DE4436659C2 - Verfahren zur Erzeugung von Erde - Google Patents
Verfahren zur Erzeugung von ErdeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Erde
vorbestimmter Eigenschaften aus einer aus Abfallstoffen und
Zuschlagstoffen bestehenden Masse, insbesondere aus Klärschlamm,
wobei die Masse mit Hilfe einer Heißverrottung mikrobiologisch, biochemisch und
physikochemisch zu Erde umgewandelt wird.
Bei der Behandlung und Umwandlung von Abfallstoffen, vor
allem Klärschlamm, besteht das Problem, daß der aerobe
Umwandlungsprozeß abbaubarer organischer Substanzen durch
die Lebensprozesse von Mikroorganismen nur im Ergebnis
bekannt ist. Bislang werden meist durch Mischen der
Abfallstoffe Massen hergestellt, die zum Abbau bzw. zur Umwandlung
der organischen Stoffe führt, wobei Energie frei wird.
Die entstehende Wärme erhöht die Temperatur in der Masse und
tötet dabei krankheitserregende Keime, Viren, Parasiten und
Wurmeier ab. Ferner wird angenommen, daß die Temperaturschwankungen
und die Entstehung antibiotisch wirkender
organischer Zwischenstufen eine zusätzliche Hygienisierungswirkung
ausüben. Nach Abklingen der Temperatur der Heißrotte
wird das Endprodukt üblicherweise meist unspezifisch und
ohne besondere Kenntnis seiner Zusammensetzung und Eigenschaften
als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft
verwendet, weshalb der angestrebte Zweck derr Bodenverbesserung
bloß teilweise, in extremen Fällen sogar eine
Verschlechterung, z. B. wegen Überdosierung erreicht wird.
Derartige Verfahren zur Behandlung von Abfallstoffen,
insbesondere Klärschlamm, sind z. B. aus der AT-PS 381 690,
den DD-PS 132 858 und 156 475, den DE-OS
24 52 316, 33 12 145, 35 08 728, DE-PS 34 40 754 und 35 31 784,
der US-PS 4 392 881 sowie den EP-OS 251 221, 302 179
und 409 367 bekannt.
Ziel der Erfindung ist die Beseitigung der aufgezeigten
Probleme sowie der mit bekannten Verfahren erhaltenen
Zufallsprodukte und die Schaffung eines Verfahrens zur
Erzeugung von Erde vorbestimmter Eigenschaften aus einer aus
Abfallstoffen und Zuschlagstoffen bestehender Masse,
insbesondere aus Klärschlamm.
Das gesteckte Ziel wird mit einem Verfahren der eingangs
angegebenen Art dadurch erreicht, daß erfindungsgemäß zur
Bestimmung der Eigenschaften der zu erzeugenden Erde eine Anzahl physikalischer
und/oder chemischer und/oder mechanischer und/oder
mikrobiologischer Kenngrößen der Erde ausgewählt und diesen Kenngrößen
jeweils ein vorbestimmter Sollwert der Erde zugeordnet wird,
daß die Abfall- und die Zuschlagstoffe jeweils einzeln gemäß
diesen Kenngrößen sowie gemäß Kenngrößen der Umwandlung
analysiert und die Istwerte aller Kenngrößen festgestellt
werden, daß hierauf die Abfall- und Zuschlagstoffe mengenmäßig
derart zur Masse gemischt werden, daß der Istwert der
jeweiligen Kenngröße der Masse zumindest angenähert gleich ihrem
Sollwert ist, und daß danach die Masse gegebenenfalls unter Zufuhr von Sauerstoff heißverrottet
wird.
In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung kann die Angleichung
der Sollwerte an die Istwerte durch Verdünnen oder
Verdicken der Masse durchgeführt werden.
Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Masse vor und gegebenenfalls
während der Vererdung physikalisch und/oder chemisch
und/oder mechanisch und/oder mikrobiologisch behandelt wird.
Ferner kann die Masse während der Heißverrottung auf einer
Temperatur von etwa 50 bis 65°C gehalten werden.
Schließlich kann während der Heißverrottung die
Temperatur der Sauerstoff-, Kohlendioxid-,
Methan- und/oder Ammoniakgehalt überwacht und gegebenenfalls gesteuert
werden.
Zur Herstellung von Erde mit vorbestimmten Eigenschaften ist
zunächst zu definieren, was unter Erde zu verstehen ist. Im
Rahmen der Erfindung wird Erde folgendermaßen definiert:
Erde ist ein belebtes, organisch-mineralogisches Material
bzw. polydisperses System, das sich in wesentlichen Merkmalen
von natürlich entstandenen Böden nicht unterscheidet.
Im Rahmen der Erfindung sind als Abfallstoffe anorganische
Stoffe, wie Sande, Lehme, Tone, Zeolithe oder Abfälle aus
Schotterwerken, sowohl silikatischen als auch
karbonatischen Ursprungs, Bauschutt, Abfälle aus Entstaubungsanlagen,
Industrierückstände, wie Gips, Kalk, Asche,
Filterkuchen, Schlämme, sowie organische oder organische Stoffe
enthaltende Materialien vorgesehen, wie Abfälle und Naturprodukte,
beispielsweise Stroh, Ernterückstände, Gras- und Strauchschnitt,
Rinde, Sägespäne, Holzhäcksel, Stallmist, Gülle,
Papierabfälle, Klärschlämme oder organische Industrieschlämme.
Die Erfindung bietet weiterhin die Möglichkeit, auch
Problemstoffe, wie kontaminierten Bauaushub, Fluß- und
Seesedimente oder imprägniertes Altbauholz zu verwerten.
Als Zuschlagstoffe kommen unter anderem Nährstoffkombinationen
für Mikroorganismen und Pflanzen, Aschen,
Kalke, Naturgips, Kieserit, Apatit, Kalifeldspat und Dolomit
in Frage.
Zur Bestimmung der Eigenschaften der Ausgangsstoffe und der
zu erzielenden Erde werden zumindest einige der folgenden
Kenngrößen ausgewählt:
Bindigkeitszahl nach Arany (A)
elektrische Leitfähigkeit
Kalkgehalt
Wassergehalt
pH-Wert in wäßriger Suspension
pH-Wert in 6,5 n KaCl-Lösung
Basensättigung (B)
effektive Austauschkapazität (C)
Kationen-Austauschkapazität (C)
Ca-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
Mg-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
K-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
Na-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
NH₄-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
H⁺-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität (austauschbarer H⁺-Anteil (B)
Al₃-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
Anteil potentieller Säure an der potentiellen Kationen-Austauschkapazität (D)
abbaubare organische Substanzen
Gesamt-Kohlenstoff
Gesamt-Stickstoff
Organischer Stickstoff
mineralischer Stickstoff
wasserlöslicher Stickstoff
C/N-Verhältnis
Humusqualität (E)
biologische Aktivität (E)
rel. H₂O-Kapazität
H₂O-Speicherkapazität
Glühverlust
Verdichtungsgefahr
(A) Ballenegger/Gleris, Talaj-És Trágyavizsgálati Módszerek, Mezógazdasági Kiadó, Kap. 1, 4125., Budapest, 1962
(B) Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 11. Aufl., S. 80, 81, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1984
(C) Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 11. Aufl., S. 80-101, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1984
(D) Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 12. Aufl., S. 113, 118, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1989
(E) Schlichting/Blume, Bodenkundliches Praktikum, S. 126, 127, Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, 1966
elektrische Leitfähigkeit
Kalkgehalt
Wassergehalt
pH-Wert in wäßriger Suspension
pH-Wert in 6,5 n KaCl-Lösung
Basensättigung (B)
effektive Austauschkapazität (C)
Kationen-Austauschkapazität (C)
Ca-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
Mg-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
K-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
Na-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
NH₄-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
H⁺-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität (austauschbarer H⁺-Anteil (B)
Al₃-Anteil an der Kationen-Austauschkapazität
Anteil potentieller Säure an der potentiellen Kationen-Austauschkapazität (D)
abbaubare organische Substanzen
Gesamt-Kohlenstoff
Gesamt-Stickstoff
Organischer Stickstoff
mineralischer Stickstoff
wasserlöslicher Stickstoff
C/N-Verhältnis
Humusqualität (E)
biologische Aktivität (E)
rel. H₂O-Kapazität
H₂O-Speicherkapazität
Glühverlust
Verdichtungsgefahr
(A) Ballenegger/Gleris, Talaj-És Trágyavizsgálati Módszerek, Mezógazdasági Kiadó, Kap. 1, 4125., Budapest, 1962
(B) Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 11. Aufl., S. 80, 81, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1984
(C) Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 11. Aufl., S. 80-101, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1984
(D) Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 12. Aufl., S. 113, 118, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1989
(E) Schlichting/Blume, Bodenkundliches Praktikum, S. 126, 127, Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, 1966
Außerdem werden noch Verfahrens-Kenngrößen des Umwandlungsprozesses
ausgewählt, wie Temperatur, Wassergehalt, Gaszusammensetzung
(Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid, Methan,
Schwefelwasserstoff, Wachstum und Absterben der Mikroorganismen.
Allen diesen Kenngrößen wird jeweils ein Sollwert zugeordnet,
der durch Analyse natürlicher Erde ermittelt worden ist. In
der Folge bietet die Erfindung den bedeutsamen Vorteil, daß
für verschiedene Landschaftsgebiete, in denen es bekanntlich
Erden mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt, gezielt Erde hergestellt
werden können, deren Eigenschaften praktisch dieselben sind wie
die dieser natürlichen Erden.
Sodann werden die verschiedenen Abfallstoffe, die in der
Praxis in verschiedenen Gemischen vorhanden sind, gemäß
diesen Kenngrößen analysiert und bei dieser Analyse die
Istwerte ermittelt. Desgleichen werden die verschiedenen
Zuschlagstoffe gemäß diesen Kenngrößen analysiert und deren
Istwerte festgestellt.
Anhand der vorgegebenen Soll- und der ermittelten Istwerte
werden nun die Abfall- und Zuschlagstoffe mengenmäßig derart
zu einer Masse gemischt, daß die Istwerte der jeweiligen
Kenngrößen zumindest annähernd den Sollwerten entsprechen
bzw. daß die Differenzen zwischen den jeweiligen Soll- und
Istwerten auf ein Minimum, im Idealfall auf Null verringert
sind.
Die Ermittlung bzw. Berechnung der Ist- und Sollwerte, deren
Differenzen und Minimierung erfolgt zweckmäßigerweise
mit Hilfe eines Computerprogrammes.
Die solcherart erhaltene Masse wird auf Mieten oder in
Trommeln heißverrottet, wodurch die Masse unter Beteiligung
der Mikroorganismen und Sauerstoffzufuhr umgewandelt wird.
Alternativ können die Mieten mit
einem geruchsbindenden Material abgedeckt werden, um sie geruchsfrei
zu halten und gegen Niederschläge zu schützen. Dabei
werden andauernd die Kenngrößen der Umwandlung kontrolliert
und gegebenenfalls gesteuert. Insbesondere ist die Einhaltung
der Rottetemperatur von Bedeutung, die 50 bis 65°C
betragen soll. Weiterhin werden zweckmäßigerweise Belüftung,
Feuchtigkeit und Nährstoffzufuhr kontrolliert und gesteuert.
Das Abdeckmaterial sollte mindestens 10 cm dick und gleichmäßig
verteilt sein. Zu seiner vollen Wirksamkeit darf es
nicht austrocknen. Die in der Miete auftretende warme,
kohlendioxid- und wasserdampfreiche Luft kühlt sich im Abdeckmaterial
ab, wodurch das Wasser teilweise kondensiert,
so daß eine Selbstbefeuchtungswirkung erzielt wird. Außerdem
wird die Ausgasung von Ammoniak und stark riechenden alkalischen
Gasen verhindert.
Im Endabschnitt der biologischen Stabilisierung des Rottematerials
gehen die mikrobiologischen, exothermen Reaktionen
erheblich zurück. Das bedeutet, daß die Temperatur
höchstens etwa 40°C beträgt und die Kohlendioxiderzeugung
unterhalb bestimmter Grenzen bleibt. Nun können der Masse
weitere Zuschlagstoffe zur Förderung der Bodenorganismen und
der Optimierung der Kombination der Istwerte der Kenngrößen
zugeschlagen und eingemischt werden. Mit oder ohne Zusatz von Bodenorganismen
setzt der Vererdungsvorgang ein, wobei die Masse je
nach Rottezustand Vererdungsgrad entsprechend ihrem Verwendungszweck
aufgeschüttet oder flach ausgebreitet und bepflanzt wird. Die Hohlraumverteilung
in der Masse sollte derart sein, daß ein
Gesamtporenvolumen von mindestens 60% eingehalten wird und
von diesem Gesamtvolumen 15 bis 20% gasgefüllt sind, wobei
das restliche Volumen wassergefüllt sein kann. Bei einer
solchen Verteilung der festen, flüssigen und gasförmigen Phasen ist
ein Wasseraustritt nicht möglich, wenn die wassergefüllten
Hohlräume einen mittleren Kapillardurchmesser von höchstens
etwa 0,5 mm aufweisen. Zugleich wird durch die gasgefüllten
Hohlräume ein Gasaustausch mit der Atmosphäre ermöglicht.
Versuche haben ergeben, daß nach etwa ein bis sechs Monaten
die Masse in ein Endprodukt umgewandelt worden ist, das als
Erde mit den anfänglich vorbestimmten Eigenschaften anzusehen
ist.
Claims (4)
1. Verfahren zur Erzeugung von Erde vorbestimmter Eigenschaften
aus einer aus Abfallstoffen und Zuschlagstoffen
bestehenden Masse, insbesondere aus Klärschlamm, wobei die
Masse mit Hilfe einer Heißverrottung mikrobiologisch, biochemisch und physikochemisch zu Erde
umgewandelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung
der Eigenschaften der zu erzeugenden Erde eine Anzahl physikalischer und/oder
chemischer und/oder mechanischer und/oder mikrobiologischer
Kenngrößen der Erde ausgewählt und diesen Kenngrößen jeweils
ein vorbestimmter Sollwert der Erde zugeordnet wird, daß die Abfall-
und die Zuschlagstoffe jeweils einzeln gemäß diesen Kenngrößen
sowie gemäß Kenngrößen der Umwandlung analysiert und
die Istwerte aller Kenngrößen festgestellt werden, daß hierauf
die Abfall- und Zuschlagstoffe mengenmäßig derart zur
Masse gemischt werden, daß der Istwert der jeweiligen
Kenngröße der Masse zumindest agenähert gleich ihrem
Sollwert ist und daß danach die Masse gegebenenfalls unter Zufuhr von Sauerstoff heißverrottet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Abgleichung der Sollwerte an die Istwerte durch Verdünnen
oder Verdicken der Masse durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Masse vor und gegebenenfalls während der Vererdung
physikalisch und/oder chemisch und/oder mechanisch und/oder
mikrobiologisch behandelt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß während der Heißverrottung die
Temperatur, der Sauerstoff-, Kohlendioxid-,
Methan- und/oder Ammoniakgehalt überwacht und gegebenenfalls gesteuert
werden.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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AT0214793A AT401051B (de) | 1993-10-22 | 1993-10-22 | Verfahren zur erzeugung von erde |
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DE4436659C2 true DE4436659C2 (de) | 1997-04-24 |
Family
ID=3528780
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4436659A Expired - Fee Related DE4436659C2 (de) | 1993-10-22 | 1994-10-13 | Verfahren zur Erzeugung von Erde |
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