DE4404130A1 - Elektrochemische Bestimmung der Sauerstoffkonzentration - Google Patents
Elektrochemische Bestimmung der SauerstoffkonzentrationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrochemischen
Bestimmung der Sauerstoffkonzentration mittels eines Sauer
stoffsensors, der eine Arbeitselektrode aufweist.
Die Messung des Sauerstoffpartialdrucks ist ein wichtiges
analytisches Problem. Insbesondere in der medizinischen Tech
nik ist eine rasche und genaue Ermittlung des Sauerstoffwer
tes notwendig. So erfordert die Bestimmung des Sauerstoffs im
Blut von Patienten eine Genauigkeit von ca. 1 Torr, und zwar
im Bereich etwa zwischen 10 und 300 Torr. Die Drift des
Signals sollte dabei im Verlauf von drei Tagen, was im
wesentlichen der Dauer der Messung im Blut entspricht, einen
Wert von 5 Torr nicht überschreiten. Die bislang in der Medi
zin verwendeten Sauerstoffsensoren genügen diesen Anforderun
gen aber bei weitem nicht.
In der medizinischen Technik wird derzeit im allgemeinen noch
der Sauerstoffsensor nach Clark eingesetzt (siehe dazu: US-PS
2 913 386, 3 260 656 und 4 075 596). Dieser Sensor kann nun
zwar in Blutgasanalysatoren Verwendung finden, zur Bestimmung
des Sauerstoffgehaltes im Blut ist er allerdings nicht geeig
net, da einige wesentliche Sensormerkmale einer Implantation
bzw. einem langer andauernden Betrieb im Körper entgegenste
hen. Dazu zählt insbesondere eine hydrophobe Membran, die vor
der Meßelektrode angeordnet ist. Diese Membran wird nämlich
durch Wechselwirkungen im Körper in ihren Eigenschaften deut
lich verändert. Außerdem führt der ständige und hohe Sauer
stoffverbrauch des Sensors zu einer ausgeprägten Abstoßungs
reaktion, die den Betrieb des Sensors weiter erschwert.
Aus der EP-OS 0 170 998 ist ein Verfahren zur elektroche
mischen Bestimmung der Sauerstoffkonzentration, insbesondere
in biologischem Material, mittels eines Sauerstoffsensors be
kannt, der eine Meß- und eine Gegenelektrode aufweist. Bei
diesem Verfahren werden der Meßelektrode zyklisch zwei Poten
tiale aufgeprägt, und als Meßsignal wird der während der Meß
periode fließende Strom ausgewertet. Das Verfahren dient in
erster Linie dazu, relative Veränderungen der Sauerstoffkon
zentration zu messen, um die Frequenz eines Herzschritt
machers dem Bedarf des Patienten anzupassen.
Beim Einsatz von Sauerstoffsensoren in der Intensivmedizin
ist es erforderlich, den Sauerstoffpartialdruck - mit mög
lichst geringer Drift - über einen Zeitraum von mehreren Ta
gen genau zu bestimmen. Hierzu eignet sich ein Verfahren, das
aus der DE-OS 40 14 109 bekannt ist. Bei diesem Verfahren
wird der Meß- bzw. Sensorelektrode (des Sauerstoffsensors)
ein Potentialprofil mit mehreren Potentialstufen aufgeprägt,
nämlich zwei Meßpotentiale und ein Ruhepotential. Dabei wird
bei einem Meßpotential der Strom im Potentialbereich der
Sauerstoffreduktion integriert; das andere Meßpotential liegt
oberhalb des Reduktionspotentials von Sauerstoff, so daß der
Strom nur die ohnehin an der Elektrode ablaufenden Reaktionen
umfaßt. Durch Differenzbildung der beiden Integrale wird dann
ein zur Eichung geeignetes Signal für den Sauerstoffpar
tialdruck erhalten.
Messungen in vitro und in vivo im Blut haben gezeigt, daß das
bekannte Verfahren für die geforderte Genauigkeit von nur
wenigen Torr Abweichung noch nicht präzise und driftarm genug
ist. Hinzu kommt, daß verschiedene Elektroden, auch bei einer
Massenproduktion, unterschiedlich große Flächen haben und
damit eine unterschiedliche Aktivität besitzen, so daß der
Meßfehler über den geforderten Maxiinalfehler (im Sauerstoff
druck) von wenigen Torr hinausgehen kann.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur elektro
chemischen Bestimmung der Sauerstoffkonzentration - mittels
eines eine Arbeitselektrode aufweisenden Sauerstoffsensors -
anzugeben, das auch bei unterschiedlichen Elektrodenflächen,
unter gleichen Umgebungsbedingungen, ein vergleichbares Meß
signal liefert.
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht,
- - daß der Arbeitselektrode ein Potentialprofil mit mehreren Potentialstufen aufgeprägt wird, wobei die erste Potential stufe im Bereich zwischen -700 und -1000 mV (1. Meßpoten tial), die zweite Potentialstufe im Bereich zwischen -750 und -1100 mV (2. Meßpotential) und die dritte Potential stufe im Bereich zwischen +150 und -300 mV liegt, jeweils bezogen auf eine Ag/AgCl-Referenzelektrode,
- - daß die Verweildauer bei den beiden Meßpotentialen jeweils zwischen 10 und 100 ms beträgt (Meßperiode),
- - daß der bei den beiden Meßpotentialen fließende Strom ermittelt und jeweils über die Zeit integriert wird, wobei die Integration jeweils 5 bis 35 ms nach Beginn der Meß periode einsetzt und zwischen 5 und 35 ms dauert,
- - daß in Abhängigkeit von der Differenz der beiden Integrale (ΔQ) eines der beiden Meßpotentiale so lange geändert wird, bis ΔQ = 0 ist,
- - und daß aus dem Wert des dabei resultierenden Potentials die Sauerstoffkonzentration ermittelt wird.
Bei diesem Verfahren werden somit die Integrale des Stroms
bei den beiden Meßpotentialen bestimmt, und mit dem Wert der
Differenz dieser Integrale wird dann eines der beiden Meß
potentiale - je nach dem Vorzeichen der Differenz - ein wenig
erhöht oder erniedrigt, und zwar so lange, bis beide Inte
grale gleich sind, d. h. die Differenz der Integrale
ΔQ = 0 ist; das andere Meßpotential bleibt dabei unverändert.
Wenn ΔQ < 0 ist, dann wird entweder das erste Meßpotential
erniedrigt oder das zweite Meßpotential erhöht, bei ΔQ < 0
wird das erste Meßpotential erhöht oder das zweite Meßpoten
tial erniedrigt. Das auf diese Weise erhaltene Potential ist
dann der Meßwert. Die Potentialdifferenz zwischen diesem
Potential und dem nicht-veränderten Meßpotential ist ein Maß
für den Sauerstoffpartialdruck (im Elektrolyt).
Das Verfahren nach der Erfindung eignet sich beispielsweise
zur Bestimmung der Sauerstoffkonzentration in Körperflüssig
keiten, es kann vorteilhaft aber auch zum Eichen von Sauer
stoffelektroden verwendet werden. Der Reduktionsstrom von
Sauerstoff ist bei niedrigen Meßpotentialen, beispielsweise
-1 V (gegen Ag/AgCl), flächenproportional. Da die Aktivität
des Elektrodenmaterials nicht genügend gut reproduzierbar
ist, reicht dies für eine Eichung von Sensoren nicht aus. Da
für ist vielmehr eine weitere Information über den Sensor er
forderlich. Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden nun aber
Einflüsse durch die Elektrodenfläche und durch Aktivitäts
unterschiede unterdrückt, d. h. dieses Verfahren ist weit
gehend unabhängig von der Elektrodenfläche und liefert somit
kein flächenproportionales Signal. Es eignet sich deshalb be
sonders gut zum Eichen von Sauerstoffelektroden.
Zusätzlich besteht auch noch die Möglichkeit, durch eine
Impedanzmessung die Kapazität der Arbeitselektrode zu bestim
men. Auf diese Weise wird eine Korrekturgröße erhalten, auf
die das Integral des nicht-veränderten Meßpotentials bezogen
wird, d. h. es wird der Quotient aus dem Wert dieses Integrals
und dem Wert der Kapazitätsmessung gebildet. Auf diese Weise
wird eine zweite Meßgröße erhalten, die zur Korrektur des
eigentlichen Meßwertes dienen kann.
Das Potentialprofil, das der Arbeitselektrode (Meßelektrode,
Sensorelektrode) im allgemeinen mittels eines Potentiostaten
aufgeprägt wird, besteht aus drei Potentialstufen. Die erste
Stufe liegt im Potentialbereich etwa von -700 bis -1000 mV,
vorzugsweise etwa bei -800 mV. Die zweite Stufe liegt im Be
reich etwa von -750 bis -1100 mV, vorzugsweise etwa bei
-1000 mV. Die dritte Stufe liegt im Bereich etwa von +150 bis
-300 mV, vorzugsweise etwa bei 0 mV. Bei diesem Potential,
das die Ruhephase der Arbeitselektrode darstellt, fließt nach
der Phase der Umladung der Doppelschichtkapazität (der
Arbeitselektrode) nur noch ein sehr geringer Strom. Nach der
Umladung, etwa nach 5 bis 20 ms, kann der Potentiostat des
halb abgeschaltet werden, beispielsweise mittels eines Ana
logschalters. Es ist aber auch möglich, den Potentiostat
schon am Ende der zweiten Potentialstufe abzuschalten und die
Elektrode bis zur nächsten Belastung in ihrem Potential floa
ten zu lassen. Nach ca. 10 bis 200 ms stellt sich dann ein
Potential von etwa -250 mV ein. Das Abschalten des Poten
tiostaten spart Energie; diese Vorgehensweise eignet sich
deshalb insbesondere für vollimplantierte Sensoren.
Die Verweildauer bei den beiden Meßpotentialen beträgt je
weils etwa zwischen 10 und 100 ms, vorteilhaft etwa zwischen
10 und 40 ms und vorzugsweise etwa 20 ms. Die Verweildauer
bei der dritten Potentialstufe, d. h. die Ruhephase der
Arbeitselektrode, beträgt vorteilhaft etwa zwischen 0,5 und
10 s, vorzugsweise etwa 2 s. Die Gesamtzeit eines Meßvorgangs
liegt vorzugsweise im Bereich etwa von 1,5 bis 5 s.
Die Integration des Stroms bei den Meßpotentialen erfolgt je
weils etwa 5 bis 35 ms nach Beginn der Meßperiode, vorzugs
weise nach etwa 15 ms. Die Integration selbst dauert jeweils
etwa zwischen 5 und 35 ms, vorzugsweise etwa 5 ms. Vorteil
haft ist bei den beiden Meßpotentialen die Verweildauer
und/oder der Beginn der Integration und/oder die Dauer der
Integration gleich.
Das Verfahren nach der Erfindung wird beispielsweise in fol
gender Weise durchgeführt:
- - 1. Potentialstufe: -800 mV; Dauer: 20 ms;
- - 2. Potentialstufe: -1000 mV; Dauer: 20 ms;
- - 3. Potentialstufe: 0 mV; Dauer: 1960 ms;
Der Strom wird während der beiden ersten Potentialstufen ge
messen und das Integral jeweils - für die Dauer von 5 ms -
15 ms nach Beginn der Meßperiode gebildet.
Der beim erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Sauerstoff
sensor ist in an sich bekannter Weise aufgebaut: Für allge
meine Anwendungen wird eine Durchflußmeßzelle verwendet oder
ein stabförmiger Sensor bzw. ein Kathetersensor zum Eintau
chen in den Elektrolyt; für medizinische Anwendungen dient
eine invasive bzw. implantierbare Version mit katheterförmi
gem Aufbau oder eine planare Ausführungsform, die auf der
Oberfläche anderer Implantate oder von Gehäusen und sonstigen
Anordnungen angebracht ist, die mit Blut, Gewebeflüssigkeit,
Gewebe oder einem Organ in Kontakt sind.
Der Sensor weist im allgemeinen die klassische 3-Elektroden-
Anordnung mit Arbeitselektrode, Referenzelektrode und Gegen
elektrode auf. Die Referenzelektrode kann gegebenenfalls mit
der Gegenelektrode zu einer einzigen Elektrode zusammengefaßt
werden, wenn das Potential dieser Elektrode bei Belastung
stabil genug ist für eine Messung. Als Material für die
Arbeitselektrode dient Glaskohlenstoff, Pyrographit oder ein
anderes Kohlenstoffmaterial mit geringer elektrokatalytischer
Aktivität und geringer Doppelschichtkapazität. Die Referenz
elektrode ist eine Ag/AgCl-Elektrode oder eine ähnlich poten
tialstabile Elektrode. Die Gegenelektrode besteht aus einem
Material wie Platin, Gold, Titan, Edelstahl, Kohlenstoff,
aktivierter Glaskohlenstoff, Pyrographit oder aktivierter
Pyrographit.
Claims (8)
1. Verfahren zur elektrochemischen Bestimmung der Sauerstoff
konzentration mittels eines eine Arbeitselektrode aufweisen
den Sauerstoffsensors, dadurch ge
kennzeichnet,
- - daß der Arbeitselektrode ein Potentialprofil mit mehreren Potentialstufen aufgeprägt wird, wobei die erste Potential stufe im Bereich zwischen -700 und -1000 mV (1. Meßpoten tial), die zweite Potentialstufe im Bereich zwischen -750 und -1100 mV (2. Meßpotential) und die dritte Potential stufe im Bereich zwischen +150 und -300 mV liegt, jeweils bezogen auf eine Ag/AgCl-Referenzelektrode,
- - daß die Verweildauer bei den beiden Meßpotentialen jeweils zwischen 10 und 100 ms beträgt (Meßperiode),
- - daß der bei den beiden Meßpotentialen fließende Strom ermittelt und jeweils über die Zeit integriert wird, wobei die Integration jeweils 5 bis 35 ms nach Beginn der Meß periode einsetzt und zwischen 5 und 35 ms dauert,
- - daß in Abhängigkeit von der Differenz der beiden Integrale (ΔQ) eines der beiden Meßpotentiale so lange geändert wird, bis ΔQ = 0 ist,
- - und daß aus dem Wert des dabei resultierenden Potentials die Sauerstoffkonzentration ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die erste Potentialstufe etwa bei
-800 mV, die zweite Potentialstufe etwa bei -1000 mV und die
dritte Potentialstufe etwa bei 0 mV liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Verweildauer bei den bei
den Meßpotentialen zwischen 10 und 40 ms beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Verweildauer etwa 20 ms beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß bei den bei
den Meßpotentialen die Verweildauer und/oder der Beginn der
Integration und/oder die Dauer der Integration gleich ist.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ver
weildauer bei der dritten Potentialstufe zwischen 0,5 und
10 s beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Verweildauer etwa 2 s beträgt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß durch
eine Impedanzmessung die Kapazität der Arbeitselektrode be
stimmt und damit eine Korrekturgröße erhalten wird, auf die
das Integral des nicht-veränderten Meßpotentials bezogen
wird.
Priority Applications (4)
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