DE2318952C2 - Regelbarer Blindleistungskompensator für elektrische Ein- oder Mehrphasenübertragungsnetze - Google Patents
Regelbarer Blindleistungskompensator für elektrische Ein- oder MehrphasenübertragungsnetzeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen regelbaren Blindleistungskompensator gemäß dem Oberbegriff des An-Spruchs
1.
Die Aufgaben der Blindleistungskompensation in einem elektrischen Energieübertragungssystem sind
heute hauptsächlich die Verringerung der Übertragungsverluste und die Einhaltung bestimmter Span- b0
nungsgrenzen (Isolations-Koordination). Daneben besteht das Bestreben, die Leitungen möglichst hoch
auszunutzen. Dies ist 'vor allem bei langen Leitungen schwierig, da dann de,- Übertragungswinkel unzulässig
groß wird und bei Entlastung zu große Blindleistungsänderungen auftreten.
Zur Lösung dieser Probleme wird heute allgemein, wie im CIGRE-Bericht No.402 (1964) von A. Edlinger
und Mitberichtern unter dem Titel »Emploi de selfs ä
H. T. pour la compensation de lignes de transport ä tres haute tension« beschrieben, eine schwache Ausnutzung
der Übertragungsfähigkeit der Leitungen in Verbindung mit Shuntreaktoren zur Begrenzung netzfrequenter und
transienter Überspannungen angewendet, wobei, soweit
nötig, zusätzlich Reihenkondensatoren zur Verringerung des Leitungswinkeis, d. h. zur Verbesserung der
Stabilität der Übertragung, eingesetzt werden.
Ferner wurden u. a. folgende Vorschläge zur Verbesserung
der Spannungshaltung in Uberspannungssystemen gemacht: H. Becker und Mitarbeiter beschreiben in
ihrem CIGRE-Bericht No.31-13 (Paris, 1972) mit dem Titel »Three Phase Shunt Reactors with Continuously
Controlled Reactive Current« einen Reaktor mit Gleichstromvormagnetisiemng, der direkt an der
Leitung angeschlossen werden kann. Ein magnetischer Spannungskonstanthalter, bestehend aus einer stark
nichtlinearen Drossel mit Ausgleichswicklungen, Parallel- und Reihenkondensatoren und Filtern, der über
Transformator ebenfalls an die Sammelschiene angeschlossen
wird, wurde von E Friedländer im Aufsatz »Static Network Stabilization«, erschienen im GEC-Journal,
1966, Seiten 58 bis 64, beschrieben.
Aus der CH-PS 5 29 464 ist ein regeibarer Blindleistungskompensator
bekannt Dieser i*t aufgebaut aus einem Transformator, der an einem Anschlußpunkt an
das Netz angeschlossen ist. Der Transformator speist über seine Sekundärwicklung eine Blindleistungsquelle,
die von einer Regeleinrichtung geregelt wird. Die Regeleinrichtung ist ihrerseits von einer Meßeinrichtung,
die den Leitungsstrom und die Leitungsspannung am Anschlußpunkt als Meßgrößen erfaßt angesteuert
Auf Grund der Sättigungscharakteristik des Transformators kann dieser Blindleistungskompensator nicht
direkt an die Leitung, sondern muß über einen Schalter an die spannungsstabilisierte Sammelschiene angeschlossen
werden.
Alle Anordnungen, die an iter Sammelschiene
angeschlossen sind, können nicht die Einschaltüberspannungen am offenen Leitungsende vollständig begrenzen,
so daß nach wie vor Shuntreaktoren notwendig sind. Die Verwendung eines Speisetransformators für
den Kompensator erschwert die Funktion durch seine Reaktanz und kann zu harmonischen Schwingungen
führen. Selbst die Lösung mit Reaktor und Gleichstromvormagnetisierung, für die die genannten Nachteile
nicht gelten, ist in ihrer Wirksamkeit durch die Zeitkonstante des Gleichstromkreises behindert
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, einen Blindleistungskompensator zu schaffen, der auch bei
langen Leitungen eingesetzt werden kann.
Die vorgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Transformator ein an sich z. B.
aus den Brown, Boveri Mitteilungen 8-72, S. 410—415 bekannter Reaktortransformator verwendet ist und daß
der Anschlußpunkt jeweils an einem Leitungsende angeordnet ist.
Die Erfindung weist gegenüber dem Stand der Technik folgende Vorteile auf:
Auf Grund der besonderen Eigenschaften des Reaktortransformators
kann dieser direkt an die Leitung angeschlossen werden. Der Blindleistungskompensator
kann damit einen reduzierenden und dämpfenden Einfluß auf alle im Übertragungssystem vorkommenden
Ausgleichsvorgänge ausüben, insbesondere hat er die Fähigkeit, sowohl Einschaltüberspannungen als auch
temporäre Überspannungen bei Fehlern
begrenzen und gleichzeitig die Stabilität des Ubertragungssystems
zu verbessern. Im Gegensatz zu Blindleistungskompensatoren,
die gemäß dem Stand der Technik über normale Transformatoren angeschlossen
werden, hat der beschriebene Blindleistungskompensator
den Vorteil daß von ihm wegen seiner besonderen Magnetisierungscharakteristik keine subharmonischen
oder harmonischen Schwingungen angeregt werden. Denselben Vorteil hat er auch gegenüber Kompensatoren
mit. ausgeprägtem Sättigungsverhalten oder mit Gleichstromvormagnetisierung. Die Möglichkeit, die
Sekundärspannung des Reaktortransformators a (Speisespannung der regelbaren Blindleistungsquelle b) den
Erfordernissen anzupassen, erlaubt es in wirtschaftlicher Weise, sehr schnell regelbare Bündleistungsquellen
einzusetzen, ohne die Nachteile eines Netztransformators in Kauf nehmen zu müssen.
In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes schematisch dargestellt. Es
zeigt
Fi g. 1 ein Schaltschema,
F i g. 2 eine Reaktor-Transformator-Charakteristik.
In F i g. 1 ist mit / ein Übertragungsnetz, mit d ein
Anschlußpunkt, mit c eine wahlweise in Stufen schaltbare Kondensatorbatterie, mit a ein Reaktortransformator
mit seiner Sekundärwicklung a' mit b eine regelbare Blindleistungsquelle und mit e eine von einer
Meßeinrichtung g gespeiste Regeleinrichtung bezeichnet. Alle zum mittelbaren Verständnis des beschriebenen
Kompensator nicht notwendigen Konstruktionsmerkmale sind in F i g. 1 fortgelassen worden.
Mittels der Regelsinrichtung e kann, wie später beschrieben wird, die Blindleistungsaufnahme bzw.
-abgabe des Kompensators den Notwendigkeiten des Systems angepaßt werden bzw. so geregelt werden, daß
bestimmte Wirkungen, wie z. B. konstante Spannung am
Anschiußpunkt d, erzielt werden. Der Reaktortransformator a ist ein Hochspannungsshuntreaktor, der mit
zusätzlichen, von der Reaktorwicklung isolierten Leistungswicklungen
ausgestattet ist. An diese Leistungswicklungen wird die regelbare Blindleistungsquelle b
angeschlossen. Zusätzlich kann der Reaktortransformator a noch Ausgleichs- und Regeiwicklungen besitzen.
Der Reaktortransformator kann aus einer mehrphasigen Einheit in eineTi Kessel oder aus mehreren
einphasigen Einheiten bestehen. Der Reaktortransformator a wirkt wie ein Transformator mit einem sehr
großen Magnetisierungsstrom. Fig.2 zeigt vereinfacht
die Kennlinie des Mag?etisierungsstroms auf der
Primärseite des Reaktortransformators bei Leerlauf (Kennlinie l)und bei induktiver Belastung (Kennlinie 2).
Seine Magnetisierungsblindleistung kann vorzugsweise im Bereich zwischen 10% und 300% der Durchgangsleistung
liegen. Der leerlaufende Reaktortransformator arbeitet bei Nennspannung im ungesättigten Bereich,
d.h. im Bereich lcder Leerlaufkennlinie in Fig.2. Bei
einer gewissen Spannung über der Netzspannung tritt eine Sättigung des magnetischen Kreises auf, wobei im
Gegensatz zu einem normalen Netztransformator der Magnetisierungsstrom nicht sehr stark ansteigt, wie aus
der Kennlinie 1, Bereich \b in Fig. 2 hervorgeht. Die Kennlinie 2 in Fig. 2 zeigt die Stromaufnahme des
Reaktortransformators a auf der Primärseite, wenn die
Sekundärwicklung a' induktiv, d. h. mit einer Drosselspule,
belastet wird, wo'-zei wiederum der Bereich 2a den
ungesättigten und der Bereich 2b den gesättigten Bereich der Kennlinie bezeichnet.
Die über den Reaktor1 t-ansformator a gespeiste
regelbare Blindleistungsquelle b kann auf verschiedene Weise verwirklicht werden und aus einer — oder einer
Kombination — der folgenden Anordnungen bestehen: Synchronphasenschieber, thyristorgeschaltete Kondensatoren,
thyristorgesteuerte Drosselspulen (Reaktanzen), gleichstromseitig im Kurzschluß betriebene
netzkommutierte Stromrichter, künstlich kommutierte Blindleistungsstromrichter, durch Gleichstromvormagnetisierung
gesteuerte Drosselspulen (Transduktoren), durch Stufenschalter oder durch einen Regeltransformator
gesteuerte Drosselspulen oder Kondensatoren.
Die Regeleinrichtung e geht von Netzgrößen, wie Spannung am Anschiußpunkt d, die durch das
Übertragungsnetz /fließende Wirk- bzw. Blindleistung, Frequenz am Anschiußpunkt d bzw. deren Änderung
aus. Sie beeinflußt die regelbare Blindleistungsquelle b und die in Stufen schaltbare Kondensatorbatterie c so,
daß die für das Übertragungsverhalten des Systems günstigste öiindleistungscharakteristik erzieit wird,
insbesondere im Hinblick auf eine -Dämpfung von Ausgleichsvorgängen wie Wirk- und BlindL-istungspendelungen
im Übertragungsnetz f. Diese Beeinflussung kann je nach Ausführung der regelbaren Blindleistungsquelle
b und der Regeleinrichtung e auch in den einzelnen fhasen unterschiedlich sein.
Bei der Wirkungsweise des Kompensators muß unterschieden werden -".wischen dem Verhalten bei
Wanderwellenvorgängen (Einschalten von Leitungen), bei Fehlern wie Lastabwurf, Erdschluß oder Kurzschluß,
und bei Leistungspendelungen im Übertragungsnetz / (Stabilität). Bei Wanderwellenvorgängen wirkt der
beschriebene Blindleistungskompensator wie ein normaler
Shuntreaktor. Er begrenzt die Einschaltüberspannungen entsprechend seiner magnetischen Charakteristik.
In dieser Beziehung ist die Wirkungsweise des Kompensators analog zu derjenigen von Shuntreaktoren,
wie sie im CIGRE Bericht No. 402 (1964) von A. Edlinger und Mitberichtern mit dem Titel »Emploi
des selfs ä H. T. pour la compensation de lignes ä tres haute tension« beschrieben wurde, daß ihre magnetische
Charakteristik (vgl. F i g. 2) den gleichen Verlauf aufweist. Damit gelten alle bislang mit Shuntreaktoren
gemachten Erfahrungen auch für den beschriebenen Kompensator.
Treten im Übertragungsnetz /"plötzlich Belastungsänderungen
auf, z. B. Lastabwurf, Kurzschluß, so wird dessen Blindleistungsbilanz gestört und es kann ein
Blindleistungsüberschuß auftreten. Die netzfrequenten Überspannungen, die durch solche Blindlastüberschüsse
hervorgerufen werden, müssen nach Möglichkeit verringert werden, um die Isolation der Geräte im
Übertragungsnetz /nicht za gefährden. Der beschriebene Koit.ptinsator gemäß F i g. 1 wirkt nun so, daß der
Blindleistungsüberschuß in den durch die Auslegung bestimmten Grenzen -ubsorbiert wird. Zu diesem Zweck
mißt die Meßeinrichtung g die Spannung am Anschlußpunkt c/und führt sie der Regeleinrichtung e zu, die den
Meßwert mit einem Sollwert vergleicht und dann die Blindleistung der regelbaren Blindleistungsquelle b so
einstellt, daß möglichst keine Abweichung vom Sollwert auftritt. Die Regelung wird von der magnetischen
Charakteristik des Reaktortransformators a (vgl. F i g. 2, Kennlinien 1 und 2) insofern unterstützt, daß bei Anstieg
der Spannung über emen, durch die Charakteristik festgelegten Wert, Sättigung eintritt und sich dadurch
die Blindleistungsaufnahme zusätzlich erhöht.
Im Anschluß an Fehler, oder aufgrund unzureichend eingestellter Spannungsregler können am Übertra-
gungsnct/ /"angeschlossene Synchrongeneratoren elektromechanische
Polradschwingungcn ausführen, wobei im Übertragungsnet/, f starke Wirklastpendelungcn
auftreten. Werden diese zu groß, fallen die Generatoren außer Tritt, d. h. sie werden instabil. Da die Lcistungspcndelungcn
aber anderseits zur Wiederherstellung der Stabilität notwendig sind, solllc ihnen das Übertragungsnetz
/"möglichst wenig Widerstand entgegensetzen. In einem Übertragungsnetz f ohne regelbare
Shuntkompensation wird beim Maximum der Leistung ι die Spannung wegen der stark wirklcistungsabhängigcn
Blindleistungsaufnahmc der Leitungen reduziert (Mangel an Blindleistung) und die Übertragungsfähigkeit
begrenzt. Wird nun die Blindleistungsbereitstellung mit Hilfe des beschriebenen !Compensators dem jeweiligen ι
Bedarf des Übertragungsnetzes /"angepaßt, so wird die
Übertragurigsfähigkeit bzw. die Stabilität verbessert. Bei der oben beschriebenen Funktionsweise der
Regeleinrichtung c, die die Spannung konstant zu halten versucht, geschieht dies automatisch, indem durch
Zusatzsignale in der Regeleinrichtung c die Blindleistung zeitweilig noch von anderen Netzgrößen, wie
WirklastfluD im Übertragungsnetz /Oder Frequenz bzw.
deren zeitliche Änderung am Anschlußpunkt dabhängig
gemacht wird, kann neben der Verbesserung der Übertragungsfähigkeit noch ein dämpfender Einfluß auf
die Leistungspendelung und damit eine beschleunigte Rückkehr des Übertragungsnetzes /"in den Normalzustand
erreicht werden.
Claims (7)
1. Regelbarer Blindleistungskompensator fur elektrische Ein- oder Mehrphasenübertragungsnetze,
wobei an einem Anschlußpunkt des Netzes ein Transformator angeschlossen ist, der Ober seine
Sekundärwicklung eine von einer Regeleinrichtung, die ihrerseits von einer Meßeinrichtung angesteuert
ist, geregelte Blindleistungsquelle speist, dadurch
gekennzeichnet, daß als Transformator ein Reaktortransformator (a) verwendet ist und daß der
Anschlußpunkt jeweils an einem Leitungsende angeordnet ist
Z Regelbarer Blindleistungskompensator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß parallel is
zum Reaktortransformator (a) eine in Stufen schaltbare Kondensatorbatterie (c) anschließbar ist.
3. Regelbarer Blindleistungskompensator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Reaktoriransformator (a) Ausgleichswicklungen
oder Regelwickiungen besitzt.
4. Regelbarer Blindleistungskompensator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als regelbare
Blindleistungsquelle (b) ein Synchronphasenschieber, oder eine thyristorgeschaltete Kondensatorbatterie,
oder thyristorgesteuerte Drosselspulen, oder ein gleichstromseitig im Kurzschluß betriebener
Stromrichter, oder ein künstlich kommutierter Blindleistungsstromrichter, oder durch Gleichstromvormagnetisierung
gesteuerte Drosseln, oder Dros- » sein mit ei^r ausgeprägten Sättigungscharakteristik,
oder durch Stufenschalter bzw. durch einen Regeltransformator gesteuerte Drosselspulen oder
Kondensatoren dienen.
5. Regelbarer Blindleisturigskompensator nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als regelbare Blindleistungsquelle (b) eine Kombination von
im Anspruch 4 aufgeführten geregelten Blindleistungsquellen (b) dient
6. Regelbarer Blindleistungskompensator nach *o
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Zusatzsignale, abgeleitet von Größen wie dem Wirklastf'uß
im Übertragungsnetz (f), der Frequenz oder deren zeitlichen Änderung am Anschlußpunkt (d), in die
Spannungssollwertbildung der Regeleinrichtung (e) « eingeführt sind.
7. Regelbarer Blindleistungskompensator nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß jede
Phase des Kompensator getrennt geregelt ist.
50
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