DE3629194A1 - Biotinylierungsreagentien - Google Patents
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Description
Das Avidin-Biotin-System stellt ein wertvolles Hilfsmittel in
der Molekular- und Zellbiologie dar. Die Vorteile dieses
Systems sind ausführlich im Aufsatz von M. Wilchek und
E. A. Bayer, Immunol. Today, Bd. 5 (1984), S. 39-43, erläutert.
Diese Technik ist für eine Reihe von Untersuchungen eingesetzt
worden, einschließlich Lokalisierung, Isolierung,
Nachweis und Immunoassay von verschiedenen biologisch aktiven
Verbindungen. Bei vielen dieser Anwendungen wird Biotin kovalent
an ein Protein (z. B. Antikörper, Hormon, Lectin) gekuppelt.
Das biotinylierte Protein wird sodann in das experimentelle
System eingeführt und dieses der Wechselwirkung mit einer
geeigneten avidinhaltigen Sonde ("probe") unterworfen; vgl.
E. A. Bayer, M. Wilchek und S. Skutelsky, FEBS Lett., Bd. 68 (1976),
Seiten 240-244.
Ein wichtiges Biotinylierungsmittel, nämlich Biotinyl-N-
hydroxysuccinimidester (BNHS), wurde in starkem Umfang zur
Biotinylierung von Proteinen über Amingruppen unter milden Bedingungen
verwendet. Dieses Reagens wurde von uns für diesen
Zweck vor über 10 Jahren eingeführt und stellt noch immer das
zur Zeit gebräuchlichste Biotinylierungsmittel dar. Die weite
Verbreitung dieses Reagens und die Tatsache, daß BNHS von
Dutzenden von Firmen vertrieben wird, bestätigen dessen wertvolle
Eigenschaften. In einigen Fällen, (z. B. wenn ein Lysinrest
für die biologische Aktivität des Proteins wesentlich
ist) kann jedoch BNHS für die Biotinylierung ungeeignet sein.
Dieses Biotinylierungsreagens kann auch aufgrund einiger seiner
physikalischen und molekularen Eigenschaften, z. B. aufgrund
seiner raschen Hydrolyse und seiner begrenzten Löslichkeit in
wäßrigen Lösungen, unzweckmäßig sein.
Aus diesem Grund entwickelten wir alternative Klassen von Reagentien
für die Biotinylierung einer Reihe von funktionellen
Gruppen. Eine dieser Klassen von Reagentien beruht auf einer
Maleinimidgruppe, die kovalent an Biotin über ein geeignetes
Abstandsstück gebunden ist. Maleinimidderivate wurden bereits
früher als spezifische Thiolreagentien synthetisiert und in
starkem Umfang für die Zwecke der Kolorimetrie, Fluorimetrie
und Proteinmodifikation verwendet. Bei einer zweiten Reagentienklasse
ist ein Hydrazidrest über ein geeignetes Abstandsstück
an Biotin gebunden. Biotin-hydrazid (ohne Abstandsstück)
kann für verschiedene Gruppen, unter Einschluß von Aldehyd-,
Amino- und Carboxylgruppen, spezifisch gemacht werden. Dies
gilt insbesondere für die Markierung von Kohlenhydraten, die
nach chemischer Behandlung mit Galactose-Oxidase in Aldehydderivate
umgewandelt werden können. Eine anschließende Umsetzung
mit Biotin-hydrazin ergibt die spezifische Markierung des
oxidierten Zuckers.
Wir stellten fest, daß die zwischen dem Biotin-hydrazid und
dem Aldehyd-saccharid gebildete kovalente Bindung nicht immer
gegenüber der Wechselwirkung mit Avidin stabil ist und daß die
Bindung aufgrund physikalischen Kräfte, die durch die starke
Wechselwirkung mit der tiefen, biotinbindenden Tasche innerhalb
des aktiven Zentrums hervorgerufen wird, gespalten werden kann.
Aufgabe der Erfindung ist es, Biotinylierungsreagentien zur
Verfügung zu stellen, die nicht mit den vorgenannten Nachteilen
behaftet sind.
Erfindungsgemäß wird die Verwendung von mit Biocytin-hydrazid
verwandten Reagentien vorgeschlagen, bei denen eine ein Abstandsstück
bildende Gruppe den Abstand zwischen dem Biotinrest
und der Hydrazidfunktion erhöht. Aufgrund der erfindungsgemäßen
Untersuchungen wurde festgestellt, daß die Anwesenheit
einer α-Aminogruppe in Nachbarschaft zur Hydrazidgruppe dazu
dient, sowohl die Stärke als auch die Stabilität der Bindung
an den Aldehyd zu erhöhen. Eine dritte Klasse von Reagentien
umfaßt biotinhaltige Vernetzungsmittel, die zwei zusätzliche
reaktive funktionelle Gruppen enthalten. Vernetzungsmittel haben
sich als ausgezeichnete Sonden zur Aufklärung von engen
Nachbarschaftsbeziehungen vom Membranprotein-Untereinheiten
erwiesen. Die Einverleibung des Biotinylrests in derartige
Vernetzungsmittel ermöglicht die gleichzeitige, durch Avidin
vermittelte Lokalisierungs-, Nachweis-, Test- und insbesondere
Isolierungsmöglichkeit von einem oder beiden Zielmolekülen.
Intakte Zellen, wie Blutzellen, Hybridomazellen, Bakterien
oder Hefen, gereinigte Membranfraktionen von derartigen
Zellen, Zell- oder Subzellulärextrakte, sowie rohe oder gereinigte
Proteine werden einer Behandlung mit den erfindungsgemäßen
Biotinylierungsmitteln unterworfen. Diese erfindungsgemäßen
Biotinylierungsmittel dienen dazu, das herkömmliche Biotinylierungsmittel
(Biotinyl-N-hydroxysuccinimidester, BNHS) zu ergänzen
oder zu ersetzen. Die erfindungsgemäßen Reagentien werden
zum Nachweis, zur quantitativen Bestimmung, zur Vernetzung,
zur Immobilisierung und/oder zur Isolierung der vorgenannten
Bestandteile verwendet, wobei man sich im allgemeinen
eines geeigneten Mittels zur Biotinidentifizierung
bedient, z. B. einer avidinhaltigen, streptavidinhaltigen,
antibiotin- oder antikörperhaltigen Sonde.
Es werden thiolspezifische Verbindungen bereitgestellt, die
eine selektive Bindung mit -SH-Gruppen eingehen, die insbesondere
in SH-haltigen Proteinen vorliegen. Diese neuen Verbindungen
lassen sich folgendermaßen schematisch wiedergeben
A-B-C
wobei A eine terminale Biotingruppe oder ein Analoges oder
Homologes davon bedeutet, B ein geeignetes Abstandsstück von
entsprechender Länge bedeutet und C eine terminale Maleinimidogruppe
bedeutet.
Beispiele für Biotinanaloge oder -homologe sind Homobiotin,
Norbiotin, Bisnorbiotin, Iminobiotin, Dethiobiotin, Biotinsulfoxid
oder Biotinsulfon. Eine große Auswahl von
Abstandsstücken (sowohl spaltbare als auch nicht-spaltbare)
können verwendet werden. Diese haben im allgemeinen keine spezielle
Bedeutung für die Aktivität der erfindungsgemäßen Verbindungen.
Beispiele für geeignete Abstandsstücke sind aliphatische
Kohlenwasserstoffe, cyclische aliphatische Kohlenwasserstoffe,
substituierte aliphatische Kohlenwasserstoffe, aromatische
Kohlenwasserstoffe, substituierte aromatische Kohlenwasserstoffe,
gemischt aliphatisch-aromatische Kohlenwasserstoffe,
substituierte aliphatisch-aromatische Kohlenwasserstoffe, Monosaccharide,
Di-, Oligo- und Polysaccharide, substituierte
Kohlenhydrate, Aminosäuren, ω-Aminocarbonsäuren, Di-, Oligo-
und Polypeptide, substituierte Aminosäuren und Peptide und
dergleichen. Geeignete spaltbare Reagentien besitzen Abstandsstücke,
die beispielsweise Disulfidgruppen (mit Thiolen spaltbar),
Diazogruppen (mit Dithionit spaltbar), vicinale Hydroxylgruppen
(mit Perjodat spaltbar) oder Esterbindungen (mit
Basen spaltbar) enthalten.
Bei einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verbindungen
umfaßt das Abstandsstück eine Mehrzahl von -CH2-Gruppen
und/oder Amidogruppen. Bei einer speziellen Gruppe von Verbindungen
besitzt das Abstandsstück die allgemeine Formel
worin x, y und z jeweils ganze Zahlen, die im allgemeinen
einen Wert von 1 bis 5 haben, sind, und R -COOH oder einen die
Wasserlöslichkeit herbeiführenden Rest bedeutet.
Nachstehend wird die Erfindung näher im Bezug auf die spezielle
Verbindung der folgenden Formel erläutert:
Diese Verbindung ist ein Beispiel für die vorstehend definierte
Gruppe von Verbindungen, deren SH-spezifische Aktivität und
andere wichtige Eigenschaften durch die terminalen Biotin- und
Maleinimidogruppen festgelegt werden.
Die Verbindungen dieser Gruppe sind thiolspezifisch und können
zur Biotinylierung von SH-Gruppen verwendet werden, die in
einer Reihe von Verbindungen vorliegen, von denen Proteine und
insbesondere biologisch aktive Proteine, z. B. Enzyme, besonders
wichtig sind. Die Biotinylierung läuft nach folgendem Schema
ab:
Die vorstehend definierten Verbindungen können mit avidin-
oder streptavidin-konjugierten Markern als thiolspezifische
Sonden verwendet werden. Sie können zum Nachweis von Protein-
SH-Gruppen mit einer Empfindlichkeit im Femtomolbereich verwendet
werden. SH-haltige Proteine und insbesondere Enzyme, wie
β-Galactosidase, können biotinyliert werden, wobei das Produkt
als histochemische Sonde eingesetzt werden kann. Biotinylierte
Enzyme werden vorteilhafterweise in Säulenform eingesetzt. Diese
Enzyme zeichnen sich durch eine hohe biologische Aktivität
aus.
Eine zweite Klasse von Sonden betrifft zuckerspezifische Reagentien,
die durch terminale Biotin- und Hydrazidofunktionen,
die voneinander durch ein Abstandsstück getrennt sind, charakterisiert
sind.
Diese Ausführungsform der Erfindung wird nachstehend unter Bezugnahme
auf Biocytin-hydrazid, bei dem Lysin als Abstandsstück
verwendet wird, näher erläutert. Es kommen aber auch eine große
Anzahl von anderen Abstandsstücken (wie sie vorstehend für die
Maleinimidoderivate in Abschnitt 1 erläutert worden sind) in
Frage:
Die Verbindungen der Klasse 2 können für Kohlenhydrate, Amine
oder Carboxylgruppen spezifisch ausgestattet werden. Sie können
zum Nachweis dieser funktionellen Gruppen mit einem hohen
Spezifitätsgrad eingesetzt werden. Ferner können sie auch für
Immobilisierungszwecke verwendet werden.
Es ist möglich, eine Bindung an RNA, DNA oder beliebig andere
Nucleinsäuresequenzen über die terminale -NH2-Gruppe der Hydrazidreagentien
zu erreichen. Dies kann für verschiedene Anwendungszwecke
beispielsweise für DNA-Sonden, ausgenutzt werden.
Der Wechselwirkung zwischen Aldehyden (RCHO) und Hydrazidderivaten
von Biotin (z. B. Biocytin-hydrazid) liegt folgendes chemisches
Schema zugrunde:
(2.1a) RCHO + Biocytin-CONHNH2 R-CH=N-NHCO-Biocytin
Der Aldehyd kann endogen zum Zielmolekül sein oder er kann auf
chemischem Wege vor der anschließenden Umsetzung mit dem Biocytin-
hydrazid eingeführt werden. Beispielsweise kann die Derivatbildung
von Aminen durch Dialdehyde erfolgen, wie nachstehend
unter 2.2b erläutert ist. Ferner können vicinale Hydroxylgruppen
an Zuckern durch chemische Umsetzung mit Perjodat zu Aldehyden
oxidiert werden. Die gleiche Reaktion ist auch relativ
spezifisch für Sialinsäuren, wenn die Reaktionsbedingungen
(Perjodatkonzentration, Temperatur) entsprechend eingestellt
werden. Ferner können Galactosylreste selektiv durch enzymatische
Behandlung mit Galactose-Oxidase zu Aldehyden oxidiert
werden. Somit kommen praktisch alle Verfahren in Frage, bei denen
ein gegebenes Zielmolekül selektiv so modifiziert werden
kann, daß vor der Wechselwirkung mit einem geeigneten biotinhaltigen
Hydrazid (z. B. Biocytin-hydrazid) Aldehydgruppen vorliegen.
Die gebildete Hydrazidgruppe, die das Biotin an die Zielmoleküle
bindet, kann zusätzlich auf folgende Weise durch Reduktion, z. B.
mit Borhydrid oder Cyanoborhydrid, stabilisiert werden:
In Gegenwart eines geeigneten Oxidationsmittels, z. B. Permanganat,
reagieren aminohaltige Makromoleküle (R-NH2) auf folgende
Weise mit Hydraziden:
Ein aminohaltiges Makromolekül kann auch durch Einwirkung
eines Überschusses an einem Dialdehyd gemäß folgender Gleichung
in einen Aldehyd übergeführt werden:
Die Bindung des biotinhaltigen Hydrazids wird durch die vorstehend
für Aldehyde beschriebene weitere Behandlung (Abschnitt
2.1) erreicht.
In Gegenwart eines Carbodiimids reagieren Carboxylgruppen mit
Hydraziden auf folgende Weise:
In diesem Fall dient die funktionelle Hydrazidgruppe am Biocytin
als nucleophiles Reagens.
Bei einer dritten Klasse von Sonden handelt es sich um trifunktionelle
Reagentien der Formel
worin A, B und C die in Abschnitt 1 definierten Bedeutungen
haben und D eine beliebige funktionelle Gruppe darstellt oder
diese enthält, bei der es sich um eine von Natur aus reaktive
Gruppe oder eine Gruppe handelt, die anschließend durch geeignete
Mittel, beispielsweise auf biochemischem, chemischem,
photochemischem oder physikalischem Wege aktiviert werden kann.
Die Vernetzungsmittel sind durch Biotin und zwei andere gruppenspezifische
funktionelle Gruppen (entweder homobifunktionell,
z. B. Di-N-hydroxysuccinimid, oder heterobifunktionell, z. B.
Maleinimid und Hydrazid) charakterisiert, die durch ein geeignetes
Abstandsstück getrennt sind, das entweder in einer oder
zwei Stellungen spaltbar oder nicht-spaltbar ist, wie es für die
Maleinimidoderivate in Abschnitt 1 beschrieben worden ist. In
diesem Fall stellt das Abstandsstück zwei alternative Positionen
zur Verfügung, an denen Substitutionen von reaktiven Gruppen
erfolgen können. Beispiele für geeignete Abstandsstücke
sind Mono-, Di-, Oligo- und Polysaccharide und deren substituierte
Derivate, bestimmte natürlich vorkommende und synthetische
Aminosäuren (z. B. Lysin, Ornithin, Asparaginsäure und
Glutaminsäure), Dipeptide (Glycyl-glutaminsäure, Glycyl-lysin)
oder Oligopeptide. Bezüglich der spaltbaren Reste gelten die
vorstehenden Ausführungen.
Für diese Ausführungsform der Erfindung kommt eine große Anzahl
von Abstandsstücken und funktionellen Gruppen in Frage.
Nachstehend wird die Erfindung in Bezug auf
heterobifunktionelle reaktive Gruppen unter Verwendung von
3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin-hydrazid und die entsprechenden
Maleinimido-biocytin-N-hydroxysuccinimid- oder -N-hydroxysulfosuccinimidester
näher beschrieben.
α-N-Biotinyl-L-glutamyl-di-(N-hydroxysuccinimid) und -di-(N-
hydroxysulfosuccinimid)-ester werden zur Erläuterung von homobifunktionellen
Reagentien verwendet.
Die heterobifunktionellen Verbindungen der Klasse 3 sind aufgrund
der Maleinimidogruppen für SH-Gruppen und aufgrund der
N-Hydroxysuccinimidogruppen für Amine spezifisch oder können
über die Hydrazidfunktion. für Kohlenhydrat-, Amino- oder
Carboxylgruppen spezifisch gemacht werden. Sowohl die homotrifunktionellen
als auch die heterotrifunktionellen Verbindungen
können zur Vernetzung von zwei unterschiedlichen Makromolekülarten
verwendet werden. Die biotinylierten vernetzten Makromoleküle
können unter Verwendung eines geeigneten Identifizierungsmittels
für Biotin (z. B. avidinhaltige Sonden) isoliert,
nachgewiesen oder quantitativ bestimmt werden. Beim vernetzten
Proteinpaar kann es sich um Antikörper-Antikörper,
Antikörper-Enzym, Enzym-Enzym, Lecitin-Lecitin, Lecitin-Enzym oder
Antikörper-Toxin handeln. Diese Konjugate eignen
sich beispielsweise für Immunoassays, Enzymreaktionen, insbesondere
solche, bei denen aufeinanderfolgende Reaktionen stattfinden
(z. B. Kaskaden).
Die Biotinylmarkierung kann an einer Reihe von Zielmakromolekülen
und an einer Reihe von Zellen vorgenommen werden.
Erfindungsgemäß wird auch ein Verfahren zur Herstellung von
Biocytin bereitgestellt.
Die vorstehend genannten und zusätzliche Aspekte der Erfindung
werden durch die folgenden Erläuterungen des erfindungsgemäßen
Prinzips näher beschrieben. Dabei wird nochmals betont, daß
der Schutzumfang der Erfindung eine große Gruppe von Verbindungen,
die vorstehend als Verbindungen vom
definiert worden ist, sowie verschiedene Anwendungszwecke dieser
Verbindungen umfaßt, die vorstehend angegeben worden sind
und im folgenden näher erläutert werden.
Die folgenden Chemikalien, Biochemikalien und Proteine wurden
von der Firma Sigma bezogen: 3,3′-Diaminobenzidin, Dithiothreit
(DTT), 5,5′-Dithiobis-(2-nitrobenzoesäure) (DTNB),
p-Dimethylaminozimtaldehyd (DMACA), O-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid
(ONPG), 5-Brom-4-chlor-3-indylyl-β-galactopyranosid
(XGal), N-Äthylmaleinimid (NEM), Cystein-hydrochlorid,
Peroxidase (aus Meerrettich) (HRP), β-Galactosidase, Rinderserumalbumin
(BSA), Aldolase und Ovalbumin. Chymotrypsinogen
wurde von der Firma Worthington bezogen. Das Nitrocellulosepapier
(0,45 µm) war ein Produkt der Firma Schleicher und
Schuell. Handelsübliches Avidin wurde an einer Iminobiotin-
Sepharose-Säule gemäß G. A. Orr, J. Biol. Chem., Bd. 256 (1981),
Seiten 761 bis 766 weiter gereinigt. Sepharose-avidin (1,5 mg
Avidin pro 1 g Sepharose) und Biotinyl-N-hydroxysuccinimidester
(BNHS) wurden gemäß den vorstehenden Angaben hergestellt
(E. A. Bayer und M. Wilchek, Methods Biochem. Anal.,
Bd. 26 (1980), Seiten 1-45). 3-(N-Maleinimido-propionyl)-
N-hydroxysuccinimidester wurde gemäß dem Verfahren von Keller
und Rudinger (Helv. Chim. Acta, Bd. 58 (1975), Seiten 531-
541) hergestellt.
1,2 g Kupfer(II)-carbonat wurden zu 10 ml einer wäßrigen Lösung
mit einem Gehalt an 350 mg Lysin-hydrochlorid gegeben.
Die Lösung wurde 5 Minuten in einem Becherglas auf 100°C erwärmt.
Der Niederschlag wurde
abfiltriert. Das erhaltene blaue Filtrat wurde in einem Eisbad
gekühlt. Die Lösung wurde mit 645 mg (1,9 mMol) BNHS in
5 ml Dimethylformamid versetzt. Nach Zugabe von 400 mg festem
Natriumhydrogencarbonat ließ man die Reaktion 4 Stunden in
einem Eisbad fortsetzen. Der blaue Niederschlag wurde zentrifugiert.
Der Überstand wurde durch Dekantieren entfernt. Das
Produkt wurde nacheinander mit Wasser und Äthanol gewaschen
und sodann mit Diäthyläther getrocknet. Man erhielt 670 mg
(87% d. Th.) Produkt.
Das blaue Pulver wurde in 10 ml 0,1 n HCl gelöst. H2S wurde
eingeleitet, bis kein weiterer Niederschlag mehr auftrat. Sodann
wurde das Gemisch im Abzug erwärmt, um
das feste CuS zu koagulieren. Der Niederschlag wurde filtriert.
Das restliche H2S wurde durch Abdampfen entfernt. Die erhaltene
klare Lösung wurde lyophilisiert. Man erhielt 580 mg (75%
d. Th.) Produkt. Die Aminosäureanalyse des hydrolysierten Produkts
ergab eine äquivalente Menge Lysin. Bei der Dünnschichtchromtographie
an Kieselgel erhielt man einen einzigen
Fleck, der mit handelsüblichem Biocytin (Sigma) identisch
war und einen Rf-Wert von 0,2 (Butanol : Essigsäure : Wasser =
4 : 1 : 1) aufwies, wobei unter Verwendung eines Ninhydrin- oder
p-Dimethylaminozimtaldehyd (DMACA)-Sprays (D. B. McCormick und
J. A. Roth, Methods Enzymol., Bd. 18A (1970), Seiten 383-385)
keine Verunreinigungen sichtbar waren.
70 mg 3-(N-Maleinimido-propionyl)N-hydroxysuccinimidester in
1 ml Dimethylformamid wurden zu 1 ml einer Lösung von 107 mg
Biocytin-hydrochlorid in 0,5 m NaHCO3 getropft. Die Umsetzung
wurde 2 Stunden lang durchgeführt. Anschließend wurde die Lösung
mit 1 n HCl angesäuert. Man ließ das Produkt bei 4°C
kristallisieren. Die Kristalle wurden mit kalter 0,1 n HCl
gewaschen und sodann mit Diäthyläther getrocknet. Man erhielt
80 mg (60% d. Th.) Produkt.
MPB erschien bei der Dünnschichtchromatographie unter Verwendung
von Chloroform/Methanol (1 : 1 Vol./Vol) als Laufmittel
als einziger Flecken (Rf-Wert 0,3). Das Produkt konnte durch
p-Dimethylaminozimtaldehyd (DMACA), Joddampf oder durch Brennen
der Dünnschichtplatte nachgewiesen werden. Um die Reaktivität
des Fleckens gegen Sulfhydrylverbindungen zu testen, wurde
ein 5-facher molarer Überschuß an Dithiothreit (DTT) mit
MPB umgesetzt. Das freie Sulfhydrylderivat MPB-SH wurde gebildet.
Nicht-umgesetztes Dithiothreit (DTT) (Rf-Wert 0,9) wurde
vom Sulfhydryladdukt (Rf-Wert 0,35) mit dem vorstehenden dünnschichtchromatographischen
System abgetrennt. Sowohl Dithiothreit
(DTT) als auch MPB-SH wurden mit 5,5′-Dithiobis-
(2-nitrobenzoesäure) (DTNB)-Spray (0,1% in Äthanol/
0,1% NaHCO3, 1 : 1 Vol./Vol.) nachgewiesen. Mit dem p-Dimethyl-
aminozimtaldehyd (DMACA)-Spray war nur das biotinhaltige Derivat
nachweisbar.
Andere Maleinimidoderivate von Biocytin wurden auf ähnliche
Weise unter Verwendung handelsüblicher aliphatischer oder aromatischer
Maleinimido-N-hydroxysuccinimidester hergestellt.
Die aromatischen Derivate sind weniger löslich und daher von
geringerer Wirksamkeit. Seit kurzem ist 4-(N-Maleinimido-
butyryl)-N-hydroxysuccinimidester im Handel erhältlich
(Firma Calbiochem.). Das aus der Butyrylverbindung hergestellte
Biocytinderivat verhält sich ähnlich wie MPB.
1 mg β-Galactosidase wurde in 0,1 ml Kochsalzlösung gelöst.
Eine Lösung von 0,9 ml MPB (26 µg/ml in PBS) wurde zugesetzt.
Nach 2 Stunden bei 25°C wurde das biotinylierte Enzym gründlich
gegen PBS dialysiert. B(S)BG wurde sodann durch Passage
über ein Millipore-Filter (HAO.2µ) sterilisiert und bei 4°C
gelagert.
1 mg β-Galactosidase wurde in 1 ml 0,1 n NaHCO3 gelöst. Eine
Lösung von 11 µl BNHS (3,4 mg/ml in Dimethylformamid) wurde
zugesetzt. Nach 1-stündiger Umsetzung bei 25°C wurde das biotinylierte
Enzym gründlich gegen PBS dialysiert. B(N)BG wurde
sodann ebenso wie B(S)BG gelagert.
Biotinyl-BSA und Biotinyl-Peroxidase wurden gemäß bekannten
Verfahren (Bayer & Wilchek, a. a. O. (1980), J. L. Guesdon,
T. Ternynch und S. Avrameas, J. Histochem. Cytochem. Bd. 27
(1979), Seiten 1131 bis 1139) hergestellt. Ein Molverhältnis
15 : 1 für BNHS/BSA und von 20 : 1 für BNHS/Peroxidase wurde
angewandt.
Gleiche Volumina mit einem Gehalt an 13 µg/ml Avidin und
1 µg/ml Biotinyl-peroxidase (beide aus entsprechenden Vorratslösungen
mit 2% BSA in PBS verdünnt) wurden vereinigt. Die
Komplexe wurden vor der Verwendung 30 Minuten bei 25°C auf
einem Reziprokschüttler (100 Bewegungen/min) inkubiert.
Die β-Galactosidase-Aktivität wurde in Lösung unter Verwendung
von o-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid als Substrat
(20 mg, gelöst in 30 ml PBS unter Zusatz von 100 mg Dithiothreit)
gemessen. Äquivalente Mengen (60 ng pro Vertiefung)
an biotinyliertem oder nicht-derivatisiertem Enzym wurden
in Mikrotiterplatten bestimmt. Die Vertiefungen wurden wiederholt
(alle 10 Minuten) unter Verwendung eines EL-310 EIA-
Lesegeräts (Bio-Tek Instrument, Inc., Burlington, VT) abgelesen.
Zum enzymatischen Nachweis von β-Galactosidase auf Tüpfelblots
wurde die gleiche Testlösung verwendet, mit der Abänderung,
daß 5-Brom-4-chlor-3-indylyl-β-D-galactopyranosid (20 µg gelöst
in 0,5 ml Dimethylformamid) anstelle von o-Nitrophenyl-
β-D-galactopyranosid verwendet wurde.
Die Peroxidase-Aktivität auf Tüpfelblots wurde mit einer
3,3′-Diaminobenzidin-Lösung (50 mg gelöst und in 100 ml
PBS), die mit Wasserstoffperoxid (15 µl, 30prozentige Lösung)
versetzt worden war, nachgewiesen.
Protein-Blots wurden gemäß J. M. Gershoni und G. E. Palade,
Anal. Biochem., Bd. 131 (1983), Seiten 1 bis 15, durchgeführt.
Reihenverdünnungen (wie nachstehend erläutert) der Proteinlösungen
wurden als 1 µl-Aliquotanteile auf vorgeschnittene
(2 × 3,5 cm) Nitrocellulosestreifen aufgebracht. Die Streifen
(Tüpfelblots) wurden bei 25°C getrocknet. Die anschließenden Behandlungen
(2 ml der benötigten Lösung) wurden in kompartimentierten Polystyrolbehältern
(Althor Products; Wilton, CT) durchgeführt. Sofern nichts
anderes angegeben ist, erfolgten sämtliche Inkubationen bei 25°C.
Geblottete Proteine wurden 1 h mit einer Lösung von MPB
(6 µg/ml PBS) behandelt. Die Streifen wurden mit PBS gespült
und 1 Stunde mit 2% BSA (in PBS) gequencht. Nach kurzem Spülen
mit PBS wurden Avidin : Biotinyl-Peroxidase-Komplexe zugesetzt,
und die Streifen wurden weitere 45 Minuten inkubiert.
Sodann wurden die Streifen gründlich mit PBS gespült und mit
einer Lösung von Peroxidasesubstrat versetzt. Die Flecken erschienen
üblicherweise innerhalb von 5 Minuten. Die Streifen
wurden getrocknet, auf einem Blatt Whatman III-Papier
befestigt und zwischen einer gefalteten Aluminiumfolie gelagert.
Geblottete Proteine wurden mit einer Lösung von N-Äthylmaleinimid
(1 mg in 1 ml PBS) 1 Stunde behandelt, um freie
Cysteinyl-SH-Gruppen zu blockieren. Die Streifen wurden gründlich
mit PBS gespült. Die Cystinyl-S-S-Gruppen wurden 1 h mit
einer 2-prozentigen Lösung von β-Mercaptoäthanol reduziert.
Die Streifen wurden gründlich mit PBS gespült und sodann
nacheinander mit MPB und Avidin-Enzym-Komplexen behandelt
wie vorstehend für die Sulfhydrylfärbung erläutert worden
ist.
Die Direktfärbung von geblotteten Proteinen mit MPB ermöglichte
deren anschließenden histochemischen Nachweis nach Behandlung
mit Avidin-Enzym-Komplexen (Fig. 1). Nur Proteine mit
freien Cysteinresten wurden bei diesem Verfahren markiert.
Beispielsweise wurde Chymotrypsinogen (dessen Cysteinreste
nicht an Disulfidbrücken beteiligt sind) auf Blots auch bei
einer wesentlich höheren Konzentration (1 µg/µl) als der in
Fig. 2 nicht markiert. Die Nachweisempfindlichkeit scheint
proportional zur Anzahl der freien Sulfhydrylgruppen eines
gegebenen Proteins zu sein. Somit konnten Aldolase und
β-Galactosidase (R. Cecil, in The Proteins, 2. Aufl., Herausgeber
H. Neurath, Bd. 1 (1963), Academic Press, New York,
Seiten 379 bis 476; A. V. Fowler und I. Zabin, J. Biol. Chem.,
Bd. 253 (1978), Seiten 5521-5525), die beide zahlreiche
freie Cysteinreste tragen, in Proteinkonzentrationen von weniger
als 1 ng/µl nachgewiesen werden. Ovalbumin (etwa 3 SH-Gruppen/
Molekül) war bei Konzentrationen von nur 3 ng/µl
sichtbar. Das Verfahren ist anscheinend sehr empfindlich, da
BSA, das gemäß R. E. Benesch, H. A. Lardy und R. Benesch,
J. Biol. Chem., Bd. 216 (1955), Seiten 663-676 durchschnittlich
nur 0,7 freie SH-Gruppen aufweist, ebenfalls bei einer
Konzentration von etwa 10 ng/µl sichtbar war.
Das Verfahren eignet sich auch für den spezifischen Nachweis
von Disulfidbrücken. Durch Blockieren von endogenen SH-Gruppen
mit N-Äthylmaleinimid konnten Disulfidgruppen reduziert und
die erhaltenen Sulfhydrylreste unter Verwendung von MPB nachgewiesen
werden. Unter Verwendung dieses Verfahrens blieb
Aldolase ungefärbt, was zeigt, daß die freien Sulfhydrylgruppen
von Aldolase vollständig mit N-Äthylmaleinimid blockiert
wurden, während bei der Behandlung mit Mercaptoäthanol keine
freien Sulfhydrylgruppen freigelegt wurden. Somit sind in
Aldolase keine Disulfidbrücken vorhanden. Im Gegensatz dazu wurde
Chymotrypsinogen durch Behandlung mit MPB nicht direkt
markiert (keine freien Cysteinreste), wogegen es beim letztgenannten
Verfahren stark markiert wurde, was
die veröffentlichten Daten (R. Cecil, a. a. O., 1963) bestätigte,
daß sämtliche fünf Cysteinpaare an Disulfidbrücken beteiligt
sind. BSA, das mit MPB direkt schwach markiert wurde,
ergab bei diesem Verfahren eine starke Disulfidmarkierung,
was auf dessen 17 Cystinreste zurückzuführen ist (I. M. Koltoff,
A. Anatasi und B. H. Tan, J. Am. Chem. Soc., Bd. 80 (1958),
Seiten 3235 bis 3240).
MPB kann als mildes Reagens zur Biotinylierung von Proteinen mit
freien Sulfhydrylgruppen verwendet werden. Für diesen Zweck
wurde β-Galactosidase aufgrund ihrer zahlreichen freiliegenden
Cysteinreste (A. V. Fowler und I. Zabin, J. Biol. Chem. Bd. 253
(1978), Seiten 5521 bis 5526) und Reaktivität mit MPB (Fig. 2)
gewählt. β-Galactosidase wurde daher über seine Cysteinreste
unter Verwendung von MPB oder über seine Aminoreste mit
BNHS biotinyliert. Die erhaltenen Enzympräparate, nämlich
B(S)BG bzw. B(N)BG, wurden einer weiteren Prüfung unterzogen.
Beide biotinylierten Enzyme behielten den Großteil ihrer ursprünglichen
Aktivität:B(S)BG blieb zu mehr als 75% aktiv und
B(N)BG zu etwa 60%. Beide Enzyme wurden nach Lagerung bei
-20°C inaktiviert B(S)BG partiell und B(N)BG total; nichtderivatisierte
β-Galactosidase wurde bei diesen Lagerungsbedingungen
nicht beeinträchtigt). Wir empfehlen daher die Lagerung
der biotinylierten Proteine bei 4°C unter sterilen
Bedingungen und/oder in Gegenwart von Azid.
Eine Suspension (50 µl gepackte Sepharose pro Probe) von
Sepharose-Avidin wurde zweimal mit PBS durch Zentrifugation
gewaschen. 1 ml der entsprechenden Enzyme (20 µg/ml von
β-Galactosidase, B(S)BG oder B(N)BG wurde zugesetzt. Die
Suspension wurde 1 h bei 25°C unter Schütteln (100 Bewegungen/min)
inkubiert. Die Proben wurden dreimal mit 1 ml PBS gewaschen.
Die flüssigen Überstände wurden gewonnen. Das Sepharose-
Pellet wurde in 1 ml Volumen resuspendiert. Die jeweiligen
Proben (d. h. die ursprünglichen Enzymlösungen, die einzelnen
Waschflüssigkeiten und die gewaschenen, resuspendierten,
immobilisierten Enzymproben wurden alle auf ihre enzymatische
Aktivität unter Verwendung der o-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid-
Substratlösung untersucht. Nach Inkubation der jeweiligen
biotinylierten Enzyme mit Sepharose-Avidin wurde B(S)BG
vollständig auf der festen Matrix immobilisiert (Fig. 2). Das
immobilisierte Enzym behielt die gesamte ursprüngliche Ativität
des ungebundenen Enzyms. Das immobilisierte Enzym konnte
bei 4°C (in Gegenwart von Azid) gelagert werden und zeigte
keine signifikante Freisetzung vom Affinitätsharz (etwa
0,5% pro Woche). Unter den gleichen Bedingungen wurde
B(N)BG nur partiell an Sepharose-Avidin immobilisiert. Mehr
als 10% wurden pro Woche von der Säule freigesetzt, wenn das
immobilisierte Enzym bei 4°C gelagert wurde.
Biotinylierte Enzyme sind für verschiedene histochemische und
cytochemische Techniken geeignet und wurden als Markierungen in
enzymgebundenen Tests, beim Proteinblotting und für pathologische
Nachweise verwendet (Wilchek & Bayer, a. a. O., 1984). Um
die Anwendbarkeit des MPB-gestützten Systems für diesen Zweck
zu erläutern, verwendeten wir das vorstehend beschriebene
B(S)BG-Präparat zum Nachweis von auf Tüpfelblots immobilisiertem
Biotinyl-BSA. Avidin wurde zur Überbrückung der beiden
biotinylierten Proteine verwendet.
Tüpfelblots mit einen Gehalt an Reihenverdünnungen von
B-BSA wurden 1 h mit 2% BSA gequencht. Nach einer kurzen
PBS-Spülung wurde eine Avidinlösung (13 µg/ml in 2%
BSA/PBS) zugesetzt. Die Streifen wurden 45 min inkubiert,
gründlich mit PBS gespült und 1 h in einer Lösung von B(S)BG
(30 µg/ml in 2% BSA/PBS) inkubiert. Die Streifen wurden weiter
gespült, und die β-Galactosidase-Substratlösung wurde
zugesetzt. Die Flecken erreichten nach einer Inkubationsdauer
von 2 h ihre maximale Intensität.
Wie in Fig. 3 gezeigt, ergab dieses System eine untere
Auflösungsgrenze von etwa 10 pg/µl Biotinyl-BSA. Die in Fig. 4A
dargestellten Ergebnisse zeigen ein stufenweises System,
bei dem getrennte Lösungen von Avidin und B(S)BG nacheinander
auf die Tüpfelblots aufgesetzt wurden. Wir versuchten auch die
Markierung von Biotinyl-BSA unter Verwendung von vorher hergestellten
Avidin : B(S)BG-Komplexen. In diesem Fall waren die
Empfindlichkeit und die Intensität des Signals merklich geringer
als beim stufenweisen System (Fig. 3B).
Die Thiol- oder Sulfhydrylgruppe kann aufgrund ihrer nucleophilen
Beschaffenheit mit zahlreichen elektrophilen Gruppen reagieren.
Diese Eigenschaft hat viele Forscher dazu angeregt, eine
Reihe von unterschiedlichen thiolspezifischen Reagentien zu
entwerfen. Darunter finden sich Reagentien (sowohl löslich als
auch immobilisiert) mit einem Gehalt an Halogenacetylgruppen,
Disulfidgruppen, Quecksilbergruppen und Maleinimiden. In einem
neueren Übersichtsartikel über das Avidin-Biotin-System
(Bayer & Wilchek, a. a. O., 1980) traten wir für die Verwendung
von Biotinderivaten mit einem Gehalt an den drei erstgenannten
thiolspezifischen Funktionen ein. Bei Biotinyl-Quecksilber-
und -Thiolderivaten handelt es sich um reversible Reagentien,
die unserer Erfahrung nach offensichtlich von modifizierten,
thiolhaltigen Makromolekülen nach Wechselwirkung mit Avidin
dissoziiert werden (auch mit Mercaptoäthanolbehandlung). Das
Halogenacetylderivat ist trotz der Stabilität der abgeleiteten
Verbindungen nicht selektiv genug und tritt in Wechselwirkung
mit anderen funktionellen Gruppen (z. B. Lysin,
Histidin) an Proteinen (M. Wilchek und D. Givol, Methods
Enzymol., Bd. 46 (1977), Seiten 153 bis 157). Andererseits
ist von Maleinimidreagentien bekannt, daß sie relativ
selektiv für Thiole sind und stabile Bindungen gewährleisten.
Wir entschieden uns daher zur Synthese des Biotinylderivats
MPB, das diese Funktion enthält.
Dieses Reagens ist durch verschiedene Vorteile charakterisiert.
MPB ist bei Lagerung bei 4°C mindestens 3 Jahre stabil.
Aufgrund seiner freien Carboxylgruppe ist MPB in wäßrigen
Lösungen löslich und für Zellmembranen undurchgängig.
Maleinimide sind in wäßrigen Lösungen nicht labil. Unter
physiologischen Bedingungen ist das Reagens praktisch unreaktiv,
bis eine zur Verfügung stehende SH-Gruppe in die Nähe
kommt. Ein weiterer Vorteil dieses Reagens für die Biotinylierung
von Proteinen besteht darin, daß MPB mit freien SH-
Gruppen, die in zahlreichen Proteinen vorliegen, und häufig
für deren Aktivität nicht erforderlich sind, reagiert. Das
Reagens weist ein langes Abstandsstück (bestehend aus einer Lysin-
und einer Propyl- oder Propionylgruppe) auf und ist daher für die tiefe
biotinbindende Tasche, die das Avidinmolekül charakterisiert
(M. N. Green, Adv. Protein Chem., Bd. 29 (1975), Seiten 85-
133, D. Scott, D. E. Nitecki, H. Kindler und J. W. Goodman,
Molec. Immunol., Bd. 21, (1984), Seiten 1055-1060) leicht
zugänglich. Dies wurde klar durch unseren Befund belegt, daß
B(S)BG (über Cystein biotinyliert) eine stabilere Wechselwirkung
mit Sepharose-Avidin eingeht, als dies bei B(N)BG
(über Lysin biotinyliert) der Fall ist. Es ergab sich auch
klar aus unseren früheren Untersuchungen, daß die BNHS-Derivatbildung
von Proteinen selten zu einer 100prozentigen Adsorption
an avidinhaltigen Matrices führt (Bayer et al.,
a. a. O., 1976). Finn et al. (F. M. Finn, G. Titus, D. Horstmann
und K. Hofmann, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 81 (1984),
Seiten 7328 bis 7332) wiesen ebenfalls klar nach, daß die direkte
Bindung von BNHS an ein Protein nicht immer zur Bindung
an eine Avidinsäule ausreicht. Ihre Untersuchungen über den
Insulinrezeptor unter Verwendung des biotinylierten Hormons
zeigten, daß ein Aminocaproyl-Abstandsstück sowohl für eine
wirksame Immobilisierung als auch zu einem Schutz gegen ein
Austreten des derivatisierten Hormons aus der Avidinsäule
wesentlich ist.
Maleinimide mit einem Gehalt an verschiedenen Chromophoren
(einschließlich fluoreszierende und kolorimetrische)
wurden bisher für die Modifikation und Bestimmung von Thiolen
verwendet. In vorhergehenden Untersuchungen in Verbindung
mit unseren früheren Arbeiten unter Verwendung von Enzymhydraziden
zum Nachweis von Kohlenhydraten (M. H. Gershoni,
E. A. Bayer und M. Wilchek, Anal. Biochem., Bd. 146 (1985),
Seiten 59 bis 63) stellten wir Maleinimidoenzyme her, jedoch
reagierten diese mit Protein-SH-Gruppen nur mit geringer
Empfindlichkeit (E. A. Bayer und M. Wilchek, unveröffentlichte
Ergebnisse). Wir kehrten daher zu MPB zurück, durch das
außergewöhnlich niedere Nachweisgrenzen erreicht werden konnten.
Wir wählten die Verwendung von enzymkonjugiertem Avidin
als Sonde, da unsere neueren Untersuchungen (F. Kohen,
E. A. Bayer, M. Wilchek et al., in Analytical Applications of
Bioluminescence and Chemiluninescence, Herausgeber
L. J. Kricka, P. E. Stanley, G. H. G. Thorpe und T. P. Whitehead,
Academic Press, New York, 1984, Seiten 149 bis 158) ergaben,
daß bei Verwendung der letztgenannten Sonden Empfindlichkeiten
erreicht werden können, die denen unter Verwendung von
radioaktiven Markierungen ähnlich sind. In der vorliegenden
Untersuchung können wir SH-enthaltende Proteine in Konzentrationen
von weniger als 1 ng/µl nachweisen, was Femtomolkonzentrationen
von zur Verfügung stehenden freien Thiolen
entspricht.
Neben dem offenkundigen Verstärkungsfaktor gewährleistet
die kombinierte Wirkung von MPB mit einer Reihe von Sonden
auf Avidinbasis ein äußerst vielseitiges Hilfsmittel. Somit
verkörpert ein Thiolreagens von Natur aus sämtliche möglichen
Sondenarten (d. h. fluoreszierend, radioaktiv-markiert,
Elektronendichte oder enzymatische Konjugate von Avidin) für
sämtliche Zwecke.
Als ein Modell für unsere Untersuchungen wählten wir
β-Galactosidase, da dieses Enzym zahlreiche freie SH-Gruppen
enthält, von denen die meisten für die biologische Aktivität
nicht kritisch sind. Das gleiche Enzym konnte daher als SH-
enthaltendes Zielprotein, als SH-enthaltendes Enzym und
schließlich als Marker oder Sonde verwendet werden. Die
verbesserten Eigenschaften des MPB-markierten Enzyms gegenüber
den entsprechenden BNHS-Derivaten zeigen klar, daß das
erfindungsgemäße Reagenz in zahlreichen Fällen für die Biotinylierung
von Proteinen sehr vorteilhaft ist. Das Verfahren
sollte zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten durch vorherige
Thiolylierung (z. B. über Homocystein-thiolacton) unter
anschließender, auf MPB gestützter Biotinylierung finden. Dies
führt sowohl zu einer Zunahme der Anzahl an Biotingruppen als
auch zu einem weiteren Herausragen des Biotinrests aus der
Proteinoberfläche. MPB kann daher als wertvolle Ergänzung zu
BNHS und in vielen Fällen als bevorzugtes Reagens eingesetzt
werden. Mehr als 10 Jahre nachdem Biotin zur Modifikation
von Proteinen verwendet worden ist, fehlt noch immer ein einfaches,
zuverlässiges und empfindliches Verfahren zur quantitativen
Bestimmung der Anzahl von Biotinresten pro derivatisiertem
Protein. In der Vergangenheit beruhten die meisten
derartigen Bestimmungen auf der Wechselwirkung (Bindung)
des biotinylierten Proteins mit Avidin. Jedoch beeinträchtigen sterische
Probleme sowie das Vorhandensein von mehreren reaktiven
Zentren an Avidin dessen Verwendung für quantitative
Zwecke. Andererseits kann das Ausmaß der durch MPB induzierten
Biotinylierung von SH-Gruppen an Proteinen leicht verfolgt
werden, indem man Ellman's-Reagens oder beliebige
fluoreszierende oder kolorimetrische Maleinimide verwendet.
In Anbetracht von Spezifität, Einfachheit und zweckmäßigen
Moleküleigenschaften von MPB sehen wir breit gefächerte
Anwendungsmöglichkeiten bei Enzymimmunoassys, Proteinblottings,
Zellsortierungen und verschiedenen cytochemischen Verfahren
(Elektronen-, Fluoreszenz- und Lichtmikroskopie) unter Einschluß
der direkten Markierung von Zelloberflächen-Thiolen
und -Disulfiden.
5 ml Methanol werden in einem Eiswasser/Aceton-Bad mit
0,5 ml Thionylchlorid versetzt. 200 mg Biocytin werden zugegeben.
Anschließend wird das Reaktionsgemisch über Nacht gerührt.
Sodann wird das Lösungsmittel auf ein minimales Volumen
verringert. Wasserfreier Diäthyläther wird zugesetzt.
Der Niederschlag wird abfiltriert, mit wasserfreiem Diäthyläther
gewaschen und unter vermindertem Druck über NaOH
getrocknet. Der Rf-Wert des Produkts beträgt 0,48 bei Verwendung
des vorgenannten Dünnschichtchromatographie-
Laufmittelsystems.
100 mg Biocytin-Methylester werden in 2 ml Methanol gelöst
und mit 0,1 ml Hydrazin-hydrat versetzt. Nach 48 h bei 25°C
wird das Lösungsmittel zur Trockene eingedampft. Eine weitere
Trocknung wird in einem Exsikkator unter vermindertem Druck in
Gegenwart von H2SO4 vorgenommen, bis sich kein Hydrazingeruch
mehr nachweisen läßt. Das Produkt wird in 1 ml Wasser gelöst
und über eine mit Porapak Typ Q gepackte Säule (4 × 1 cm) gegeben.
Die Säule wird mit Wasser eluiert. 2 ml-Fraktionen
werden gesammelt. Die ersten Fraktionen enthalten im allgemeinen
das restliche Hydrazin-hydrochlorid. Für eine vollständige
Entfernung des Hydrazins ist zu sorgen, da dieses
mit Aldehyden reagiert und somit eine wirksame Kupplung des
Hydrazinreagens verhindert. Die das Biocytin-hydrazid
(Rf-Wert 0,11 bei der Dünnschichtchromatographie unter
Verwendung von Methanol als Laufmittel) enthaltenden Fraktionen
werden durch Ansprühen mit Dimethylaminozimtaldehyd und
Ninhydrin nachgewiesen. Um die Elution des Hydrazids zu beschleunigen,
wird die Säule im Anschluß an den Hydrazinpeak mit
80prozentigem wäßrigem Methanol eluiert. Die Fraktionen werden
dabei in einem scharfen Peak eluiert. Die das Produkt
enthaltenden Fraktionen werden vereinigt, zur Trockene eingedampft,
in einer möglichst geringen Menge Methanol gelöst und
mit Diäthyläther gefällt. Biocytin-hydrazid läßt sich aus
heißem Äthanol kristallisieren. Nach Umsetzung mit Aceton
werden drei Produkte (Dünnschichtchromatographie unter
Verwendung von Methanol als Laufmittel) mit Rf-Werten von 0,24, 0,55 und
0,65 erhalten, die die erwarteten Reaktionsprodukte darstellen.
Wir stellten die gleiche Verbindung auch aus t-Boc-Biocytin
(Bayer und Welchek, Methods Enzymol, Bd. 34 (1974), Seite 265)
und tert.-Butylcarbazat (Sigma) in Gegenwart von Dicyclohexylcarbodiimid
in Dimethylformamidlösung her. Die Schutzgruppen
werden mit 4 n HCl in Dioxan entfernt.
Zellen etwa 108/ml) werden gewaschen und in phosphatgepufferter
Kochsalzlösung vom pH-Wert 7,4 resuspendiert. Eine Lösung
von Natrium-m-perjodat wird in einer Endkonzentration von
1 mM oder 10 mM zugesetzt, je nachdem, ob
eine Markierung von Zelloberflächen-Sialinsäuren oder -Zuckern
im allgemeinen erwünscht ist. Die Behandlung wird 30 Minuten
in einem Eisbad durchgeführt. Die Zellen werden sodann gewaschen
und in einer Lösung mit einem Gehalt an 50 µg/ml
Biocytin-hydrazin in phosphatgepufferter Kochsalzlösung vom
pH-Wert 7,4 (PBS) resuspendiert. Die Reaktion zwischen dem
Aldehydsaccharid und dem Hydrazidreagens dauert im allgemeinen
1 h bei 25°C. Die Zellen werden sodann gewaschen
und weiter für den gewünschten Zweck aufgearbeitet (Nachweis,
quantitative Bestimmung, Lokalisierung, Immobilisierung und
dergl.).
Eine 5prozentige Zellsuspension wird 60 Minuten bei 37°C in
einem bewegten Wasserbad mit einer gepufferten Lösung
(phosphatgepufferte Kochsalzlösung mit
3 mM CaCl2) mit einem Gehalt an Vibrio cholerae-
Neuraminidase (0,05 U/ml, Behringwerke, Marburg) Galactose-
Oxidase (5 U/ml, Sigma) und 50 µg/ml Biocytin-hydrazid inkubiert.
Die Zellen werden sodann zweimal gewaschen und im gewünschten
Puffer, je nach weiterer Verarbeitung, resuspendiert.
Das Glycoprotein (10 mg in 5 ml 0,1 m Natriumacetat, pH
4,5, mit 5 mM Natriummetaperjodat)
wird 1 h bei 4°C im Dunkeln oxidiert. Nach der Oxidation wird
überschüssiges Perjodat entweder durch Dialyse oder
säulenchromatographisch an Sephadex G-25 entfernt. Das dialysierte
Protein wird sodann in einer Lösung mit einem Gehalt von
50 µg/ml Biocytin-hydrazid inkubiert, überschüssiges Hydrazid
wird durch Dialyse entfernt. Bei mindestens 90% der
Glycoproteinmoleküle erfolgt eine Biotinylierung.
Das Glycoprotein (10 mg in 5 ml 0,1 m Natriumacetat,
pH 4,5, 10 mM NaJO4) wird
1 h bei 4°C im Dunkeln oxidiert und über Nacht gegen den
gleichen Puffer dialysiert. Das dialysierte Protein wird sodann
2 h mit 10 ml Polyacrylhydrazid-Sepharose in einem
gleichen Volumen an PBS inkubiert. Das immobilisierte Glycoprotein
wird gewaschen und im gleichen Puffer mit 0,5% Azid
gelagert.
Rinderhirn-Ganglioside (1 mg) werden in 1 ml PBS suspendiert.
10 µl einer 0,2 m Natriumperjodatlösung werden zugesetzt.
Man läßt die Reaktion 30 Minuten bei 4°C ablaufen. Das Reaktionsgemisch
wird gründlich gegen phosphatgepufferte Kochsalzlösung
(pH-Wert 7,4) dialysiert. Anschließend wird Biocytin-hydrazid
(2,5 mg, gelöst in 0,5 ml PBS mit
1 mM MnCl2) zugesetzt. Die Reaktion wird 1 Stunde bei
37°C durchgeführt. Die modifizierten Ganglioside werden dialysiert
und mit Natriumborhydrid (1 mM) 10 min bei
Raumtemperatur reduziert und gründlich gegen den gleichen
Puffer dialysiert.
Nitrocellulosemembranen oder andere immobilisierte Matrices
(z. B. positiv geladenes Nylon), auf die Glycokonjugate übertragen
worden sind, werden 1 h bei 37°C in 2prozentigem (Gew./Vol.)
Rinderserumalbumin gequencht. Die Blots werden sodann in einer
frisch hergestellten wäßrigen Lösung von Natriumperjodat
(1 oder 10 mM) 30 min bei Raumtemperatur inkubiert.
Nach kurzer Spülung in phosphatgepufferter Kochsalzlösung
werden die Blots 1 h in 2prozentiger BSA mit einem Gehalt an
Biocytin-hydrazid (6 µg/ml) inkubiert und wieder gewaschen
(2 × 10 min). Die Blots werden sodann mit Komplexen von
Avidin und Biotinyl-alkalischer Phosphatase (Gemisch von
10 µg bzw. 5 µg pro 1 ml der verwendeten Lösung) behandelt. Die
Substratlösung besteht aus 10 mg Naphthol-AS-MX-phosphat
(Sigma, gelöst in 200 µl Dimethylformamid) und 30 mg Echtrot
(Sigma) in 100 ml 100 mM Tris-HCl-Puffer vom
pH-Wert 8,4. Das Signal, ein roter Niederschlag, erscheint
während der 30minütigen Inkubation des Blots.
1,37 g (10 mMol) p-Aminobenzoesäure wurden in 12 ml 1 n NaOH
gelöst und mit 2,0 g (10 mMol) Boc-on, gelöst in 5 ml Dioxan,
versetzt. Das Reaktionsgemisch wurde über Nacht gründlich gerührt.
Nach Zugabe von Wasser wurde die Lösung mit Petroläther
zur Entfernung von Dioxan extrahiert. Die wäßrige Phase
wurde mit 10prozentiger Citronensäure angesäuert. Der Niederschlag
wurde gewonnen, mit Wasser gewaschen und an der Luft
getrocknet. Man erhielt 1,5 g (65% d. Th.) Produkt vom F. 185°C.
600 mg tBoc-p-Aminobenzoesäure wurden zu 10 ml einer Dioxanlösung
mit einem Gehalt an 300 mg N-Hydroxysuccinimid gegeben.
550 mg Dicyclohexylcarbodiimid (gelöst in 2 ml Dioxan) wurden
zugesetzt. Die Lösung wurde 1 h gerührt. Das Harnstoffderivat
wurde abfiltriert und verworfen. Das Filtrat wurde zu einem
geringen Volumen eingeengt. Das Produkt wurde nach Zugabe von
Diäthyläther kristallisiert. Man erhielt 650 mg (78% d. Th.)
Produkt vom F. 165°C.
170 mg tBoc-p-Aminobenzoyl-N-hydroxysuccinimidester (in 2 ml
Dimethylformamid) wurden langsam zu einer Lösung von 200 mg
Biocytin-hydrochlorid in 2,2 ml 0,5 n NaOH gegeben. Man ließ
die Reaktion über Nacht ablaufen. Nach Zugabe von Wasser wurde
das Reaktonsgemisch mit Diäthyläther und anschließend mit
Petroläther (zur Entfernung von Dimethylformamid) extrahiert.
Die Lösung wurde mit 10prozentiger Citronensäure angesäuert.
Der Niederschlag wurde abfiltriert und zur Entfernung von
Spuren an Reaktanten mit Diäthyläther gewaschen. Man erhielt
240 mg (84% d. Th.) Produkt vom F. 171°C.
100 mg tBoc-p-Aminobenzoyl-biocytin wurden in 2 ml Eisessig
gelöst. Eine Lösung (3 ml Dioxan) mit einem Gehalt an 5 m
HCl wurde zugesetzt. Das Gemisch wurde 30 Minuten stehengelassen.
Nach Ausfällung des Produkts wurde Diäthyläther zugesetzt.
Der Niederschlag wurde filtriert und mit Diäthyläther
bis zur Trockene gewaschen. Man erhielt 76 mg (92% d. Th.)
Produkt. Bei der Dünnschichtchromatographie unter Verwendung
von Butanol-Essigsäure-Wasser ergab sich ein einziger
Fleck für das Produkt (Rf-Wert = 0,40). Nach Behandlung mit
NaNO2 reagierte die Verbindung mit Tyrosin.
2 mg p-Aminobenzoyl-biocytin wurden in 40,7 µl eiskalter 1 n
HCl gelöst. Ein äquivalentes Volumen an eiskalter NaNO2-Lösung
(7,7 mg/ml) wurde zugesetzt. Man ließ die Lösung 5 Minuten
bei 4°C stehen. Die Reaktion wurde durch Zugabe von
35 µl 1 n NaOH beendet. Die DBB-Lösung wurde durch Verdünnung
mit 0,2 m Boratpuffer vom pH-Wert 8,4 auf die gewünschte Konzentration
gebracht.
Nitrocellulosestreifen mit den Proben wurden
mit einer Lösung mit einem Gehalt an DBB (10 µg/ml) behandelt.
Nach 1stündiger Inkubation wurden die Nitrocellulosestreifen
dreimal mit PBS gespült und mit einer geeigneten
Proteinlösung gequencht. Nach 1 h wurden die Nitrocellulosestreifen
wieder dreimal mit PBS gespült und unter Verwendung
von avidin- oder streptavidinhaltigen Enzymkonjugaten oder
-komplexen gefärbt.
Eine DBB-Lösung (deren exakte Konzentration wurde durch Vorversuche
bestimmt) in Boratpuffer vom pH-Wert 8,4 wurde zu
einer Lösung eines bestimmten Proteins in 0,9% NaCl gegeben.
Beispielsweise wurden 0,5 ml DBB (100 µg/ml) zu 0,5 ml alkalischer
Phosphatase (1 mg/ml) gegeben. Nach 2 h bei 25°C wurde
die Lösung gründlich gegen PBS dialysiert. Das biotinylierte
Produkt wurde bei -20°C gelagert. Proben wurden sodann
für den gewünschten Zweck (Nachweis, Lokalisierung, Immobilisierung
und dergl.) unter Verwendung geeigneter avidin- oder
streptavidinhaltiger Konjugate oder Komplexe eingesetzt.
Eine Lösung (1 ml) mit einem Gehalt an der gewünschten DNA
oder RNA (hitzedenaturiert) in einer Konzentration von
0,2 mg/ml wurde in 0,18 m Carbonatpuffer vom pH-Wert 9,0 hergestellt.
Diese Lösung wurde mit 0,2 ml DBB (25 mg/ml) versetzt.
Nach 30 min bei 25°C wurde eine zweite Aliquotprobe an
DBB zugesetzt. Gegebenenfalls wurde dieses Verfahren nochmals
wiederholt. Die markierte DNA oder RNA wurde gegen
0,1 m Phosphatpuffer und sodann gegen Wasser dialysiert.
Das biotinylierte Präparat wurde bei -20°C aufbewahrt.
523 mg 3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin wurden in 5 ml
Dimethylformamid gelöst und mit 125 mg N-Hydroxysuccinimid versetzt.
Die Lösung wurde auf 4°C gekühlt und mit 225 mg
Dicyclohexylcarbodiimid versetzt. Das Reaktionsgemisch wurde
1 Stunde auf Eis und über Nacht bei 25°C belassen. Der ausgefallene
Dicyclohexylharnstoff wurde abfiltriert und verworfen.
Das Produkt wurde direkt aus dem Filtrat mit wasserfreiem
Diäthyläther ausgefällt.
Der Niederschlag wurde gewonnen und mit Diäthyläther gewaschen.
Die Menge an N-Hydroxysuccinimidester wurde spektrophotometrisch
(ε 261 nm = 10 000) nach Hydrolyse mit 0,5 m NH4OH
bestimmt. Die Reinheit wurde dünnschichtchromatographisch
ermittelt.
Der N-Hydroxysulfosuccinimidester und andere aktive Ester
(z. B. N-Hydroxyphthalimido- und p-Natrophenylester)
der vorgenannten Verbindungen wurden auf ähnliche Weise
hergestellt.
125 mg 3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin-N-hydroxysuccinimidester
wurden in 1 ml Dimethylformamid gelöst und tropfenweise
zu 1 ml einer Lösung von 10 µl Hydrazin-hydrat in
0,5 m NaHCO3 gegeben. Die Umsetzung wurde 3 h bei 25°C durchgeführt.
Nach Eindampfen zur Trockene wurde in einer geringen
Menge Methanol gelöst. Das Produkt wurde mit Diäthyläther gefällt.
Die Reinheit wurde dünnschichtchromatographisch bestimmt.
Das Produkt wurde durch Umsetzung mit Aceton identifiziert.
Andere Hydrazidderivate mit langen Abstandsstücken
wurden hergestellt, indem man 3 bis 5 Moläquivalente des
entsprechenden Dihydrazids (z. B. 100 bis 200 mg Adipinsäuredihydrazid)
verwendete.
340 mg BNHS wurden in 3 ml Dimethylformamid gelöst und
tropfenweise zu 3 ml einer Lösung mit einem Gehalt an 150 mg
L-Glutaminsäure in 0,5 m NaHCO3 gegeben. Die Umsetzung wurde
1 bis 2 h oder über Nacht bei 25°C durchgeführt. Die Lösung
wurde mit 1 n HCl angesäuert. Der Niederschlag wurde gewonnen,
filtriert, mit kaltem destilliertem Wasser gewaschen und
unter vermindertem Druck getrocknet. Andere Aminodicarbonsäuren,
Peptide und dergl. wurden unter Verwendung entsprechender
Moläquivalente anderer Reagentien anstelle von
Glutaminsäure hergestellt.
190 mg α-N-Biotinyl-L-glutaminsäure wurden in 3 ml Dimethylformamid
gelöst und mit 125 mg N-Hydroxysuccinimid versetzt.
Die Lösung wurde auf 4°C gekühlt und mit 225 mg Dicyclohexylcarbodiimid
versetzt. Die Umsetzung wurde 1 h bei 4°C und
über Nacht bei 25°C durchgeführt. Der Niederschlag wurde verworfen.
Das Produkt wurde aus dem Filtrat durch Zugabe von
wasserfreiem Diäthyläther ausgefällt. Der Niederschlag wurde
gewonnen und mit Diäthyläther gewaschen. Der Di-(N-hydroxysulfosuccinimid)-
ester von Biotinyl-glutaminsäure wurde in
entsprechender Weise hergestellt.
Gewendete, wieder versiegelte Erythrozyten-Geisterzellen (ghost)
(0,1 ml gepackt) wurden mit 50 µg/ml einer Lösung (in PBS)
von 3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin-N-hydroxysulfosuccinimidester
behandelt. Nach 1 h bei 25°C wurden die Geisterzellen
mit PBS gewaschen, in einer Lösung mit einem Gehalt an 1%
Natriumdodecylsulfat gelöst und der Elektrophorese an Polyacrylamidgel
unterworfen.
In einem zweiten Versuch wurden intakte Erythrozyten 30 min
bei 4°C mit 1 mM NaJO4 behandelt. Die oxidierten Zellen
wurden sodann mit PBS gewaschen und mit einer 50 µg/ml
Lösung (in PBS) von 3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin-
hydrazid behandelt. Die Zellen wurden gewaschen, gepackt und
der Lyse in 40 Volumenteilen eiskaltem Lysepuffer
(5 mM Phosphatlösung, pH-Wert 8,2,
2 mM Phenylmethylsulfonylfluorid) unterworfen. Die
Geisterzellen wurden mit dem gleichen Puffer gewaschen. Die
Membranproteine wurden in 1% Natriumdodecylsulfat gelöst.
Die biotinylierten, vernetzten Proteine wurden an einer
Avidin-Sepharose-Säule isoliert. Das Muster der isolierten
Proteine wurde durch Elektrophorese an Natriumdodecylsulfat-
Polyacrylamidgel analysiert und mit dem ursprünglichen Membranextrakt
verglichen.
1 mg IgG wurde in 1 ml PBS mit 50 µl einer Lösung von 2 mg/ml
3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin-N-hydroxysucci
nimidester
in Dimethylformamid versetzt. Man ließ die Reaktion 1 h
bei 25°C ablaufen. Das Produkt wurde vom Reagens durch Dialyse
oder Gelfiltration an Sephadex G-25 abgetrennt. Das Biotinyl-
maleinimido-IgG wurde mit nativem oder induziertem thiolhaltigem
Protein (z. B. β-Galactosidase, A- oder B-Kette oder
Ricin oder Homocystein-thiolacton-modifiziertes Enzym) vermischt.
1 mg IgG in 1 ml PBS wurde auf eine Natriumperjodatkonzentration
von 1 mM eingestellt (auch eine Endkonzentration
von bis zu 10 mM kann eingesetzt werden). Nach 30 min bei 4°C
wurde das Protein dialysiert (oder der Gelfiltration an Sephadex
G-25 unterworfen). 2 mg 3-(N-Maleinimido-propyl-biocytin-
hydrazid in 1 ml PBS wurde zugesetzt. Nach einstündigem Belassen
bei 25°C wurde das Konjugat wieder dialysiert (oder über
eine Sephadex G-25 Säule gegeben). Sodann wurde mit nativem
oder induziertem, thiolhaltigem Protein gemäß Beispiel a
umgesetzt. Zur weiteren Stabilisierung kann das Konjugat mit
1 mM Natriumborhydridlösung reduziert werden.
Andere Proteinpaare, z. B. Enzym-Enzym oder Antikörper-Toxin,
können auf ähnliche Weise hergestellt werden.
Ein Konjugat (entweder gemäß Beispiel a oder Beispiel b hergestellt)
wird auf eine Säule aufgebracht, die eine immobilisierte
Form eines entsprechenden biotinbindenden Proteins
(z. B. Avidin, Streptavidin oder Antibiotin-Antikörper) enthält.
Das vernetzte Protein und das restliche biotinylierte IgG
werden an die Säule gebunden. Eine derartige Säule kann für
Reinigungszwecke oder in Enzymreaktionssystemen eingesetzt
werden.
BNHS: Biotinyl-N-hydroxysuccinimidester;
B(N)BG: Über ein Amin biotinylierte β-Galactosidase;
B(S)BG: Über SH biotinylierte β-Galactosidase;
BSA: Rinderserumalbumin;
MPB: 3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin;
PBS: Phosphatgepufferte Kochsalzlösung pH 7,4 mit 1 mM MgCl2.
B(N)BG: Über ein Amin biotinylierte β-Galactosidase;
B(S)BG: Über SH biotinylierte β-Galactosidase;
BSA: Rinderserumalbumin;
MPB: 3-(N-Maleinimido-propionyl)-biocytin;
PBS: Phosphatgepufferte Kochsalzlösung pH 7,4 mit 1 mM MgCl2.
Verschiedene Konzentrationen (wie angegeben) von Aldolase (ALD),
β-Galactosidase (BG), Ovalbumin (OV), Rinderserumalbumin
(BSA) und Chymotrypsinogen (CT) wurden an Nitrocellulosemembranen
tüpfelgeblottet und wie in der Beschreibung
erläutert, der Behandlung von SH- oder S-S-Gruppen
unterworfen. Die biotinylierten Proteine wurden unter Verwendung
von vorher hergestellten Avidin : Peroxidase-Komplexen
sichtbar gemacht.
Das nicht-derivatisierte Enzym (BG), das MPB-derivatisierte
Enzym (B(S)BG) und das durch BNHS biotinylierte Enzym
(B(N)BG) wurden mit Sepharose-Avidin inkubiert und mehrmals
gewaschen. Die gesamte eingesetzte enzymatische Aktivität
(TA), die Aktivität der jeweiligen Waschflüssigkeiten (W1,
W2 und W3) sowie die gesamte gebundene Aktivität wurden gemessen.
Die Ergebnisse sind in Histogrammform wiedergegeben.
Der zeitliche Verlauf der Reaktion der immobilisierten
Enzympräparate ist im unteren Diagramm für BG (○);
für B(S)BG, (⚫); und für B(N)BG (▲) angegeben.
Verschiedene Konzentrationen (wie angegeben) von B-BSA wurden
auf Tüpfelblots aufgegeben und entweder nacheinander
(Zeile A) mit Avidin und B(S)BG oder mit vorher hergestellten
B(S)BG-Komplexen (Zeile B) behandelt.
Claims (16)
1. Verbindungen der allgemeinen Formel
in der
A eine terminale Biotingruppe, ein Biotingruppen-Analoges oder -Homologes oder eine modifizierte Biotingruppe oder ein Derivat, die die Wechselwirkung mit einer Avidingruppe erlauben, bedeutet;
B ein Abstandsstück von geeigneter Länge, das gegebenenfalls einen Substituenten D zur Gewährleistung der Wasserlöslichkeit der Verbindung und gegebenenfalls eine funktionelle Gruppe, die zur Wechselwirkung mit einem gewünschten Verbindungstyp verwendet werden kann, bedeutet, und
C folgende Bedeutungen hat:
a) eine terminale Maleinimidgruppe, die zur Wechselwirkung mit einer -SH-Gruppe geeignet ist,
b) eine terminale Hydrazidgruppe, die zur Wechselwirkung mit einem Zuckermolekül, einer Aminogruppe, einer Carboxylgruppe oder einer Base einer Nucleotidsequenz geeignet ist,
c) eine terminale Hydrazid- oder Maleinimidgruppe, wobei in jedem Fall am Abstandsstück entweder der gleiche oder ein unterschiedlicher Substituent vorhanden ist, so daß eine mit dreifacher Funktionalität vorliegt,
d) eine therminale Diazogruppe, die zur Wechselwirkung mit einer Tyrosin- oder Histidingruppe oder mit der Base einer Nucleotidsequenz geeignet ist.
A eine terminale Biotingruppe, ein Biotingruppen-Analoges oder -Homologes oder eine modifizierte Biotingruppe oder ein Derivat, die die Wechselwirkung mit einer Avidingruppe erlauben, bedeutet;
B ein Abstandsstück von geeigneter Länge, das gegebenenfalls einen Substituenten D zur Gewährleistung der Wasserlöslichkeit der Verbindung und gegebenenfalls eine funktionelle Gruppe, die zur Wechselwirkung mit einem gewünschten Verbindungstyp verwendet werden kann, bedeutet, und
C folgende Bedeutungen hat:
a) eine terminale Maleinimidgruppe, die zur Wechselwirkung mit einer -SH-Gruppe geeignet ist,
b) eine terminale Hydrazidgruppe, die zur Wechselwirkung mit einem Zuckermolekül, einer Aminogruppe, einer Carboxylgruppe oder einer Base einer Nucleotidsequenz geeignet ist,
c) eine terminale Hydrazid- oder Maleinimidgruppe, wobei in jedem Fall am Abstandsstück entweder der gleiche oder ein unterschiedlicher Substituent vorhanden ist, so daß eine mit dreifacher Funktionalität vorliegt,
d) eine therminale Diazogruppe, die zur Wechselwirkung mit einer Tyrosin- oder Histidingruppe oder mit der Base einer Nucleotidsequenz geeignet ist.
2. Verbindungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das spaltbare oder nicht-spaltbare Abstandsstück B eine Mehrzahl
von -(CH2)-Gruppen aufweist, die gegebenenfalls durch
einen oder mehrere -CONH-Reste unterbrochen sind, wobei die
Möglichkeit besteht, daß eine oder mehrere der -CH2-Gruppen
durch eine Carboxylgruppe, Hydroxylgruppe, vicinale
Hydroxylamingruppe, Sulfhydrylgruppe, und/oder Disulfidgruppe
substituiert ist.
3. Verbindungen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Abstandsstück aliphatische Kohlenwasserstoffe, cyclische
aliphatische Kohlenwasserstoffe, substituierte aliphatische
Kohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe,
substituierte aromatische Kohlenwasserstoffe, gemischt
aliphatisch-aromatische Kohlenwasserstoffe, substituierte
aliphatisch-aromatische Kohlenwasserstoffe, Monosaccharide,
Di-, Oligo- und Polysaccharide, substituierte Kohlenhydrate,
Aminosäuren, ω-Aminocarbonsäuren, Di-, Oligo- und Polypeptide,
substituierte Aminosäuren und Peptide umfaßt.
4. Verbindungen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die spaltbaren Abstandsstücke als spaltbare Gruppen Disulfidgruppen
(mit Thiolen spaltbar), Diazogruppen (mit
Dithionit spaltbar), vicinale Hydroxylgruppen (mit
Perjodat spaltbar) oder Estergruppen (mit Basen spaltbar)
enthalten.
5. Verbindungen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Abstandsstück folgende Formel aufweist:
worin x eine ganze Zahl ist, z den Wert 0 oder 1 hat,
y den Wert 0 hat oder eine ganze Zahl ist, q den Wert 0
hat oder eine ganze Zahl ist und D eine der folgenden Gruppen
darstellt oder enthält: -COOH, -OH, -NH2 oder -SH.
6. Verbindungen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß B den Rest der folgenden Formel bedeutet:
7. Verbindungen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß C Reste der folgenden Formeln bedeutet:
8. Verbindungen nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß sie drei funktionelle Gruppen aufweisen,
wobei C die in Anspruch 5 definierte Bedeutung hat und D
eine der in Anspruch 5 definierten Gruppen darstellt oder
enthält oder andere reaktive funktionelle Gruppen enthält,
z. B. eine N-Hydroxysuccinimidgruppe, N-Hydroxysulfosusuccinimidgruppe,
p-Nitrophenylgruppe, Azidophenylgruppe
oder andere photoreaktive Gruppen.
9. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich um Biocytin-hydrazid handelt.
10. Verfahren zur Bindung einer Verbindung mit einem -SH-Substituenten
der allgemeinen Formel Q-SH, bei dem man eine derartige
Verbindung mit einer Verbindung der Formel
gemäß Anspruch 1 unter Bildung einer Verbindung der Formel
in Wechselwirkung bringt.
11. Verfahren zur Bindung von Verbindungen vom Zuckertyp oder
von Aldehyden an eine Verbindung der Formel A-B-C gemäß Anspruch 1,
worin C oder D eine Hydrazidgruppe bedeutet,
bei dem der Zucker mit einem Perjodat unter Bildung einer
Aldehydgruppe umgesetzt wird und die Aldehydgruppe mit der
Hydrazidgruppe in
umgesetzt wird.
12. Verfahren zur Bindung eines Amins über dessen NH2-Gruppe
an den Hydrazidrest oder die A-B-C-Verbindung gemäß Anspruch 1,
wobei die Umsetzung in Gegenwart eines Oxidationsmittels
durchgeführt wird.
13. Verfahren zur Bindung einer carboxylgruppenhaltigen Verbindung
über die Carboxylgruppe an eine Verbindung der
Formel
gemäß Anspruch 1 über deren Hydrazidgruppe, bei dem man
die Verbindungen in Gegenwart eines Carbodiimids umsetzt.
14. Verfahren zur Bindung einer Verbindung mit einer Nucleotidsequenz,
bei dem man diese Verbindung mit einer Verbindung
der Formel A-B-C gemäß Anspruch 1 über eine Base des
Nucleotids an die Hydrazidgruppe der Verbindung der Formel
umsetzt,
wobei die Umsetzung dieser Verbindungen in Gegenwart einer
katalytischen Menge eines Bisulfits erfolgt.
15. Verfahren nach Anspruch 10 bis 14, bei dem eine Verbindung
der Formel
mit drei funktionellen Gruppen mit einer Verbindung, die
zur Reaktion mit der C-Gruppe geeignet ist, und mit einer
weiteren Verbindung, die zur Reaktion mit der D-Gruppe geeignet
ist, umgesetzt wird, wobei es sich bei C und D um die
gleichen funktionellen Gruppen handeln kann.
16. Verfahren zur Herstellung von Biocytin, dadurch gekennzeichnet,
daß man Biotin-N-hydroxysuccinimid oder ein anderes
aktives Esterderivat mit dem Kupferkomplex von Lysin
umsetzt.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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IL76234A IL76234A0 (en) | 1985-08-28 | 1985-08-28 | New biotinylation reagents |
Publications (1)
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