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Klappenmechanik für Blasinstrumente Den Gegenstand der Erfindung bildet
eine Klappenmechanik für Blasinstrumente, wie Flöte, Fagot, Klarinette, Saxophon
usw., welche sich von den bekannten dadurch unterscheidet, daß jedes Tonloch mittels
des Fingers von einem unabhängigen Einzelklappenhebel beeinflußt wird, d. h. von
einem solchen, welcher weder von einem anderen Hebel bewegt wird, noch einen solchen
Hebel bewegt, und daß sämtliche Einzelklappenhebel normal in geöffneter Lage (z.
B. durch eine Feder) gehalten werden. Um ein solches Instrument spielen zu können,
muß die Klappenmechanik in besonderer Weise ausgebildet sein. Sie zeichnet sich
erfindungsgemäß dadurch aus, daß innerhalb des Bereichs der Grundtöne das Fingerstück
des Einzelklappenhebels, der zur Erzeugung eines Halbtones dient, nahe bei einem
Fingerstück desjenigen Einzelklappenhebels angeordnet ist, der zum Hervorbringen
des achten höheren öder tieferen Halbtones dient, in der Weise, daß die Halbtöne
des Grundbereichs die folgenden Paare bilden, nämlich c, gis; cis, a; d, b; dis,
h; e, c; f, cis; fis, d; g, dis; gis, e; a, f; b, fis; h, g, und daß in jedem Paar
die zwei Halbtöne mit dem nämlichen Finger spielbar sind, und daß gegebenenfalls
Vielfachschließhebel vorhanden sind, die je den tiefsten Halbton von einer Handgruppe
von Halbtönen bedienen.
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Zwar gibt es schon eine Klappenmechanik für Flöten, bei welcher das
Vielfachschließen der Klappenhebel -vorgesehen ist, jedoch beruht dasselbe auf drei
Grundgedanken, nämlich: a) der Verwendung eines Einzelklappenhebels und dessen mechanischer
Kupplung mit einem anderen Einzelklappenhebel in der Weise, daß, wenn der erste
Einzelklappenhebel bewegt wird, der zweite Einzelklappenhebel mitbewegt werden muß
; b) dem Fortfall von Hindernissen für die Schließbewegung und c) einem besonderen
Mechanismus, nämlich der Kupplung von Hebelteilen mittels Kerbe und Kurbel. Demgegenüber
wird beim Vielfachschließhebel gemäß der Erfindung ein einziger besonderer Hebel
verwendet, der keinen anderen Zweck hat als den, eine ganze Anzahl von Tonlöchern
gemeinsam zu schließen, und der zu dem für den gewöhnlichen Fingersatz verfügbaren
Hebelwerk hinzutritt und an Stelle einer Anzahl von Fingern, die somit für anderweitige
Bewegung der Fingerstücke frei werden, auf die Einzelhebel einwirkt.
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Der Erfindungsgegenstand ist auf den Zeichnungen beispielsweise in
Anwendung auf eine z6lochige Flöte dargestellt.
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Das rohrförmige Gehäuse der Flöte ist mit 16 Tonlöchern und zugehörigen
Klappen z bis 16 ausgestattet, wobei der tiefste Ton an dem unteren Ende a' der
Flöte dem h, der höchste Ton dem d entspricht. Die acht Grundtöne der Flöte, welche
den Löchern 5 bis za bzw. dis bis b entsprechen, werden durch Einzelklappenhebel
üblicher
Art bedient, d. h. daß jeder Einzelklappenhebel von allen übrigen unabhängig ist.
Zu diesem Zweck sitzen die Fingerstücke dieser Grundtöne 5 bis 12 auf einzelnen
Hebeln, die sämtlich auf gemeinsamer Achse d verschwenkbar sind, die in Lagern d'
gestützt ist. In ähnlicher Weise sind die Hebel für die Löcher i bis q. entsprechend
den Tönen h bis d einzeln auf der Achse b drehbar gelagert, die in Lagern b' abgestützt
ist, und ebenso die Hebel für die Löcher 13 bis 16 entsprechend den Tönen h bis
d der zweiten Oktave. einzeln auf der Achse e in Lagern e'. Auf derselben Achse
b wie die Hebel i bis q. sitzen, durch Querstücke mit letzteren verbunden, in gleicher
Reihenfolge die Hilfshebel, deren Fingerstücke c nahe bei den Fingerstücken der
Einzelklappenhebel9 bis 12 angeordnet sind. In ähnlicher Weise sitzen auf derselben
Achse e wie die Hebel 13 bis 16, durch Querstücke damit verbunden, die Hilfshebel,
deren Fingerstücke f nahe bei den Fingerstücken der Einzelklappenhebel 5 bis 8 gelegen
sind. Im allgemeinen liegen die Fingerstücke für einen bestimmten Grundton und für
den achten höheren bzw. tieferen Halbton beieinander. Es bilden auf diese Weise
die Halbtöne des Grundbereichs folgende Paare: c, gis; .cis, a; d, b; dis, h; e,
c; f, cis; fis, d; g, dis; gis, e; a, f; b, fis; h, g. Es ist ersichtlich, daß man
die zwei Halbtöne in jedem Paar mit dem nämlichen Finger spielen kann.
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Die Klappenhebel5 bis 8 sowie die Hebel 13 bis 16 werden durch
die Finger der rechten Hand und die Klappenhebel i bis q. sowie die Hebel 9 bis
i2 durch die Finger der linken Hand gespielt.
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Es sind ferner erfindungsgemäß drei Vielfachschließhebel g, h,
i vorgesehen, und zwar zwei, g, lt, auf der einen Seite und
der eine, i,
auf der anderen Seite der Tonlöcher. Jeder Vielfachschließhebel
enthält einen stangenförmigen Teil, welcher längs der Instrumentenachse verläuft,
sowie einen rechtwinklig abgebogenen Handgriff an jedem Ende. Der Schließhebel i
ist an Stutzen j an dem Instrumentengehäuse angelenkt. Die Schließhebel g und h
sind auf einer gemeinsamen Achse schwenkbar angeordnet. Der Schließhebel h auf der
einen Seite des Instrumentes verläuft über den Einzelklappenhebeln 9 bis i2, so
daß, wenn man durch einen Finger den Handgriff h' an dem einen Ende niederdrückt,
die sämtlichen genannten Klappenhebel 9 bis 12 niedergedrückt werden, wodurch die
Finger der linken Hand frei werden, um die benachbarten Fingerstücke der Hilfshebel
c bewegen zu können. Der längere Schließhebel g an derselben Seite des Instrumentes
verläuft über dem kürzeren Schließhebel h und setzt sich über den Klappenhebeln
5 bis 8 fort, so daß beim Niederdrücken des Schließhebels g sowohl die Hebel 5 bis
8 als auch 9 bis i2 niedergedrückt werden und alle acht Finger frei werden, um die
beiden Reihen der benachbarten Hilfshebel c und f bewegen zu können. Die Schließhebel
g und h werden normal außer Wirksamkeit, d. h. in der gehobenen Lage, durch entsprechende
Federn gehalten. Der Schließhebel g ist nicht durchaus notwendig und kann fortgelassen
werden.
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Der Schließhebel i auf der anderen Seite der Tonlöcher verläuft unter
den Hilfshebeln f, die mit den Klappenhebeln 13 bis 16 gekuppelt sind, und hat zwei
Handgriffe i' und i2. Der Schließhebel i wird durch besonders starke Federn l unterhalb
des Hebels normal in gehobener Lage gehalten (Abb. 3). Der Handgriff i' wird durch
den linken Daumen und der Handgriff i2 durch den rechten Zeigefinger bewegt. Wenn
durch Fingerdruck auf einen dieser Handgriffe die Beeinflussung der Hebel f durch
den Schließhebel aufgehoben wird, so werden die Hebel f mit den damit gekuppelten
Klappenhebeln steigen und die Löcher 13 bis 16 können durch unabhängige Fingerbewegungen,
wie in anderen Fällen, geschlossen werden. Entsprechende Anschläge o beschränken
die Aufwärtsbewegung der Schließhebel g und h.
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Wie besonders in Abb. 2 gezeigt ist, kann jeder Klappenhebel durch
eine kleine Feder k, die entweder an dem Hebel oder an dem Instrumentengehäuse befestigtist,
gehoben werden, so daß er das Tonloch freigibt. An jedem Punkt, an dem die Schließhebel
die Klappenhebel und die Hilfshebel kreuzen, ist eine Stellschraube vorgesehen,
welche gegen die Klappenhebel bzw. die Schließhebel anliegt und so einstellbar ist,
daß der Druck der Hebel geändert oder aufgehoben werden kann. Auch kann die Stellschraube
ganz außer der Berührung mit den Hebeln zurückgeschraubt werden, um das Transponieren
eines Musikstückes zu ermöglichen. Ferner sind einige der Stellschrauben abnehmbar,
so daß der Schließhebel nicht auf alle, sondern nur auf einige der Klappenhebel
einwirkt.
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Bei der Ausführungsform nach Abb. q. und 5 sind weitere Formen der
Stangenhebel veranschaulicht. Gemäß Abb.6 hat der Schließhebel anstatt der unnachgiebigen
beschriebenen Gestalt besondere nachgiebige Arme m, welche in die bzw. aus der Bahn
der Klappenhebel entsprechend der Transponierung derart verschwenkt werden können,
daß durch Verstellen eine Kupplung nach Wunsch hergestellt oder unterbrochen werden
kann. Es ist erwünscht, daß die Hebel h und i nicht beide durch den Finger zu gleicher
Zeit bewegt werden können, und zu diesem Zweck ist ein kleiner Schwinghebel n (Abb.
7) vorgesehen, der die Hebelhandgriffe h', i' angreift und die beiden Schließhebel
derart erfaßt, daß,wenn der eine von diesen
Schließhebeln niedergedrückt
wird, der andere gehoben wird, und umgekehrt. Die Schließhebel können auch an einer
anderen Stelle ihrer Länge beeinflußt werden, anstatt, wie gezeigt, durch ihre Handgriffe.
Wenn erforderlich, können die Schließhebel mit zusätzlichen Fingerstücken versehen
sein. Weitere Schließhebel für die Bewegung von einigen oder sämtlichen Klappenhebeln
können hinzugefügt werden, um den '\'y'irl,,ungsbereich auszudehnen.
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Es ist ersichtlich, daß, mit Ausnahme der niedrigsten Gruppe, in jeder
Gruppe der mit der rechten Hand spielbaren Halbtöne der niedrigste Halbton ebenfalls
mittels des Schließhebels für die linke Hand spielbar ist und ebenfalls, daß in
jeder Gruppe von aufeinanderfolgenden, mit der linken Hand spielbaren Halbtönen
der niedrigste Halbton auch mit dem Schließhebel für die rechte Hand spielbar ist.
In der Tat kann jeder Schließhebel die betreffenden Löcher gleichzeitig schließen
und somit einen bestimmten Ton hervorbringen, welcher durch das Schließen sämtlicher
genannter Löcher entsteht.
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Beim Spielen der untersten acht Löcher, h, c, cis, d, dis, e, f, fis,
wird für die Klappenhebel i bis q. die linke und für die Klappen-Nebel 5 bis 8 die
rechte Hand benutzt. Der Schließhebel h (angenommen, daß der Schließhebel g fortgelassen
ist) wird durch den Zeigefinger der rechten Hand in Tätigkeit gesetzt, während der
Schließhebel i schon in Tätigkeit ist. Für die nächsten vier Löcher, g, gis, a,
b, wird der Schließhebel lt losgelassen, und es wird mit der linken Hand gespielt;
für die höchsten vier Löcher wird der Schließhebel i vermittels der Handgriffe i'
bzw. i2 losgelassen, und es wird mit der rechten Hand gespielt.
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Eine Besonderheit der Erfindung liegt in der Möglichkeit, eine Tonart
in eine andere zu transponieren, d. h. durch Auf- oder Abwärtsbewegen der Hände
am Instrument kann das nämliche Musikstück um einen halben Ton höher oder tiefer
gespielt werden.
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Obwohl die beste Einrichtung für jedes Loch einen besonderen Klappenhebel
vorsieht, so ist die Erfindung für den chromatischen Fingersatz selbst dann anwendbar,
wenn einige Löcher unmittelbar durch die Fingerspitzen geschlossen werden.
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Das Transponieren wird durch den chromatischen oder Halbton-Fingersatz
möglich gemacht und geschieht wie folgt: Angenommen, über die Haltung der Hände
sei eine Entscheidung getroffen und dementsprechend die Anordnung der Fingerstücke
durchgebildet, so liefert die Benutzung der Finger und der Hände, bei- Konzertflöten
die gebräuchliche Tonleiter der geschriebenen Noten. Ist hingegen die Flöte für
um einen halben Ton höhere Handhaltung ausgebildet, so liefert der nämliche Fingersatz
die Töne um einen halben Ton oberhalb der geschriebenen Noten. Die nämliche Beziehung
besteht zwischen dem Klarinettspiel, wo a oder b wie c geschrieben ist, und dem
Spielen der nämlichen geschriebenen Note c als a oder b. In jedem derartigen Transponierungsfall
werden sonst Zwischeninstrumente für den Spieler benötigt. Die vorliegende Erfindung
läßt die Benutzung des nämlichen Instrumentes für beide Zwecke zu.
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Die Reihe der Grundtöne ist in der zweiten Stellung am oberen Ende
um einen verkürzt und am unteren Ende um einen vergrößert; aber in beiden Stellungen
sind Löcher genug vorhanden, um das regelmäßige Fortschreiten der chromatischen
Tonleiter in die höhere Oktave von zwölf Tönen zu ermöglichen.
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Angenommen, die höhere Tonlage sei die gewöhnliche; dann würde eine
der gezeichneten Anordnungen für Transponierung um einen halben Ton tiefer die nämliche
sein.