DE4239177A1 - Verfahren zur besseren Anpassung einer Blockierschutzregelung an den jeweiligen Straßenzustand - Google Patents
Verfahren zur besseren Anpassung einer Blockierschutzregelung an den jeweiligen StraßenzustandInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur besseren
Anpassung einer Blockierschutzregelung an den jeweiligen
Straßenzustand bzw. an die jeweilige Fahrbahncharakteri
stik, bei den beim Überschreiten vorgegebener Regelschwel
len ein weiterer Bremsdruckanstieg verhindert oder der
Bremsdruck abgesenkt wird und bei dem aus dem Drehverhal
ten der einzelnen Räder, das mit Radsensoren ermittelt und
elektronisch ausgewertet wird, eine Fahrzeugreferenzge
schwindigkeit gebildet wird und Bremsdrucksteuersignale
abgeleitet werden.
Bremsanlagen mit elektronischer Blockierschutzregelung
(ABS) haben sich in den letzten Jahren auf dem Markt für
PKW der mittleren und gehobenen Preisklassen durchgesetzt.
Die weitere Verbilligung dieser elektronischen Systeme
ohne Einbußen an die Bremswirkung, aber auch die Verbes
serung der Regelstrategien oder Regelphilosophien, um noch
kürzere Bremswege und den Erhalt der Fahrstabilität auch
in ungünstigen Situationen zu erreichen, sind Ziel umfang
reicher Entwicklungsarbeiten. Schwierigkeiten bereitet
weiterhin die Anpassung der Regelung an extrem unterschied
liche Straßencharakteristiken, die durch die Kraftschluß-
Schlupf-Kurven (µ-Schlupf Kurven) beschrieben werden.
Heutige ABS sind so ausgelegt, daß sie im wesentlichen -
abgesehen von speziellen Situationen - als Beschleuni
gungsregler arbeiten. Die Blockierschutzregelung setzt
ein, sobald die Beschleunigung bzw. Verzögerung an einem
Rad einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet.
Im Prinzip wird also für die Druckkonstanthaltung bzw. dem
Druckabbau dasjenige Bremsdruckniveau sensiert, das, wenn
eine weitere Drucksteigerung stattfindet, zum Überschrei
ten des vorgegebenen Radverzögerungs-Grenzwertes führt.
Bei einer Straßensituation mit einer µ-Schlupf-Charakte
ristik, die ein ausgeprägtes Maximum zeigt, wird eine
Bremsdrucksteigerung im aufsteigenden Ast der µ-Schlupf-
Kurve, also bis zum Erreichen des Maximums, grundsätzlich
durch das sich einstellende höhere Straßenmoment kompen
siert, so daß die auftretende Radbeschleunigung weitgehend
der Fahrzeugverzögerung entspricht. Erst beim Überschrei
ten des Schlupf-Maximalwertes kann die Bremsmomentenstei
gerung nicht durch das Straßenmoment kompensiert werden,
was eine hohe Radverzögerung bzw. eine Überschreitung des
Verzögerungs-Grenzwertes zur Folge hat. Auf Fahrbahnen mit
solchen Charakteristika führt daher die vorgenannte Regel
strategie der heutigen Blockierschutzregelsysteme zu maxi
maler Bremsleitung mit minimalem Bremsweg.
Bei Straßensituationen mit ansteigender µ-Schlupf-Charak
teristik, also ohne ausgeprägte Kraftschluß-Maxima, wird
nicht nur im Anfangsbereich der µ-Schlupf-Kurve, d. h. bis
zu einem dem Maximalwert im vorgenannten Fall entspre
chenden Schlupf, sondern auch bei noch höheren Schlupfwer
ten ein weiterer Anstieg des Bremsdruckes durch die Ver
größerung des Straßenmomentes über den höheren Schlupf
kompensiert. Um jedoch in diesen höheren Schlupfbereich zu
gelangen, tritt eine deutliche Erhöhung der Radverzögerung
ein, die größer ist als der vorgegebene Grenzwert bzw. die
Regelschwelle und die daher zum Einsetzen des Druckabbaus
oder der Druckkonstanthaltung führt. Die theoretisch
erreichbare maximale Bremsleistung wird also in solchen
Situationen mit den heutigen Regelstrategien nicht
erreicht.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Ver
fahren zur besseren Anpassung der Regelung an die jeweili
ge Straßensituation und insbesondere zur Erhöhung der
Bremsleistung bei Fahrbahncharakteristika mit ansteigender
µ-Schlupf-Kurve - d. h. bei Fahrbahncharakteristika ohne
ausgeprägte Kraftschluß-Maxima - zu erreichen.
Es hat sich gezeigt, daß diese Aufgabe mit einem Verfahren
der eingangs genannten Art gelöst werden kann, dessen Be
sonderheit darin besteht, daß der zeitliche Verlauf der
Fahrzeugverzögerung bzw. ein aus der Fahrzeugreferenzge
schwindigkeit abgeleiteter, angenäherter Wert und der
zeitliche Verlauf des mittleren Radschlupfes der Fahrzeug
räder ermittelt werden, daß der Verlauf der Fahrzeugverzö
gerung mit dem Verlauf des mittleren Radschlupfes vergli
chen wird und daß Regelschwellen der Blockierschutzrege
lung in Abhängigkeit von der Phasenlage zwischen der Fahr
zeugverzögerung und dem mittleren Radschlupf variiert wer
den, so daß bei geringer Phasenverschiebung die Blockier
schutzregelung einen höheren Radschlupf im Vergleich zu
Situationen mit größerer Phasenverschiebung zuläßt.
Die Erfindung macht also von der Erkenntnis Gebrauch, daß
bei Straßencharakteristika des Typs A (glatte, homogene
Oberfläche) Fahrzeugverzögerung und mittlerer Radschlupf
phasenverschoben sind, während bei einer Straße des Typs B
(inhomogene, mehrschichtig aufgebaute Fahrbahn, z. B. mit
Schotter oder mit Kiesauflage) maximale Verzögerung und
der Maximalwert des mittleren Schlupfes gleichzeitig oder
nahezu gleichzeitig auftreten.
Nach einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Ver
fahrens wird die Fahrzeugverzögerung mit Hilfe eines zu
sätzlichen Fahrzeug-Beschleunigungssensors ermittelt.
Eine weitere Ausführungsart des erfindungsgemäßen Verfah
ren besteht darin, daß bei relativ geringer Phasenver
schiebung zwischen der Fahrzeugverzögerung und dem mitt
leren Radschlupf nur die Regelschwellen des Vorderrades
angehoben werden, während an den Hinterrädern ein geringe
rer maximaler Schlupf zugelassen wird. Bei manchen Fahr
zeugen wird durch diese Maßnahme die Fahrstabilität in
kritischen Situationen entscheidend erhöht.
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der
Erfindung gehen aus der folgenden Beschreibung von Aus
führungsbeispielen anhand der beigefügten Diagramme her
vor.
Es zeigen:
Fig. 1 Ein Kraftschluß-Schlupf-Diagramm (µ-Schlupf-
Diagramm) mit ausgeprägtem Maximum (Straßen
charakteristik Typ A),
Fig. 2 ein Kraftschluß-Schlupf-Diagramm mit an
steigender Charakteristik bzw. ohne Maximum
(Straßencharakteristik Typ B),
Fig. 3 den Verlauf der Fahrzeugverzögerung und des
mittleren Schlupfes während einer geregel
ten Bremsung auf einer Straße mit der
Straßencharakteristik des Typs A und
Fig. 4 die Fahrzeugverzögerung und den mittleren
Schlupf bei einer geregelten Bremsung in
einer Situation mit der Charakteristik des
Typs B.
Die Diagramme nach den Fig. 1 und 2 zeigen also typi
sche µ-Schlupf-Kurven des Typs A bzw. des Typs B. In "nor
malen" Straßensituationen tritt ein mehr oder weniger aus
geprägtes Kraftschlußmaximum bei ansteigendem Schlupf auf
(Typ A).
Bei den heutigen hochwertigen ABS dürfte der Schlupf wäh
rend der Blockierschutzregelung - abgesehen von Ausnahme
situationen - innerhalb des in Fig. 1 und 2 schraffierten
Schlupfbereiches bleiben.
Beim Kurventyp A (Fig. 1) gilt für die Phasenlage des
zeitlichen Verlaufs der Fahrzeugverzögerung aFZ und des
mittleren Schlupfes SFZ, d. h. des aus dem Radschlupf der
einzelnen Räder gebildeten Mittelwertes, der Kurvenverlauf
nach Fig. 3. Die Phasenverschiebung, die durch die Zeit
spanne ΔT1 zwischen dem Schlupf-Maximum zum Zeitpunkt
tsmax1 und dem Verzögerungs-Maximum zum Zeitpunkt
tamax1 zum Ausdruck kommt, ist vergleichsweise groß.
Bei einer Straßencharakteristik des Typs B (Fig. 2) ist
dagegen die Phasenverschiebung ΔT2 oder ΔT3, wie
Fig. 4 zeigt, gering im Vergleich zu der Phasenlage die
ser Größen bei einer Straßencharakteristik des Typs A
(vergleiche Fig. 1 und Fig. 3). Auch in diesem Fall läßt
sich die Phasenlage zwischen der Fahrzeugverzögerung aFZ
und dem mittleren Schlupf SFZ durch Messen der Zeitpunkte
tsmax2, tamax2; tsmax3, tamax3 feststellen, an
denen die Fahrzeugverzögerung aFZ bzw. der mittlere
Schlupf SFZ ihren Maximalwert einnehmen.
Der zeitliche Verlauf der Fahrzeugverzögerung aFZ läßt
sich natürlich mit einem Fahrzeugbeschleunigungs-Sensor
ermitteln. Einfacher und kostengünstiger ist es jedoch,
die Fahrzeugverzögerung aus der ohnehin für die Blockier
schutzregelung benötigten Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit
abzuleiten. Dieser Wert entspricht annähernd und hinrei
chend genau der Fahrzeugverzögerung.
Bei einem elektronischen System mit digitaler Verarbeitung
der Signale läßt sich die Fahrzeugverzögerung auf Basis
der Referenzgeschwindigkeit nach folgender Formel (1) er
mitteln:
wobei n eine ganze Zahl ist und den Verarbeitungstakt sym
bolisiert.
Aus dem zeitlichen Verlauf der Fahrzeugverzögerung REF
müssen dann noch die Zeitpunkte, an denen Verzögerungs
maxima auftreten, festgestellt werden.
Der mittlere Radschlupf SFZ läßt sich durch Vergleich
der Rotationsgeschwindigkeit der einzelnen Räder mit der
Fahrzeuggeschwindigkeit oder Fahrzeugreferenzgeschwindig
keit bestimmen. Die Zeitpunkte des maximalen Schlupfes
werden hiermit tsmax symbolisiert.
Die Einstufung der Straßencharakteristik als Charakteri
stik des Typs A oder des Typs B erfolgt dann bei einem
digitalen System mit dem Arbeitstakt n nach der Formel
wobei k z. B. zwischen 3 und 8, vorzugsweise 4 bis 6 liegen
sollte.
In einem Ausführungsbeispiel der Erfindung wurde k = 5
angenommen und das Vorliegen einer Straßencharakteristik
des Typs B dann angenommen, wenn die vorgenannte Bedingung
erfüllt war. Diese Bedingung besagt nämlich, daß die
Schlupfmaxima und Verzögerungsmaxima auf der Zeitskala
dicht beieinander liegen.
Nach dem Erkennen einer Straßensituation mit der Charak
teristik B, die z. B. auf Schotter, Schnee, nasser Wiese
etc. vorliegt und die bekanntlich für herkömmliche Regel
strategien kritisch ist, werden erfindungsgemäß die Regel
schwellen des Blockierschutzregelungssystems derart ange
hoben, daß die Regelung einen höheren Bremsschlupf zuläßt.
Dadurch wird aus den erläuterten Gründen bei diesen
Straßencharakteristika des Typs B die Bremswirkung erhöht.
Sobald die vorgenannte Bedingung laut Gleichung (2) nicht
mehr erfüllt ist, das Fahrzeug sich also wieder in einer
Straßensituation mit der Charakteristik des Typs A befin
det, werden die Regelschwellen zurückgestellt, so daß die
Regelung wieder bei einem relativ geringen Schlupf
anspricht.
Wird das erfindungsgemäße Verfahren der Schlupfschwellen
anhebung nur auf die Vorderräder angewandt, wird sicherge
stellt, daß auch in solch kritischen Situationen auf
Straßen des Typs B über die Vorderräder eine erhöhte
Bremsleistung aufgebracht wird, während die Hinterräder,
deren Schlupfschwelle nicht angehoben wird, für eine hohe
Seitenführung und damit für die Beibehaltung der Fahrsta
bilität Sorge tragen.
Erfindungsgemäß wird also durch eine relativ einfache Maß
nahme, nämlich durch die Anhebung der Schlupfschwelle bei
erkannter Straßensituation mit der Charakteristik des Typs
B, ohne Inkaufnahme irgendwelcher Nachteile die Bremswir
kung in kritischen Situationen, d. h. auf Schotter, Neu
schnee etc., wesentlich erhöht.
Claims (3)
1. Verfahren zur besseren Anpassung einer Blockierschutz
regelung an den jeweiligen Straßenzustand, bei dem
beim Überschreiten vorgegebener Regelschwellen ein
Bremsdruckanstieg verhindert oder der Bremsdruck ab
gesenkt wird und bei dem aus dem Drehverhalten der
einzelnen Räder, das mit Radsensoren ermittelt und
elektronisch ausgewertet wird, eine Fahrzeugreferenz
geschwindigkeit gebildet wird und Bremsdrucksteuer
signale abgeleitet werden, dadurch gekenn
zeichnet, daß der zeitliche Verlauf der Fahr
zeugverzögerung (aFZ) bzw. ein aus der Fahrzeugre
ferenzgeschwindigkeit abgeleiteter, angenäherter Wert
und der zeitliche Verlauf des mittleren Radschlupfes
(SFZ) der Fahrzeugräder ermittelt werden, daß der
Verlauf der Fahrzeugverzögerung (aFZ) mit dem Ver
lauf des mittleren Radschlupfes (SFZ) verglichen
wird und daß Regelschwellen der Blockierschutzrege
lung in Abhängigkeit von der Phasenlage zwischen der
Fahrzeugverzögerung (aFZ) und dem mittleren Rad
schlupf (SFZ) variiert werden, so daß bei geringer
Phasenverschiebung (ΔT2, ΔT3) die Blockier
schutzregelung einen höheren Radschlupf im Vergleich
zu Situationen mit größerer Phasenverschiebung
(ΔT1) zuläßt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Fahrzeugverzögerung (aFZ)
mit Hilfe eines zusätzlichen Fahrzeug-Beschleunigungs
sensors ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß bei relativ geringer
Phasenverschiebung (ΔT2, ΔT3) zwischen der
Fahrzeugverzögerung (aFZ) und dem mittleren Rad
schlupf (SFZ) nur die Regelschwellen des Vorderra
des angehoben werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924239177 DE4239177A1 (de) | 1992-11-21 | 1992-11-21 | Verfahren zur besseren Anpassung einer Blockierschutzregelung an den jeweiligen Straßenzustand |
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DE19924239177 DE4239177A1 (de) | 1992-11-21 | 1992-11-21 | Verfahren zur besseren Anpassung einer Blockierschutzregelung an den jeweiligen Straßenzustand |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4239177A1 true DE4239177A1 (de) | 1994-05-26 |
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ID=6473340
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19924239177 Withdrawn DE4239177A1 (de) | 1992-11-21 | 1992-11-21 | Verfahren zur besseren Anpassung einer Blockierschutzregelung an den jeweiligen Straßenzustand |
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Country | Link |
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DE (1) | DE4239177A1 (de) |
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8141 | Disposal/no request for examination | ||
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: CONTINENTAL TEVES AG & CO. OHG, 60488 FRANKFURT, D |