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Die Erfindung betrifft ein Kompressionstextil zur Ausübung einer einstellbaren Kompression auf eine Körperextremität nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus dem Stand der Technik sind Kompressionsbandagen zum Anlegen an eine Körperextremität eines Patienten, beispielsweise an einem Arm oder einem Bein, bekannt, mit denen ein bestimmter Kompressionsdruck auf die Körperextremität ausgeübt werden kann. Durch Ausübung eines Kompressionsdrucks auf Körperextremitäten eines Patienten können chronisch venöse Insuffizienzen und Gefäßerkrankungen, wie z.B. venöse Abflussstörungen, Veneninsuffizienzen, Lymph-Ödeme, ulcus cruris venosum, etc. therapeutisch behandelt werden, um bspw. den venösen Blutfluss oder den Abfluss von gestauten Lymphflüssigkeiten zu fördern, wie von E. Rabe et.al. in der Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)“ der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie e.V. (DGP), AWMF-Registernummer: 037-005 (verfügbar unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html) definiert.
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Für die Ausübung eines vorgegebenen Kompressionsdrucks oder eines vorgegebenen Druckprofils mit einem von distal nach proximal abnehmenden Kompressionsdruck entlang einer Körperextremität können beispielsweise schlauchförmige Kompressionsartikel, wie z.B. Kompressionsstrümpfe oder -ärmel, eingesetzt werden. Der von diesen schlauchförmigen Kompressionsartikeln auf die Körperextremität ausgeübte Kompressionsdruck ist zum einen von der Elastizität des schlauchförmigen Kompressionsartikels in Umfangsrichtung und andererseits vom Umfang der Körperextremität abhängig. Bei vorgegebenem Umfang der Körperextremität kann mit einem solchen schlauchförmigen Kompressionsartikel immer nur ein bestimmter, vorgegebener Kompressionsdruck oder ein vorgegebenes Kompressionsprofil auf die Körperextremität ausgeübt werden.
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Weiterhin sind aus dem Stand der Technik Kompressionsbandagen bekannt, die über mindestens eine Mehrzahl von Bändern verfügen, welche unter Dehnung der Bänder und/oder eines Grundkörpers, an dem die Bänder befestigt sind, um eine Körperextremität geschlungen und dort mittels Befestigungsmittel, beispielsweise Klettverschlüsse, festgelegt werden können. Der von solchen Kompressionsbandagen auf die Körperextremität ausgeübte Kompressionsdruck hängt dabei neben dem Umfang der Körperextremität von der Dehnung der Bänder bzw. des Grundkörpers der Kompressionsbandage ab, mit der diese an der Körperextremität festgelegt worden sind. Solche Kompressionsbandagen ermöglichen deshalb die Einstellung unterschiedlicher Kompressionsdrücke bzw. unterschiedlicher Kompressionsprofile entlang der Längsrichtung der Körperextremität, da der an bestimmten Stellen auf die Körperextremität ausgeübte Kompressionsdruck durch die Zugkraft, mit der die Dehnung der Bänder bzw. des Grundkörpers der Bandage herbeigeführt wird, entsprechend einem gewünschten Kompressionsdruck bzw. dem gewünschten Druckprofil ausgewählt werden kann.
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Nachteilig bei derartigen Kompressionsbandagen ist allerdings, dass nach dem Anlegen der Bandage an eine Körperextremität der tatsächlich ausgeübte Kompressionsdruck nicht genau definiert ist und nicht mehr festgestellt werden kann.
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Um hier Abhilfe zu schaffen, werden im Stand der Technik bereits Kompressionsbandagen vorgeschlagen, welche den auf die Körperextremität ausgeübten Kompressionsdruck anzeigen, beispielsweise mittels Markierungen, die über die gesamte Länge der Bandage auf deren Außenseite angebracht sind und aufgrund einer Änderung der Form oder des Abstands der Markierungen einen Rückschluss auf die Dehnung der Bänder bzw. des Grundkörpers der Bandage und damit bei bekanntem Umfang der Körperextremität auf den ausgeübten Kompressionsdruck ermöglichen.
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So sind beispielsweise aus der
US 6338723 B1 therapeutische Bekleidungsstücke zur Erzeugung einer Kompression auf eine Körperextremität bekannt, welche eine Mehrzahl von dehnbaren Bändern enthalten, die miteinander über einen Grundkörper verbunden sind und entlang einer elastischen Achse gedehnt um die Körperextremität geschlungen und dort unter Dehnung festgelegt werden können, wobei auf einer Außenseite der Bänder Markierungen angebracht sind, die über einen Vergleich der Position der Markierungen mit einer Referenzposition eine Erfassung der Dehnung des elastischen Materials der Bänder ermöglichen. Zur Erfassung der Dehnung eines Bands der Mehrzahl von Bändern wird mittels einer Messkarte mit einer Skala der Abstand der Markierungen von der Referenzmarkierung gemessen und aus der so erfassten Dehnung wird der vom jeweiligen Band ausgeübte Kompressionsdruck in Abhängigkeit des vorher gemessenen Umfangs der Körperextremität bestimmt. Dabei wird davon ausgegangen, dass der ausgeübte Kompressionsdruck umgekehrt proportional zum Umfang der Körperextremität ist und dass bei bekanntem Umfang mit der Messkarte die Dehnung gemessen werden kann, um eine der Dehnung entsprechende Kompression zu erzeugen.
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Mit den aus der
US 6338723 B1 bekannten therapeutischen Bekleidungsstücken ist es zwar möglich, den vom Bekleidungsstück auf die Körperextremität ausgeübten Kompressionsdruck zumindest innerhalb gewisser Fehlertoleranzen zu erfassen und die Anlegung des Bekleidungsstücks an der Körperextremität anzupassen, wenn der gewünschte Kompressionsdruck oder ein gewünschtes Kompressionsprofil entlang der Längsrichtung der Körperextremität nicht erhalten worden ist. Ein zielgerichtetes Anlegen der Bänder des kompressiven Bekleidungsstücks an eine Körperextremität unter möglichst genauer Einhaltung eines vorgegebenen Druckprofils wird durch dieses bekannte Kleidungsstück jedoch nicht ermöglicht. Insbesondere können keine definierten und reproduzierbaren Druckprofile des Kompressionsdrucks eingestellt werden, weil bspw. die Form und der Umfangsverlauf der Körperextremität nicht ausreichend berücksichtigt wird.
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Hiervon ausgehend liegt der Erfindung daher die Aufgabe zu Grunde, ein elastisches Kompressionstextil aufzuzeigen, welches zielgerichtet unter Einhaltung eines vorgegebenen Kompressionsprofils entlang der Längsrichtung der Körperextremität an einer Körperextremität angelegt werden kann, wobei das Kompressionsdruckprofil möglichst genau einstellbar und reproduzierbar sowie individuell an verschiedene Körperextremitäten bzw. verschiedene Patienten anpassbar sein soll. Weiterhin soll das elastische Kompressionstextil auf möglichst einfache und schnelle Weise unter Einhaltung des vorgegebenen Druckprofils an eine Körperextremität eines Patienten angelegt werden können. Das Anlegen des Kompressionstextils soll dabei insbesondere auch vom Patienten selbst so durchführbar sein, dass das gewünschte Druckprofil genau und reproduzierbar erzeugt wird.
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Diese Aufgaben werden mit einem Kompressionstextil mit den Merkmalen des Anspruchs 1, einem Kompressionssystem zur Ausübung einer einstellbaren Kompression auf eine Körperextremität gemäß Anspruch 9 sowie mit der Verwendung dieses Kompressionssystems gemäß Anspruch 16 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen des Kompressionstextils sowie des Kompressionssystems und dessen Verwendung sind in den abhängigen Ansprüchen aufgezeigt.
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Das erfindungsgemäße Kompressionstextil dient zur Ausübung einer Kompression auf eine sich entlang einer Längsrichtung z erstreckenden Körperextremität mit einem vorgegebenen Maximaldruck (pmax) und einem vordefinierten Druckprofil p(z) entlang der Längsrichtung, wobei das Kompressionstextil zumindest bereichsweise elastisch ist und einen Grundkörper sowie eine Mehrzahl von an dem Grundkörper angeordneten Bändern umfasst, welche sich in Längsrichtung der Körperextremität über eine Breite B erstrecken und jeweils ein freies Ende aufweisen, an dem erste Befestigungsmittel angeordnet sind, wobei das Kompressionstextil unter Dehnung um die Körperextremität schlingbar und unter Beibehaltung der Dehnung mittels der ersten Befestigungsmittel an der Körperextremität festlegbar ist und sich das Kompressionstextil beim Anlegen an die Körperextremität in Abhängigkeit einer zur Erzeugung der Dehnung s auf das jeweilige Band ausgeübten Zugkraft F dehnt, so dass bei angelegtem Kompressionstextil eine von der Dehnung s abhängige Kompression auf die Körperextremität ausgeübt wird. Die Breite B der einzelnen Bänder ist dabei erfindungsgemäß in Abhängigkeit des Umfangs U bzw. eines Umfangverlaufs U(z) der Körperextremität entlang der Längsrichtung so bestimmt, dass sich bei Anwendung einer einheitlichen Zugkraft F auf jedes Band der Mehrzahl der Bänder eine vom Kompressionstextil auf die Körperextremität ausgeübte Kompression mit dem vordefinierten Druckprofil p(z) und dem vorgegebenen Maximaldruck (pmax) ergibt.
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Der Umfang bzw. der Umfangsverlauf U(z) der Körperextremität entlang der Längsrichtung kann dabei auf einfache Art mit einem Maßband oder mittels eines Körperscanners erfasst werden. Der Benutzer oder eine Hilfsperson, die das Kompressionstextil an eine Körperextremität eines Patienten anlegt, kann dann rechnerisch oder anhand einer Tabelle mit dem gemessenen Umfang bzw. des erfassten Umfangsverlauf U(z) der Körperextremität auf einfache Weise ermitteln, welche Zugkraft beim Anlegen der Bänder ausgeübt werden muss, damit sich das gewünschte Druckprofil entlang der Längsrichtung der Körperextremität ergibt. Durch die Ausgestaltung der Breite der Bänder muss dann beim Dehnen der Bänder jeweils die gleiche Zugkraft angelegt werden und es ergibt sich dabei automatisch das gewünschte Druckprofil.
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Die Breite B der einzelnen Bänder ist dabei zweckmäßig in Abhängigkeit des Verlaufs des Umfangs U(z) der Körperextremität entlang der Längsrichtung z so gewählt, dass bei Anwendung einer einheitlichen Zugkraft F, die beim Anlegen der Bänder zu deren Dehnung ausgeübt wird, jede Bandbreite B der einzelnen Bänder die Gleichung
erfüllt, wobei B(zi) die Breite des jeweiligen Bands an der Position z
i entlang der Längsrichtung z, U(z
i) der Umfang der Körperextremität an der Position z
i und p
max der vorgegebene Maximaldruck des Druckprofils ist.
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Um beim Anlegen und Fixieren der Bänder an der Körperextremität die einheitliche Zugkraft F auf jedes der Bänder möglichst genau anwenden zu können, wird das erfindungsgemäße Kompressionstextil bevorzugt in einem Set zusammen mit einer Kraftmesseinrichtung bereit gestellt, wobei die Kraftmesseinrichtung zur Aufnahme der beim Anlegen an die Körperextremität auf die einzelnen Bänder ausgeübten Zugkraft dient. Durch die Verwendung der Kraftmesseinrichtung kann beim Anlegen und Fixieren der Bänder an der Körperextremität sichergestellt werden, dass auf jedes Band die einheitliche Zugkraft F ausgeübt wird. Dadurch kann sichergestellt werden, dass sich der gewünschte, vordefinierte Druckverlauf einstellt. Weiterhin kann sichergestellt werden, dass auch der Maximaldruck pmax möglichst genau eingestellt wird.
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Bevorzugt ist dabei die Kraftmesseinrichtung mittels weiterer Befestigungsmittel abnehmbar an den freien Enden der Bänder befestigbar. Dadurch kann die Kraftmesseinrichtung dafür verwendet werden, an jedem Band die einheitliche Zugkraft reproduzierbar und mit genau definiertem Wert auszuüben, ohne dass mehrere verschiedene Kraftmesseinrichtungen benötigt werden. So ist es bspw. möglich, der Reihe nach, von unten (d.h. distal) beginnend jedes der Bänder mit der einheitlichen Zugkraft zu dehnen und im entsprechend der einheitlichen Zugkraft gedehnten Zustand an der Körperextremität zu fixieren, wobei die Kraftmesseinrichtung nach dem Anlegen und Fixieren eines Bands vom jeweiligen Band abgenommen und an das in proximaler Richtung (nach oben) folgende Band befestigt werden kann, um dann dieses Band mit der einheitlichen Zugkraft zu dehnen und im gedehnten Zustand zu fixieren. Dieser Vorgang wird dann für alle weiteren Bänder in entsprechender Weise wiederholt, bis alle Bänder jeweils im gedehnten Zustand fixiert sind und sich das gewünschte Druckprofil dadurch unmittelbar einstellt.
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Die über die Kraftmesseinrichtung auf das jeweilige Band ausgeübte Zugkraft wird dabei von der Kraftmesseinrichtung erfasst und zweckmäßig über eine in der Kraftmesseinrichtung integrierte oder eine mit der Kraftmesseinrichtung verbundene Anzeige angezeigt. Sobald die angezeigte Zugkraft der vorbestimmten, einheitlichen Zugkraft entspricht, wird das jeweilige Band unter Beibehaltung der durch die einheitliche Zugkraft erzeugten Dehnung mittels der (ersten) Befestigungsmittel an der Körperextremität festgelegt. Dieser Vorgang wird zum vollständigen Anlegen des Kompressionstextils an einer Körperextremität für jedes Band in entsprechender Weise durchgeführt, bis alle Bänder des Kompressionstextils an der Körperextremität festgelegt und das Kompressionstextil dadurch an der Körperextremität angelegt ist.
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Dabei ist es vorteilhaft, wenn zunächst das Band am distalen Ende des Kompressionstextils und danach die dazu benachbarten Bänder in proximaler Richtung entlang der Längsrichtung der Körperextremität angelegt werden. Dadurch kann insbesondere ein Kompressionsdruckprofil mit einem von distal nach proximal stetig abnehmenden Kompressionsdruck eingestellt werden, bei dem der Maximaldruck pmax am distalen Ende des Kompressionstextils erzeugt wird. Die hierfür notwendige einheitliche Zugkraft, die beim Anlegen des distalen Bands zur Dehnung anzuwenden ist, kann bei Kenntnis des Umfangs der Körperextremität an dem distalen Ende des Kompressionstextils, der mittels eines Maßbands auf einfache Weise erfasst werden kann, ermittelt werden. Somit kann mit einem vorgegebenen Kompressionstextil mit bekannten Materialparametern und vorgegebener Geometrie, insbesondere bei der erfindungsgemäßen Ausbildung der Breite der einzelnen Bänder, bei Kenntnis des Umfangs der Körperextremität an dem distalen Ende des Kompressionstextils der vorgegebene maximale Kompressionsdruck am distalen Ende des Kompressionstextils eingestellt werden. Das vorgegebene Kompressionsdruckprofil ergibt sich beim Anlegen der einzelnen Bänder dabei ganz automatisch aufgrund der angepassten Breite der einzelnen Bänder.
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Dadurch kann insbesondere ein Druckprofil mit einem maximalen, distalen Solldruck pmax und einem gewünschten stetigen Druckverlauf des Kompressionsdrucks in Längsrichtung der Körperextremität genau eingestellt werden. Dabei kann insbesondere ein stetiger Verlauf des Kompressionsdrucks eingestellt werden, der vom (maximalen) distalen Solldruck am distalen Ende des Kompressionstextils in proximaler Richtung kontinuierlich auf einen vorgegebenen Anteil des distalen Solldrucks (d.h. bis auf einen proximalen Restdruck) abnimmt, wie dies bei medizinischen Kompressionsstrümpfen der Fall ist.
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Insbesondere zur Anlegung des Kompressionstextils an längere Körperextremitäten, wie z.B. einem Bein, ist es vorteilhaft, wenn das Kompressionstextil drei oder mehr Bänder umfasst. Wenn an einer längeren Körperextremität, wie z.B. einem Bein ein Druckprofil mit einem von distal nach proximal abnehmendem Kompressionsdruck angelegt werden soll, ist es vorteilhaft, wenn das Kompressionstextil wenigstens vier Bänder oder mehr umfasst. Bei kürzeren Körperextremitäten, wie z.B. einem Unterschenkel oder einem Unterarm, kann es jedoch auch ausreichen, wenn das Kompressionstextil nur zwei Bänder enthält. Die Bänder sind dabei zweckmäßig so ausgestaltet, dass sie sich in Bandlängsrichtung zumindest so weit erstrecken, dass sie den Umfang der Körperextremität an der Stelle, an der das jeweilige Band vorgesehen wird, vollständig umgreifen und dadurch vollumfänglich um die Körperextremität geschlungen werden können. Die um die Körperextremität geschlungenen Bänder erstrecken sich bei angelegtem Kompressionstextil damit in Umfangsrichtung der Körperextremität. In Längsrichtung der Körperextremität liegen die Bänder nebeneinander, wobei benachbarte Bänder zweckmäßig durch einen Schlitz im Grundkörper des Kompressionstextils voneinander getrennt sind. Um einen möglichst durchgehenden Verlauf des Kompressionsdrucks in Längsrichtung der Körperextremität sicherzustellen, sind die Schlitze im Grundkörper dabei möglichst schmal ausgebildet. Insbesondere ist die Breite der Schlitze dabei wesentlich kleiner als die Breite der jeweiligen Bänder.
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Am freien Ende weist jedes Band erste Befestigungsmittel auf, die beispielsweise als Klettverschlüsse, insbesondere als Hakenteil eines Klettverschlusses, ausgebildet sein können. Alternativ zu Klettverschlüssen können auch Druckknöpfe eingesetzt werden. Dies ermöglicht ein schnelles und einfaches Fixieren und Lösen der Bänder.
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Um einen gleichmäßigen Kompressionsdruck in Umfangsrichtung auf die Körperextremität ausüben zu können, ist bevorzugt sowohl der Grundkörper als auch die daran angeordneten Bänder elastisch. Die Bänder können jedoch auch inelastisch sein oder eine geringere Elastizität aufweisen als der Grundkörper. Bänder mit einer geringeren Elastizität ermöglichen die Ausübung einer höheren Zugkraft und damit eines höheren Kompressionsdrucks und kommen beispielsweise dann zum Einsatz, wenn ein Kompressionsdruck von mehr als 40mm Hg auf die Körperextremität ausgeübt werden soll.
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Wenn das erfindungsgemäße Kompressionstextil als Set zusammen mit einer abnehmbar an den Bändern befestigbaren Kraftmesseinrichtung verwendet wird, kann eine möglichst einfache und kostengünstige Ausgestaltung des Sets bestehend aus dem erfindungsgemäßen Kompressionstextil und der Kraftmesseinrichtung ermöglicht werden, wenn ein mechanischer Kraftaufnehmer, insbesondere ein Federkraftmesser und bevorzugt ein Federkörper-Kraftaufnehmer als Kraftmesseinrichtung verwendet wird. Ein solcher mechanischer Kraftaufnehmer ermöglicht dabei eine einfache und vom jeweiligen Benutzer gut wahrnehmbare Anzeige der beim Anlegen des Kompressionstextils auf die Bänder ausgeübten Zugkraft, beispielsweise mittels einer Skala, die anzeigt, wie weit der mechanische Kraftaufnehmer bei Ausübung der Zugkraft aus einer kraftlosen Ruhestellung bewegt wird. Die Beschriftung bzw. die Einheit der Skala kann dabei dem jeweiligen Anwendungsfall angepasst werden. So kann bspw. die Skala unmittelbar die mittels der Kraftmesseinrichtung auf das Band übertragene Zugkraft (in Newton) anzeigen. Es ist jedoch auch möglich, dass die Skala die durch die Zugkraft auf das Band ausgeübte Dehnung (in cm) oder den bei Festlegung des Bands an der Körperextremität erzeugten Kompressionsdruck (in mmHg oder einer anderen Druckeinheit) anzeigt.
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Alternativ zu einem mechanischen Kraftaufnehmer können auch elektrische Kraftmesseinrichtungen, insbesondere resistive, induktive, kapazitive oder piezoelekrische Kraftaufnehmer eingesetzt werden. Diese Kraftmesseinrichtungen zeichnen sich durch eine besonders gute Genauigkeit und Reproduzierbarkeit aus und ermöglichen die Ausgabe der ausgeübten Zugkraft über eine elektronische Anzeige. Dies wiederum ermöglicht über eine Kopplung der elektronischen Anzeige mit einem Datenverarbeitungssystem eine Dokumentation der beim Anlegen der Körperextremität auf die Bänder ausgeübten Zugkräfte bzw. des dadurch auf die Körperextremität ausgeübten Kompressionsdrucks bzw. des Druckprofils.
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Zur Befestigung der Kraftmesseinrichtung an den freien Enden der Bänder sind bevorzugt zweite Befestigungsmittel vorgesehen, durch die die Kraftmesseinrichtung abnehmbar am freien Ende des jeweiligen Bands befestigt werden kann. Bei den zweiten Befestigungsmitteln kann es sich ebenfalls um Klettverschlüsse, insbesondere um ein Hakenteil eines Klettverschlusses, oder um Druckknöpfe oder Adhäsionsverschlüsse handeln. Die lösbar ausgebildeten zweiten Befestigungsmittel ermöglichen ein einfaches Befestigen und Abnehmen der Kraftmesseinrichtung an einem Band. Insbesondere bei der Verwendung von Klettverschlüssen als zweite Befestigungsmittel kann die Kraftmesseinrichtung schnell und einfach an ein Band befestigt und nach dem Festlegen des Bands über die ersten Befestigungsmittel wieder von diesem Band abgenommen werden, um dann wiederum über die zweiten Befestigungsmittel am nächsten Band befestigt zu werden.
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Diese und weitere Merkmale sowie Vorteile und technische Wirkungen des erfindungsgemäßen Kompressionstextils und dessen Verwendung in einem Set zusammen mit einer Kraftmesseinrichtung zum Anlegen des Kompressionstextils an eine Körperextremität zur Erzeugung eines Kompressionsdruckverlaufs mit einem genau definierten Druckprofil, ergeben sich aus dem nachfolgend unter Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen näher beschriebenen Ausführungsbeispiel. Die Zeichnungen zeigen:
- 1: Darstellung eines (nicht angelegten) Kompressionstextils mit einem Grundkörper und einer Mehrzahl von daran angeordneten Bändern, wobei die Innenseite des Kompressionstextils gezeigt ist, die beim Anlegen an eine Körperextremität mit dieser in Berührung kommt;
- 2: Darstellung einer Kraftmesseinrichtung zur Aufnahme der beim Anlegen des Kompressionstextils von 1 an eine Körperexremität ausgeübten Zugkraft, wobei die Kraftmesseinrichtung in 2a im Grundzustand und in 2b in einem zugkraftbelasteten Zustand gezeigt ist;
- 3: Schematische Darstellung der einzelnen Schritte zum Anlegen des Kompressionstextils von 1 an einer Körperextremität eines Patienten unter Verwendung der Kraftmesseinrichtung von 2;
- 4: Darstellung der standardisierten Messpunkte des Kompressionsdrucks von medizinischen Kompressionsstrümpfen, gemäß RAL-GZ 387/1.
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Das in 1 in einer Draufsicht auf die Innenseite gezeigte Kompressionstextil umfasst einen Grundkörper 2 aus einem elastischen Material. Bei dem elastischen Material kann es sich bspw. um ein Textilgewebe aus Polyamid und Elasthan, insbesondere mit 87% Polyamid und 13% Elasthan, bezogen auf das Gewicht des Textilgewebes handeln. Das elastische Material weist dabei eine materialspezifische Dehnungscharakteristik auf, die zweckmäßig eine maximale Dehnung des Materials im Bereich von 15 bis 50 % der ungedehnten Länge ermöglicht. Bevorzugt ist die maximale Dehnung entweder zwischen 15 und 20 % oder zwischen 25 und 35%.
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Der Grundkörper 2 weist eine in 1 sichtbare Innenseite sowie eine Außenseite auf, wobei die Innenseite bei an einer Körperextremität angelegtem Kompressionstextil 1 der Körperextremität zugewandt ist. Der Grundkörper 2 umfasst dabei einen ersten Endabschnitt 2a und einen gegenüberliegenden zweiten Endabschnitt 2b sowie eine proximale Kante 2c und eine distale Kante 2d. Der zweite Endabschnitt 2b weist eine in Längsrichtung L des Grundkörpers 1 (von distal nach proximal) verlaufende glatte Kante auf, die zweckmäßig mit der distalen Kante 2d einen Winkel einschließt, der größer als 90° ist und insbesondere im Bereich von 100° bis 120° liegt. Am ersten Endabschnitt 2a sind mehrere Bänder 3a, 3b, 3c, 3d angeordnet. Die Bänder bestehen dabei zweckmäßig aus demselben elastischen Material wie der Grundkörper 2, können jedoch auch aus einem unelastischen Material oder aus einem weniger dehnbaren Material als der Grundkörper gefertigt sein. Zweckmäßig sind die Bänder 3a, 3b, 3c, 3d durch Schlitze 7 in dem ersten Endabschnitt 2a des Grundkörpers 2 ausgebildet und voneinander getrennt. Die Länge der Schlitze 7 und damit die Länge der Bänder ist dabei bevorzugt wesentlich kleiner als die Ausdehnung des Grundkörpers 2 in Querrichtung (Umfangsrichtung). Bevorzugt beträgt die Länge der Bänder 3a - 3d zwischen 2cm und 5 cm.
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In dem hier zeichnerisch dargestellten Ausführungsbeispiel des Kompressionstextils 1 sind insgesamt vier Bänder 3a - 3d vorgesehen, welche in Längsrichtung L des Grundkörpers 2 nebeneinander liegend angeordnet sind, wobei benachbarte Bänder (3a, 3b; 3b, 3c; etc.) jeweils durch einen Schlitz 7 in dem Grundkörper 2 voneinander getrennt sind. Aufgrund der Ausbildung der Bänder 3a - 3d durch die schmalen Schlitze 7 im Grundkörper liegen benachbarte Bänder direkt nebeneinander, d.h. zwischen der Unterkante eines oberen (proximalen) Bands und der Oberkante des sich distal daran anschließenden Bands liegt lediglich ein geringer Zwischenraum, der durch einen Schlitz 7 gebildet und durch die Schlitzbreite bestimmt ist.
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Jedes der Bänder 3a - 3d ist an einem ersten Ende mit dem Grundkörper 2 verbunden und weist ein dem ersten Ende gegenüberliegendes freies Ende auf. Am freien Ende verfügt jedes Band 3a - 3d über Befestigungsmittel 3, über welche das jeweilige Band an der Außenseite des Grundkörpers 2 festlegbar ist. Zweckmäßig sind die Befestigungsmittel 3 durch Klettverschlüsse 4a, 4, 4c, 4d an jedem freien Ende der Bänder 3a, 3b, 3c, 3d gebildet, wobei bevorzugt Hakenteile der Klettverschlüsse an den freien Enden der Bänder angeordnet sind und die Außenseite des Grundkörpers 2 mit Schlaufen zum Anhaften der Hakenteile der Klettverschlüsse ausgebildet ist. Die Befestigungsmittel 3 können jedoch auch durch andere Mittel, wie z. B. Druckknöpfe, gebildet sein.
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An der in 1 gezeigten Innenseite des Bandagenkörpers 2 ist eine Anziehhilfe in Form eines schlauchförmigen Einsatzes 6 angeordnet, wie aus 1 ersichtlich. Der schlauchförmige Einsatz 6 ist bspw. durch einen elastischen, bevorzugt nahtlosen Textilschlauch gebildet, welcher an der Innenseite des Bandagenkörpers 2 befestigt ist, bspw. durch Vernähen. Das Textilmaterial des schlauchförmigen Einsatzes 6 ist dabei wesentlich dünner ausgebildet als das elastische Material des Bandagenkörpers 1 und besteht zweckmäßig ebenfalls aus einer Mischung von Polyamid und Elasthan.
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An der Innenseite des Bandagenkörpers 2 ist am proximalen Randabschnitt nahe der proximalen Kante zweckmäßig ein Haftband 9 angeordnet, welches sich in Querrichtung (Umfangsrichtung) des Bandagenkörpers 2 erstreckt.
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Zum Anlegen des Kompressionstextils 2 an eine Körperextremität eines Patienten wird der Grundkörper 2 um die Körperextremität geschlungen und mittels der Bänder 3 (zunächst provisorisch) fixiert. Hierfür schlüpft der Patient mit der Körperextremität in den schlauchförmigen Einsatz 6 an der Innenseite des Grundkörpers 2. Danach wird der zweite Endabschnitt 2b des Grundkörpers 2 um eine Hälfte der Körperextremität geschlungen und dort (auf der Außenseite des schlauchförmigen Einsatzes 6 aufliegend) festgehalten. Anschließend wird der erste Endabschnitt 2a, an dem die Bänder 3 angeordnet sind, um die zweite Hälfte der Körperextremität geschlungen und die Bänder 3 werden mittels der ersten Befestigungsmittel 4 auf der Außenseite des Grundkörpers 2 zunächst provisorisch befestigt.
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Um einen definierten Kompressionsdruck durch das angelegte Kompressionstextil 1 auf die Körperextremität auszuüben, wird die in 2 gezeigte Kraftmesseinrichtung 10 verwendet. Die Kraftmesseinrichtung 10 umfasst einen Handgriff 13, einen daran befestigten Kraftaufnehmer 12 und ein mit dem Kraftaufnehmer 12 verbundenes Verbindungselement 11, das in dem gezeigten Ausführungsbeispiel als Lasche ausgebildet ist. An dem Verbindungselement 11 sind abnehmbare zweite Befestigungsmittel 5 angeordnet. Bei dem zweiten Befestigungsmittel 5 kann es sich bspw. um ein Klettverschlusspad handeln, das auf einer Seite Hakenteile aufweist, welche an einer Fläche des Verbindungselements 11 lösbar befestigbar sind. Die Fläche des Verbindungselements 11 weist hierfür ein zu den Hakenteilen korrespondierendes Flauschteil auf.
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Der Kraftaufnehmer 12 ist in dem in 2 gezeigten Ausführungsbeispiel als mechanischer Federkraftaufnehmer mit zwei ineinandergreifende Zylinder 12a, 12b ausgebildet, wobei der innere Zylinder 12b gegen die Rückstellkraft einer im äußeren Zylinder 12a angeordneten Feder aus dem äußeren Zylinder 12a herausziehbar ist. Die Strecke, um die der innere Zylinder 12b aus dem äußeren Zylinder 12a herausgezogen wird, stellt ein Maß für die zum Herausziehen aufgewendete Zugkraft F dar und wird über eine Skala 12c angezeigt, wie in 2b gezeigt.
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In 3 sind schematisch die Schritte zum Anlegen des Kompressionstextils 2 an eine Körperextremität eines Patienten zur Erzeugung eines vorgegebenen Kompressionsdrucks oder eines Druckprofils entlang der Längsrichtung L dargestellt, wobei es sich bei der Körperextremität beispielhaft um einen Unterschenkel handelt.
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Die 3a und 3b zeigen das Anlegen und Befestigen des distalen (unteren) Bands 3a des Kompressionstextils 1 von 1 am Unterschenkel unter einer vordefinierten Dehnung des zumindest teilweise elastischen Kompressionstextils 1. Hierzu wird zunächst die Kraftmesseinrichtung 10 mittels der zweiten Befestigungsmittel 5 auf der Außenseite des freien Endes des distalen Bands 3a befestigt, wie in 3a gezeigt. Die ersten Befestigungsmittel 4a, mit denen das Band 3a zunächst provisorisch auf der Außenseite des Grundkörpers 2 befestigt worden ist, werden danach gelöst und es wird über den Handgriff 13 eine vordefinierte Zugkraft Fsoll manuell auf die am freien Ende des distalen Bands 3a befestigte Kraftmesseinrichtung 10 ausgeübt. Die Richtung der Zugkraft liegt dabei zweckmäßig in Umfangrichtung der Körperextremität (Unterschenkel) oder weist zumindest eine Komponente in Umfangrichtung auf. Die manuell auf die Kraftmesseinrichtung 10 ausgeübte Zugkraft wird über das Verbindungselement 11 auf das damit verbundene Band 3a übertragen, so dass die Zugkraft Fsoll auf das Band 3a wirkt. Dadurch wird eine vordefinierte Dehnung auf das Kompressionstextil 1 ausgeübt. Der Betrag der ausgeübten Zugkraft F wird an der Skala 12c angezeigt, wie in 3b gezeigt. Die durch die Zugkraft erzeugte vordefinierte Dehnung des Kompressionstextils 1 hängt von den Materialeigenschaften des Materials ab, aus dem das Band 3a und der Grundkörper 2 gefertigt sind.
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Wenn die über die Kraftmesseinrichtung 10 auf das distale Band 3a ausgeübte Zugkraft dem Wert der vordefinierten Zugkraft Fsoll entspricht, wird das freie Ende des distalen Bands 3a wieder durch die ersten Befestigungsmittel 4a an der Außenseite des Grundkörpers 2 fixiert, indem bspw. die Hakenteile der ersten Befestigungsmittel 5 manuell mit einem Finger auf die flauschige Außenseite des Grundkörpers 2 gepresst werden, wie in 2b gezeigt. Damit ist das Kompressionstextil 1 im distalen Abschnitt unter einer vordefinierten Dehnung an der Körperextremität (Unterschenkel) fixiert und übt einen der Dehnung entsprechenden Kompressionsdruck aus, dessen Betrag vom Umfang der Körperextremität in diesem Abschnitt abhängig ist.
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Danach werden die zweiten Befestigungsmittel 5 vom distalen Band 3a gelöst und der in den 3a und 3b gezeigte Vorgang wird in der oben beschriebenen Weise zunächst am darüber liegenden Band 3b und danach an den weiteren Bändern 3c und 3d, die sich in Längsrichtung L proximal anschließen, bis einschließlich des proximalen (oberen) Bands 3d wiederholt, wie in den 3c und 3d sowie in den 3e bis 3h dargestellt. Dadurch wird jedes Band 3a, 3b, 3c, 3d unter einer vordefinierten Dehnung an der Körperextremität fixiert und übt einen der Dehnung entsprechenden Kompressionsdruck aus, dessen Betrag jeweils von der Dehnung an der entsprechenden Position des jeweiligen Bands 3 und vom Umfang der Körperextremität in diesem Abschnitt abhängig ist. Dabei können die Dehnungen bzw. der dadurch hervorgerufene Kompressionsdruck im Bereich der einzelnen Bänder 3a, 3b, 3c, 3d jeweils gleich oder auch unterschiedlich sein. Insbesondere kann ein vordefinierter Druckverlauf mit einem in Längsrichtung L von distal nach proximal abnehmenden Kompressionsdruck eingestellt werden.
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Die zur Erzeugung der vordefinierten Dehnung des Kompressionstextils 1 manuell aufzuwenden Zugkräfte können dabei vom Benutzer des Kompressionstextils 1 selbst (wie in 3 gezeigt) oder auch von einer Hilfsperson aufgebracht werden.
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Der bei einer bestimmten Zugkraft auf eines der Bänder
3 auf die Körperextremität ausgeübte Kompressionsdruck kann durch folgenden Zusammenhang beschrieben werden:
wobei p der Kompressionsdruck, F die Zugkraft in Umfangsrichtung, U der Umfang der Körperextremität an der Stelle des betreffenden Bands
3 und B die Breite des Bands (Ausdehnung in Längsrichtung L) ist.
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Wenn das Band
3 bzw. das Kompressionstextil
1 über eine (sich in Umfangsrichtung erstreckende) (Band-)Länge 1 elastisch ist, wird das Band
3 bzw. das Kompressionstextil
1 durch die Zugkraft F um eine Dehnung s gedehnt:
wobei Y eine Materialkonstante ist, die von der Dehnungscharakteristik des Bandmaterials abhängig ist. Daraus lässt sich der ausgeübte Kompressionsdruck p in Abhängigkeit der relativen Dehnung ε = s/l des Bands wie folgt beschreiben:
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Bei vorgegebenem Umfang U der Körperextremität an der Stelle des betreffenden Bands 3 ist der ausgeübte Kompressionsdruck p damit direkt proportional zur relativen Dehnung ε = s/l des Bands und im Übrigen von dem Materialparameter Y des Kompressionstextils 1 und dem Umfang U der der Körperextremität an der Stelle des betreffenden Bands 3 abhängig. Der Umfang U der Körperextremität kann an jeder Stelle, an der sich ein Band 3 befindet gemessen werden, so dass bei bekanntem Materialparameter Y der bei einer bestimmten relativen Dehnung ε erzeugte Kompressionsdruck p ermittelt werden kann.
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Aus dieser Überlegung lässt sich die notwendige Zugkraft F
soll errechnen, die auf die einzelnen Bänder
3 ausgeübt werden muss, um einen gewünschten Kompressionsdruck p
soll an der Stelle des betreffenden Bands auf die Körperextremität zu erzeugen:
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Bei einem Solldruck von z.B. psoll = 40 mmHg und einer vorgegebenen Breite des Bands von B = 6,5 cm ergibt sich in Abhängigkeit des Umfangs U der Körperextremität eine notwendige Zugkraft Fsoll = 13 N.
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Zweckmäßig können anhand einer Tabelle je nach Umfang der Körperextremität verschiedene Bereiche vordefiniert werden, wie aus dem Beispiel der folgenden Tabelle 1 ersichtlich, in der für verschiedene Umfangsbereiche die zugehörigen Dehnungsbereiche der absoluten und der relativen Dehnung angegeben sind, um bei einem bekannten Materialparameter Y (der bspw. bei Y = 15 N/cm liegt) einen einheitlichen, vorgegebenen Kompressionsdruck von bspw. p = 40 mm Hg zu erzielen:
Tabelle 1:
Größe | 1/XS | 2/S | 3/M | 4/L | 5/XL |
Umfang U (cm) | 20,0 - 27,0 | 25,0 - 32,0 | 30,0 - 38,0 | 37,0 - 44,0 | 45,0 - 52,0 |
Dehnung s (cm) | 2,3 | 4,1 | 3,5 | 5,8 | 5,1 | 8,1 | 7,7 | 10,9 | 11,4 | 15,2 |
Rel. Dehnung ε | 11,3% | 15,2% | 14,1% | 18,0% | 16,9% | 21,4% | 20,8% | 24,8% | 25,3% | 29,3% |
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Der Materialparameter Y kann dabei empirisch bzw. durch Messung der Dehnungscharakteristik (Dehnung s in Abhängigkeit der Zugkraft F) an Proben des Materials der Bänder 3 bzw. des Grundkörpers 2 ermittelt werden.
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Bei einem Kompressionstextil mit einer Mehrzahl von Bändern
3a,
3b,
3c,
3d kann bei einem vorgegebenem maximalen Solldruck (von z.B. p
max = 40 mmHg) in Abhängigkeit des Verlaufs des Umfangs U(z) der Körperextremität entlang der Längsrichtung z (der bspw. mittels eines Maßbands leicht gemessen werden kann) die Breite B(zi) der einzelnen Bänder an der jeweiligen Position z
i des Bands so bestimmt werden, dass sich bei Anwendung einer einheitlichen Zugkraft (von z.B. F = 13 N) auf das jeweilige Band ein Druckverlauf des vom Kompressionstextil auf die Körperextremität ausgeübten Kompressionsdrucks mit einem vordefinierten Druckprofil ergibt:
wobei z
i feste Positionen entlang der Längsrichtung z der Körperextremität sind und die Lage der einzelnen Bänder (zweckmäßig die Mitte des jeweiligen Bands in Längsrichtung) definieren und p
max der vordefinierte maximale Solldruck ist.
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Ein Beispiel hierfür ist für einen maximalen Solldruck von p
max = 40 mmHg = 0,53 N/cm
2, den das distale Band
3a auf die Körperextremität mit einem vorgegebenen Verlauf des Umfangs U(z) in Längsrichtung z ausüben soll, in der folgenden Tabelle 2 für einen Anwendungsfall an einem Unterschenkel angegeben, wobei der Verlauf des Kompressionsdrucks vom distalen Band
3a (welches 100% des distalen maximalen Solldrucks p
max im Bereich des Knöchels ausübt) kontinuierlich bis zum proximalen Band
3d (das im Bereich unterhalb des Knies liegt) auf die Hälfte abnimmt (d.h. der vom proximalen Band
3d ausgebübte Druck beträgt 50% des maximalen distalen Solldrucks p
max, der vom distalen Band
3a ausgeübt wird).
Tabelle 2:
Band | Position (zi) | Breite | Solldruck (psoll) | Umfang |
| | (B)/cm | (% von pmax / N/cm2) | (U)/ cm |
3d | cD (proximal) | 8,0 | 50 % / 0,27 | 38,0 |
3c | cC | 6,4 | 60 % / 0,32 | 40,0 |
3b | cB1 | 7,1 | 90 % / 0,48 | 24,0 |
3a | cB (distal) | 6,5 | 100% / 0,53 | 23,5 |
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Die Lage der einzelnen Bänder 3a - 3d an der Körperextremität ist dabei bevorzugt so ausgewählt, dass die (mittlere) Position zi der Bänder 3a - 3d zumindest annähernd mit den standardisierten Messpunkten (cB, cB1, cC, cD; gemäß RAL-GZ 387/1) zur Erfassung des Kompressionsdrucks bzw. des Druckprofils von medizinischen Kompressionsstrümpfen übereinstimmt (wie in der Spalte „Position (zi)“ in Tabelle 2 angegeben, wobei die Position „cB“ die distale Position am Knöchel und die Position „cD“ die proximale Position knapp unterhalb des Kniegelenks ist und die Positionen „cB1“ und „cC“ zwischen den Positionen „cB“ und „cD“ liegen, wie aus 4 ersichtlich).
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Die Erfindung ist nicht auf das hier zeichnerisch dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann bspw. die Anzahl der Bänder 3 des Kompressionstextils 1 variieren, wobei auch nur zwei Bänder 3 vorhanden sein können. Zur Ausbildung eines stetigen Druckverlaufs werden jedoch bevorzugt mehr als zwei Bänder eingesetzt, um einen möglichst stetigen Druckverlauf erzeugen zu können. Die Ausdehnung des Kompressionstextils 1 entlang der Längsrichtung L der Körperextremität kann ebenfalls von dem zeichnerisch dargestellten Ausführungsbeispiel, in dem sich das Kompressionstextil an einem Unterschenkel zwischen dem Knöchel und dem Kniegelenk erstreckt, abweichen. So können bspw. je nach Anwendungsfall sowohl längere als auch kürzere Ausdehnungen des Kompressionstextils 1 entlang der Längsrichtung L der Körperextremität vorgesehen sein. Weiterhin können neben der in Längsrichtung L in einer Reihe nebeneinander angeordneten Bandreihe mit den Bändern 3a bis 3d noch eine oder mehrere weitere Bandreihen vorhanden sein, die entweder an demselben Endabschnitt (2a oder 2b) oder an jeweils gegenüberliegenden Endabschnitten (2a und 2b) angeordnet sein können. Weiterhin kann in Längsrichtung L zwischen benachbarten Bändern ein größerer Abstand vorgesehen sein wie in dem zeichnerisch dargestellten Ausführungsbeispiel. Ein kleiner Abstand, insbesondere ein schmaler Schlitz zwischen benachbarten Bändern, hat jedoch den Vorteil eines stetigen, graduellen Druckverlaufs.
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Die angegebenen Materialen und Materialparameter sind nur beispielhaft zu verstehen und können an den jeweiligen Anwendungsfall angepasst werden.
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An Stelle der in dem Ausführungsbeispiel verwendeten Klettverschlüsse als erste und zweite Befestigungsmittel können auch andere lösbare Befestigungsmittel, wie z.B. Hakenverschlüsse, Adhäsionsverschlüsse, Druckknöpfe oder Klammern verwendet werden.
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Die zweiten Befestigungsmittel 5 können auch einstückig mit dem Verbindungselement 11 der Kraftmesseinrichtung 10 ausgeformt bzw. fest mit diesem verbunden sein.
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Die Kraftmesseinrichtung 10 kann anstelle eines mechanischen Kraftaufnehmers 12 auch einen elektrischen Kraftaufnehmer enthalten, z.B. einen resistiven, induktiven, kapazitiven oder piezoelektrischen Kraftaufnehmer, wobei in diesem Fall bevorzugt eine (digitale) Anzeigeeinrichtung, insbesondere ein Display, zur Anzeige der aufgebrachten Zugkraft vorgesehen ist. Dabei ist es auch möglich, dass ein (insbesondere akustisches oder optisches) Signal abgegeben wird, sobald ein vordefinierter Wert der einheitlichen Zugkraft und/oder der dadurch erzeugten Dehnung des Bands oder der vom gedehnten Band auf die Körperextremität ausgeübten Kompressionsdruck erreicht oder überschritten ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 6338723 B1 [0007, 0008]