DE2815199C3 - Verfahren zur Konservierung eines aktiven Belebtschlammes - Google Patents
Verfahren zur Konservierung eines aktiven BelebtschlammesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Konservierung
eines aktiven Belebtschlammes für die Wiederverwendung in nach dem Belebtschlammverfahren
arbeitenden Abwasserreinigungsstufen, wobei der zu konservierende Belebtschlamm-Anteil mit Gas gespült
wird
Müssen nach dem Belebtschlamm-Verfahren arbeitende Abwasserreinigungsstufen bei stark schwankenden
Belastungen arbeiten, deren Schwankungsbreite relativ lang - beispielsweise Tage - ist oder
erfährt hei ihnen der Rohwasseranfall gar einen Unterbruch in der Größenordnung von ebenfalls Tagen,
so ergeben sich bei plötzlich ansteigender Belastung bzw. dem Wjederanfahren Schwierigkeilen, weil die
für das Erlangen der notwendigen Reinigungsleistung erforderlichen, aeroben Mikroorganismen nicht in der
erforderlichen Menge oder mit der erforderlichen Aktivität vorhanden sind. Wahrend einer relativ lan
gen Anfahrzeit arbeiten derartige Stufen daher mit reduzierter Wirksamkeit. Zur Überwindung dieses
Nachteils ist es bekannt (UL-US λi 11 \Ψ))>
wahrend des Nofmalbetriebs immer anfallenden aktiven Überschuß-Schlamm in einem Behälter zu speichern und
mit Hilfe einer Belüftung sowie unter Umständen durch Zugabe von Nährstoffen am Leben zu erhalten;
bei Bedarf wird dieser Schlamm dann als zusätzlicher Belebtschlamm wiederum in die Reinigungsstufe eingespeist.
Wird dieser Resefvebelebtschlamm nicht ständig ausgetauscht, weil beispielsweise ein Abwasserunterbruch
eintritt, ist die Zugabe von Nährstoffen in Verbindung mit einer Belüftung notwendig, weil
anderenfalls die aktiv erhaltene Biomasse infolge einer Selbstveratmung ständig kleiner wird,
ί Die Bereitstellung der für eine Nährstoffzugabe notwendigen Anlageteile und der Verfahrensbetrieb
der Nährstoffzugabe selbst ergeben für derartige Anlagen und Verfahren einen zusätzlichen Aufwand.
Aufgabe der Erfindung ist es, für die Konservierung
ίο von aktivem, aeroben Belebtschlamm ein Verfahren
zu schaffen, bei dem dieser zusätzliche, anlagenseitige
und betriebliche Aufwand entbehrlich wird.
Die erfindungsgemäße Lösung diesre Aufgabe besteht darin, daß für die Speisung ein Gas verwendet
π wird, das Kohlendioxid (CO1) mindestens enthält und
an Sauerstoff (Ο,) gegenüber Luft mindestens verarmt ist.
Die Wirksamkeit des neuen Verfahrens, bei dem für die Konservierung dem aktiven Belebtschlamm
keinerlei Nährstoffe zusätzlich beigegeben werden müssen, wird durch im folgenden beschriebene Versuche
nachgewiesen. Obwohl bisher dafür keine absolut gesicherte Erklärung gegeben werden kann, wird
angenommen, daß im Belebtschlamm derartiger biologischer Abwasserreinigungsstufen als Mikroorganismen
in erster Linie sogenannte fakultative Aerobier vorhanden sind, die sowohl mit als auch ohne
Sauerstoff lebensfähig sind. Bei einem ausreichenden Sauerstoffpartialdruck atmen diese Organismen wie
jo alle Aerobier. wobei als Endprodukt des Stoffwechsels
im wesentlichen Kohlendioxid entsteht. Bei sinkendem Sauerstoffangebot und Vorhandensein von
Kohlendioxid - das ja, wie gerade erwähnt, bei der Veratmung entsteht - stellt sukzessive eine immer
Ji größere Anzahl dieser Organismen ihren Stoffwechsel
auf sogenannte Gärungsprozesse um, wobei die Kohlendioxid-Konzentration in dem die Mikroorganismen
umgebenden Wasser die Art des dann ablaufenden Gärungsprozesses stark beeinflußt. Dieser Einfluß
kann nun summarisch als eine Verlangsamung der Stoffwechselvorgänge aufgefaßt werden, was dann
ähnlich wie bei der Kühlung oder Gefrierung zu einer Konservierung der ursprünglichen Zustände führt, so
daß dann die Verluste an aktiver Biomasse durch Selbstveratmung, wie sie bei der Schlammstabilisierung
durch Belüftung auftreten, weitgehend verhindert werden können. Diese Stoffwechseländerungen
sind reservihel. d. h. bei erneutem Sauerstoffangebot beginnen diese Organismen wieder 7·>
atmen.
ίο Die vorstehende Erklärung der bei dem neuen Verfahrrnindem
zu konservierenden Belebtschlamm ablaufenden Vorgänge macht deutlich, daß das Spülgas
zweckmäßige rweisc das oder die Abgase einer mit Luft oder Sauerstoff betriebenen, nach dem Belebt-
r» schlammverfahren arbeitenden biologischen Abwasserreinigungsstufe
sein kann. Hierbei tritt der zusätzliche Vorteil auf. daß zum einen das benötigte
Kohlendioxid praktisch kostenlos zur Verfügung gestellt wird, und daß zum zweiten die mit derartigen
(,Ο Anlügen verbundenen möglichen Geruchsbelastigungen
stark reduziert Werden, Von Vorteil ist hierbeij
wenn das Spülgas höchsten 10Vol,-% Sauerstoff,
mindestens 10% Kohlendioxid Und gegebenenfalls als
Restgas Edelgase und/oder Stickstoff bis zu 90 VoU % enthält. Es kann jedoch auch nützlich sein, als Spülgas technisch reines Kohlendioxid zu verwenden-
Läßt sich für die Abwasserreinigungsstufe ein Ansteigen odef ein Wiedereinsetzen der Belastung recht-
zeitig voraussagen, was in sehr vielen Fällen - wie ζ. Β.
bei über Feiertage und Wochenenden stilliegenden Anlagen für die Reinigung von Industrieabwässern möglich
ist, so kann man eine rechtzeitige Aktivierung des konservierten Belebtschlamms erreichen, wenn
dieser vor seinem erneuten Einsatz in einer derartigen Stufe eine gewisse Zeit mit einem Gas gespült wird,
dessen Sauerstoffgehalt mindestens demjenigen der Luft entspricht.
Zur Einsparung von Platz und Investitionsaufwand ist es sinnvoll, wenn der für die Konservierung vorgesehene
Belebtschlamm vorher eingedickt wird. Zur Durchführung des neuen Verfahrens lassen sich alle
bekannten, bisher für die Belüftung vorgesehenen Einrichtungen und Anlagen - wie z. B. mechanische
oder selbstansaugende Belüfter und/oder Blasensäulen-verwenden; der Gaseintrag und/oder die Durchmischung
des Schlammes können verbessert werden, wenn darüber hinaus mechanische Rührwerke und/
oder statische Misc'jelemente für die Durchführung
des Verfahrens verwendet werden.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert, bei dem die
Konservierungswirkung einer Belüftung mit derjenigen nach dem neuen Verfahren verglichen wird.
Zwei Doppelwand-Rührkessel von gleicher Geometrie mit gleichartigen, für die Belüftungsverfahren
bekannten Rührorgane werden mit gleichen Mengen Belebtschlamm einer kommunalen biologischen Abwasserreinigungsstufe
gefüllt, der einen Gehalt von 1 g/I Trockensubstanz aufweist; für diese Trockensubstanz
wird angenommen, daß in ihr zu Beginn bei allen Versuchen die gleiche Menge a>i Biomasse, d. h.
an lebenden Organismen, enthalten ist. Diese Annahme wird durch die Meßergebnisse in Zeile 1 der
Tabelle am Schluß der Unterlagen bestätigt, wie noch beschrieben wird.
Der eine Rührkessel wird dann mit Luft begast, während im anderen technisch reines CO2 zur Begasung
verwendet wird; die Begasungsrate beträgt 0,05 VVM (Volumen Gas pro Volumeneinheit des
Kessels und Minute, was identisch ist mit 3 Nm' Gas pro m! und Stunde [NmVm' · h]).
Zur Bestätigung der Aktivität des in jedem Kessel gespeicherten Schlammes wird in bestimmten zeitlichen
Abständen ein Substrat definierter Zusammensetzung den beiden Kesseln zugeführt. Dieses Substrat,
durch das den Organismen vor allem organischer Kohlenstoff zugeführt wird, besteht aus einer Pepton-Lösung
mit einem Gehalt an organischem Kohlenstoff von 100 Milligramm (mg) pm Gramm (g)
Biomasse, d. h. wie vorstehend erwähnt, pro Gramm (g) Trockensubstanz. Für 100 mg an organischem
Kohlenstoff sind in der Lösung darüber hinaus noch 0,01 mg Phosphat in Form von Dinatriumphosphat
(Na-HPO4 2 H7O) enthalten. Die Zugabe der Substratlösung
erfolgt stoßartig mit Hilfe einer Einsprit-7ung.
(iemessen wird in beiden Kesseln die Geschwindigkeit
der Kohlenstoffclimination, d. h. der Verbrauch anorganischem Kohlenstoff nach der Substratzugabe,
woraus die Zeit bis zur Erreichung eines stationären Züstandcs ermittelt wird. Der Abbau an organischem
Kohlenstoff wird dabei durch in zeitlichen Abständen
erfolgenden Probeentnahmen und anschließender Analyse in einem handelsüblichen automatischen
Analysator für organischen Kohlenstoff bestimmt,
Für die Durchführung der Messungen wird auch der Kessel, in den während der Speicher- oder Ruhezeiten,
d, h, während der Zeiten, in denen kein Substrat zugeführt wird, Kohlendioxid eingeleitet wird,
nach Zugabe des Substratstoßes mit Luft begast, jund ί zwar so lange, bis der Substratstoß wieder abgebaut ist.
Die Temperaturen beider Kessel werden mittels Thermostaten mit Hilfe der Doppelmäntel auf
15° C± 1° C konstant gehalten. Der pH-Wert, mittels Elektroden gemessen, wird durch Zudosieren von
ίο 5%iger NaOH oder 5%iger H2SO4 im Bereich von
6,5 bis 7,5 konstant gehalten. Die erhaltenen Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefaßt,
in deren vorderster Spalte dabei die Konservierungszeiten in Tagen (d), d.h. das Alter des
Schlammes seit seiner Entnahme aus einer in Betrieb stehenden Reinigungsstufe, eingetragen sind.
In der Tabelle sind als Meßergebnisse Zeiten zso
und f95 angegeben, die die jeweiligen Zeiten in Stunden
verkörpern, die der Belebtschlamm im Kessel benötigt hat, um jeweils 50% bzw. 95% des Substratstoßes
oder Schmutzstoffimpulses wieder abzubauen.
Die Spalten 1, 2 und 3 sind je einem unterschiedlichen Konservierungsverfahren zuzuordnen.
Spalte 1 gilt für eine Konservierung durch Belüf-
:5 tung ohne eine zusätzliche Nährstoffzugabe.
Bei Spalte 2 ist e ine Konservierung nach dem neuen Verfahren mit Kohlendioxid durchgeführt worden,
wobei die CO^Einspeisung bis unmittelbar zu dem Zeitpunkt der geschilderten Substratzugabe dauert;
jo zu diesem Zeitpunkt ist auf die erwähnte Luftbegasung umgestellt worden, die so lange beibehalten worden
ist, bis nach einem solchen Substratstoß in dem konservierten Schlamm wieder ein Gleichgewichtszustand
erreicht, d. h. die durch diesen Stoß verursachte
J5 Störung, abgebaut ist.
Spalte 3 schließlich betrifft eine Konservierung ebenfalls nach dem neuen Verfahren mit Kohlendioxid;
hier wird jedoch die CO2-Begasung etwa 1 Stunde vor dem Substratstoß auf «ine Belüftung
umgeschaltet, um die Aerobie der Mikroorganismen bis zum Beginn dieses Stoßes anzuregen. Nach Erreichen
des neuen stationären Zustandes wird, wie bei Spalte 2, jeweils wieder auf CO2-Begasung übergegangen.
Die erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß die Konservierung
durch Begasung mit Kohlendioxid erhebliche Vorteile bringt und dann besonders erfolgreich ist,
wenn man den konservierten Belebtschlamm vor einem erneuten Einsatz unter aeroben Bedingungen
eine gewisse Zeit, wie z. B. in dem dargestellten Fall etwa 1 Stunde lang, wieder mit Luft oder einem mit
Sauerstoff angereicherten Gas vorbehandelt.
Weiterhin bestätigen die für alle drei Konservierungsmethoden
gemessenen, etwa gleichen Zeiten in der ersten Zeile, in der die Zeiten /,„ und iy, für im
Schlamm nach einem Tag ermittelte Biomasse, also praktisch die Biomasse im Frischschlamm, eingetragen
sind, daß die erwähnte Annahme gleiche Startbedingungen,
d. h. gleicher Biomasse zu Beginn für alle
bo drei Versuchsreihen, zurecht unterstellt worden ist.
'50 | 1 | '50 ... | 2 | '50 | 3 | |
el | 0,25 | '95 | 0,24 | 0,26 | .'93 | |
I | 1,1 | 1,06 | 0,5 | 1,02 | 0,4 | 1,08 |
4 | 6,7 | 4,8 | 0,9 | 2,2 | 0,7 | 1,8 |
9 | 29 | 3,75 | 3,3 | |||
Claims (6)
1. Verfahren zur Konservierung eines aktiven Belebtschlammes für die Wiederverwendung in
biologischen Abwasserreinigungsstufen, wobei der zu konservierende Belebtschlammanteil gespeichert
und mit einem Gas gespult wird, dadurch gekennzeichnet, daß tür die Spülung
ein Gas verwendet wird, das Kohlendioxid mindestens enthält und gegenüber Luft an Sauerstoff
mindestens verarmt ist
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Spülgas höchstens
10 Vol.-% Sauerstoff, mindestens 10% Kohlendioxid und gegebenenfalls als Restgas Edelgase
und/oder Stickstoff bis zu 90 Vol.-% enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Spülgas technisch reines Kohlendioxid verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Spülgas das oder die Abgase
einer mit Luft oder Sauerstoff betriebenen, nach dem Belebtschlammverfahren arbeitenden
biologischen AbwasserreinigungLstufe ist bzw.
sind.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß der konservierte Belebtschlamm vor seinem erneuten Einsatz in einer
aeroben biologischen Abwasserreinigungsstufe eine gewisse Zeit mit einem Gas gespült wird,
dessen Sauerstoffgehalt mindestens demjenigen dvr Luft entspricht.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
5. dadurch gekennzeichnet, daß der für die Konservierung
vorgesehene Belebtschlamm vorher eingedickt wird.
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