DE4308920A1 - Vorrichtung zur Behandlung von Bioabfällen oder dergleichen - Google Patents
Vorrichtung zur Behandlung von Bioabfällen oder dergleichenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Behandlung von
biologisch abbaubare Substanzen oder Vorläufer von biologisch
abbaubaren Substanzen enthaltenden Stoffen oder Stoffgemischen
mit einem enzymatischen Hydrolysereaktor zum enzymatischen
Aufschluß der Stoffe oder Stoffgemische und einem
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktor zum
chemisch-physikalischen Aufschluß der Stoffe oder
Stoffgemische sowie einem anaeroben Bioreaktor zum
biologischen Abbau der Stoffe oder Stoffgemische, wobei der
enzymatische und chemisch-physikalische Hydrolysereaktor sowie
der Bioreaktor Zuläufe und Abläufe für Feststoffe und/oder
Flüssigkeiten aufweisen.
Es sind Anlagen bekannt, die aus einer
Zerkleinerungseinrichtung zum Zerkleinern von Stoffen oder
Stoffgemischen, die biologisch abbaubare Substanzen oder deren
Vorläufer enthalten, insbesondere von biologisch abbaubare
Substanzen enthaltenden Abfällen, also sogenannten Biomüll,
einer Einrichtung zum pumpfähigen Anmaischen der Stoffe oder
Stoffgemische mit einer Flüssigkeit sowie einem als
Methanreaktor ausgebildeten Bioreaktor zum anaeroben
biologischen Abbau der Stoffe oder Stoffgemische bestehen. Mit
derartigen Anlagen soll die Menge an organischer Substanz
reduziert und gleichzeitig Biogas zur energetischen Verwertung
erzeugt werden. Prozeßlimitierend für derartige Anlagen ist
die Tatsache, daß als Voraussetzung für eine biologische
acidogen-, methanogene Verwertung zunächst hochmolekulare,
vernetzte, organische Verbindungen aufgeschlossen werden
müssen. Dies betrifft insbesondere Zellulose-/Heimzellulose-
Verbindungen und Lignine, die in nativ-organischem Material
mit hohem Anteil vorhanden sind. Ihr teilweiser Abbau kann
durch extrem lange Feststoffverweilzeiten in einem
entsprechenden biologischen Milieu erreicht werden. Eine
effektive Prozeßführung ist dabei jedoch nicht möglich. Müssen
die Restfeststoffe aber deponiert werden, so wird gesetzlich
eine weitergehende Reduzierung der organischen Substanzen
gefordert.
Bekannt sind Versuchseinrichtungen zum chemisch-physikalischen
Molekülaufschluß mit einem Reaktor, in den Säuren oder Laugen
zugegeben werden und in dem eine erhöhte Prozeßtemperatur
und/oder ein erhöhter Druck aufrecht erhalten werden. Dabei
erweist sich jedoch die Behandlung großer Stoffströme
komplexer organischer Materialien als nicht ökonomisch, da
hierfür große Mengen an Säuren oder Laugen erforderlich sind.
Dies liegt daran, daß auch die enzymatisch leicht verwertbaren
Substanzen dem chemisch-physikalischen Aufschluß unterliegen.
Aus der DE-A1-37 11 813 ist eine Vorrichtung zur Aufbereitung
und anaeroben Vergärung biogen-organischer Abfälle bekannt,
bei dem das betreffende Abfallmaterial in einer
Stofflöseeinrichtung unter wesentlicher Beibehaltung seiner
Faserbeschaffenheit behandelt wird, in einem anschließenden
Laugenreaktor, unter alkalischen Bedingungen weiterverarbeitet
und dann in einer Fest-Flüssig-Trenneinrichtung in einen
Feststoffstrang und einen Flüssigkeitsstrom aufgeteilt wird.
Der Flüssigkeitsstrom wird einem Methanreaktor zugeleitet und
der Feststoffstrang in einer anaeroben Feststoffhydrolyse
weiterbehandelt. Das dabei gewonnene Hydrolysat wird ebenfalls
dem Methanreaktor zugeführt. Der anaeroben Feststoffhydrolyse
ist eine Ozonisierungseinrichtung oder eine mit oxidierenden
Chemikalien arbeitende Einrichtung vorgeschaltet. In dieser
Einrichtung findet ein chemisch-physikalischer Aufschluß von
Zellulosefasern durch eine Kombination von Alkali, Wärme und
Ozon statt.
Auch bei dieser Vorrichtung ist der Verbrauch von Hilfsstoffen
relativ groß, da hier ebenfalls die biologisch-enzymatisch
leicht verwertbaren Substanzen dem chemisch-physikalischen
Aufschluß unterliegen.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine
Vorrichtung der eingangs genannten Art zur Verfügung zu
stellen, mit der eine wirtschaftliche und weitgehende
Verwertung der zu behandelnden Stoffe oder Stoffgemische
erreicht wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der
Ablauf des enzymatischen Hydrolysereaktors mit einer
Fest-Flüssig-Trenneinrichtung verbunden ist, deren
Flüssigkeitsaustrag mit dem Zulauf des anaeroben Bioreaktors
und deren Feststoffaustrag mit dem Zulauf des
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktors in Verbindung
stehen, während der Ablauf des chemisch-physikalischen
Hydrolysereaktors mit dem Zulauf des enzymatischen
Hydrolysereaktors in Verbindung steht.
Da der chemisch-physikalische Hydrolysereaktor dem
enzymatischen Hydrolysereaktor nachgeschaltet ist, können
Hilfsstoffverbräuche für den chemisch-physikalischen Aufschluß
der Stoffe oder Stoffgemische stark verringert werden, da nur
diejenigen Stoffe dem chemisch-physikalischen Hydrolysereaktor
zugeführt werden, die zuvor im enzymatischen Hydrolysereaktor
nicht aufgeschlossen werden konnten. Durch die
Kreislaufführung der Reststoffe über den enzymatischen und den
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktor kann der
chemisch-physikalische Hydrolysereaktor so betrieben werden,
daß keine totale Destruktion der organischen Verbindungen
stattfindet, sondern nur ein Teilaufschluß, so daß die
Molekülbruchstücke weiter enzymatisch umgesetzt werden können.
Dies gestattet mildere Prozeßbedingungen und reduzierten
Hilfsstoffverbrauch.
Dabei werden der Flüssigkeitskreislauf über den anaeroben
Bioreaktor und die Feststoffrückführung zur enzymatischen
Hydrolyse mit oder ohne zwischengeschaltete
chemisch-physikalische Hydrolyse kontinuierlich betrieben,
während die Zuführung der Bioabfallmaische und die Auskreisung
von Hydrolyserestfeststoff diskontinuierlich erfolgt. Dadurch
kann gegenüber der Ablaufcharakteristik eines homogen
durchmischten Reaktors der Umsatzgrad an organischer Substanz
im ausgekreisten Restfeststoff deutlich erhöht werden.
Die Vorrichtung erfüllt die Aufgabe, geeignete ökologische
Bedingungen für die abfallverwertenden Bakterien zu schaffen.
Die Stoffwechseltätigkeit der Bakterienflora ist an das
Vorhandensein eines wäßrigen Mikrohabitats und physiologisch
verträgliche Temperaturen gebunden.
Da eine Stoffaufnahme durch die Zellwand ausschließlich über
Diffusion und osmotische Prozesse erfolgt, müssen gasförmige
Produkte erst in dem Interzellularwasser gelöst und Feststoffe
in lösliche Komponenten überführt werden, bevor ihre
Verwertung möglich ist.
Speziell für die Feststoffverwertung haben sich deshalb
mikrobielle Symbiontengemeinschaften herausgebildet, in denen
spezialisierte Bakterien durch Ausschüttung extrazellulärer
Enzyme eine Feststoffhydrolyse bewirken und anschließend die
gelösten hochmolekularen Verbindungen für ihren Stoffwechsel
nutzen. Ihre Ausscheidungsprodukte (Fettsäuren, niedere
Alkohole, organische Schwefel- und Stickstoffverbindungen)
werden von weiteren Bakterienarten wieder als Substrat genutzt
und bis zu den Endprodukten CH4 und CO2 abgebaut.
Merkmal der enzymatischen Feststoffhydrolyse und der
Stoffwechseltätigkeit der hydrolysierenden Bakterien ist neben
der Ausscheidung wasserlöslicher niedermolekularer organischer
Verbindungen, die aus der abgetrennten flüssigen Phase im
anschließenden anaeroben Bioreaktor weiter umgesetzt werden,
die Bildung eines spezifischen Hydrolysegases mit größer 60
bis 80 Vol% C02 und ca. 40 bis 20 Vol% H2. Außerdem
können 0,2 bis 5 Vol% gestripptes H2S und/oder NH3
enthalten sein sowie nur Spuren CH4, wenn durch
entsprechende Verweilzeit- und pH-Steuerung, ggf. verbunden
mit schwacher Belüftung, eine simultane Methanisierung in der
Hydrolysestufe weitgehend unterdrückt wird. Bei Belüftung des
Hydrolysegases enthält das Hydrolysegas außerdem anteilig N2
und O2.
Zweckmäßigerweise wird das aus dem Hydrolysereaktor
austretende Abgas mit dem aus dem anaeroben Bioreaktor
austretenden Biogas gemeinsam verbrannt. Bei hohen
H2S-Anteilen kann eine separate biologische oder chemische
H2S-Reinigung erforderlich sein.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der
anaerobe Bioreaktor als Intensiv-Methanisierungsreaktor mit
Bakterienimmobilisierung ausgebildet. Das im anaeroben
Bioreaktor gebildete Biogas kann energetisch weiter verwertet
werden. Außerdem steht der Ablauf des anaeroben Bioreaktors
vorzugsweise über die Feststoffrückführung mit dem Zulauf des
enzymatischen Hydrolysereaktors in Verbindung. Auf diese Weise
kann zur Steuerung der Feststoffkonzentration im enzymatischen
Hydrolysereaktor ein Prozeßwasserteilstrom direkt in den
enzymatischen Hydrolysereaktor dosiert werden.
Außerdem steht der Feststoffaustrag der Fest-Flüssig-Trennein
richtung direkt mit dem Zulauf des enzymatischen
Hydrolysereaktors in Verbindung. Andererseits steht der
Feststoffaustrag der Fest-Flüssig-Trenneinrichtung zusätzlich
mit einer Abgabeeinrichtung zur Ausschleusung eines Teils der
Feststoffe aus der Vorrichtung in Verbindung.
Der chemisch-physikalische Hydrolysereaktor ist gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung als
Rohrreaktor ausgebildet. Dabei weist der Rohrreaktor ein
Längen-zu-Durchmesserverhältnis von vorzugsweise 10 : 1 bis
40 : 1 auf. Außerdem ist der Rohrreaktor zweckmäßigerweise mit
einer Rohrmantelheizung ausgestattet, um die erforderliche
Chemolysetemperatur von ca. 140 bis ca. 220°C im Rohrreaktor
zu erreichen. Um eine Inkrustierung, speziell bei
eiweißreichen Abfallstoffen, zu verhindern, ist der
Rohrreaktor besonders bevorzugt mit einem Dampfstrahlinjektor
ausgestattet. Außerdem weist der Rohrreaktor zweckmäßigerweise
vor der Beheizung bzw. dem Dampfeintrag einen Stutzen auf, der
mit einem Säurebehälter in Verbindung steht. Auf diese Weise
kann der Feststoffstrom im chemisch-physikalischen
Hydrolysereaktor auf einen pH-Wert von ca. 1 bis ca. 5
angesäuert werden, um den chemisch-physikalischen Aufschluß
der Stoffe oder Stoffgemische zu unterstützen. Am
ablaufseitigen Ende des Rohrreaktors ist darüber hinaus
zweckmäßigerweise ein Stutzen angebracht, der mit einem
Laugebehälter in Verbindung steht. Auf diese Weise kann der
Feststoffstrom vor dem Eintritt in den enzymatischen
Hydrolysereaktor wieder neutralisiert werden.
Die Einspeisung der frischen Bioabfallmaische und des
Prozeßwassers aus dem anaeroben Bioreaktor erfolgt zweckmäßig
in dem Chemolyse-Rohrreaktor, der unter dem für die
Gewährleistung der Betriebstemperatur notwendigen Überdruck
steht.
Diese Beimischung der kalten Stoffströme bewirkt eine
entsprechende Produktkühlung, so daß der Hydrolysatstrom vor
Eintritt in den enzymatischen Hydrolysereaktor ohne
Dampfentwicklung entspannt werden kann.
Der enzymatische Hydrolysereaktor ist vorzugsweise als
geschlossener, zylindrischer Reaktionsraum mit konischem Boden
ausgebildet. Der Reaktionsraum weist bevorzugt ein Höhen-zu-
Durchmesser-Verhältnis von 2 : 1 bis 8 : 1 auf. Der konische Boden
ist vorteilhafter Weise mit einem Neigungswinkel zwischen 30
und 45° ausgeführt. Außerdem ist in dem enzymatischen
Hydrolysereaktor zweckmäßigerweise ein in einem Leitrohr
angeordneter Schneckenrührer installiert, mit dem die zu
behandelnden Stoffe oder Stoffgemische im Reaktionsraum
umgewälzt werden können.
Das Leitrohr kann auch als Doppelmantelwärmeübertrager
ausgeführt sein, um eine Aufwärmung über Heißwasser zu
ermöglichen in Betriebsphasen, in denen der Wärmeeintrag über
den Chemolyse-Bypaß nicht erfolgt. Es sind auch andere
Homogenisiereinrichtungen wie Seitenrührwerke oder hydraulische
Umwälzung einsetzbar.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung eignet sich insbesondere zur
Behandlung von komplexen Stoffgemischen, die biologisch
abbaubare Substanzen oder deren Vorläufersubstanzen enthalten.
Beispielsweise fallen bei getrennten Sammlungen von Abfällen
aus Siedlungen, Landwirtschaft und Industrie Stofffraktionen
an, die biotechnisch nutzbar sind. Mit der vorliegenden
Erfindung wird nun erreicht, daß solche komplexe Stoffgemische
auf wirtschaftliche Weise aufgearbeitet werden können.
Im folgenden soll die Erfindung anhand eines, in der Figur
schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels, näher
erläutert werden:
Die Figur zeigt eine Vorrichtung zur Aufbereitung von
Bioabfällen mit einem enzymatischen Hydrolysereaktor und einem
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktor im Bypass.
Der geschlossene, zylindrische Reaktionsraum 1 des
enzymatischen Hydrolysereaktors mit konischem Boden steht auf
einem Bockgerüst in solcher Höhe, daß darunter ein Freiraum
für weitere Ausrüstungen entsteht. Das Höhen-zu-
Durchmesser-Verhältnis des Reaktionsraumes 1 liegt zwischen 2
und 8, vorzugsweise zwischen 3 und 5. Der konische Boden des
Reaktionsraumes 1 ist mit einem Neigungswinkel zwischen 30°
und 45° ausgeführt. Zur internen Umwälzung der
Bioabfallsuspension dient der in einem Leitrohr 3 arbeitende
Schneckenrührer 2 mit einer Länge 0,6 bis 0,9 × zylinderische
Reaktionsraumhöhe und einem Verhältnis 0,3 bis 0,7 für
Rührerdurchmesser zu Behälterdurchmesser. Ein Drehzahl- und
drehrichtungsumschaltbarer Antrieb 4 für den Schneckenrührer 2
befindet sich auf dem Deckel des Reaktionsraumes 1. Der
Antrieb 4 ist über eine, durch den Deckel geführte Wellen mit
dem Schneckenrührer 2 verbunden. Mit einer
Flüssigkeitsringdichtung wird erreicht, daß die
Wellendurchführung gasdicht abgeschlossen ist.
Das im Reaktionsraum 1 des enzymatischen Hydrolysereaktors
gebildete Hydrolysegas wird über einen Gasdom 5 gesammelt und
abgeleitet.
Im konischen Boden des Reaktionsraumes 1 ist ein zentrischer
Grundablaß 6 angeordnet, der über ein Verbindungsstück mit
einem Flachschieber und einem Dehnungsausgleich mit der
Fest-Flüssig-Trenneinrichtung 7 verbunden ist. Die
Fest-Flüssig-Trenneinrichtung ist bevorzugt als
Siebschneckenseparator ausgebildet.
In der Fest-Flüssig-Trenneinrichtung 7 abgepreßtes, mit
organischen Inhaltsstoffen hochbelastetes Eluat wird in einer
Vorlage 8 aufgefangen und über eine Pumpe 20 in einen in der
Figur nicht dargestellten anaeroben Bioreaktor zur
Methanisierung gefördert.
Der Flüssigkeitsablauf des anaeroben Bioreaktors steht über
einen Stutzen 18 mit dem Rohrreaktor 12 in Verbindung. Auf
diese Weise kann nach dem weitgehenden biologischen Umsatz der
organischen Stoffe im Methanisierungsreaktor ein Teilstrom des
entlasteten Eluates wieder als Prozeßwasser in den
Hydrolysereaktor zurückgeführt werden. Dadurch kann die
Feststoffkonzentration im Reaktionsraum 1 gesteuert werden.
Gleichzeitig wird das Chemolyse-Produkt gekühlt.
Der in der Fest-Flüssig-Trenneinrichtung 7 abgepreßte
Feststoff fällt in einen Annahmetrichter 9, der am Ausgang der
Fest-Flüssig-Trenneinrichtung angeordnet ist. Anschließend
kann der Feststoff auf drei Verwertungswege verteilt werden:
- 1. Dem Annahmetrichter 9 ist ein senkrecht angeordneter Trogkettenförderer 10 nachgeschaltet, der mit einem Dosierschacht 17 am Deckel des Reaktionsraumes 1 des enzymatischen Hydrolysereaktors in Verbindung steht. An den Dosierschacht 17 schließt sich ein Tauchrohr 19 an, das in den Reaktionsraum 1 des enzymatischen Hydrolysereaktors hineinragt. Über diesen Trogkettenförderer 10 kann der Feststoff direkt in den Reaktionsraum 1 befördert werden. Auf diese Weise kann die, für den Abbau der organischen Substanzen erforderliche Feststoffverweilzeit, im Reaktionsraum 1 eingestellt werden.
- 2. Dem Annahmetrichter 9 ist außerdem eine horizontale Förderschnecke 23 nachgeschaltet, die über eine Dickstoffpumpe 11 mit dem Rohrreaktor 12 in Verbindung steht. Im Rohrreaktor 12 findet der chemisch-physikalische Aufschluß der Feststoffe statt. Dabei dient der als Bypass-Reaktor angeordnete Rohrreaktor 12 vorzugsweise nicht einer totalen Destruktion organischer Verbindungen, sondern nur einem Teilaufschluß. Die aufgeschlossenen Molekülbruchstücke werden in dem nachgeschalteten Reaktionsraum 1 des enzymatischen Hydrolysereaktors weiter enzymatisch umgesetzt. Dies gestattet mildere Prozeßbedingungen und einen reduzierten Hilfsstoffverbrauch.
- 3. Die Förderschnecke 23 ist darüber hinaus mit einer, in der Figur nicht dargestellten Abgabeeinrichtung verbunden, über die die Förderschnecke 23 nach Drehrichtungsumkehr den Restfeststoff zum Beispiel in einen Transportcontainer abwerfen kann. Sofern in bestimmten Betriebsphasen der Bypass nur dem Feststoffrücklauf und ggf. dem Wärmeeintrag dient, kann das Prozeßwasser von dem Eingangsstutzen 18 auf eine Zuführung 25 in den Annahmetrichter 9 umgeschaltet werden. Die dadurch besser pumpfähig gemachte Feststoffsuspension kann dann effektiver gefördert werden.
Der Rohrreaktor 12, in dem eine gesteuerte Bypaß-Chemolyse
stattfindet, weist ein großes Längen-zu-
Durchmesserverhältnis von 10 : 1 bis 40 : 1 auf. Er kann außerdem
mit einem langsam laufenden Schneckenrührer 13 zum Umwälzen
der zu behandelnden Feststoffe und zur Vermeidung von
Wandablagerung ausgestattet sein.
Zur Erzielung der erforderlichen Chemolysetemperatur von
bevorzugt 140 bis 220°C kann der Rohrreaktor 12 mit einer
elektrischen Mantelheizung versehen sein. Um Inkrustierungen,
speziell bei eiweißreichen Abfallstoffen, zu vermeiden, ist
jedoch bevorzugt ein Dampfstrahlinjektor 14 für den
Wärmeeintrag vorgesehen.
Außerdem ist am Rohrreaktor 12 vor dem Wärmeeintrag ein
Stutzen 15 angebracht, der mit einem Säurebehälter verbunden
ist. Durch Dosierung einer Säure in den Rohrreaktor 12 kann
der Feststoffstrom im Rohrreaktor 12 auf einen pH-Wert von ca.
1 bis ca. 5 angesäuert werden, um den chemisch-physikalischen
Aufschluß des Feststoffes zu fördern.
Aufgrund der Pfropfenströmungscharakteristik in dem
Rohrreaktor 12 ist über den Feststoffdurchsatz die
substratabhängig geforderte Reaktionszeit zwischen 20 und 180
Minuten genau einhaltbar. Danach erfolgt über Stutzen 16, der
am ablaufseitigen Ende des Rohrreaktors 12 angeordnet ist und
mit einem Laugenbehälter in Verbindung steht, eine
Laugedosierung zur Neutralisation. Diese kann auch dazu
genutzt werden, den pH-Wert im Reaktionsraum 1 des
enzymatischen Hydrolysereaktors soweit anzuheben, daß eine
Inhibierung der acidogenen Bakterienpopulation durch die
eigenen Stoffwechselprodukte vermieden wird.
Die Zuführung der Bioabfallmaische aus einem
Bioabfallmaischebehälter über Leitung 24 erfolgt ebenfalls
bevorzugt am Ende des Chemolyse-Rohrreaktors, um die
notwendige Aufwärmung auf Prozeßtemperatur bei gleichzeitiger
Abkühlung des Hydrolysates zu gewährleisten.
Am Deckel des Reaktionsraumes 1 ist ein Dosierschacht 17
angeordnet, in dem die Entspannung des auf Prozeßtemperatur
abgekühlten Gemisches aus Hydrolysat, Prozeßwasser und
Bioabfallmaische erfolgt. Außerdem können die über den
Trogkettenförderer transportierten Feststoffe eingespeist
werden. Im Dosierschacht 17 werden die beiden Stoffströme
zusammengeführt und nach ihrer Mischung über ein, in den
Reaktionsraum 1 hineinragendes Tauchrohr 19, in den
Reaktionsraum 1 eingebracht.
Die Rückführung eines Prozeßwasserteilstromes über Leitung 18
bewirkt eine Beimpfung mit methanogenen Bakterien aus dem, in
Figur nicht dargestellten, anaeroben Bioreaktor. Um bei
entsprechend neutralisiertem pH-Wert die Ausbildung einer
anaeroben Mischflora zu unterdrücken, kann über Leitung 21,
die in den Reaktionsraum 1 des enzymatischen Hydrolysereaktors
hineinragt, mittels eines außerhalb des Hydrolysereaktors
angeordneten Gebläses 22, Luft in den Hydrolysereaktor
eingeblasen werden.
Außerdem kann durch Ausbildung lokaler aerober Zonen im
Reaktionsraum 1 in Folge der Belüftung über Leitung 21 die
Hydrolyse spezifischer organischer Verbindungen verbessert
werden. Bei hohem H2S-Anfall kann auf diese Weise auch eine
H2S-Strippung in das Hydrolysegas erfolgen.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, eisenhaltige Schlämme,
zum Beispiel Wasserwerksfilterschlämme, in den Annahmetrichter
9 zu dosieren, um eine H2S-Ausfällung durch
Eisensulfidbildung zu erreichen.
Kleinere Hydrolysereaktoren bis ca. 20 m3 können auch in
liegender Form ausgeführt werden. Dabei wird der Rührer 2
durch ein Balken- oder Paddelrührwerk mit horizontaler Welle
ersetzt. Anstelle des Trogkettenförderers 10 kommt eine
schrägliegende Förderschnecke zum Einsatz.
Der Reaktionsraum 1 kann auch mit einer Zu- und Abführleitung
einer Pumpe zur hydraulischen Umwälzung verbunden sein.
Es können in dem Reaktionsraum 1 auch ein oder mehrere
Seitenrührwerke als Homogenisierungseinrichtung installiert
sein.
Claims (22)
1. Vorrichtung zur Behandlung von biologisch abbaubare
Substanzen oder Vorläufer von biologisch abbaubaren
Substanzen enthaltenden Stoffen oder Stoffgemischen mit
einem enzymatischen Hydrolysereaktor zum enzymatischen
Aufschluß der Stoffe oder Stoffgemische und einem
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktor zum
chemisch-physikalischen Aufschluß der Stoffe oder
Stoffgemische sowie einem anaeroben Bioreaktor zum
biologischen Abbau der Stoffe oder Stoffgemische, wobei
der enzymatische und chemisch-physikalische
Hydrolysereaktor sowie der anaerobe Bioreaktor Zuläufe und
Abläufe für Feststoffe und/oder Flüssigkeiten aufweisen,
dadurch gekennzeichnet, daß der Ablauf des enzymatischen
Hydrolysereaktors (1) mit einer
Fest-Flüssig-Trenneinrichtung (7) verbunden ist, deren
Flüssigkeitsaustritt mit dem Zulauf des anaeroben
Bioreaktors und deren Feststoffaustritt mit dem Zulauf des
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktors (12) in
Verbindung stehen, während der Ablauf des
chemisch-physikalischen Hydrolysereaktors (12) mit dem
Zulauf des enzymatischen Hydrolysereaktors (1) in
Verbindung steht.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Ablauf des anaeroben Bioreaktors mit dem Zulauf des
enzymatischen Hydrolysereaktors (1) in Verbindung steht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der Feststoffaustrag der Fest-Flüssig-
Trenneinrichtung (7) direkt mit dem Zulauf (19) des
enzymatischen Hydrolysereaktors (1) in Verbindung steht.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Feststoffaustrag der Fest-Flüssig-
Trenneinrichtung (7) zusätzlich mit einer
Abgabeeinrichtung zur teilweisen Ausschleusung der
Feststoffe aus der Vorrichtung in Verbindung steht.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der chemisch-physikalische
Hydrolysereaktor (12) als Rohrreaktor ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Rohrreaktor (12) ein Längen-zu-
Durchmesser-Verhältnis von 10 : 1 bis 40 : 1 aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) mit einer
Rohrmantelheizung ausgestattet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) mit einem
Dampfstrahlinjektor ausgestattet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) einen Stutzen
(15) aufweist, der mit einem Säurebehälter in Verbindung
steht.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) am ablaufseitigen
Ende einen Stutzen (16) aufweist, der mit einem
Laugebehälter in Verbindung steht.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) am ablaufseitigen
Ende einen Stutzen (18) aufweist, der mit dem
Flüssigkeitsablauf des anaeroben Bioreaktors in Verbindung
steht.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) am ablaufseitigen
Ende einen Stutzen (24) aufweist, der mit einem
Bioabfallmaischebehälter in Verbindung steht.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rohrreaktor (12) in einen
Dosierschacht (17) mündet und über ein Tauchrohr (19) mit
dem enzymatischen Hydrolysereaktor (1) verbunden ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
die Verbindung mit dem Flüssigkeitsablauf des anaeroben
Bioreaktors umschaltbar ist auf eine Zuführung (25) in
einen der Fest-Flüssig-Trenneinrichtung (7)
nachgeschalteten Annahmetrichter (9).
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der enzymatische Hydrolysereaktor (1)
als geschlossener zylindrischer Reaktionsraum mit
konischem Boden ausgebildet ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
der Reaktionsraum (1) ein Höhen-zu-
Durchmesser-Verhältnis von 2 : 1 bis 8 : 1 aufweist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 15 oder 16, dadurch
gekennzeichnet, daß der konische Boden mit einem
Neigungswinkel zwischen 30 und 45° ausgeführt ist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß im Reaktionsraum (1) ein, in einem
Leitrohr (3) angeordneter Schneckenrührer (2), installiert
ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß
das Leitrohr als Doppelmantelwärmeübertrager ausgebildet
ist.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß der Reaktionsraum (1) mit Zu- und
Abführleitung einer Pumpe zur hydraulischen Umwälzung
verbunden ist.
21. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß im Reaktionsraum (1) ein oder mehrere
Seitenrührwerke installiert sind.
22. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß der anaerobe Bioreaktor als
Intensiv-Methanisierungsreaktor mit
Bakterienimmobilisation ausgeführt ist.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE4308920A DE4308920A1 (de) | 1993-03-19 | 1993-03-19 | Vorrichtung zur Behandlung von Bioabfällen oder dergleichen |
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DE4308920A DE4308920A1 (de) | 1993-03-19 | 1993-03-19 | Vorrichtung zur Behandlung von Bioabfällen oder dergleichen |
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DE4308920A1 true DE4308920A1 (de) | 1994-09-22 |
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ID=6483296
Family Applications (1)
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