DE4414017A1 - Verfahren zur Bestimmung von Umweltbelastungen - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung von UmweltbelastungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung von Umweltbelastungen,
insbesondere Bodenkontamination.
Nach dem Stand der Technik ist es bekannt, Bodenkontamination und andere
Umweltbelastungen mit Hilfe von Indikatororganismen festzustellen. Gewöhnlich werden
die betreffenden Indikatororganismen chemisch oder chemisch-physikalisch auf ihren
Gehalt an belastenden Stoffen im Körper untersucht. Derartige Untersuchungen sind
zeit und kostenaufwendig und erfordern in der Regel das Abtöten der Testorganismen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zu schaffen, das eine
einfache, unaufwendige, schnelle, und zuverlässige Bestimmung von Umweltbelastungen,
insbesondere in Form von Bodenkontamination ermöglicht, dabei kostengünstig ist und
Tierleben schont.
Eine Lösung dieser Aufgabe besteht in der Bereitstellung eines Verfahrens der eingangs
genannten Art, bei dem die Blutstromfrequenz in einem geeigneten tierischen
Indikatororganismus aus dem zu untersuchenden Gebiet bestimmt wird, der ermittelte
Wert mit der Blutstromfrequenz in einem Organismus der gleichen Art aus unbelastetem
Gebiet verglichen wird, und eine signifikante Abweichung als Indiz für eine
Umweltbelastung gewertet wird.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, die Bestimmung von
Bodenkontamination und anderen Umweltbelastungen im Rahmen von
Freilanduntersuchungen direkt vor Ort durchzuführen.
Die Verwendung von Regenwürmern als Indikatororganismen hat den besonderen
Vorteil, daß gleichzeitig mit der Artbestimmung die Blutstromfrequenz ermittelt werden
kann. Mit einem einzigen Präparationsgang ist es somit möglich, Aussagen über die
Artzusammensetzung und die Streßbelastung der gefundenen Art zu gewinnen.
Vorzugsweise wird die Blutstromfrequenz durch Zählung der durch Kontraktionen des
Dorsalgefäßes entstehenden, vom Hinterende in den vorderen Körperteil verlaufenden
Blutstöße bestimmt, da dieses Gefäß aufgrund seiner Dicke und exponierten Lage
besonders gut zu beobachten ist.
Die Beobachtungen und Zählungen sind noch leichter möglich, wenn die Bestimmung
der Kontraktion des Dorsalgefäßes auf Höhe des Kaumagens der Regenwürmer erfolgt.
Einen weiteren Vorteil bietet die Variante des Verfahrens, bei der als
Indikatororganismus Regenwürmer einer Art mit unpigmentiertem Körperschlauch
eingesetzt werden. Sichtstörungen werden mit dieser Verfahrensvariante von vornherein
weitgehend ausgeschaltete. Um eine befriedigende Durchführung des Verfahrens auch
bei pigmentierten Regenwurmarten zu gewährleisten, sollte die Bestimmung der
Kontraktion des Dorsalgefäßes in diesen Fällen vorteilhafterweise auf Höhe der
Intersegmentalfürchen erfolgen.
Eine vorteilhatte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß die in dem zu
untersuchenden Gebiet gefangenen Regenwürmer in ein beidseitig offenes, durchsichtiges
Rohr gesaugt werden, dessen Durchmesser nur wenig größer ist als der des
Wurmkörpers, und daß die beiden Rohröffnungen anschließend durch Einschieben eines
einpassenden Gegenstands für den bzw. die eingeschlossenen Regenwurm/Regenwürmer
unpassierbar verschlossen werden, so daß der Regenwurm bzw. die Regenwürmer
nahezu bewegungsunfähig in dem Rohr festgelegt ist bzw. sind. Diese Anordnung ist
bekannt aus THIELEMANN, 1986 :"Glasröhrchenmethode zur Lebendbestimmung von
Regenwürmern", Pedobiologia 29, 341-343, VEB Gustav Fischer Verlag, Jena. Sie
ermöglicht eine besonders einfache Beobachtung des Blutstroms und infolgedessen eine
sehr schnelle und zuverlässige Bestimmung der Blutstromfrequenz.
Das durchsichtige Rohr ist vorzugsweise ein Glasrohr, womit die Vorteile ausreichende
Stabilität, gute Durchsichtigkeit und geringe Kosten einhergehen.
Als Rohrverschluß kann insbesondere ein einfaches, leicht und kostengünstig zu
beschaffendes Glas- und/oder Kunststoffrohr verwendet werden, das teleskopartig in das
durchsichtige Beobachtungsrohr eingeschoben wird. Für den Fall, daß der untersuchte
Regenwurm anschließend noch einer chemischen Untersuchung unterworfen werden soll,
ist es vorteilhaft, als Kunststoffrohre Polyethylenschläuche zu verwenden, um eine
Fremdkontamination auszuschließen.
Das Einsaugen eines Wurms in das Beobachtungsrohr kann mit dem Mund oder auch
mittels einer Pumpe erfolgen. Zur erleichterten Beobachtung kann jedes geeignete
Vergrößerungsmittel, insbesondere eine Lupe oder ein Binokular herangezogen werden.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Beispielen näher erläutert.
Lumbricus terrestris wurde in Speyrer Einheitserde mit 9000 µg Fluoranthen und
4000 mg Benzo(a)pyren pro kg Erde für 14 Tage bei 10°C kontaminiert. Pro Box
(12 cm×1 cm×6 cm) wurden 4 Tiere eingesetzt. Insgesamt wurden 12 Tiere
kontaminiert und 12 Tiere als Kontrollen ausgewertet.
Im Vergleich dazu wurde Eisenia foetida aus einem Letalitätstest verwendet (LC₅₀-
Filterpapiertest, Ansatz 1000 µg PAK/cm²).
Lumbricus terrestris wurde nach 2 Wochen untersucht. Die Blutstromfrequenz einer
Gruppe Eisenia foetida wurde unmittelbar nach dem Auswerten eines LC₅₀-
Filterpapiertests bestimmt (Ansatz A: 1000 µg PAK/cm², Tabelle), eine zweite (Ansatz
B: 1000 µg PAK/cm², Tabelle) wurde vor dem Bestimmen der Blutstromfrequenz für
24 Std. auf sauberem Filterpapier gehaltert.
Bei allen Versuchen war eine deutliche Erhöhung der Blutstromfrequenz unter PAK-
Belastung zu beobachten. Der Student′s t-test ergab sowohl bei Lumbricus terrestris als
auch bei Eisenia foetida für die Tiere, deren Blutstromfrequenz unmittelbar nach
Versuchsablauf bestimmt wurde, hochsignifikante Unterschiede zur Kontrollgruppe. Für
kontaminierte Eisenia foetida, die vor der Messung für 24 Std. auf Filterpapier gehaltert
wurden, wurde noch eine signifikante Erhöhung der Blutstromfrequenz im Vergleich zur
Kontrollgruppe festgestellt. Zusätzlich konnten bei den kontaminierten Tieren
Unregelmäßigkeiten in der Dorsalgefäßkontraktion beobachtete werden. Einzelne
Blutstöße erschienen in mehrere kleinere aufgeteilt zu sein.
Claims (13)
1. Verfahren zur Bestimmung von Umweltbelastungen, insbesondere
Bodenkontamination, dadurch gekennzeichnet, daß die Blutstromfrequenz in einem
geeigneten tierischen Indikatororganismus aus dem zu untersuchenden Gebiet
bestimmt wird, daß der ermittelte Wert mit der Blutstromfrequenz in einem
Organismus der gleichen Art aus unbelastetem Gebiet verglichen wird, und daß eine
signifikante Abweichung als Indiz für eine Umweltbelastung gewertet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Indikatororganismus
wurmförmige Organismen verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Indikatororganismus
Regenwürmer verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Blutstromfrequenz
durch Zählung der durch Kontraktionen des Dorsalgefäßes entstehenden, vom
Hinterende in den vorderen Körperteil verlaufenden Blutstöße bestimmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die in dem zu
untersuchenden Gebiet gefangenen Regenwürmer in ein beidseitig offenes
durchsichtiges Rohr gesaugt werden, dessen Durchmesser nur wenig größer ist als der
des Wurmkörpers, und daß die beiden Rohröffnungen anschließend durch Einschieben
eines einpassenden Gegenstands für den bzw. die eingeschlossenen Regenwurm bzw.
Regenwürmer unpassierbar verschlossen werden, so daß der/die Regenwurm/
Regenwürmer nahezu bewegungsunfähig in dem Rohr festgelegt ist/sind.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das durchsichtige Rohr ein
Glasrohr ist.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Rohrverschluß
ein Glas- und/oder Kunststoffrohr verwendet wird, das teleskopartig in das
durchsichtige Rohr eingeschoben werden kann.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Rohrverschluß ein
Polyethylenschlauch mit passendem Durchmesser zum Einsatz kommt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
Ansaugen eines Regenwurms mit Hilfe einer Pumpe erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß als
Indikatororganismus Regenwürmer einer Art mit unpigmentiertem Körperschlauch
eingesetzt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bestimmung der Kontraktion des Dorsalgefäßes auf Höhe des Kaumagens der
Regenwürmer erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bestimmung der Kontraktion des Dorsalgefäßes auf Höhe der Intersegmentalfürchen
erfolgt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bestimmung mittels eines Vergrößerungsmittels, vorzugsweise einer Lupe oder eines
Binokulars erfolgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944414017 DE4414017A1 (de) | 1994-04-22 | 1994-04-22 | Verfahren zur Bestimmung von Umweltbelastungen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944414017 DE4414017A1 (de) | 1994-04-22 | 1994-04-22 | Verfahren zur Bestimmung von Umweltbelastungen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4414017A1 true DE4414017A1 (de) | 1995-10-26 |
Family
ID=6516125
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944414017 Withdrawn DE4414017A1 (de) | 1994-04-22 | 1994-04-22 | Verfahren zur Bestimmung von Umweltbelastungen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4414017A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19615061A1 (de) * | 1996-04-17 | 1997-11-06 | Umweltanalytik Brandenburg Gmb | Verfahren zur Messung der Schadstoffausbreitung im Grundwasser und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
CN101907619A (zh) * | 2010-07-27 | 2010-12-08 | 上海交通大学 | 低剂量污染土壤生态毒性效应定量的检测方法 |
CN101231277B (zh) * | 2007-01-24 | 2011-06-08 | 中国科学院沈阳应用生态研究所 | 一种污染土壤修复效果快速评价的装置及其方法 |
-
1994
- 1994-04-22 DE DE19944414017 patent/DE4414017A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE19615061C2 (de) * | 1996-04-17 | 1998-06-10 | Umweltanalytik Brandenburg Gmb | Verfahren zur Messung der Schadstoffausbreitung im Grundwasser und Analysenanordnung zur Durchführung des Verfahrens |
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CN101907619A (zh) * | 2010-07-27 | 2010-12-08 | 上海交通大学 | 低剂量污染土壤生态毒性效应定量的检测方法 |
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Date | Code | Title | Description |
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8141 | Disposal/no request for examination |