Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von
langfaserverstärkten Bauteilen.
Um Bauteilen bei geringerem Gewicht größere Stabilität
zu verleihen, ist es grundsätzlich bekannt, in die Bau
teile Fasern einzubetten. Je nach Wahl des Materials
für die Faser werden auch die Temperaturausdehnung ver
ringert und die Temperaturfestigkeit des derart faser
verstärkten Bauteils erhöht. Das Faserverstärkungsmate
rial besteht zweckmäßigerweise aus mit einem Matrix
material beschichteten Fasern; dies hat den Vorteil,
daß sich benachbarte Fasern nicht berühren sondern
vielmehr von einem Material, dem Matrixmaterial umgeben
sind. Vorzugsweise werden als Matrixmaterial Titan
basis-Legierungen verwendet, während die Faser selbst
aus Siliziumcarbid (SiC) besteht.
Im Rahmen dieser Erfindung ist mit dem Begriff "Faser"
eine Monofaser gemeint, die im Innern aus Fasermaterial
besteht und außen eine Beschichtung aus Matrixmaterial
aufweist. Das Fasermaterial im Innern kann eine zentrale
Seele aufweisen. Das Fasermaterial kann eine umgebende
Schutzschicht aufweisen, auf die das Matrixmaterial
aufgebracht ist. Bei einer SiC-Faser besteht die Seele
aus Kohlenstoff, das die Seele umgebende Fasermaterial
aus SiC, die Schutzschicht aus im wesentlichen Kohlen
stoff und das Matrixmaterial aus einer Titanbasis-Legie
rung.
Aus DE 40 21 547 A1 ist ein Verfahren zum Herstellen von
faserverstärkten Bauteilen bekannt, bei dem ein Träger
körper mit mindestens einer mit einem Matrixmaterial
beschichteten Faser umwickelt wird und dieser Wickelkör
per anschließend einem heißisostatischen Preßvorgang
ausgesetzt wird. Beim heißisostatischen Pressen wird der
Wickelkörper eingekapselt, d. h. von einer Kapsel um
geben, die Kapsel anschließend evakuiert und vakuumdicht
verschlossen und danach diese Kapsel erhitzt sowie all
seitig einem hohen Druck ausgesetzt wird. Mit dem be
kannten Verfahren lassen sich lediglich faserverstärkte
Bauteile herstellen, bei denen die Faserverstärkung
gewickelt ist. Oftmals ist es jedoch wünschenswert, daß
das faserverstärkte Bauteil in einer Dimension hohe
Stabilität aufweisen muß. Dies ist beispielsweise bei
Turbinenschaufeln der Fall, die insbesondere in radialer
Richtung der Turbine extremen Belastungen ausgesetzt
ist.
Aus DE 29 15 412 C2 ist ein Verfahren zum Herstellen
eines Formkörpers aus faserverstärktem Metall-
(Matrix-)Material bekannt. Die einzelnen Fasern sind in
Röhrchen eingelassen, die das Matrixmaterial darstellen.
Mehrere derartiger Röhrchen werden in einen hüllen
artigen Formkörper eingebracht, der bereits der Kontur
des herzustellenden Bauteils entspricht. Der Formkörper,
der an seinen beiden stirnseitigen Enden offen ist, wird
durch Pfropfen aus geeignetem Material verschlossen,
woraufhin der derart verschlossene Formkörper einem
heißisostatischen Preßvorgang ausgesetzt wird. An
schließend werden die Pfropfen entfernt bzw. der Form
körper an seinen Enden anderweitig bearbeitet. Damit der
Formkörper heißisostatisch gepreßt werden kann, bedarf
es des luftdichten Abschlusses an seinen Enden, was
verfahrenstechnisch aufwendig ist, da sich die Verhält
nisse an den Enden des Formkörpers während des heißiso
statischen Preßvorganges, bei dem eine Verdichtung
stattfindet, verändern.
Ein weiteres Verfahren zur Herstellung faserverstärkter
Verbundwerkstoffe ist aus DE 37 00 805 C2 bekannt. Auch
bei diesem bekannten Verfahren werden die Fasern in
einen Hohlkörper eingebracht, der bereits der Kontur des
herzustellenden Bauteils entspricht. Über einen gas
dichten Abschluß der Enden der Hohlform ist dabei nichts
ausgesagt. Es ist lediglich ausgeführt, daß die Fasern
und die zwischen ihnen eingebrachte Pulvermatrix so
stark verdichtet werden, daß die Pulverpartikel sowohl
untereinander als auch mit den Fasern verschweißen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum Herstellen von langfaserverstärkten Bauteilen anzu
geben, bei denen die Faserverstärkung in Form von ein
zelnen im wesentlichen parallelen Langfasern vorliegt,
wobei sich die Herstellung verfahrenstechnisch einfach
gestaltet.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird mit der Erfindung ein
Verfahren zum Herstellen von langfaserverstärkten Bau
teilen, die ein Matrixmaterial mit darin eingebetteten,
mit Matrixmaterial beschichteten, im wesentlichen
parallelen Langfasern aufweisen, anzugeben, wobei bei
dem Verfahren zunächst ein Werkstück aus einem mit dem
Matrixmaterial der Fasern verträglichen Material, ins
besondere aus dem Matrixmaterial mit wenigstens einem
zumindest einseitig offenen Hohlraum, der im Quer
schnitt kleiner ist als das herzustellende Bauteil,
erzeugt wird, der Hohlraum anschließend mit mit Matrix
material beschichteten Langfasern ausgefüllt wird,
wobei die einzelnen Langfasern im wesentlichen parallel
zueinander im Hohlraum angeordnet werden, das Werkstück
mit den in seinem Hohlraum befindlichen Langfasern
einem heißisostatischen Preßvorgang ausgesetzt wird
und danach das Werkstück zur Herstellung des langfaser
verstärkten Bauteils bearbeitet wird.
Ausgangspunkt des erfindungsgemäßen Verfahrens ist ein
Werkstück aus vorzugsweise Matrixmaterial, also aus dem
Beschichtungsmaterial der Langfasern, das einen zumin
dest einseitig offenen Hohlraum aufweist, der im
wesentlichen der Form des herzustellenden Bauteils ent
spricht und im Querschnitt kleiner ist als dieses. Der
Hohlraum wird mit einzelnen beschichteten Langfasern
dicht ausgefüllt, wobei die einzelnen Fasern im wesent
lichen parallel zueinander im Hohlraum angeordnet sind.
Das derart präparierte Werkstück wird einem heißisosta
tischen Preßvorgang ausgesetzt, bei dem zunächst das
Werkstück gekapselt wird, wobei der dazu verwendete
Behälter evakuiert und vakuumdicht verschlossen wird,
und danach der Behälter auf hohe Temperaturen erhitzt
und einem allseitigen hohen Druck ausgesetzt wird, so
daß aufgrund der Temperatur und des Drucks der Duktili
tätspunkt des Matrixmaterials erreicht und gegebenen
falls überschritten wird. Nach dem heißisostatischen
Preßvorgang wird das aus dem Behälter entnommene Werk
stück dann zur Herstellung des gewünschten Bauteils
bearbeitet.
Die Evakuierung des Behälters erfolgt vorzugsweise
unter Temperaturerhöhung, um die Oberfläche der mit
Matrixmaterial beschichteten Fasern und/oder des Werk
stücks auszugasen. Diese Oberflächen können chemisch
verunreinigt sein, z. B. durch Kleber, Sauer- und/oder
Wasserstoff. Kleber kann z. B. eingesetzt werden, um die
Langfasern beim Bestücken des Werkstücks an den Innen
wänden des Hohlraums zu halten.
Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Bauteil ist in einer Dimension faserverstärkt. Das Ver
fahren ist insbesondere von Vorteil bei der Herstellung
von faserverstärkten Turbinenschaufeln, die insbeson
dere in radialer Richtung der Turbine extremen Be
lastungen ausgesetzt sind. Als Langfasern kommen dabei
insbesondere Siliziumcarbid-Fasern in Frage, die mit
einer Legierung auf Titanbasis beschichtet sind. Die
erhöhte Temperaturfestigkeit der nach dem erfindungsge
mäßen Verfahren gefertigten Turbinenschaufeln macht es
möglich, bis zum mittleren Betriebstemperaturbereich
der Turbine auf eine Kühlung der Turbinenschaufeln zu
verzichten, in jedem Fall aber weniger als bei den kon
ventionellen Turbinenschaufeln kühlen zu müssen.
Allgemein kann zum erfindungsgemäßen Verfahren gesagt
werden, daß der Hohlraum im Werkstück derart ausgebil
det und bemessen ist, daß das fertige Bauteil den -
dann mit Langfasern und Matrixmaterial ausgefüllten -
Hohlraum einschließt, also etwa eine den faserverstärk
ten Bereich umgebende Hülle bzw. Ummantelung aufweist.
Der Hohlraum ist also dementsprechend dimensioniert.
Das den Hohlraum aufweisende Werkstück kann prinzipiell
einstückig oder aber auch mehrteilig, insbesondere
zweiteilig ausgebildet sein. Die zwei oder mehreren
Teile des Werkstücks werden dann beim Befüllen des
Hohlraums zusammengepaßt, wobei sie zwischen sich den
mit Langfasermaterial zu befüllenden Raum bilden.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich auch
partiell faserverstärkte Bauteile herstellen. Bei
spielsweise können mehrere Hohlräume in dem Werkstück
ausgebildet sein, wobei das fertige Bauteil sämtliche
Hohlräume umschließt. Es ist ebenfalls denkbar, daß der
oder die Hohlräume mit jeweils einem oder mehreren Ker
nen aus vorzugsweise Matrixmaterial bestückt werden, um
dann lediglich den verbleibenden "Ringraum" mit Lang
fasern zu bestücken. Ferner kann das Material des Kerns
nach dem heißisostatischen Pressen wieder entfernt wer
den, um etwa im Falle einer nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellten Turbinenschaufel für diese
einen inneren Kühlraum zu schaffen.
Zur Erhöhung des Füllungsgrades des zumindest einseitig
offenen Hohlraums im Werkstück mit Langfaser
material wird das Werkstück zweckmäßigerweise bei der
Einführung des Langfasermaterials in Vibration ver
setzt. Wenn nötig kann das Matrixmaterial zusätzlich
mit Pulver aus dem Matrixmaterial verdichtet werden.
Hierbei wird zweckmäßigerweise Pulver der Korngröße von
10 bis 20 µm verwendet.
Zweckmäßigerweise wird das Werkstück vor dem Einbringen
der Langfasern von Oberflächenschmutz befreit. Dies
erfolgt vorzugsweise durch Ätzen des mit dem Hohlraum
versehenen Werkstücks.
Wird ein mit parallelen Langfasern bestücktes Werkstück
einem heißisostatischen Preßvorgang unterzogen, so
erfahren die Langfasern in der Mitte eine stärkere Ver
dichtung als zu ihren Stirnseiten hin, wo sie an die
das Werkstück umgebende Kapsel angrenzen. Dies hat
seine Ursache darin, daß der auf die Langfasern wirken
de radiale Druck wegen der Kapselwandung an den stirn
seitigen Enden der Langfasern geringer ist. Die Lang
fasern laufen also an ihren stirnseitigen Enden gering
fügig auseinander. Diele im folgenden als "Kanten
effekt" bezeichnete Auswirkung läßt sich beim heißiso
statischen Preßvorgang zweckmäßigerweise dadurch ver
hindern, daß die stirnseitigen Enden der in den Hohl
raum eingebrachten Langfasern mit Matrixmaterial ver
sehen werden. Damit reichen die Langfasern nicht mehr
bis unmittelbar zur Kapselwandung, sondern sind durch
eine Schicht aus Matrixmaterial davon beabstandet.
Zweckmäßigerweise wird der Hohlraum im Werkstück mit
Platten oder dergleichen aus Matrixmaterial verschlos
sen.
Vorzugsweise wird der Hohlraum im Werkstück durch
Funkenerosion ausgearbeitet, aber auch "gepreßte"
Werkstücke, in denen sich nach Entfernen eines Kerns,
um den herum das Material des Werkstücks gepreßt wor
den ist, der Hohlraum bildet, sind verwendbar. Grund
sätzlich sind auch noch andere Bearbeitungsverfahren
für das Herstellen bzw. Ausarbeiten des Hohlraums darin
möglich.
Nachfolgend wird anhand der Figuren ein Ausführungsbei
spiel der Erfindung näher erläutert. Dabei zeigen die
Fig. 1 bis 5 die verschiedenen Stadien zum Herstel
len einer langfaserverstärkten Turbinenschaufel aus
einer Legierung auf Titanbasis mit Siliziumcarbid-Lang
fasern.
Ausgangspunkt ist ein im wesentlichen quarderförmiger
Werkstück-Block 10 aus einer Titanbasis-Legierung. In
diesen in Fig. 1 dargestellten Werkstück-Block 10 wird
durch Funkenerosion ein an zwei Seiten, nämlich an der
Oberseite 12 und an der Unterseite 14 offener durch
gehender Hohlraum 16 ausgearbeitet, der im Querschnitt
der gewünschten Schaufelgeometrie entspricht und klei
ner ist als die herzustellende Turbinenschaufel. Nach
Fertigstellung des Hohlraums 16 wird der Werkstück-
Block 10 geätzt, um die Hohlraum-Innenflächen zu reini
gen. Im Anschluß daran wird der Hohlraum 16 mit Sili
ziumcarbid-Fasern 18 befüllt, die eine Beschichtung
z. B. aus dem gleichen Material wie der Werkstück-Block
10 aufweisen. Bei den Fasern 18 handelt es sich um
Langfasern, die sich über die gesamte Höhe des Werk
stück-Blocks 10 zwischen dessen Ober- und Unterseite
12, 14 erstrecken. Die Langfasern 18 sind, wie in Fig.
3 angedeutet, in paralleler Ausrichtung relativ zuein
ander in dem Hohlraum 18 untergebracht. Der Füllungs
grad des Hohlraums 16 mit Langfasern 18 wird durch
Vibrationsrütteln des Werkstück-Blocks 10 während der
Befüllung erhöht. Zusätzlich kann zur Verdichtung
Titanbasis-Legierungs-Pulver mit einer Korngröße von
ca. 10 bis 20 µm in den Hohlraum 16 eingebracht werden.
Der derart präparierte Werkstück-Block 10 wird an
schließend einem heißisostatischen Preßvorgang ausge
setzt. Dazu wird der Werkstück-Block 10 gemäß Fig. 4
zunächst an seinen Ober- und Unterseiten 12, 14 mit
Blechen 20 abgedeckt, die aus der gleichen Titanbasis-
Legierung wie der Werkstück-Block 10 und die Beschich
tung der Langfasern 18 bestehen. Der derart an den
offenen Seiten seines Hohlraums 16 abgedeckte Werk
stück-Block 10 wird dann gekapselt, in dem er in einem
V2A-Behälter 22 eingebracht wird. Dieser Behälter 22
wird bis auf ca. 10-7 mbar bei Temperaturen von ca.
500°C evakuiert und danach vakuumdicht verschlossen.
Anschließend erfolgt der eigentliche heißisostatische
Preßvorgang, bei dem durch Temperatur und allseitiger
Druckeinwirkung der Duktilitätspunkt des Matrixmate
rials, also der Titanbasis-Legierung erreicht und
zweckmäßigerweise überschritten wird. Nach dem heißiso
statischen Preßvorgang wird der Werkstück-Block 10
durch beispielsweise eine CNC-Maschine bearbeitet, um
die Geometrie der Turbinenschaufel 24 gemäß Fig. 5 zu
erhalten. Diese Turbinenschaufel 24 zeichnet sich durch
eine Umhüllung 26 aus Matrixmaterial und einem faser
verstärkten Kern 28 aus, der aus den im Matrixmaterial
eingebetteten parallelen Langfasern besteht. Integraler
Bestandteil der Turbinenschaufel 24 ist ein Sockel 30,
der zur Befestigung der Turbinenschaufel 24 an der
Welle der Turbine gedacht ist. Die Langfasern 18 er
strecken sich bis in den Sockel 30 hinein. Wie die
Schaufelgeometrie wird auch der Sockel 30 durch die
CNC-Maschinen-Bearbeitung des heißisostatisch ge
preßten Werkzeugs erzielt.