DE3727011A1 - Chemisch modifiziertes insulin enthaltende arzneimittel - Google Patents

Chemisch modifiziertes insulin enthaltende arzneimittel

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Description

Das Hormon Insulin ist für die Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels des Säugetierorganismus von kritischer Bedeutung. Es übt seine Wirkung an den Zielorganen durch die Besetzung spezifischer Rezeptoren aus und reguliert durch die Aktivierung spezifischer zellulärer Stoffwechselwege die Blutglucosekonzentration. Diese wird außer durch die Nahrungsaufnahme zum einen durch die Glucosebildung der Leber, zum anderen durch den Glucoseverbrauch überwiegend im Muskel- und Fettgewebe bestimmt. Bei absolutem Insulinmangel (Typ I-Diabetes) und bei verminderter Sekretion bzw. verminderter Empfindlichkeit der Zielorgane (Typ II-Diabetes) kann das Erkrankungsbild des Diabetes mellitus resultieren. Für beide Erkrankungsformen sind therapeutische Maßnahmen etabliert. Die primäre Therapie des Typ II-Diabetes stellt die Diät dar. Häufig wird bei bestehendem Übergewicht auch eine deutliche Gewichtsreduktion angestrebt. Allerdings müssen gelegentlich auch Patienten des Typ II-Diabetes mit Insulin therapiert werden, um die Blutglucosekonzentration auf ein tieferes Niveau abzusenken, damit das Risiko der Ausbildung von akuten und chronischen Komplikationen vermindert wird. Bei der herkömmlichen Insulintherapie des Typ II-Diabetes erfolgt dabei aber auch eine Stimulation der Glucoseaufnahme und des Stoffwechsels im Fettgewebe. Dies kann zu einer ungewünschten Gewichtszunahme der häufig bereits übergewichtigen Patienten führen und eine bereits bestehende Insulinresistenz verschlechtern. Es besteht daher ein Bedarf für die Schaffung eines insulinähnlich wirksamen Hormons, das entweder überwiegend die Glucoseproduktion der Leber oder die Glucoseaufnahme in das Muskelgewebe beeinflußt, d. h. im Vergleich zur Wirkung auf das Fettgewebe eine Leber-oder Muskel-spezifische bzw. präferentielle Wirkung besitzt. Auch bei besonderen Fällen des Typ I-Diabetes könnte eine Therapie mit einem organpräferentiell wirksamen Hormon wünschenswert sein.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Arzneimittel und ein Verfahren zu seiner Herstellung zu schaffen, welches als Wirkstoff ein Hormon enthält, welches hinsichtlich der Glucoseaufnahme in das Muskelgewebe, sowie der Herabsetzung des Blutglucosegehaltes analog zu Insulin wirkt, jedoch im Gegensatz zum Insulin eine wesentlich verringerte Stimulation der Glucoseaufnahme und des Glucosestoffwechsels im Fettgewebe bewirkt.
Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein Arzneimittel bestehend aus Des-(B25 - 30)-Hexapeptid- Insulin oder dem entsprechenden Insulin-B24-amid, das an der Amidgruppe durch einen Rest R substituiert sein kann, wobei R Alkyl mit 1 bis 6 C-Atomen, das an der kettenendständigen Position unsubstituiert ist oder einen Phenylrest trägt, bedeutet, und üblichen pharmazeutischen Zusatz-, Verdünnungs- oder/und Lösungsmitteln.
Die Verbindung Des-(B25 - 30)-Hexapeptid-Insulin ist bekannt. Sie unterscheidet sich vom natürlichen Insulin dadurch, daß die letzten 6 Aminosäuren der B-Kette des natürlichen Insulins fehlen. In der beispielsweise in Rolf Geiger, Chemie des Insulins, Chemikerzeitung, (1976) Nr. 3, 111-129, angegebenen Numerierung der Aminosäuren der Insulinketten handelt es sich hierbei um die Aminosäuren 25 bis 30 (Phe-Tyr-Tyr-Pro-Lys-Ala). Diese Verbindung ist bekannt, beispielsweise aus Scientia Sinica, Vol. XVI Nr. 1, (Feb. 1973) 61-70, G. Weitzel, F. U. Bauer, K. Eisele, Hoppe-Seylers, Z. Physiol. Chem. 357 (1976) 187-200, Q. P. Cao, D. F. Kui, Y. Z. Zhang, Nature (London) 292, 774 (1981), M. W. Riemen, L. A. Pon, F. H. Carpenter, Biochemistry 22, 1507-1515 (1983). Diese Verbindung wurde auch schon auf eine Insulinwirksamkeit untersucht und dabei gefunden, daß diese sehr gering ist und beim Deshexapeptid-Insulin nur noch 14% (Weitzel et al., Supra) bzw. 31% (Cao et al., Supra) der Wirksamkeit des natürlichen Insulins beträgt. Eine Verwendung als Arzneimittel wurde nicht in Betracht gezogen, da die Gewinnung aufwendiger als die des natürlichen Insulins, das als Ausgangsprodukt in Betracht kam, war und die Wirksamkeit entscheidend geringer gefunden wurde.
Nunmehr wurde überraschenderweise gefunden und hierauf beruht die Erfindung, daß diesen Verbindungen tatsächlich eine Insulinwirksamkeit zukommt, die praktisch der des natürlichen Insulins gleichkommt und etwa 90%, auf molare Basis bezogen, der Insulinwirksamkeit beträgt, gleichzeitig aber diese Wirksamkeit organpräferentiell ausgebildet ist und zwischen Fettgewebe einerseits, bei welchem die insulinartige Wirksamkeit entscheidend verringert ist, und den anderen insulinbeeinflußten Organen, differenziert und insbesondere hinsichtlich der Herabsetzung des Blutglucosegehaltes und der Glucoseaufnahme in das Muskelgewebe eine praktisch gleich hohe Wirksamkeit aufweist wie das natürliche Insulin selbst.
Die Verabreichung dieses Arzneimittels kann in gleicher Weise, wie es für natürliches Insulin möglich ist, durchgeführt werden.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind Arzneimittel, die Des-(B25 - B30)-Hexapeptid-Insulin, Des-(B25 - B30)- Hexapeptid-Insulinamid, bzw. die Des-Hexapeptid- Insulinamidderivate Des-(B25 - B30)-Hexapeptid-Insulin- Hexylamid, Des-(B25 - B30)-Hexapeptid-Insulin-Benzylamid, Des-(B25 - B30)-Hexapeptid-Insulin-Phenethylamid oder Des-(B25 - B30)-Hexapeptid-Insulin-(3-Phenyl)-propylamid enthalten. Die relative Bioaktivität der Amidderivate beträgt im Vergleich zu dem etwa 90% der Aktivität von natürlichem Insulin aufweisenden Des-(B25 - B30)-Hexapeptid- Insulinamid für die Verbindungen Des-(B25 - B30)-Insulin- phenethylamid 40% und für Des-(B25 - B30)-Insulin- (3′-Phenyl)-Propylamid 30% bei ebenfalls Organpreferenzieller Wirkung.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Des-(B25 - 30)-Hexapeptid-Insulin oder des entsprechenden Insulin-B24-amids, das an der Amidgruppe durch einen Rest R substituiert sein kann, wobei R Alkyl mit 1 bis 6 C-Atomen, das an der kettenendständigen Position unsubstituiert ist oder einen Phenylrest trägt, bedeutet, in einem Arzneimittel zur selektiven Behandlung von Diabetes mellitus Typ II zur Absenkung der Blutglucosekonzentration ohne wesentliche Stimulation der Glucoseaufnahme im Fettgewebe. Die Anwendung dieser Verbindungen bleibt jedoch nicht auf Arzneimittel zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ II beschränkt, sondern kann ebenfalls in bestimmten Fällen zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ I, vor allem bei übergewichtigen Patienten, angezeigt sein.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Arzneimittels zur selektiven Behandlung von Diabetes mellitus Typ II zur Absenkung der Blutglucosekonzentration ohne wesentliche Stimulation der Glucoseaufnahme im Fettgewebe, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man Des-(B25 - 30)-Hexapeptid oder ein entsprechendes -Insulin-B24-amid, das an der Amidgruppe durch einen Rest R substituiert sein kann, wobei R Alkyl mit 1 bis 6 C-Atomen, das an der kettenendständigen Position unsubstituiert ist oder einen Phenylrest trägt, bedeutet, mit üblichen pharmazeutischen Lösungs-, Verdünnungs- und Zusatzmitteln in eine Verabreichungsform konfektioniert, welche eine Verabreichung des Wirkstoffs in der gleichen molaren Menge wie bei natürlichem Insulin ergibt.
Die Darstellung der Insulinanaloga kann nach an sich bekannten Methoden (M. A. Ruttenberg (1972) Science 177, 623-626, The Shanghai Insulin Research Group (1973) Sci. Sin. 16, 61-70, The Shanghai Insulin Research Group (1974) Sci. Sin., 17, 779-792 durchgeführt werden. Prinzipiell beruhen diese Verfahren auf der Gewinnung von N-terminal geschützten, an den Carboxylgruppen der Seitenketten und der Carboxylgruppe am C-Terminus der A-Kette verestertem Des-(B23 - B30)-Insulin (= Desoctapeptid- (B23 - B30)-Insulin) durch eine Kombination enzymatischer Verfahren (hauptsächlich zur Entfernung des C-terminalen Octapeptides mit Trypsin) und chemischer Verfahren (Schutz der funktionellen Gruppen), worauf eine Ankondensation von Peptiden mittels chemischer Peptidsynthese an die einzige freie C-terminale Carboxylgruppe der B-Kette durchgeführt wird und darauffolgend alle Schutzgruppen abgespalten werden und eine partielle Reinigung durchgeführt wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Herstellung über enzymkatalysierte Peptidsynthese, z. B. nach H.-G. Gattner et al., Hoppe-Seylers J. Physiol. Chem. 361, 1135-38 (1980), M. W. Riemen et al., Biochemistry 22, 1507-1515 (1983), W. H. Fischer et al., Biol. Chem. Hoppe-Seyler 366, 521-25 (1985), S. H. Nakagawa und H. S. Tager, J. Biol. Chem., 261, 7332-7341 (1986), was zu sehr homogenen Präparaten führt, und die Überprüfung der Produkte mittels RP-HPLC. Die Darstellung der verkürzten Insulinanaloge mit Amidfunktion in C-terminaler Position wird durch Umsetzung von Boc2-Des(B23 - B30)-Insulin (Gattner et al., Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 361, 1135-1138 (1980)) mit dem entsprechenden Dipeptidamid mittels Trypsin durchgeführt, wobei Boc tert.-Butyloxycarbonyl bedeutet, und die Trennung des gewünschten Produkts von überschüssigen Des-(B23 - B30)-Insulin über Ionenaustauschchromatographie durchgeführt. Detaillierte Angaben hierzu sind im Beispiel 1 enthalten.
Des-(B25 - 30)-Insulin mit freier Carboxylgruppe in Position B24 wird durch Ankondensation des Gly-Phe-tert.- butylesters und Entfernung der Estergruppe simultan mit den Aminoschutzgruppen erhalten.
Zur Untersuchung der Wirkung der erfindungsgemäß verwendeten Insulinanaloga wurde die Stimulation des Glucosetransports an Ratten-Fettgewebszellen (Adipocyten) in vitro durch natives Insulin und Des-(B25 - 30)-Hexapeptid- insulin-B24-amid, wie in Molecular Pharmacology, 31, 279-283 (1987) beschrieben, untersucht. Fig. 1 zeigt, daß zwar sowohl mit nativem Insulin wie mit Des-(B25 - B30)-Hexapeptidinsulin-B24-amid bei sehr hoher Hormonkonzentration maximale Glucosetransportraten erreicht werden, jedoch im halbmaximalen Konzentrationsbereich natives Insulin ca. 10fach potenter als das Derivat erscheint. Dieser in vitro-Befund ist bereits in der Literatur von verschiedenen Arbeitsgruppen beschrieben worden (S. H. Nakagawa und H. S. Tager, J. Biol. Chem., 261, 7332-7341 (1986)).
Ebenso wurde die hypoglykämische Potenz von Insulin, Des-(B25 - 30)-Hexapeptidinsulin-B24-amid und Des-(B25 - 30)- Hexapeptidinsulin an der intakten narkotisierten Ratte in vivo untersucht. Narkotisierte Ratten erhielten eine steigende Menge Insulin oder eines der beiden Hormonanaloga als intravenöse Bolusinjektion (Inaugural-Dissertation U. Kramer, Fachbereich Medizin der Georg-August- Universität zu Göttingen, 1985). Die Blutzuckerkonzentration wurde danach über einen Zeitraum von 120 Minuten verfolgt.
Durch Integration der Fläche über der Blutzuckerkurve bis zum Zeitpunkt 100 Minuten nach Injektion errechnet sich die hypoglykämische Potenz. Fig. 2 zeigt, daß das Des-(B25 - 30)-Hexapeptid-Insulin-B24-amid, sowie das Des-(B25 - 30)-Hexapeptid-Insulin im Vergleich zu nativem Insulin eine ähnliche Blutzucker senkende Potenz besitzen. Ein Vergleich der Fig. 1 und 2 zeigt deutlich, daß eine Diskrepanz zwischen der stimulierenden Wirkung auf das Fettgewebe in vitro und der hypoglykämischen Potenz in vivo besteht.
In einem zweiten in vivo Untersuchungssystem wurde nun die biologische Potenz von Des-(B25 - 30)-Hexapeptid-Insulin- B24-amid im Vergleich zu nativem Insulin untersucht, ohne daß es zur Hypoglykämie kommt, die ja bekanntermaßen eine Reihe von regulatorischen Maßnahmen hervorruft und somit in der Interpretation der Daten Probleme bedingt. Das jetzt zur Anwendung gebrachte Verfahren ist gekennzeichnet durch einen sogenannten euglykämischen hyperinsulinämischen/analogämischen Clamp-Versuch an der intakten narkotisierten Ratte und in American Journal of Physiology 245, E1-E7 (1983), beschrieben. Dabei wird durch kontinuierliche Messung der Blutglucosekonzentration während einer Dauerinfusion mit dem Hormon mittels exogener Glucoseinfusion eine stabile euglykämische. d. h. dem Ausgangsniveau entsprechende Glucosekonzentration erhalten. Die erforderliche exogene Glucosemenge, die infundiert werden muß, um die Euglykämie beizubehalten, stellt ein Maß für die biologische Wirkung des untersuchten Hormons dar. Fig. 3 zeigt, daß diese Glucoseinfusionsraten im euglykämischen Clampversuch für natives Insulin und Des-(B25 - 30)- Hexapeptidinsulin-B24-amid ähnlich sind. Auch diese in vivo-Methode zeigt daher eine klare Diskrepanz zur verminderten stimulatorischen Wirkung des Des-(B25 - 30)- Hexapeptidinsulin-B24-amids an der Fettzelle.
Nach der in Biochem. J., 228, 103-110 (1985) beschriebenen Methode eines euglykämischen Hyperinsulin/analogämischen Clamp-Versuches wurde nach intravenöser Injektion von 3H-markierter 2-Deoxyglucose eine Analyse der 3H-Deoxyglucosephosphatkonzentration in diversen Zielorganen durchgeführt, wodurch ein Anhalt für individuelle Gewebewirkung des entsprechenden Hormons gewonnen werden kann. Fig. 4 zeigt die mit dieser Methode ermittelten Glucoseumsatzraten an der narkotisierten intakten Ratte ohne Hormoninfusion. Man erkennt, daß im Fett- und Muskelgewebe, einschließlich Diaphragma und Herz, nur eine geringgradige Glucoseverstoffwechselung in dieser Situation stattfindet. Der weitaus größte Teil des Glucoseumsatzes erfolgt im Gehirn (es handelt sich hierbei um 24 Stunden gefastete Ratten). Wird nun unter euglykämischen Bedingungen Insulin infundiert, so erzielt man, wie aus Fig. 5 ersichtlich, eine erhebliche Stimulation des Glucosestoffwechsels in den Muskelgeweben, insbesondere im Diaphragma und Herzen. Der Glucosestoffwechsel im Gehirn hingegen wird durch Insulin nur unwesentlich verändert. Fig. 6 zeigt, daß unter einer Infusion mit 4nmol/h/kg Des-(B25 - 30)-Hexapeptidinsulin- B24-amid eine insulinähnliche Stimulation des Glucosestoffwechsels im Diaphragma und Herzmuskel zu beobachten ist. Diese Befunde zeigen, daß natives Insulin und Des-Hexapeptid-Insulinamid in ähnlicher Weise am Diaphragma und Herzmuskelgewebe wirksam sind. Zusammenfassend wird für die hier untersuchten Derivate, bevorzugt für das Des-(B25 - B30)-Hexapeptid-Insulin- B24-amid sowie für das Des-(B25 - 30)-Hexapeptidinsulin eine nahezu identische gesamtbiologische Aktivität in vivo im Vergleich zu nativem Insulin aufgezeigt. Dies ist durch die Blutzucker senkende Wirkung sowie durch die erforderliche Glucoseinfusionsrate im euglykämischen Clamp-Versuch belegt. Gleichzeitig wird die bereits vormals beschriebene schwache Wirkung der Derivate auf die Stimulation des Glucosestoffwechsels im Fettgewebe in vitro dargelegt. Auf der Diskrepanz der Wirkung der Derivate auf das Fettgewebe im Vergleich zur in vivo Wirkung beruht ihre Anwendung zur Therapie des Diabetes mellitus.
Die folgenden Beispiele erläutert die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten Insulinanaloga.
Beispiel 1 Darstellung von Des-(B25 - 30)-Hexapeptidinsulin-B24-amid
60 mg (11,8 µmol) Boc2-Des(B23 - B30)-Insulin (erhalten nach Gattner et al., Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 361, 1135-38 (1980)) und 33 mg Gly-Phe-NH2 wurden gemeinsam in 0,5 ml Dimethylformamid, 0,5 ml Glycerin und 0,1 ml 0,01 M CaCl2-Lösung gelöst. Der pH-Wert wurde mit verdünnter Essigsäure oder NaHCO3-Lösung auf 6,5 eingestellt, dann wurden 3 mg Trypsin (Tos-Phe-CH2Cl- behandelt) zugefügt. Nach 15- bis 20stündigem Stehen bei Raumtemperatur wurde die Reaktion durch Zugabe von Essigsäure gestoppt. Trypsin und überschüssiges Peptid wurden durch Gelfiltration an Sephadex G-50 in 10% Essigsäure abgetrennt. Die Produkt und geringe Menge Edukt enthaltende Hauptfraktion wurde lyophilisiert und anschließend 1/2 Stunde mit 95% Trifluoressigsäure bei Raumtemperatur behandelt.
Dann wurde im Vakuum eingedampft und der Rückstand mit Ether verrieben, abzentrifugiert und getrocknet.
Die Trennung von gewünschtem Produkt und Des-(B23 - B30)- Insulin erfolgte durch Ionenaustauschchromatographie an DEAE-Cellulose (DE-Cellulose 52, Whatman, Säule 0,9 × 20 cm) bei pH 8 in Isopropanol/Wasser. Die Elution erfolgte mit einem linearen Gradienten an NaCl. Es wurden zu 200 ml Startpuffer (0,02 M Tris/HCl : 2-Propanol = 3 : 2) 200 ml eines Puffers gleicher Zusammensetzung gegeben, der NaCl (0,15 M) enthält. Die Flußrate war ca. 15 ml/h. Die Hauptfraktion wurde mit verdünnter Essigsäure angesäuert, im Vakuum vom organischen Lösungsmittel befreit, durch Gelfiltration an vernetztem Dextran (Sephadex G25) in 10% Essigsäure entsalzt und lyophilisiert.
Das trockene Produkt wurde in etwa 2 ml 0,1% Ammoniaklösung aufgenommen, durch Zugabe von 1% Essigsäure bei pH 5,6 isoelektrisch gefällt, nach Stehen über Nacht bei 4 abzentrifugiert, gewaschen, in Wasser aufgeschlämmt und lyophilisiert.
Ausbeute: 24,9 mg (41,5% bezogen auf Boc2-des-(B23 - B30)- insulin).
Die Charakterisierung der Insulin-Analoga erfolgte über Celluloseacetat-Elektrophorese bei pH 2,2, 4,8 sowie 8,6 durch reversed-phase HPLC an C18-Säulen in Trifluoressigsäure/ Acetonitril bzw. Ammoniumphosphat/Acetonitril (Gradientenelution), durch quantitative Aminosäureanalyse nach Totalhydrolyse (6N HCl, 24 h, 100°), sowie durch UV-Spektroskopie.
Beispiel 2 Darstellung von Des-(B25 - B30)-insulin-B24-hexylamid
Die Darstellung aus 60 mg Boc2-des(B23 - B30)-insulin und 45,8 mg (0,15 mmol) Gly-Phe-hexylamid wurde wie in Beispiel 1 beschrieben durchgeführt.
Ausbeute: 29,8 mg (48,8%)
Beispiel 3 Darstellung von Des-(B25 - B30)-insulin-B24-benzylamid
Die Darstellung aus 60 mg Boc2-des(23 - B30)-insulin und 46,7 mg (0,15 mmol) Gly-Phe-benzylamid wurde wie in Beispiel 1 beschrieben, durchgeführt.
Ausbeute: 30,1 mg (49,3%).
Beispiel 4 Darstellung von Des-(B25 - B30)-insulin-B24-phenethylamid
Die Darstellung aus 60 mg Boc2-des-(B23 - B30)-insulin und 48,8 mg (0,15 mmol) Gly-Phe-phenethylamid wurde wie in Beispiel 1 beschrieben, durchgeführt.
Ausbeute: 20,2 mg (33%).
Beispiel 5 Darstellung von Des-(B25 - B30)-insulin-B24-(3-phenyl-propylamid)
Die Darstellung aus 60 mg Boc2-des-(B23 - B30)-insulin und 50,9 mg (0,15 mmol) Gly-Phe-(3-phenyl-propylamid) wurde wie in Beispiel 1 beschrieben, durchgeführt.
Ausbeute: 31,9 mg (51,94%).
Beispiel 6 Darstellung der verkürzten Insulin-amide aus Des-(B23 - B30)- insulin ohne Schutz der N-terminalen Aminogruppen
60 mg (12,3 µmol) Des-(B23 - B30)-insulin und 100 bis 150 µmol des entsprechenden Dipeptidamids wurden unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1 mit Hilfe von Trypsin gekuppelt, nur wurde in Anlehnung an T. Kubiak und D. Cowburn, Int. J. Peptide Prot. Res. 27, 514-21 (1986) der pH-Wert auf 7,0 eingestellt. Das weitere Vorgehen war wie im Beispiel 1.
Bei der Gelfiltration an vernetztem Dextran (Sephadex G-50 f) in 10%iger Essigsäure wird neben Trypsin und überschüssigem Peptid polymeres Insulin abgetrennt, das bei der Kupplung mit ungeschütztem Des-(B23 - B30)-insulin als Nebenprodukt anfällt. Nach der Lyophilisation wird das Produkt direkt weiter verarbeitet.
Beispiel 7 Darstellung von Des-(B25 - B30)-insulin
Die Darstellung aus 60 mg Boc2-des-(B23 - B30)-insulin und 44,2 mg 0,15 mmol) Gly-Phe-tert.-butylester wurde wie in Beispiel 1 beschrieben, durchgeführt. Nach Gelfiltration und Lyophilisation wie in Beispiel 1 erfolgte vor Abspaltung der Schutzgruppen die Reinigung durch Ionenaustauschchromatographie jedoch mit dem Unterschied, daß bei der Trennung eine frühere Elution der geschützten Analoga erfolgt. Die Hauptfraktion wurde im Vakuum von organischem Lösungsmittel befreit, durch Gelfiltration an vernetztem Dextran (Sephadex G-25 f) in 10%iger Essigsäure entsalzt und gefriergetrocknet. Der trockene Boc2-des-(B25 - B30)-insulin-B24- tert.-butylester wurde zur Abspaltung der Schutzgruppen zweimal 30 Minuten mit 95%iger Trifluoressigsäure behandelt.
Dann wurde zur Trockene eingedampft, zweimal mit Ether digeriert und über Sephadex G-25 f in 10%iger Essigsäure gereinigt. Anschließend erfolgte die isoelektrische Umfällung bei pH 5,6.
Ausbeute: 25,9 mg (43,1%).
Beispiel 8 Darstellung von Des-(B23 - B25)-insulin aus freiem Des- (B23 - B30)-insulin
Die Darstellung aus 60 mg (12,3 µmol) Des-B23 - 30)-insulin und 44,2 mg Gly-Phe-tert.-butylester wurde wie in Beispiel 6 beschrieben, durchgeführt.

Claims (9)

1. Arzneimittel, bestehend aus Des-(B25 - B30)-Hexapeptid- Insulin oder dem entsprechenden Insulin- B24-amid, das an der Amidgruppe durch einen Rest R substituiert sein kann, wobei R Alkyl mit 1 bis 6 C-Atomen, das an der kettenendständigen Position unsubstituiert ist oder einen Phenylrest trägt, bedeutet, und üblichen pharmazeutischen Zusatz-, Verdünnungs- oder/und Lösungsmitteln.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Des- (B25 - B30)-Hexapeptid-insulin enthält.
3. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Des- (B25 - B30)-Hexapeptid-insulinamid enthält.
4. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Des- (B25 - B30)-Hexapeptid-insulin-hexylamid enthält.
5. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Des- (B25 - B30)-Hexapeptid-insulin-benzylamid enthält.
6. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Des- (B25 - B30)-Hexapeptid-insulin-phenethylamid enthält.
7. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Des- (B25 - B30)-Hexapeptid-insulin-(3-phenyl)-propylamid enthält.
8. Verwendung von Des-(B25 - 30)-Hexapeptid-Insulin oder des entsprechenden Insulin-B24-amids, das an der Amidgruppe durch einen Rest R substituiert sein kann, wobei R Alkyl mit 1 bis 6 C-Atomen, das an der kettenendständigen Position unsubstituiert ist oder einen Phenylrest trägt, bedeutet, als Arzneimittel zur selektiven Behandlung von Diabetes mellitus Typ II zur Absenkung der Blutglucosekonzentration ohne wesentliche Stimulation der Glucoseaufnahme im Fettgewebe.
9. Verfahren zur Herstellung eines Arzneimittels zur selektiven Behandlung von Diabetes mellitus Typ II zur Absenkung der Blutglucosekonzentration ohne wesentliche Stimulation der Glucoseaufnahme im Fettgewebe, dadurch gekennzeichnet, daß man Des-(B25 - 30)- Hexapeptid-Insulin oder ein entsprechendes Insulin-B24-amid, das an der Amidgruppe durch einen Rest R substituiert sein kann, wobei R Alkyl mit 1 bis 6 C-Atomen, das an der kettenendständigen Position unsubstituiert ist oder einen Phenylrest trägt, bedeutet, mit üblichen pharmazeutischen Lösungs-, Verdünnungs- und Zusatzmitteln in eine Verabreichungsform konfektioniert, welche eine Verabreichung des Wirkstoffs in der gleichen molaren Menge wie bei natürlichem Insulin ergibt.
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