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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Rückgewinnung
von Zinn, Zinnlegierungen oder Bleilegierungen (z. B. Lot) aus Leiterplatten
(pcbs, printed circuit boards).
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Mit dem Aufkommen von immer mehr
elektronischen Komponenten wird immer mehr Elektroschrott produziert,
einschließlich
Schrottleiterplatten. Es gibt einen wachsenden Bedarf für umweltfreundlichere
Verfahren zum Recycling von Schrottleiterplatten. Viele derzeitige
kommerzielle Verfahren konzentrieren sich lediglich darauf, manche
der Komponententeile von Leiterplatten zurückzugewinnen. Beispielsweise
werden Leiterplatten in Öfen
erhitzt um die organischen Verbindungen zu pyrolisieren und die
Metalle zu schmelzen. Die Kunststoffe und die elektronischen Komponenten
werden zerstört,
wobei potentiell schädliche
Dämpfe
entstehen, und das verbleibende komplexe Gemisch an Metallen muss
danach aufgetrennt werden. Ein alternatives Verfahren umfasst die
selektive Entfernung von wertvolleren Komponenten wie etwa Goldkantenverbindern
und Mikroprozessorchips und danach Entsorgen der restlichen Leiterplatte,
wie etwa auf einer Mülldeponie.
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Die geplante EG-Gesetzgebung wird
voraussichtlich fordern, dass die Hersteller von elektronischem Gerät das Gerät am Ende
seiner Nutzlebensdauer für
ein Recycling zurücknehmen.
Es besteht daher ein Bedarf für
ein Verfahren zum Behandeln von Leiterplatten, welches den Großteil der
Komponententeile von Schrottleiterplatten zurückgewinnen kann, ohne die Erzeugung
von unerwünschten
Abfallprodukten.
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Während
der Herstellung von Leiterplatten wird in verschiedenen Stadien
Lot aufgebracht, um Komponenten an den freiliegenden Metallflächen zu
befestigen, unter Verwendung einer Schwall-Löttechnik oder unter Verwendung
einer Lötpaste.
Weiterhin kann während
der Bildung von Linien und Anschlussflächen auf der Platte eine Schicht
aus Zinn oder einer Zinn-Blei-Legierung (Lot) mittels galvanischer Abscheidung,
Tauchbeschichten oder einem anderen Verfahren auf ausgewählten Bereichen
der Kupferoberflächen
der Platte abgelagert werden, um leitfähige Wege, Anschlussflächen, Durchgangslöcher etc.
zu definieren und als ein Ätzschutz
während
der nachfolgenden Ätzanordnung
der Kupferoberfläche
zu wirken.
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Somit ist in einem Verfahren für das Recycling
von Schrottleiterplatten das selektive Auflösen des Zinns oder der Zinn-Blei-Legierung,
das bzw. die bei der Herstellung der Leiterplatten verwendet wurde,
von der Kupfersubstratoberfläche,
ohne Auflösen
des Kupfers, ein wichtiger erster Schritt. Es wurde nunmehr ein neues
selektives Auflöseverfahren
entwickelt, bei dem die mit den Elektronikkomponenten assoziierten
Kunststoffe nicht angegriffen werden, die Elektronikkomponenten
durch die im Verfahren verwendete Oxidationslösung nicht beeinträchtigt werden,
und die Identifikationskodierung auf den Elektronikkomponenten nicht
beeinträchtigt
wird. Somit können
die Komponenten zur Wiederverwendung zurückgewonnen werden. Weiterhin wird
die zum Auflösen
des Zinns oder der Zinn-Blei-Legierung verwendete Oxidationslösung regeneriert
und in das Verfahren rückgeführt, wodurch
die Erzeugung unerwünschter
oder ungewollter Abfallprodukte vermieden wird.
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EP-A-0 508 960 offenbart ein Verfahren
zur Herstellung von Bleimetall aus einem Blei-enthaltenden Material
durch Auflösen
des in dem Material vorhandenen Bleis und einen Elektrolyseschritt
für die
kathodische Ablagerung des aufgelösten Bleis. Der Auflöseschritt
wird unter Verwendung eines sauren Elektrolyten in der Gegenwart
eines Redoxpaars durchgeführt.
Das Verfahren wird insbesondere für die Herstellung von Blei
aus dem aktiven Material von verbrauchten Akkumulatoren verwendet.
Obwohl dieses Verfahren das Auflösen
von Blei offenbart, besteht immer noch ein Bedarf für ein selektives
Auflösen
von Zinn oder Zinn-Blei-Legierungen.
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Dementsprechend stellt die vorliegende
Erfindung in einem ersten Aspekt ein Verfahren zum selektiven Auflösen von
Zinn und/oder Blei oder Zinn enthaltenden Legierungen aus Leiterplatten
bereit, ohne wesentlich Kupfer oder Edelmetalle aufzulösen und
ohne mit Elektronikkomponenten assoziierten Kunststoff anzugreifen,
umfassend die Schritte:
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- (i) Bereitstellen einer Lösung, umfassend Ti(IV) und
eine Säure,
die stabile und lösliche
Salze von Ti(III), Ti(IV), Sn(II) und Pb(II) bildet,
- (ii) in Kontakt Bringen der Leiterplatte mit der Lösung unter
anaeroben Bedingungen. während
eines Zeitraums, der wirksam ist um die Auflösung von im Wesentlichen der
gesamten Sn und/oder Pb oder Sn enthaltenden Legierung daraus als
Sn(II) und/oder Pb(II) zu bewirken,
- (iii) Behandeln der Lösung
aus Schritt (ii) durch elektrolytische Reduktion um im Wesentlichen
die gesamten darin enthaltenen Sn(II) und/oder Pb(II) Spezies als
Sn und/oder Pb zu erhalten, und
- (iv) Oxidieren der Lösung
aus Schritt (iii) um die oxidierende Metallspezies zu regenerieren,
und Rückführen der
regenerierten Lösung
zu Schritt (i) des Verfahrens.
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Unter dem Begriff "lösliches
Salz" wie hierin verwendet wird verstanden, dass das Salz bei der
Temperatur, bei der das Verfahren ausgeführt wird, eine Löslichkeit
von mindestens 1 Gramm pro Liter in der Lösung hat.
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Zur Verwendung in Schritt (ii) der
vorliegenden Erfindung wird die Oxidationslösung bevorzugt Zinn- und Bleimetalle
auflösen,
aber nicht Kupfer auflösen.
Um dies zu erreichen sollte das Redoxpotential der Lösung im
Bereich von +0,342 Volt bis –0,126
Volt (Standardwasserstoftelektrode), als Standardelektrodenpotential,
liegen, d.h. das Intervall zwischen der anodischen Auflösung von
Kupfer und Zinn/Blei.
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Die bevorzugte Lösung zur Verwendung in Schritt
(ii) des Verfahrens umfasst eine Säure, ausgewählt aus Borfluorwasserstoffsäure, Siliziumfluorwasserstoffsäure, Hexafluorphosphorsäure, Hexafluorantimonsäure und
einer Alkylsulfonsäure.
Eine Lösung,
die Ti(IV) und Borfluorwasserstoffsäure umfasst, ist besonders
bevorzugt. Diese Lösung
kann hergestellt werden durch Auflösen von Ti-Metall in Borfluorwasserstoffsäure unter Einleiten
von Sauerstoffgas oder Luft. Diese Lösung hat eine unerwartete Selektivität für das Auflösen von
Sn und Pb gegenüber
anderen Metallen, insbesondere Kupfer.
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Andere oxidierende Spezies/Säuren als
in Schritt (i) definiert können
ebenfalls verwendet werden, vorausgesetzt dass beider Verwendung
die oxidierenden Ionen in Lösung
ein Oxidationspotential haben, das selektiv Zinn oder eine Zinn-Blei-Legierung von der
Oberfläche
der Leiterplatte auflösen
kann, aber Kupfermetall nicht oxidiert. Schritt (ii) des Verfahrens
wird anaerob durchgeführt,
beispielsweise durch Einleiten eines Inertgases, wie etwa Stickstoff,
in die Auslaugelösung
während
des Auslaugeschritts.
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Die in Schritt (ii) des Verfahrens
verwendete Lösung
umfasst bevorzugt die oxidierende Metallspezies in einer Konzentration
von im Allgemeinen im Bereich von 0,01 bis 1,0 M Metallionen, bevorzugt
von 0,5 bis 0,9 M Metallionen, und die Säure in einer Konzentration
im Bereich von 40 Gew.-% bis 100 Gew.-% Säure.
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Die Temperatur, bei der die in Schritt
(ii) verwendete Lösung
mit der Substratoberfläche
in Kontakt gebracht wird, beträgt
im Allgemeinen 0 bis 60°C,
bevorzugt 20 bis 30°C.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann dazu verwendet
werden, um Zinn- oder Zinn-Blei-Legierungen von Leiterplatten aufzulösen. Legierungen,
die aufgelöst
werden können,
umfassen im Allgemeinen von 5 bis 99,5 Gew.-% Sn, bis zu 95 Gew.-%
Pb, und gegebenenfalls bis zu 5 Gew.-% von einem oder mehreren aus Ag,
Bi, In, Zn, Cu oder Sb. Lote, die üblicherweise beider Herstellung
von Leiterplatten verwendet werden, umfassen 63 Gew.-% Sn, 37 Gew.-%
Pb, oder 62 Gew.-% Sn, 36 Gew.-% Pb, 2 Gew.-% Ag.
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Aluminium und das gesamte Eisen,
die in den Leiterplatten vorhanden sind, werden sich in der Säurelauge
auflösen
und das Oxidationsmittel Ti(IV) zu Ti(III) reduzieren, wodurch weniger
Ti(IV) zur Reaktion mit dem Lot zur Verfügung steht. Demgemäß ist es
vorteilhaft, diese Metalle vor der Behandlung mit der Auslaugelösung von
der Schrottleiterplatte zu entfernen. Beispielsweise können physikalische
Abtrennmittel wie etwa Magnetmittel für Eisen verwendet werden, und
eine Wirbelstromabtrennvorrichtung für Aluminium verwendet werden.
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In Schritt (iii) der vorliegenden
Erfindung wird die elektrolytische Reduktion der die aufgelösten Spezies
enthaltenden Lösung
bevorzugt in einer unterteilten Zelle mit inerten Elektroden, wie
etwa Graphitanoden und Edelstahlkathoden, und wobei die Anolyt-
und Katholytkompartimente mittels einer Membran, wie etwa einem
mikroporösen
Material oder Ionenaustauschmaterial, voneinander abgetrennt sind, durchgeführt. Die
Lösung,
welche die aufgelösten
Spezies enthält,
macht den Katholyten aus, und die Reaktion an der Kathode ist die
Reduktion von Sn(II) zu Sn oder die Reduktion von Sn(II) und Pb(II)
zu Sn und Pb, die an der Kathode abgeschieden werden. Wenn Pb und
Sn zusammen vorhanden sind, beispielsweise als eine Lotlegierung,
dann werden sie zusammen als eine Legierung abgeschieden, die wiederverwendet
werden kann. Der Anolyt kann die gleiche Lösung, oder jeden anderen Elektrolyten
nach Wahl umfassen.
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Es ist im Allgemeinen bevorzugt,
dass die Katholytlösung
von Luft isoliert ist, da jeglicher vorhandener Sauerstoff Ti(III)
in der Lösung
zu Ti(IV) oxidieren wird, das wiederum an der Kathode zurück zu Ti(III)
reduziert wird. Weiterhin würde
Sn(II) zu Sn(IV) oxidiert, aus dem Zinn schwierig elektrolytisch
zu gewinnen ist. Die Reduktion von Ti(IV) zu Ti(III) erfolgt auf
Kosten der Metallplattierungsreaktion, was zu niedrigen Metallausbeuten und
einer niedrigen Stromausbeute führt.
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Die elektrolytische Reduktion in
Schritt (iii) des Verfahrens wird im Allgemeinen bei einer Stromdichte im
Bereich von 50 bis 500 A/m2 durchgeführt werden.
Die elektrolytische Gewinnung des Zinns und/oder Bleis in Schritt
(iii) wird durchgeführt
bis die Metalle im Wesentlichen vollständig elektrolytisch gewonnen
worden sind. Der Grund dafür
liegt darin, dass alles in der Lösung
vorhandene Sn(II) während
Schritt (iv) des Verfahrens zu Sn(IV) oxidiert würde. In dieser Form ist es
sehr schwierig, Zinnmetall elektrolytisch zu gewinnen, da normalerweise
die bevorzugte Kathodenreaktion die Entwicklung von Wasserstoff
wäre.
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Die Oxidation in Schritt (iv) des
erfindungsgemäßen Verfahrens
kann durch elektrolytische Oxidation der Lösung aus Schritt (iii) durchgeführt werden.
Die Oxidation von Ti(III) zu Ti(IV) wird bevorzugt in einer unterteilten
Zelle mit inerten Elektroden, und worin die Anolyt- und Katholytkompartimente
mittels eines Membranseparators, wie etwa einer Kationenaustauschmembran,
beispielsweise Nafion, abgetrennt sind, durchgeführt. Die Oxidation von Ti(III)
zu Ti(IV) findet an der Anode statt, wobei die Lösung aus Schritt (iii) den
Anolytenbildet. Der Katholyt kann die gleiche Lösung, oder jeden anderen Elektrolyten
nach Wahl umfassen. Die gemäß Schritt
(iv) behandelte Lösung
wird somit regeneriert und danach zu Schritt (i) des Verfahrens
rückgeführt. Beide
Schritte können
vorteilhaft in der gleichen Zelle durchgeführt werden. Die mit Sn und
Pb beladene Auslaugelösung
wird zunächst
als der Katholyt efektrolysiert, wobei SnPb an der Kathode abgeschieden
werden. Die an Metall abgereicherte Lösung kann danach der Anolyt
werden, wobei Ti(III) an der Anode zu Ti(IV) oxidiert wird nachdem
soviel Zinn wie möglich
an der Kathode als Lot elektrolytisch gewonnen wurde. Dies liegt daran,
dass wenn Zinn bei der Oxidation der Lösung entweder mit Luft/Sauerstoff
oder auf elektrochemischem Weg immer noch vorhanden ist, die Sn(II)-Spezies
zu Sn(IV)-Ionen überführt werden.
Aus den vorstehend diskutierten Gründen ist es schwierig, die
Sn(IV)-Form zu Metall zu überführen. Alternativ
können
jedoch zwei unterteilte Zellen verwendet werden.
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Gemäß einem anderen Aspekt kann
die Oxidation durchgeführt
werden durch in Kontakt Bringen der Lösung mit Luft oder Sauerstoffgas,
beispielsweise durch Einleiten von Sauerstoff oder bevorzugt von
Luft mit hohen Einleitraten in die Lösung. Alternativ kann Sauerstoff
günstig
an der Anode der zur Plattierung von Srt/Pb verwendeten unterteilten
Zelle elektrolytisch erzeugt werden. Dies erfordert keine zusätzliche
Energie und wäre
somit kostengünstiger
als die Verwendung von Sauerstoffgasflaschen.
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Wie vorstehend ausgeführt, kann
das Verfahren der vorliegenden Erfindung insbesondere angewendet
werden für
die Entfernung von Zinn und/oder Blei und/oder Zinn enthaltenden
Legierungen aus Leiterplatten und die nachfolgende Entfernung und
Rückgewinnung
von elektronischen Komponenten, wie etwa Transistoren, Kondensatoren
und Widerständen
aus einer Leiterplatte nach der Behandlung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren.
Dies ist ein wichtiger Vorteil der vorliegenden Erfindung, da die
Komponenten in einem funktionellen Zustand zurückgewonnen werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann zusätzlich den
Schritt des in Kontakt Bringens der Leiterplatte, von der Lötmaterial
und gegebenenfalls Komponenten entfernt wurden, mit einer Kupferauslaugelösung, die zum
Auflösen
von Cu geeignet ist, während
eines Zeitraums, der geeignet ist um die Auflösung von im Wesentlichen dem
gesamtem Cu aus der Leiterplatte zu bewirken. Die Kupferauslaugelösung kann
beispielsweise Kupfer(II)chlorid, Natriumchlorid und Salzsäure oder
ein Ammoniumsalz, Ammoniak und gegebenenfalls Cu(II)-Ionen umfassen,
beispielsweise mit Ammoniumsulfat/Ammoniak, was am meisten bevorzugt
ist. Der Kupferauslaugeschritt wird im Allgemeinen bei einer Temperatur
im Bereich von 30 bis 60°C,
bevorzugt von 45 bis 55°C
durchgeführt.
Bei Cu(II)chlorid-Auslaugen können
die in der resultierenden Auslaugelösung vorhandenen Cu(II)-Spezies
am Ende des Auflöseschritts
gegebenenfalls elektrolytisch zu Kupfer reduziert werden. Es kann
auch etwas von dem Cu(I) anodisch zurück zu Cu(II) oxidiert werden,
für weiteres
Auslaugen, entweder in einer unterteilten Zelle oder mit Wasserstoffperoxid.
Weiterhin kann die Leiterplatte vor dem Kupferauslaugeschritt durch
einen oder mehrere mechanische Bearbeitungsschritte zerkleinert
werden. Dies ist wichtig für
mehrschichtige Leiterplatten, die dünnre Kupferschichten eingebettet
zwischen Kunststofflaminatschichten enthalten. Damit dieses Metall
für die
Kupferauslaugelösung
zugänglich
wird, können
die Platten geschreddert oder in irgend einer Weise aufgebrochen
werden, um kleine Stücke
zu erzeugen, bei denen der maximale Abstand von allem Kupfermetall
zu einer Außenkante
weniger als 10 mm, bevorzugt weniger als 5 mm beträgt. Zusätzliche
Verfahrensschritte können
eingebaut werden, um weiter wertvolle Komponenten aus den Schrottleiterplatten
zurückzugewinnen.
Die Komponenten können
nach dem Wert der Komponenten, dem Wert der darin enthaltenen Elemente
oder der Toxizität
der darin enthaltenen Elemente sortiert werden, und das entkupferte
Kunststofflaminat könnte
weiter behandelt werden, um alles Brom zu gewinnen, das aus flammhemmenden
Zusätzen
vorhanden sein kann.
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Nach dem Kupferauslaugeschritt werden
die Rückstände noch
die gesamten Edelmetalle (falls ursprünglich vorhanden) enthalten.
Diese können
mittels in der Technik bekannten Verfahren zurückgewonnen werden, beispielsweise
durch Auslaugen mit Cyanid, um Gold zu gewinnen, oder Auslaugen
mit Chlor, beispielsweise elektrochemisch erzeugtem Chlor. Alle
Edelmetalle können
somit von den Kunststoffrückständen und
Keramikmaterialien abgetrennt werden.
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Die vorliegende Erfindung wird unter
Bezugnahme auf die nachfolgenden Beispiele weiter beschrieben.
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BEISPIEL 1
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1. Auslaugen von Lot
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Eine Lösung von Ti(IV) in Borfluorwasserstoffsäure wurde
hergestellt durch Auflösen
von Titanmetallschwamm (22,84 g) in 42% Borfluorwasserstoftsäure (1,6
l) während
eines Zeitraums von 20 Stunden unter Einleiten von Stickstoffgas.
Die derart gebildete Lösung
enthielt 0,3 M Titan als Ti(IV). Die Auflöseraten von 63% Sn 37% Pb Lot
und von Kupfer wurden durch das nachfolgende Verfahren verglichen.
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Die Metalle in Form von Zylindern
(Durchmesser 25 mm) wurden mittels Epoxyharz eingekapselt, so dass
nur ein flaches Ende freiliegend verblieb. Die freiliegenden Enden
wurden in der Auslaugelösung
rotiert, um Diffusionseffekte zu beseitigen, und unter Einleiten
von Sauerstoff, um reduzierte Titanspezies zurück zu Ti(IV) zu oxidieren.
Die Auflöseraten
von Lot (63% Sn 37% Pb) und von Kupfer in frischen, bei 60°C gehaltenen Auslaugelösungen wurden
durch Analyse der Metallgehalte der Lösung über sechs Stunden hinweg verglichen.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 angegeben.
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BEISPIEL 2
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1. Auslaugen von Lot
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Mit 7,2 g Titanmetall, aufgelöst in 1,5
l konzentrierter Borfluorwasserstoffsäure (42%) wurde eine Auslaugelösung hergestellt.
Danach wurde Luft hinein eingeleitet, um die Ti-Ionen zu Ti(IV)
zu oxidieren. Ganze und segmentierte Leiterplatten wurden in diese
Lösung
gegeben, in die mit 4 l/min Stickstoff eingeleitet wurde. Nachdem
ich das gesamte Lot von den Leiterplatten aufgelöst hatte, wurden sie entfernt
und durch neue ersetzt. Die nachstehende Tabelle 2 zeigt die Anreicherung
von Zinn und Blei in der Lösung,
sowie die Konzentration von Eisen- und Kupferverunreinigungen.
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2. Elektrolytische Gewinnung
von Lot und Regenerierung der Auslaugelösung
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Zinn und Blei wurden zurückgewonnen
durch elektrolytische Gewinnung dieser Metalle aus der Fluorboratlösung.
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Die Ti(III)-enthaltende Lösung aus
dem vorstehenden Schritt (i) wurde mittels Elektrolyse regeneriert. Das
anodische Verfahren war die Oxidation von Ti(III) zu Ti(IV), um
aktives Auslaugemittel für
weitere Auslaugeschritte zu regenerieren.
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Die Elektrolysezelle war aus PVC
hergestellt und bestand aus separaten Anolyt- und Katholytkammern,
die durch einen Membranseparator (Kationen-selektive Ionenaustauschmembran)
unterteilt waren. In das Anolytkompartiment wurde eine Graphitanode
eingebracht, und eine 316 Edelstahlkathode in das Katholytkompartiment.
Die Abmessungen jeder Elektrode betrugen 90 mm × 100 mm. Die Elektrolyse wurde
mit separaten Anolyt- und Katholytlösungen (jeweils 1,0 Liter)
durchgeführt,
die kontinuierlich aus externen Tanks mit Fließraten von 60 l/h bzw. 10 l/h
rezirkuliert wurden. Die niedrige Fließrate des Katholyten wurde
ausgewählt um
Luftkontakt zu minimieren.
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Die Katholytlösung bestand aus 75% v/v 40%
w/w Borfluorwasserstoffsäure,
enthaltend 0,1 M Titanionen. Die Anfangskonzentration an Sn betrug
38 g/l, und die Anfangskonzentration an Pb betrug 32 g/l. Die Zelle
wurde mit einer Stromstärke
von 1,8 A (200 A/m2) betrieben, während eines
Gesamtzeitraums von 11 Stunden. Am Ende dieses Zeitraums waren die
Metallionenkonzentrationen auf 26 g/l Sn und 35 ppm Pb verringert.
Das Gesamtgewicht an rückgewonnenem
Metall betrug 28 g. Das Redoxpotential der Lösung änderte sich von –200 mV
auf –220
mV. Die gesamte Stromausbeute für
die Abscheidung von Sn und Pb betrug 83%.
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Während
der Elektrolyse änderte
sich der Redoxwert des Anolyten von –190 mV auf +445 mV, was der
Regenerierung des Auslaugemittels unter Überführung des TiIonengehalts zum
höheren
Oxidationszustand (IV) entspricht. Die Konzentrationen an Sn und
Pb waren in diesem Beispiel von regeneriertem Auslaugemittel 2,6
g/l bzw. 3,0 g/l.
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Das regenerierte Auslaugemittel wurde
danach verwendet, um weiteres Lot aufzulösen. Die Lösung wurde in zwei gleiche
Teilmengen von 370 ml aufgeteilt. In eine Teilmenge wurde ein Stück Schrottleiterplatte (Fläche 50 mm × 90 mm)
mit daran befestigten elektronischen Komponenten getaucht und mit
etwa 250 UpM rotiert. Nach 8 Stunden bei Raumtemperatur waren 1,3
g Lot von der Platte ausgelaugt worden, und die Komponenten waren
entweder abgefallen, oder konnten durch leichtes Bürsten auf
einfache Weise entfernt werden. Das Redoxpotential der Lösung war
auf –188
mV gesunken. Die zweite Probe wurde zum Auslaugen von Lötdraht verwendet.
Nach 18 Stunden waren die Konzentrationen von Zinn und Blei auf
15,4 g bzw. 9,6 g angestiegen, bei einem Redoxwert von –214 mV.
Bei Fortsetzen des Auslaugens für
weitere 4 Stunden stieg die Zinnkonzentration nur leicht auf 16,1
g, und es gab keine weitere Zunahme der Pb-Konzentration. Das endgültige Redoxpotential
betrug –246
mV.
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3. Rückgewinnung
von Komponenten
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Leiterplatten wurden aus mehreren
elektronischen Geräten,
einschließlich
eines IBM Personal Computers entfernt, und mit der Lotauslaugelösung wie
vorstehend beschrieben behandelt. Die meisten der Komponenten waren
von dem an der Oberfläche
befestigten Typ und fielen entweder ab oder wurden durch Bürsten der Oberfläche entfernt.
Manche an der Unterseite befestigte Komponenten (Chipkondensatoren
und -widerstände)
waren sowohl mittels Klebstoff als auch durch Löten befestigt. Nach dem Auslaugen
könnten
diese Komponenten mit minimalem Kraftaufwand entfernt werden.
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Die Funktionalität von entfernten Komponenten
wurde mit einem integrierten Schaltkreis 80486DX gezeigt. Nach dreistündigem Eintauchen
in die vorstehend beschriebene Auslaugelösung, in die Gas eingeleitet wurde,
bei 20°C,
wurde die Funktionalität
von Intex Computers Ltd. getestet, und es wurde festgestellt, dass sie
nicht beeinträchtigt
worden war.
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4. Auslaugen von Kupfer
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- A. Eine Kupferauslaugelösung
aus, 0,3 M Kupfer(II)chlorid, 4 M Natriumchlorid und 0,4 M Salzsäure wurde
hergestellt. 500 cm3 der Lösung bei
60°C wurden
verwendet, um 100,25 g Leiterplatten, von denen Lötmaterial und
Komponenten entfernt worden waren, wie vorstehend beschrieben, auszulaugen.
Die Platten waren geschreddert, so dass 80% der Stücke kleiner
als 6 mm und 75% größer als
2 mm waren. Die Platten wurden 4 Stunden in der gerührten Lösung ausgelaugt.
Die Kupferkonzentration in der Lösung
stieg von 19 g Cu/ auf 52,5 g Cu/l, was zur elektrolytischen Gewinnung
geeignet ist. Das aufgelöste
Kupfer macht über
90% der theoretisch verfügbaren
Menge an Kupfer aus, und nach dem Auslaugeschritt war sehr wenig
an dem Laminat haftendes Metall erkennbar.
- B. Eine Auslaugelösung,
enthaltend 1,5 M Ammoniumsulfat, 2 M Ammoniak und 1 g Kupfer/Liter,
wurde hergestellt. 500 cm3 dieser Lösung wurden
auf 50°C
erwärmt
und mit 100 g Leiterplatten gerührt,
die zuvor von Lötmaterial
und Komponenten befreit und geschreddert worden waren (wie vorstehend
beschrieben). Sauerstoffgas (bis zu 0,5 l/min) wurde in das Gemisch
eingeleitet. Nach 180 Minuten war praktisch kein Kupfermetall in
dem verbleibenden Kunststofflaminat erkennbar, und die Lösung enthielt,
25 g Cu/L Die geringe Menge Gold, die vorhanden war, war jedoch
nicht aufgelöst.
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BEISPIEL 3
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Leiterplatten wurden geschreddert,
so dass sie ein Produkt mit allen Stücken kleiner als 12 mm ergaben.
Magnetisches Material und Aluminium wurden von Eriez Magnetics Ltd.
(Bedws, South Wales) unter Verwendung einer Wirbelstromabtrennvorrichtung
entfernt. Dies ergab ein Produkt mit reduzierten Gehalten an Eisen
und Aluminium.
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Eine Lotauslaugelösung (500 cm3)
wurde hergestellt durch Auflösen
von 18 Gramm Titanschwamm in 500 cm3 30%
Borfluorwasserstoffsäure.
Nachdem diese Lösung
abgekühlt
war, wurde Sauerstoff in sie, eingeleitet bis die Farbe von grün über braun
nach farblos umgeschlagen war. 260 Gramm Wirbelstrom-behandelte Schrottleiterplatten
wurden zu den 500 cm3 Auslaugelösung zugegeben,
und es wurde Stickstoff durch sie durchgeleitet, um das Gemisch
zu rühren
und um Luftoxidation von allem Ti(III) oder Sn(II) in Lösung zu
verhindern. In regelmäßigen Zeitabständen wurden
Proben entnommen, um den Fortschritt der Reaktion zu überwachen.
Nach 4 Stunden war die Reaktion vollständig abgelaufen. Die Konzentrationen
von Zinn und Blei während
der Reaktion wurden gemessen.
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Nach 4 Stunden hatte sich das Lot
großenteils
aufgelöst,
und das Oxidationsmittel Ti(IV) war großenteils zu Ti(III) reduziert
worden.
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Eine typische, durch anaerobes Auslaugen
von Schrottleiterplatten erhaltene Lösung wurde für die elektrolytische
Gewinnung des Lotmetalls verwendet. Dies wurde in einer mit Glas
unterteilten Zelle mit einer Kathodenstromdichte von 200 A/m2 während
6 Stunden durchgeführt.
In den Katholyten wurde Argon eingeleitet, um die Bildung von Sn(IV)
zu verhindern und die Lösung
zu rühren.
Die Zinnkonzentration fiel von 16 g/l auf 0,16 g/T nach 6 Stunden,
und die Bleikonzentration fiel von 12 g/l auf 0,064 g/l nach 6 Stunden.
Die gesamte Stromausbeute für
die elektrolytische Gewinnung von Lot betrug 100%. In den zurück bleibenden
Katholyten wurde Sauerstoff eingeleitet um das Ti(IV) zur Wiederverwendung
zu regenerieren.
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Nach Durchführung dieses Verfahrens können die
Leiterplatten, von denen das Lot entfernt worden ist, ausgelaugt
werden um Kupfer zu entfernen, gemäß dem im vorstehenden Beispiel
2, Verfahren B, beschriebenen Verfahren.