DE2810313C2 - Verfahren zur Beseitigung von zerkleinerten Gummiabfällen - Google Patents
Verfahren zur Beseitigung von zerkleinerten GummiabfällenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beseitigung von zerkleinerten Gummiabfällen, insbesondere zerkleinerten
Alt-Kraftfahrzeug-Reifen, in einem Schachtofen unter industrieller Neuverwertung ihrer Bestandteile
und Zersetzungsprodukte.
Die Menge des auf der Welt anfallenden Gummiabfalls steigt als eine Begleiterscheinung der wirtschaftlichen
Entwicklung von Jahr zu Jahr an and setzt sich hauptsächlich aus abgenutzten Kraftfahrzeugreifen zusammen.
Da bei Gummigegenständen mit einer natürlichen Zersetzung nicht gerechnet werden kann, bildet
die sich anhäufende Gummimenge eine Umweltverschmutzung, deren Beseitigung eine gesellschaftliche
Umweltschutzaufgabe ist.
Zur Vernichtung und industriellen Neuverwertung von Gummiabfällen sind bereits zahlreiche Methoden
bekannt.
Gemäß einem bekannten Verfahren werden die Gummigegenstände durch mechanisches Mahlen zerkleinert,
zur Entfernung der Textileinlagen einer chemischen Behandlung unterzogen, und das erhaltene Mahlgut
wird im Bauwesen oder für sonstige Zwecke als Zusatzstoff verwendet.
Bei dieser Methode wird das Zerkleinern durch die neuerdings in der Autoreifenindustrie in ständig steigendem
Maße verwendeten Stahlcordeinlagen (zum Beispiel bei Radialreifen) erschwert, die chemische Behandlung
ist kostenaufwendig, und schließlich hat die Verwendbarkeit des erhaltenen Gummimahlgutes wirtschaftliche
und mengenmäßige Grenzen. Das auf die beschriebene Weise verwendete Gummimahlgut macht
selbst in industriell entwickelten Ländern kaum 1 bis 2 Prozent der jährlich anfallenden Abfallmenge aus.
Ferner sind Verfahren bekannt, bei denen die Gummiabfälle verbrannt beziehungsweise durch Wärmeeinwirkung
zersetzt werden. Die Investitionskosten zum Bau von derartigen Vorrichtungen sind sehr hoch, und
die Verbrennung ist unwirtschaftlich, da im Sinne der Umweltschutzvorschriften die Verbrennungsprodukte
gebunden werden müssen. Eine wirtschaftlich arbeitende Großanlage zur Verbrennung von Gummi hat eine
derart große Kapazität daß im Interesse ihrer Ausnutzung das Sammeln und der Abtransport der Gummiabfälle
eines sehr großen Einzugsgebietes organisiert werden muß, was zusammen mit den auftretenden großen
Transportwegen die Kosten ebenfalls steigert
Die Zerlegung des Gummiabfalls in seine Bestandteile und deren erneute Verwendung ist in wirtschaftlich
vertretbarer Weise bisher noch nicht gelöst worden. Die trockene Destillation im Vakuum verbraucht viel Energie,
das Abtrennen der Reaktionsprodukte voneinander und ihre Abführung verursacht Konstruktionsprobleme,
und zur Einhaltung der Umweltschutzvorschriften sind bedeutende Investitionen erforderlich.
Ebenfalls unwirtschaftlich ist ein weiteres bekanntes Verfahren, gemäß welchem der Gummiabfall mit flüssigem
Wasserstoff tiefgekühlt und dann pulverisiert schließlich das Pulver abgetrennt und einer Aufarbeitung
zugeführt wird (siehe auch »Altreifen-Müll oder Rohstoff«, Chemie-Technik 1975, Nr. 8, Seiten 297 bis
299).
Die bekannten Verfahren sind nicht geeignet den anfallenden Gummiabfall wirtschaftlich zu vernichten und
die im Gummi enthaltenen wertvollen Stoffe erneut einer industriellen Verwertung zuzuführen. Die Verwendung
als Zusatzmaterial kann nicht als eine erneute Verwendung betrachtet werden, da das Eisen, der im Gummi
befindliche Kohlenstoff und die Kohlenwasserstoffe nicht als solche in den Prozeß der industriellen Produktion
zurückgeführt werden.
Die Gummiindustrie ist im Gegensatz zu der Papier-, Textil-, Metallherstellung und vielen sonstigen Industriezweigen
ein Industriezweig ohne Rezirkulationsmöglichkeit, d. h^die überflüssigen Abfälle können nicht
als Rohstoff erneut in den Produktionsprozeß zurückgeführt werden.
Eine allgemeine Vernichtung der Gummiabfälle ist in erster Linie deshalb nicht gelöst, weil der Investitionsbedarf
für die anwendbaren bekannten Methoden in keinerlei Verhältnis zu den von der Gesellschaft für solche
Zwecke aufwendbaren Mitteln steht
In der älteren Anmeldung entsprechend DE-OS 26 24 971 wird ein Verfahren zur Verwertung industrieller
Abfälle in Brennprozessen zur Herstellung von Erdalkalioxiden, -Silikaten oder -aluminaten beschrieben,
wobei die Abfälle so mit dem Brenngut in Berührung gebracht werden, daß es die bei der Verbrennung oder
Zersetzung der Abfälle entstehenden anorganischen Bestandteile der Abfälle aufnimmt Unter den Abfällen
sind auch Kunststoff- oder Gummiabfälle genannt. Dieses Verfahren dient in erster Linie zur Herstellung von
Klinker.
Aus der älteren Patentanmeldung entsprechend DE-OS 26 37 330 ist ein Verfahren zum Brennen von Zementklinkern
bekannt, wobei der Wärmeaufwand zum überwiegenden Teil von einem Grundbrennstoff und
zum geringeren Teil von einem Zusatzbrennstoff gedeckt wird, wobei als Zusatzbrennstoff Gummiprodukte
verwendet werden, vorzugsweise Altreifen.
In keinem der beiden älteren Vorschläge ist etwas über die Verwendung von Altreifen im Hochofenprozeß
gesagt.
Aufgabe der Erfindung war es, eine weitere Verwertungsmöglichkeit für Altreifen zu finden, die es gestattet,
die anfallenden Gummiabfälle wirtschaftlich und oh-
nit großen zusätzlichen Investitionsbedarf zu verwerten,
wobei gleichzeitig sämtliche Komponenten der Altreifen in die Produktion eingeführt werden.
Die gestellte Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren
mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind in den Ansprüchen 2 bis 4 angegeben.
Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die
bei der Roheisenherstellung im Hochofen ablaufenden chemischen und physikalischen Prozesse geeignet sind,
auch den Gummiabfall z-j zersetzen und daß die aus dem Gummiabfall durch pyrolytische Zersetzung frei
werdenden Stoffe im wesentlichen mit den in den Hochofen eingebrachten und dort vorliegenden Stoffen identisch
sind, weswegen die Eisenherstellung durch den Zusatz von Gummiabfall nicht beeinträchtigt wird.
Zur Vereinfachung des Zusatzes und um zu gewährleisten, daß der Gummiabfall den Hochofen gleichmäßig
durchläuft, ist es vorteilhaft, den Gummiabfall mechanisch zu zerkleinern, so daß das Gewicht der einzelnen
Stücke besonders vorteilhaft zwischen 0,3 und 1 kg liegt.
Da sich im Hochofen aus dem Gummiabfall zu 40 bis 60 Gew.-% Kohlenstoff bildet und dieser zu der ursprünglich
eingesetzten Koksmenge hinzukommt, kann die in dem Einsatzmaterial befindliche Koksmenge und/
oder die Menge des zugesetzten Heizöls um so viel vermindert werden, wie die gebildete Kohlenstoffmenge
ausmacht.
Bei einer zweckmäßigen Ausführungsform des Verfahrens kann infolge der Verwertung der Verbrennungswärme
des aus dem Gummiabfall entstehenden brennbaren Gichtgases die Menge des in den Lufterhitzern
des Hochofens verbrauchten Heizgases vermindert werden.
Das Einsatzverhältnis hängt in hohem Maße von der Qualität der übrigen Einsatzstoffe ab; der optimale
Wert innerhalb der angegebenen Grenze muß durch Versuche ermittelt werden.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß der Gummiabfall dem Produktionsprozeß
wieder zugeführt wird, daß der Betrieb von Hochöfen wirtschaftlicher gestaltet wird und das
Verfahren spezielle Investitionen nicht erfordert. In industrialisierten Ländern sind die einzelnen Eisenhüttenbetriebe
verstreut, jedoch räumlich nicht allzu fern voneinander gelegen, so daß das Einsammeln des
Gummiabfalls nur innerhalb eines verhältnismäßig kleinen Gebietes (der Umgebung des Eisenhüttenbetriebes)
organisiert werden muß. Dadurch werden die Transport- und Lagerungskosten vermindert.
Dadie Herstellung von Roheisen mengenmäßig die Herstellung von Gummi überall wesentlich übersteigt,
ist nicht damit zu rechnen, daß eine Gummiabfallmenge entsteht, die größer wäre als das Volumen, das
bei Einsatz von auf Roheisen bezogen durchschnittlich 10% Gummiabfall verbraucht wird. Dies bedeutet,
daß die vorhandenen Eisenhüttenbetriebe ohne jede Investition imstande sind, den gesamten entstehenden
Gummiabfall zu vernichten.
Das Grundproblem, nämlich die durch den Gummiabfall verursachte Umweltverschmutzung, kann
durch das erfindungsgemaße Verfahren einfach und gleichzeitig wirtschaftlich gelöst werden.
Die Erfindung wird im folgenden an Hand der Zeichnung durch Alisführungsbeispiele niihcr erlau-Die
Figur zeigt den vereinfachten Schnitt durch einen Hochofen.
den Transport vorbereitet. Die Vorbereitung besteht
aus eine» mechanischen Zerkleinerung, bei welcher
der Gummiabfall in Stücke eines Gewichtes von etwa
0,3-1 kg zerkleinert wird. Nach der Zerkleinerung
kann der Gummiabfall unter besserer Ausnutzung des
Ki den. Der antransportierte, zerkleinerte Gummiabfall
wird auf den Mischplatz des Hochofens transportiert
und dort abgeladen.
Danach gelangt der Gummiabfall in die das Gemisch für die Hochofenbeschickung vorbereitete Vorrichtung, seine Aufarbeitung erfordert von da an kei
nen besonderen Arbeitsgang mehr.
In der Mischvorrichtung wird das Material für die Beschickung vorbereitet. Dabei wird der Gummiabfall mit den übrigen Bestandteilen des Einsatzes vermischt.
Die Beschickung mit dem Gemisch gehört zu dem
üblichen Arbeitsprozeß des Hochofens. Dabei gelangt
der mit dem Einsatzmaterial vermischte Gummiabfall mit den übrigen Bestandteilen des Gemisches in den geschlossenen Raum des Hochofens.
Auf dem den Anfangsabschnitt des Hochofenarbeitsraumes
bildenden Gichtbühnenniveau wird der Gummiabfall zusammen mit den übrigen Bestandteilen
des Einsatzgemisches erwärmt, und bei einer Temperatur von 200-300° C beginnt die pyrolytische
Zersetzung des Gummis.
Dieser Prozeß geht in dem Schacht 2 weiter, und wenn das Einsatzmaterial eine Temperatur von
500-700° C erreicht hat, ist die Zersetzung des Gummis
beendet. Aus dem Gummiabfall entstehen (im Falle von aus üblichen Kraftfahrzeugreifen stammendem
Abfall) folgende Zersetzungsprodukte: Stahl, Kohlenstoff, Kohlenwasserstoffe unterschiedlicher
Kettenlänge, hauptsächlich Methan, ferner Kohlendioxyd, Wasserstoff und Schwefelwasserstoff. Die
gasförmigen Zerfallsprodukte vermischen sich mit dem Gichtgas des Hochofens und verlassen diesen mit
dem Gichtgas zusammen durch die Gasabführleitung. Die festen Bestandteile beziehungsweise Zerfaläsprodukte
wandern mit dem Einsatzgemisch nach unten und werden in den Verhüttungsprozeß einbezogen.
Die Stahlbestandteile des Gummiabfalls nehmen Kohlenstoff auf, schmelzen und werden zu Roheisen,
welches mit dem übrigen Roheisen zusammen aus der so Schmelzzone 3 in das Gestell 4 gelangt.
Der aus dem Gummiabfall gebildete Kohlenstoff nimmt auf die gleiche Weise wie der Koks an dem
Reduktionsprozeß des Eisenerzes teil und erzeugt dabei Energie.
Die Mengenverhältnisse des im Hochofen ablaufenden Prozesses-einmal ohne den Zusatz von Gummiabfall
und zum anderen mit Zusatz von Gummiabfall - werden im folgenden miteinander verglichen:
1. Ohne den Zusatz von Gummiabfall sind zur Her-Stellung
einer Tonne Roheisen folgende Rohstoffe erforderlich:
2 Tonnen Eisenerz mittlerer Qualität,
Ί Tonne Hüttenkoks (Schwefelgehalt etwa I r'c). 0,5 Tonnen schlackebildender Zusatzstoff (Kalkstein).
Ί Tonne Hüttenkoks (Schwefelgehalt etwa I r'c). 0,5 Tonnen schlackebildender Zusatzstoff (Kalkstein).
2. Bei Zusatz von Gummiabfall sind zur Herstellung einer Tonne Roheisen folgende Rohstoffe
erforderlich:
2 Tonnen Eisenerz mittlerer Qiiiiliiiit.
0,95 Tonnen Hüttenkoks (Schwefelgehalt etwa
0,5 Tonnen schlackebildender Zusatzstoff (Kalkstein),
0,1 Tonne Gummiabfall (Eisengehalt etwa 10%, Schwefelgehalt etwa 1%),
wobei jedoch der aus dem Gummiabfall stammende Stahl die Roheisenmenge von 1 Tonne auf 1,01 Tonne erhöht.
wobei jedoch der aus dem Gummiabfall stammende Stahl die Roheisenmenge von 1 Tonne auf 1,01 Tonne erhöht.
Aus dem Vergleich ist ersichtlich, daß bei Zusatz von 10% Gummiabfall 5% weniger Koks erforderlich
sind, gleichzeitig wächst die erzeugte Roheisenmenge um 1 %. Die Verringerung des Koksbedarfes erklärt
sich aus dem Vorhandensein des aus der pyrolytischen Zersetzung des Gummis stammenden Kohlenstoffes.
Der spezifische Brennstoffbedarf des Hochofens wird demnach von dem Verhältnis 1:1 auf den Wert
1,01 :0,95 verbessert.
Die als Beispiel angegebenen Zusammenhänge können sich in Abhängigkeit von der Qualität des
Eisenerzes, dem Zumischungsverhältnis des Gummiabfalls und dessen Zusammensetzung ändern, der
Index des Brennstoffbedarfes des Hochofens wird jedoch auf jeden Fall verbessert.
Die Verbrennungswärme des austretenden Gichtgases ist durch die Beimischung des aus dem Gummiabfall
stammenden Wasserstoffes und der Kohlenwasserstoffe um etwa 7-8% höher. Die zum Aufheizen der zu dem Hochofen gehörenden Winderhitzer
aufzuwendende Energie (Erdgas) kann entsprechend diesem Wert vermindert werden.
Es sei angenommen, daß für einen Hochofen mittlerer Leistung das Zumischen von auf Roheisen bezogen
10% Gummiabfall kontinuierlich gewährleistet werden kann. In diesem Falle kann, wenn man eine
jährliche Leistung von 300000 t Roheisen zugrunde legt, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens in
dem Hochofen jährlich eine Menge von 30000 t Gummiabfall verwertet werden. Dadurch wächst die
Roheisenproduktion um jährlich 3000 t, der Koksbedarf ist um 15000 t geringer, und außerdem tritt eine
Heizgasersparnis von etwa 5% ein.
Diese Zahlenangaben beweisen, daß mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens der bislang als wertloses
Haldenmaterial und lästiges Umweltschutzproblem betrachtete Gummiabfall ohne Investitionskosten tu
einem bedeutende Werte enthaltenden industriellen Rohstoff wird.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Verfahren zur Beseitigung von zerkleinerten Gummiabfällen, insbesondere zerkleinerten Alt-Kraftfahrzeug-Reifen,
in einem Schachtofen unter industrieller Neuverwertung ihrer Bestandteile und Zersetzungsprodukte, dadurch gekennzeichnet,
daß der Gummiabfall dem Einsatzmaterial eines Hochofens in einer Menge von höchstens
20%, bezogen auf die erzeugte Roheisenmenge, zugesetzt und der Hochofen mit dem Gemisch beschick»
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gummiabfall vor dem Zumischen
zu dem Einsatzmaterial auf Stücke eines Gewichtes von höchstens 2 kg zerkleiner:, wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Einsatzmaterial die Menge des
Kokses und/oder des Heizöls in Einklang mit dem äquivalenten Kohlenstoffgehalt des Gummiabfalls
verringert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge des für die Winderhitzer
des Hochofens verwendeten Heizgases in Einklang mit der Menge der aus dem Gummiabfall frei werdenden
Gichtgasbestandteile vermindert wird.
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