DE3706847C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Verschleiß- und
Bruchüberwachung von rotierenden Bauteilen nach dem Oberbe
griff des Anspruchs 1.
Es ist bekannt, daß der Zustand von Werkzeugen, wie Spiralboh
rern oder Fräsern, z. B. durch mechanische Taster im Anschluß
an einen Bohr- oder Fräsvorgang überwacht wird. Hierdurch
wird ein Werkzeugbruch erkannt, so daß das Werkzeug vor
Beginn des nächsten Bearbeitungsvorgangs ausgewechselt werden
kann.
Hierbei ist jedoch von Nachteil, daß die Überprüfung des
Werkzeugzustandes erst nach Abschluß der Werkstückbearbeitung
erfolgt. Wenn ein Werkzeug bricht, dann geschieht dies aber
in der Regel noch während der Arbeitsvorschub eingeschaltet
ist. Unmittelbar nach einem Bruch können hohe Kräfte zwischen
dem Werkzeug und dem Werkstück auftreten, da die Schneid
fähigkeit des Werkzeuges nicht mehr gegeben ist. Im Fall
eines Bohrerbruchs entstehen zwischen den Bruchflächen des
Bohrers besonders hohe Kräfte, was zu folgenden Schäden und
Kostenursachen führen kann:
- - Verschweißen des Bohrerstumpfes im Werkstück und zusätz liche Mehrarbeit zu dessen Entfernung
- - Ausschußproduktion, wenn eine Behebung des Schadens nicht lohnenswert ist
- - Beschädigung der Maschine oder Dejustierung des Werkzeugs oder Werkstücks durch die auftretenden Kräfte
- - Unvorhergesehener Maschinenausfall zwecks Schadensbehebung, was zum Stillstand einer ganzen Transferstraße bzw. des Produktionsflusses führen kann.
Die bisherigen Prüfeinrichtungen auf der Basis von mechani
schen Tastern, induktiven Näherungsgebern oder optischen
Systemen, die das Werkzeug oder das bearbeitete Werkstück
nach einer Bohr- oder Fräsoperation auf ihre Geometrie über
prüfen, erfordern bekanntlich einen relativ hohen Vorrich
tungsaufwand zur Aufnahme der Fühler. Nach der Werkstückbear
beitung sind zudem für solche Prüfungen Nebenzeiten erforder
lich, um die sich die Weiterbearbeitung durch nachfolgende
Stationen verzögert.
Wenn der Werkzeugzustand während der Bearbeitung überwacht
würde, wären die beschriebenen zusätzlichen Prüfungen in
vielen Fällen nicht mehr erforderlich und die Kosten durch
Werkzeugbruch könnten vermieden werden.
Der Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zu
finden, das
- a) einen drohenden Werkzeugbruch infolge Verschleißfort schritt oder anderer Prozeßstörungen, wie schlechtem Spänefluß, noch während der Bearbeitung erkennt, oder/und
- b) im Fall eines unvorhersehbaren Bruches diesen mit einer Verzögerung von nur wenigen Millisekunden detektiert.
Zu a) Bei Spiralbohrern kann sich ein drohender Werkzeugbruch
dadurch ankündigen, daß das Werkzeug beginnt zu rattern. Die
Ursache für dieses Rattern liegt in Torsionsschwingungen des
Bohrers, die sich infolge der Wendelform des "Spiral"-Bohrers
unter anderem als periodische Längenänderungen auswirken.
Hierbei schlägt der Bohrer mit der Torsionsschwingfrequenz
hart auf dem Bohrlochgrund auf, wobei der Bohrer wiederum
zusätzlich zu Längsschwingungen angeregt wird. Diese Längs
schwingungen (Grundschwingung und Höherharmonische) liegen
bei Spiralbohrern mit normalen Längen über ca. 5 kHz bis
weit in den Ultraschallbereich hinein.
Diese starken Schwingungen führen schon nach kurzer Zeit -
ggfs. schon nach Sekunden - zum Bohrerbruch.
Zu b) Der Bruch selbst ist im allgemeinen ein Sprödbruch, der
von einer hochfrequenten Schallemission begleitet ist. Er
tritt aber nicht nur als Folge übermäßigen Verschleißes auf,
sondern kann sich sehr plötzlich durch einen Spanklammer,
beim Auflaufen auf Hartstellen, Lunker oder beim schrägen
Anbohren ereignen.
Erfindungsgemäß werden diese Zusammenhänge berücksichtigt, um
die genannte Aufgabe zu erfüllen.
Hierzu werden die ferromagnetischen Eigenschaften des Werk
zeuges, seines Spannfutters oder seines Antriebselementes
unter mechanischen Belastungen, bei Temperaturänderungen und
bei Änderungen der Abmessungen des Werkzeuges, genutzt. Im
Mittelpunkt steht hierbei die Abhängigkeit der Permeabilität
des ferromagnetischen Werkstoffes von Zug- und Druckspannun
gen, was als magnetomechanischer Effekt bezeichnet wird.
Da Werkzeugwerkstoff magnetisch sehr hart ist, befindet er
sich immer- auch schon im Neuzustand- in einem gering
magnetisierten Zustand. Die Permeabilitätsänderungen des
Werkstoffes gehen somit mit Änderungen der Magnetisierung
einher.
Wenn das Werkzeug - wie oben erläutert - durch Verschleiß
oder Prozeßstörungen beginnt, in Längsrichtung zu schwingen,
entstehen hierdurch dynamische Zug- und Druckspannungen. Das
Abwechseln von Zug- und Druckspannungen mit der Schwingfre
quenz führt zu dynamischen Änderungen der Magnetisierung des
Werkzeuges. Diese Magnetisierungsänderungen induzieren in
eine benachbart angeordnete Spule eine der Amplitude der
Magnetisierungsänderung und ihrer Frequenz proportionale
Wechselspannung. Das zu überwachende Bauteil selbst über
nimmt hierbei sozusagen die Funktion des Sensorelements.
Die Meßspule kann beispielsweise das zu überwachende Werkzeug
konzentrisch umgeben. Sie kann entweder mit dem Arbeitsvor
schub verfahren, so daß sie gegenüber dem Werkzeug immer die
gleiche Lage hat, oder aber auch ortsfest, z. B. direkt vor
der Bohrbuchse, durch die ein Bohrer oft zur Verhinderung des
"Verlaufens" beim Anbohren geführt wird, befestigt werden.
Von den mit dieser Meßspule rein passiv gemessenen hochfre
quenten Magnetisierungsänderungen wird mit einer elektroni
schen Auswerteeinheit ohne Zeitverzug die Hüllkurve gebildet.
Diese Hüllkurve verläuft bei einem störungsfreien Bearbei
tungsvorgang auf einem relativ niedrigen und gleichmäßigen
Niveau, während beim verschleißbedingten Rattern des Werkzeu
ges sehr hohe Magnetisierungsänderungen gemessen werden,
welche zur Erkennung des Werkzeugverschleißes herangezogen
werden.
Zur Werkzeubrucherkennung wird das gemessene Körperschall
signal auf seinen Frequenzinhalt untersucht. Denn im Moment
des Bruches treten wesentlich höherfrequente Signalanteile
oberhalb von 300 kHz auf, wie auch schon in der EP-OS 01 65 482,
in der ein piezoelektrischer Schallemissionaufnehmer verwendet
wird, beschrieben wurde.
In der Zeitschrift Materialprüfung (1978, Nr. 12 und 1979,
Nr. 2) beschreibt Polanschütz Messungen mit einer Spule, die
während der Dehnung einer Zugprobe konzentrisch um diese
angeordnet ist. Er benötigte für seine Messungen ein zusätz
liches Magnetfeld, welches durch zwei weitere Spulen in
Helmholtz-Anordnung erzeugt wurde. Durch die plastische Deh
nung und das Zerreißen der Zugprobe wurden nach seinen Angaben
vor allem Frequenzanteile im Bereich einer Eigenschwingung der
Probe gemessen (ca. 50 kHz). Obwohl der Meßaufbau ähnlich dem
dieser Erfindung zugrunde liegenden ist, beschreibt Polan
schütz nicht die Messung der ursächlich von einem Sprödbruch
ausgehenden Wanderwellen hohen Frequenzinhalts. Er mißt mit
seiner Meßapparatur offensichtlich nur deren Auswirkungen in
Form einer Anregung der Probe in einer Eigenschwingung.
Bei den dieser Erfindung zugrunde liegenden eigenen Messungen
lag demgegenüber die Resonanzfrequenz des Spule-Kabel-Verstär
ker-Systems oberhalb von 350 kHz, so daß die Wanderwellen
erfaßt und durch ihren Frequenzinhalt von den Eigenschwin
gungen des Werkzeuges unterschieden werden konnten. Die nur
wenige Mikrosekunden kurzen Wellen regen die Meßspule vorwie
gend in ihrer Resonanzfrequenz an. Gerade diese hochfrequente
Schwingung wird mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur
Brucherkennung ausgenutzt, indem das Verhältnis der Amplitude
diese Welle zu der Amplitude einer niedrigfrequenten Eigen
schwingung zwischen 10 und 100 kHz gebildet, und bei Über
schreiten eines zuvor festgelegten Verhältniswertes eine
Bruchmeldung erzeugt wird.
Gegenüber den genannten Druckschriften wird außerdem wegen der
ausreichenden Grundmagnetisierung fabrikneuer Werkzeuge mit
der erfindungsgemäßen Vorrichtung kein zusätzliches Magnetfeld
zur Erzielung einer ausreichenden Meßempfindlichkeit benötigt.
Verschleiß- oder Bruchmeldungen, die mit dieser Schwingungs
meßtechnik gewonnen werden, können auch fehlerbehaftet sein,
zumal es nicht immer möglich sein wird, die Eigenheiten jeder
Werkzeug/Werkstoffkombination mit ihrem Einfluß auf die Anregung
von Bohrerschwingungen vorauszusehen. Auch können elek
trische Störsignale auftreten, die insbesondere die Brucher
kennung auf der Grundlage der rein passiven Meßtechnik er
schweren.
Aus diesem Grund werden erfindungsgemäß zusätzliche Messungen
durchgeführt, die eine Verschleiß- oder Bruchmeldung auf ihre
Richtigkeit automatisch überprüfen. Die im folgenden beschrie
benen Meßtechniken dienen im wesentlichen dieser Überprüfungs
aufgabe:
Mit der selben Spule werden plötzliche Änderungen der mecha
nischen Zug- und Druckspannungen im bewegten Werkzeug, seiner
Halterung oder Antriebsspindel zusätzlich auch aktiv über eine
Induktivitätsmessung der Spule erfaßt. Die belastungsabhängi
gen Permeabilitätsänderungen des ferromagnetischen Bauteils
bewirken eine direkte Induktivitätsänderung der Spule, deren
Magnetfeld während der Messung das Bauteil durchdringt.
Wegen des relativ großen Einflusses der Temperatur des Bauteiles
auf das Meßergebnis wurde in Versuchen nur der dynamische Anteil
der Induktivität betrachtet. Bei der Induktivitätsmessung wurde
ein im 10 kHz-Bereich liegendes Wechselspannungssignal als Trä
gerfrequenz gewählt, um Änderungen der mechanischen Spannung bis
ca. 1 kHz erfassen zu können.
Es stellte sich heraus, daß insbesondere Instabilitäten des
Bearbeitungsvorgangs, wie z. B. Rattern infolge zunehmenden
Werkzeugverschleißes, beim Bohren und Fräsen gut überwacht werden
kann. Aber auch plötzliche Belastungsänderungen beim Werkzeug
bruch werden hierdurch erkannt und dienen der Bestätigung für
eine gleichzeitig gewonnene Bruchmeldung auf der Basis der
passiven Messung. Ein Bruchalarm wird erst nach einer logischen
UND-Verknüpfung beider Überwachungskanäle ausgelöst.
Als zusätzliche Sicherheit bei der Überwachung von länglichen
Werkzeugen auf Bruch ist es möglich, über eine Messung des
induktiven Widerstandes der Spule eine Aussage über eine bruchbe
dingte Verkürzung des Werkzeuges zu machen. Hierbei sind 2 Ver
fahren zu unterscheiden:
- 1. Eine den Bearbeitungsvorgang begleitende Induktivitätsmessung der Spule: Hierbei wird die sogenannte Formpermeabilität des Werkzeuges gemessen, die vom Verhältnis der Länge eines Werkzeu ges zu seinem Durchmesser abhängt. Die Formpermeabilität läßt sich ebenfalls über eine Induktivitätsmessung bei geringer Wech selfrequenz des Magnetfeldes, das das Werkzeug in seiner ganzen Länge oder zumindest bis zur wahrscheinlichen Bruchstelle durch dringen muß, erfassen. Ein durch Abbrechen plötzlich kürzeres Werkzug führt zu einer Induktivitätsverringerung der Meßspule, solange die Bruchstelle für den Fall einer Bohrerüberwachung außerhalb der Bohrung in ein ferromagnetisches Material liegt, und sich zwischen Spule und Bruchstelle keine Bohrbuchse befindet. Die Induktivitätsmessung beeinträchtigt nicht die oben beschrie bene rein passive Messung, da das zur Induktivitätsmessung erforderliche niedrigfrequente Wechselspannungssignal durch einen steilflankigen Tiefpaßfilter von der Trägerfrequenz der beschrie benen aktiven Schwingungsmessung und den rein passiv gemessenen Ultraschallschwingungen getrennt wird. Die Feldstärke zur Induk tivitätsmessung wird zudem so niedrig gehalten, daß der Magneti sierungszustand des Werkzeuges nicht beeinträchtigt wird. Der Einfluß der Werkzeugtemperatur auf die gemessene Induktivität wird mit Hilfe des statischen Anteils der parallelen Induktivi tätsmessung bei hoher Trägerfrequenz, die nur eine örtliche Durchdringung des Werkzeuges durch das Magnetfeld ergibt und damit unabhängig von der Formpermeabilität ist, in der elektro nischen Auswerteeinheit mathematisch weitgehend kompensiert.
- 2. Eine im Anschluß an den Bearbeitungsvorgang durchgeführte Induktivitätsmessung bei einer ortsfesten Halterung der Meßspule (z. B. vor einer Bohrbuchse): Hierzu wird der steile Induktivi tätsabfall der Spule beim Austritt der Werkzeugspitze aus dem Spulenquerschnitt ausgenutzt. In Verbindung mit einer Vorschub weginformation oder einer einfachen Zeitmessung während des Werkzeugrückzuges kann so sehr exakt festgestellt werden, ob das Werkzeug gebrochen ist.
Im folgenden wird der Einsatz der Meßspule in Verbindung mit noch
weiteren Verfahren zur Überprüfung der Werkzeuglänge beschrieben,
die dann zur Anwendung kommen, wenn eine Werkzeuglängenbestimmung
auf der Basis der oben beschriebenen Induktivitätsmessung nicht
möglich ist. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn die Bruchstelle
zu weit von der Spule entfernt ist, um einen meßbaren Einfluß auf
die Formpermeabilität im Spulenquerschnitt zu haben, oder wenn
das Werkzeug nicht aus dem Spulenquerschnitt gezogen werden kann.
Für diesen Fall wird nach einer auf der Basis der eingangs
beschriebenen Methoden gewonnen Bruchmeldung die Werkzeuglänge
mit dem Impuls-Laufzeit-Verfahren gemessen, wobei der Ultra
schallimpuls nicht mit einem mechanisch schwingenden Prüfkopf,
sondern über ein hochfrequentes Magnetfeld mit der gleichen,
konzentrisch um das Werkzeug angeordneten Spule aufgrund der
Magnetostriktion des Werkzeugwerkstoffes erzeugt wird.
Ein solches Verfahren zur Überprüfung von magnetostriktiven
Materialien auf Fehlstellen wurde bereits in der DD-PS 11 999 und
von Krautkrämer im Buch "Werkstoffprüfung mit Ultraschall"
(S. 161 der vierten Ausgabe) beschrieben. Die in ihrer Entstehung
noch ringförmige Ultraschallwelle breitet sich u. a. in axialer
Richtung des Werkzeuges aus und wird an seinen Enden reflektiert.
Bei Kenntnis des Abstandes des bruchgefährdeten Werkzeugendes von
der Spule kann die Laufzeit bis zu theoretischen Rückkehr des
Echos berechnet werden. Unmittelbar nach Aussenden des Ultra
schallimpulses wird die Spule auf "Empfangen" umgeschaltet, so
daß das Echo in Wechselwirkung mit dem Magnetomechanischen Effekt
in die Spule eine elektrische Spannung mit der Frequenz des
Ultraschallechos induzieren kann. Das Echo wird gegenüber den
Störsignalen der übrigen Echos, die z. B. vom rückwärtigen Ende
des Werkzeuges kommen, durch ein zeitliches Erwartungsfenster
abgegrenzt. Tritt das Echo nicht so gegenüber vorherigen
Messungen zeitlich früher auf, so muß das Werkzeug durch Bruch
verkürzt worden sein.
Neben der reinen Längenmessung kann aber auch das gesamte
Spektrum der empfangenen Echos zur Überwachung komplizierterer
Werkzeuggeometrien herangezogen werden. Hierzu wird das gesamte
Echogramm des intakten Werkzeuges als Muster abgespeichert und
mit den folgenden Echogrammen verglichen. Mit dieser Methode
lassen sich z. B. einzelne Schneidenausbrüche oder sich bildende
Risse an HSS- oder Vollhartmetallfräswerkzeugen erkennen.
Neben dieser Methode der Messung von Ultraschall-Laufzeiten
wird alternativ ein anderes Verfahren zur Überprüfung einer
Bruchmeldung eingesetzt, welches in einigen Fällen vorzuziehen
ist. Das Werkzeug wird hierbei über die Spule mit Hilfe des
magnetostriktiven Effektes in seiner Eigenschwingung angeregt.
Unmittelbar nach einer kurzzeitigen Anregung mit hoher elektri
scher Wechselspannung wird die Spule auf Empfangen umgeschaltet,
um die Frequenz des Ausschwingvorgangs des Werkzeuges zu messen.
Bei einer Veränderung der für den Werkzeugzustand typischen
Eigenfrequenz wird eine Bruchmeldung erzeugt.
Zur Absicherung einer Verschleiß- oder Bruchmeldung, die auf der
Basis der beschriebenen Schwingungsmessungen gewonnen wurde, wird
erfindungsgemäß bei kühlmittelfreien Bearbeitungen auch das fol
gende Verfahren in Verbindung mit der Meßspule eingesetzt:
Der Verschleiß eines Werkzeuges geht beim Verschleißfortschritt
mit einer Temperaturerhöhung des Werkzeuges einher. Die Permea
bilität ferromagnetischer Werkstoffe erhöht sich im allgemeinen
mit der Temperatur. Dieser Effekt wurde bereits als Störgröße bei
der aktiven Messung der Zug- und Druckspannungen genannt, wird
hier aber dazu ausgenutzt, eine verschleiß- oder auch bruchbe
dingte Temperaturerhöhung des Bohrers zu erfassen. Die Permeabi
litätsänderung kann über eine Messung der Spuleninduktivität
erfaßt werden.
Beim Bohren mit HSS-Bohrern wurden mit zunehmendem Verschleiß
temperaturbedingte Erhöhungen der Induktivität um etwa 10%
gemessen. Das Trägerfrequenzsignal wird hierbei so schwach
gewählt, daß im Fall einer Kombination mit der obigen Schwin
gungsmessung das Werkzeug nicht entmagnetisiert wird. Außerdem
zeigt die Permeabilität bei kleinen magnetischen Flußdichten die
größte Temperaturabhängigkeit. Die der Induktivität entsprechende
Meßspannung wird durch einen sehr trägen Tiefpaß geglättet, um
die dynamischen Schwankungen infolge der Werkzeugschwingungen
herauszufiltern.
Prinzipiell läßt sich die Vorrichtung in Verbindung mit den
beschriebenen Verfahren auch an Maschinenelementen aus nicht
ferromagnetischen bzw. paramagnetischen Werkstoffen einset
zen. Durch Beschichten der Maschinenelemente mit einer geeig
neten ferromagnetischen Folie oder einem galvanischen Nickel-
oder Nickel/Eisen-Überzug können die Meßeffekte an beliebigen
Werkstoffen genutzt werden, oder zu einer Verbesserung der
Meßsignalqualität bezüglich Empfindlichkeit und Reproduzier
barkeit beitragen.
Die beschriebenen Verfahren werden durch Öl oder Kühlschmier
stoff im Meßspulenquerschnitt nicht beeinflußt, da die rela
tive Permeabilität beider Medien, wie die von Luft, annähernd
gleich 1 ist.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbeson
dere darin, daß ein Werkzeugbruch durch die prozeßbegleitende
Messung vermieden werden kann. Tritt ein Bruch, z. B. durch
ein plötzliches Festhaken und Abscheren des Werkzeuges,
dennoch auf, so besteht der Vorteil darin, daß dieser Bruch
noch im Moment des Bruches erkannt wird. Während die Ver
schleißüberwachung nicht an allen Werkzeugen möglich ist,
läßt sich die Meßspule zur Brucherkennung einer Vielzahl
rotierender Werkzeuge verwenden, da der Bruch in den meisten
Fällen mit einer ausgeprägten Schallemission einhergeht.
Die beschriebenen Verfahren dienen zur gegenseitigen Überprü
fung der Messungen, um eine eindeutige und fehlalarmfreie
Meldung erzeugen zu können. So kann z. B. ein während der
Werkstückbearbeitung ausgelöster Bruchalarm sofort durch
einen Rückzug des Werkzeuges im Eilgang überprüft werden,
währenddessen die Werkzeuglänge mit einem der beschriebenen
Verfahren gemessen wird.
Der Aufwand an Sensorik beschränkt sich auf nur eine flache
Spule, da diese die Durchführung aller beschriebenen
Überwachungsfunktionen ermöglicht. Spulen lassen sich bei
einer entsprechenden Kapselung robust aufbauen, so daß sie
den mechanischen und thermischen Belastungen standhalten
können. Sollte die Meßspule, z. B. durch den Werkzeugbruch,
zerstört werden, so ist sie dank ihres einfachen Aufbaus
- wie die nachfolgende Beschreibung eines Ausführungsbei
spiels zeigt - relativ preiswert ersetzbar.
Ein weiterer Vorteil dieser Vorrichtung gegenüber den Werk
zeugprüfeinrichtungen, die das Werkzeug auf Vorhandensein
seiner Spitze abtasten, besteht darin, daß im Fall der
Spiralbohrerüberwachung auch ein geringfügiges Herausziehen
eines Bohrers aus seinem Spannfutter erkannt werden kann. Zum
Beispiel bei fortgeschrittenem Führungsfasenverschleiß und
einem noch relativ guten Haupt- und Querschneidenzustand
kommt es vor, daß die Vorschubkraft ihre Richtung umkehrt und
sozusagen das Werkstück am Bohrer zieht. Ein stückweises
Herausrutschen des Bohrers aus dem Spannfutter führt infolge
dessen zu unerwünscht größeren Bohrlochtiefen und beim Anboh
ren zu einem Aufsetzen der Bohrerspitze im Eilvorschub,
wodurch der Bohrer brechen kann.
Fig. 1 zeigt als Ausführungsbeispiel eine Meßspule, die im
wesentlichen nur aus der Spulenwicklung (1), dem Spulenkörper
(2) aus Keramik und dem Spulengehäuse (3) aus Metall besteht.
Eine als Hohlkörper ausgebildete Halterung (4) sorgt auch
beim Auftreten von Wirrspänen für eine sichere Fixierung des
Spulengehäuses (3) und schützt gleichzeitig die Meßkabel (5),
die im Inneren der Halterung (4) verlegt werden.
Der Spulenkörper (2) ist aus verschleißfester Keramik, so daß
er auf dem Bohrer ggfs. schleifen kann. Für die Qualität der
Meßsignale ist die genau konzentrische Ausrichtung der Spule
mit der Bohrerachse nicht von entscheidender Bedeutung.
Das metallene Spulengehäuse (3) übernimmt neben dem Schutz
der Spule vor Spänen und ggfs. Kühlschmierstoff auch eine
abschirmende Funktion gegenüber magnetischen Störfeldern.
Claims (8)
1. Vorrichtung zur Verschleiß- und Bruchüberwachung von
ferromagnetischen Bauteilen durch magnetinduktive Messungen,
bei der Magnetisierungs- oder Permabilitätsänderungen des
ferromagnetischen Bauteils, seines Spannfutters oder seines
Antriebselements mit einer Meßspule gemessen und elektronisch
hinsichtlich Bauteilverschleiß oder einer bauteilbruchty
pischen Veränderung ausgewertet werden, dadurch gekennzeich
net, daß
- a) die Überwachung an rotierenden Werkzeugen, insbeson dere Bohrern und Fräsern, erfolgt, und daß
- b1) zur Überprüfung einer so gewonnenen Verschleiß- oder Bruchmeldung die Änderung der Meßspuleninduktivität gemessen wird, und daß, falls es der Anwendungsfall erfordert,
- b2) über die Meßspule mit Hilfe des magnetostriktiven Effek tes Eigenschwingungen oder Ultraschallimpulse in das Werkzeug eingeleitet und deren Ausklingen bzw. Laufzeit gemessen werden.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die durch den Bearbeitungsprozeß oder Bruch des Werkzeuges
angeregten Schwingungen des Werkzeuges, seines Spannfutters
oder Antriebselements von einer hochresonanten Meßspule rein
passiv empfangen werden.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Verhältnis zwischen den Amplituden der Wanderwelle
oberhalb von 300 kHz und einer niedrigfrequenten Eigenschwin
gung des Werkzeuges, seines Spannfutters oder Antriebsele
ments bei Überschreitung eines empirisch ermittelten Wertes
zur Erkennung eines Bruches herangezogen wird.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die magnetomechanisch bedingte Permeabilitätsänderung des
durch Verschleiß oder Bruch einer erhöhten mechanischen
Spannung oder plötzlichen Spannungsänderung ausgesetzten
ferromagnetischen Werkzeuges, seines Spannfutters oder
Antriebselements mit einer Induktivitätsmessung der Meßspule
mit einer hochfrequenten elektrischen Wechselspannung im
10 kHz-Bereich erfaßt wird.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Induktivität der Meßspule mit dem Werkzeug als Kern,
das sie konzentrisch umgibt, mit einer niedrigfrequenten
Wechselspannung gemessen und hinsichtlich eines Induktivi
tätsabfalls als Kriterium für einen Bruch überprüft wird.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein längliches Werkzeug dadurch auf seine Länge überprüft
wird, daß beim Herausziehen des Werkzeuges aus dem Spulen
querschnitt der Induktivitätsabfall der Spule zur Überprüfung
der Werkzeuglänge genutzt wird.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die temperaturbedingte Induktivitätsänderung der Meßspule
mit einer niedrigfrequenten Wechselspannung erfaßt und als
Indiz für einen verschleiß- oder bruchbedingten Temperatur
anstieg ausgewertet wird.
8. Vorrichtung zur Ermöglichung der Verfahren nach Anspruch 1
bis 7 an paramagnetischen Werkzeugen, Spannfuttern bzw.
Antriebselementen, oder solchen mit zu geringer Meßempfind
lichkeit oder schlechter Reproduzierbarkeit, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Oberfläche des im Spulenquerschnitt befind
lichen Werkzeuges, Spannfutters oder Antriebselementes mit
einer galvanischen Beschichtung oder einer Folie aus ferro
magnetischem Material mit ausreichender Magnetostriktion bzw.
Temperaturempfindlichkeit der Permeabilität versehen wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873706847 DE3706847A1 (de) | 1987-03-03 | 1987-03-03 | Verfahren und vorrichtung zur induktiven verschleiss- und bruchueberwachung von bewegten maschinenelementen |
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
DE19873706847 DE3706847A1 (de) | 1987-03-03 | 1987-03-03 | Verfahren und vorrichtung zur induktiven verschleiss- und bruchueberwachung von bewegten maschinenelementen |
Publications (2)
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DE3706847A1 DE3706847A1 (de) | 1988-09-15 |
DE3706847C2 true DE3706847C2 (de) | 1989-02-16 |
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ID=6322200
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873706847 Granted DE3706847A1 (de) | 1987-03-03 | 1987-03-03 | Verfahren und vorrichtung zur induktiven verschleiss- und bruchueberwachung von bewegten maschinenelementen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3706847A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10034524B4 (de) * | 2000-07-15 | 2017-08-10 | Volkswagen Ag | Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer unfallbedingten Verformung mindestens eines Bauteils eines Kraftfahrzeugs |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE4222085A1 (de) * | 1992-07-04 | 1994-01-05 | Kloeckner Humboldt Deutz Ag | Verschleißmeßverfahren für Mahlwalzen von Walzenmaschinen |
Family Cites Families (2)
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---|---|---|---|---|
DE3404232A1 (de) * | 1984-02-07 | 1985-08-08 | Wolfgang Dipl.-Phys. Dr.-Ing. 8000 München Stengel | Zerstoerungsfreie werkstoffpruefung von ferromagnetika |
EP0165482B1 (de) * | 1984-05-18 | 1989-09-27 | Omron Tateisi Electronics Co. | Werkzeugüberwachungssystem |
-
1987
- 1987-03-03 DE DE19873706847 patent/DE3706847A1/de active Granted
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE10034524B4 (de) * | 2000-07-15 | 2017-08-10 | Volkswagen Ag | Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer unfallbedingten Verformung mindestens eines Bauteils eines Kraftfahrzeugs |
Also Published As
Publication number | Publication date |
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DE3706847A1 (de) | 1988-09-15 |
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