DE3904513A1 - Verfahren zum desinfizieren und/oder sterilisieren - Google Patents
Verfahren zum desinfizieren und/oder sterilisierenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Desinfizieren
und/oder Sterilisieren von Gegenständen mit den
Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruchs 1.
Im Bereich der Medizin bzw. der Pharmazie ist es oftmals erforderlich,
die dort verwendeten Gegenstände, wie beispielsweise
medizinische Geräte und Instrumente, pharmazeutische
Materialien, Reinraumartikel, Ampullen, Verpackungen, Operationswäsche,
Bekleidungsteile o. dgl., zu desinfizieren
bzw. sterilisieren. Hierbei wird üblicherweise unter Desinfizieren
das Unschädlichmachen von Keimen, Mikroorganismen,
Bakterien o. dgl., verstanden, so daß hierdurch keine
Krankheiten mehr übertragen werden können, während unter
Sterilisieren das absolute Abtöten dieser Krankheitsüberträger
verstanden wird. Ein derartiges Desinfizieren bzw.
Sterilisieren ist bei den vorstehend genannten Gegenständen
deswegen erforderlich, da ansonsten bei operativen Eingriffen
oder medizinischen Behandlungen die zuvor genannten
Krankheitsüberträger auf den jeweils behandelten Menschen
übertragen werden. Ferner werden insbesondere in der pharmazeutischen
Industrie hohe Anforderungen an die Keimfreiheit
gestellt, so daß bestimmte Produkte nur in speziell
abgeschirmten, desinfizierten Bereichen hergestellt und
verpackt werden können, wobei diese Bereiche allgemein als
Reinräume bezeichnet werden. In diesen Reinräumen tragen die
dort beschäftigten Mitarbeiter eine spezielle Kleidung, die
ständig desinfiziert bzw. sterilisiert wird und somit keine
Krankheitserreger bzw. Keime oder Pilze über die Bekleidung
in die Reinräume eingetragen werden können.
Um die zuvor genannten Gegenstände zu desinfizieren bzw.
sterilisieren, sind verschiedene Verfahren bekannt. So
werden beispielsweise medizinische Geräte und Instrumente
bzw. Ampullen und Verpackungen durch Behandlung mit Desinfektionsmitteln,
beispielsweise Formaldehyd, Ethylenoxid,
Halogen-aromatische Verbindungen, Isothiazolone oder halogenierten
Adamantan-Verbindungen, desinfiziert, wobei die
biozide bzw. bakterizide Wirkung dieser Verbindungen
unterschiedlich ist.
Ferner ist es bekannt, die zuvor aufgeführten Gegenstände
durch Heißluft oder Heißdampf zu desinfizieren bzw. zu
sterilisieren. Hierbei werden diese Gegenstände in einen
Autoklaven eingebracht und dort bei Temperaturen zwischen
etwa 140°C und etwa 180°C bis zu etwa einer Stunde behandelt.
Operationswäsche und Bekleidungsstücke für Operationsräume
bzw. Reinräume werden in der Regel dadurch desinfiziert, daß
man ebenfalls in einem Autoklaven die zuvor gewaschenen
Teile bei Temperaturen zwischen etwa 130°C und etwa 150°C
während etwa 45 Minuten bis etwa 60 Minuten mit Dampf behandelt,
wobei dem Dampf Peressigsäure oder ein anderes
Oxidationsmittel zugegeben wird.
Die zuvor beschriebenen bekannten Desinfektions- bzw.
Sterilisationsverfahren sind in ihrer Durchführung recht
zeitaufwendig. Ferner wirken die vorstehend aufgeführten
Desinfektionsmittel in der Regel nur selektiv, so daß die
Gefahr besteht, daß bestimmte Mikroorganismen nicht oder nur
ungenügend abgetötet werden. Bei der Dampfsterilisation
tritt zudem noch das Problem auf, daß insbesondere die so
behandelte Operationswäsche bzw. die Bekleidungsstücke nach
der Sterilisation noch feucht sind, so daß eine zusätzliche
Trocknung erforderlich wird.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren der angegebenen Art zur Verfügung zu stellen, durch
das Gegenstände besonders schnell und einfach desinfiziert
bzw. sterilisiert werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit
dem kennzeichnenden Merkmal des Patentanspruchs 1 gelöst.
Erfindungsgemäß wird somit ein Verfahren zum Desinfizieren
und/oder Sterilisieren vorgeschlagen, bei dem die zu desinfizierende
bzw. sterilisierenden Gegenstände in einen
Autoklaven eingebracht und dort mit einem Fluid behandelt
werden. Hierbei sieht das erfindungsgemäße Verfahren vor,
als Fluid ein überkritisches Fluid zu verwenden. Hierbei
wird unter dem Begriff überkritisches Fluid ein solches
System verstanden, bei dem der Druck und/oder die Temperatur
des Fluids oberhalb des für das jeweilige Fluid charakteristischen
kristischen Druckes, der für das jeweilige Fluid
charakteristischen kristischen Temperatur und/oder das
Volumen unterhalb des kritischen Volumens liegen. Mit anderen
Worten befindet sich somit das überkritische Fluid oberhalb
des kritischen Punktes, wobei ein derartiges System auch als
superkritisches Gas oder Flüssigkeit im superkritischen Zustand
bezeichnet wird. In diesem Zustand weist das überkritische
Fluid annähernd die Viskosität des entsprechenden
Gases und eine Dichte auf, die annäherungsweise der Dichte
des entsprechenden verflüssigten Gases entspricht.
Das erfindungsgemäße Verfahren weist eine Reihe von Vorteilen
auf. So können mit einem derartigen überkritischen Fluid
alle Gegenstände, d. h. beispielsweise medizinische Geräte,
pharmazeutische Materialien, Reinraumartikel, Instrumente, Ampullen,
Verpackungen, Operationswäsche, Bekleidungsteile, Implantate, chirurgisches
Nähmaterial o. dgl., desinfiziert und sterilisiert werden, so daß
es dabei nicht, wie beim vorstehend genannten Stand der
Technik, erforderlich ist, eine materialspezifische Desinfektions-
bzw. Sterilisationstechnik auszuwählen. Auch wird
durch Anwendung des überkritischen Fluids die Desinfektionszeit
bzw. Sterilisationszeit erheblich verkürzt, wodurch
eine weitere Vereinfachung auftritt. Da das erfindungsgemäß
vorgeschlagene überkritische Fluid zusätzlich zu seiner Desinfektions-
bzw. Sterilisationswirkung gleichzeitig noch
wegen seiner dem verflüssigten Gas vergleichbaren Dichte
eine Reinigungswirkung besitzt, kann ggf. abhängig von der
jeweiligen Verschmutzung ein vorheriges Reinigen der Gegenstände
entfallen, so daß die Desinfektion bzw. Sterilisation
mit einem Reinigen der Gegenstände zusammengefaßt ist.
Ebenso ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Gesamtenergiebilanz
in der Regel günstiger als bei den bekannten
Verfahren, so daß das erfindungsgemäße Verfahren besonders
wirtschaftlich anwendbar ist. Ferner läßt sich das zur Desinfektion
bzw. Sterilisation verwendete Fluid leicht wieder
aufbereiten, wobei es hierzu lediglich erforderlich ist, den
Druck und/oder die Temperatur des verwendeten Fluids unterhalb
des kritischen Punktes abzusenken bzw. das Volumen entsprechend
zu vergrößern, so daß das Fluid gasförmig entweicht,
wobei wirksam alle in dem Fluid noch befindlichen
lebensfähigen Mikroorganismen, wie z. B. Keime, Pilze,
Bakterien, Spore o. dgl., endgültig abgetötet werden. Somit
besitzt das erfindungsgemäß vorgeschlagene überkritische
Fluid innerhalb kürzester Zeit eine sehr hohe biozide bzw.
bakterizide Wirkung und weist zudem noch den Vorteil auf,
daß es im Vergleich zu den bekannten Desinfektionsmitteln
nicht ins Abwasser gelangt.
Abhängig von den jeweils zu desinfizierenden bzw. sterilisierenden
Gegenständen und der Art der Verschmutzung kann
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Behandlungszeit
variieren. Üblicherweise liegt sie zwischen etwa 30 Sekunden
bis etwa 10 Minuten, wobei vorzugsweise bei Behandlungszeiten
zwischen etwa 2 Minuten und etwa 5 Minuten gearbeitet
wird, da festgestellt werden konnte, daß bereits
bei diesen relativ kurzen Zeiten gute Desinfektions- bzw.
Sterilisationswerte erzielt werden konnten. Selbstverständlich
ist es möglich, beispielsweise bei stark verschmutzten
Gegenständen, bei denen die Desinfektion bzw.
Sterilisation mit der Reinigung kombiniert wird, die Behandlungszeiten
zu verlängern, beispielsweise auf Zeiten
zwischen etwa 10 Minuten und etwa 20 Minuten.
Die Desinfektions- bzw. Sterilisationstemperatur richtet
sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren einerseits nach dem
Material der zu desinfizierenden bzw. sterilisierenden
Gegenstände und andererseits nach dem jeweils verwendeten
Fluid. So können beispielsweise metallische Gegenstände, wie
z. B. chirurgische Instrumente, Geräte o. dgl., bei relativ
hohen Temperaturen behandelt werden, d. h. Temperaturen, die
in einem Bereich zwischen etwa 200° und 380°C liegen. Hierfür
gelangen dann vorzugsweise Wasser oder höhere Alkane,
insbesondere Pentan, als überkritisches Fluid zur Anwendung,
wobei Wasser im überkritischen Zustand, d. h. bei einem Druck
über etwa 220 bar und einer Temperatur über etwa 375°C
neben einem hervorragenden Sterilisationseffekt besonders
gut noch Blut oder sonstige organische Verschmutzungen
entfernt, so daß hierbei die Sterilisation mit der Reinigung
zusammenfällt. Die höheren Alkane, insbesondere Pentan,
werden dann bei Temperaturen oberhalb von etwa 200°C und
einem Druck von etwa oberhalb 35 bar verwendet, wenn das
jeweils zu sterilisierende Material gleichzeitig noch bei
der Sterilisation entfettet werden soll. Ebenso können
hierfür auch Ethan, Ethylen, Propan oder Trifluor-Chlor-
Ethan verwendet werden, wobei für das überkritische Fluid
Ethan die Behandlungstemperaturen oberhalb von etwa 35°C
und der Behandlungsdruck über etwa 50 bar, für das überkritische
Fluid Propan die Behandlungstemperatur oberhalb
etwa 100°C und der Behandlungsdruck oberhalb etwa 42 bar
und für das überkritische Fluid Trifluor-Chlor-Ethan die
Behandlungstemperatur oberhalb etwa 30°C und der Behandlungsdruck
oberhalb etwa 40 bar liegen. Eine besonders
schonende Behandlung erlaubt die Verwendung von überkritischem
Ethylen, bei dem die Behandlung insbesondere bei
einer Temperatur oberhalb von 9°C und bei einem Druck von
etwa oberhalb 50 bar durchgeführt wird.
Besonders gute Ergebnisse erzielt man mit überkritischem
Kohlendioxid bei Behandlungstemperaturen von oberhalb etwa 32°C und
einem Behandlungsdruck von etwa oberhalb von 74 bar, da
dieses überkritische Fluid sehr gute Löseeigenschaften
für eine Reihe von Verschmutzungen hat und gleichzeitig
untoxisch ist, so daß auch bei einer Undichtigkeit im Autoklaven
oder bei einer unsachgemäßen Bedienung hier keine nennenswerte
Gefahr auftritt, da in diesem Fall das überkritische Fluid als CO₂-
Gas entweicht. Auch können wegen der vorstehend genannten,
relativ niedrigen kritischen Temperatur mit überkritischem
Kohlendioxid besonders gut textile Gegenstände, wie beispielsweise
Operationswäsche, Abdecktücher, chirurgisches
Nähmaterial, Operationsbekleidung oder Reinraumbekleidung,
sterilisiert bzw. desinfiziert werden. Dies wiederum führt
dazu, daß die heute vielfach für Operations- bzw. Reinraumbekleidung
verwendete Materialzusammensetzung aus
Polyester-Baumwolle oder reinem Polyester durch eine
Baumwollbekleidung ausgewechselt werden kann. Ferner
konnte festgestellt werden, daß bei textilen Gegenständen
eine Behandlung mit überkritischem CO₂ die mechanischen
Eigenschaften der behandelten Gegenstände nicht
verändert.
Selbstverständlich ist es möglich, anstelle der einzelnen
vorstehend genannten überkritischen Fluida eine Mischung von
überkritischen Fluida zu verwenden, wobei vorzugsweise auch
binäre und terinäre Gemische eingesetzt werden. Hierdurch
wird es ermöglicht, die Eigenschaften des jeweils eingesetzten
Fluidgemisches auf die jeweiligen Anforderungen
anzupassen. Wird beispielsweise von dem eingesetzten Fluidgemisch
gefordert, daß es neben Blut auch fetthaltige Verschmutzungen
lösen soll, empfiehlt es sich, in einem derartigen
Fall mit einem binären Gemisch aus Wasser und
Alkanen, Kohlendioxid oder Trifluor-Chlor-Ethan zu arbeiten.
Selbstverständlich kann auch für diesen Zweck ein
terinäres Gemisch, beispielsweise bestehend aus Wasser,
Alkanen, Kohlendioxid und/oder halogenierten Alkanen,
verwendet werden.
Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht vor, daß dem überkritischen Fluid bzw. Fluidgemisch
ein Moderator zugesetzt wird. Hierbei werden durch
Zusatz des Moderators, der sich nicht zwangsläufig im überkritischen
Zustand befinden muß, gezielt die Eigenschaften
eines derartigen überkritischen Fluids bzw. Fluidgemisches
auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt, was insbesondere
in solchen Fällen empfehlenswert ist, bei denen die
Reinigung mit der Desinfektion bzw. Sterilisation zusammengefaßt
werden soll. So können dem überkritischen Fluid, bei
dem es sich beispielsweise um die zuvor genannten Alkane,
Fluor-Chloralkane, Ethylen oder Kohlendioxid bzw. Kohlenmonoxid
handelt, Wasser zugesetzt werden, um so leichter und
schneller Blut oder sonstige polare Substanzen von den
sterilisierenden bzw. desinfizierenden Gegenständen zu entfernen.
Eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht vor, daß als Moderator Tenside eingesetzt werden,
wobei es sich hierbei insbesondere um nichtionische und/
oder anionische Tenside handelt. Derartige Tensidzusätze
erhöhen das Reinigungsvermögen des überkritischen Fluids, so
daß beispielsweise bei Ampullen, Einmalspritzen oder
sonstigen neuen chirurgischen Instrumenten gleichzeitig mit
der Sterilisation bzw. Desinfektion diese Gegenstände von
den bei der Herstellung anfallenden Verschmutzungen gereinigt
werden können, so daß das erfindungsgemäße Verfahren
insbesondere auch zur Sterilisation bzw. Desinfektion von
steril eingepackten Einmalartikeln verwendbar ist. Selbstverständlich
sind zu diesem Zweck auch die zuvor beschriebenen
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens
einsetzbar, bei denen nur mit einem überkritischen Fluid
bzw. Fluidgemisch oder einem entsprechenden Moderatorzusatz
gearbeitet werden. Ebenso lassen sich die zuvor beschriebenen
Ausführungsformen auch zur Reinigung und/oder Desinfektion
bzw. Sterilisation von Verpackungen, beispielsweise
für medizinische Einmalartikel, Tabletten, Injektionslösungen
o. dgl., einsetzen.
Üblicherweise liegen die zuvor beschriebenen Moderatoren in
dem überkritischen Fluid bzw. Fluidgemisch in einer Konzentration
zwischen etwa 1 Vol.-% und etwa 10 Vol.-%, vorzugsweise
weise zwischen etwa 2 Vol.-% und etwa 5 Vol.-%, bezogen auf
das Volumen des überkritischen Fluids, vor.
Abhängig von der Größe des jeweils eingesetzten Autoklaven
und der zu sterilisierenden bzw. desinfizierenden Gegenstände
richtet sich auch das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
angewendete Flottenverhältnis. Üblicherweise liegt es
zwischen etwa 1 : 1 bis etwa 1 : 50, wobei ein Flottenverhältnis
zwischen etwa 1 : 5 bis etwa 1 : 20 bevorzugt wird.
Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht vor, daß man während der Behandlung, d. h. der
Sterilisation bzw. Desinfektion, das überkritische Fluid
kontinuierlich reinigt. Diese Verfahrensvariante ist insbesondere
für solche Anwendungsfälle zu empfehlen, bei denen
die Sterilisation bzw. Desinfektion mit der Reinigung der
jeweils behandelten Gegenstände kombiniert wird. In diesem
Fall empfiehlt es sich, die kontinuierliche Reinigung des
Fluids dadurch herbeizuführen, daß man das Fluid über ein
Filter leitet, das die Verunreinigungen adsorbiert. Als
Filter können dabei beispielsweise Kohle-, Kieselgel-,
Kieselgur-, Zeolithe- und Aluminiumoxidfilter verwendet
werden. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit,
eine derartige Reinigung mittels eines Filters diskontinuierlich
durchzuführen.
Zum Regenerieren des bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
verwendeten Fluids bzw. Fluidgemisches bestehen mehrere
Möglichkeiten. Neben der zuvor beschriebenen Reinigung
mittels eines Filters, bei der unter Umständen gewisse
Mikroogranismen sich noch in dem Fluid bzw. Fluidgemisch befinden,
oder zusätzlich hierzu kann das Fluid bzw. Fluidgemisch vorzugsweise
durch eine Druck- oder Temperaturerniedrigung bzw. eine
Volumenvergrößerung regeneriert werden, wobei hierbei das
überkritische Fluid bzw. Fluidgemisch in das entsprechende
Gas bzw. Gasgemisch umgewandelt.
Das expandierte Gas bzw. Gasgemisch wird dann
durch eine Temperatur- und/oder Druckerhöhung bzw.
Volumenverringerung wieder in den überkritischen Zustand
geführt und erneut verwendet. Bei dieser zweifachen
Phasenumwandlung werden selbst die noch in dem Fluid befindlichen
restlichen Mikroorganismen abgetötet, so daß das
regenerierte Fluid bzw. Fluidgemisch absolut frei von Mikroorganismen
ist. Bei einer derartigen Regenerierung des Fluids
bzw. Fluidgemisches fallen dann die Verschmutzungen als
feste Verschmutzungen bzw. flüssige Verschmutzungen an, so
daß hierbei eine zusätzliche Reinigung über ein Filter
entfallen kann.
Eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht vor, daß man zunächst in einer ersten Behandlung
die zu desinfizierenden bzw. sterilisierenden Gegenstände
reinigt, wobei hierfür ein Fluid verwendet wird, das
sich nicht im überkritischen Zustand befindet. Anschließend
wird eine zweite Behandlung mit demselben Fluid durchgeführt,
wobei hierzu durch eine Temperatur- und/oder Druckerhöhung
bzw. eine Volumenverringerung das jeweils verwendete
Fluid in den überkritischen Zustand überführt wird.
Durch diese Überführung werden alle Mikroorganismen abgetötet,
so daß die derart behandelten Gegenstände besonders
einfach und schnell von Verschmutzungen und
Mikroorganismen befreit werden können.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind in den Unteransprüchen angegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand von
zwei Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Benutzte, mit Blut und Fettgewebe verschmutzte Skalpelle
wurden in einem Autoklaven unter folgenden Bedingungen
behandelt:
Fluid: | |
überkritisches Kohlendioxid mit 4 Vol.-% Wasser | |
Behandlungszeit: | 4 Minuten |
Behandlungsdruck: | 90 bar |
Behandlungstemperatur: | 50°C |
Zuvor wurde von jedem Skalpell etwa eine Hälfte
zunächst mit Äther und anschließend mit destilliertem Wasser
gespült und die Spülflüssigkeiten aufgefangen. Nach Verdampfen
des Äthers wurde die Bakterien-Keimzeit der jeweiligen
Spüllösung bestimmt. Hierzu wurde ein Nährbodenträger,
der auf der einen Seite mit MacConkey-Agar und auf der
anderen Seite mit CLED-Agar beschichtet ist, verwendet. Zuvor
wurde der Nährbodenträger während 24 Stunden in einem
Brutschrank bei 37°C inkubiert.
Der zum Abspülen verwendete Äther und das eingesetzte Wasser
wiesen bei dem zuvor beschriebenen Test keine Keime auf.
Nach der vorstehend beschriebenen Behandlung in dem Autoklaven
wurde jeweils die zweite Hälfte der Skalpelle nur mit
Wasser abgespült, da die Skalpelle durch die Behandlung gereinigt
waren und keinerlei Blut- bzw. Fettgewebeverschmutzungen
mehr aufweisen, so daß eine Abspülung mit Äther
entfallen konnte. In den wäßrigen Spülflüssigkeiten wurden,
wie vorstehend beschrieben, die Keimzahlen durch Eintauchen
des Nährbodenträgers bestimmt.
Die Ergebnisse der Keimzahluntersuchungen sind in der nachfolgenden
Tabelle zusammengefaßt:
Bestimmung der Keimzahl | |
Keimzahl der Skalpelle vor der Behandlung im Autoklaven | |
Keimzahl des Skalpells nach der Behandlung im Autoklaven | |
Muster 1 10 · 10⁶ | <1000 |
Muster 2 1 · 10⁶ | <1000 |
Muster 3 <1 · 10⁶ | <1000 |
Muster 4 10⁶ | <1000 |
In der vorstehenden Tabelle sind die Keimzahlen pro ml
Flüssigkeitskonzentrat wiedergegeben. Hierbei wurden gleiche
Mengen an Spülflüssigkeit verwendet, die durch Vakuumdestillation
auf 1/100 der ursprünglichen Menge konzentriert
wurden.
Wie dieser Tabelle zu entnehmen ist, liegt bei allen
untersuchten vier Mustern die Keimzahl der behandelten
Skalpelle deutlich unter 1000.
Parallel hierzu wurde versucht, auf den gängigen Agar-
Nährböden die in der Spülflüssigkeit der behandelten Skalpelle
eventuell noch vorhandenen Mikroogranismen anzuzüchten, wofür zu
diesem Zweck eine Reihe von Nährböden beimpft wurden. Anschließend
wurden die beimpften Nährböden 25 Tage bei 37°C
inkubiert und visuell ausgewertet. Bei keinem der Nährböden
konnte ein Wachstum von Bakterien oder Schimmel festgestellt
werden.
Um die sterilisierende Wirkung des erfindungsgemäßen Verfahrens
auf Mikroorganismen quantitativ zu überprüfen,
wurden verschiedene geimpfte Kulturen hergestellt. Hierbei
handelte es sich um Kulturen der nachfolgend wiedergegebenen
Mikroorganismen:
Alternaria dianthicola,
Aspergillus niger,
Aureobasidium pullulans,
Candida albicans,
Cladosporium resinae,
Penicillium funiculosum,
Bacillus subtilis,
Staphylococcus aureus,
Staphylococcus epidermidis,
Escherichia coli,
Proteus mirabilis,
Proteus vulgaris,
Chlorella pyronoidosa,
Scenedesmus obliquus.
Aspergillus niger,
Aureobasidium pullulans,
Candida albicans,
Cladosporium resinae,
Penicillium funiculosum,
Bacillus subtilis,
Staphylococcus aureus,
Staphylococcus epidermidis,
Escherichia coli,
Proteus mirabilis,
Proteus vulgaris,
Chlorella pyronoidosa,
Scenedesmus obliquus.
Die so geimpften Kulturen wurden nach Anzüchten der vorstehend
genannten Mikroorganismen geteilt und die Hälfte der
Kultur in einen Autoklaven eingebracht und dort wie folgt
behandelt:
Fluid: | |
überkritisches Ethan | |
Behandlungszeit: | 2 Minuten |
Druck: | 50 bar |
Temperatur: | 35°C |
Weiterhin wurde eine weitere Probe der vorstehend genannten
angezüchteten Mikroorganismen der Behandlung mit einem
anderen Fluid unterworfen. Hierbei handelte es sich um das
Fluid: | |
überkritisches Ethylen | |
Behandlungszeit: | 2 Minuten |
Druck: | 55 bar |
Temperatur: | 15° |
Nach der Behandlung wurden die unbehandelte Probe sowie die
beiden behandelten Proben in einem Brutschrank bei 37°C
während fünf weiterer Tage aufgewahrt. Hierbei zeigte sich,
daß nur die Mikroorganismen der nicht behandelten Proben
üppig auf dem Nährboden wuchsen, während keiner der vorstehend
aufgeführten Mikroorganismen der behandelten Proben
ein weiteres Wachstum zeigten. Zur Absicherung dieses Ergebnisses
wurden von jedem behandelten Mikroorganismus eine
Probe entnommen und hiermit ein frischer Nährboden geimpft.
Selbst nach 40tägiger Aufbewahrung im Brutschrank bei 37°C
konnte kein Wachstum der auf frischen Nährboden aufgebrachten
Mikroorganismen festgestellt werden.
Die für die Sterilisation verwendeten überkritischen Fluida
wurden nach der Behandlung expandiert, und die expandierten
Gase wurden erneut aufgefangen und verflüssigt. Mit diesen
verflüssigten Gasen wurden verschiedene Nährböden geimpft.
Die geimpften Nährböden wurden bis zu 40 Tagen bei 37°C
aufbewahrt und täglich visuell überprüft. Hierbei konnte
kein Wachstum des Mikroorganismus festgestellt werden,
so daß die regenerierten Fluida frei von Mirkoorganismen
waren.
Besonders gute Ergebnisse ergab die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Desinfektion bzw. Serilisation
von elektronischen Bauteilen und Verpackungen für
kosmetische Zwecke, wobei festgestellt wurde, daß insbesondere
durch eine Behandlung mit dem überkritischen
Fluid Kohlendioxid die physikalische und chemische
Struktur der behandelten Teile nicht verändert wurde.
Dies ist insbesondere wichtig für elektronische Bauteile,
da hierbei die Gefahr besteht, daß durch eine herkömmliche
Desinfektion bzw. Sterilisation die physikalische
und/oder chemische Strukturen der behandelten Teile unerwünscht
verändert werden. Bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens für Verpackungen für kosmetische
Artikel, die in der Regel aus entsprechenden Kunststoffteilen
bestehen, trat durch Anwendungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens, insbesondere bei Verwendung von überkritischem
Kohlendioxid, keine unerwünschte Versprödung
der behandelten Verpackungen auf.
Claims (14)
1. Verfahren zum Desinfizieren und/oder Sterilisieren von
Gegenständen, insbesondere von medizinischen Geräten,
Instrumenten, pharmazeutischen Materialien, Reinraumartikeln,
Ampullen, Verpackungen, Operationswäsche, Bekleidungsteilen
o. dgl., bei dem diese Gegenstände in einem
Autoklaven mit einem Fluid behandelt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß als Fluid ein überkritisches Fluid verwendet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Gegenstände mit dem überkritischen Fluid etwa 30 Sekunden
bis etwa 10 Minuten, vorzugsweise etwa 2 Minuten bis
etwa 5 Minuten, behandelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenstände bei Temperaturen zwischen etwa
8°C und etwa 380°C sterilisiert bzw. desinfiziert werden.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Druck bei der Desinfektion
bzw. Sterilisation zwischen etwa 30 bar und etwa 330 bar
variiert.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als überkritisches Fluid Alkane,
Ammoniak, Fluor-Chlor-Alkane, Alkene, Wasser, Kohlendioxid
und/oder Kohlenmonoxid jeweils allein oder in Mischungen
eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß dem überkritischen Fluid ein
Moderator zugesetzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Moderator Wasser ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch
gekennzeichnet, daß als Moderator Tenside, insbesondere
nichtionische und/oder anionische Tenside, verwendet
werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der Moderator in dem überkritischen
Fluid in einer Konzentration zwischen etwa 1 Vol.-% und etwa
10 Vol.-%, vorzugsweise zwischen etwa 2 Vol.-% und etwa
5 Vol.-%, vorhanden ist.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gegenstände in einem Flottenverhältnis
zwischen etwa 1 : 1 bis etwa 1 : 50, vorzugsweise
zwischen etwa 1 : 5 bis 1 : 20, sterilisiert
bzw. desinfiziert werden.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß während der Behandlung das
überkritische Fluid kontinuierlich gereinigt wird.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das zur Sterilisation bzw. Desinfektion
verwendete Fluid durch Expansion regeneriert wird.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß während der Behandlung der Druck,
die Temperatur und/oder das Volumen des Fluids verändert
wird.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß eine erste Behandlung mit einem
nicht überkritischen Fluid und anschließend eine zweite
Behandlung mit demselben Fluid im überkritischen Zustand
durchgeführt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893904513 DE3904513A1 (de) | 1989-02-15 | 1989-02-15 | Verfahren zum desinfizieren und/oder sterilisieren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893904513 DE3904513A1 (de) | 1989-02-15 | 1989-02-15 | Verfahren zum desinfizieren und/oder sterilisieren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3904513A1 true DE3904513A1 (de) | 1990-08-16 |
Family
ID=6374118
Family Applications (1)
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