DE4035323C2 - Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten Kunststoffteilen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten KunststoffteilenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
faserverstärkten Kunststoffteilen, insbesondere von mit
Geweben aus Hochleistungsfasern verstärkten
Faserverbundwerkstoffen mit sphärisch geformten komplexen
Körperkonturen.
Faserverbundwerkstoffe werden in zunehmendem Maße in der
Luft- und Raumfahrttechnik sowie im Maschinen- und
Fahrzeugbau eingesetzt.
Faserverbundwerkstoffe mit verstärkenden eingelagerten
Geweben lassen sich nach den bisher bekannten Verfahren
wirtschaftlich nur als Matten oder Platten herstellen.
Eine Verformung solcher gewebeverstärkter
Kunststoffbauteile ist nur in begrenztem Maße möglich. Da
die Verstärkungsfasern nur eine Dehnung von maximal bis
zu 3% aufweisen, bevor sie durch Sprödbruch versagen,
kann eine Verformung eines gewebeverstärkten
Kunststoffbauteils nur durch Scheren des Gewebes
erfolgen. Jedoch ist das Maß der Verformung sehr gering.
Darüber hinaus muß bei dieser Art der Verformung
berücksichtigt werden, daß sich beispielsweise bei einer
Streckung in Längsrichtung die Breite des Bauteils
verringert.
Um diese Schwierigkeiten zu umgehen und gewebeverstärkte
Bauteile mit einer ausgeprägten dreidimensionalen Kontur
herzustellen, hat man bereits versucht, vorgeformte
Gewebe auf speziellen Sondermaschinen herzustellen. Die
Handhabung und Verarbeitung dieser vorgeformten Gewebe
bereiten jedoch erhebliche zusätzliche Probleme
(Zeitschrift GAK 7/1990 Seiten 374-382).
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren anzugeben, mit dem gewebeverstärkte
Kunststoffbauteile hergestellt werden können, die um mehr
als 10%, vorzugsweise mehr als 50% durch Recken etc.
verformt werden können.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß zunächst Stränge
aus Kunststoffmaterial hergestellt werden, daß die
Stränge mit den Fasern in Form einer Wendel bewickelt
werden, daß die bewickelten Stränge zu einem Gewebe
verarbeitet werden, daß das Gewebe in einer
Kunststoffmatrix eingebettet wird und abschließend die
Kunststoffmatrix und das Gewebe zu dem Teil mit der
gewünschten Körperkontur umgeformt werden. Das Umformen
erfolgt durch Recken. Beim Reckvorgang wird die auf den
Kunststoffstrang aufgewickelte Verstärkungsfaser gereckt,
d. h. die Steigung wird unendlich groß und die Faser liegt
in dem Faserverbundwerkstoff in der optimalen gestreckten
Form vor. Die Verformung erfolgt im thermoplastischen
oder thermoelastischen Zustand, so daß sich die in der
Kunststoffmatrix befindlichen Fasern frei in dieser
bewegen können.
Das Bewickeln der Kunststoffstränge mit den hochfesten
Fasern kann in an sich bekannter Technik durch eine
Bespinnvorrichtung vorgenommen werden. Das Verarbeiten zu
dem Gewebe erfolgt auf üblichen Webmaschinen, wobei je
nach Anforderung eine Leinen-, Köper- oder Atlasbindung
bevorzugt wird. Das Einbetten des Gewebes kann durch
Kaschieren, Extrusionslaminieren oder andere
Kunststoffbeschichtungsverfahren durchgeführt werden.
Nach einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der
Erfindung wird die Faser auf einen Kunststoffstrang mit
sich veränderndem Durchmesser aufgewickelt. Alternativ
wird die Faser auf den Kunststoffstrang mit sich
ändernder Steigung bzw. Schlaglänge aufgewickelt. Beide
Vorgehensweisen bewirken, daß auf eine bestimmte Länge
des Kunststoffstranges eine unterschiedliche Länge an
Fasern aufgewickelt ist. Damit lassen sich genau
definierte "Reckreserven" in den Strang und damit das
Gewebe einbringen.
Das Gewebe kann in einem getrennten vorgeschalteten Reck-
Dehnprozeß in die gewünschte Form gebracht und
anschließend in eine Kunststoffmatrix eingebettet werden.
Vorteilhafter erscheint es jedoch, das Gewebe zunächst in
die Kunststoffmatrix einzubetten und dann den
Umformprozeß durchzuführen oder aber Einbettungs- und
Umformprozeß gleichzeitig ablaufen zu lassen. Wesentlich
ist, daß der Einbettungs- und der Umformungsprozeß bei
erhöhter Temperatur, vorzugsweise oberhalb 120°C
durchgeführt werden.
Wesentlich ist ferner, daß beim Umformvorgang alle Fasern
des Gewebes über die gesamte Fläche gereckt werden und in
gestreckter Form vorliegen, damit ein Optimum an
Verstärkung erreicht wird. Wenn in einem bestimmten
Flächenbereich die "Dehnungsreserve" eines Fadens oder
mehrerer Fäden erhalten bleibt, ist in diesem Bereich die
gewünschte Steifigkeit nicht vorhanden. Außerdem besteht
die Gefahr, daß die Kunststoffmatrix unter Belastung zu
fließen beginnt.
Durch die o.a. Möglichkeit, während des Umspinnens der
Verstärkungsfaser um den Kunststoffstrang die Steigung
der Verstärkungsfaser zu verändern und damit
unterschiedliche Reckreserven vorzugeben, lassen sich im
Gewebe Flächenbereiche mit unterschiedlichen
Reckreserven, d. h. unterschiedlicher Verformbarkeit
herstellen. Diese Vorgehensweise ist besonders
vorteilhaft bei der Serienherstellung von Artikeln aus
Faserverbundwerkstoffen.
Häufig ist es von Vorteil, mehrere Lagen des reckbaren
Gewebes in die Matrix einzubetten, um eine für die
unterschiedlichsten Belastungsfälle geeignete
Verstärkung in das Material einzubringen.
Die Gewebeart und die Dichte des Gewebes können frei
gewählt und auf den Bedarfsfall ausgerichtet werden. Als
Verstärkungsfaser kann nahezu jedes beliebige spinn- oder
wickelbare Material verwendet werden, z. B. Textil, Glas,
Kohlenstoff, Metall bzw. auch Kombinationen aus diesen
Materialien. Die Verstärkungsfaser kann dabei in
gefachter oder gezwirnter Form vorliegen.
Die Kett- und Schußfäden des Gewebes haben vorzugsweise
Bewicklungen aus unterschiedlichen Verstärkungsfäden,
damit eine optimale Anpassung bei unterschiedlichen
Belastungsrichtungen zu erzielen ist.
Die Erfindung ist anhand der in den Fig. 1 bis 4
schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele näher
erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 einen mit einer Faser umwickelten Kunststoffstrang, mit
wechselnder Steigung des aufgewickelten Fadens,
Fig. 2 einen Kunststoffstrang mit Abschnitten
unterschiedlichen Durchmessers,
Fig. 3 ein Band aus einer Kunststoffmatrix, in welcher ein
Gewebe aus Kunststoffsträngen nach Fig. 1 oder Fig. 2
eingebettet ist,
Fig. 4 ein verformtes faserverstärktes Kunststoffbauteil.
Die Fig. 1 zeigt einen Kunststoffstrang 1, z. B. aus
Polyethylen, der mit einer Faser 2 wendelartig bewickelt
ist. Die Faser 2 besteht aus einem hochfesten Material
und ist beispielsweise eine Glas-, Kohlenstoff-, Metall-
oder Textilfaser, wie z. B. eine Baumwollfaser. Auch
Fasern aus hochwertigem Kunststoff, wie z. B. Polyaramid
sowie eine kombinierte Faser aus unterschiedlichen
Einzelfasern ist denkbar. So könnte die Faser 2
beispielsweise aus Glasfasern und Metallfasern, die
miteinander verzwirnt oder gefacht sind, aufgebaut sein.
Der mit der Faser 2 bewickelte Strang 1 ist dehnbar,
insbesondere bei Temperaturen oberhalb des
Erweichungspunktes des Strangmaterials, und zwar in einem
Ausmaß, bis die an sich nicht dehnbare Faser 2 in
gestrecktem Zustand vorliegt. Durch die wendelförmige
Anordnung der Faser 2 auf dem Strang 1 entsteht somit
eine "Dehnungsreserve". Die Größe der Dehnungsreserve ist
abhängig von der Steigung mit welcher die Faser 2 auf den
Strang 1 aufgewickelt ist und vom Durchmesser des
Stranges 1.
Insbesondere bei größeren Steigungen können auch mehrere
Fasern 2 auf den Strang 1 aufgewickelt sein.
Die Faser 2 kann in bestimmten Bereichen mit kürzerer
Steigung wie bei 2a dargestellt und in anderen Bereichen
wie bei 2b mit größerer Steigung aufgewickelt werden.
Dadurch entstehen unterschiedliche Dehnungsreserven.
Derartige unterschiedliche Dehnungsreserven können auch
dadurch erzeugt werden, daß die Faser 2 auf einen Strang
1 mit Bereichen größeren und kleineren Durchmessers 1a
und 1b aufgewickelt wird (Fig. 2).
Der Strang 1 wird in nicht dargestellter Weise durch
Extrusion von z. B. Polyethylen hergestellt und wird in
einem nächsten Arbeitsgang mit der Faser 2 bzw. den
Fasern 2 umsponnen. Die umsponnenen Stränge 1 werden dann
zu einem Gewebe verarbeitet. Durch geeignete Anordnung
der Bereiche 1a bzw. 2a mit größerer Dehnungsreserve läßt
sich ein Gewebe herstellen, welches Bereiche mit größerer
Verformbarkeit aufweist.
Das Gewebe wird in an sich bekannter Weise durch
Extrusionslaminieren durch Kaschieren oder ähnliche
bekannte Verfahren in einer Matrix 3 aus
thermoplastischem Kunststoff eingebettet (Fig. 3). Bei diesem
Vorgang wird das Material des Stranges 1 mit dem
Matrixmaterial verschweißt bzw. verschmolzen. Wird für
den Strang 1 das gleiche Material verwendet wie für die
Matrix 3, so wird der Strang 1 in die Matrix 3
eingebettet und ist als gesonderter Strang nicht mehr
auszumachen. Die Faser 2 bzw. die Fasern verlaufen in
Form einer Wendel in der Matrix 3. Aus einem so
hergestellten Bauteil - wie es z. B. in Fig. 3
dargestellt ist - lassen sich beispielsweise
dreidimensional verformte Gegenstände aus Kunststoff
herstellen, die eine Gewebeverstärkung aufweisen.
In Fig. 4 ist ein Gegenstand im Schnitt dargestellt, der
eine halbkreisförmige Ausbeulung 4 aufweist. Sowohl die
Kett- als auch die Schußfäden liegen in dem fertig
verformten Bauteil in allen Bereichen in gestreckter Form
vor. Um dies zu erreichen, wird man zunächst mittels
eines geeigneten nicht dargestellten Formwerkzeuges nach
einer Erwärmung des zu verformenden Bereichs auf eine
Temperatur oberhalb des Erweichungspunktes des
Kunststoffes die Ausbeulung 4 erzeugen. Anschließend
werden die ebenfalls aufgeheizten Bereiche 5 biaxial
gereckt, während die Ausbeulung in der Form verbleibt.
Ein anderes Anwendungsgebiet der Erfindung liegt in der
Herstellung großflächiger gewebeverstärkter
Kunststoffbänder bzw. -platten, die sich auf andere Weise
nur mit großem Aufwand herstellen lassen.
Man geht deshalb von einem Gewebe aus, dessen Kett- und
Schußfäden eine Dehnungsreserve von ca. 300% aufweisen.
Das Gewebe mit einer Abmessung von z. B. 1,5 m × 1,5 m
wird in einer Kunststoffmatrix eingebettet. Anschließend
wird das Werkstück biaxial bis auf eine Abmessung von
4,5 m × 4,5 m gedehnt. Auf Beschichtungsanlagen für
großflächige Teile kann auf diese Weise verzichtet
werden.
Für manche Anwendungsfälle kann es von Vorteil sein,
wenn das gewebeverstärkte Bauteil abschließend einer
Vernetzung unterworfen wird.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten
Kunststoffteilen, insbesondere von mit Geweben aus
Hochleistungsfasern verstärkten
Faserverbundwerkstoffen mit sphärisch geformten
komplexen Körperkonturen, dadurch gekennzeichnet,
daß
zunächst Stränge aus Kunststoffmaterial hergestellt werden,
die Stränge mit den Fasern in Form einer Wendel bewickelt werden,
die bewickelten Stränge zu einem Gewebe verarbeitet,
das Gewebe in einer Kunststoffmatrix eingebettet und
abschließend die Kunststoffmatrix und das Gewebe zu dem Teil mit der gewünschten Körperkontur umgeformt werden.
daß
zunächst Stränge aus Kunststoffmaterial hergestellt werden,
die Stränge mit den Fasern in Form einer Wendel bewickelt werden,
die bewickelten Stränge zu einem Gewebe verarbeitet,
das Gewebe in einer Kunststoffmatrix eingebettet und
abschließend die Kunststoffmatrix und das Gewebe zu dem Teil mit der gewünschten Körperkontur umgeformt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Faser auf einen Kunststoffstrang mit sich
veränderndem Durchmesser aufgewickelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Faser auf den Kunststoffstrang mit sich
ändernder Steigung aufgebracht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gewebe zunächst in eine der
Körperkontur entsprechende Form gebracht und
anschließend in eine Kunststoffmatrix eingebettet
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Einbett- und
Verformungsvorgang gleichzeitig erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Einbett- und/oder
Verformungsvorgang bei einer Temperatur von zumindest 120°C,
vorzugsweise 150°C erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß bei dem Umformvorgang alle
Fasern des Gewebes in eine nahezu gestreckte Form
gebracht werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß mehrere Lagen des Gewebes
übereinander in der Kunststoffmatrix angeordnet
werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß das in der Kunststoffmatrix
eingebettete Gewebe zumindest in einer Richtung um
mehr als das 3fache gereckt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Kett- und Schußfäden des
Gewebes aus Kunststoffsträngen mit einer Bewicklung
aus unterschiedlichen Fasern aufgebaut werden.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19904035323 DE4035323C2 (de) | 1990-11-07 | 1990-11-07 | Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten Kunststoffteilen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904035323 DE4035323C2 (de) | 1990-11-07 | 1990-11-07 | Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten Kunststoffteilen |
Publications (2)
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DE4035323A1 DE4035323A1 (de) | 1992-05-14 |
DE4035323C2 true DE4035323C2 (de) | 1994-01-27 |
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DE19904035323 Expired - Fee Related DE4035323C2 (de) | 1990-11-07 | 1990-11-07 | Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten Kunststoffteilen |
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Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102010056239A1 (de) * | 2010-10-26 | 2012-04-26 | Rehau Ag + Co. | Verfahren zur Herstellung von endlosfaserverstärkten Kunststoffprofilen aus thermoplastischen Kunststoffen |
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1990
- 1990-11-07 DE DE19904035323 patent/DE4035323C2/de not_active Expired - Fee Related
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Publication number | Publication date |
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DE4035323A1 (de) | 1992-05-14 |
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