Hintergrund der Erfindung
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Diese Erfindung bezieht sich auf die diagnostische
Methodologie für Krankheiten mit einer arthritischen Komponente,
einschließlich rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis und
verwandten Zuständen.
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Rheumatoide Arthritis ist eine weitverbreitete chronische
Systemerkrankung, von der angenommen wird, daß sie eine
Autoimmunkomponente aufweist, siehe z. B. Kunkel und Tan, Adv.
Immunol. 4, 351-395 (1964). Ob sie Immunreaktion einleitet,
aufrechterhält oder eine Folge der Krankheit ist, wird derzeit
nicht verstanden. Bisher wurde angenommen, daß sowohl humorale
als auch zelluläre Mechanismen in den artikulären und
extraartikulären Manifestationen der Krankheit involviert sind.
Osteoarthritis ist eine Gelenkserkrankung, von der angenommen
wird, daß sie sich von rheumatoider Arthritis unterscheidet,
wobei Knochenschaden auf Knorpeldegenerierung folgt. Es wird
angenommen, daß diese Degenerierung entweder eine
Knorpelprimärerkrankung oder eine Sekundärreaktion auf stressinduzierte
Mikrofrakturen von subchondralem Knochen ist. Für beide
Krankheiten erfolgt derzeit die Unterscheidungsdiagnose auf Basis
klinischer Geschichte und radiologischer Kriterien.
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In rheumatoider Arthritis sind Immunoglobulin (Ig)-Komplexe
vorhanden, die sind klassischen antigeninduzierten
immunkomplexen in ihrer Fähigkeit ähnlich sind, den klassischen
Komplementweg zu aktivieren, Opsonisierungsaktivität von Makrophagen zu
stimulieren, Hypersensibilität vom Soforttyp auf subkutane
Injektion hervorzurufen und ähnliche Wirkungen. Diese Komplexe
bestehen ausschließlich aus Immunoglobulinen, was impliziert,
daß Immunoglobulin sowohl der "Antikörper" (rheumatoider Faktor)
als auch das "Antigen" ist. Jedoch unterscheiden sich diese
Komplexe von normalen Immunkomplexen in der geringen Affinität
der Bindungsstelle (Fab-Region von rheumatoiden Faktoren) für
die mutmaßliche Determinante, der Präferenz für homologe
Assoziation (IgG rheumatoide Faktoren) und insbesondere durch
die Tatsache, daß sich der Großteil von rheumatoiden Faktoren
(IgM, IgA, IgG) an Immunoglobulin der γ-Klasse bindet. Es wurde
daher argumentiert, daß in Patienten mit rheumatoider Arthritis
eine Strukturänderung von Immunoglobulinen der γ-Klasse (IgG)
vorliegt, die eine antigen und wahrscheinlich immunogen aktive
Subpopulation hervorruft; siehe Kunkel und Tan, supra. Daß diese
antigene Determinante tatsächlich existiert und auf die Cγ2-
Bereiche von verändertem IgG beschränkt ist, wurde durch die
Fähigkeit von rheumatoiden Faktor Fab-Gruppen, sich nur an Fc zu
binden, das einen oder beide seiner Cγ2-Bereiche trägt,
bewiesen. Diese und verschiedene andere Beweisführungen führten zu
der Ansicht, daß die Komplexe in Patienten mit rheumatoider
Arthritis Fab-Fc (IgG)-Wechselwirkungen involvieren. Es wurde
auch postuliert, daß eine Vielzahl von Immunkomplexen in
rheumatoidem Arthritisserum überwiegend, wenn nicht
ausschließlich, aus selbst-assoziiertem, verändertem IgG besteht.
D.h. jene IgG-Moleküle, die anti-IgG-Aktivität in ihrer Fab-
Region enthalten, tragen auch die Strukturanomalie auf ihrer Fc-
Region. Die Ansicht jedoch, daß diese anti-IgG-Aktivität die
Folge eines auf eine anomale IgG-Subpopulation hervorgerufenen
Autoantikörpers ist, wurde von anderen Forschern angezweifelt,
die Daten vorlegten, welche nahelegten, daß die Selbst-
Assoziation von IgG nicht die Folge von echten Antikörper-Antigen-
Wechselwirkungen war (nicht eine Autoimmunerscheinung).
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Bemühungen, die Moleküländerungen in der Fc-Region zu
untersuchen, die zu diesen Erscheinungen führen, involvierten
weitreichend die Verwendung von rheumatoiden Faktoren als die
spezifischsten verfügbaren Sonden. Jedoch zeigen IgG- und IgM-
rheumatoide Faktoren zwei verwirrende Eigenschaften. Zunächst
reagieren sie in einem großen Ausmaß nicht nur mit IgG vom
gleichen (erkrankten) Individuum, sondern auch mit IgG von normalen
Individuen und sogar anderen Arten (z. B. Kaninchen, Rhesusaffe).
Dies impliziert, daß die Fc-Bindungsstelle an etwas IgG von
Patienten mit rheumatoider Arthritis auch an IgG existiert, das
von Patienten ohne Krankheit, aber wahrscheinlich in einer
latenten Form, erhalten wurde. Zweitens ist bei einigen
Patienten anti-IgG-Aktivität mit einem großen Anteil (25%) des IgG-
Gesamtpools assoziiert und die resultierenden Komplexe machen
mehr als 50% aus. Drittens sind Wechselwirkungen rheumatoider
Faktor - IgG invariabel monovalent, trotz der allgemein
geltenden Ansicht, daß IgG ein strukturell symmetrisches Molekül ist
und daher immer eine gleiche Zahl von Determinanten aufweisen
sollte. Obwohl sterische Beschränkungen auf die Wechselwirkung
zwischen rheumatoidem Faktor und Target-IgG für diese Monovalenz
verantwortlich sein könnten, ist es möglich, daß Glykosylierung
von IgG tatsächlich viele Moleküle strukturell asymmetrisch
macht (obwohl noch tatsächlich symmetrisch in bezug auf ihre
Polypeptide). Wenn letzteres wahr wäre, könnte die
Antigendeterminante auf Fc Oligosaccharid auf gewisse Weise
involvieren.
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Es gibt keinen Beweis zugunsten von Aminosäureänderungen in
der Fc-Region von IgG von arthritischen Patienten. Verschiedene
Berichte legten jedoch nahe, daß Gesamtserum-IgG oder IgG-
rheumatoider Faktor von Patienten mit Immunkomplexerkrankungen
(rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes) in
bezug auf seinen Kohlehydratgehalt anomal ist; siehe Pope et
al., J.Immunol. 115, 365-373 (1975), Hymes et al., J.Biol.Chem.
254, 3148-3151 (1979), und Duc Dodon et al., Immunol. 42, 401-
407 (1981).
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Aus diesen Veröffentlichungen geht nicht hervor, wie die
Immunkomplexanomalie, wenn überhaupt, in diagnostischer
Methodologie auf rheumatoide Arthritis genutzt werden kann. Allgemein
verwendete Verfahren zur Diagnose von rheumatoider Arthritis
basieren auf serologischen Reaktionen. Gemäß diesen Versuchen
wird das Patientenserum mit einer Reihe von serologischen
Systemen umgesetzt, die alle γ-Globulin in gewisser Form oder
eine Komponente von Cohn-Fraktion II, erhalten aus Plasma oder
Serum, das weitgehend γ-Globulin ist, enthalten. Wenn das
Patientenserum auf die Krankheit positiv ist, bewirkt die
Anwesenheit des sogenannten rheumatoiden Faktors eine
Agglutinations- oder Immunopräzipitationsreaktion, die mit
Kontrollproben verglichen werden kann. Derartige Reaktionen können
durch verschiedene wohlbekannte definitive Versuche bestimmt
werden, die beispielsweise Elektrophorese, Coombs
(Antiglobulin)-Hämagglutinationsinhibierungstest, Präzipitinreaktion,
Geldiffusion, Immunoelektrophorese, Nephelometrie,
Radioimmunoassay und Fließzytometrie einschließen.
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Eine typische Komponente im Agglutinationstest auf
rheumatoiden Faktor involviert die Verwendung von inerten
Trägerteilchen, wie beispielsweise Latexteilchen. Dieser Test wurde
zuerst von Singer und Plotz, Amer.J.Med. 21, 888-892 (1956),
beschrieben. Modifizierungen des Latextests sind im US-Patent
3 088 875 und zahlreichen anderen Patenten und
Veröffentlichungen
beschrieben. Kommerzielle Beispiele dieser Latextests
auf rheumatoiden Faktor sind "Rapi-tex" von Behring Diagnostics,
"RA-Test" von Hyland Diagnostics und "Rheumanosticon" von
Organon Diagnostics.
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Weitere Hintergrundinformationen über diese herkömmlichen
Diagnosetests auf rheumatoide Arthritis können an Hand von Rose
und Friedman, Manual of Clinical Immunology, American Society
For Microbiology, Washington, D.C., 2. Auflage, 1980, erhalten
werden; siehe insbesondere Horan und Schenk "Flow Cytometric
Analysis of Serum Autoantibodies Applied to the Detection of
Rheumatoid Factor", Kapitel 9, S. 56-59; Agnello "Method for
Detection of Immune Complexes Utilizing Clq or Rheumatoid
Factors", Kapitel 21, S. 178-185, und Froelich und Williams
"Tests for Detection of Rheumatoid Factors", Kapitel 117, S.
871-873; siehe auch Schur "Immune-complex assays: The state of
the art", New England Journal of Med. 298 (3), 161-162 (1978).
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Trotz des wesentlichen Ausmaßes an wissenschaftlicher
Forschung auf dem Gebiet ist klar, daß kein Diagnosetest auf
rheumatoide Arthritis völlig verläßlich ist. Einem signifikanten
Prozentsatz von klassischen Patienten mit der Krankheit fehlt
der rheumatoide Faktor. Demgemäß würde ein verbessertes
Verfahren für die Diagnose von rheumatoiden Krankheiten und verwandten
Zuständen wesentliche Verwendung finden.
Kurze Beschreibung der Erfindung
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Gemäß der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Diagnose von Krankheiten mit einer arthritischen Komponente, wie
beispielsweise rheumatoider Arthritis und Osteoarthritis,
vorgesehen. Das Verfahren umfaßt die Bestimmung des Galaktosemangels
in einer Probe von Patientenblutserum oder -plasma oder
Gelenkschmiere oder einer Ig-Komponente oder eines Fragments hievon im
Vergleich mit dem entsprechenden Normalwert für Galaktose.
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Der Galaktosemangel führt zu einer Erhöhung der Anwesenheit
von nicht-reduzierenden terminalen N-Acetylglucosaminresten. So
wird die Erfindung vorzugsweise durchgeführt, indem (a) der
Prozentsatz von Ig N-verknüpften Oligosaccharidstrukturen, die eine
Außenarm-Galaktose tragen, bestimmt oder (b) der Prozentsatz von
nicht-reduzierenden terminalen Außenarm-N-Acetylglucosaminresten
bestimmt wird. Diese bevorzugten Tests können an gesamtem Ig,
wie beispielsweise IgG, oder einem Fragment hievon durchgeführt
werden. Fragmente können beispielsweise H-Kette, Fc oder
Glykopeptide oder intakte Ig-Oligosaccharide oder
Oligosaccharidfragmente, die von Ig stammen, sein.
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Illustrative Beispiele zum Durchführen der obigen Bestimmung
(a) sind: direkte enzymatische oder auf Lektin basierende Tests
auf Galaktose, wie beispielsweise
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(i) direkte enzymatische Tests auf Galaktose unter
Verwendung von exo-β-Galaktosidasen oder Galaktoseoxidase und
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(ii) Ricin communis-Agglutinin involvierende direkte
Lektintests auf Galaktose.
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Illustrative Beispiele zum Durchführen der obigen Bestimmung
(b) sind: direkte chemische, enzymatische oder auf Lektin
basierende Tests auf exponiertes N-Acetylglucosamin, wie
beispielsweise
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(i) exo-β-N-Acetylhexosaminidasen involvierende direkte
enzymatische Tests auf β-N-Acetylglucosamin und
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(ii) Weizenkeimagglutinin involvierende direkte Lektintests
auf β-N-Acetylhexosamin.
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Die Erfindung kann auch durch indirekte Methoden
durchgeführt werden, wie beispielsweise Bestimmung von Änderungen des
Molgewichts oder des hydrodynamischen Volumens. D.h. die
Bestimmung kann das vollständige Sequenzieren aller komplexen
Oligosaccharide von Ig oder eines seiner obigen Fragmente, Analyse
der Profile der Asialo- oder der neutralen
Oligosaccharidfraktion von Ig oder Änderungen im Molgewicht von Glykopeptiden
von Ig und seinen Fragmenten umfassen.
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Gemäß der Erfindung wurde gefunden, daß
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1. das Ausmaß von Außenarm-Galaktose β(1-4) auf Serum-IgG in
der "Asialo"-Oligosaccharidfraktion von rheumatoider Arthritis
auf 50% (p = 0,001) und in der neutralen Oligosaccharidfraktion
von rheumatoider Arthritis auf 41% (p = 0,001) sinkt. Es gibt
eine reziproke Zunahme im Gehalt von nicht-reduzierendem
terminalen Außenarm β(1-2)-verknüpften N-Acetylglucosamin;
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2. das Ausmaß von Außenarm-Galaktose in der
Asialo-Population von Osteoarthritis auf 66 % (p = 0,002) und in der
neutralen Oligosaccharidfraktion von Osteoarthritis auf 59 % (p=0,002)
sinkt. Es gibt eine reziproke Zunahme des nicht-reduzierenden
terminalen β(1-2)-verknüpften Außenarm-N-Acetylglucosamins.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Obwohl die Beschreibung mit Ansprüchen endet, die den
Gegenstand, der als die vorliegende Erfindung bildend angesehen wird,
besonders herausstreicht und eindeutig beansprucht, wird
angenommen, daß die Erfindung aus der folgenden Beschreibung in
Verbindung mit den beiliegenden Zeichnungen besser verständlich
wird, in welchen kurz
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Fig. 1(a) die Struktur des Antikörper (IgG)-Moleküls in
schematischer Form zeigt;
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Fig. 2 die relative Größe eines Immunoglobulinbereiches und
eines voll ausgedehnten N-verknüpften komplexen Oligosaccharids
zeigt;
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Fig. 2 schematisch die Primärsequenzen der N-verknüpften
Oligosaccharide assoziiert mit menschlichem IgG zeigt. Das
hydrodynamische Volumen (gemessen in Glukoseeinheiten - g.u.
jeder Struktur (oder ihres neutralen Derivats im Falle der
ialylierten) ist angegeben. Der Schlüssel für die schematischen
Symbole ist im Rechteck darunter gezeigt. Die Verbundstruktur
ist auch von Rademacher et al., Biochem.Soc.Trans. 11, 132-134
(1983), gezeigt;
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Fig. 3 repräsentative Bio-Gel P-4 (-400)
Gelpermeationschromatogramme der Asialo-Oligosaccharide von Gesamtserum IgG
für (a) Kontroll-, (b) rheumatoide Arthritis- und (c)
osteorthritische Patienten zeigt.
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Fig. 4 das relative Vorkommen der vier Kernstrukturen der
Asialo-Oligosaccharide von Gesamtserum-IgG für Kontroll-,
rheumatoide Arthritis- und Osteoarthritispatienten in zwei
Studienreihen zeigt und
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Fig. 5 repräsentative Radioelektrophoretogramme der vom IgG
von Kontroll-, rheumatoiden Arthritis- und
Osteoarthritispatienten freigesetzten Oligosaccharide zeigt.
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Die folgenden detaillierten Beispiele illustrieren die
Erfindung weiter, obwohl klar ist, daß die Erfindung nicht auf
diese spezifischen illustrativen Beispiele beschränkt ist.
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In diesen Beispielen werden herkömmliche
Kohlehydratabkürzungen und Nomenklatur verwendet. So werden die folgenden
Symbole zum Bezeichnen von Homosaccharideinheiten und ihren
besten in Oligosacchariden verwendet:
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Glukose - Glc
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Galaktose- Gal
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Mannose - Man
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Fucose - Fuc
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Glykonsäuren, Glykuronsäuren, 2-Amino-2-desoxysaccharide und
deren N-Acetylderivate sind durch modifizierte Symbole
angegeben. Beispielsweise:
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N-Acetylglucosamin - GlcNAc
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N-Acetylneuraminsäure - NeuNAc
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Die Position und Natur von Verknüpfungen zwischen Einheiten
sind durch Ziffern und die anomeren Symbole α und β gezeigt.
Pfeile werden zum Angeben der Richtung der Glykosidbindung
verwendet, wobei der Pfeil vom Hemiacetalkohlenstoff der
Verknüpfung wegzeigt. Beispielsweise kann ein üblicher verzweigter Kern
in Oligosacchariden mit N-glykosidischen Proteinverknüpfungen
wie folgt dargestellt werden:
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Aminosäuren sind ebenfalls durch ihre herkömmlichen Symbole
gezeigt. Beispielsweise:
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L-Asparagin - Asn
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L-Serin- Ser
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L-Threonin - Thr
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Auch die Antikörperstruktur ist durch herkömmliche
Nomenklatur bezeichnet. Die Immunoglobulin (Ig)-Moleküle bestehen aus
leichten (L) und schweren (H) Ketten. Jede der fünf Klassen von
Ig-Molekülen weist ähnliche Gruppen von leichten Ketten auf,
aber eine antigen unterschiedliche Gruppe von schweren Ketten
auf, die mit dem entsprechenden griechischen Buchstaben
bezeichnet sind (γ Ketten in IgG, u in IgM, α in IgA, δ in IgD, ε in
IgE). Die Aminosäuresequenz der N-terminalen Homologieeinheiten
variiert zwischen Molekülen stark und ist als die variable (V)
Region bekannt im Unterschied zu der konstanten (C) Region der
Moleküle. Die N-terminalen Homologieeinheiten von leichten und
schweren Ketten sind VL bzw. VH bezeichnet. Fragmente des
durch Papaindigestion erhaltenen Antikörpermoleküls werden als
die Antigenbindungsfragmente (Fab) und das kristallisierbare
Fragment (Fc) bezeichnet, während bei Pepsindigestion erhaltene
Fragmente, die kleine Unterschiede aufweisen, Fab' (univalentes
Fragment) und F(ab')&sub2; (bivalentes Fragment) bezeichnet werden.
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Um die Erfindung zu illustrieren, wurde das
Glykosylierungsmuster von von Arthritispatienten isoliertem Gesamt-IgG im
einzelnen geprüft. Dies wurde von den Erfindern in Oxford,
Großbritannien, initiiert und dann in Gemeinschaftsstudien, die
gleichzeitig in Oxford, Großbritannien, und Tokio, Japan,
durchgeführt wurden, ausgeführt, in welchen die N-verknüpften
Oligosaccharide von Gesamtserum-IgG von verschiedenen Individuen
analysiert wurden. In beiden Studien wurden drei Gruppen von
Individuen verglichen - normale Kontrollen, osteoarthritische
und rheumatoide arthritische Individuen. Die Ergebnisse, die
eine Untersuchung von mehr als 1200 primären
Oligosaccharidsequenzen von 42 IgG-Proben erforderten, zeigen, daß der
rheumatoide Arthritiskrankheitszustand mit einer ausgeprägten
Änderung des Ausmaßes von Galaktosylierung der
Oligosaccharidsequenzen, die für menschliches IgG charakteristisch sind,
korreliert. Außerdem zeigt das Gesamtserum-IgG von Patienten mit
Osteoarthritis die gleiche Art von Mangel bei einer Höhe
intermediär zwischen dem normalen und dem rheumatoiden Zustand.
Wichtig ist, daß in keiner Krankheit der Mangel zu neuen
Oligosaccharidstrukturen führt, sondern eher zu einer Änderung der
relativen Molverhältnisse der normal vorkommenden Strukturen.
Beispiel 1: Asparaginverknüpfte Oligosaccharide von IgG
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Menschliches Serum-IgG ist ein Glykoprotein mit
durchschnittlich 2,8 N-verknüpften Oligosacchariden pro Molekül;
siehe Rademacher und Dwek, Prog.Immunology 5, 95-112 (1983).
Diese sind nicht- regellos zwischen den beiden konservierten
Glykosylierungsstellen im Fc (Asn 297) und den variablen
Glykosylierungsstellen in der Fab-Region verteilt; siehe Sox und
Hood, Proc.Natl.Acad.Sci. USA 66, 975-982 (1970), und
Spiegelberg et al., Biochemistry 9, 4217-4223 (1970). Die Paarung der
Oligosaccharide im Zwischenraum zwischen den Cγ2-Bereichen
involviert oft Oligosaccharide mit unterschiedlicher
Primärsequenz; siehe Sutton und Phillips, Biochem. Soc. Trans. 11, 130-
132 (1983). Demgemäß sind es einzelne Untergruppen von
asymmetrischen IgG-Molekülen innerhalb der IgG-Population als
ganzer. Die obigen Ausführungen werden durch Fig. 1(a) wie folgt
illustriert:
Fig. 1(a)
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Das Antikörpermolekül besteht aus zwei schweren (H) und zwei
leichten (L) Ketten, die durch Disulfidbrücken (feste Linien)
verknüpft sind, und ist in homologe Sequenzregionen (VH,
CH1, CH2, CH3) unterteilt, wovon jede eine Disulfidbrücke
innerhalb der Ketten aufweist. (Das hier gezeigte Muster der
Disulfidbrücken innerhalb der Kette ist für menschliches
Subklassen-IgG1 charakteristisch). In VH und VL stellen die
strichlierten Segmente die hypervariablen Sequenzregionen dar,
die in der dreidimensionalen Struktur miteinander die
Antigenbindungsstelle bilden. Die konservierten asparaginverknüpften
komplexen Biantennen-Oligosaccharidketten sind an Asn 297 in den
CH2-Bereichen gebunden; siehe Sutton und Phillips, supra.
Nicht-konservierte Oligosaccharidbindungsstellen sind in der
Fab-Region zu finden. Ihre Häufigkeit und Anordnung hängt von
der Anwesenheit von Asn-X-Ser-Stellen in den hypervariablen
Regionen ab; siehe Sox und Hood, supra.
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Die relativen Größen eines Immunoglobulinbereiches und eines
voll ausgedehnten N-verknüpften komplexen Oligosaccharids sind
sehr ähnlich, wie in Fig. 1(b) gezeigt; siehe auch Montreuil,
Biochem.Soc.Trans. 11, 134-136 (1983). Die Stellung des
konservierten Oligosaccharids am CH2-Bereich ist in Fig. 1(b)
gezeigt; siehe auch Spiegelberg et al., Biochemistry 9, 4217-4223
(1970). Hinsichtlich Struktur- und Konformationsanalyse von von
Immunoglobulin stammenden N-verknüpften Oligosacchariden siehe
auch Rademacher et al., Biochem.Soc.Trans. 11, 132-134 (1983),
und Rademacher und Dwek, Prog.Immunol. 5, 95-112 (1983).
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Mindestens 30 verschiedene Biantennen-Oligosaccharide vom
Komplextyp wurden aus menschlichem Serum-IgG isoliert. Sie sind
durch Fig. 2 illustriert. Um die Molverhältnisse jeder dieser
Strukturen zu vergleichen, wurde jede Gesamtserum IgG-Probe
Hydrazinolyse gemäß dem Verfahren von Takasaki et al., Methods
in Enzymology 83, 263-268, Academic Press, 1982, unterzogen, um
die Oligosaccharidgruppen intakt freizusetzen. Dann erfolgte die
Reduktion der reduzierenden terminalen N-Acetylglucosaminreste
mit NaB³H&sub4;, um jede Kohlehydratkette radioaktiv zu markieren.
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Jede markierte Oligosaccharidmischung wurde dann gründlicher
Neuraminidasedigestion unterworfen, um die Verteilung der
neutralen Strukturen zu analysieren. Diese
"Asialo"-Oligosaccharidmischungen wurden dann Bio-Gel® P-4 (-400 Mesh)
Gelpermeationschromatographie unterworfen, eine Technik, die neutrale
Oligosaccharide nur auf Basis ihrer effektiven hydrodynamischen
Volumina trennt, wie von Yamashita et al., Methods in Enzymology
83, 105-126, Academic Press, 1982, beschrieben. Bio-Gel P-4 ist
ein im Handel erhältliches porös es Polyacrylamidkügelchenharz
für Hochtrennungsgelfiltration, hergestellt durch
Copolymerisation von Acrylamid und N,N'-Methylenbisacrylamid; siehe
Hjertem und Mosbach, Anal.Biochem. 3, 109 (1962). Andere
geeignete Gelpermeationschromatographiemedien zum Trennen von
Oligosacchariden durch ihre Größen sind beispielsweise Agarosegele
und Sephadex® (vernetzte Dextran)-Gele.
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Das detaillierte Verfahren zum Durchführen der obigen
Hydrazinolyse und Gelpermeationschromatographie war wie folgt:
IgG vom Serum von jedem von 42 Individuen wurde durch Ausfällung
bei 4ºC mit Ammoniumsulfat (33%) und DE-52
Ionenaustauschchromatographie (4ºC) in 0,01 M H&sub2;PO&sub4;, pH 7,2, isoliert. DE-52 ist
eine im Handel erhältliche diäthylaminoäthylmodifizierte
Ionenaustauschzellulose in mikrogranulärer Form. Jedes gereinigte IgG
(5 mg) wurde gründlich gegen destilliertes Wasser (4ºC)
dialysiert und über Aktivkohle bei -196ºC (< 10&supmin;&sup6; Torr) kryogenisch
getrocknet. Proteinproben wurden in frisch destilliertem
wasserfreien Hydrazin 8 h bei 100ºC unter einer wasserfreien
Argonatmospshäre suspendiert. Das Hydrazin wurde durch
wiederholte (5-mal) Schnellverdampfung aus wasserfreiem Toluol
entfernt. Die Hydrazinolysate wurden durch Zusatz eines
Überschusses von Essigsäure in gesättigtem NaHCO&sub3; bei 4ºC N-acetyliert.
Nach Durchgang durch eine Säule von im Handel erhältlichem
Dowex® Ag 50 · 12 (H&spplus;-Form)-Ionenaustauscherharz zum
Entfernen von Na&spplus; wurden die Proben zur Trockene eingedampft
(27ºC), in Wasser wieder gelöst und auf Whatman 3
MM-Chromatographepapier aufgebracht. Danach wurde absteigende
Papierchromatographie (27ºC) unter Verwendung von n-Butanol:
Äthanol:Wasser (4:1:1, V/V) (Lösungsmittel I) durchgeführt. Nach
48 h wurden die ersten 5 cm mit H&sub2;O eluiert. Die so isolierten
Oligosaccharide wurden schnell zur Trockene eingedampft (27ºC)
und mit einem 5-fachen Überschuß von NaB³H&sub4; (7,6 Ci mMol&supmin;¹, New
England Nuclear) in 50 mM NaOH, pH 12,0, 4 h bei 30ºC
reduziert. Dann wurde ein äquivalentes Volumen von 1M NaB¹H&sub4; in
50 mM NaOH, pH 12,0, zugesetzt und die Inkubation 2 h
fortgesetzt. Dann wurde die Mischung mit 1 M Essigsäure angesäuert (pH
5 bis 6) und durch eine Dowex 50 · 12 (H&spplus;)-Säule geleitet, zur
Trockene eingedampft (27ºC) und (5-mal) schnell aus Methanol
eingedampft (27ºC). Danach wurden die Proben auf Whatman 3 MM-
Papier aufgebracht und 2 Tage in Lösungsmittel I absteigender
Papierchromatographie unterworfen. Radiochromatogrammabtastung
wurde mit einer Berthold-Radiochromatogrammabtastvorrichtung
LB280 durchgeführt. Die Radioaktivität am Ursprung wurde danach
mit Wasser eluiert. Eine aliquote Menge von so isolierten
reduzierten [³H]-Oligosacchariden wurde dann gründlicher
Neuraminidasedigestion unterworfen (Arthobacter ureafaciens, Nakrai
Chemical Co., Kyoto, Japan); radioaktiver Zucker (1 · 10&sup7; cpm)
in 50 ul 0,1 M Natriumacetat pH 5,0, enthaltend 0,1
Enzymeinheit. Die Inkubation wurde 18 h bei 37ºC unter einer
Toluolatmosphäre durchgeführt. Dann wurden die Proben Hochspannungs-
Papierelektrophorese bei 80 V/cm in Pyridin/Essigsäure/Wasser
3:1:387 V/V, pH 5,4, unterworfen. Die gesamte Radioaktivität
verblieb am Ursprung, was die vollständige Spaltung von
Sialsäure bestätigte. Die Proben wurden vom Papier durch Elution mit
Wasser wiedergewonnen, unter Verwendung einer Tandemsäule von
Dowex AG 50 · 12 (H&spplus;) und AG 3 · 4A (OH&supmin;) in Wasser entsalzt,
zur Trockene eingedampft, in 175 ul eines 20 mg ml&supmin;¹ partiellen
Dextransäurehydrolysats wieder suspendiert und auf eine Bio-Gel
P-4 (-400 Mesh) Gelpermeationschromatographiesäule (1,5 · 200
cm) aufgebracht. Die Säule wurde bei 55ºC gehalten und Wasser
(bei 200 ul 1/min) wurde als Eluierungsmittel verwendet. Das
Eluierungsmittel wurde unter Verwendung eines Berthold HPLC-
Radioaktivitätsmonitors (Modell LB503) auf Radioaktivität und
unter Verwendung eines Perkin Elmer Modell LC25-Refraktometers
auf Brechungsindex beobachtet. Analoge Signale von den Monitoren
wurden unter Verwendung von Nelson-analytischen ADC-Grenzflächen
digitalisiert. Die Digitalwerte wurden gesammelt und unter
Verwendung von Hewlett Packard 9836-Computern analysiert. Fig. 3
zeigt Radioaktivität (vertikale Achse) aufgetragen gegen
Retentionszeit nach Entfernung von stochastischer Störgröße unter
Anwendung von Fourier-Transformationstechniken. Die numerischen
Überschriften oberhalb der Spur beziehen sich auf die
Elutionsposition von Glukoseoligomeren in Glukoseeinheiten (g.u.), wie
gleichzeitig durch den Brechungsindexmonitor nachgewiesen. Vo
ist die leere Position. Probenelutionspositionen (in g.u.)
wurden durch kubische Spline-Interpolation zwischen den internen
Standardglukoseoligomerpositionen berechnet. Die Einschaltungen
sind von trennungserhöhten Profilen, gezogen mit der
unveränderten Retentionszeitachse und der um 0,5 reduzierten
Radioaktivitätsachse. Trennungserhöhung wurde durch linienförmige
Transformation im Fourier-Bereich erzielt.
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Ein Vergleich der einzelnen erhaltenen Profile zeigt mehrere
interessante Punkte.
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Zunächst waren alle Asialo P-4-Chromatogramme von
Kontrollindividuen (Fig. 3a) im wesentlichen identisch. D.h., obwohl
jedes gegebene IgG-Molekül nur eine sehr kleine Zahl von
verschiedenen Oligosaccharidstrukturen enthalten kann (d. h. 2 pro
Fc und zusätzliche Fab-Zucker) ist die relative
Gesamtmolverteilung jeder der ungefähr 30 Strukturen bei der Analyse von
polyklonalem IgG bemerkenswert konstant. Diese große Zahl von
Oligosaccharidsequenzen ist nicht das Ergebnis der Durchführung
der Analyse an polyklonalem IgG, da diese gleiche "Gruppe" von
Strukturen sowohl an menschlichen Myelomproteinen als auch an
monoklonalen Mausantikörpern zu finden ist. Zweitens sind die
Asialo P-4-Chromatogramme von Patienten mit rheumatoider
Arthritis im wesentlichen von einem Patienten zum anderen gleich,
unterschieden sich aber von Kontrollprofilen signifikant und
diagnostisch (Fig. 3b). Drittens sind die Asialo-Oligosaccharid
P-4-Chromatogramme von osteoarthritischen Patienten für alle
solchen Patienten ebenfalls charakteristisch und unterscheiden
sich sowohl von dem Kontroll- als auch den rheumatoiden
Arthritisprofilen (Fig. 3c). Viertens, was am wichtigsten ist, können
die Unterschiede zwischen den charakteristischen Kontroll- und
arthritischen (osteoarthritischen und rheumatoiden) Asialo P-4-
Profilen als eine Populationsverschiebung zu
Oligosaccharidstrukturen mit geringerem hydrodynamischen Volumen hin rational
erklärt werden. Um die Molekulargrundlage dieser Verschiebung
festzustellen, wurden die Asialo-Oligosaccharide von jedem
Patienten in bezug auf (1) ihre relativen Höhen von
verschiedenen
Kerneinheiten und (2) den Grad und die Natur ihrer Außenarm-
Substitutionen analysiert.
Beispiel 2: Oligosaccharidkerne
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Im allgemeinen können N-verknüpfte Olgosaccharide vom
Komplextyp so klassifiziert werden, daß sie eine bis vier
verschiedene Kernstrukturen aufweisen, die schematisch in Fig. 4
illustriert sind; siehe Mizuochi et al., J.Immunol. 129, 2016-2020
(1982). Für die Biantennen-Oligosaccharide von IgG können die
relativen Verhältnisse dieser vier Kerne leicht durch Digerieren
des Oligosaccharidpools mit einer Mischung von Streptococcus
pneumoniae-β-Galaktosidase und β-N-Hexylhexosaminidase bestimmt
werden, wie von Mizuochi et al., supra, beschrieben. Die
resultierenden Digestionsprodukte sind für jeden der vier Kerne
diagnostisch und unterscheiden sich im hydrodynamischen Volumen
hinreichend, um auf einer P-4-Säule getrennt zu werden. Die in
Fig. 4 zusammengefaßten Ergebnisse zeigen klar, daß es keine
systematische Korrelation zwischen Krankheitszustand und
Inzidenz einer besonderen Art von Kernstruktur gibt.
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Das detaillierte Verfahren zum Bestimmen des relativen
Vorkommens der vier Kernstrukturen war wie folgt: Eine aliquote
Menge (3 bis 5 · 10&sup5; cpm) der unfraktionierten
Asialo-Oligosaccharide wurde mit einer Mischung von Strep.pneum.
β-Galaktosidase (2 Millieinheiten) und β-N-Acetylhexosaminidase (4
Millieinheiten) in 25 ul 0,1 M Citratphosphat, pH 6,0,
digeriert. Die Digestion wurde 18 h bei 37ºC unter einer
Toluolatmosphäre durchgeführt und durch Erhitzen während 2 min auf
100ºC beendet. Nach Entsalzen [mit Dowex Ag 50 · 12 (H&spplus;),
Ag3,4A (OH&supmin;) wurden die Digestionsprodukte auf einer Bio-Gel P-4
(-400 Mesh)-Säule getrennt. Enzyme wurden durch eine
Modifizierung des Verfahrens von Glasgow et al., J.Biol.Chem. 252, 8615-8623
(1977), gereinigt. Strep.pneum. β-Galaktosidase entfernt
alle Galaktosereste aus den Asialo-Oligosacchariden von IgG,
unabhängig von ihren Kernstrukturen. Strep.pneum.
β-N-Acetylhexosaminidase digeriert die resultierenden Oligosaccharide auf
eine von der Anwesenheit des (halbierenden) GlcNAxc β1→4 Restes
abhängige Weise. Insbesondere wird nur ein
N-Acetylglucosaminrest (GlcNAc 5 in Fig. 2) von der Agalaktosylstruktur GlcNAc
β1→2 Man α1→6 (GlcNAc β→2 Man α1→3) (GlcNAc β1→4) Man β1→4
GlcNAc (β1→4) (± Fuc α1→6) GlcNac freigesetzt, die in GlcNAc β1→2
Man α1→6 (Man α1→3) (GlcNAc β1→4) Man β1→4 GlcNAc β1→4) (± Fuc
α1→6) GlcNAc übergeführt wird. Es werden aber zwei
N-Acetylglucosaminreste aus GlcNAc β1→2 Man α1→6 (GlcNAc β1→2 Man α1→3)
Man β1→4 GlcNAc β1→4 (± Fuc α1→6) GlcNAc freigesetzt, die in Man
α1→6 (Man α1→3) Man β1→4 GlcNAc β1→4 (± Fuc α 1→6) GlcNAc
übergeführt wird. Die vier Kerne haben die folgenden Strukturen:
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A Manα1→6 (Manα1→3) (GlcNAcβ1→4) Manβ1→4GlcNacβ1→
4GlcNAc(+B-F)
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B Manα1→6(Manα1→3) Manβ1→4GlcNAcβ1→4GlcNAc(-B-F);
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C Manα1→6(Manα1→3)(GlcNAcβ1→4) Manβ1→4GlcNAcβ1→
4(Fucα1→6)GlcNAc(+B+F);
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D Manα1→6(Manα1→3) Manβ1→4GlcNacβ1→4(Fucα1→6)
GlcNAc(-B+F).
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Der Prozentsatz jedes Kerns, wie in der Oxford-Reihe
bestimmt, war: (+B-F)-Kontrolle (5,1±3,3), OA (3,5±1,0), RA
(4,1±1,4); (-B-F)-Kontrolle (19,1±6,7), OA (13,5±5,1), RA
(16,9±5,9); (+B+F)-Kontrolle (10,7±6,0), OA (13,0±6,5), RA
(10,2±3,1); (-B+F)-Kontrolle (65,1±1 3), OA (69,7±8,0), RA
(70,5±5,8). Die in der Tokio-Reihe bestimmten Werte waren:
(+B-F)-Kontrolle (3,1±0,7), OA (3,7±0,8), RA (4,6±1,4); (-B-F)-
Kontrolle (9,9±3,0), OA (9,7±2,4), RA (8,8±2,1); (+B+
F)-Kontrolle (15,4±0,9), OA (16,6±4,0), RA (20,9±5,7); (-B+F)- Kontrolle
(71,7±2,8), OA (70,1±5,1), RA (65,7±6,7). Es gibt keine
statistische Signifikanz (p> 0,O5) zur unterschiedlichen Inzidenz
jedes Kerns in den drei Gruppen.
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Im obigen ist B = halbierendes GlcNAc; F = Fucose.
Beispiel 3: Außenarm-Substitutionen
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Die Außenarmstrukturen können in bezug auf die Inzidenz, die
Verknüpfung und die Anordnung von Galaktose, N-Acetylglucosamin
und N-Acetylneuraminsäure charakterisiert werden. Die Asialo-
Oligosaccharidmischungen wurden daher zuerst Ricinus communis-
Agaroseaffinitätschromatographie unterworfen, um galaktosylierte
und nicht-galaktolysierte Strukturen zu trennen. Die
nachstehende Tabelle 1 zeigt, daß im Kontroll-IgG weniger als 75% aller
Oligosaccharidketten mindestens einen Galaktoserest enthalten.
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Ein von rheumatoiden und osteoarthritischen Patienten isoliertes
IgG enthielt nur 50% (p = 0,001) bzw. 66% (p = 0,002) der in
Galaktose enthaltenen Ketten.
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Um diesen Galaktosemangel weiter zu untersuchen, wurde das
Verhältnis von Digalaktosyl- zu Monogalaktosylstrukturen in
jedem einzelnen Fall entweder durch Chromatographie der
galaktosylierten Oligosaccharidketten auf Ricinus communis-Agarose oder
enzymatisch bestimmt. Im letzteren Fall führte Digestion mit β-
N-Acetylhexosaminidase von Jackbaumfrüchten, gefolgt von P-4-
Gelpermeationschromatographie zur Trennung von Fragmenten, die
für die digalaktosylierten und monoglykosylierten Strukturen
diagnostisch sind. Die durch die beiden Methoden erhaltenen
Verhältnisse der Digalaktosyl- zu Monogalaktosylstrukturen
stimmten überein und zeigten eine Abnahme von 28% (p< 0,02) bzw.
14% (p< 0,15) in den rheumatoiden und osteoarthritischen Asialo-
Oligosaccharidmischungen.
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Um festzustellen, ob die verminderte Zahl von
galaktosehaltigen Ketten die Folge einer Abnahme an Außenarm
β(1-2)verknüpften N-Acetylglucosaminresten war, wurden die
nichtgalaktosylierten Strukturen von jedem Individuum
P-4-Chromatographie unterworfen. In allen drei Gruppen wurden ähnliche
Profile gefunden, was keinen Mangel an Außenarm
β(1-2)-verknüpften N-Acetylglucosaminresten (GlcNAc 5 und 5') impliziert.
Dies wurde danach enzymatisch bestätigt. Es kann daher keine
Unterschiede zwischen Individuen, unabhängig von ihrem
Krankheitszustand, in bezug auf das Ausmaß von
N-Acetylglucosaminylierung geben.
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Da die negativ geladenen N-Acetylneuraminsäurereste in einem
elektrischen Feld Mobilität verleihen, wurde eine aliquote Menge
des markierten Oligosaccharidpools (vor Neuraminidasedigestion)
Hochspannungs-Papierelektrophorese unterworfen. Die
Oligosaccharide wurden vollständig in neutrale, monosialylierte und
disialylierte Strukturen getrennt (Fig. 5). Das Vorkommen derselben
ist in nachstehender Tabelle 2 angegeben und die in den drei
Gruppen vorhandenen Strukturen sind in Fig. 2 im einzelnen
gezeigt.
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Das detaillierte Verfahren zum Erhalten der
Radioelektrophoretogramme der vom IgG verschiedener Individuen freigesetzten
Oligosaccharide, wie in Fig. 5 illustriert, war wie folgt: Eine
aliquote Menge (5 · 10&sup6; cpm) [³H]-Oligosaccharide wurde
Hochspannungs-Papierelektrophorese (80 V/cm) in Pyridin:
Essigsäure:Wasser (3:1:387 V/V), pH 5,4 (Camag HVE-Zelle 61000)
unterworfen. Nach Abtasten mit einer Berthold LB28O
Radiochromatogramm-Abtastvorrichtung wurden die Regionen N (neutral),
A-1 (monosialyliert) und A-2 (disialyliert) eluiert und in jeder
die dpm bestimmt, was die Berechnung der Verhältnisse in jeder
Probe ermöglicht. Analoge Signale von der Abtastvorrichtung
wurden unter Verwendung einer Nelson analytischen
ADC-Grenzfläche digitalisiert und die Digitalwerte gesammelt und unter
Verwendung eines Mikrocomputers analysiert. Lactose (L);
(2-3)→Sialyllactose (SL); Bromphenolblau (BPB).
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Innerhalb jeder Untersuchung korrelieren unerwarteterweise
die beiden Krankheitszustände mit einer identischen Abnahme der
Zahl von Ketten, die mit einem oder zwei
N-Acetylneuraminsäureresten enden, trotz der nicht-identischen Änderungen im
Galaktosylierungsausmaß. Das Ausmaß dieser Abnahme ist jedoch zwischen
den beiden Untersuchungen unterschiedlich [36% Abnahme in
Oxford (p=0,001, OA und RA) und 12% Abnahme in Tokio (p=0,002,
OA, p=0,3, RA)].
Tabelle I % Oligosaccharidketten ohne Galaktose in Serum-IgG*
Einzelne Patienten Kontrolle Osteoarthritis Rheumatoide Arthritis Oxford-Reihe Tokio-Reihe arithmetisches Mittel gepooltes Kontrollserum
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* Blutproben in der Oxford-Reihe wurden von Patienten des St.
John's Highfield Hospital, Droitwich, Großbritannien, und dem
Queen Elizabeth Medical Centre, Birmingham, Großbritannien,
erhalten. Die Patienten Oxf13 bis Oxf18 und Tok12 bis Tok23
entsprachen den Kriterien der American Rheumatism Association auf
eindeutige oder klassische rheumatoide Arthritis. Die Oxford-
Patienten waren im Alter von 50 bis 75 Jahren (durchschnittl.-RA
64 ± SD, OA 68 ± 9 SD). Die Analyse wurde mit einem
Doppelblindversuch durchgeführt, wobei die klinische Geschichte nach
Beendigung der Oligosaccharidanalyse erhalten wurde. In der
Oxford-Reihe waren die Patienten Oxf7, 13 und 14 Rose-Waaler-
Titer-positiv. Der Rose-Waaler-Test ist ein spezialisierter
Antiglobulintest unter Verwendung von Schaferythrozyten, die mit
einer Subagglutinationsdosis von
Kaninchen-anti-Schaf-Erythrozyten-IgG sensibilisiert sind. Rheumatoider Faktor kombiniert
sich mit membrangebundenem IgG unter Bildung von Agglutinatin;
siehe Rose et al., Proc.Soc.Exper.Biol. & Med. 68, 1 (1948).
Patienten Oxf7 und Oxf8 hatten seit langer Zeit Osteoathritis
und zeigten erst sehr kurz Anzeichen einer
Entzündungskomponente (6 Monate bzw. 9 Monate). Bern-1 bezieht sich auf IgG vom
gepooltem Serum von mehreren tausend Individuen und war ein
freundliches Geschenk von Dr. U. Nydegger des
Bluttransfusionszentrums vom Schweizer Roten Kreuz, Bern, Schweiz.
Nichtgalaktosylierte Oligosaccharide wurden wie folgt isoliert.
Asialo-Oligosaccharide (1 · 10&sup7; cpm) vom IgG jedes Individuums
wurden auf eine Ricin CA-120-Agarosesäule (Miles-Yeda Ltd.,
Israel, Chargen-Nr. AR26) mit den Abmessungen 6 mm · 20 cm
aufgebracht. Die Säule wurde in 5 mM Natriumacetat entwickelt
(pH 5,6). Nicht-galaktosylierte Strukturen eluierten im
Leerraum, während digalaktosylierte und monogalaktosylierte
Strukturen später und bei einmaligen Volumina eluierten. Die
Zahl von Galaktosen in jedem Peak wurde entweder durch
Wiederdurchleiten des Peaks auf der gleichen Ricin
communis-Agarosesäule oder durch Verfolgen der Änderung des hydrodynamischen
Volumens nach Digerieren mit β-N-Acetylhexosaminidase von
Jackbaumfrucht (14 uM Substrat, 150 Einheiten ml&supmin;¹ Enzym in
0,1 M Citratphosphat, pH 4,5) bestätigt. Das hydrodynamische
Volumen von digalaktosylierten Strukturen ändert sich nicht,
jenes von monogalaktosylierten nimmt um 2 g.u. und jenes von
Strukturen ohne Galaktose um ≥ 4 g.u. ab. Für die Oxford-Reihe
waren die Unterschiede im arithmetischen Mittel signifikant mit
p=0,002 (C gegenüber OA) und p=0,001 (C gegen RA) und p=0,002
(OA gegenüber RA). Für die Tokio-Reihe war die Signifikanz
p=0,05 (C gegenüber OA), p=0,0007 (C gegenüber RA) und p< 0,0008
(OA gegenüber RA). Jeglicher Unterschied im arithmetischen
Mittel zwischen den beiden Reihen wurde nicht als statistisch
signifikant angesehen. Die Verhältnisse von digalaktosylierten
zu monogalaktosylierten Strukturen, erhalten wie oben
beschrieben, waren wie folgt: C - 0,87 ± 0,10; OA - 0 75 ± 0,14; RA
-0,63 ± 0,12. Die statistische Signifikanz derselben ist C
gegenüber OA (p = 0,15), C gegenüber RA (p< 0,02), OA gegenüber
RA (p = 0,1). Statistische Analyse wurde unter Verwendung eines
nicht-parametrischen kombinierten statistischen Tests
kombinierter Ordnung durchgeführt (Wilcoxon-Mann - Whitney-Test, wie von
Lloyd "Handbook of Application Mathematics", 6 Statistics, Teil
B, John Wiley and Sons, 1984, beschrieben). Wahrscheinlichkeiten
sind für einen zweiteiligen Test mit Null-Hypothese H&sub0; : u&sub1; : u&sub2;
getestet gegen eine Alternativhypothese H&sub2; = u&sub1; = u&sub2; berechnet.
Tabelle 2 % Oligosaccharidketten mit endständiger α(2-6)-verknüpfter
N-Acetylneuraminsäure*
Neutral Monosialyliert Disialyliert Oxford-Reihe Kontrollen Osteoarthritis Rheumatoide Arthritis Tokio-Reihe
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* Siehe obige Beschreibung von Fig. 5. Um zu bestätigen, daß
alle in Position A-1 und A-2 von Fig. 5 vorhandenen Strukturen nur
einen bzw. zwei Sialsäurereste enthalten, wurde eine aliquote
Menge der eluierten A-1- und A-2-Oligosaccharidfraktionen auf
eine QAE-A25 Sephadex®-Säule (6 mm · 10 cm) aufgebracht.
Proben wurden in 2 mM Ammoniumacetat (pH 5,3) verwendet und die
Säule mit einem 2 mM bis 350 mM linearen
Ammoniumacetatgradienten entwickelt. Sowohl die A-1- als auch die A-2-Fraktionen von
der Papierelektrophorese ergaben einzelne Elutionspeaks
entsprechend den Standardelutionspositionen von monsialylierten
bzw. disialylierten Oligosacchariden. QAE-A25 Sephadex ist ein
vernetztes Dextranionenautauscherharz mit der funktionellen
Gruppe Diäthyl-(2-hydroxypropyl)-amioäthyl.
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Die obigen Ergebnisse zeigen, daß Osteoarthritis und
insbesondere rheumatoide Arthritis mit bemerkenswerten Änderungen im
Ausmaß von Außenarm-Galaktosylierung der komplexen N-verknüpften
Oligosaccharide von Gesamtserum-IgG verbunden sind. Es wurde
gefunden, daß der absolute Galaktosylierungsgrad
krankheitsspezifisch ist. Die festgestellten Änderungen in der Galaktosylierung
korrelieren stark mit beiden Krankheitszuständen (p=0,002 OA
gegenüber C, p=0,001 RA gegenüber C) und zwischen
Krankheitszuständen (p=0,002 OA gegenüber RA). Wichtigerweise wurde
gefunden, daß keine neuen Primäroligosaccharidsequenzen mit IgG von
jeder Arthritis assoziiert sind. Signifikanter als der Verlust
von Galaktose (-33% in rheumatoider Arthritis) ist die
erhöhte Exposition am nicht-reduzierenden Terminus von
N-Acetylglucosamin (-100%). Wenn die Erscheinung von
Oligosaccharidpaarung in Fc und die Restriktionen hievon feststehen, zeigen
einfache Berechnungen, daß es eine konsequente und
bemerkenswerte Zunahme der Inzidenz von Fc-Molekülen gibt, denen
Galaktose zur Gänze fehlt (-300% in rheumatoider Arthritis und
-60% in Osteoarthritis). So führt die hierarchische Gruppe von
Änderungen, beginnend mit einem geänderten
Galaktosylierungsausmaß und Fortfahren über eine Änderung in den relativen
Populationen einer konstanten Gruppe von Oligosaccharidstrukturen
über die Paarungserscheinung zu dramatischen Änderungen in der
Inzidenz von einzelnen Fc-Subpopulationen.