DE3643914A1 - Verfahren und vorrichtung zum laeppen bzw. polieren optischer flaechen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zum laeppen bzw. polieren optischer flaechenInfo
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Description
Das Läppen und Polieren von relativ großen optischen Bauteilen,
wie sie z.B. für astronomische Beobachtungen benötigt werden,
ist mit konventionellen Techniken eine sehr zeitaufwendige
Arbeit, da es äußerst schwierig ist die gewünschte Form mit der
erforderlichen Genauigkeit von Bruchteilen der Lichtwellen
länge, typisch etwa 10-50 nm RMS, über die gesamte zu
bearbeitende Fläche zu erreichen.
Zur Verkürzung der Bearbeitungszeit wurde bereits ein Verfahren
vorgeschlagen, das ein die gesamte zu bearbeitende Fläche des
Werkstücks bedeckendes Werkzeug in Form einer flexiblen Membran
vorsieht. Das Werkzeug, an dessen Unterseite die Polierelemente
befestigt sind, oszilliert dabei tangential über das Werkstück
unter einer Reihe von relativ zum Werkstück feststehenden
Belastungselementen, von denen eine aus den Abweichungen des
Werkstücks von der Sollform berechnete Druckverteilung erzeugt
wird.
Mit diesem, aus der DE-A1 34 30 499 bekannten Verfahren ist es
jedoch schwierig, sehr große Bauteile wie z.B. Teleskopspiegel
mit einem Durchmesser von 4 oder mehr Metern zu bearbeiten, da
das entsprechend große Werkzeug dann schwer handhabbar wird.
Probleme bereiten unter anderem das Zuführen des Poliermittels,
das stets sehr gleichmäßig erfolgen muß, sowie das Präparieren,
d.h. das Belegen und Abdrücken des Werkzeugs. Außerdem können
die starken lokalen Druckdifferenzen auf der Rückseite des
Werkzeuges ein Fließen des Poliermittelträgers verursachen, so
daß sich das Werkzeug relativ rasch verformt. Dies führt zu
einer Verringerung der nutzbaren Dynamik des Polierverfahrens.
Mit dem bekannten Verfahren ist es außerdem nicht ohne weiteres
möglich, Glanzwinkeloptik wie z.B. die konischen Schalen von
Wolter-Teleskopen für die Röntgenastronomie zu bearbeiten.
Aus der US-PS 23 99 924 ist ein Polierverfahren bekannt,
welches ähnlich wie das vorgenannte eine sich über die gesamte
zu bearbeitende Fläche erstreckende, flexible Membran als
Werkzeug vorsieht, die mit einer an den vorausberechneten
Materialabtrag angepaßten Druckverteilung belastet wird.
Gleichzeitig rotiert hier das zu bearbeitende Werkstück.
Mit diesem Verfahren lassen sich aber nur rotationssymmetrische
Abweichungen von der Sollform des Werkstücks herauspolieren.
Außerdem ist es nicht möglich kurzperiodische Abweichungen zu
beseitigen, da die Druckverteilung auf der Rückseite des
Werkzeuges durch Gewichte erzeugt wird, die auf der Membran
aufliegen und sich somit mit der Membran über die zu
bearbeitende Fläche bewegen.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren
anzugeben, mit dem die vorstehend genannten Nachteile vermieden
werden. Das Verfahren sollte möglichst kurze Bearbeitungszeiten
ermöglichen und bezüglich der zu beseitigenden Formabweichungen
möglichst universell anwendbar sein.
Diese Aufgabe wird ausgehend von dem im Oberbegriff genannten
und einleitend beschriebenen Verfahren gemäß dem Kennzeichen
des Anspruches 1 dadurch gelöst, daß das Werkzeug (5)
streifenförmig ausgebildet ist und nur einen Teilbereich des
Werkstückes (1) bedeckt und der zeitliche Verlauf der
Druckverteilung abhängig vom Drehwinkel zwischen Werkstück
(1) und Werkzeug (5) gesteuert wird.
Die zur Durchführung des Verfahrens benutzte Vorrichtung
besitzt deshalb einen Antrieb zur Herbeiführung einer
Rotationsbewegung zwischen Werkzeug und Werkstück mit
angeschlossenem Winkelencoder, sowie eine mit dem Winkelencoder
und den Belastungseinrichtungen verbundene Steuerung, so daß
die von den Belastungselementen ausgeübte Kraft abhängig vom
Drehwinkel des Werkstücks variiert werden kann.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind einmal darin
zu sehen, daß das verwendete streifenförmige Werkzeug sich
aufgrund seiner relativ geringen Größe leichter handhaben läßt,
als ein das ganze Werkstück bedeckendes Werkzeug.
Außerdem sind die Differenzen der Bearbeitungsdrucke zwischen
einzelnen Punkten auf der Rückseite des Werkzeugs im zeitlichen
Mittel sehr viel kleiner als bei vollständiger Überdeckung des
Werkstücks. Entsprechend geringer ist das Ausmaß, in dem das
Material des Poliermittelträgers wegfließen kann. Die nötigen
Abdrückvorgänge, durch die der eigentliche Polierprozeß immer
wieder unterbrochen wird, können deshalb in größeren Abständen
stattfinden. Aufgrund der Geometrie des Werkzeuges läßt sich
auch die Poliermittelzufuhr einfacher lösen.
Schließlich wurde festgestellt, daß die für den eigentlichen
Poliervorgang nötige Zeit sich nicht im gleichen Maße erhöht,
wie sich die Fläche des Bearbeitungswerkzeuges vermindert.
Vielmehr wird der durch die Teilbedeckung entstehende Zeitver
lust dadurch kompensiert, daß die einzelnen, iterativ durchge
führten Bearbeitungsschritte, die aus mehrfachen Polier
durchgängen und dazwischenliegenden Meßvorgängen bestehen, in
denen der Erfolg der Bearbeitung kontrolliert und die aus den
Abweichungen berechnete Druckverteilung neu einzustellen ist,
sehr viel rascher konvergieren. Dieses bessere Konvergenz
verhalten erklärt sich durch ein geringeres Durchprägen der
Unvollkommenheiten des Werkzeuges selbst auf die zu
bearbeitende Fläche, als Folge der Mittelung dieses Einflusses
infolge der Rotation des Werkstückes.
Eine zusätzliche Verkürzung der Bearbeitungszeit läßt sich dadurch
erzielen, daß gleichzeitig mit mehreren der streifenförmigen
Werkzeuge an dem zu polierenden Teil gearbeitet wird.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der
nachstehenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der
Fig. 1 bis 3 der beigefügten Zeichnungen.
Fig. 1 ist eine Prinzipskizze einer für das Läppen bzw.
Polieren von astronomischen Teleskopen geeigneten
Vorrichtung in Aufsicht;
Fig. 2 zeigt die Vorrichtung aus Fig. 1 im Schnitt;
Fig. 3 skizziert die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auf Glanzwinkeloptik;
Fig. 4 ist die Skizze einer anderen Ausführungsform des in
der Vorrichtung nach Fig. 1/2 bzw. 3 benutzten,
streifenförmigen Werkzeugs.
Die in Fig. 1 und 2 dargestellte Poliervorrichtung besitzt
eine drehbar gelagerte Aufnahme (2) für das mit (1) bezeichnete
Werkstück. Bei dem Werkstück handelt es sich um den
Hauptspiegel eines Teleskops für astronomische Beobachtungen
mit einem Durchmesser von 8 Metern. Die Aufnahme (2) wird von
einem Motor (3) angetrieben, auf dessen Welle ein Encoder (4)
zur Erfassung des Drehwinkels aufgesetzt ist.
Das zur Bearbeitung der Oberfläche verwendete Polierwerkzeug
besteht aus einer streifenförmigen, flexiblen Membran (5) von 5
m Länge und ca. 1 m Breite aus Aluminium, an deren Unterseite
die Poliermittelträger (9) aus Pech aufgebracht sind. Wenn das
Werkzeug (5) als Membran bezeichnet wird, so ist dabei zu
berücksichtigen, daß die Membran bei den angegebenen Ab
messungen durchaus eine Stärke von 1 cm oder mehr besitzen
kann. Dieses streifenförmige Werkzeug (5) wird von einem An
trieb (6) entlang der in den Figuren nicht dargestellten
Führungen in radialer Richtung in eine oszillierende Bewegung
versetzt, wie dies durch den mit R bezeichneten Pfeil veran
schaulicht ist.
Auf der Rückseite der Membran (5) stützen sich mehrere radial
hintereinander angeordnete Belastungselemente (7) ab. Diese
Belastungselemente sind elektromagnetisch- oder hydraulisch
steuerbare Aktuatoren der Art, wie sie z.B. in der eingangs
genannten DE-A1 34 30 499 beschrieben sind. Die
Belastungselemente (7) stehen relativ zum Werkstück (1) fest
und nehmen nicht an der oszillierenden Bewegung der Membran (5)
teil.
Die einzelnen Belastungselemente der insgesamt mit (7) be
zeichneten Gruppe werden individuell von einer Steuereinheit
(8) mit einer aus den gemessenen Abweichungen der Fläche des
Spiegels (1) von der Sollform berechneten Kraft beaufschlagt.
Die Andruckkraft jedes einzelnen Aktuators (7) kann dabei in
ihrem zeitlichen Verlauf abhängig von dem Azimutwinkel ϕ
variiert werden, den der Encoder (4) an das Steuergerät (8)
meldet. Entsprechend werden auch nicht rotationssymmetrische
Fehler der Spiegeloberfläche angegriffen. Voraussetzung für
dieses Verfahren ist natürlich, daß der azimutale Verlauf der
Fehler der Spiegeloberfläche ermittelt und im Speicher eines an
das Steuergerät (8) angeschlossenen Rechners abgelegt ist.
Wie dies in Fig. 1 mit dem gestrichelt dargestellten Werkzeug
(15) angedeutet ist, kann durchaus gleichzeitig mit mehreren
Werkzeugen an dem Spiegel (1) gearbeitet werden.
In Fig. 3 ist in perspektivischer Darstellung skizziert, wie
mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens Glanzwinkeloptik
bearbeitet werden kann. Hier ist mit (11) eine der
konischen Schalen eines Wolter-Teleskops bezeichnet,
deren Innenfläche poliert werden soll. Dazu wird ein
streifenförmiges Werkzeug (12) verwendet, das längs der
Mantellinie des Konus (11) oszilliert. Diese
Oszillationsbewegung wird durch den Pfeil M in Fig. 3
veranschaulicht. Der Konus (11) selbst rotiert um seine
Längsachse.
Im Innern des Konus (11) stützen sich ebenfalls wieder eine
Reihe von Aktuatoren (13) mit einzeln einstellbarer und
zeitlich, abhängig vom Drehwinkel ϕ des Konus (11)
steuerbarer Kraft auf der Rückseite der Membran (12) ab. Die
Aktuatoren (13) nehmen an der oszillierenden Bewegung der
Membran (12) nicht teil, sondern sind in Richtung der
Mantellinie feststehend angeordnet, bzw. führen selbständig
eine Seitwärtsbewegung mit im Vergleich zur Bewegung der
Membran (12) geringerer Amplitude und Frequenz aus.
In den beiden Ausführungsbeispielen nach Fig. 1/2 und Fig. 3
ist auf der Rückseite der streifenförmigen Membranen (5) bzw.
(12) jeweils nur eine Reihe von Aktuatoren (7) bzw. (13) ange
ordnet. Dies ist jedoch nicht unbedingt erforderlich. Es ist
durchaus vorteilhaft mehrere Reihen von Aktuatoren
hintereinander anzuordnen und gleichzeitig anzusteuern,
beispielsweise um bei festgelegter Gesamtfläche des Werkzeugs
auch Fehleranteile mit relativ kleiner Ortsfrequenz angreifen
zu können. Dieser Fall ist in Fig. 4 dargestellt. Das dort
gezeigte Werkzeug (16) besitzt 45 Aktuatoren, die in drei
Reihen zu je 15 Einzelelementen (17 a) angeordnet sich auf der
Rückseite der bewegten Membran abstützen.
Auch ist es nicht erforderlich, daß das Werkzeug bzw. die zu
bearbeitende Fläche bei ihrer Rotation über einen geschlossenen
Kreis bewegt werden. Insbesondere für die Bearbeitung von
Werkstücken, die sich als Segmente oder Teilabschnitte eines
Vollspiegels darstellen, ist eher eine an den Rändern des
Werkstücks umkehrende, d.h. eine oszillierende
Rotationsbewegung vorzusehen, wobei sich selbstverständlich
auch der zeitliche Verlauf des für die Steuerung der
Druckverteilung dienenden Signals umkehrt.
Claims (3)
1. Verfahren zum Läppen bzw. Polieren optischer Flächen, wobei
die zu bearbeitende Fläche vorher vermessen wird und der
Läpp- bzw. Poliervorgang entsprechend den Abweichungen der
Istform der Fläche von einer vorbestimmten Sollform ge
steuert wird, indem
- - auf die Fläche ein Läpp- bzw. Polierwerkzeug aufgelegt wird, welches als flexible Membran ausgebildet ist,
- - auf der der Fläche abgewandten Seite der Membran eine Druckverteilung erzeugt wird, die den Abweichungen der Fläche von ihrer Sollform entspricht,
- - die Membran durch im wesentlichen tangentiale Kräfte über der zu bearbeitenden Fläche bewegt wird und
- - das Werkzeug und die zu bearbeitende Fläche relativ zueinander rotieren, dadurch gekennzeichnet, daß
- - das Werkzeug (5) streifenförmig ausgebildet ist und nur einen Teilbereich des Werkstückes (1) bedeckt
- - und der zeitliche Verlauf der Druckverteilung abhängig vom Drehwinkel ϕ zwischen Werkstück (1) und Werkzeug (5) gesteuert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
gleichzeitig mit mehreren streifenförmigen Werkzeugen (5, 15)
an der zu läppenden bzw. zu polierenden Fläche (1)
gearbeitet wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1-2, mit
- - einem als elastische Membran ausgebildeten Werkzeug, das den Läpp- bzw. Poliergrund trägt,
- - einer Vielzahl von Belastungselementen, die sich mit individuell steuerbarer Kraft auf der Rückseite der Mebran abstützen und diese gegen die Fläche drücken, sowie
- - einem Antrieb, der die Membran unter den Belastungselementen im wesentlichen tangential bewegt, dadurch gekennzeichnet, daß
- - die Membran Streifenform besitzt und nur einen Teil der zu bearbeitenden Fläche bedeckt,
- - ein Antrieb zur Herbeiführung einer Rotationsbewegung zwischen Werkzeug und Werkstück mit ange schlossenem Winkelencoder vorgesehen ist,
- - sowie eine mit dem Winkelencoder und den Belastungseinrichtungen verbundene Steuerung.
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