DE4300207A1 - Mineralische schwefelarme Dieselkraftstoffe - Google Patents
Mineralische schwefelarme DieselkraftstoffeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft mineralische schwefelarme Dieselkraft
stoffe mit einem Siedebeginn über 160°C und einem Siedeende unter
420°C, die ein pflanzliches Öl als Schmierfähigkeitsverbesserer
enthalten.
Gegenwärtig werden in steigendem Maße in verschiedenen europäi
schen Ländern, insbesondere in Skandinavien, verstärkt schwefel
arme Mitteldestillate als Dieselkraftstoffe eingesetzt, die auf
grund dieser Eigenschaften zu schadstoffärmeren Abgasen beitra
gen. Solche Dieselkraftstoffe zeigen jedoch eine deutlich vermin
derte Schmierfähigkeit, was zu teilweise hohem mechanischen Ver
schleiß in Verteilereinspritzpumpen von Dieselmotoren führt.
Als Verschleißschutzadditive sind in diesem Fall Phosphat- oder
Metall-haltige Verbindungen möglich, die jedoch wiederum zu Bela
stungen im Abgas führen und eventuelle Katalysatoren schädigen.
Es ist bekannt, pflanzliche Öle als Ersatz oder partiellen Ersatz
für übliche Dieselkraftstoffe zu benutzen. So wurden 3% bis 33%
Sojaöl (Forester et al., "Energy Biomass Wastes VI. Symp′, Proc.
1129-43, 1982) oder eine Mischung aus 52% Rizinusöl und 30%
Ethanol (Navas et al., Rev. Ion 1985,9, 51-68, CA 107,99423 c,
1987) als Bestandteile von Dieselkraftstoffen eingesetzt.
Weiterhin ist bekannt, daß Rizinusöl die Schmierfähigkeit von Al
koholen als Dieselersatzkraftstoff verbessern kann (Pitkanen et
al., VTT Symp. 1986, 69, 26-39; Hardenberg, SAE Int. Fuels Lubr.
Meet. 1987, Pap. 872093) und daß es als Ölkomponente in Motoren
schmierölen zusammen mit Molybdänverbindungen eingesetzt werden
kann (JP 62,215,697, CA 107,239647f).
Derartige Mischungen sind jedoch als alkoholische Dieselersatz
kraftstoffe nicht mit den obengenannten mineralischen schwefel
armen Dieselkraftstoffen zu vergleichen.
Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, mineralische
schwefelarme Dieselkraftstoffe zur Verfügung zu stellen, die eine
ausreichende Schmierfähigkeit aufweisen, so daß es zu keinem grö
ßeren Verschleiß im Motor bzw. dem Verteilereinspritzpumpensystem
kommt, und die nicht zu einer Belastung des Abgases durch nicht
verbrennbare Verbindungen führen.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß pflanzliche Öle, ins
besondere Rizinusöl, als Schmierfähigkeitsverbesserer für minera
lische schwefelarme Dieselkraftstoffe geeignet sind.
Die Erfindung betrifft daher mineralische schwefelarme Diesel
kraftstoffe mit einem Siedebeginn über 160°C und einem Siedeende
unter 420°C und einem Schwefelgehalt von 0 bis 500 mg/kg Kraft
stoff, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie ein pflanzliches
Öl enthalten.
Die zur Erreichung der gewünschten schmierfähigkeitsverbessernden
Wirkung benötigte Dosierhöhe der pflanzlichen Öle liegt bevorzugt
zwischen 0,01 und 2,9% insbesondere zwischen 0,05 und 1,5%.
Als pflanzliche Öle, die im wesentlichen aus Estern von Glycerin
und bestimmten Fettsäuren bestehen, sind nichttrocknende Öle wie
Rizinusöl und Erdnußöl, halbtrocknende Öle wie Rapsöl, Maisöl und
Sojaöl sowie trocknende Öle wie Sonnenblumenöl und Leinöl ein
setzbar. Bevorzugt werden Rapsöl, Sonnenblumenöl und insbesondere
Rizinusöl eingesetzt.
Bevorzugt sind mineralische schwefelarme Dieselkraftstoffe, die
ein Siedeende von unter 350°C ganz bevorzugt von unter 300°C auf
weisen.
Die mineralischen Dieselkraftstoffe enthalten üblicherweise kei
nen oder nur geringe Mengen, d. h. bis zu 20 Gew.-%, bevorzugt bis
zu 8 Gew.-%, insbesondere bis zu 0,8% Alkohol bezogen auf die
Gesamtmenge Kraftstoff. Besonders bevorzugt sind Dieselkraft
stoffe, die weniger als 50 mg Alkohol/kg Kraftstoff enthalten.
Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie einen geringen Schwefelge
halt von 0 bis 500 mg/kg Kraftstoff aufweisen, bevorzugt nur von
0 bis 300 mg/kg, insbesondere von 0 bis 100 mg S/kg Kraftstoff.
Mineralische Dieselkraftstoffe mit einem Schwefelgehalt von 0 bis
500 mg/kg Kraftstoff werden in den Raffinerien durch entspre
chende Herstellungsart in an sich bekannter Weise produziert. Die
marktüblichen Dieselkraftstoffe weisen einen S-Gehalt von etwa
800 bis 2000 mg/kg Kraftstoff auf, wobei der maximal zugelassene
S-Gehalt von Land zu Land variiert. Weisen die erfindungsgemäßen
Dieselkraftstoffe ein Siedeende von unter 300°C auf, werden sie
auch als "City-Diesel" bezeichnet.
Als pflanzliche Öle können handelsübliche Produkte eingesetzt
werden.
Zum Nachweis der schmierfähigkeitsverbessernden Wirkung der
pflanzlichen Öle werden zwei verschiedene Meßapparaturen verwen
det:
Mit Hilfe der Almen-Wieland-Maschine (Fig. 1) wird die maximal
anwendbare Kraft FN (in Newton) gemessen, die über eine Lager
schale aus Stahl auf eine rotierende Stahlwelle ausgeübt wird, um
diese zu brechen. Diese Kraft ist um so größer, je besser die
Schmierfähigkeit des sich jeweils zwischen Welle und Lagerschale
befindlichen Dieselkraftstoffes ist.
Mit Hilfe einer Schwing/Reib-Verschleiß-Apparatur (Fig. 2) wird
der volumetrische Verschleiß zweier Stahlgleitpartner (ruhende
Kugel 1, oszillierende Platte 2) gemessen, welche während des
Prüflaufs von Dieselkraftstoff umgeben sind. Aus den volumetri
schen Verschleißbeträgen wird der Summenverschleißkoeffizient k
(in mm3/Nm) berechnet. Er ist um so kleiner, je besser die
Schmierfähigkeit des sich jeweils zwischen Kugel und Platte be
findlichen Dieselkraftstoffes ist.
1. Die bei den Untersuchungen eingesetzten Dieselkraftstoffe
sind durch folgende physikalische Daten charakterisiert:
DK 1: City-Diesel aus Schweden
Dichte (20°C) : 0.810 g/ml
Viskosität (20°C): 2,4 mm2/s Schwefelgehalt: 3 mg/kg
Ethanolgehalt: < 50 mg/kg
Methanolgehalt: < 50 mg/kg
Siedebeginn: 190°C
10% Volumen: 206°C
50% Volumen: 224°C
90% Volumen: 251°C
Siedeende: 271°C
Viskosität (20°C): 2,4 mm2/s Schwefelgehalt: 3 mg/kg
Ethanolgehalt: < 50 mg/kg
Methanolgehalt: < 50 mg/kg
Siedebeginn: 190°C
10% Volumen: 206°C
50% Volumen: 224°C
90% Volumen: 251°C
Siedeende: 271°C
DK 2: City-Diesel aus Schweden
Dichte (20°C) : 0.810 g/ml
Viskosität (20°C): 2,5 mm2/s
Schwefelgehalt: 4 mg/kg
Ethanolgehalt: < 50 mg/kg
Methanolgehalt: < 50 mg/kg
Siedebeginn: 192°C
10% Volumen: 208°C
50% Volumen: 226°C
90% Volumen: 253°C
Siedeende: 273°C
Viskosität (20°C): 2,5 mm2/s
Schwefelgehalt: 4 mg/kg
Ethanolgehalt: < 50 mg/kg
Methanolgehalt: < 50 mg/kg
Siedebeginn: 192°C
10% Volumen: 208°C
50% Volumen: 226°C
90% Volumen: 253°C
Siedeende: 273°C
DK 3: Sommerdiesel aus Deutschland (zum Vergleich)
Dichte (15°C) : 0.836 g/ml
Viskosität (20°C) : 4,5 mm2/s
Schwefelgehalt: 800 mg/kg
Siedebeginn: 164°C
10% Volumen: 207°C
50% Volumen: 268°C
90% Volumen: 349°C
Siedeende: 382°C
Viskosität (20°C) : 4,5 mm2/s
Schwefelgehalt: 800 mg/kg
Siedebeginn: 164°C
10% Volumen: 207°C
50% Volumen: 268°C
90% Volumen: 349°C
Siedeende: 382°C
Fig. 1 zeigt den schematischen Aufbau. In einem Behälter mit
dem zu prüfenden Schmiermittel dreht sich, angetrieben durch
einen Elektromotor, mit Drehzahl n = 200 min-1 eine ungehär
tete Stahlwelle (Durchmesser: 6.35 mm) zwischen zwei nicht
gehärteten Stahllagerschalen mit einem Bohrungsdurchmesser
von 7 mm und einer Länge von 15 mm. Diese beiden Lagerschalen
können hydraulisch, zum Aufbringen einer Normalkraft FN, ra
dial verspannt werden. Die sich dabei einstellende Reib
kraft FR läßt sich an einer Skala des pendelnd aufgehängten
elektrischen Antriebsmotors ablesen. Die aufgebrachte Normal
kraft wird nach je 100 Umdrehungen um 100 N schrittweise ge
steigert. Sowohl die Normalkraft als auch die sich einstel
lende Reibkraft werden in einem Prüfprotokoll festgehalten.
Der Meßbereich der Prüfmaschine geht von 10 N bis 20 000 N
Normalkraft.
Die Prüfung gilt in folgenden Fällen als beendet:
1. Der Mitnehmer der Prüfwelle reißt durch Überlastung ab
2. Verformung der Welle bzw. Ausreiben der Lagerschalen, so daß die beiden Schalen sich gegeneinander abstützen
3. Erreichen des Endes des Meßbereiches
1. Der Mitnehmer der Prüfwelle reißt durch Überlastung ab
2. Verformung der Welle bzw. Ausreiben der Lagerschalen, so daß die beiden Schalen sich gegeneinander abstützen
3. Erreichen des Endes des Meßbereiches
In der nachfolgenden Tabelle 1 sind die Ergebnisse aus dem
Almen-Wieland Test zusammengefaßt:
Die Ergebnisse wurden durch Doppelbestimmungen abgesichert;
sie zeigen, daß die Schmierfähigkeit des schwefelarmen Die
selkraftstoffs DK 1 mit niedrigem Siedeende durch Additivie
rung mit Pflanzenölen, insbesondere Rizinusöl, deutlich ver
bessert werden kann und sich der sehr guten Schmierfähigkeit
des handelsüblichen Sommerdiesels DK 3 annähert.
In Fig. 2 ist die Prüfkörperanordnung schematisch darge
stellt. Die axial bewegliche Stahlkugel wird auf die oszillie
rende Stahlplatte (Axiallagerring) gepreßt. Während des Prüf
laufs sind die Gleitpartner von einem Behälter umgeben, der
mit Dieselkraftstoff gefüllt ist. Vor jedem Prüflauf werden
die Gleitpartner (Kugel/Platte) und der Behälter mit einem
alkalischen Entfettungsmittel (SU 40) in einem Ultraschallbad
gereinigt und anschließend mit feingefilterter Luft getrock
net.
Nach jedem Prüflauf werden die Kalotte der Kugel sowie die
Muldentiefe der Platte vermessen und hieraus die volumetri
schen Verschleißbeträge von Kugel (WV Kugel in mm3) und Platte
(WV Platte in mm3) berechnet.
Aus den so bestimmten Größen läßt sich die spezifische Ver
schleißrate k aus folgender Beziehung ableiten:
WV = WV Kugel + WV Platte = k × 2 × ΔX f × FNt in mm3.
Darin bedeuten k der spezifische Summenverschleißkoeffizient,
d. h. der Summenverschleißbetrag WV in mm3, bezogen auf die Be
lastung FN und die Gleitstrecke s, ΔX die Schwingungsweite, f
die Bewegungsfrequenz und t die Versuchsdauer der Laufzeit.
Struktur des Tribosystems:
Grundkörper: Platte; Stahl 100 Cr 6; Rz = 0.15 µm; 800 HV10
Gegenkörper: Kugel; Stahl 100 Cr 6; Rz = 0,15 µm; 800 HV10
Gegenkörper: Kugel; Stahl 100 Cr 6; Rz = 0,15 µm; 800 HV10
Zwischenstoff:
Dieselkraftstoffe:
- DK 2
- DK 2 + 0.10 Gew.-% Rizinusöl
- DK 2 + 0.20 Gew.-% Rizinusöl
- DK 2 + 0.50 Gew.-% Rizinusöl
- DK 3
- DK 2
- DK 2 + 0.10 Gew.-% Rizinusöl
- DK 2 + 0.20 Gew.-% Rizinusöl
- DK 2 + 0.50 Gew.-% Rizinusöl
- DK 3
Umgebungsmedium: Atmosphäre (Tu = 23°C)
Belastungsparameter
Belastung: FN = 50 N
Bewegungsfrequenz: f = 50 Hz
Bewegungsamplitude: ΔXs = ±0.05 mm (d. h. Schwingungs weite ΔX = 1 mm)
mittlere Grenzflächentemperatur: TG40°C
Versuchsdauer: t = 24 h
Lastspielzahl: n = 4.32 × 106
Gleitstrecke: s = 8640 m
Bewegungsfrequenz: f = 50 Hz
Bewegungsamplitude: ΔXs = ±0.05 mm (d. h. Schwingungs weite ΔX = 1 mm)
mittlere Grenzflächentemperatur: TG40°C
Versuchsdauer: t = 24 h
Lastspielzahl: n = 4.32 × 106
Gleitstrecke: s = 8640 m
In der nachfolgenden Tabelle 2 sind die Ergebnisse (Summen
verschleißkoeffizient k) aus den Schwing/Reib-Verschleiß-Ver
suchen zusammengefaßt:
Man sieht, daß der Summenverschleißkoeffizient k des schwe
felarmen City-Diesels DK 2 durch die Additivierung mit Rizi
nusöl auf das gleiche Niveau wie bei dem handelsüblichen Die
selkraftstoff DK 3 verringert werden kann; d. h., die Schmier
fähigkeit des City-Diesels ist deutlich verbessert worden.
Claims (8)
1. Mineralische schwefelarme Dieselkraftstoffe mit einem Siede
beginn über 160°C und einem Siedeende unter 420°C und einem
Schwefelgehalt von 0 bis 500 mg/kg Kraftstoff, dadurch ge
kennzeichnet, daß sie ein pflanzliches Öl enthalten.
2. Dieselkraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,01 bis 2,9 Gew.-% des pflanzlichen Öls enthalten.
3. Dieselkraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als pflanzliches Öl Sonnenblumenöl, Rapsöl und/oder
Rizinusöl enthalten.
4. Dieselkraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0 bis 20 Gew.-% Alkohol enthalten.
5. Dieselkraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ihr Schwefelgehalt 0-100 mg/kg Kraftstoff beträgt.
6. Dieselkraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie ein Siedeende unter 300°C aufweisen.
7. Verwendung von pflanzlichen Ölen als Schmierfähigkeitsverbes
serer in mineralischen Dieselkraftstoffen mit einem Siedebe
ginn von über 160°C und einem Siedeende unter 420°C und einem
Schwefelgehalt von 0 bis 500 mg/kg Kraftstoff.
8. Verwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Dieselkraftstoffe ein Siedeende von unter 300°C und einen
Schwefelgehalt von 0 bis 100 mg/kg Kraftstoff aufweisen.
Priority Applications (8)
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