
(siehe z.B.
US 3 752 886 und
spätere
Zitate). Ein spezielles Beispiel eines gut untersuchten Monoetheralkylphosphocholins
ist 1-O-Octadecyl-2-O-methyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(EP 18-OCH
3).
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Es
wurden mehrere Mechanismen der toxischen Wirkung von Etherlipiden
gegen Krebszellen vorgeschlagen, bei denen ein Mangel an Alkylspaltungsenzymen
in Krebszellen vorliegt. Dies kann zu einer Anreicherung von Etherlipiden
in den Zellmembranen führen,
die Membrandefekte und möglicherweise
anschließende
Lyse induzieren. Zu den anderen möglichen Wirkungsmechanismen
zählen
die Wirkungen auf die Phosphorylierung intrazellulärer Proteine
und Störungen
des Lipid-Metabolismus.
Normale Zellen besitzen typischerweise Alkylspaltungsenzyme, die
es ihnen ermöglichen,
die toxische Wirkung von Etherlipiden zu vermeiden. Einige normale
Zellen, z.B. rote Blutzellen, verfügen ebenso wie Krebszellen über keine
Mittel, die zerstörerische
Wirkung von Etherlipiden zu vermeiden. Demgemäß ist bei der therapeutischen
Anwendung von Etherlipiden ein wirksames Arzneimittelabgabesystem
erforderlich, das die normalen Zellen vor den to xischen Wirkungen
schützt
und imstande ist, das Etherlipid zum erkrankten Gewebe zu bringen.
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Lohmeyer
und Workman (Brit. J. Cancer (1995) 72, 277–286) beschreiben die zytotoxische
Wirkung von Arachidonoyl-PAF16 in vitro.
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US 5 827 836 offenbart Retinoyl-substituierte
Glycerophosphoethanolamine. Es wird angegeben, daß die Verbindungen
und deren Salze Wirkung gegen Tumoren, Psoriasis und Entzündungen
aufweisen. Eine mögliche
Klasse von Verbindungen hat einen Fettether-Substituenten in 1-Stellung,
einen Retinoidester(Retinoyl)-Substituenten in 2-Stellung und einen
Phosphoethanolamin-Substituenten in 3-Stellung. Es wird erwähnt, daß einige
der Verbindungen in einer Liposom-Formulierung dargereicht werden
können.
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US 4 372 949 offenbart ein
karzinostatisches und immunstimulierendes Mittel, das ein Lysophospholipid
und ein Phospholipid enthält.
Beispiele für
Verbindungen sind 3-Phosphorylcholin mit einem C
5-22-Acyloxy- oder
C
5- 22-Alkoxy-Substituenten
in 1-Stellung und einem Wasserstoff, Hydroxy-, C
1-5-Acyloxy-
oder C
1-5-Alkoxy-Substituenten in 2-Stellung.
Es wird erwähnt,
daß die
Mittel in Form von Mizellen oder Lipid-Vesikeln dispergiert werden
können.
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US 5 484 911 offenbart Nucleosid-5'-diphosphat-Konjugate
von Etherlipiden, die antivirale Wirkung aufweisen. Die Verbindungen
können
einen Fettether/Thioether-Substituenten in sn-1-Stellung und einen
Fettsäureester-Substituenten
in sn-2-Stellung aufweisen. Die Verbindungen sind so ausgestaltet,
daß sie
die Zellmembran durchdringen, wonach das Nucleosid-Arzneimittel
durch Spaltung durch intrazelluläre
Phosphatasen freigesetzt wird. Des weiteren wird vorgeschlagen,
daß die
ebenfalls freigesetzten Etherlipide anschließend durch intrazelluläre Phospholipase
A
2 gespalten werden könnten. Es wird vorgeschlagen,
daß die
Konjugate in Form von Mizellen dargereicht werden können, die
leichter von Makrophagen aufgenommen werden können.
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US 4 622 392 offenbart zytotoxische
Verbindungen vom Nucleotid/Lipid-Konjugat-Typ.
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ES
2 034 884 offenbart 2-Azaphospholipide als PLA2-Hemmer.
Auch de Haas et al. (Biochem. Biophys. Acta, Lipid and Lipids Metabolism,
1167 (1993), Nr. 3, S. 281–288)
offenbaren die Hemmung von Pankreas-PLA2 durch
(R)-2-Acylaminophospholipid-Analoga.
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Hoffman
et al., Blood, Bd. 63, Nr. 3 (März),
1984, S. 545-552,
offenbaren die Zytotoxizität
von PAF und verwandten Alkylphospholipid-Analoga bei menschlichen
Leukämie-Zellen.
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WO
94/09014 offenbart Phosphorsäureester
als PLA2-Hemmer. Eine Gruppe der Hemmer
sind 1-O-Phospho-2-O-(C2-21-acyl)-(C12-24-alkane).
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Xia
und Hui offenbaren die chemische Synthese einer Reihe von Etherphospholipiden
von D-Mannit und deren Eigenschaften als tumorzytotoxische Mittel.
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US 5 985 854 ,
US 6 077 837 ,
US 6 136 796 und
US 6 166 089 beschreiben Prodrugs
mit verbessertem Eindringen in Zellen, die besonders brauchbar sind
zur Behandlung von Zuständen
oder Erkrankungen am Menschen, die mit supranormaler intrazellulärer Enzymaktivität in Zusammenhang
stehen. Die Prodrugs können
sn-2-Ester von Lysophospholipiden sein. Diese Arzneimittel sind
so ausgestaltet, daß sie
von intrazellulärer
Phospholipase A
2 gespalten werden.
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Auch
angesichts der obigen Darstellung gibt es einen wachsenden Bedarf
an neuen Arzneimittelabgabesystemen zur ge zielten Abgabe von Arzneimittelsubstanzen,
mit denen Zustände
wie etwa Krebs und Entzündungen
behandelt oder gelindert werden können. Aufgrund der Tatsache,
daß Arzneimittel
zur Behandlung von Krebs ganz allgemein für Gewebe besonders schädlich sein
können,
ist es von besonderer Bedeutung, die Freisetzung der Arzneimittelsubstanz
oder -substanzen an anderen Stellen als dem erkrankten Gewebe zu
unterdrücken.
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Kurzbeschreibung der Erfindung
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind Arzneimittelabgabesysteme, die besonders
brauchbar sind zur Behandlung oder Linderung von Erkrankungen, die
durch eine lokale Aktivität
extrazellulärer
PLA2 gekennzeichnet sind.
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Bei
dem neuen, in dieser Anmeldung beschriebenen Prinzip für das Targeting
liposomaler Arzneimittel durch extrazelluläre PLA2 sind
Lipid-basierte Prodrugs beteiligt, wie in 10 und 11 erläutert. In
diesem Falle kann eine spezifische lipidanaloge Verbindung in das
mit Polymer- oder Polysaccharid-Ketten "gepfropfte" Trägerliposom
eingebracht werden und als Prodrug wirken, das durch Hydrolyse über extrazelluläre Phospholipase
in ein aktives Arzneimittel verwandelt wird. Mögliche Beispiele könnten bestimmte
Monoetherlipide sein, von denen gefunden wurde, daß sie Wirkung
gegen Krebs aufweisen. werden die Monoetherlipide mit einer langen
Fettsäurekette
modifiziert, die in sn-2-Stellung esterverknüpft ist und daher durch extrazelluläre PLA2 an der Zielstelle hydrolysiert werden kann,
so fungieren diese modifizierten Monoetherlipide, die das Trägerliposom
bilden, als Prodrugs. Schließlich
sei darauf hingewiesen, daß bestimmte
Arzneimittel wie das Antikrebsmittel Adriamycin (wovon Doxorubicin
ein Derivat ist) selbst dafür
bekannt sind, daß sie
die Aktivität
extrazellulärer
PLA2 durch Senkung des Calcium-Bedarfs des
Enzyms stimulieren.
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Das
Prinzip von Arzneimittel-Targeting, Freisetzung und Resorption durch
extrazelluläre
Phospholipase A2 (PLA2), das in 10 und 11 erläutert ist,
kann auf einen Fall angewandt werden, wo ebenfalls Lipid-basierte
Prodrugs beteiligt sind. In diesem Falle sind Lipid-Derivate Bestandteil
des Trägerliposoms
und fungieren als Prodrugs, die durch Hydrolyse über extrazelluläre PLA2, die im erkrankten Zielgewebe in erhöhten Konzentrationen
vorhanden ist, in aktive Arzneimittel (z.B. Etherlipide) verwandelt
werden.
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Ein
spezielles Beispiel ist ein Prodrug eines bestimmten Monoetherlipids,
das Wirkung gegen Krebs aufweist. Dies kann eine therapeutisch wirksame
Verbindung sein (z.B. ein regulatorisches Fettsäure-Derivat), das in sn-2-Stellung
mit dem Phospholipid esterverknüpft
ist und daher das Lipid-Derivat zu einem Substrat für extrazelluläre PLA2 macht. Werden die Monoetherlipide z.B.
mit einem esterverknüpften
Derivat in sn-2-Stellung modifiziert, so daß sie an der Zielstelle durch
extrazelluläre
PLA2 hydrolysiert werden können, so
fungieren diese das Trägerliposom
bildenden Lipid-Derivate als Prodrugs, die an der Zielstelle durch
die extrazelluläre
PLA2 hydrolysiert und in Arzneimittel verwandelt
werden. Auf diese Weise werden therapeutisch wirksame Substanzen,
z.B. Monoetherlipide und esterverknüpfte Derivate, an der gewünschten
Zielstelle freigesetzt. Des weiteren kann das Hydrolyseprodukt als
lokaler Permeabilitätsverstärker fungieren,
der den Transport des erzeugten Antikrebsmittels in die Zelle erleichtert.
Pharmazeutische Zusammensetzungen, die das Lipid-basierte System
enthalten, können
therapeutisch eingesetzt werden, zum Beispiel bei der Behandlung
von Krebs, infektiösen
und entzündlichen
Zuständen.
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Die
Erfindung macht ein solches Abgabesystem in Form von Lipid-basierten
Trägern
verfügbar,
z.B. Liposomen oder Mizellen, zusammengesetzt aus Lipid-Doppelschichten
bildenden Etherlipiden wie etwa Glycerophospholipiden, die eine
Alkyl-Verknüpfung
in 1-Stellung und eine Acyl-Verknüpfung in sn-2-Stellung am Glycerin-Gerüst enthalten
und aufgepfropfte Polymer- oder Polysaccharid-Ketten aufweisen.
Daneben kann das Trägersystem
Komponenten enthalten, die Lipid-Doppelschichten stabilisieren,
z.B. Lipopolymere, Glycolipide und Sterine, die zu längeren vaskulären Kreislaufzeiten
und infolgedessen zu einer Anreicherung im erkrankten Zielgewebe
führen.
Sobald die Träger
die Zielstelle der therapeutischen Wirkung erreichen, z.B. Krebszellen,
so werden durch PLA2-katalysierte Hydrolyse
der Acyl-Verknüpfung
die therapeutisch wirksamen Komponenten freigesetzt, typischerweise
Lysoetherlipide und esterverknüpfte
Derivate. Im Gegensatz zu Alkylspaltungsenzymen, die in Krebszellen
so gut wie nicht vorhanden sind, ist die Aktivität extrazellulärer PLA2 in Krebsgewebe erhöht. Die Aktivität der extrazellulären PLA2 ist auch in erkrankten Regionen wie etwa
entzündetem
Gewebe erhöht.
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Die
vorliegende Erfindung macht somit ein Lipid-basiertes Arzneimittelabgabesystem
zur Verabreichung eines Arzneimittelwirkstoffs verfügbar, der
ausgewählt
ist aus Lysolipid-Derivaten,
wobei der Arzneimittelwirkstoff in Form eines Prodrugs im Lipid-basierten
System vorliegt, wobei das Prodrug ein Lipid-Derivat ist, das (a)
eine aliphatische Gruppe mit einer Länge von wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen
und einen organischen Rest mit wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen sowie
(b) eine hydrophile Einheit aufweist, wobei das Prodrug zudem insoweit
ein Substrat für
extrazelluläre
Phospholipase A2 ist, als der organische Rest hydrolytisch abgespalten
werden kann, wohingegen die aliphatische Gruppe im wesentlichen
nicht angegriffen wird, wobei der Arzneimittelwirkstoff in Form
eines Lysolipid-Derivats freigesetzt wird, das kein Substrat für Lysophospholipase ist,
wobei das System Lipopolymere oder Glycolipide enthält, so daß hydrophile
Ketten an der Oberfläche
des Systems vorliegen.
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Somit
wird bei der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise der überraschende
Befund genutzt, daß Liposomen
(und Mizellen), die Lipid-Derivate enthalten, die spezifisch und
nur teilweise von extrazellulären
Phospholipasen gespalten werden können, und die gleichzeitig
Lipopolymere oder Glycolipide enthalten, die Eigenschaft aufweisen,
daß sie
hinreichend lange im Blutstrom zirkulieren, um so ein Zielgewebe
zu erreichen, wo die Aktivität
der extrazellulären
PLA2 erhöht
ist, ohne daß sie
vom retikuloendothelialen System des Säugers erkannt werden und ohne
Zellwände
zu durchdringen, wobei die Lipid-Derivate der Liposomen durch extrazelluläre PLA2 spezifisch gespalten werden, um die therapeutisch
wirksamen Bestandteile am gewünschten
Ort freizusetzen.
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Die
vorliegende Erfindung macht auch eine Klasse neuartiger Lipid-Derivate
verfügbar,
die besonders brauchbar sind als Bestandteile der hierin beschriebenen
Arzneimittelabgabesysteme.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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1.
Wärmekapazitätskurven,
erhalten mit Hilfe der Differentialscanningkalorimetrie. (a) Mehrschichtige
(obere Kurve) MLV-Liposomen und einschichtige (untere Kurve) LW-Liposomen, hergestellt
aus 1 mM 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(1-O-DPPC). (b) MLV-Liposomen (obere Kurve) und LW-Liposomen (untere
Kurve), hergestellt aus Dipalmitoylphosphatidylcholin (DPPC).
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2.
Charakteristisches Reaktionszeitprofil der Hydrolyse von einschichtigen
1-O-DPPC-Liposomen, zusammengesetzt aus 90% 1-O-DPPC und 10% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn- glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350] (1-O-DPPE-PEG350)
mit Phospholipase A2, PLA2, (A. piscivorus
piscivorus) bei 41°C.
Die PLA2-Hydrolysereaktion wird durch die
Eigenfluoreszenz (durchgezogene Linie) des Enzyms und die statische
90°-Lichtstreuung
(unterbrochene Linie) der Lipid-Suspension verfolgt. Nach Zugabe
von PLA2 zur äquilibrierten Liposomen-Suspension
nach 800 s folgte eine charakteristische Verzögerungszeit, ehe eine abrupte
Zunahme der katalytischen Aktivität eintrat. Die Proben für die HPLC
wurden vor Zugabe des Enzyms und 20 Minuten nach der beobachteten
Verzögerungszeit
entnommen.
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3.
HPLC-Chromatogramme, die die Wirkung der Hydrolyse von Liposomen,
zusammengesetzt aus 90% 1-O-DPPC und 10% 1-O-DPPE-PEG350, mit Phospholipase A2
veranschaulichen. Die Chromatogramme zeigen die Menge 1-O-DPPC (100,
durchgezogene Linie) vor Zugabe der Phospholipase A2 (A. piscivorus
piscivorus) zur Liposomen-Suspension und die Menge 1-O-DPPC (75%,
unterbrochene Linie) nach dem Verzögerungsschub.
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4.
PLA2-gesteuerte Freisetzung des fluoreszierenden
Modell-Arzneimittels Calcein aus Liposomen, zusammengesetzt aus
25 μM 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(1-O-DPPC), suspendiert in 10 mM HEPES-Puffer (pH = 7,5), als Funktion
der Zeit. 25 nM Phospholipase A2 (A. piscivorus piscivorus) wurden
zur Zeit 900 s zugegeben, und die Temperatur war 37°C. Der Prozentsatz
an freigesetztem Calcein wird bestimmt als % Freisetzung = 100 (IF(t) – IB) / (IT – IB), worin IF(t) die
gemessene Fluoreszenz zur Zeit t nach Zugabe des Enzyms ist, IB die Hintergrundfluoreszenz ist und IT die gesamte Fluoreszenz ist, gemessen nach
Zugabe von Triton X-100, was zu vollständiger Freisetzung von Calcein
durch Aufbrechen der Liposomen führt.
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5.
PLA2-gesteuerte Freisetzung des fluoreszierenden
Modell-Arzneimittels Calcein durch die Zielmembran nichthy drolysierbarer
Membranen (siehe 11b) als Funktion der Zeit für Liposomen,
zusammengesetzt aus 25 μM
1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin (1-O-DPPC),
suspendiert in 10 mM HEPES-Puffer (pH = 7,5). 25 nM Phospholipase
A2 wurden zur Zeit 0 s zugegeben, und die Temperatur war 37°C. Der Prozentsatz
an freigesetztem Calcein wird wie in 4 bestimmt.
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6.
Hämolyse-Profil
von normalen roten Blutzellen in Gegenwart von Liposomen, zusammengesetzt
aus 100% 1-O-DPPC (Quadrate); 90% 1-O-DPPC und 10% 1-O-DPPE-PEG350
(Dreiecke); 90% 1-O-DPPC und 10% 1-O-DPPE-PEG2000 (Kreise) und ET-18-OCH3 (Karos).
Die Konzentrationen, die 5% Hämolyse
ergeben (H5) lagen deutlich oberhalb 2 mM
für die
aus 100% 1-O-DPPC
zusammengesetzten Liposomen und die aus 90% 1-O-DPPC mit 10% DPPE-PEG350
zusammengesetzten Liposomen. Der Hämolysetest wurde durchgeführt wie
beschrieben von Perkins et al., 1997, Biochimica et Biophysica Acta
1327, 61–68.
Kurz umrissen wurde jede Probe mit Phosphat-gepufferter Salzlösung (PBS)
in Reihen verdünnt,
und 0,5 ml einer jeden verdünnten
Suspension wurden mit 0,5 ml gewaschener menschlicher roter Blutzellen
(RBC) gemischt [4% in PBS (Vol./Vol.)]. Probe und Standard wurden
in einen Brutkasten bei 37°C
gegeben und 20 Stunden gerührt.
Die Röhrchen
wurden 10 Minuten mit niedriger Geschwindigkeit zentrifugiert (2000 × g), und
200 μl des Überstands
wurden mit Hilfe der Extinktion bei 550 nm quantifiziert. 100 Prozent
Hämolyse
wurde definiert als maximaler Anteil Hämolyse, erhalten mit dem Detergens
Triton X-100. Das Hämolyse-Profil
in 6 zeigt einen niedrigen Hämolysewert (unter 5% Prozent)
für 2 mM
1-O-DPPC-Liposomen und für
Liposomen aus 1-O-DPPC mit 10% 1-O-DPPE-PEG350.
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7.
Charakteristisches Reaktionszeitprofil der Hydrolyse von einschichtigen
Liposomen mit eingebrachten 0,5 und 10% 1-O-DPPE-PEG350-Lipopolymeren
mit PLA2, (A. piscivorus piscivorus) bei
41°C. Die PLA2-Hydrolysereaktion wird durch die Eigenfluoreszenz
(durchgezogene Linie) des Enzyms und die statische 90°-Lichtstreuung
(unterbrochene Linie) der Lipid-Suspension verfolgt. Nach Zugabe
von PLA2 zur äquilibrierten Liposomen-Suspension
folgte eine charakteristische Verzögerungszeit, ehe eine abrupte
Zunahme der katalytischen Aktivität eintrat.
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8.
PLA2-gesteuerte Freisetzung des fluoreszierenden
Modell-Arzneimittels Calcein durch die Zielmembran nichthydrolysierbarer
Membranen als Funktion der Zeit für Mizellen, zusammengesetzt
aus 25 μM 1-O-DPPE-PEG350
(punktierte Linie), DSPE-PEG750 (unterbrochene Linie), 1-O-DPPE-PEG2000
(durchgezogene Linie), suspendiert in 10 mM HEPES-Puffer (pH = 7,5).
Phospholipase A2 (25 nM) wurde zur Zeit 1200 s zugegeben, und die
Temperatur war 41°C.
Der Prozentsatz an freigesetztem Calcein wird wie in 4 bestimmt.
Die PLA2-katalysierte
Hydrolyse von 1-O-DPPE-PEG350 induzierte die schnellste und höchste Freisetzung.
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9.
HPLC-Chromatogramme, die die Wirkung der Hydrolyse von Mizellen,
bestehend aus DSPE-PEG750 (0,150 mM), mit Phospholipase A2 veranschaulichen.
Die Chromatogramme zeigen die Menge Stearinsäure (durchgezogene Linie),
die vor der Zugabe von Phospholipase A2 (A. piscivorus piscivorus)
zur Mizellen-Suspension erzeugt wurde, und die Menge DSPE-PEG750 (unterbrochene
Linie) nach dem Verzögerungsschub.
Die gepunktete Linie zeigt reine Stearinsäure (0,4 mM). Der Prozentanteil
Hydrolyse wurde errechnet auf Grundlage der integrierten Fläche des
Stearinsäure-Standards
(115850 Einheiten) und der integrierten Fläche der Probe (45630 Einheiten).
Die Konzentration an Stearinsäure
in der Probe wurde zu (45630/115850·0,4 mM) 0,157 mM berechnet,
und das heißt,
daß 100%
des DSPE-PEG750 zu Lyso-DSPE-PEG750 und Stearinsäure hydrolysiert wurden.
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10 beschreibt
das Prinzip der liposomalen Wirkstoff-Adressierung, Freisetzung und Resorption durch
extrazelluläre
Enzyme.
- (I) Pathologisches Gewebe mit undichten
Kapillaren
- (II) Liposomaler Arzneimittelträger
- (III) Zielzelle und Zellmembran
- (IV) Lokale Arzneimittel-Freisetzung und Resorption durch extrazelluläre Phospholipase
A2.
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11(a). Schematische Darstellung des Prinzips der
liposomalen Wirkstoff-Adressierung mit Anreicherung der liposomalen
Arzneimittelträger
in porösem
erkranktem Gewebe und anschließender
Freisetzung des Arzneimittels und Transport durch die Zielmembran über die
Aktivität
extrazellulärer
PLA2.
- (I) Pathologisches
Gewebe mit undichten Kapillaren
- (II) Polymerstabilisiertes Prodrug-Liposom
- (III) Zielzelle und Zellmembran
- (IV) Prodrug (Monoetherlipid), Proenhancer (Lipid), Proaktivator
(Lipid)
- (V) Arzneimittel (Etherlysolipid und Fettsäure-Derivate), Enhancer (Lysolipid
+ Fettsäure),
PLA2-Aktivatoren (Lysolipid + Fettsäure)
(b) Schematische Darstellung eines molekularbasierten
biophysikalischen Modellsystems, wobei die Phospholipide der Trägerliposomen – über die
PLA2-katalysierte Hydrolyse – als Prodestabilisatoren
am Ort des Trägers
und als Proenhancer am Ort des Targets fungieren. Es besteht die
Möglichkeit,
dieses Prinzip so zu erweitern, daß auch ein Lipidbasiertes Prodrug
mit umfaßt
ist. - (I) Polymerstabilisiertes Trägerliposom
- (II) Nichtabbaubare liposomale Zielmembran
- (V) Enhancer (Lysolipid + Fettsäure), Arzneimittel (Etherlysolipid
und Fettsäure-Derivate),
PLA2- Aktivatoren (Lysolipid + Fettsäure)
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12(a) PLA2-gesteuerte
Freisetzung des fluoreszierenden Modell-Arzneimittels Calcein durch
die Zielmembran als Funktion der Zeit für verschiedene Zusammensetzungen
der Trägerliposomen.
Die Temperatur ist 37°C.
Im Vergleich zu den nackten DPPC-Trägern ist die Geschwindigkeit
der Freisetzung des Modell-Arzneimittels bei den polymerbeschichteten
Trägern
DPPC + 2,5 Mol-% DPPE-PEG2000 stark erhöht. Eine weitere Erhöhung der
Freisetzungsgeschwindigkeit erhält
man, wenn der Träger
auch ein kurzkettiges Phospholipid, DCPC, enthält, das als lokaler Aktivator
für das
Enzym fungiert. Der Prozentsatz an freigesetztem Calcein wird bestimmt
als % Freisetzung = 100 (IF(t) – IB)/(IT – IB), worin IF(t) die
gemessene Fluoreszenz zur Zeit t nach Zugabe des Enzyms ist, IH die Hintergrundfluoreszenz und IT die gesamte Fluoreszenz ist, gemessen nach
Zugabe von Triton X-100, was zu vollständiger Freisetzung von Calcein
durch Aufbrechen der Ziel-Liposomen führt. (b) (a) PLA2-gesteuerte Freisetzung
des fluoreszierenden Modell-Arzneimittels Calcein durch die Zielmembran
als Funktion der Zeit bei verschiedenen Temperaturen. Bei Erhöhung der
Temperatur erhöht
sich die Freisetzungsgeschwindigkeit aufgrund der erhöhten Aktivität des Enzyms,
die durch strukturelle Veränderungen
im Lipid-Doppelschicht-Substrat des Trägerliposoms hervorgerufen wird.
Beim vorliegenden Test wird in allen Fällen eine maximale Freisetzung
von etwa 70% erreicht. Der Einschub zeigt die Zeit der 50%igen Calcein-Freisetzung,
t50%, als Funktion der Temperatur. Die Konzentration
von Target- und Trägerliposomen
beträgt
25 μM, und
PLA2 wird in einer Konzentration von 25
nM in HEPES-Puffer mit pH = 7,5 zugesetzt.
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13.
Gesamte Freisetzung des fluoreszierenden Modell-Arzneimittels Calcein durch die Zielmembran
nach 20 min als Funktion der Zugabe steigender Mengen an Lysopalmitoylphospholipid
und Palmitinsäure,
die getrennt und als 1:1-Mischung
zugegeben werden. Die Konzentration der Zielmem branen beträgt 25 μM in HEPES-Puffer
mit pH = 7,5 bei einer Temperatur von 39°C.
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14.
PLA2-gesteuerte Freisetzung des fluoreszierenden
Modell-Arzneimittels Calcein aus Liposomen, zusammengesetzt aus
25 μM 90
Mol-% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin (1-O-DPPC) und 10 Mol-%
1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350]
(1-O-DPPE-PEG350), suspendiert in 10 mM HEPES-Puffer (pH = 7,5),
als Funktion der Zeit. 50 nM (gerade Linie), 1 nM (durchgezogene
Linie) und 0,02 nM (punktierte Linie) Phospholipase A2 (A. piscivorus
piscivorus) wurden zur Zeit 300 s zugesetzt, und die Temperatur
war 35,5°C.
Der Prozentsatz an freigesetztem Calcein wird bestimmt wie in 4 beschrieben.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Eines
der wichtigen Merkmale der vorliegenden Erfindung ist die Erkenntnis,
daß bestimmte
Lipid-Derivate durch extrazelluläre
PLA2 an extrazellulären Stellen in Säugergewebe
in definierter Weise gespalten werden. Es wurde gefunden, daß extrazelluläre PLA2 imstande ist, Monoether/Monoester-Lipidderivate
zu spalten, um Monoetherlysolipid-Derivate zu ergeben, die als solche
oder in Kombination mit anderen wirksamen Verbindungen eine therapeutische
Wirkung zeigen.
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Lipid-Derivate
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Die
Arzneimittelabgabesysteme der vorliegenden Erfindung (Liposomen
oder Mizellen) beruhen somit auf einem Lipid-Derivat, das (a) eine aliphatische Gruppe
mit einer Länge
von wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen und einen organischen Rest mit
wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen sowie (b) eine hydrophile Einheit
aufweist, wobei das Prodrug zudem insoweit ein Substrat für extrazelluläre Phospholipase
A2 ist, als der organische Rest hydrolytisch abgespalten werden
kann, wohingegen die aliphatische Gruppe im wesentlichen nicht angegriffen
wird, wobei der Arzneimittelwirkstoff in Form eines Lysolipid-Derivats
freigesetzt wird, das kein Substrat für Lysophospholipase ist, wobei
das System Lipopolymere oder Glycolipide enthält, so daß hydrophile Ketten an der
Oberfläche
des Systems vorliegen.
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Auch
wenn die Begriffe "Lipid" und "Lysolipid" (im Zusammenhang
mit Phospholipiden) für
den Fachmann wohlbekannte Begriffe sind, sollte doch betont werden,
daß der
Begriff "Lipid" bei der vorliegenden
Beschreibung und in den Patentansprüchen für Triester von Glycerin mit
der folgenden Formel stehen soll:
worin R
A und
R
B Fettsäure-Einheiten
(C
9-30-Alkyl-/Alkylen-/Alkyldien-/Alkyltrien-/Alkyltetraen-C(=O)-)
sind, und R
C eine Phosphatidsäure (PO
2-OH) oder ein Derivat einer Phosphatidsäure ist.
Somit sind die Gruppen R
A und R
B über Ester-Bindungen
an das Glycerin-Gerüst
gebunden.
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Der
Begriff "Lysolipid" soll für ein Lipid
stehen, bei dem die RB-Fettsäuregruppe
fehlt (z.B. hydrolytisch abgespalten ist), d.h., ein Glycerin-Derivat
der obigen Formel, worin RB Wasserstoff
ist, aber die anderen Substituenten im wesentlichen unverändert bleiben.
Die Überführung eines
Lipids in ein Lysolipid kann unter Einwirkung eines Enzyms, insbesondere
unter Einwirkung zellulärer
sowie extrazellulärer
PLA2 vor sich gehen.
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Die
Begriffe "Lipid-Derivat" und "Lysolipid-Derivat" sollen mögliche Derivate
der obigen möglichen
Verbindungen innerhalb der Gruppen "Lipid" bzw. "Lysolipid" abdecken. Beispiele für biologisch
wirksame Lipid-Derivate und Lysolipid-Derivate sind gegeben bei
Houlihan et al., Med. Res. Rev. 15, 3, 157–223. Wie somit offensichtlich
sein wird, sollte die Erweiterung "Derivat" im breitesten Sinn verstanden werden.
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Bei
der vorliegenden Anmeldung sollten jedoch die Lipid-Derivate und Lysolipide
bestimmte funktionelle Kriterien (siehe oben) und/oder strukturelle
Anforderungen erfüllen.
Von besonderer Relevanz ist die Feststellung, daß geeignete Lipid-Derivate
solche sind, die (a) eine aliphatische Gruppe mit einer Länge von wenigstens
7, vorzugsweise wenigstens 9 Kohlenstoff-Atomen und einen organischen
Rest mit wenigsten 7 Kohlenstoff-Atomen und (b) eine hydrophile
Einheit aufweisen. Es sei klar, daß die aliphatische Gruppe und der
organische Rest den beiden Fettsäure-Einheiten
in einem normalen Lipid entsprechen und die hydrophile Einheit dem
Phosphat-Teil eines (Phospho)lipids oder einem Bioisoster desselben
entspricht.
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Die
allgemeine Vorstellung hinter der vorliegenden Erfindung ist die
Nutzung des erhöhten
Aktivitätsgrads
extrazellulärer
PLA2 in lokalen Bereichen eines Säugerkörpers, insbesondere
erkranktem Gewebe, und daher sollten die Lipid-Derivate, die bei der vorliegenden Erfindung
genutzt werden können,
Substrate für
extrazelluläre
PLA2 sein, d.h., die Lipid-Derivate sollten
eine hydrolytische enzymatische Abspaltung des organischen Rests
eingehen können,
der der Fettsäure
in 2-Stellung in einem Lipid entspricht. Extrazelluläre PLA2 gehört
bekanntlich zur Enzymklasse (EC) 3.1.1.4.. Wenn also die Rede von
(extrazellulärer)
PLA2 ist, sind darunter alle extrazellulären Enzyme
dieser Klasse zu verstehen, z.B. Lipasen, die hydrolytische Abspaltung
des organischen Rests herbeiführen
können,
der der Fettsäure
in 2-Stellung in einem Lipid entspricht. Ein besonderer Vorteil
des Lipid-basierten Arzneimittelabgabesystems (als Liposomen und
Mizellen) ist, daß im
Vergleich zu monomeren Substraten die Aktivität der extrazellulären PLA2 gegenüber
organisierten Substraten signifikant erhöht ist.
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In
Anbetracht der Anforderung der Hydrolysierbarkeit durch extrazelluläre PLA2 ist klar, daß der organische Rest (z.B.
eine aliphatische Gruppe) vorzugsweise über eine Esterfunktionalität gebunden
ist, die durch extrazelluläre
PLA2 gespalten werden kann, vorzugsweise
in einer Weise, daß die
abgespaltene Gruppe eine Carbonsäure
ist.
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Ein
wichtiges Merkmal der vorliegenden Erfindung ist zudem, daß die aliphatische
Gruppe (die Gruppe, die der Fettsäure in 1-Stellung in einem
Lipid entspricht) des Lipid-Derivats,
d.h., das Lysolipid-Derivat nach Spaltung durch extrazelluläre PLA2, durch die Wirkung der extrazellulären PLA2 im wesentlichen nicht angegriffen wird.
Mit "im wesentlichen
nicht angegriffen" ist
gemeint, daß die
Unversehrtheit der aliphatischen Gruppe erhalten bleibt, und daß weniger
als 1 Mol-%, vorzugsweise weniger als 0,1 Mol-% der aliphatischen
Gruppe (der aliphatischen Gruppe in 1-Stellung) durch die Wirkung
der extrazellulären
PLA2 abgespalten wird.
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Auch
das Lysolipid-Derivat, das aus der hydrolytischen Abspaltung des
organischen Rests resultiert, sollte selbst kein Substrat für Lysophospholipase
sein. Lysophospholipase gehört
bekanntlich zur Enzymklasse (EC) 3.1.1.5.. Wenn also die Rede von
Lysophospholipase ist, sind darunter alle Enzyme dieser Klasse zu verstehen,
die die Reaktion Lyso(phospho)lipid + Wasser unter Bildung von Phosphoglycerin
+ Fettsäure
katalysieren. Der Begriff "kein
Substrat für
Lysophospholipase" soll
bedeuten, daß Lysophospholipase
ei ne Aktivität
von weniger als 1% für
das Substrat im Vergleich zum entsprechenden Esterlipid, d.h., praktisch
keine enzymatische Aktivität
aufweist.
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Geeignete
Beispiele für
diese Lysolipid-Derivate sind solche, die keine hydrolytische Spaltung
unter der Wirkung von Lysophospholipasen eingehen. Die Lysolipid-Derivate
sind also insbesondere keine Lysolipide und Lysolipid-Derivate,
die eine Esterverknüpfung
in 1-Stellung des Lysolipids oder in der Stellung eines Lysolipid-Derivats
aufweisen, die der 1-Stellung eines Lysolipids entspricht.
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Eine
bevorzugte Klasse von Lipid-Derivaten zum Einbringen in die erfindungsgemäßen Arzneimittelabgabesysteme
läßt sich
durch die folgende Formel darstellen:
worin X und Z unabhängig voneinander
ausgewählt
sind aus O, CH
2, NH, NMe, S, S(O) und S(O)
2, vorzugsweise O, NH, NMe und CH
2, insbesondere O;
Y -OC(O)- ist, wobei
Y dann entweder über
das Sauerstoff- oder
das Carbonyl-Kohlenstoffatom an R
2 gebunden
ist, vorzugsweise über
das Carbonyl-Kohlenstoffatom;
R
1 eine
aliphatische Gruppe der Formel Y
1Y
2 ist;
R
2 ein
organischer Rest mit wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen ist, etwa eine
aliphatische Gruppe mit einer Länge
von wenigstens 7, vorzugsweise wenigstens 9 Kohlenstoff Atomen,
vorzugsweise eine Gruppe der Formel Y
1Y
2; worin Y
1 –(CH
2)
n1-(CH=CH)
n2-(CH
2)
n3-(CH=CH)
n4-(CH
2)
n5-(CH=CH)
n6-(CH
2)
n7-(CH=CH)
n8-(CH
2)
n9 ist
und die Summe n1+2n2+n3+2n4+n5+2n6+n7+2n8+n9 eine ganze Zahl von
9 bis 29 ist; n1 null oder eine ganze Zahl von 1 bis 29 ist, n3
null oder eine ganze Zahl von 1 bis 20 ist, n5 null oder eine ganze
Zahl von 1 bis 17 ist, n7 null oder eine ganze Zahl von 1 bis 14
ist, und n9 null oder eine ganze Zahl von 1 bis 11 ist; n2, n4,
n6 und n8 jeweils unabhängig
voneinander null oder 1 sind; und Y
2 CH
3 oder CO
2H ist;
wobei Y
1-Y
2 jeweils
unabhängig
voneinander mit Halogen oder C
l-C
4-Alkyl substituiert sein kann, und Y
1-Y
2 jedoch vorzugsweise
unsubstituiert ist;
R
3 ausgewählt ist
aus Phosphatidsäure
(PO
2-OH), Derivaten von Phosphatidsäure und
Bioisosteren zu Phosphatsäure
und Derivaten derselben (unter anderem Phosphatidsäure-Derivate,
woran ein hydrophiles Polymer oder Polysaccharid covalent gebunden
ist).
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Wie
vorstehend erwähnt,
ist bei bevorzugten Ausführungsformen
Y -OC(O)-, wobei Y über
das Carboxyl-Atom an R2 gebunden ist. Bei
den besonders bevorzugten Ausführungsformen
sind X und Z O, und Y ist -OC(O)-, wobei Y über das Carboxyl-Atom an R2 gebunden ist. Dies bedeutet, daß das Lipid-Derivat
eine Verbindung vom Typ 1-Monoether-2-monoesterphospholipid ist.
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Eine
weitere bevorzugte Gruppe von Lipid-Derivaten ist diejenige, bei
der die Gruppe X S ist.
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In
einer Ausführungsform
sind R1 und R2 aliphatische
Gruppen der Formel Y1Y2,
worin Y2 CH3 oder CO2H ist, vorzugsweise jedoch CH3,
und worin Y1 – (CH2)n1-(CH=CH)n2-(CH2)n3-(CH=CH)n4-(CH2)n5-(CH=CH)n6-(CH2)n7-(CH=CH)n8-(CH2)n9 ist;
die Summe n1+2n2+n3+2n4+n5+2n6+n7+2n8+n9 eine ganze Zahl von 9 bis
23 ist; das heißt,
die aliphatische Gruppe Y1Y2 ist
10 bis 24 Kohlenstoff-Atome lang. n1 ist gleich null oder ist ein ganze
Zahl von 1 bis 23; n3 ist gleich null oder ist eine ganze Zahl von
1 bis 20; n5 ist gleich null oder ist eine ganze Zahl von 1 bis
17; n7 ist gleich null oder ist eine ganze Zahl von 1 bis 14; n9
ist gleich null oder ist eine ganze Zahl von 1 bis 11; n2, n4, n6 und
n8 sind jeweils unabhängig
voneinander gleich null oder 1.
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Obwohl
die aliphatischen Gruppen ungesättigt
und sogar mit Halogenen (Fluor, Chlor, Brom, Iod) und C1-4-Gruppen
substituiert sein können
(d.h., es ergeben sich verzweigte aliphatische Gruppen), sind die
aliphatischen Gruppen R1 und R2 in
einer Ausführungsform
vorzugsweise gesättigt
und nicht verzweigt, das heißt, sie
besitzen vorzugsweise keine Doppelbindung zwischen benachbarten
Kohlenstoff-Atomen, wobei n2, n4, n6 und n8 dann jeweils gleich
null sind. Demgemäß ist Y1 vorzugsweise (CH2)n1. Besonders bevorzugt (in dieser Ausführungsform)
sind R1 und R2 jeweils
unabhängig
voneinander (CHa)n1CH3 und ganz besonders bevorzugt (CH2)17CH3 oder
(CH2)15CH3. In alternativen Ausführungsformen können die
Gruppen eine oder mehrere Doppelbindungen besitzen, das heißt, sie
können
ungesättigt
sein, und eines oder mehrere der n2, n4, n6 und n8 kann gleich 1
sein. Besitzt zum Beispiel der ungesättigte Kohlenwasserstoff eine
Doppelbindung, so ist n2 gleich 1, n4, n6 und n8 sind jeweils gleich
null, und Y1 ist (CH2)n1CH=CH(CH2)n3. n1 ist gleich null oder ist eine ganze
Zahl von 1 bis 21, und n3 ist ebenfalls null oder ist ein ganze
Zahl von 1 bis 20, wobei wenigstens eines der n1 oder n3 nicht gleich
null ist.
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In
einer speziellen Ausführungsform
sind die Lipid-Derivate Monoetherlipide, wobei X und Z O sind, R1 und R2 unabhängig voneinander
ausgewählt
sind aus Alkyl-Gruppen (CH2)nCH3, worin n 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18,
19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 oder 29, vorzugsweise 14,
15 oder 16 und insbesondere 14 ist; Y -OC(O)- ist, wobei Y dann über das
Carbonyl-Kohlenstoffatom an R2 gebunden
ist.
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Was
die hydrophile Einheit anbelangt (oft als "Kopfgruppe" geläufig),
die R3 entspricht, so geht man davon aus,
daß eine
Fülle von
Gruppen verwendet werden können,
die Phosphatidsäure
(PO2-OH), Derivaten von Phosphatidsäure und
Bioisosteren zu Phosphatsäure
und Derivaten derselben entsprechen. Die entscheidende Anforderung
an R3 ist offensichtlich, daß die Gruppen
enzymatische Abspaltung der R2-Gruppe (tatsächlich R2-C(=O) oder R2-OH)
durch extrazelluläre
PLA2 ermöglichen
sollten. "Bioisostere
zu Phosphatidsäure
und Derivaten derselben" impliziert
tatsächlich,
daß solche
Gruppen – als
Phosphatidsäure – die enzymatische
Spaltung durch extrazelluläre
PLA2 ermöglichen
sollten.
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R3 ist typischerweise ausgewählt aus
Phosphatidsäure
(PO2-OH), Phosphatidylcholin (PO2-O-CH2CH2N(CH3)3),
Phosphatidylethanolamin (PO2-O-CH2CH2NH2),
N-Methylphosphatidylethanolamin (PO2-O-CH2CH2NHCH3),
Phosphatidylserin, Phosphatidylinosit und Phosphatidylglycerin (PO2-O-CH2CHOHCH2OH). Weitere mögliche Derivate von Phosphatidsäure sind
solche, bei denen Dicarbonsäuren
wie etwa Glutar-, Sebacin-, Bernstein- und Weinsäure an den endständigen Stickstoff
von Phosphatidylethanolaminen, Phosphatidylserin, Phosphatidylinosit
etc. gebunden sind.
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In
der speziellen Ausführungsform,
bei der ein Anteil des Lipid-Derivats auch ein Lipopolymer oder Glycolipid
ist, ist typischerweise ein hydrophiles Polymer oder Polysaccharid
covalent an den Phosphatidyl-Teil des Lipid-Derivats gebunden.
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Hydrophile
Polymere, die in geeigneter Weise in die erfindungsgemäßen Lipid-Derivate
eingebracht werden können,
um Lipopolymere zu bilden, sind solche, die leicht wasserlöslich sind,
covalent an ein vesikelbildendes Lipid gebunden werden können und
in vivo ohne toxische Wirkungen verträglich, d.h., biokompatibel sind.
Zu den geeigneten Polymeren gehören
Polyethylenglycol (PEG), Polymilchsäure (auch als Polylactid bezeichnet),
Polyglycolsäure
(auch als Polyglycolid bezeichnet), Polymilchsäure-Polyglycolsäure-Copolymer, Polyvinylalkohol,
Polyvinylpyrrolidon, Polymethoxazolin, Polyethyloxazolin, Polyhydroxypropylmethacrylamid, Polymethacrylamid,
Polydimethylacrylamid und derivatisierte Cellulosen wie etwa Hydroxymethylcellulose oder
Hydroxyethylcellulose.
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Bevorzugte
Polymere sind solche mit einem Molekulargewicht von etwa 100 Dalton
bis zu etwa 10 000 Dalton, besonders bevorzugt etwa 300 Dalton bis
etwa 5000 Dalton. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
ist das Polymer Polyethylenglycol mit einem Molekulargewicht von
etwa 100 bis etwa 5000 Dalton und besonders bevorzugt mit einem
Molekulargewicht von etwa 300 bis etwa 5000 Dalton. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
ist das Polymer Polyethylenglycol mit 750 Dalton (PEG(750)). Polymere
lassen sich anhand der Anzahl von Monomeren in ihnen definieren;
bei einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden Polymere aus wenigstens etwa drei
Monomeren eingesetzt, etwa PEG-Polymere, die aus drei Monomeren
bestehen (etwa 150 Dalton).
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Wird
das Glycolipid oder Lipopolymer durch einen Anteil des Lipid-Derivats
dargestellt, so bildet ein solches Lipid-Derivat (Lipid-Derivat mit einem Polymer
oder einer Polysaccharid-Kette) typischerweise 1–80 Mol-%, etwa 2–50 Mol-%
oder 3–25
Mol-% des gesamten dehydratisierten Lipidbasierten Systems. Bei
Mizellen-Zusammensetzungen kann dieser Anteil sogar noch höher sein,
etwa 1–100
Mol-%, z.B. 10–100
Mol-% des gesamten dehydratisierten Lipid-basierten Systems.
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Bevorzugte
Polymere, die covalent an den Phosphatidyl-Teil gebunden werden
sollen (z.B. über
den endständigen
Stick stoff von Phosphatidylethanolamin), sind Polyethylenglycol
(PEG), Polylactide, Polyglycolsäure,
Polylactid-Polyglycolsäure-Copolymer
und Polyvinylalkohol.
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Ein überaus interessanter
Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Möglichkeit der Modifikation
der pharmazeutischen Wirkung des Lipid-Derivat durch Modifizieren
der Gruppe R2. Es sei klar, daß R2 ein organischer Rest mit wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen
sein sollte (etwa eine aliphatische Gruppe mit einer bestimmten
Länge (wenigstens
7, vorzugsweise 9 Kohlenstoff Atome)), wobei ein hoher Grad an Variabilität möglich ist,
z.B. muß R2 nicht notwendigerweise ein langer Kettenrest
sein, sondern kann komplexere Strukturen darstellen.
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Im
allgemeinen geht man davon aus, daß R2 entweder
ziemlich inert für
die Umgebung ist, in der es durch extrazelluläre PLA2 freigesetzt
werden kann, oder daß R2 eine aktive pharmazeutische Rolle spielen kann,
typischerweise als Hilfsarzneistoff oder als Wirksamkeitsmodifikator
für das
Lysolipid-Derivat und/oder etwaige andere (zweite) Arzneimittelsubstanzen,
die in der Umgebung vorhanden sind.
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Bei
einigen Ausführungsformen
ist die Gruppe R2 ein langkettiger Rest,
z.B. ein Fettsäurerest
(zur Fettsäure
gehört
ein Carbonyl von der Gruppe Y). Dies wurde im obigen ausführlich beschrieben.
Interessante Beispiele für
Hilfsarzneistoffe als R2 innerhalb dieser
Untergruppen sind mehrfach ungesättigte
Säuren,
z.B. Oleat, Linolsäure,
Linolensäure
sowie Derivate von Arachidonoyl (mit dem Carbonyl von Y), z.B. Prostaglandine
wie etwa Prostaglandin E1, da Arachidonsäure-Derivate
bekannte Regulatoren der Hormonwirkung sind, darunter die Wirkung
von Prostaglandinen, Thromboxanen und Leukotrienen. Beispiele für Wirksamkeitsmodifikatoren als
R2 sind solche, die die Permeabilität der Zielzellmembran
erhöhen,
sowie die Aktivität
der extrazellulären PLA2 oder des Arzneimittelwirkstoffs oder etwaiger
zweiter Arzneimittelsubstanzen erhöhen. Beispiele dafür sind kurzkettige
(C8-12) Fettsäuren.
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Es
wird jedoch auch in Betracht gezogen, daß andere Gruppen als organischer
Rest R2 brauchbar sein können, z.B. Vitamin D-Derivate,
Steroid-Derivate, Retinoesäure
(darunter alltrans-Retinoesäure,
all-cis-Retinoesäure,
9-cis-Retinoesäure,
13-cis-Retinoesäure),
Cholecalciferol- und Tocopherol-Analoga,
pharmakologisch wirksame Carbonsäuren
wie etwa verzweigtkettige aliphatische Carbonsäuren (z.B. Valproinsäure und die
in WO 99/02485 beschriebenen), Salicylsäuren (z.B. Acetylsalicylsäure), Steroidcarbonsäuren (z.B.
Lysergsäure
und Isolysergsäure),
monoheterocyclische Carbonsäuren
(z.B. Nicotinsäure)
und polyheterocyclische Carbonsäuren
(z.B. Penicilline und Cephalosporine), Diclofenac, Indomethacin,
Ibuprofen, Naproxen, 6-Methoxy-2-naphthylessigsäure.
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Es
sei klar, daß die
verschiedenen Beispiele für
mögliche
R2-Gruppen mit dem Namen einer diskreten Spezies
und nicht mit dem Namen des Rests bezeichnet werden. Es sei außerdem klar,
daß die
möglichen Beispiele
die Carbonyl-Gruppe oder die Oxy-Gruppe der Bindung enthalten können, über die
der organische Rest an das Lipid-Gerüst gebunden ist (entsprechend "Y" in der obigen Formel). Dies wird dem
Fachmann natürlich
klar sein.
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Obwohl
es in der allgemeinen Formel der geeigneten Beispiele für die bei
der vorliegenden Erfindung zu verwendenden Lipid-Derivate nicht
ausdrücklich
angegeben ist, sei doch klar, daß die Glycol-Einheit der Lipid-Derivate
substituiert sein kann, z.B. um die Spaltungsgeschwindigkeit durch
die extrazelluläre
PLA2 zu verändern, oder einfach um die
Eigenschaften der die Lipid-Derivate umfassenden Liposomen zu verändern.
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Einige
der vorstehend definierten Lipid-Derivate mögen bereits bekannt sein, doch
wird angenommen, daß einige
Untergruppen derselben völlig
neue Verbindungen sind.
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Eine
spezielle Gruppe neuer Verbindungen sind die Lipid-Derivate der folgenden
Formel:
worin
X und Z unabhängig voneinander
ausgewählt
sind aus O, CH
2, NH, NMe, S, S (O) und S(O)
2, vorzugsweise aus O, NH, NMe und CH
2, insbesondere O;
Y -OC(O)- ist, wobei
Y dann entweder über
das Sauerstoff- oder
das Carbonyl-Kohlenstoffatom an R
2 gebunden
ist, vorzugsweise über
das Carbonyl-Kohlenstoffatom;
R
1 eine
aliphatische Gruppe der Formel Y
1Y
2 ist;
R
2 ein
organischer Rest mit wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen ist;
worin
Y
1 – (CH
2)
n1-(CH=CH)
n2-(CH
2)
n3-(CH=CH)
n4-(CH
2)
n5-(CH=CH)
n6-(CH
2)
n7-(CH=CH)
n8-(CH
2)
n9 ist
und die Summe n1+2n2+n3+2n4+n5+2n6+n7+2n8+n9 eine ganze Zahl von
9 bis 29 ist; n1 null oder eine ganze Zahl von 1 bis 29 ist, n3
null oder eine ganze Zahl von 1 bis 20 ist, n5 null oder eine ganze
Zahl von 1 bis 17 ist, n7 null oder eine ganze Zahl von 1 bis 14
ist, und n9 null oder eine ganze Zahl von 1 bis 11 ist; n2, n4,
n6 und n8 jeweils unabhängig
voneinander null oder 1 sind; und Y
2 CH
3 oder CO
2H ist;
wobei Y
1-Y
2 jeweils
unabhän gig voneinander
mit Halogen oder C
1-C
4-Alkyl
substituiert sein kann, und Y
1-Y
2 jedoch vorzugsweise unsubstituiert ist;
R
3 ausgewählt ist aus Derivaten von Phosphatidsäure, woran
ein hydrophiles Polymer oder Polysaccharid gebunden ist. Das hydrophile
Polymer oder Polysaccharid ist typischerweise und bevorzugt ausgewählt aus Polyethylenglycol,
Polymilchsäure,
Polyglycolsäure,
Polymilchsäure-Polyglycolsäure-Copolymeren,
Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polymethoxazolin, Polyethyloxazolin,
Polyhydroxypropylmethacrylamid, Polymethacrylamid, Polydimethylacrylamid
und derivatisierten Cellulosen, insbesondere aus Polyethylenglycol,
Polymilchsäure,
Polyglycolsäure,
Polymilchsäure-Polyglycolsäure-Copolymeren
und Polyvinylalkohol.
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Besondere
Untergruppen sind solche, worin X und Z O sind, R1 und
R2 unabhängig
voneinander ausgewählt
sind aus Alkyl-Gruppen
(CH2)nCH3, worin n 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18,
19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 oder 29 ist, vorzugsweise
14 oder 16,; Y -OC(O)- ist, wobei Y dann über das Carbonyl-Kohlenstoffatom
an R2 gebunden ist.
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Eine
spezielle Gruppe von Verbindungen sind Polyethylen-oxid-1-O-palmityl-sn-2-palmitoylphosphatidylethanolamin,
DPPE-PEG, und Polyethylenoxid-1-O-stearyl-sn-2-stearoylphosphatidylethanolamin,
DSPE-PEG, mit einem PEG-Molekulargewicht von 100 bis 10 000 Dalton,
insbesondere 300 bis 5000 Dalton.
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Des
weiteren macht die vorliegende Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung
verfügbar, umfassend
einen pharmazeutisch annehmbaren Träger und ein wie vorstehend
definiertes Lipid-Derivat. Vorzugsweise ist das Lipid-Derivat in
Form eines Liposoms dispergiert (siehe unten).
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch derartige Lipid-Derivate zur Verwendung
als Medikament, das vorzugsweise in einer pharmazeutischen Zusammensetzung
vorliegt, und die Verwendung eines wie vorstehend definierten Lipid-Derivats
zur Herstellung eines Medikaments für die Behandlung von Erkrankungen
oder Zuständen,
die mit einer lokalen Zunahme der Aktivität extrazellulärer Phospholipase
A2 in Säugergewebe verbunden
sind. Diese Erkrankungen oder Zustände sind typischerweise ausgewählt aus
Krebs, z.B. Hirnkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Dickdarmkrebs oder
Eierstockkrebs, oder Leukämie,
Lymphom, Sarkom, Karzinom und entzündlichen Zuständen. Die
vorliegenden Zusammensetzungen und Verwendungen sind insbesondere
in den Fällen
anwendbar, wo die Zunahme der Aktivität extrazellulärer PLA2 wenigstens 25% im Vergleich zum normalen
Aktivitätsniveau
im fraglichen Gewebe ist, wobei das Gewebe das eines Säugers und insbesondere
das eines Menschen ist.
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Lipid-Derivate
als Prodrugs
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Wie
vorstehend beschrieben, macht die vorliegende Erfindung ein Lipid-basiertes
Arzneimittelabgabesystem zur Verabreichung eines Arzneimittelwirkstoffs
verfügbar,
der ausgewählt
ist aus Lysolipid-Derivaten, wobei der Arzneimittelwirkstoff in
Form eines Prodrugs im Lipid-basierten System vorliegt, wobei das
Prodrug ein Lipid-Derivat ist, das (a) eine aliphatische Gruppe
mit einer Länge
von wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen und einen organischen Rest mit
wenigstens 7 Kohlenstoff-Atomen sowie (b) eine hydrophile Einheit
aufweist, wobei das Prodrug zudem insoweit ein Substrat für extrazelluläre Phospholipase
A2 ist, als der organische Rest hydrolytisch abgespalten werden
kann, wohingegen die aliphatische Gruppe im wesentlichen nicht angegriffen
wird, wobei der Arzneimittelwirkstoff in Form eines Lysolipid-Derivats
freigesetzt wird, das kein Substrat für Lysophospholipase ist, wobei
das System Lipopolymere oder Glycolipide enthält, so daß hydrophile Ketten an der
Oberfläche
des Systems vorliegen.
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Mit
dem Begriff "Arzneimittelwirkstoff" ist jedes chemische
Gebilde gemeint, das eine prophylaktische oder therapeutische Wirkung
im Körper
eines Säugers
und insbesondere eines Menschen ergibt. Somit betrifft die vorliegende
Erfindung hauptsächlich
das therapeutische Gebiet.
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Der
Begriff "Prodrug" sollte im normalen
Sinne verstanden werden, nämlich
als Arzneimittel, das zu dem Zweck maskiert oder geschützt wird,
um in die beabsichtigte Arzneimittelsubstanz überführt zu werden (typischerweise
durch Spaltung, aber auch durch chemische Umwandlung in vivo). Dem
Fachmann ist der Umfang des Begriffs "Prodrug" bekannt.
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Der
Arzneimittelwirkstoff ist ausgewählt
aus Lysolipid-Derivaten,
und – wie
aus der vorliegenden Beschreibung mit Patentansprüchen klar
sein wird – die
bei der vorliegenden Erfindung relevanten Lysolipid-Derivate haben
eine therapeutische Wirkung, zumindest im Zusammenhang mit Erkrankungen
und Zuständen, bei
denen ein lokaler Bereich des Säugerkörpers ein
Aktivitätsniveau
der extrazellulären
PLA2 aufweist, das eine Freisetzung des
Lysolipid-Derivats erlaubt.
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Wie
aus der vorliegenden Beschreibung mit Patentansprüchen klar
sein wird, bildet das Lipid-Derivat das vorstehend bezeichnete Prodrug,
und das Lysolipid-Derivat bildet somit den Arzneimittelwirkstoff – häufig ein
Monoetherlysolipid-Derivat.
Es sei jedoch klar, daß damit
die Möglichkeit
der Beigabe weiterer Arzneimittelsubstanzen, die als zweite Arzneimittelsubstanzen
bezeichnet werden, zum erfindungsgemäßen Arzneimittelabgabesystem
nicht ausgeschlossen ist, und es ist auch nicht ausgeschlossen,
daß der
organische Rest, der durch die Wirkung der extrazellulären PLA2 hydro lytisch abgespalten werden kann, eine
bestimmte pharmazeutische Wirkung aufweist (z.B. als Hilfsarzneistoff
oder Wirksamkeitsmodifikator, wie anderswo hierin beschrieben).
Zudem muß die
pharmazeutische Wirkung des "Arzneimittelwirkstoffs", d.h., des Lysolipid-Derivats,
nicht die am stärksten
vorherrschende sein, wenn eine zweite Arzneimittelsubstanz beigegeben
wird, und tatsächlich
kann die Wirkung der zweiten Arzneimittelsubstanz sehr wohl die
am stärksten
vorherrschende sein.
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Man
nimmt an, daß die
Freisetzung des Arzneimittelwirkstoffs (Lipolipid-Derivat) aus dem
Prodrug (Lipid-Derivat) vor sich geht wie in folgendem Beispiel
erläutert:
-
-
Des
weiteren kann der Substituent R2 einen Hilfsarzneistoff
oder Wirksamkeitsmodifikator für
den Arzneimittelwirkstoff bilden und wird unter der Wirkung der
extrazellulären
PLA2 gleichzeitig freigesetzt:
-
-
Bei
der Definition von R2 wurde vorstehend beschrieben,
wie die Gruppe R2 verschiedene unabhängige oder
synergistische Wirkungen in Verbindung mit dem Arzneimittelwirkstoff
haben kann, z.B. als Hilfsarzneistoff oder Wirksamkeitsmodifikator,
z.B. als Permeabilitäts-
oder Zellysemodifikator. Man sollte sich im Gedächtnis halten, daß die R2 entsprechenden Gruppen (z.B. R2-OH
oder R2-COOH) eine pharmazeutische Wirkung
aufweisen können,
die gegenüber
der Wirkung des Lysolipid-Derivats (Arzneimittelwirkstoff) die vorherrschende
ist.
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Als Liposomen
und Mizellen formulierte Lipid-Derivate
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Der
Begriff "Lipid-basiertes
Arzneimittelabgabesystem" soll
makromolekulare Strukturen umfassen, die als Hauptbestandteil Lipide
oder Lipid-Derivate enthalten. Geeignete Beispiele dafür sind Liposomen
und Mizellen. Man nimmt gegenwärtig
an, daß Liposomen
den breitesten Umfang an Anwendungen bieten, und diese sollen im
folgenden in aller Ausführlichkeit
beschrieben werden. Zwar werden Liposomen gegenwärtig als das bevorzugte Lipid-basierte
System angesehen, doch wird angenommen, daß auch Mizellensysteme interessante
Ausführungsformen
bei der vorliegenden Erfindung ergeben.
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Bei
einer wichtigen Variante, die mit Vorteil mit den hierin beschriebenen
Ausführungsformen
kombiniert werden kann, wird das Lipid-Derivat (z.B. das Prodrug)
entweder als einziger Bestandteil oder – was üblicher ist – in Kombination
mit anderen Bestandteilen (anderen Lipiden, Sterinen etc.) den Liposomen
beigegeben. So sind die hierin beschriebenen Lipid-basierten Systeme
vorzugsweise in Form von Liposomen, wobei die Liposomen aus Schichten
aufgebaut sind, die das Lipid-Derivat (z.B. ein Prodrug) umfassen.
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"Liposomen" sind bekannt als
sich selbst organisierende Strukturen, umfassend eine oder mehrere
Lipid-Doppelschichten, die jeweils ein wäßriges Kompartiment umgeben
und zwei gegenüberliegende
Monoschichten aus amphipathischen Lipid-Molekülen umfassen. Amphipathische
Lipide (hierin u.a. Li pid-Derivate) umfassen eine polare (hydrophile)
Kopfgruppenregion (entsprechend dem Substituenten R3 in
den Lipid-Derivaten),
die covalent an eine oder zwei unpolare (hydrophobe) aliphatische
Gruppen (entsprechend R1 und R2 in
den Lipid-Derivaten) gebunden ist. Von den energetisch ungünstigen
Kontakten zwischen den hydrophoben Gruppen und dem wäßrigen Medium
wird allgemein angenommen, daß sie
die Lipid-Moleküle
dazu veranlassen, sich so umzuordnen, daß die polaren Kopfgruppen zum
wäßrigen Medium
hin ausgerichtet sind, während die
hydrophoben Gruppen sich zum Innern der Doppelschicht hin umorientieren.
Es wird eine energetisch stabile Struktur gebildet, bei der die
hydrophoben Gruppen wirksam gegen Kontakt mit dem wäßrigen Medium abgeschirmt
werden.
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Liposomen
können
eine einzige Lipid-Doppelschicht (einschichtige Liposomen "ULVs" oder mehrere Lipid-Doppelschichten
aufweisen (mehrschichtige Liposomen, "MLVs"),
und können
mit Hilfe einer Vielzahl von Methoden hergestellt werden (eine Übersicht
findet sich zum Beispiel bei Deamer und Uster, Liposomes, Marcel
Dekker, N.Y., 1983, 27–52).
Zu diesen Methoden gehören
die Verfahren von Bangham zur Herstellung mehrschichtiger Liposomen
(MLVs), die Verfahren von Lenk, Fountain und Cullis zur Herstellung
von MLVs mit im wesentlichen gleicher Verteilung des Gelösten zwischen
den Schichten (siehe z.B.
US
4 522 803 ,
US 4 588 578 ,
US 5 030 453 ,
US 5 169 637 und
US 4 975 282 ) und das Umkehrphasen-Verdampfungsverfahren
von Papahadjopoulos et al. (
US
4 235 871 ) zur Herstellung oligolamellarer Liposomen. ULVs
können
aus MLVs hergestellt werden mit Hilfe von Methoden wie z.B. Beschallung
(siehe Papahadjopoulos et al., Biochem. Biophys. Acta, 135, 624
(1968)) oder Extrusion (
US 5
008 050 und
US 5 059
421 ).
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Die
erfindungsgemäßen Liposomen
können
mit Hilfe der Verfahren irgendeiner dieser Offenbarungen hergestellt
werden.
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Verschiedene
Arten der Methodik wie etwa Beschallung, Homogenisierung, French-Press-Anwendung
und Mahlen können
angewandt werden, um Liposomen geringerer Größe aus größeren Liposomen herzustellen.
Die Extrusion (siehe
US 5 008
050 ) kann angewandt werden, um Liposomen zu zerkleinern,
das heißt,
Liposomen mit einer vorbestimmten mittleren Größe herzustellen, indem die
Liposomen unter Druck durch Filterporen einer definierten, ausgewählten Größe gedrückt werden.
Auch die Tangentialstromfiltration (siehe WO 89/08846) kann angewandt
werden, um die Größe der Liposomen
zu regeln, das heißt,
Liposomen mit einer Liposomen-Population zu erzeugen, die eine geringere
Größenheterogenität und eine
homogenere, definierte Größenverteilung
aufweisen. Die Größe der Liposomen
kann auch mit Hilfe einer Reihe von Techniken wie etwa der quasielektrischen
Lichtstreuung und mit Geräten,
z.B. Nicomp
®-Teilchenklassierern
bestimmt werden, die dem Durchschnittsfachmann ohne weiteres zur
Verfügung
stehen.
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Recht
interessant ist die Feststellung, daß die Lipid-Derivate der vorliegenden Erfindung
den Hauptteil eines Lipid-basierten Systems ausmachen können, auch
wenn dieses System ein Liposomensystem ist. Dies liegt an der strukturellen
(aber nicht funktionellen) Ähnlichkeit
zwischen den Lipid-Derivaten der vorliegenden Erfindung und Lipiden.
So wird angenommen, daß die
Lipid-Derivate für
die vorliegende Erfindung der einzige Bestandteil von Liposomen
sein können,
d.h., bis zu 100 Mol-% der gesamten dehydratisierten Liposomen können durch
die Lipid-Derivate gebildet werden. Dies steht im Gegensatz zu den
bekannten Monoetherlysolipiden, die nur einen kleineren Teil der
Liposomen bilden können.
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Vorteilhaft
enthalten Liposomen, wie nachstehend ausführlich beschrieben wird, typischerweise
weitere Bestandteile, die eine pharmazeutische Wirkung haben können oder
nicht, die aber die Liposomenstruktur stabiler (oder alternativ
instabiler) machen oder die Liposomen vor Entleerung schützen und
dadurch die Zirkulationszeit erhöhen,
so daß die
Gesamtwirksamkeit eines pharmazeutischen Mittels, in dem das Liposom enthalten
ist, verbessert wird.
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Aufgrund
dieser Feststellungen wird angenommen, daß die einzelnen Lipid-Derivate,
bezogen auf das gesamte dehydratisierte Liposom, typischerweise
15 bis 100 Mol-%, etwa z.B. 50 bis 100 Mol-%, vorzugsweise 75 bis
100 Mol-%, insbesondere 90 bis 100 Mol-% ausmachen.
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Die
Liposomen können
einschichtig oder mehrschichtig sein. Einige bevorzugte Liposomen
sind unilamellar, und haben Durchmesser von weniger als etwa 200
nm, vorzugsweise mehr als etwa 50 nm bis weniger als etwa 200 nm.
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Wie
in der Fachwelt bekannt, werden Liposomen typischerweise mit Hilfe
eines Verfahrens hergestellt, umfassend die Schritte: (a) Lösen des
Lipid-Derivats in einem organischen Lösungsmittel; (b) Abtrennen
des organischen Lösungsmittels
von der Lipidderivat-Lösung
von Schritt (a); und (c) Hydratisieren des Produkts von Schritt
(b) mit einem wäßrigen Lösungsmittel,
um so die Liposomen zu bilden.
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Das
Verfahren kann des weiteren einen Schritt der Zugabe einer zweiten
Arzneimittelsubstanz (siehe unten) zum organischen Lösungsmittel
von Schritt (a) oder zur wäßrigen Phase
von Schritt (c) umfassen.
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Das
Verfahren kann anschließend
einen Schritt des Extrudierens der in Schritt (c) erzeugten Liposomen
durch ein Filter umfassen, um Liposomen einer bestimmten Größe, z.B.
100 nm, zu erzeugen.
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Lipid-basierte
teilchenförmige
Systeme, d.h., Liposomen sowie Mizellen mit Größen, die einen breiten Bereich
abdecken, können
nach den vorstehend erwähnten
Techniken, hergestellt werden. Je nach Verabreichungsweg liegen
geeignete Größen für pharmazeutische
Anwendungen normalerweise im Bereich von 20 bis 10 000 nm, insbesondere
im Bereich von 30 bis 1000 nm. Größen im Bereich von 50 bis 200
nm sind normalerweise bevorzugt, da angenommen wird, daß Liposomen
in diesem Größenbereich
länger
im Gefäßsystem von
Säugern
zirkulieren als größere Liposomen,
die schneller vom retikuloendothelialen System des Säugers ("RES") erkannt und daher
schneller aus dem Kreislauf entfernt werden. Eine längere vaskuläre Zirkulation kann
die therapeutische Wirksamkeit dadurch verbessern, daß mehr Liposomen
den beabsichtigten Ort der Wirkung, z.B. Tumoren oder Entzündungen,
erreichen können.
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Man
geht davon aus, daß die
Liposomen bei einem wie in den Ausführungsformen hierin definierten Arzneimittelabgabesystem,
das zur Verabreichung über
intravenöse
und intramuskuläre
Injektion angepaßt
ist, vorzugsweise eine mittlere Teilchengröße von etwa 100 nm aufweisen
sollten. So sollte die Teilchengröße im allgemeinen im Bereich
von 50 bis 200 nm liegen.
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Weiterhin
sollten die Liposomen bei einem Arzneimittelabgabesystem, das zur
Verabreichung mittels subkutaner Injektion angepaßt ist,
vorzugsweise eine mittlere Teilchengröße von 100 bis 5000 nm aufweisen, und
die Liposomen können
dann ein- oder mehrschichtig sein.
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Einer
der Vorteile des Einschlusses der Lipid-Derivate in Liposomen ist,
daß die
Liposomenstruktur, insbesondere bei Stabilisierung wie nachstehend
beschrieben, eine viel längere
vaskuläre
Zirkulationszeit hat als die Lipid-Derivate in Form diskreter Verbindungen.
Zudem werden die Lipid- Derivate
mehr oder weniger inert oder sogar "unsichtbar", wenn sie in Liposomen "gepackt" werden, in denen
Lipopolymere oder Glycolipide eingeschlossen sind. Dies bedeutet,
daß etwaige
nachteilige Wirkungen, z.B. eine hämolytische Wirkung, unterdrückt werden
können.
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Die
Liposomen sollten vorzugsweise als inerte Bestandteile fungieren,
bis sie im fraglichen Bereich reagieren, z.B. in krebsbefallenen,
infizierten oder entzündlich
erkrankten Bereichen oder Geweben. Wie im folgenden beschrieben,
können
die Liposomen eine Reihe weiterer Bestandteile enthalten. Insbesondere
kann ein erfindungsgemäßes Arzneimittelabgabesystem
des weiteren eine Komponente enthalten, die die Freisetzung einer
etwaigen zweiten Arzneimittelsubstanz steuert, Mittel, die die Aktivität der extrazellulären PLA2 steuern, oder Mittel, die die Permeabilität erhöhen, z.B.
kurzkettige Lipide und Lipopolymere/Glycolipide.
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Zwei
sehr wichtige Gruppen von Verbindungen, die den Liposomen als Modifikatoren
beizugeben sind, sind die stabilisierenden Verbindungen Lipopolymere
und Glycolipide, etwa Lipopolymere (z.B. Polyethylenoxid-dipalmitoylphosphatidylethanolamin,
DPPE-PEG, Polyethylenoxid-distearoylphosphatidylethanolamin, DSPE-PEG)
mit einem PEG-Molekulargewicht von 100 bis 10 000 Dalton. Es wurde
gezeigt, daß Lipopolymere
als Stabilisatoren für
das Liposom fungieren, d.h., das Lipopolymer erhöht die Zirkulationszeit, und – was im vorliegenden
Zusammenhang höchst
interessant ist – als
Aktivatoren für
extrazelluläre
PLA2. Die stabilisierenden Wirkung soll
im folgenden beschrieben werden.
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Man
nimmt an, daß die äußere Oberfläche der
Liposomen mit Serumproteinen, etwa mit Opsoninen, im Kreislaufsystem
von. Säugern
beschichtet wird. Ohne sich in irgendeiner Weise durch irgendeine
spezielle Theorie einschränken
zu lassen, wird angenommen, daß die
Entleerung der Liposomen durch Mo difizieren der äußeren Oberfläche der
Liposomen in einer Weise gehemmt werden kann, daß die Bindung von Serumproteinen
ganz allgemein gehemmt wird. Man nimmt an, daß wirksame Oberflächenmodifikation,
das heißt,
Veränderungen
der äußeren Oberfläche der
Liposomen, die zur Hemmung der Opsonisierung und RES-Aufnahme führen, dadurch
herbeigeführt
werden kann, daß in
die liposomalen Doppelschichten Lipide, eingebracht werden, deren
polare Kopfgruppen durch Anbindung einer chemischen Einheit derivatisiert
worden sind, welche die Bindung von Serumproteinen an Liposomen
hemmen kann, so daß das
pharmakokinetische Verhalten der Liposomen im Kreislaufsystem von
Säugern
verändert
und die Aktivität
der extrazellulären
PLA2, wie vorstehend für die Lipopolymere beschrieben,
verbessert wird.
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Es
wurden Liposomen-Präparate
entworfen, mit denen rasche RES-Aufnahme vermieden wird, und die
somit eine erhöhte
Halbwertszeit im Blutstrom haben. STEALTH®-Liposomen
(Liposome Technology Inc., Menlo Park, Calif.) enthalten Polyethylenglycol(PEG)-gepfropfte
Lipide mit etwa 5 Mol-% des gesamten dehydratisierten Liposoms.
Die Gegenwart von Polymeren auf der äußeren Liposomenoberfläche verringert
die Aufnahme der Liposomen durch die Organe des RES. Die Liposomenmembranen
können
so aufgebaut sein, daß sie
der zerstörerischen
Wirkung des darin enthaltenen Tensids widerstehen. Eine Liposomenmembran zum
Beispiel, die als Bestandteile Lipide enthält, die mit einem hydrophilen
(d.h., wasserlöslichen)
Polymer derivatisiert sind, hat normalerweise erhöhte Stabilität. Die Polymer-Komponente
der Lipid-Doppelschicht
schützt das
Liposom vor Aufnahme durch das RES, womit sich die Zirkulationszeit
der Liposomen im Blutstrom verlängert.
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Hydrophile
Polymere, die zur Verwendung in Lipopolymeren geeignet sind, sind
solche, die leicht wasserlöslich
sind, covalent an ein vesikelbildendes Lipid gebunden werden kön nen und
in vivo ohne toxische Wirkungen verträglich, d.h., biokompatibel
sind. Zu den geeigneten Polymeren gehören Polyethylenglycol (PEG), Polymilchsäure (auch
als Polylactid bezeichnet), Polyglycolsäure (auch als Polyglycolid
bezeichnet), Polymilchsäure-Polyglycolsäure-Copolymer
und Polyvinylalkohol. Bevorzugte Polymere sind solche mit einem
Molekulargewicht von etwa 100 oder 120 Dalton bis zu etwa 5000 oder
10 000 Dalton, vorzugsweise etwa 300 Dalton bis etwa 5000 Dalton.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das Polymer
Polyethylenglycol mit einem Molekulargewicht von etwa 100 bis etwa
5000 Dalton und besonders bevorzugt mit einem Molekulargewicht von
etwa 300 bis etwa 5000 Dalton. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
ist das Polymer Polyethylenglycol mit 750 Dalton (PEG(750)). Polymere
lassen sich auch anhand der Anzahl von Monomeren in ihnen definieren;
bei einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden Polymere aus wenigstens etwa drei
Monomeren eingesetzt, etwa PEG-Polymere,
die aus drei Monomeren bestehen (etwa 150 Dalton). Zu den weiteren
hydrophilen Polymeren, die zur Verwendung bei der vorliegenden Erfindung
geeignet sind, zählen
Polyvinylpyrrolidon, Polymethoxazolin, Polyethyloxazolin, Polyhydroxypropylmethacrylamid,
Polymethacrylamid, Polydimethylacrylamid und derivatisierte Cellulosen
wie etwa Hydroxymethylcellulose oder Hydroxyethylcellulose.
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Glycolipide
sind Lipide, an die eine hydrophile Polysaccharid-Kette covalent
gebunden ist. Es sei klar, daß Glycolipide
wie Lipopolymere genutzt werden können, wenn auch die Lipopolymere
gegenwärtig
die vielversprechendesten Ergebnisse zeitigen.
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Es
wird allgemein angenommen, daß der
Gehalt an Lipopolymer, bezogen auf das gesamte dehydratisierte Liposom,
vorteilhaft im Bereich von 1 bis 50 Mol-%, wie z.B. 2–25%, insbesondere
2 bis 15 Mol-% liegt.
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Die
Doppel- oder Mehrfachschichten der Liposomen können auch weitere Bestandteile,
etwa weitere Lipide, Sterin-Verbindungen,
Polymer-ceramide als Stabilisatoren und Targeting-Verbindungen etc.
enthalten.
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Die
die Lipid-Derivate umfassenden Liposomen können (im Prinzip) ausschließlich aus
den Lipid-Derivaten bestehen. Zur Modifizierung der Liposomen können jedoch
ebensogut "weitere
Lipide" beigegeben werden.
Diese weiteren Lipide werden nach ihrer Fähigkeit ausgewählt, passende
Packungskonformationen mit den Lipidderivat-Komponenten der Doppelschicht
anzunehmen, so daß alle
Lipid-Bestandteile dicht gepackt sind und die Freisetzung der Lipid-Derivate
aus der Doppelschicht gehemmt wird. Lipid-basierte Faktoren, die
zu passenden Packungskonformationen beitragen, sind dem Durchschnittsfachmann
bekannt, und dazu zählen
ohne Einschränkung
die Länge
der Acyl-Kette, der Ungesättigtheitsgrad
sowie Größe und Ladung der
Kopfgruppe. Demgemäß können geeignete
weitere Lipide, darunter verschiedene Phosphatidylethanolamine ("PE") wie z.B. Ei-Phosphatidylethanolamin
("EPE") oder Dioleoylphosphatidylethanolamin
("DOPE"), von einem Durchschnittsfachmann
ohne übermäßiges Experimentieren
ausgewählt
werden. Lipide können
auf verschiedene Weise modifiziert werden, z.B. Kopfgruppen-Derivatisierung
mit Dicarbonsäuren
wie etwa Glutar-, Sebacin-, Bernstein- und Weinsäure, wobei die Dicarbonsäure vorzugsweise
Glutarsäure
("GA") ist. Zu den geeigneten
kopfgruppenderivatisierten Lipiden zählen demnach Phosphatidylethanolamindicarbonsäuren wie
z.B. Dipalmitoylphosphatidylethanolaminglutarsäure ("DPPE-GA"), Palmitoyloleoylphosphatidylethanolamin-glutarsäure ("POPE-GA") und Dioleoylphosphatidylethanolamin-glutarsäure ("DOPE-GA"). Besonders bevorzugt
ist das derivatisierte Lipid DOPE-GA.
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Der
Gesamtgehalt an den "weiteren
Lipiden" liegt typischerweise
im Bereich von 0 bis 30 Mol-%, insbesondere 1 bis 10 Mol-%, bezogen
auf das gesamte dehydratisierte Liposom.
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Sterin-Verbindungen,
die im Liposom enthalten sind, können
im allgemeinen die Fluidität
der Lipid-Doppelschichten beeinflussen. Sterin-Wechselwirkungen
mit umliegenden Kohlenwasserstoff-Gruppen hemmen demnach im allgemeinen
die Wanderung dieser Gruppen aus der Doppelschicht. Ein Beispiel
für eine im
Liposom einzuschließende
Sterin-Verbindung ist Cholesterin, doch ist auch eine Vielzahl anderer
Sterin-Verbindungen
möglich.
Es wird allgemein angenommen, daß der Gehalt an Sterin-Verbindung,
sofern vorhanden, im Bereich von 0 bis 25 Mol-%, insbesondere 0
bis 10 Mol-%, z.B. 0 bis 5 Mol-% liegt, bezogen auf das gesamte
dehydratisierte Liposom.
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Polymer-ceramide
sind Stabilisatoren, die die vaskuläre Zirkulationszeit verbessern.
Beispiele sind Polyethylenglycol-Derivate von Ceramiden (PEG-Ceramide),
insbesondere solche, bei denen das Molekulargewicht des Polyethylenglycols
100 bis 5000 beträgt.
Es wird allgemein angenommen, daß der Gehalt an Polymer-ceramiden,
bezogen auf das gesamte dehydratisierte Liposom, im Bereich von
0 bis 30 Mol-%, insbesondere 0 bis 10 Mol-% liegen sollte.
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Zusätzliche
weitere Bestandteile können
0 bis 2 Mol-%, insbesondere 0 bis 1 Mol-%, bezogen auf das gesamte
dehydratisierte Liposom, ausmachen.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
die Lipid-Doppelschicht eines Liposoms Lipide, die mit Polyethylenglycol
(PEG) in einer Weise derivatisiert sind, daß sich die PEG-Ketten von der
Innenfläche
der Lipid-Doppelschicht
in den vom Liposom eingekapselten Innenraum und von der Außenseite
der Lipid-Doppelschicht in die um liegende Umgebung erstrecken (siehe
z.B.
US 5 882 679 und
10 und
11).
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In
der Fachwelt ist eine Vielzahl von Kopplungsverfahren zur Herstellung
eines vesikelbildenden, mit einem biokompatiblen hydrophilen Polymer
wie Polyethylenglycol derivatisierten Lipid bekannt (siehe z.B.
US 5 213 804 ,
US 5 013 556 ).
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Die
derivatisierten Lipid-Komponenten der Liposomen gemäß vorliegender
Erfindung können
zusätzlich
eine labile Lipid/Polymer-Verknüpfung
enthalten, etwa eine Peptid-, Ester- oder Disulfid-Verknüpfung, die unter
selektiven physiologischen Bedingungen gespalten werden kann, z.B.
in Gegenwart von Peptidase- oder Esterase-Enzymen oder Reduktionsmitteln.
Durch solche Verknüpfungen
zur Kopplung von Polymeren an Phospholipide wird es möglich, hohe
Blutspiegel dieser Liposomen einige Stunden lang nach der Verabreichung
zu erhalten, wonach die reversiblen Verknüpfungen gespalten werden und
das Polymer von der Außenseite
der Liposomen-Doppelschicht
entfernt wird. Die polymerlosen Liposomen werden dann schnell vom RES-System
aufgenommen (siehe z.B.
US 5
356 633 ).
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Daneben
können
die Liposomen gemäß vorliegender
Erfindung Nichtpolymermoleküle
enthalten, die an die Außenseite
des Liposoms gebunden sind, etwa Haptene, Enzyme, Antikörper oder
Antikörper-Fragmente,
Cytokine und Hormone (siehe z.B.
US
5 527 528 ) sowie andere kleine Proteine, Polypeptide, Polysaccharid-Einheiten
aus einem Zucker oder Nichtproteinmoleküle, die dem Liposom ein spezielles
Merkmal der Enzym- oder
Oberflächenerkennung
verleihen. Siehe veröffentlichte
PCT-Anmeldung WO 94/21235. Oberflächenmoleküle, die das Liposom bevorzugt
zu spezifischen Organen oder Zellarten leiten, werden hierin als "Targeting-Moleküle" bezeichnet, und
dazu gehören
beispielsweise Antikörper
und Zucker-Einhei ten, z.B. Ganglioside oder solche, die auf Mannose
und Galactose basieren, die das Liposom zu spezifischen Zellen führen, die
spezifische Antigene tragen (Rezeptoren für Zucker-Einheiten). Techniken
zur Ankopplung von Oberflächenmolekülen an Liposomen
sind in der Fachwelt wohlbekannt (siehe z.B.
US 4 762 915 ).
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Das
Liposom kann dehydratisiert, gelagert und dann in einer Weise wiedergeherstellt
werden, daß ein erheblicher
Teil seines Inhalts im Innern erhalten bleibt. Die liposomale Dehydratisierung
erfordert im allgemeinen die Verwendung eines hydrophilen Trocknungsschutzmittels,
etwa ein Disaccharid-Zucker, sowohl an der Innen- als auch der Außenfläche der
Liposomen-Doppelschicht (siehe
US
4 880 635 ). Es wird allgemein angenommen, daß diese
hydrophile Verbindung die Neuordnung der Lipide im Liposom verhindert,
so daß Größe und Inhalt
während
des Trocknungsvorgangs und bei der anschließenden Rehydratisierung beibehalten
werden. Geeignete Qualitäten
eines solchen Trocknungsschutzmittels wären, daß sie starke Akzeptoren für Wasserstoff-Bindungen
sind und stereochemische Merkmale aufweisen, die den intramolekularen
Abstand der Komponenten der Liposomen-Doppelschicht bewahren. Alternativ
kann das Trocknungsschutzmittel weggelassen werden, falls das Liposomen-Präparat vor
der Dehydratisierung nicht gefroren wird und nach der Dehydratisierung
genügend
Wasser im Präparat
verbleibt.
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Lipidderivat-Liposomen
als Arzneimittelträgersysteme
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Wie
oben erwähnt,
können
die Liposomen, die die Lipid-Derivate der vorliegenden Erfindung
enthalten, auch eine zweite Arzneimittelsubstanz enthalten. In einer
speziellen Ausführungsform
liegt das vorstehend beschriebene Lipid-basierte Arzneimittelabgabesystem
in Form von Liposomen vor, in die eine zweite Arzneimittelsubstanz
eingebracht ist. Es sei klar, daß die zweite Arzneimittelsubstanz
pharmazeutisch wirksame Bestandteile umfassen kann, die eine pharmazeutische
Einzelwirkung oder synergistische Wirkung in Kombination mit dem
Lipid-Derivat und den Lysolipid-Derivaten aufweisen können. Der
Begriff "zweite" bedeutet nicht notwendigerweise,
daß die
pharmazeutische Wirkung der zweiten Arzneimittelsubstanz geringer
ist als z.B, die der vom Prodrug abgeleiteten Arzneimittelsubstanz,
sondern wird lediglich zur Unterscheidung zwischen den beiden Substanzgruppen
verwendet.
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Die
vorliegende Erfindung macht demnach ein Arzneimittelabgabesystem
verfügbar,
das in Form von Liposomen vorliegt, wobei eine zweite Arzneimittelsubstanz
eingebracht ist.
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Eine
mögliche "zweite Arzneimittelsubstanz" ist jede Verbindung
oder Stoffzusammensetzung, die Säugern
und vorzugsweise Menschen verabreicht werden kann. Solche Mittel
können
biologische Wirkung bei Säugern
aufweisen. Zu den zweiten Arzneimittelsubstanzen, die mit Liposomen
assoziiert werden können,
gehören – ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein: antivirale Mittel wie etwa Acyclovir, Zidovudin und die
Interferone; antibakterielle Mittel wie etwa Aminoglycoside, Cephalosporine
und Tetracycline; antifungale Mittel wie etwa Polyen-Antibiotika,
Imidazole und Triazole; antimetabolische Mittel wie etwa Folsäure, Purin-
und Pyrimidin-Analoga; antineoplastische Mittel wie etwa die Anthracyclin-Antibiotika
und Pflanzenalkaloide; Sterine wie etwa Cholesterin; Kohlenhydrate,
z.B. Zucker und Stärken;
Aminosäuren,
Peptide, Proteine wie z.B. Zellrezeptorproteine, Immunglobuline,
Enzyme, Hormone, Neurotransmitter und Glycoproteine; Farbstoffe;
radioaktive Markierungen wie etwa Radioisotope und Radioisotop-markierte
Verbindungen; strahlenundurchlässige
Verbindungen; fluoreszierende Verbindungen; mydriatische Verbindungen;
Bronchodilatoren; Lokalanästhetika; und
dergleichen.
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Liposomale
Formulierungen mit zweiter Arzneimittelsubstanz verbessern den therapeutischen
Index der zweiten Arzneimittelsubstanz, indem sie die Toxizität des Arzneimittels
verringern. Liposomen können auch
die Geschwindigkeit verringern, mit der eine zweite Arzneimittelsubstanz
aus dem vaskulären
Kreislauf von Säugern
entfernt wird. Demnach kann die liposomale Formulierung einer zweiten
Arzneimittelsubstanz bedeuten, daß weniger von dem Arzneimittel
verabreicht werden muß,
um die gewünschte
Wirkung zu erzielen.
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Liposomen
können
mit einer oder mehreren zweiten Arzneimittelsubstanzen beladen werden
durch Solubilisieren des Arzneimittels in der Lipidphase oder wäßrigen Phase,
die zur Herstellung der Liposomen verwendet wird. Alternativ können die
Liposomen mit ionisierbaren zweiten Arzneimittelsubstanzen beladen werden,
indem zunächst
die Liposomen gebildet werden, ein elektrochemisches Potential,
z.B. durch einen pH-Gradienten, über
der äußersten
liposomalen Doppelschicht erzeugt und dann die ionisierbare zweite
Arzneimittelsubstanz dem wäßrigen Medium
außerhalb
des Liposoms zugesetzt wird (siehe z.B.
US 5 077 056 und WO 86/01102).
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Verfahren
zur Herstellung lipophiler, zur Liposomen- oder Mizellen-Formulierung
geeigneter Arzneimittel-Derivate sind in der Fachwelt wohlbekannt
(siehe z.B.
US 5 534 499 und
US 6 118 011 , die die covalente Bindung
therapeutischer Mittel an eine Fettsäurekette eines Phospholipids
beschreiben). Eine Mizellen-Formulierung von Taxol ist beschrieben
bei Alkan-Onkyuksel et al., Pharmaceutical Research, 11, 206 (1994).
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Die
zweite Arzneimittelsubstanz kann demnach irgendeine aus der Fülle der
bekannten und möglichen pharmazeutisch
wirksamen Bestandteile sein, ist aber vorzugsweise eine therapeutisch
und/oder prophylaktisch wirksame Substanz. Aufgrund des beim Abbau
der Liposomen der vorliegenden Erfin dung beteiligten Mechanismus
ist die zweite Arzneimittelsubstanz vorzugsweise eine solche, die
Erkrankungen und/oder Zustände
betrifft, die mit einer lokalen Zunahme der Aktivität extrazellulärer PLA2 verbunden sind.
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Besonders
interessante zweite Arzneimittelsubstanzen sind ausgewählt aus
(i) Antitumormitteln wie etwa Anthracylin-Derivaten, Cisplatin, Paclitaxel, 5-Fluoruracil,
Exisulind, cis-Retinoesäure,
Suldinacsulfid und Vincristin, (ii) Antibiotika und antifungalen
Mitteln, und (iii) entzündungshemmenden
Mitteln wie z.B. Steroiden und Nichtsteroiden. Die Steroide können insbesondere
auch eine stabilisierende Wirkung auf die Liposomen aufweisen.
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Die
zytotoxischen Wirkungen einer ganzen Reihe von Antikrebsmitteln
werden bei Einkapselung in die erfindungsgemäßen Träger wahrscheinlich verbessert.
Des weiteren ist zu erwarten, daß die Hydrolyse-Produkte, d.h.,
die Monoetherlysolipide und esterverknüpften Derivate wiederum als
Resorptionsverstärker
bei der Arzneimittelpermeation durch die Zielmembranen fungieren,
wenn die Träger
lokal im erkrankten Gewebe auseinanderbrechen.
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Es
ist vorgesehen, daß sich
die zweite Arzneimittelsubstanz gemäß ihrer Hydrophilie in den
Liposomen verteilt, d.h., hydrophile zweite Arzneimittelsubstanzen
sind eher im Hohlraum der Liposomen vorhanden, und hydrophobe zweite
Arzneimittelsubstanzen werden eher in der hydrophoben Doppelschicht
vorhanden sein. Wie vorstehend erläutert, sind die Verfahren zum
Einbringen der zweiten Arzneimittelsubstanzen in der Fachwelt wohlbekannt.
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Der
hydrolytisch abspaltbare organische Rest kann ein Hilfsarzneistoff
oder Wirksamkeitsmodifikator für
die zweite Arzneimittelsubstanz sein. Es sei klar, daß das Lipid-Derivat ein wie vorstehend
definiertes Lipid-Derivat ist.
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Typischerweise
macht das Lipid-Derivat 15 bis 100 Mol-%, z.B. 50 bis 100 Mol-%
des gesamten dehydratisierten (liposomalen) Systems aus.
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Wie
aus dem Vorstehenden klar sein sollte, macht die vorliegende Erfindung
auch eine pharmazeutische Zusammensetzung verfügbar, umfassend einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
und eines der vorstehend beschriebenen Lipidbasierten Arzneimittelabgabesysteme.
Die Zusammensetzung soll nachstehend ausführlich beschrieben werden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Verwendung eines der hierin
beschriebenen Lipid-basierten Arzneimittelabgabesysteme als Medikament
sowie die Verwendung eines der hierin beschriebenen Lipid-basierten
Arzneimittelabgabesysteme zur Herstellung eines Medikaments für die Behandlung
von Erkrankungen oder Zuständen,
die mit einer lokalen Zunahme der Aktivität extrazellulärer Phospholipase
A2 in Säugergewebe
verbunden sind. Diese Erkrankungen oder Zustände sind typischerweise ausgewählt aus
Krebs, z.B. Hirnkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Dickdarmkrebs oder
Eierstockkrebs, oder Leukämie,
Lymphom, Sarkom, Karzinom und entzündlichen Zuständen. Dazu
gehört
auch die prophylaktische Anwendung. Die vorliegenden Zusammensetzungen
und Verwendungen sind insbesondere in den Fällen anwendbar, wo die Zunahme
der Aktivität
extrazellulärer
PLA2 wenigstens 25% im Vergleich zum normalen
Aktivitätsniveau
im fraglichen Gewebe ist, wobei das Gewebe das eines Säugers und
insbesondere das eines Menschen ist.
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Pharmazeutische
Präparate
und therapeutische Anwendungen
-
Ebenfalls
hiermit verfügbar
gemacht wird eine pharmazeutische Zusammensetzung, umfassend einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
und das erfindungsgemäße Lipid-Derivat,
z.B. als Liposom.
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"Pharmazeutisch annehmbare
Träger" wie hierin verwendet
sind solche Medien, die allgemein für die Verwendung im Zusammenhang
mit der Verabreichung von Lipiden und Liposomen, darunter liposomale
Arzneimittel-Formulierungen, an Säuger einschließlich Menschen
annehmbar sind. Pharmazeutisch annehmbare Träger werden im allgemeinen gemäß einer
Reihe von Faktoren formuliert, deren Bestimmung und Berücksichtigung
durchaus im Rahmen der Möglichkeiten
eines Durchschnittsfachmanns liegen, darunter ohne Einschränkung: der
verwendete spezielle Arzneimittelwirkstoff und/oder die verwendete
zweite Arzneimittelsubstanz, das Liposomen-Präparat, dessen Konzentration,
Stabilität
und beabsichtigte Bioverfügbarkeit;
die Krankheit, Störung
oder der Zustand, die mit der liposomalen Zusammensetzung zu behandeln
sind; der Patient, dessen Alter, Größe und Allgemeinzustand; der
beabsichtigte Verabreichungsweg der Zusammensetzung, z.B. nasal,
oral, ophthalmisch, subkutan, intramammär, intraperitoneal, intravenös oder intramuskulär. Zu den typischen
pharmazeutisch annehmbaren Trägern,
die bei der parenteralen Arzneimittelverabreichung verwendet werden,
zählt beispielsweise
D5W, eine wäßrige Lösung, die
5% Gew./Vol. Dextrose und physiologische Salzlösung enthält. Pharmazeutisch annehmbare
Träger
können
zusätzliche
Bestandteile enthalten, zum Beispiel solche, die die Stabilität der enthaltenen
wirksamen Bestandteile verbessern, etwa Konservierungsmittel und
Antioxidantien.
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Das
Liposom oder Lipid-Derivat wird typischerweise in einem Dispersionsmedium,
z.B. einem pharmazeutisch annehmbaren wäßrigen Medium formuliert.
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Es
wird eine Menge der Zusammensetzung, umfassend eine gegen Krebs
wirksame Menge des Lipid-Derivats, typischerweise etwa 0,1 bis etwa
1000 mg Lipid-Derivat pro kg des Säugerkörpers, verabreicht – vorzugsweise
intravenös.
Für die
Zwecke dieser Erfindung sind "gegen
Krebs wirksame Mengen" an
liposomalen Lipid-Derivaten solche Mengen, die wirksam sind, um
Ausbildung, Wachstum, Metastasierung oder Invasion eines oder mehrerer
Karzinome bei Säugern,
denen die Lipid-Derivate
verabreicht wurden, zu hemmen, zu bessern oder zu verhindern. Die
gegen Krebs wirksamen Mengen werden im allgemeinen gemäß einer
Reihe von Faktoren ausgewählt,
z.B. Alter, Größe und Allgemeinzustand
des Patienten, zu behandelndes Karzinom und beabsichtigter Verabreichungsweg,
und mit Hilfe einer Reihe von Hilfsmitteln bestimmt, zum Beispiel
Dosisbereichstests, die dem Durchschnittsfachmann bekannt sind und
von diesem anhand der Lehren dieser Erfindung ohne weiteres durchgeführt werden
können.
Antineoplastisch wirksame Mengen der liposomalen Arzneimittel/Prodrugs
dieser Erfindung sind etwa die gleichen wie die Mengen an freien,
nichtliposomalen Arzneimitteln/Prodrugs, z.B. etwa 0,1 mg Lipid-Derivat
pro kg Körpergewicht
des zu behandelnden Säugers
bis etwa 1000 mg pro kg.
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Vorzugsweise
ist das verabreichte Liposom ein unilamellares Liposom mit einem
mittleren Durchmesser von etwa 50 nm bis etwa 200 nm. Das Antikrebsbehandlungsverfahren
kann die Verabreichung einer oder mehrerer zweiter Arzneimittelsubstanzen
neben dem liposomalen Arzneimittel umfassen, wobei diese zusätzlichen
Mittel im gleichen Liposom wie das Lipid-Derivat enthalten sind.
Die zweiten Arzneimittelsubstanzen, die in den inneren Kompartimenten
der Liposomen eingeschlossen oder in ihren Lipid-Doppelschichten
maskiert werden können,
sind bevorzugt – aber
nicht notwendigerweise – Antikrebsmittel.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung wird vorzugsweise parenteral durch
Injektion, Infusion oder Implantation (intravenös, intramuskulär, intraartikulär, subkutan
oder dergleichen) in Dosierungsformen, Formulierungen oder z.B.
geeigneten Abgabevorrichtungen oder Implantaten verabreicht, die
herkömmliche, nichttoxische
pharmazeutisch annehmbare Träger
und Hilfsmittel enthalten.
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Formulierung
und Herstellung solcher Zusammensetzungen sind dem Fachmann auf
dem Gebiet der pharmazeutischen Formulierung bekannt. Spezielle
Formulierungen finden sich in dem Lehrbuch mit dem Titel "Remington's Pharmaceutical
Sciences".
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So
können
die erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzungen die Arzneimittelwirkstoffe in Form einer sterilen
Injektion umfassen. Zur Herstellung einer solchen Zusammensetzung
werden die geeigneten Arzneimittelwirkstoffe in einem parenteral
annehmbaren, flüssigen
Arzneimittelträger
dispergiert, der zweckmäßigerweise
Suspendiermittel, Lösungsvermittler,
Stabilisatoren, pH-Einstellmittel und/oder Dispergiermittel umfassen
kann. Zu den annehmbaren Arzneimittelträgeren, die verwendet werden
können,
zählen Wasser,
Wasser, das durch Zugabe einer geeigneten Menge Salzsäure, Natriumhydroxid
oder eines geeigneten Puffers auf einen geeigneten pH eingestellt
wurde, 1,3-Butandiol, Ringer-Lösung
und isotonische Natriumchlorid-Lösung.
Die wäßrige Formulierung
kann auch ein oder mehrere Konservierungsmittel enthalten, zum Beispiel,
Methyl-, Ethyl- oder n-Propyl-p-hydroxybenzoat.
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Wird
die Behandlung eines Tumors oder Neoplasmas gewünscht, so ist es zur wirksamen
Abgabe eines im Liposom eingekapselten Arzneimittels über den
Blutstrom erforderlich, daß das
Liposom die zusammenhängende
(aber "undichte") Endothel-Schicht
und die darunterliegende Basalmembran durchdringen kann, die die
Gefäße umgeben,
von denen ein Tumor mit Blut versorgt wird. Kleinere Liposomen erwiesen
sich als wirksamer bei der Extravasation in Tumoren durch die Endothelzellenbarriere
und die darunterliegende Basalmembran, die eine Kapillare von Tumorzellen
trennt.
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So
wie hierin verwendet, sind "feste
Tumoren" solche,
die an einer anatomischen Stelle und nicht im Blutstrom wachsen
(im Gegensatz zu hämatogenen
Tumoren wie Leukämien).
Feste Tumoren erfordern die Bildung kleiner Blutgefäßen und
Kapillaren zur Ernährung
des wachsenden Tumorgewebes.
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Gemäß vorliegender
Erfindung wird das Antitumor- oder antineoplastische Mittel der
Wahl in ein erfindungsgemäßes Liposom
eingeschlossen; die Liposomen werden mit einer Größe formuliert,
von der bekannt ist, daß das
Durchdringen der Endothel- und Basalmembranbarrieren möglich ist.
Die resultierende liposomale Formulierung kann einem Patienten,
der einer solchen Behandlung bedarf, parenteral verabreicht werden,
vorzugsweise durch intravenöse
Verabreichung. Tumoren, die charakterisiert sind durch akute Zunahme
der Permeabilität
der Gefäßanordnung
in der Region des Tumorwachstums sind besonders geeignet für eine Behandlung
mit Hilfe der vorliegenden Verfahren. Die Liposomen werden schließlich aufgrund
der Lipase-Wirkung am Tumorort abgebaut oder können zum Beispiel thermisch
oder mittels Ultraschall-Bestrahlung
durchlässig
gemacht werden. Das Arzneimittel wird dann in einer bioverfügbaren,
transportierbaren löslichgemachten
Form freigesetzt. Zudem kann eine leichte Temperaturerhöhung, wie
sie häufig
bei erkranktem Gewebe zu sehen ist, die Stimulierung der extrazellulären PLA2 weiter steigern.
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Wird
eine ortspezifische Behandlung einer Entzündung gewünscht, so ist für eine wirksame
Liposomenabgabe eines Arzneimittels erforderlich, daß das Liposom
eine lange Halbwertszeit im Blut aufweist und in der Lage ist, die
zusammenhängende
Endothelzellenschicht und die darunterliegende Basalmembran zu durchdringen,
die die Blutgefäße in der
Nähe des
Orts der Entzündung
umgeben. Kleinere Liposomen erwiesen sich als wirksamer bei der
Extravasation durch die Endothelzellenbarriere und in die damit
verbundenen entzündeten
Regionen. Durch das begrenzte Arzneimitteltragevermögen herkömmlicher
Präparate
mit kleinen Liposomen ist jedoch deren Effektivität für derartige
Zwecke eingeschränkt.
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Gemäß vorliegender
Erfindung wird das entzündungshemmende
Mittel der Wahl in ein erfindungsgemäßes Liposom eingeschlossen;
die Liposomen werden mit einer Größe formuliert, von der bekannt
ist, daß das
Durchdringen der Endothel- und Basalmembranbarrieren möglich ist.
Die resultierende liposomale Formulierung kann einem Patienten,
der einer solchen Behandlung bedarf, parenteral verabreicht werden,
vorzugsweise durch intravenöse
Verabreichung. Entzündete
Regionen, die charakterisiert sind durch akute Zunahme der Permeabilität der Gefäßanordnung
in der Region der Entzündung
sind besonders geeignet für
eine Behandlung mit Hilfe der vorliegenden Verfahren.
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Es
ist bekannt, daß die
Aktivität
der extrazellulären
PLA2 in den Bereichen des Säugerkörpers abnorm hoch
ist, die an Krebs, Entzündung
etc. erkrankt sind. Mit der vorliegenden Erfindung ergibt sich eine
Möglichkeit,
diese Tatsache auszunutzen, und es wird angenommen, daß die Aktivität der extrazellulären PLA2 im Vergleich zu einem vergleichsweise normalen
Bereich in den erkrankten Bereichen des Körpers wenigstens 25% höher sein
sollte (bestimmt in der extrazellulären Umgebung). Es ist jedoch
vorstellbar, daß das
Aktivitätsniveau
der extrazellulären
PLA2 oft viel höher ist, z.B. wenigstens 100%,
z.B. wenigstens 200%, wie z.B. wenigstens 400%. Dies bedeutet, daß die Behandlung
eines Säugers,
der einer solchen Behandlung mit dem Zweck der Heilung oder Linderung
bedarf, mit nur minimalem Einfluß auf ein Gewebe mit "normalem" Aktivitätsniveau extrazellulärer PLA2 durchgeführt werden kann. Dies ist insbesondere
bei der Behandlung von Krebs von sehr großer Bedeutung, wo häufig recht
starke Arzneimittel (zweite Arzneimittelsubstanzen) erforderlich
sind.
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Mit
den Erkenntnissen der vorliegenden Erfindung macht die Erfindung
somit ein Verfahren zur selektiven Wirkstoff-Adressierung an erkrankte Bereiche,
wobei diese Bereiche neoplastische Zellen umfassen, z.B. Bereiche
im Körper
eines Säugers,
vorzugsweise eines Menschen, die eine Aktivität der extrazellulären Phospholipase
A2 (extrazelluläre
PLA2) aufweisen, die im Vergleich zur normalen
Aktivität
in diesen Bereichen wenigstens 25% höher ist, durch Verabreichen
einer wirksamen Menge eines hierin definierten Arzneimittelabgabesystems
an einen Säuger
verfügbar,
der einer solchen Behandlung bedarf.
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Bereitgestellt
wird auch ein Verfahren zur Behandlung eines mit Krebs befallenen
Säugers,
z.B. Hirnkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Dickdarmkrebs oder Eierstockkrebs
oder Leukämie,
Lymphom, Sarkom, Karzinom, umfassend die Verabreichung einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung an den Säuger.
Es wird angenommen, daß die
Lipid-Derivate und/oder die zweite Arzneimittelsubstanz in Liposomenform
für Tumorzellen
selektiv zytotoxisch ist.
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Toxizität
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Die
Toxizität
der die Lipid-Derivate umfassenden Liposomen läßt sich bewerten durch Bestimmen
des therapeutischen Fensters "TW", ein numerischer
Wert, der abgeleitet ist aus der Beziehung zwischen der Hämolyseinduktion
der Verbindung und ihrer Fähigkeit,
das Wachstum von Tumorzellen zu hemmen. Die TW-Werte sind definiert
als HI5/GI50 (wobei "HI5" gleich der Konzentration
der Verbindung ist, die Hämolyse
von 5% der roten Blutzellen in einer Kultur induziert, und "GI50" gleich der Dosis
der Verbindung ist, die eine fünfzigprozentige
Wachstumshemmung in einer Population von Zel len induziert, die dem
Mittel ausgesetzt sind). Je höher
der HI5-Wert eines Mittels ist, desto weniger
hämolytisch
ist das Mittel. Höhere
HI5 bedeuten, daß höhere Konzentrationen der Verbindung
vorhanden sein müssen,
damit die Verbindung 5% Hämolyse
induziert. Je höher
also HI5, desto höher der therapeutische Nutzen
einer Verbindung, da mehr davon gegeben werden kann, ehe sie das
gleiche Ausmaß an
Hämolyse
wie ein Mittel mit niedrigerer HI5 induziert.
Im Gegensatz dazu sind niedrigere GI50 ein
Hinweis für
bessere therapeutische Mittel. Ein niedrigerer GI50-Wert
zeigt an, daß eine
geringere Konzentration eines Mittels für 50% Wachstumshemmung erforderlich
ist. Je höher
also der HI5-Wert und je niedriger der GI50-Wert, desto besser die therapeutischen
Eigenschaften eines Mittels mit der betreffenden Verbindung.
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Ist
ganz allgemein das TW eines Arzneimittels kleiner als 1, so kann
dieses nicht effektiv als therapeutisches Mittel verwendet werden.
Das heißt,
der HI5-Wert des Mittels ist so niedrig
und sein GI50-Wert so hoch, daß es im
wesentlichen nicht möglich
ist, genügend
von dem Mittel zu verabreichen, um einen ausreichenden Grad an Tumor-Wachstumshemmung
zu erreichen, ohne damit auch ein unannehmbares Ausmaß an Hämolyse zu
erhalten. Da mit den Lipidderivat-Liposomen der Vorteil geringerer
Aktivität
extrazellulärer
PLA2 im Blutstrom im Vergleich zur Aktivität im erkrankten
Gewebe genutzt wird, geht man davon aus, daß das TW viel höher als
das für
normale Monoetherlysolipide sein wird. Da der Aktivitätsunterschied
sich in einigen Größenordnungen
bewegt, und da die Liposomen in Gewebe mit hoher Aktivität der extrazellulären PLA2 eingeschlossen werden, wird allgemein angenommen,
daß das
TW der erfindungsgemäßen Liposomen
größer als
etwa 3, vorzugsweise größer als
etwa 5 und besonders bevorzugt größer als etwa 8 ist.
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Die
Erfindung soll anhand der folgenden nichteinschränkenden Beispiele erläutert werden.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Herstellung
der Liposomen
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Unilamellare
vollhydratisierte Liposomen mit einer engen Größenverteilung wurden hergestellt
aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(1-O-DPPC) und Dihexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin (DPPC).
DPPC wurde von Avanti Polar Lipids bezogen, und 1-O-DPPC wurde in
unserem Laboratorium synthetisiert. Kurz umrissen wurden abgewogene
Mengen DPPC oder 1-O-DPPC in Chloroform gelost. Das Lösungsmittel
wurde mit Hilfe eines leichten N2-Stroms
entfernt, und die Lipid-Filme wurden über Nacht unter niedrigem Druck
getrocknet, um Spurenmengen des Lösungsmittels zu entfernen.
Multilamellare Vesikel wurden hergestellt durch Dispergieren der
getrockneten Lipide in einer Pufferlösung, enthaltend 150 mM KCl,
10 mM HEPES (pH = 7,5), 1 mM NaN3, 30 μM CaCl2 und 10 μM
EDTA. Die multilamellaren Vesikel wurden zehnmal durch zwei übereinandergestapelte
Polycarbonat-Filter mit 100 nm Porengröße extrudiert wie beschrieben
von Mayer et al., Biochim. Biophys. Acta, 858, 161–168.
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Die
Wärmekapazitätskurven
wurden erhalten mit Hilfe eines N-DSC II-Differentialscanningkalorimeters
(Calorimetry Sciences Corp., Provo) vom Energieausgleichstyp mit
einem Zellenvolumen von 0,34 ml. Vor dem Scannen, wurde die Liposomensuspension
50 min im Kalorimeter bei der Anfangstemperatur äquilibriert. Die Scan-Geschwindigkeit
belief sich auf +10°C/h.
Die Lipid-Konzentration war 1 mM. Der Gel/Fluid- Übergang der
multilamellaren Liposomen (MLV) ist charakterisiert als scharfer Übergang
erster Ordnung, was sich in dem schmalen Peak in den Wärmekapazitätskurven
widerspiegelt, die in 1a und 1b (obere
Kurven) für 1-O-DPPC
und DPPC gezeigt sind. Der scharfe Peak ist Ausdruck des Übergangsverhaltens
mehrschichtiger Liposomen und steht im Gegensatz zu dem breiteren
Gel/Fluid-Übergang,
der bei einschichtigen Liposomen (LUV) zu beobachten ist (Pedersen
et al., 1996, Biophys. J. 71, 554–560), wie in 1a und 1b (untere Kurven)
für die
unilamellaren extrudierten 1-O-DPPC-
und DPPC-Liposomen gezeigt.
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Beispiel 2
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Phospholipase A2-Reaktionsprofil
und Messungen der Verzögerungszeit
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Gereinigte
Schlangengift-Phospholipase A2 (PLA2 aus
Agkistrodon piscivorus piscivorus) wurde isoliert nach dem Verfahren
von Maraganore et al., J. Biol. Chem. 259, 13839-13843. Dieses PLA2-Enzym
gehört zur
Klasse der niedermolekularen 14 kD-Sekretionsenzyme, die strukturelle Ähnlichkeit
mit menschlicher extrazellulärer
Phospholipase A2 aufweisen, was auf übereinstimmende molekulare
Mechanismen der Phospholipase-katalysierten Hydrolyse an der Lipid/Membran-Grenzfläche hindeutet
(Wery et al., Nature 352, 79–82; Hønger et
al., Biochemistry 35, 9003–9006;
Vermehren et al., Biochimica et Biophysica Acta 1373, 27–36). Unilamellare
vollhydratisierte Liposomen mit einer engen Größenverteilung wurden wie vorstehend
beschrieben hergestellt aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(1-O-DPPC) und aus
1-O-DPPC mit 5 Mol-% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350]
(1-O-DPPE-PEG350) oder 5 Mol-% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-2000]
(1-O-DPPE-PEG2000). Die Assay-Bedingungen für das in 2 gezeigte
PLA2-Reaktionszeitprofil und die in Tabelle
1 angegebene Verzögerungszeit
und prozentuale Hydrolyse waren: 0,15 mM unilamellare Liposomen,
150 nM PLA2, 150 mM KCl, 10 mM HEPES (pH
7,5), 1 mM NaN3, 30 μM CaCl2 und
10 μM EDTA.
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Tabelle
1. Verzögerungszeit
und Prozent hydrolysiertes 1-O-DPPC
bei 41°C,
bestimmt mittels HPLC. Die Lipid-Konzentration war 0,150 mM in 10
mM HEPES Puffer (pH = 7,5).
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Die
katalytische Reaktion wurde eingeleitet durch Zugabe von 8,9 μl einer 42 μM PLA2-Stammlösung (150
nM) zu 2,5 ml der thermostatisierten Liposomensuspension (0,150
mM), die vor der Zugabe von PLA2 800 s äquilibriert
worden war. Das charakteristische Verzögerungsschubverhalten von PLA2 gegenüber
den Liposomen zeigt sich durch eine abrupte Zunahme der Eigenfluoreszenz
von PLA2 bei 340 nm nach Anregung mit 285
nm, gefolgt von begleitender Abnahme der 90°-Lichtstreuung aus der Lipidsuspension
(Hønger
et al., Biochemistry 35, 9003–9006).
Die Proben für
die HPLC-Analyse der Menge an verbleibendem nichthydrolysiertem
1-O-DPPC und folglich der Menge an erzeugtem 1-O-Hexadecyl-2-hydroxy-sn-glycero-3-phosphocholin (Lyso-1-O-DPPC)
wurden vor der Zugabe von PLA2 und 1200
s nach der beobachteten Verzögerungszeit
entnommen. 100 μl-Aliquote
wurden der Lipidsuspension entnommen, schnell mit 1 ml Chloroform/Methanol/Essigsäure- Lösung (2:4:1) vermischt, um
die enzymatische Reaktion zu löschen.
Die Lösung
wurde mit 1 ml Wasser gewaschen, und 20 μl der schweren organischen Phase
wurden für
die HPLC verwendet. Die HPLC-Chromatogramme in 3 zeigen
die Mengen 1-O-DPPC vor und nach (t = 2050 s) Zugabe von PLA2 (t = 800 s) zur Liposomensuspension. Die
HPLC-Analyse wurde durchgeführt
unter Verwendung einer 5 μm Diol-Säule mit
einer mobilen Phase aus Chloroform/Methanol/Wasser (730:230:30,
Vol./Vol.) und einem Verdampfüngslichtstreuungsdetektor.
Der Umsatz der PLA2-katalysierten Lipid-Hydrolyse von 1-O-DPPC
zu Lyso-1-O-DPPC wurde mittels HPLC gemessen (siehe Tabelle 1).
Die Enzym-Eigenfluoreszenz und die 90°-Lichtstreuung wurden gemessen
als Funktion der Zeit wie in 2 gezeigt.
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Beispiel 3
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Phospholipase A2-induzierte
Freisetzung eines eingekapselten wasserlöslichen Modell-Arzneimittels
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Multilamellare
1-O-DPPC-Liposomen wurden hergestellt in Gegenwart von fluoreszierendem
Calcein in einer selbstlöschenden
Konzentration von 20 mM durch einstündiges Hydratisieren eines
Films aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin in HEPES-Pufferlösung bei
pH = 7,5 und 10°C
oberhalb der Phasenübergangstemperatur.
Unilamellare Liposomen wurden gebildet durch zehnmaliges Extrudieren der
multilamellaren Liposomen durch zwei übereinandergestapelte 100 nm-Polycarbonat-Filter.
Die einschichtigen Liposomen wurden rasch auf eine Temperatur unterhalb
der Übergangstemperatur
abgekühlt,
und die Calcein-haltigen 1-O-DPPC-Liposomen
wurden unter Verwendung einer mit Sephadex G-50 gepackten Chromatographiesäule von
freiem Calcein getrennt.
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Die
Assay-Bedingungen für
die PLA2-induzierte Calcein-Freisetzung
waren: 25 μM
unilamellare 1-O-DPPC-Liposomen, 25 nM PLA2,
150 mM KCl, 10 mM HEPES (pH 7,5 oder 8,0), 1 mM NaN3,
30 μM CaCl2 und 10 μM
EDTA. PLA2 wurde zur Zeit 900 s zu 2,5 ml
thermostatisierter 1-O-DPPC-Liposomensuspension gegeben, die vor
der Zugabe von PLA2 wenigstens 20 min bei
37°C äquilibriert
worden war. Der Prozentsatz an freigesetztem Calcein wird bestimmt
als: % Freisetzung = 100(IF(t)- IB)/(IT – IB) , worin IF(t) die
gemessene Fluoreszenz zur Zeit t nach Zugabe des Enzyms ist, IB die Hintergrundfluoreszenz ist und IT die gesamte Fluoreszenz ist, gemessen nach
Zugabe von Triton X-100, was zu vollständiger Freisetzung von Calcein
durch Aufbrechen der 1-O-DPPC-Liposomen führt. Wie in 4 gezeigt,
induzierte PLA2 bei 1-O-DPPC-Liposomen eine
Gesamtfreisetzung des eingeschlossenen Calceins von 90 Prozent.
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Beispiel 4
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Phospholipase A2-gesteuerte
Permeabilitätserhöhung einer
Modellzielmembran
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Multilamellare
Ziel-Liposomen mit Modellmembran wurden hergestellt in Gegenwart
von fluoreszierendem Calcein in einer selbstlöschenden Konzentration von
20 mM durch einstündiges
Hydratisieren eines Films aus 1,2-O-Dioctadecyl-sn-glycero-3-phosphatidylcholinen
(D-O-SPC) in HEPES-Pufferlösung
bei pH = 7,5 und 10°C
oberhalb der Phasenübergangstemperatur
(Tm = 55°C).
Unilamellare Liposomen wurden hergestellt durch zehnmaliges Extrudieren
der multilamellaren Liposomen durch zwei übereinandergestapelte 100 nm-Polycarbonat-Filter.
Die einschichtigen Liposomen wurden rasch auf eine Temperatur unterhalb
der Übergangstemperatur
abgekühlt,
und die Calcein-haltigen Liposomen wurden unter Verwendung einer
mit Sephadex G-50 gepackten Chromatographiesäule von freiem Calcein getrennt.
Die unilamellaren Träger-Liposomen, be stehend
aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin, wurden
hergestellt wie vorstehend beschrieben. Die Calcein-Freisetzung
aus den Ziel-Liposomen wird bestimmt durch Messen der Fluoreszenzintensität bei 520
nm nach Anregung bei 492 nm.
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Die
Konzentrationen der D-O-SPC- und 1-O-DPPC-Liposomen beliefen sich
auf 25 μM.
Es wurde Schlangengift-PLA2 (Agkistrodon
piscivorus piscivorus) zugesetzt (25 nM), um die hydrolytische Reaktion
einzuleiten, die zur Bildung der Hydrolyseprodukte 1-O-Hexadecyl-2-hydroxy-sn-glycero-3-phosphocholin
(Lyso-1-O-DPPC) und Fettsäure
führt.
Da aufgrund des Einbaus der Hydrolyseprodukte Lyso-1-O-DPPC, das
keine Doppelschicht bildet, und Fettsäure in die Ziel-Lipidmembran
Calcein aus den D-O-SPC-Liposomen freigesetzt wird, ist eine lineare
Zunahme der Fluoreszenz bei 520 nm nach Anregung mit 492 nm zu beobachten, wenn
das Calcein sich im umgebenden Puffermedium verdünnt, wie in 5 gezeigt
ist. Der Prozentsatz des freigesetzten Calceins wird wie vorstehend
beschrieben bestimmt (siehe Beispiel 3).
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Beispiel 5
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Hämolyse-Assay
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Unilamellare
vollhydratisierte Liposomen mit einer engen Größenverteilung wurden hergestellt
aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(1-O-DPPC) und aus 1-O-DPPC mit 5 Mol-% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350] (1-O-DPPE-PEG350)
oder mit 5 Mol-% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-2000]
(1-O-DPPE-PEG2000). Die Lipide wurden in Phosphat-gepufferter Salzlösung (PBS)
hydratisiert. 1-O-Octadecyl-2-O-methyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(ET-18-OCH3) in PBS wurde dem Assay als
Vergleich beigegeben.
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Der
Hämolysetest
wurde durchgeführt
wie beschrieben von Perkins et al., Biochim. et Biophys. Acta 1327,
61–68.
Kurz umrissen wurde jede Probe mit PBS in Reihen verdünnt, und
0,5 ml einer jeden verdünnten Suspension
der 1-O-DPPC-Liposomen
wurden mit 0,5 ml gewaschener menschlicher roter Blutzellen (RBC) gemischt
[4% in PBS (Vol./Vol.)]. Zur Kontrolle wurden 0,5 ml der Suspension
der roten Blutzellen entweder mit 0,5 ml Pufferlösung (negative Hämolyse-Kontrolle)
oder mit 0,5 ml Wasser (positive Hämolyse-Kontrolle) gemischt.
Proben und Standard wurden in einen Brutkasten mit 37°C gegeben
und 20 Stunden gerührt.
Die Röhrchen
wurden 10 Minuten mit niedriger Geschwindigkeit zentrifugiert (2000 × g), um
RBC-Pellets zu bilden. 200 μl
des Überstands
wurden mit Hilfe der Extinktion bei 550 nm quantifiziert, wobei
ein Perkin-Elmer 320-Raster-Spektrophotometer verwendet wurde. 100
Prozent Hämolyse
wurde definiert als maximaler Anteil Hämolyse, erhalten mit dem Detergens
Triton X-100. Das Hämolyse-Profil
in 6 zeigt einen niedrigen Hämolysewert (unter 5% Prozent)
für 2 mM
1-O-DPPC-Liposomen. 6 zeigt auch, daß niedrige
Konzentrationen an ET-18-OCH3 ein signifikantes
Ausmaß an
Hämolyse
induzieren.
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Beispiel 6
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Verstärkung der Phospholipase A2-Aktivität durch
polymergepfropfte 1-O-DPPC-Lipide
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Unilamellare
vollhydratisierte Liposomen mit einer engen Größenverteilung wurden hergestellt
aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
(1-O-DPPC) und 1-O-DPPC
mit 5 oder 10 Mol-% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350] (1-O-DPPE PEG350)
wie beschrieben in Beispiel 2. Die Assay-Bedingungen für die PLA2-Verzögerungszeitmessungen
waren: 0,15 mM unilamellare Liposomen, 150 nM PLA2,
150 mM KCl, 10 mM HEPES (pH = 7,5), 1 mM NaN3,
30 μM CaCl2 und 10 μM
EDTA. Die katalytische Reaktion wurde eingeleitet durch Zugabe von
8,9 μl einer
42 μM PLA2-Stammlösung zu
2,5 ml der thermostatisierten Liposomensuspension, die vor der Zugabe von
PLA2 800 s bei 41°C äquilibriert worden war. Die
verstrichene Zeit vor dem Einsetzen rascher enzymatischer Aktivität wird bestimmt
durch eine abrupte Zunahme der Eigenfluoreszenz von PLA2 bei
340 nm nach Anregung mit 285 nm. Die in 7 gezeigten
Ergebnisse zeigen eine signifikante Abnahme der Verzögerungszeit
bei Einbringen von 5 und 10 Mol-% 1-O-DPPE-PEG350 in
die 1-O-DPPC-Liposomen.
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Beispiel 7
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Herstellung von Mizellen,
zusammengesetzt aus 1-O-DPPE-PEG350,
DSPE-PEG750/DPPE-PEG750 und 1-O-DPPE-PEG2000
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Mizellen
wurden hergestellt aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350]
(1-O-DPPE PEG350), Dioctadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-750]
(DSPE-PEG750) oder 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-2000]
(1-O-DPPE PEG2000). Kurz umrissen wurden abgewogene Mengen des polymerisierten
Lipids in Chloroform gelöst.
Das Lösungsmittel
wurde mit Hilfe eines leichten N2-Stroms
entfernt. Die Lipid-Filme wurden über Nacht unter niedrigem Druck
getrocknet, um Spurenmengen des Lösungsmittels zu entfernen.
Die Mizellen wurden hergestellt durch Dispergieren der getrockneten
polymerisierten Lipide in einer Pufferlösung, enthaltend 150 mM KCl,
10 mM HEPES (pH = 7,5), 1 mM NaN3, 30 μM CaCl2 und 10 μM
EDTA.
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Beispiel 8
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Permeabilitätserhöhung einer
Modellzielmembran, gesteuert durch Phospholipase A2-Hydrolyse von Mizellen
Multilamellare Ziel-Liposomen mit Modellmembran wurden hergestellt
in Gegenwart von fluoreszierendem Calcein in einer selbstlöschenden
Konzentration von 20 mM durch einstündiges Hydratisieren eines Films
aus 1,2-O-Dioctadecyl-sn-glycero-3-phosphatidylcholinen
(D-O-SPC) in HEPES-Pufferlösung
bei pH = 7,5 und 10°C
oberhalb der Phasenübergangstemperatur
(Tm = 55°C).
Unilamellare Liposomen wurden hergestellt durch zehnmaliges Extrudieren
der multilamellaren Liposomen durch zwei übereinandergestapelte 100 nm-Polycarbonat-Filter.
Die einschichtigen Liposomen wurden rasch auf eine Temperatur unterhalb
der Übergangstemperatur
abgekühlt,
und die Calcein-haltigen Liposomen wurden unter Verwendung einer
mit Sephadex G-50 gepackten Chromatographiesäule von freiem Calcein getrennt.
Die Mizellen, zusammengesetzt aus 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350] (1-O-DPPE
PEG350), Dioctadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-750] (DSPE-PEG750)
oder 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-2000]
(1-O-DPPE PEG2000), wurden hergestellt wie in Beispiel 7 beschrieben.
Die Calcein-Freisetzung aus dem Target wird bestimmt durch Messen
der Fluoreszenzintensität
bei 520 nm nach Anregung bei 492 nm.
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Die
Konzentrationen von D-O-SPC und der polymerisierten Lipid-Mizellen
beliefen sich auf 25 μM.
Es wurde Schlangengift-PLA2 (Agkistrodon
piscivorus piscivorus) zugesetzt (25 nM), um die hydrolytische Reaktion
einzuleiten, die zur sofortigen Bildung der Hydrolyseprodukte Polymer-Lyso-1-O-DPPE und entsprechende
freie Fettsäure
führte.
Da aufgrund des Einbaus von Polymer-Lyso-1-O-DPPC, das keine Doppel schicht
bildet, und Fettsäure
in die Ziel-Lipidmembran Calcein aus den D-O-SPC-Liposomen freigesetzt
wird, ist eine lineare Zunahme der Fluoreszenz bei 520 nm nach Anregung
mit 492 nm zu beobachten, wenn das Calcein sich im umgebenden Puffermedium
verdünnt,
wie in 8 gezeigt ist. Der Prozentsatz des freigesetzten
Calceins wird bestimmt wie in Beispiel 3 beschrieben. Die PLA2-katalysierte Hydrolyse von 1-O-DPPE-PEG350 ergab
die schnellste Freisetzungsgeschwindigkeit, während DPPE mit der längsten an
der Kopfgruppe gebundenen Polymer-Kette (PEG2000) die langsamste
Freisetzungsgeschwindigkeit ergab.
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Beispiel 9
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Hydrolyse von Mizellen,
bestehend aus DSPE-PTG750
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Die
Hydrolyse von Mizellen aus DSPE-PEG750 wurde durch Analyse der erzeugten
Menge an Stearinsäure
verfolgt. Die katalytische Reaktion wurde eingeleitet durch Zugabe
von 8,9 μl
einer 42 μM PLA2-Stammlösung
(150 nM) zu 2,5 ml der thermostatisierten Mizellen-Lösung von
DSPE-PEG750 (0,150 mM), die vor der Zugabe von PLA2 600
s bei 45°C äquilibriert
worden war. Das charakteristische Verzögerungsschubverhalten von PLA2 gegenüber
den Mizellen zeigt sich durch eine abrupte Zunahme der Eigenfluoreszenz
von PLA2 bei 340 nm nach Anregung mit 285
nm, gefolgt von begleitender Abnahme der 90°-Lichtstreuung aus der Lipidsuspension
(Hønger
et al., Biochemistry 35, 9003–9006).
Die Proben für
die HPLC-Analyse der Menge an erzeugter Stearinsäure wurden vor der Zugabe von
PLA2 und 100 s nach der beobachteten Verzögerungszeit
entnommen. Die HPLC-Chromatogramme in 9 zeigen
die Menge der erzeugten Stearinsäure
100 s nach der beobachteten Verzögerungszeit
(10 s) bei 45°C.
Die Menge (0,156 mM) der durch Hydrolyse erzeugten Stearinsäure war
gleich 100 Hydrolyse der DSPE-PEG750 Polymer-Lipide. Die HPLC-Analyse
wurde durchgeführt
unter Verwendung einer 5 μm
Diol-Säule mit
einer mobilen Phase aus Chloroform/Methanol/Wasser (730:230:30,
Vol./Vol.) und eines Verdampfungslichtstreuungsdetektors (siehe
Beispiel 2).
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Beispiel 10
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Modellbeispiele
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Polymerbeschichtete
Liposomen können
aufgrund der langen vaskulären
Zirkulationszeit und des passiven Targeting durch undichte Blutgefäße in erkranktem
Gewebe als vielseitige Arzneimittelabgabesysteme fungieren. In den
Beispielen hierin wird ein experimentelles Modellsystem beschrieben,
das ein neues Prinzip zur verbesserten und programmierbaren Arzneimittelabgabe
veranschaulicht, bei dem man sich die erhöhte Aktivität von extrazellulärer Phospholipase
A2 am erkrankten Zielgewebe zunutze macht. Die Phospholipase A2
hydrolysiert einen Lipid-basierten Proenhancer im Träger-Liposom, unter Bildung
von Lysophospholipid und freier Fettsäure, von denen gezeigt wird,
daß sie
mit Erhöhung
der Permeabilität
der Zielmembran synergistisch zu verstärkter Liposomendestabilisierung
und gleichzeitiger Arzneimittel-Freisetzung
führen.
Das vorgeschlagene System kann temperaturempfindlich gemacht werden
und bietet eine rationale Möglichkeit
für die Entwicklung
intelligenter Liposomenbasierter Arzneimittelabgabesysteme durch
Einbringen von spezifischen Lipid-basierten Proenhancern, Prodestabilisatoren
oder Prodrugs in den Träger,
die nur an den erkrankten Zielorten, etwa entzündetem oder krebsbefallenem
Gewebe, durch Phospholipase A2 automatisch aktiviert werden.
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Arzneimittelabgabesysteme
auf Basis von liposomalen Trägern
im Bereich von 100 nm zählen
zu den modernen therapeutischen Mikroträgersystemen, die so vielversprechend
sind, daß sie
der Verwirklichung der frühen
Vision einer "Zauberkugel" von Paul Ehrlich
zur Behandlung von Krankheiten recht nahekommen. Liposomen aus biokompatiblen
nichttoxischen Phospholipiden liefern ein System zur wirkungsvollen
Formulierung und Einkapselung von toxischen Arzneimitteln, mit dem
sich das Immunsystem wirksam umgehen läßt.
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Das
Arzneimittel nimmt die veränderte
Pharmakokinetik des liposomalen Trägers an und kann im Prinzip
an das erkrankte Gewebe adressiert werden, indem eine Kombination
aus physikochemischen und pathophysiologischen Faktoren an den Stellen
des Liposomträgers
bzw. der Zielmembran genutzt wird. Liposomen mit eingebrachten Glycolipiden
oder Lipopolymeren wie etwa Polyethylenglycol(PEG)-Lipiden, bekannt
als Liposomen, zeigen verbesserte Stabilität im vaskulären System, was möglicherweise
auf den sterischen Schutz durch die Polymerbeschichtung zurückgeht.
Die längere
Zirkulationszeit dieser Liposomen, in Kombination, mit der erhöhten Gefäßporosität des erkrankten
Gewebes, bildet die Basis für
positive klinische Ergebnisse bei bestimmten Systemen, darunter
Arzneimittel gegen Krebs wie z.B. Doxorubicin sowie antibakterielle
und entzündungshemmende
Arzneimittel.
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Liposomen
sind sich selbst organisierende Lipid-Systeme, und ihre Stabilität wird daher
zu einem großen
Teil durch unspezifische physikalische Wechselwirkungen gesteuert.
Einblicke in die molekulare Steuerung der physikalischen Eigenschaften
von Liposomen sind daher wichtig, um die liposomalen Eigenschaften in
Verbindung mit speziellen Zwecken der Arzneimittelabgabe zu beeinflussen
und maßzuschneidern.
Beispielsweise wurde der thermisch induzierte Gel/Fluid-Lipidphasenübergang
genutzt und optimiert, um Systeme zur erhöhten Freisetzung von Arzneimitteln
aufgrund von Hyperthermie zu entwickeln. In neuerer Zeit wurden
programmierbare fusogene PE-Liposomen aufgebaut, enthaltend das
Antikrebsmittel Mitoxantron, wobei eine zeitverzögerte Freisetzung von doppelschichtstabilisierenden
Lipiden der Liposomen angewandt wird, die sich durch Extravasation
an den Tumororten anreichern. Es wäre wünschenswert, wenn man ein intelligentes und
vielseitiges Arzneimittelabgabesystem entwickeln könnte, das
einen doppelten virtuellen Auslösemechanismus
der gleichzeitigen (i) erhöhten
Arzneimittel-Freisetzung
selektiv am Zielgewebe und (ii) erhöhten Transportierung des Arzneimittels
in die erkrankten Zellen eingebaut hat. Dieses Prinzip ist schematisch
in 11a dargestellt.
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Mit
den Beispielen hierin ist die Entwicklung eines einfachen und funktionstüchtigen
experimentellen biophysikalischen Modellsystems beschrieben, das
einen solchen Doppelmechanismus aufrechterhält, der an den pathologischen
Zielstellen ausgelöst
werden soll. Bei dem Modell wird erhöhte Aktivität extrazellulärer Phospholipase
A2 an den erkrankten Stellen angenommen, wie es der Fall ist bei
entzündetem
oder krebsbefallenem Gewebe, wo die Menge der extrazellulären PLA2 um ein Vielfaches vergrößert sein kann. Es wurde gezeigt,
daß die
Phospholipide der PEG-Liposomen bei Einwirkung extrazellulärer PLA2 im Vergleich zu herkömmlichen nackten Liposomen
verstärkt
Hydrolyse eingehen. Dies führt
zu Destabilisierung des Liposoms und erhöhter Freisetzung des eingekapselten
Arzneimittels. Die Hydrolyseprodukte, d.h., Lysophospholipide und
freie Fettsäuren,
fungieren wiederum als Resorptionsverstärker für die Arzneimittelpermeation
durch die Zielmembran. Somit verhalten sich die Phospholipide des
Träger-Liposoms
als Prodestabilisatoren am Ort des Trägers und als Proenhancer am
Ort der Zielmembran. Die molekularen Details dieses Prinzips sind
schematisch in 11b dargestellt.
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Das
experimentelle Modellsystem besteht aus einem polymerbeschichteten
Liposom-Träger
und einer Modellzielmembran. Der Träger ist ein einschichtiges
Liposom mit 100 nm aus Dipalmitoylphosphatidylcholin-Lipiden (DPPC)
mit 2,5 Mol-% Lipopolymer vom Typ Dipalmitoylphosphatidylethanolamin (DPPE)
-PEG2000. Die Zielmembran ist ein weiteres
Liposom aus 1,2-O-Dioctadecyl-sn-glycerophosphatidylcholin (D-O-SPC), ein
Phospholipid, bei dem die Acyl-Verknüpfungen der Stearoyl-Ketten
Ether-Bindungen sind. Im Gegensatz zu DPPC ist D-O-SPC gegenüber der
PLA2-katalysierten Hydrolyse inert und imitiert
so die Stabilität
einer intakten Zielzellenmembran gegen Abbau durch deren eigene
Enzyme. Bei diesem experimentellen Test, der eine gleichzeitige
wie auch getrennte Untersuchung der Wirkung von Destabilisatoren
an den Träger-Liposomen
und der Wirkung von Enhancern an der Zielmembran ermöglicht,
wird ein wasserlösliches
fluoreszierendes Calcein-Modellarzneimittel in einer selbstlöschenden
Konzentration im Innern des nichthydrolysierbaren Ziel-Liposoms
und nicht im Träger-Liposom
eingeschlossen. Der erhöhte
Spiegel extrazellulärer
PLA2 an der Zielmembran kann dann simuliert
werden durch Zugabe extrazellulärer
PLA2, um die hydrolytische Reaktion in einer
Suspension von Träger-
und Ziel-Liposomen einzuleiten. Die Permeation von Calcein durch
die D-O-SPC-Zielmembran wird anschließend anhand der Zunahme der
Fluoreszenz verfolgt. Zur Untersuchung der Wirkung der Gegenwart
von PEG-Lipiden im Träger-Liposom
wurde ein ähnliches
Experiment mit herkömmlichen
nackten DPPC-Liposomen
durchgeführt.
Um die permeabilitätserhöhende Wirkung
von Lysophospholipiden zu vergleichen und sie von der freier Fettsäuren zu
unterscheiden, wurden Experimente ohne Enzyme durchgeführt, wobei
die Lysophospholipide und die freien Fettsäuren den Ziel-Liposomen gleichzeitig oder
getrennt zugesetzt wurden.
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In 12a sind die Ergebnisse der Calcein-Freisetzung
als Funktion der Zeit nach Zugabe von PLA2 zum
System gezeigt. Der Reaktionszeitverlauf der im einzelnen verwendeten
PLA2 hat ein charakteristisches Verzögerungsschubverhalten
mit einer sogenannten Verzögerungszeit,
die zweckmäßigerweise
als Maß für die enzymatische
Aktivität
herangezogen werden kann. Eine starke Abnahme der Verzögerungszeit
und beglei tende Erhöhung
der Freisetzungsgeschwindigkeit wird beobachtet, wenn die Träger-Liposomen
die Lipopolymere DPPE-PEG2000
enthalten, was in Übereinstimmung
ist mit den vorherigen Befunden eines erhöhten Abbaus polymerbeschichteter
Liposomen durch extrazelluläre
PLA2.
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Diese
Ergebnisse weisen darauf hin, daß die Produkte der PLA2-katalysierten Hydrolyse der DPPC-Lipide
des Trägers,
Lysophospholipid und freie Fettsäure,
die als 1:1-Mischung erzeugt werden, in die Zielmembran eingebaut
werden und zu einer starken Zunahme der Membranpermeabilität führen. Diese
Produkte, die sehr geringe Wasserlöslichkeit haben, sind dafür bekannt,
daß sie
aufgrund ihrer nichtzylindrischen Molekülformen ein Krümmungsstreßfeld in
der Membran oder kleinere seitliche Phasentrennung induzieren, wodurch Membrandefekte
und erhöhte
Permeabilität
hervorgerufen werden. Dies wird durch die Daten in 13 erhärtet, die
zeigen, daß die
getrennte Zugabe von Lysophospholipid oder Fettsäure zum vorliegenden Zielsystem in
Abwesenheit von PLA2 zu einer erhöhten Calcein-Freisetzungsgeschwindigkeit
durch die Zielmembran führt.
Der entscheidende Befund ist jedoch, daß bei gleichzeitiger Zugabe
von Lysophospholipid und freier Fettsäure in einer 1:1-Mischung eine
starke Erhöhung
der Freisetzungsgeschwindigkeit zu beobachten ist, wie in 13 gezeigt.
Dies läßt stark
vermuten, daß die
beiden Enhancer synergistisch wirken und so die einmalige Möglichkeit
eröffnen,
die PLA2-katalysierte Hydrolyse für eine kombinierte
Destabilisierung des Träger-Liposoms
und Verstärkung
des Arzneimittel-Transports durch die Zielmembran zu nutzen. Die
synergistische Wirkung wird weiter durch die Tatsache erhöht, daß extrazelluläre PLA2 durch ihre eigenen Hydrolyse-Produkte aktiviert
wird, womit sich zeigt, daß die
abbaubaren Phospholipide des Träger-Liposoms
eine Art Proaktivator sind.
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Es
sei darauf hingewiesen, daß die
Wirkung beim vorliegenden Arzneimittelabgabe-Modellsystem unter
Verwendung von Lipiden als Proenhancer und Prodestabilisatoren über die
Aktivität
extrazellulärer
PLA2 dynamisch ist und sich auf eine eigene
Zeitskala bezieht. Diese Zeitskala ist die effektive Retentionszeit
der Träger-Liposomen
in der Nähe
der Zielmembran. Je schneller das Enzym aktiv wird, desto schneller
ist die Arzneimittel-Freisetzung und desto größer die Arzneimittel-Resorption
während
der Zeit, in der der Träger
in der Nähe
des Targets verbleibt. Je schneller das Enzym arbeitet, desto schneller
wird es zudem für
die Hydrolyse anderer arzneimitteltragender Liposomen verfügbar, die
sich der erkrankten Zielstelle nähern.
Sobald feststeht, daß die
Aktivität
der extrazellulären
PLA2 zur Steuerung der Arzneimittel-Freisetzung
verwendet werden kann, eröffnen
sich mehrere rationale Möglichkeiten
für intelligente
Verbesserungen des vorgeschlagenen Arzneimittelabgabesystems durch
Anwendung bekannter Mechanismen zur Änderung der Aktivität extrazellulärer PLA2 durch Beeinflussung der physikalischen
Eigenschaften der Lipid-Doppelschicht, für die das Enzym bekanntermaßen empfindlich
ist. Die Strategie besteht demnach darin, bestimmte physikalische
Eigenschaften der Träger-Liposomen
zu modifizieren, ohne ihr vaskuläre
Zirkulationszeit signifikant zu verändern. Wir erläutern dieses
allgemeine Prinzip durch Aufzeigen der Auswirkungen eines physikochemischen
Faktors, der Lipid-Zusammensetzung
des Trägers,
sowie eines (thermodynamischen) Umgebungsfaktors, der lokalen Temperatur
am Zielort.
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Kurzkettige
Phospholipide wie etwa Didecanoylphosphatidylcholin (DCPC) aktivieren
extrazelluläre PLA2. Die Wirkung auf die Calcein-Permeation
durch die Zielmembranen, induziert durch Einbringen einer kleinen
Menge DCPC in die Träger-PEG-Liposomen,
ist ebenfalls in 12a gezeigt. Aufgrund der nahezu
sofortigen Aktivierung des Enzyms erfolgt die Freisetzung sehr schnell.
Wir haben des weiteren gefun den, daß extrazelluläre PLA2 deaktiviert wird (Daten nicht gezeigt),
wenn eine große
Menge Cholesterin (≈20
Mol-%) in die Liposomen eingebracht wird. Im Gegensatz dazu fanden
wir, daß eine
kleine Menge Cholesterin (≈3
Mol-%) extrazelluläre
PLA2 aktiviert. Diese signifikanten Befunde
sind von besonderem Interesse, da berichtet wird, daß die Blutzirkulationszeit
von PEG-Liposomen ohne Cholesterin nahezu die gleiche ist wie die
mit großen Mengen
Cholesterin.
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Die
Temperatur hat bekanntlich dramatische und in hohem Maße nichtlineare
Wirkung auf die Aktivierung extrazellulärer PLA2 in
der Region des Gel/Fluid-Phasenübergangs
von gesättigten
Phospholipid-Doppelschichten. Diese Wirkung wird nicht durch Veränderungen
im Enzym, sondern durch dramatische laterale strukturelle Veränderungen
in der Lipid-Doppelschicht
hervorgerufen. Dieser Effekt läßt sich
mit Vorteil für
das vorliegende Arzneimittelabgabesystem nutzen, wie die Daten in 12b nahelegen. Nähert sich die Temperatur der Übergangstemperatur
bei 41°C,
so erhöht
sich die Calcein-Freisetzungsgeschwindigkeit zunehmend – quantifiziert
durch die Zeit bei 50%-Calcein-Freisetzung, t50%,
gezeigt im Einschub zu 12b.
Es wurde bereits vorgeschlagen, daß eine Hyperthermie zur Verbesserung
der Arzneimittel-Freisetzung genutzt werden könnte, und daß eine lokale
Erwärmung
an vordefinierten Tumor-Bereichen dazu genutzt werden könnte, die arzneimitteltragenden
Liposomen durch Nutzung der erhöhten
Durchlässigkeit
der Liposomen an ihrem Phasenübergang
lokal zu destabilisieren. Bei dem neuen, hier vorgeschlagenen Modell-Arzneimittelabgabesystem
sind diese Möglichkeiten
der Thermosensitivität
integriert und werden über
die Thermosensitivität
der extrazellulären
PLA2 gegenüber den physikalischen Eigenschaften
des Träger-Liposoms voll genutzt.
Im Gegensatz zu. dem Fall, wo die thermische Wirkung nur durch lokale
Temperaturerhöhung
unter Verwendung externer Heizquellen an einem vorbestimmten Tumorort
minimaler Größe erreicht
wird, wird die PLA2- gesteuerte Freisetzung überall dort
erhöht,
wo die Temperatur und die Konzentration der extrazellulären PLA2 erhöht
werden, z.B. in entzündetem
Gewebe, ungeachtet der Größe der erkrankten
Region, und ohne daß eine
vorhergehende Lokalisierung des erkrankten Gewebes erforderlich
wäre.
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DPPC,
DCPC, D-O-SPC und DPPE-PEG2000 wurden von
Avanti Polar Lipids bezogen. Das DPPE-PEG2000-Lipopolymer
enthält
45 Monomere in der PEG-Polymerkette. Die gereinigte PLA2 aus
Schlangengift (Agkistrodon piscivorus piscivorus) war ein großzügiges Geschenk
von Dr. R.L. Biltonen. Dieses PLA2-Enzym gehört zur Klasse
der niedermolekularen 14 kD-Sekretionsenzyme,
die strukturelle Ähnlichkeit
mit menschlicher extrazellulärer
Phospholipase A2 aufweisen. Multilamellare Target-Liposomen in Gegenwart
von fluoreszierendem Calcein in einer selbstlöschenden Konzentration von
20 mM wurden hergestellt durch einstündiges Hydratisieren eines
Films aus D-O-SPC in HEPES-Pufferlösung bei pH = 7,5 und 10°C oberhalb
der Phasenübergangstemperatur
Tm = 55°C.
Unilamellare Liposomen wurden hergestellt durch zehnmaliges Extrudieren
der multilamellaren Liposomen durch zwei übereinandergestapelte 100 nm-Polycarbonat-Filter.
Die einschichtigen Liposomen wurden rasch auf eine Temperatur unterhalb
der Übergangstemperatur
abgekühlt, und
die Calceinhaltigen Liposomen wurden unter Verwendung einer mit
Sephadex G-50 gepackten Chromatographiesäule von freiem Calcein getrennt.
Die unilamellaren Träger-Liposomen
aus DPPC, DCPC und DPPE-PEG2000 wurden in ähnlicher
Weise hergestellt (Tm = 41°C). Die Calcein-Freisetzung
aus den Target-Liposomen wird bestimmt durch Messen der Fluoreszenzintensität bei 520
nm nach Anregung bei 492 nm. Alle Messungen wurden bei Temperaturen
durchgeführt,
wo die Lipide der Träger- wie auch der Target-Liposomen im
Gel-Zustand vorliegen.
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Beispiel 11
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Test zur Phospholipase
A2-konzentrationsabhängigen
Freisetzung
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Multilamellare
1-O-DPPC-Liposomen mit 10 Mol-% 1-O-DPPE-PEG350 wurden hergestellt in Gegenwart
von fluoreszierendem Calcein in einer selbstlöschenden Konzentration von
20 mM durch einstündiges
Hydratisieren eines Films aus 90% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
und 10% 1-O-Hexadecyl-2-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-[methoxy(polyethylenglycol)-350]
in HEPES-Pufferlösung
bei pH = 7,5 und 10°C
oberhalb der Phasenübergangstemperatur.
Unilamellare Liposomen wurden hergestellt durch zehnmaliges Extrudieren
der multilamellaren Liposomen durch zwei übereinandergestapelte 100 nm-Polycarbonat-Filter.
Die einschichtigen Liposomen wurden rasch auf eine Temperatur unterhalb
der Übergangstemperatur
abgekühlt,
und die Calcein-haltigen Liposomen wurden unter Verwendung einer
mit Sephadex G-50 gepackten Chromatographiesäule von freiem Calcein getrennt.
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Die
Assay-Bedingungen für
die PLA2-induzierte Calcein-Freisetzung waren:
25 μM unilamellare 1-O-DPPC-Liposomen,
50,1 und 0,02 nM PLA2, 150 mM KCl, 10 mM
HEPES (pH 7,5), 1 mM NaN3, 30 μM CaCl2 und 10 μM
EDTA. PLA2 wurde zu 2,5 ml thermostatisierter
Mizellen-Lösung
gegeben, die vor der Zugabe von PLA2 wenigstens
300 s bei 35,5°C äquilibriert
worden war. Der Prozentsatz an freigesetztem Calcein wird bestimmt
als: % Freisetzung = 100 (IF(t) – IB)/(IT – IB), worin IF(t) die
gemessene Fluoreszenz zur Zeit t nach Zugabe des Enzyms ist, IB die Hintergrundfluoreszenz ist und IT die gesamte Fluoreszenz ist, gemessen nach Zugabe
von Triton X-100,
was zu vollständiger
Freisetzung von Calcein durch Aufbrechen der 1-O-DPPC-Liposomen
führt. 14 zeigt,
daß die
induzierte Freisetzung von Calcein am langsamsten war, wenn nur
0,02 nM PLA2 der Liposomensuspension zugesetzt
wurde.
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Beispiel 12
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Fluoreszenz-Messungen
der Aktivität
extrazellulärer
PLA2 an MCF-7- und Lewis-Lungenkrebs-Zellinien
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Zellkultivierung:
Die Zellinien werden kultiviert in RPMI-1640-Medium, ergänzt mit 10% Kalbfötenserum
in 5% Kohlendioxid. Die Zellinien werden in 20 ml Medium in einem
Kulturkolben (Typ navn og) gezogen. Kulturproben werden entnommen,
wenn die Zelldichte eine Konfluenzdichte von 1·107 Zellen
erreicht, und bis zur Analyse bei –80°C aufbewahrt. Die Kulturproben
werden 10 min bei 2000 × g
zentrifugiert, und die Aktivität der
extrazellulären
PLA2 in den Überständen wird mit Hilfe von Fluoreszenztechniken
gemessen wie in Beispiel 3 und 11 beschrieben.
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Beispiel 13
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Assay zur
Wachstumshemmung
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Der
Wachstumshemmungstest wird durchgeführt zur Bestimmung des GI50-Parameters (die Konzentration eines Arzneimittels,
die das Zellwachstum zu 50% hemmt), wobei ein Sulforhodamin B(SRB)-Assay
angewandt wird wie beschrieben von Peters et al. in Lipids 32, (1997).
Zellinien, die extrazelluläre
Phospholipase A2 exprimieren, werden wie in Beispiel 12 beschrieben
vermehrt in PRMI 1640-Medium mit L-Glutamin, ergänzt mit 10% Rinderfötenserum.
100 μl der
Zellen werden in 96-Mulden-Mikrotiterplatten überführt und 24 Stunden bei 37°C, 100%° Luftfeuchtigkeit
und 5% CO2 inkubiert. Medium (100 μl) wird mit "Zeit null" gekennzeichneten
Platten zugesetzt, die mit 50 μl
50% Trichloressigsäure
(Gew./Vol.) oder 80% Trichloressigsäure fixiert werden (Suspensionszel len).
Der Überstand
wird dann verworfen, und die Platten werden mit Wasser gespült und an
der Luft getrocknet. 1-O-DPPC-Liposomen,
1-O-DPPC-Liposomen mit 10% eingebrachtem 1-O-DPPE-PEG350 und ET-18-OCH3 werden
den nichtfixierten Platten mit der doppelten vorbestimmten Höchstkonzentration
zugesetzt und über
die Platten reihenverdünnt.
Die Mulden mit Wachstumskontrolle werden mit 100 μl Medium
versetzt. Die Zellen werden 72 Stunden unter den obigen Bedingungen
inkubiert. Die behandelten Platten werden säurefixiert und wie oben gespült und getrocknet.
100 μl 0,4%
SRB in 1% Essigsäure
werden den Platten zugesetzt und 10 min bei Raumtemperatur inkubiert.
Nichtgebundene Färbung
wird durch Spülen
der Platten mit 1% Essigsäure
entfernt. Die Platten werden luftgetrocknet, die gebundene Färbung wird
mit 100 μl
10 mM Tris-Puffer löslich
gemacht, und die optische Dichte wird spektrophotometrisch bei 490
nm abgelesen. Das prozentuale Wachstum wird berechnet als: (T-T0)/(C-T0)·100, worin
T = mittlere optische Dichte behandelter Mulden mit gegebener Arzneimittel-Konzentration,
T0 = mittlere optische Dichte der Zeit null-Mulden,
und C = mittlere optische Dichte der Kontroll-Mulden. Ist T < T0,
was bedeutet, daß Zelltod eingetreten
ist, so wird der prozentuale Zelltod berechnet als (T-T0)/(T0)·100.
Durch verändern
der Arzneimittel-Konzentration lassen sich Dosis-Wirkungs-Kurven
erstellen, und die GI50-Werte können berechnet
werden.
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Beispiel 14
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Tierstudien
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Studien
zur maximal verträglichen
Dosis (MTD) werden durchgeführt
wie beschrieben bei Ahmad et al., Cancer Res. 57 (1997). Gruppen
weiblicher C57/BL6-Mäuse
(5/Gruppe; Gewicht: 18–22
g) erhalten verschiedene Dosen 1-O-DPPC-Liposomen (25–600 mg/kg),
1-O-DPPC-Liposomen mit 10% einge brachtem 1-O-DPPE-PEG350 (25–600 mg/kg)
und ET-18-OCH3 (12,5–100 mg/kg) in PBS injiziert.
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Für Mehrfachdosenstudien
werden 25–300
mg/kg 1-O-DPPC-Liposomen,
25–300
mg/kg 1-O-DPPC-Liposomen mit 10% eingebrachtem 1-O-DPPE-PEG350 und
12,5–75
mg/kg ET-18-OCH3 fünf aufeinanderfolgende Tage
lang i.v. verabreicht. Die Mäuse
werden dreimal wöchentlich
gewogen, und die Mortalität
wird täglich
aufgezeichnet. Die Versuche werden 1 Monat nach der ersten Behandlung
beendet, und die MTD wird bestimmt.
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In
vivo-Antikrebsstudien werden durchgeführt an immundefekten Nacktmäusen (z.B.
weibliche NMRI nu/nu-Mäuse),
die mit Tumor-Zellinien geimpft werden, ausgewählt auf Grundlage der Ergebnisse
früherer
in vivo-Experimente. Auf der Grundlage von Literaturstudien (Ahmad
I. et al., Cancer Research 1997, 57, 1915–1921) könnten zu den relevanten Zellinien
möglicherweise
Lewis-Lungenkrebs- (LLC), B16/F10-Melanom- und P388-Leukämie-Zellen gehören.
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Jedes
Experiment umfaßt
zwischen 30 und 60 Mäuse,
die in Scantainern (oder ähnlichem)
unter halbsterilen Bedingungen gehalten werden. Nach der Impfung
läßt man die
Tumoren 4–12
Tage wachsen (je nach Tumortyp) oder bis zur Meßbarkeit. Die Tiere werden
dann mit Hilfe eines Verfahrens in Gruppen zu 10 geteilt, mit dem
sichergestellt ist, daß die
Tumorbeladung zwischen den Gruppen vergleichbar ist. Die Tiere erhalten eine
Behandlung entweder mit dem Lysoetherlipid, Etherlipid oder einer
negativen Kontrolle über
einen Zeitraum von 3–8
Wochen, je nach untersuchtem Tumortyp. Zur Untersuchung verschiedener
Dosen an Lysoetherlipid bzw. Etherlipid können weitere Tiergruppen mit
dazugenommen werden. Alle Medikamente werden nach einem Dosierregime,
das auf der Grundlage früherer
pharmakokinetischer Experimente entschieden wird, i.v. oder i.p.
verabreicht.
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Die
Bewertung der Antikrebswirkung kann das Zählen von Primärtumoren
(wie bei den Modellen B16/F10 und LLC), die Messung der Tumorgröße in 2
senkrechten Winkeln (bei subkutanen festen Tumoren, falls solche
Modelle eingesetzt werden) und die Überlebensbewertung (beim P388-Modell)
umfassen.
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Die
Versuche zur Antikrebswirkung umfassen auch die Verwendung von Lewis-Lungenkrebszellen (LLC),
die i.m. injiziert werden. Dieser schnell wachsende Tumor metastasiert
von den i.m.-Tumoren zur Lunge, und es werden Versuche durchgeführt, um
die Wirkung von Lipidderivat-Liposomen, Etherlipid und ET-18-OCH3 auf die spontane Lungenmetastasen-Entwicklung
zu bestimmen.
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Das
Körpergewicht
(als Maß für die Toxizität) wird
vor, während
und am Ende des Experiments aufgezeichnet. Daneben werden die Mäuse Tag
für Tag
auf etwaige ungünstige
klinische Reaktionen beobachtet.
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Zur
Untersuchung des Hämolysegrads
wird am Ende der Behandlung Blut durch Herzpunktion entnommen.
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Je
nach Art der aufgezeichneten Daten werden zum Vergleich der Gruppen
geeignete statistische Methoden herangezogen.
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Pharmakokinetische
Studien unter Verwendung von z.B. radiomarkierten Lipidderivat-Liposomen
werden durchgeführt
an gesunden Tiere sowie an Tieren, die verschiedene Tumorarten injiziert
erhalten, die extrazelluläre
Phospholipase A2 in hohen Mengen exprimieren, z.B. Brustkrebs, Genitaltumoren,
Magentumoren (Yamashita et at. Br. J. Cancer (1994) 6, 1166; Kallajoki
et al. Prostate (1998) 35, 263; Yamashita et al. Biochem. Biophys.
Res. Commun. (994) 198, 878; Abe et al. Inj. J. Cancer (1997) 74,
245). Die Blutzirkülationszeit und
Gewebeverteilung von PEGylierten Lipidderivat-Liposomen wird bestimmt. Auch die Fähigkeit
der lange zir kulierenden Lipidderivat-Liposomen, durch undichte
Kapillaren auszutreten und sich in den Tumoren anzureichern, wo
sich die Lipid-Derivate aufgrund der durch extrazelluläre Phospholipase
A2 katalysierten Hydrolyse in Etherlipide umwandeln, wird z.B. mit
Hilfe von (doppelt) radioaktiv markierten Lipid-Derivaten untersucht.
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Beispiel 15
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Klinische Studien
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Frühklinische
Studien werden an Patienten mit fortgeschrittenem Krebs durchgeführt (die
Krebsart ist zu bestimmen auf Grundlage der bei den in vivo-Tierstudien
erhaltenen Ergebnisse). Die "Notes
for Guidance in Evaluation of Anticancer Medicinal Products in Man,
The European Agency for Evaluation of Medicinal Products (EMEA),
1996, oder nachfolgende Aktualisierungen werden beachtet. Die erste
Studie bewertet Sicherheit, Wirksamkeit und pharmakokinetische Parameter
bei Verabreichung von Einzeldosen sowie wiederholten Dosen. Angewandt
wird ein modifiziertes Fibronacci-Regime (Simon R. et al., Journal
of the National Cancer Institute 1997, 89, 1138–1147). Falls möglich, wird
auch die Auswahl geeigneter Patienten auf der Grundlage eines früheren immunhistochemischen
Nachweises hoher mPLA-2-Spiegel in Tumor-Proben berücksichtigt.
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Beispiel 16
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In vivo-Hämolyse
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Assay
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Mäusegruppen
(n = 5/Gruppe, Gewicht 18–22
g) wurden i.v. behandelt mit Puffer (PBS), ET-18-OCH3 (50
mg/kg) und Liposomen, bestehend aus 1-O-DPPC mit 5 Mol-% 1-O-DPPE-PEG2000
(68,7 und 137,5 mg/kg). 30 min nach der Injektion wurden 100 μl Blut direkt
aus dekapitierten CO2-anästhetisierten Mäusen in heparinisierten
Röhrchen
aufgefangen. Das Blut wurde 10 min mit 500 × g zentrifugiert, und das
Plasma wurde abgetrennt und bis zur Analyse bei –20°C aufbewahrt.
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Der
Hämolysegrad
wurde gemessen anhand der Extinktion bei 550 nm unter Verwendung
eines Perkin-Elmer 320-Raster-Spektrophotometers.
25 μl Plasma
wurden mit 2,5 ml PBS oder 2,5 ml 10% Triton X-100 gemischt. 100%
Hämolyse
wurde definiert als maximales Ausmaß der Hämolyse, erhalten aus dem Plasma PBS-behandelter
Mäuse,
das mit 10% Triton X-100 gemischt wurde, und 0% als Plasma von PBS-behandelten Mäusen, das
mit PBS gemischt wurde.
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Das
Hämolyse-Profil
in Tabelle 2 zeigt einen niedrigen Hämolyse-Wert für die Mäuse, die
mit 2 mM Liposomen aus 1-O-DPPC
mit 5 Mol-% 1-O-DPPE-PEG2000 behandelt worden waren. Die mit ET-18-OCH3 behandelten Mäuse verstarben innerhalb eines
Zeitraums von 30 Minuten.
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Tabelle
2. Prozentuale Hämolyse ±-Standardfehler
nach 30 min sowie Anzahl der überlebenden
Mäuse in
jeder Gruppe.