DE4234002C2 - Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen eines Faserverbund-Hohlprofilteils - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen eines Faserverbund-HohlprofilteilsInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Herstellen eines einseitig offenen Hohlprofilteils aus durchgehend über den
Hohlprofilquerschnitt viellagig faserverstärktem, unter Druckeinwirkung
ausgehärtetem Werkstoff, insbesondere eines dickwandigen, im Querschnitt
im wesentlichen U-förmigen Faserverbundbauteils nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 bzw. 6.
Zur Herstellung von einseitig offenen, etwa U- oder schlaufenförmigen
Hohlprofilteilen aus einer Vielzahl von übereinandergeschichteten Faser
lagen werden die Faserlagen üblicherweise nacheinander auf einem der
Innenkontur des Hohlprofilteils entsprechenden Druckstempel zu einem
Vorformteil, dessen Wanddicke über der des fertigen Bauteils liegt, falten
frei abgelegt und angerollt und anschließend wird das Vorformteil in einer
äußeren Preßform unter Verdichtung des Faserverbundlaminats in die end
gültige Gestalt des Hohlprofils verpreßt und ausgehärtet. Dabei kommt es
jedoch insbesondere bei dickwandigeren Hohlprofilteilen in den Bereichen
starker Profilkrümmung, also etwa den Eckbereichen eines U-Profils, zu
höchst unerwünschten Fehlorientierungen der Faserlagen, d. h. die ursprüng
lich gestreckt liegenden Fasern werden ausgelenkt und es entstehen mehr
oder weniger stark ausgebildete Falten im fertigen Bauteil. Um derartigen
Faser-Desorientierungen entgegenzuwirken, ist es ferner bekannt, das Vor
formteil schrittweise jeweils nach Ablegen einiger weniger Faserlagen etwa
durch Vakuumkompression des Laminats vorzuverdichten, was aber ein
sehr zeitaufwendiger Vorgang ist und das Problem von Faser-Fehlausrich
tungen im fertigen Bauteil nur in begrenztem Umfang zu beheben vermag.
Ferner ist aus der DE-PS 7 42 682 ein mehrteiliges Preßformwerkzeug für
Schichtstoffe aus Fasern und härtbarem Kunstharz bekannt, bei dem die
Schichtstoffe im warm vorgebogenen Zustand in einen Formraum zwischen
einer starren, äußeren Preßform und einem expandierbaren Druckstempel
eingelegt und anschließend durch Expansion des Druckstempels verpreßt
werden. Auch hierdurch können aber die erwähnten Faserlagenstauchungen
und -faltungen nicht wirksam verhindert werden.
Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, das Verfahren und die Vor
richtung der eingangs genannten Art so auszubilden, daß auf fertigungstech
nisch einfache Weise ein qualitativ hochwertiger, von den erwähnten Faser-
Desorientierungen freier Faserlagenaufbau des Hohlprofilteils zu erzielen
ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das im Patentanspruch 1 ge
kennzeichnete Verfahren bzw. die im Patentanspruch 6 gekennzeichnete
Vorrichtung gelöst.
Erfindungsgemäß wird durch die Einzelablage der Faserlagen auf dem ex
pandierbaren Druckstempel zu einem Vorformteil mit einer gegenüber dem
fertigen Hohlprofilteil verengten Innenkontur beim Aufweiten und
Komprimieren des Faserverbundlaminats in die endgültige Profilform und
-wandstärke mittels der Stempelexpansion ein Nachziehen der Faserlagen
von den freien Faserlagenenden aus und dadurch eine über die gesamte
Länge wirksame Straffung sämtlicher Faserlagen erzielt, so daß selbst bei
dickwandigen, zumindest stellenweise stark gekrümmten Bauteilen eine
steifigkeits- und festigkeitsmäßig hochwertige, von Faltenbildungen und
anderen Faser-Desorientierungen freie Faserlagenstruktur ohne umständ
liche Vorverdichtung des Faserverbundlaminats garantiert wird.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die endgültige
Formgebung gemäß Anspruch 2 vorzugsweise durch eine im wesentlichen
zentrische Streckung des Vorformteils, wodurch sich bei der innenkontur
seitigen Aufweitung und Verdichtung des Faserverbundlaminats in den ein
zelnen Faserlagen eine äußerst günstige Zugspannungsverteilung in Rich
tung ihrer Flächenerstreckung ergibt.
Aus Gründen einer hohen Formgenauigkeit wird das Vorformteil gemäß An
spruch 3 zweckmäßigerweise in einem Preßformwerkzeug mit einer starren
Formfläche verpreßt. Eine besonders gleichmäßige Straffung der Faserlagen
beim Verpressen wird gemäß Anspruch 4 vorzugsweise dadurch erreicht,
daß bei der Druckstempel-Expansion der Preßdruck zunächst in einem
mittleren Bereich des Vorformteils und dann fortschreitend zu den freien
Faserlagenenden hin aufgebaut wird.
Zweckmäßigerweise wird die Faserverbundmatrix gemäß Anspruch 5 beim
Verpressen des Vorformteils in einem niedrigen Viskositätszustand gehal
ten, um Störwirkungen der Faserverbundmatrix, die die freie Relativver
schiebung und Straffung der einzelnen Faserlagen bei der Stempelexpansion
behindern könnten, auszuschalten.
Eine zur Durchführung des beanspruchten Verfahrens besonders bevorzugte
Formvorrichtung ist in den Ansprüchen 6 bis 8 gekennzeichnet. So besteht
der Druckstempel aus Gründen einer hohen Formgenauigkeit vorzugsweise
aus mehreren, in sich starren, relativ zueinander aufspreizbaren Stempel
teilen, und zwar im Hinblick auf eine einfache konstruktive Gestaltung
zweckmäßigerweise aus zwei Stempelhälften, die quer zur Vorschubrich
tung des Druckstempels mittels eines Spreizkeils aufweitbar sind, dessen
Stirnfläche im expandierten Zustand des Druckstempels einen Teil der form
gebenden Stempelfläche bildet. Dabei sind die formgebenden Druckstempel
flächen im expandierten Zustand wiederum aus Gründen einer exakten
Steuerung des Preßformvorgangs vorzugsweise durch werkzeugfeste An
schläge fixiert.
Die Erfindung wird nunmehr anhand eines Ausführungsbeispieles in
Verbindung mit den Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen in stark
schematisierte Darstellung:
Fig. 1 einen Schnitt eines einseitig offenen Faserverbund-
Hohlprofilteils in Form eines U-Profils im ausgehär
teten Zustand;
Fig. 2 eine perspektivische Darstellung des kombinierten
Lege- und Preßformwerkzeugs vor dem Ablegen der Fa
serlagen;
Fig. 3 eine der Fig. 2 entsprechende Darstellung nach Been
digung des Legevorgangs;
Fig. 4 eine der Fig. 3 entsprechende Darstellung nach dem
Aufsetzen der Außenform und
Fig. 5 eine teilweise geschnittene Darstellung des kombi
nierten Lege- und Preßformwerkzeugs nach Beendigung
des Preßformvorgangs.
Fig. 1 zeigt ein relativ dickwandiges im Querschnitt U-förmiges
Hohlprofilteil 2, das aus langfaserverstärktem Werkstoff aus einer
Vielzahl von übereinanderliegenden, parallel zur Bauteil-Innenkontur
verlaufenden Faserlagen besteht, wie dies in Fig. 1 durch die Rich
tungspfeile angedeutet ist. Üblicherweise wird das Bauteil 2 dadurch
hergestellt, daß die Faserlagen nacheinander auf einem der Bauteil-
Innenkontur entsprechenden Legekern mit der lichten Weite W bis zu
einer um das Übermaß x die endgültige Wandstärke d des Bauteils 2
übersteigenden Laminatdicke abgelegt werden und das so entstandene
Vorformteil, dessen Außenkontur in Fig. 1 in gestrichelten Linien
gezeigt ist, anschließend in einem Preßformwerkzeug durch außenkon
turseitige Kompression in die endgültige Hohlprofilform verpreßt und
ausgehärtet wird. Hierbei kommt es jedoch insbesondere in den stark
gekrümmten Eckbereichen des U-Profils zu den erwähnten Faser-Deso
rientierungen.
Erfindungsgemäß hingegen wird das Vorformteil mit einer gegenüber
dem herzustellenden Bauteil verkleinerten Innenkontur auf einem
Formwerkzeug 4 abgelegt, welches aus einem feststehenden Legetisch 6
und mit diesem fest verschraubten, hinteren und - in Fig. 2 gestri
chelt dargestellten - vorderen Seitenwangen 8, 10 sowie einem zwi
schen diesen angeordneten, geteilten, als Legekern wirkenden Druck
stempel 12 zusammengesetzt ist, dessen Stempelhälften 14, 16 auf dem
Legetisch 6 aufliegen und während des Lagevorgangs mittels Absteck
bolzen 18 an den Seitenwangen 8, 10 positioniert und gegen Umkippen
gesichert sind. In dieser Stellung berühren sich die Stempelhälften
14, 16 linienförmig im oberen Bereich, wobei die gemeinsame Breite B
beider Stempelhälften 14, 16 entsprechend der gegenüber der endgül
tigen Innenkontur des Bauteils 2 verengten Querschnittsgeometrie des
Legekerns um ein vorgegebenes Maß kleiner ist als die lichte Weite W
das darzustellenden U-Profilteils 2.
Zwischen den Stempelhälften 14, 16 befindet sich ein Spreizkeil 20,
welcher am Legetisch aufliegt und mit Führungselementen 22 versehen
ist, die in entsprechende Führungsschlitze in den Seitenwangen 8, 10
eingreifen und eine vertikal verschiebliche Führung des Spreizkeiles
20 ermöglichen.
Über die Stempelhälften 14, 16 werden mit Harz imprägnierte Gewebe -
bzw. unidirektionale Faserlagen mit dem in Fig. 3 dargestellten Fa
serlagenverlauf übereinander abgelegt, wobei die einzelnen Faserla
gen am Legetisch 6 enden. Am Ende des Legevorgangs besitzt das so
hergestellte Vorformteil 24 (Fig. 3) eine wiederum um das Kompres
sionsmaß x gegenüber der endgültigen Wandstärke d des herzustellen
den U-Profils 2 erhöhte Laminatdicke D und das Außenmaß B + 2 D des
Vorformteils 24 weist ein geringes Untermaß gegenüber der späteren
Außenkontur des U-Profils 2 auf.
In einem nächsten Arbeitsschritt (Fig. 4) wird eine einteilige Au
ßenform 26 mit einer der Außenkontur des Bauteils 2 entsprechenden
Formfläche 28 zwischen die Seitenwangen 8, 10 eingeführt, über nicht
gezeigte Paßstifte am Legetisch 6 positioniert und mit diesem durch
Befestigungsschrauben 30 verschraubt, woraufhin die Absteckbolzen 18
gezogen und das Formwerkzeug 4 um 180° gedreht wird, so daß der Le
getisch 6 nunmehr oben liegt.
Anschließend wird das Formwerkzeug 4 in einen Umluft-Härteofen
(nicht gezeigt) eingefahren. Durch das Aufheizen des Faserverbund
laminats verringert sich die Viskosität der Harzmatrix. Nunmehr wird
mittels einer Druckspindel 32 (Fig. 5) der Spreizkeil 20 in Vor
schubrichtung zwischen die Druckstempelhälften 14, 16 eingefahren.
Hierdurch wird der Druckstempel 12 expandiert, und in der in Fig. 5
gezeigten Anschlagposition der Druckspindel 32 sind die Formflächen
34, 36 der Stempelhälften 14, 16 auf die lichte Profilweite W aufge
weitet und bilden gemeinsam mit der Stirnfläche 38 des Spreizkeils
20 die Innenkontur des Hohlprofilteils. Durch die Expansion des
Druckstempels 12 wird das Faserverbundlaminat des Vorformteils auf
die endgültige Profildicke d verdichtet und dabei werden die einzel
nen Faserlagen gestrafft, und es entsteht ein absolut faltenfreies
Faserverbundlaminat. Überschüssiges Harz kann während des Verpres
sens durch Bohrungen 40 im Legetisch 6 und (nicht gezeigt) in den
Seitenwangen 8, 10 nach oben austreten.
Die Expansion des Druckstempels 12 wird so gesteuert, daß die Stem
pelhälften 14, 16 zunächst gemeinsam mit dem Spreizkeil 20 in Vor
schubrichtung verfahren und erst in der letzten Vorschubphase des
Spreizkeils 20 seitlich auf die endgültige Profilweite W aufge
spreizt werden, so daß sich der Preßdruck zunächst an den mittleren
Profilabschnitten zwischen den Eckbereichen und dann fortschreitend
zu den freien Profilenden des U-Profils hin aufbaut.
Nach Beendigung des Härtevorganges wird die Außenform 26 demontiert
und das maßgenaue Hohlprofilteil 2 entnommen.
Claims (8)
1. Verfahren zum Herstellen eines einseitig offenen Hohlprofilteils aus
durchgehend über den Hohlprofilquerschnitt viellagig langfaserver
stärktem, unter Druckeinwirkung ausgehärtetem Werkstoff, insbeson
dere eines dickwandigen, im Querschnitt im wesentlichen U-förmigen
Faserverbundbauteils, mittels eines Druckstempels, der in ein Preß
formwerkzeug eingebracht und darin expandiert wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
die einzelnen Faserlagen nacheinander auf der gegenüber der Innen
kontur des fertigen Hohlprofilteils im Querschnitt verkleinerten
Stempelfläche des expandierbaren Druckstempels zu einem Vorform
teil abgelegt werden und anschließend das Vorformteil auf dem
Druckstempel in das Preßformwerkzeug verbracht und durch Expan
sion des Druckstempels in die endgültige Gestalt des Hohlprofils ver
preßt und ausgehärtet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Vorformteil im Bereich der innenkonturseitigen Faserlagen durch
eine im wesentlichen zentrische Streckung in die endgültige Gestalt
des Hohlprofils verpreßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Vorformteil beim Verpressen außenkonturseitig an einer starren
Formfläche des Preßformwerkzeugs abgestützt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
bei der Expansion des Druckstempels der Preßdruck zunächst an den
mittleren Faserlagenabschnitten des Vorformteils und dann fortschrei
tend zu den freien Faserlagenenden hin aufgebaut wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Faserverbundmatrix beim Verpressen des Vorformteils in einem
niedrigen Viskositätszustand gehalten wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, bestehend aus einem Preßformwerkzeug und
einem expandierbaren Druckstempel,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Druckstempel (14, 16, 20) einen zentralen, in Vorschubrichtung
am Preßformwerkzeug (4, 26) verschieblich geführten Spreizkeil (20)
und zwei, durch diesen quer zur Vorschubrichtung auseinanderge
drückte Stempelteile (14, 16) aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Spreizkeil (20) mit einer im expandierten Zustand des Druck
stempels (14, 16, 20) den zwischen den beiden Stempelteilen (14, 16)
liegenden Abschnitt der Hohlprofil-Innenkontur formgebenden Stirn
fläche (38) versehen ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die formgebenden Druckstempelflächen (34, 36, 38) im expandierten
Zustand durch werkzeugfeste Anschläge (6, 32) fixiert sind.
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