DE4141691A1

DE4141691A1 - Vor verderbnis geschuetztes fluessiges erzeugnis und verfahren zum schutz fluessiger erzeugnisse vor verderbnis

Info

Publication number: DE4141691A1
Application number: DE19914141691
Authority: DE
Inventors: Josef Wilhelm
Original assignee: Wella GmbH
Current assignee: Procter and Gamble Deutschland GmbH
Priority date: 1991-12-18
Filing date: 1991-12-18
Publication date: 1993-06-24
Also published as: JPH06506480A; BR9205533A; WO1993011733A1; EP0572589A1; ES2044799T1

Description

Flüssige Erzeugnisse, beispielsweise kosmetische Erzeug nisse, werden heute vorzugsweise mit biologisch abbau baren Inhaltsstoffen hergestellt. Um Verderbnis durch mikrobiologische Einflüsse während der Herstellung, Ab füllung und Anwendung auszuschließen, setzt man diesen Erzeugnissen Konservierungsstoffe zu. Jedoch werden gegen Konservierungsstoffe in letzter Zeit wegen ihres mög lichen toxischen und allergieauslösenden Potentials zu nehmend Bedenken erhoben. Zwar ist grundsätzlich die Herstellung haltbarer flüssiger Erzeugnisse ohne Verwen dung von Konservierungsstoffen möglich, jedoch sind die betrieblichen Voraussetzungen dafür mit einem sehr hohen Hygieneaufwand verbunden, der zu hohen Investitions- und Unterhaltungskosten führt.

Es bestand daher die Aufgabe, vor Verderbnis geschützte flüssige Erzeugnisse zur Verfügung zu stellen, welche im gebrauchsfertigen Erzeugnis vorzugsweise frei von Kon servierungsstoffen sind oder nur eine geringe Menge von Konservierungsstoffen enthalten und welche kostengünstig und mit allgemein üblichen Produktionseinrichtungen hergestellt werden können.

Es wurde nun gefunden, daß durch ein vor Verderbnis geschütztes flüssiges Erzeugnis, welches in Form von zwei Komponenten A und B vorliegt, die nach dem Vermischen das gebrauchsfertige Erzeugnis ergeben, dadurch gekennzeich net, daß die Komponente A einen pH-Wert von 0 bis 3 be sitzt und die Komponente B einen pH-Wert von 10 bis 14 aufweist, die gestellte Aufgabe in hervorragender Weise gelöst wird.

Die üblichen verderbnisauslösenden Mikroorganismen sind im stark sauren (Komponente A) oder stark alkalischen Milieu (Komponente B) nicht lebensfähig. Daher sind die Einzelkomponenten des erfindungsgemäßen Erzeugnisses, auch ohne den Zusatz von Konservierungsstoffen oder beim Einsatz einer nur geringen Menge an Konservierungs stoffen, sehr gut konserviert. Vorzugsweise enthält das erfindungsgemäße Erzeugnis keine Konservierungsstoffe.

Die Komponenten A oder B werden in dem Maß, wie es durch die unterschiedlichen Inhaltsstoffe notwendig ist, stark sauer oder stark alkalisch eingestellt, so daß eine aus reichende Konservierung gegeben ist.

Vorzugsweise kann die Komponente A einen pH-Wert von 0 bis 2 und insbesondere einen pH-Wert von 0 bis 1 auf weisen, während der pH-Wert der Komponente B vorzugsweise bei 11 bis 12 liegt.

Dabei steht die Acidität der Komponente A stöchiometrisch so im Verhältnis zur Alkalität der Komponente B, daß nach der Vermischung das erfindungsgemäße Erzeugnis mit dem für den jeweiligen Zweck gewünschten pH-Wert erhalten wird.

Der pH-Wert des derart konservierten gebrauchsfertigen flüssigen Erzeugnisses kann nach dem Vermischen der Komponenten A und B beispielsweise im Bereich von 2,5 bis 9, vorzugsweise 3 bis 7, liegen.

Das erfindungsgemäße Erzeugnis kann in vielen Bereichen, beispielsweise als Pharmazeutikum, Lebensmittel oder Kosmetikum, eingesetzt werden.

Als besonders vorteilhaft hat sich der Einsatz der Erzeugnisse als Kosmetikum erwiesen, wobei beispielsweise Haar- oder Körperreinigungsmittel, Haarpflegemittel, Haarfestiger und Haartönungsmittel genannt seien.

Zur Einstellung des sauren pH-Wertes der Komponente A können organische oder anorganische Säuren allein oder im Gemisch miteinander, beispielsweise Salzsäure, Schwefel säure, Phosphorsäure, Essigsäure, Propionsäure, Milch säure oder Zitronensäure herangezogen werden, wobei Phosphorsäure und Zitronensäure bevorzugt sind, während für die Einstellung des alkalischen pH-Wertes der Kompo nente B organische oder anorganische Basen, beispiels weise Alkalihydroxide wie Natriumhydroxid oder Ammoniak und dessen Derivate, wie zum Beispiel Monoethanolamin, geeignet sind.

Die zur Ansäuerung beziehungsweise Alkalisierung ver wendeten Säuren und Basen stellen, in kleinen Mengen eingesetzt, für Kosmetika übliche Inhaltsstoffe dar, welche sich nach dem Vermischen der Komponenten A und B gegenseitig zum größten Teil, je nach dem gewünschten pH-Wert, neutralisieren und als physiologisch unbedenk liches Salz vorliegen, das im Gegensatz zu den üblicher weise eingesetzten Konservierungsstoffen kein allergie auslösendes Potential besitzt.

Um eine einfache Herstellung und eine gute Vermischung der Komponenten A und B zu gewährleisten, können beide Komponenten dünnflüssig sein.

Zur Erzielung einer für die Anwendung geeigneten Viskosi tät des Erzeugnisses können die Komponenten A und/oder B viskositätserhöhende Inhaltsstoffe enthalten, welche vorzugsweise durch chemische Reaktion, zum Beispiel Salz bildung, für eine Erhöhung der Viskosität nach dem Ver mischen sorgen.

Als Beispiel für ein geeignetes, verdickend wirkendes und physiologisch unbedenkliches Salz sei Natriumchlorid ge nannt, welches zum Beispiel aus Salzsäure und Natronlauge gebildet werden kann.

Beide Komponenten A und B können auch unterschiedlich ge färbt sein, um nach der Vereinigung der Komponenten die gewünschte Mischfarbe zu erhalten. Eine Farbänderung nach dem Vermischen kann auch durch den Einsatz pH-abhängiger Farbstoffe erzielt werden, wobei durch die pH-Änderung ein Farbumschlag erfolgt. Dieser Farbumschlag kann als Indikator für die optische Kontrolle für die richtige Vermischung herangezogen werden. Als Beispiel für einen geeigneten Farbstoff sei Food Green 3 (C. I. 42 053) ge nannt, wobei durch die pH-Änderung ein Farbumschlag von Violett nach Türkis erfolgt.

Um eine pH-Stabilität, insbesondere der alkalischen Kom ponente, zu sichern, oder um eine ausreichend genaue Ein haltung des pH-Wertes nach dem Vermischen zu gewährlei sten, können die Komponenten A und/oder B entsprechend gepuffert sein, zum Beispiel mit Glycin-, Phosphat-, Citrat- oder anderen üblichen Puffern, welche je nach dem gewünschten pH-Bereich ausgewählt werden.

In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung kann das erfindungsgemäße Erzeugnis dergestalt vorliegen, daß eine der Komponenten A oder B flüssig ist, während die andere Komponente in fester Form vorliegt. Gegenstand der Anmeldung ist daher auch ein vor Verderbnis geschütztes flüssiges Erzeugnis, welches in Form von zwei Komponenten A und B vorliegt, die nach dem Vermischen das gebrauchs fertige Erzeugnis ergeben, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente A flüssig ist und einen pH-Wert von 0 bis 3 besitzt und die Komponente B fest ist und eine Base enthält, oder die Komponente B flüssig ist und einen pH- Wert von 10 bis 14 aufweist und die Komponente A fest ist und eine Säure enthält.

Dabei kann die feste Komponente beispielsweise als Pulver, Granulat oder in Tablettenform vorliegen.

Als Beispiel für eine als feste Komponente geeignete Säure sei Zitronensäure genannt, während als geeignete feste Base beispielsweise Natriumhydroxid eingesetzt werden kann.

Es ist jedoch auch möglich, eine flüssige Säure oder Base mit einem geeigneten Trägermaterial zu vermischen, und dieses Gemisch, beispielsweise als Granulat, als feste Komponente in dem vorliegenden Erfindungsgegenstand einzusetzen.

Verfahren zum Schutz eines flüssigen Erzeugnisses vor Verderbnis, wobei man das flüssige Erzeugnis in Form von zwei getrennten Komponenten A und B bereitstellt und die Komponenten vor dem Gebrauch zum gebrauchsfertigen Erzeugnis vermischt, dadurch gekennzeichnet, daß man die Komponente A auf einen pH-Wert von 0 bis 3 und die Kompo nente B auf einen pH-Wert von 10 bis 14 einstellt.

Dabei können die beiden Komponenten beispielsweise in einen 2-Kammer-Behälter abgefüllt werden, welcher so konstruiert ist, daß sich die Komponenten A und B beim erstmaligen Öffnen selbständig miteinander vermischen, z. B. nach DE-GM 89 00 291 oder DE-PS 36 31 135.

Grundsätzlich sind beispielsweise folgende Abfüll- und Verpackungssysteme für die Herstellung, Abfüllung, An wendungen denkbar:

- Zweikammerbehälter, z. B. DE-GM 89 00 291 und DE-PS 27 53 737;
In einer geschlossenen Verpackung befinden sich zwei Kammern, wobei die eine Kammer die Komponente A und die andere Kammer die Komponente B enthält. Vor der Anwen dung werden durch eine geeignete Vorrichtung die beiden Komponenten A und B vereinigt und vermischt, wobei der Behälter noch verschlossen ist. Derartige Erzeugnisse können für eine einmalige Anwendung ausgelegt sein. Denkbar ist jedoch auch eine mehrmalige Anwendung des Erzeugnisses innerhalb einer bestimmten Aufbrauchsfrist oder bei Verwendung einer Entnahmevorrichtung, welche eine mikrobielle Kontamination bei der Anwendung weit gehend ausschließt;
- Getrennte Verpackungen für die Komponenten A oder B, wobei eine exakte Dosierung und Vermischung unmittelbar vor der Verwendung erfolgt. Die Dosierung kann bei spielsweise durch einen Portionierer auf dem Behältnis, durch Volumenmessung über Meßzylinder, bürettenähnliche Vorrichtungen oder Dosierpumpen erfolgen;
- Großpackungen mit Dosierstationen, wie sie beispielsweise von der Firma Kadus unter dem Namen Comforette® (vgl. DE-PS 33 60 060) vertrieben werden;
- Getrennte Abfüllanlagen für die Komponenten A oder B, wobei die Herstellung des Erzeugnisses durch exakte Do sierung und Vermischung in einem Behälter erfolgt, wel cher vorzugsweise mit einer Entnahmevorrichtung ausge stattet ist, welche die Kontamination des Erzeugnisses bei der Benutzung verhindert.

Während der 2-Kammerbehälter insbesondere für den Endver braucher entwickelt wurde, sind die beiden letztgenannten Behälter für die professionelle Anwendung durch den Fachmann, beispielsweise Friseur oder Her steller, geeignet.

Die nachfolgenden Beispiele sollen den Gegenstand der Er findung näher erläutern.

Beispiel 1: Haarshampoo

Komponente A:

65,00 g Natriumlaurylethersulfat (28prozentige wäßrige Lösung, unkonserviert, aus 70prozentigem Konzentrat duch Verdünnen mit Wasser hergestellt)
0,40 g Parfüm
0,10 g Lösungsvermittler
24,28 g Wasser (vollentsalzt)
0,22 g Natriumhydroxid
90,00 g

Die Komponente A ist dünnflüssig (niedrigviskos) und weist einen pH-Wert von 11,5 auf.

Komponente B:

8,00 g Wasser (vollentsalzt)
1,50 g Natriumchlorid
0,50 g Phosphorsäure (85prozentig)
10,00 g

Die Komponente B ist dünnflüssig (niedrigviskos) und be sitzt einen pH-Wert von 0,5.

Die Komponente A wird in den unteren Teil eines 2-Kammer behälters über ein in der Kosmetikindustrie übliches Füllsystem, zum Beispiel mit Hilfe eines Kolbendosierers, eingefüllt.

Sodann wird der untere Teil durch einen Stopfen ver schlossen. Anschließend wird in den oberen Teil die Kom ponente B ebenfalls, zum Beispiel mit Hilfe eines Kolben dosierers, eingefüllt und schließlich wird der 2-Kammer- Behälter mit einem Verschluß verschlossen.

Unmittelbar vor der Anwendung werden die Komponenten A und B bei geschlossenem Behälter durch Herausdrücken des Zwischenstopfens über einen Stösel vermischt. Hierbei tritt durch leichtes Schütteln Neutralisation bis zu dem gewünschten pH-Wert bei gleichzeitiger Erhöhung der Vis kosität ein und man erhält das gebrauchsfertige Haar shampoo, welches frei von Konservierungsstoffen ist und welches dennoch gegen mikrobiologische Einflüsse ge schützt war. Das so erhaltene Haarshampoo weist einen pH-Wert von 5,2 und eine Viskosität von 1000 mPa·s auf.

Beispiel 2: Kurspülung

Komponente A:

2,124 g Cetylstearylalkohol
0,810 g Laurylalkoholpolyglykolether
2,016 g Vaseline
0,378 g Natriumcetylstearylsulfat
4,500 g Betainmonohydrat
0,020 g Natriumhydroxid
0,450 g Parfümöl
0,050 g Glycin
79,652 g Wasser (vollentsalzt)
90,000 g

Die Komponente A hat eine Viskosität von 2500 mPa·s und besitzt einen pH-Wert von 11,4.

Komponente B:

1,800 g Zitronensäure, wasserfrei
8,200 g Wasser (vollentsalzt)
10,000 g

Die Komponente B ist dünnflüssig und besitzt einen pH-Wert von 1,2.

Die Herstellung des 2-Komponentenpräparats erfolgt analog Beispiel 1. Das 2-Komponenten-Präparat ist gegen mikro biologische Einflüsse geschützt und weist nach dem Ver mischen einen pH-Wert von 3,3 bei einer Viskosität von 600 mPa·s auf. Die Viskositäten wurden jeweils mit einer Viskowaage der Firma Haake mit Stab II und einem Auf lagegewicht von 10 g bei 30 Grad Celsius ermittelt.

Claims

1. Vor Verderbnis geschütztes flüssiges Erzeugnis, welches in Form von zwei Komponenten A und B vorliegt, die nach dem Vermischen das gebrauchsferti ge Erzeugnis ergeben, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente A einen pH-Wert von 0 bis 3 besitzt und die Komponente B einen pH-Wert von 10 bis 14 auf weist.

2. Erzeugnis nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente A einen pH-Wert von 0 bis 2 auf weist.

3. Erzeugnis nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn zeichnet, daß der pH-Wert der Komponente A mit Phosphorsäure oder Zitronensäure eingestellt ist.

4. Erzeugnis nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente B einen pH-Wert von 11 bis 12 aufweist.

5. Erzeugnis nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert der Komponente B mit Natriumhydroxid eingestellt ist.

6. Vor Verderbnis geschütztes flüssiges Erzeugnis, welches in Form von zwei Komponenten A und B vorliegt, die nach dem Vermischen das gebrauchsferti ge Erzeugnis ergeben, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente A flüssig ist und einen pH-Wert von 0 bis 3 besitzt und die Komponente B fest ist und eine Base enthält, oder die Komponente B flüssig ist und einen pH-Wert von 10 bis 14 aufweist und die Komponente A fest ist und eine Säure enthält.

7. Gebrauchsfertiges Erzeugnis nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es einen pH-Wert von 2,5 bis 9 aufweist.

8. Erzeugnis nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es ein kosmetisches Erzeugnis ist.

9. Erzeugnis nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß es ein Haar- oder Körperreini gungsmittel oder ein Haarpflegemittel ist.

10. Verfahren zum Schutz eines flüssigen Erzeugnisses vor Verderbnis, wobei man das flüssige Erzeugnis in Form von zwei getrennten Komponenten A und B bereitstellt und die Komponenten vor dem Gebrauch zum gebrauchs fertigen Erzeugnis vermischt, dadurch gekennzeichnet, daß man die Komponente A auf einen pH-Wert von 0 bis 3 und die Komponente B auf einen pH-Wert von 10 bis 14 einstellt.

11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß man die Komponenten A und B in einen 2-Kammer- Behälter abfüllt, welcher so konstruiert ist, daß sich die Komponenten A und B beim erstmaligen Öffnen selbständig miteinander vermischen.