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Die Erfindung betrifft einen Möbelkorpus mit einer Rückwand, einem Oberboden und einem Unterboden, die jeweils auf der Außenseite mit einem folienartigen Dekormaterial beschichtet sind.
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Bei Möbeln werden der Oberboden und der Unterboden des Korpus zumeist durch Platten aus Holzwerkstoffen wie Spanplatten oder MDF-Platten gebildet, die beidseitig mit einem Dekormaterial beschichtet sind, beispielsweise einem Furnier, einer Kunststofffolie oder dergleichen. An den Kantenflächen der Ober- und Unterböden sind zumeist Kantenumleimer angebracht, die ein ähnliches Dekor haben wie das Dekormaterial auf den Hauptflächen. Es sind auch Bauformen bekannt, bei denen der Oberboden und der Unterboden sowie die Seitenwände des Korpus auf Gehrung zu einem Rahmen verbunden sind.
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Da Schrankmöbel zumeist an einer Wand aufgestellt werden, besteht die Rückwand häufig aus einer einfachen Hartfaserplatte, die nicht weiter veredelt ist. Wenn jedoch ein Schrankmöbel freistehend in einem Raum aufgestellt werden soll, so sollte auch die Rückwand mit einem Dekormaterial beschichtet sein.
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Da jedes Wandelement des Möbels, also der Oberboden, der Unterboden, die Seitenwände und die Rückwand jeweils eine eigene Beschichtung mit Dekormaterial aufweist, entstehen an den Kanten des Möbelkorpus Fugen, an denen das Dekormaterial unterbrochen ist und die deshalb oft das Erscheinungsbild stören.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen Möbelkorpus mit einem verbessertem Erscheinungsbild zu schaffen. Insbesondere soll das Erscheinungsbild bei einem Blick auf die Rückseite des Korpus verbessert werden.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass sich eine Bahn des Dekormaterials durchgehend über die Außenseiten des Oberbodens, der Rückwand und des Unterbodens erstreckt.
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An der Rückseite des Möbelkorpus erstreckt sich somit das Dekormaterial fugenlos über die Kanten am oberen und unteren Rand der Rückwand hinweg. Dadurch wird nicht nur das Erscheinungsbild verbessert, sondern auch die Gefahr einer Beschädigung des Dekormaterials an diesen Kanten verringert.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist die Rückwand auf Gehrung mit dem Oberboden und vorzugsweise auch dem Unterboden verbunden. Das erlaubt eine Herstellungsweise, bei der die durchgehende Bahn des Dekormaterials zunächst flach auf eine Unterlage gelegt wird und dann die Platten, die die Rückwand sowie die Ober- und Unterböden bilden und an den Rändern zur Bildung von Gehrungsflächen abgefast sind, flach auf das Dekormaterial aufgelegt und mit diesem verklebt werden. Danach werden Ober- und Unterboden gegenüber der Rückwand um 90° aufgefaltet, wobei die sie verbindenden Streifen des Dekormaterials als Filmscharniere dienen.
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Vorzugsweise werden auch die Seitenwände des Korpus durch Möbelplatten gebildet, die mit dem Dekormaterial beschichtet und auf Gehrung mit der Rückwand, dem Oberboden und dem Unterboden verbunden sind. Dabei ist zwar die Entstehung von Fugen in dem Dekormaterial nicht zu vermeiden, doch wird in den Unteransprüchen eine Gestaltung dieser Möbelplatten beschrieben, die ein sauberes Erscheinungsbild dieser Fugen ermöglicht.
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Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel anhand der Zeichnung näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 einen Schnitt durch einen erfindungsgemäßen Möbelkorpus, bei dem die Schnittebene parallel zu den Seitenwänden des Korpus verläuft;
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2 eine perspektivische Ansicht des Möbelkorpus nach 1; und
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3 einen Schnitt durch einen Teil einer Möbelplatte im Bereich einer Gehrungskante;
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4 einen Teil der Möbelplatte im Grundriss;
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5 einen Schnitt längs der Linie V-V in 4;
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6 bis 8 Schnittdarstellungen zur Illustration verschiedener Zwischenstadien bei der Herstellung der Möbelplatte; und
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9 eine Explosionsdarstellung zur Illustration eines Vorgangs, bei dem eine Seitenwand mit der Rückwand und den Ober- und Unterböden des Korpus zusammengefügt wird.
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In 1 ist in einem Schnitt ein Möbelkorpus 1 gezeigt, der eine Rückwand 2, einen Oberboden 3 und einen Unterboden 4 aufweist, die auf Gehrung miteinander sowie mit Seitenwänden 5 verbunden sind. Die Rückwand 2, der Oberboden 3 und der Unterboden 4 sind mit einem folienartigen Dekormaterial 6 beschichtet, beispielsweise einem Lederfaserstoff. Das Dekormaterial bildet eine Bahn, die sich durchgehend von der Oberseite des Oberbodens 3 über die Rückseite der Rückwand 2 und die Unterseite des Unterbodens 4 erstreckt, so dass an den die Rückwand begrenzenden Kanten keinerlei Fugen in dem Dekormaterial 6 entstehen.
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2 zeigt den Möbelkorpus 1 in einer perspektivischen Ansicht. Bei diesem Beispiel handelt es sich um einen Möbelkorpus mit verhältnismäßig großer Breite, so dass die zwischen der Rückwand und den Ober- und Unterböden gebildeten fugenlosen Kanten die größte Kantenlänge haben. Die Seitenwände 5 sind ebenfalls auf der Außenseite mit Dekormaterial beschichtet. Dabei entstehen Fugen 7 an den Stellen, an denen die Seitenwände an die übrigen Wandelemente angrenzen.
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Als Seitenwände 5 werden vorzugsweise Möbelplatten verwendet, deren Aufbau nachfolgend mit Bezug auf 3 bis 8 näher beschrieben werden soll.
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3 zeigt eine Möbelplatte 10 mit einem Kern 12 aus einem steifen Holzwerkstoff, beispielsweise aus MDF-Platten, der auf entgegengesetzten Seiten 14, 16 sowie an einer diese Seiten verbindenden Gehrungskante 18 mit einem folienartigen Dekormaterial 20 beschichtet ist. Bei dem Dekormaterial kann es sich beispielsweise um Kunststofffolie oder um einen Lederfaserstoff handeln. Vorzugsweise ist es mit dem Dekormaterial 6 in 1 und 2 gleichartig.
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Der Kern 12 weist zwei aufeinander aufliegende und miteinander verleimte Materiallagen 22, 24 auf. Das Dekormaterial 20 bildet eine Bahn, die sich durchgehend über die Seite 16 und einen Teil der Gehrungskante 18 erstreckt und am Übergang zu der Fläche der Gehrungskante ein Filmscharnier 26 bildet.
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Die Materiallage weist an der Gehrungskante 18 eine Fase 28 auf, die mit der mit Dekormaterial beschichteten Seite 16 dieser Materiallage einen spitzen Winkel β = 22,5° bildet. Das Filmscharnier 26 verbindet diese Materiallage 24 mit einem aus dem gleichen Material wie der Kern 12 bestehenden Prisma 30 mit dreieckigem Querschnitt. Dieses Dreieck hat an der an der Stelle des Filmscharniers 26 liegenden Ecke einen Winkel γ, der ebenfalls 22,5° beträgt. Mit Hilfe des Filmscharniers 26 ist das Prisma 30 so auf die Fase 28 zurückgefaltet, dass sich die beiden Winkel β und γ zu dem Winkel α = 45° addieren. Dies ist der Winkel, den die Fläche der Gehrungskante 18 mit der Seite 16 bildet.
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Die Materiallage 22 des Kerns ist auf der Seite 14 so abgefast, dass die Gehrungskante vervollständigt wird. Im gezeigten Beispiel ist die Fase an der Materiallage 22 so angebracht worden, dass sie nicht mit der Außenfläche des Prismas 30 bündig ist, sondern vielmehr mit der Außenfläche des Dekormaterials 20, mit dem dieses Prisma beschichtet ist. So erhält man an der Gehrungskante 18 eine ebene Kantenfläche, die eine stabile und präzise Gehrungsverbindung mit einer anderen Möbelplatte erlaubt, beispielsweise einer Möbelplatte, die hier mit der gezeigten Möbelplatte 10 baugleich ist.
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In 4 ist ein Teil der Möbelplatte 10 in der Draufsicht gezeigt. Die Materiallage 22, die auf der Seite 14 mit dem Dekormaterial beschichtet ist, deckt den größten Teil der darunter liegenden Materiallage 24 ab, so dass von letzterer nur noch die Fase 28 sichtbar ist. Außerdem sieht man die beiden Flanken des auf die Fase 28 zurückgefalteten Prismas 30.
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Im gezeigten Beispiel ist eine an die Gehrungskante 18 angrenzende Kante 18' der Möbelplatte ebenfalls als Gehrungskante ausgebildet. Diese Kante hat den gleichen Aufbau wie die oben beschriebene Gehrungskante 18. An der Ecke, die diese beiden Kanten miteinander bilden, sind die Prismen 30 so abgeschrägt, dass sie einander auch im zurückgefalteten Zustand nicht überlappen sondern eine keilförmige Lücke miteinander bilden.
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Eine der Kante 18' gegenüberliegende Kante 32 der Möbelplatte ist hingegen als stumpfe Kante ausgebildet, d.h., ihre Kantenfläche verläuft rechtwinklig zu den Seiten 14 und 16. Der Aufbau dieser Kante ist in 5 im Schnitt dargestellt. Die Materiallagen 22 und 24 des Kerns sind an dieser Kante jeweils unter einem Winkel von 45° abgefast, und die dadurch entstehende Lücke ist von einem rechtwinklig-gleichschenkligen Prisma 34 ausgefüllt. Das Dekormaterial bildet zwei Filmscharniere 36, die die Grundseite des Prismas 34 mit den Seiten 14 und 16 der Platte verbinden. Das Dekormaterial 20 bildet somit eine durchgehende Materialbahn, mit der die Möbelplatte auf den Seiten 14 und 16, auf der Kantenfläche der stumpfen Kante 32 sowie zumindest auf Teilen der Gehrungsflächen der Kanten 18 und 18' ummantelt ist.
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Bei der Herstellung der in 3 bis 5 gezeigten Möbelplatte 10 kann man beispielsweise wie folgt vorgehen.
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Wie 6 zeigt, wird auf einem geeigneten Zuschnitt des Dekormaterials 20 eine Platte 38 aufgeklebt, die später die Materiallagen 22 und 24 des Kerns sowie auch die Prismen 30 und 34 bildet. In 6 und 7 verläuft die Schnittebene rechtwinklig zu der Kante, die später die Gehrungskante 18 bilden soll. In dem in 6 gezeigten Zustand ist der Rand der Platte 38 an dieser Kante mit dem Rand des Dekormaterials 20 bündig.
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Wie 7 zeigt, wird dann parallel zu der Gehrungskante 18 eine V-förmige Nut in die Platte 38 gefräst, wodurch diese Platte in die Materiallage 24 und das Prisma 30 aufgeteilt wird. Der Grund der Nut reicht bis an das Dekormaterial 20 heran und legt einen schmalen Streifen dieses Dekormaterials frei, das dort das Filmscharnier 26 bildet. Die Flanken der Nut bilden die Fase 28 und eine Seite des Prismas 30. Die Materiallage 22 wird durch einen Teil der Platte 38 gebildet, der in 7 in der Richtung senkrecht zur Zeichenebene hinter dem Teil liegt, der die Materiallage 24 bildet. Die V-förmige Nut kann durchgehend durch die gesamte Platte gefräst werden, wodurch die Materiallage 22 auch eine Fase auf der Seite erhält, die in 3 die Unterseite bildet.
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Die Gehungskante 18' kann auf entsprechende Weise hergestellt werden.
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Zur Herstellung der stumpfen Kante 32 werden längs dieser Kante zwei parallele V-förmige Nuten in die Platte 38 gefräst. Dadurch wird die Platte in die Materiallagen 24 und 22 und das Prisma 34 unterteilt, wie in 8 gezeigt ist. Um auch an der Materiallage 22 die Kantenflächen der Gehrungskanten 18 und 18' zu bilden, muss die Materiallage 22 auch an der Seite bearbeitet werden, die in 8 die Unterseite bildet. Diese Bearbeitung (Fräsen einer 45°-Fase) kann entweder vor dem Umklappen der Materiallagen oder ggf. auch erst danach geschehen, sofern sichergestellt ist, dass das Fräswerkzeug nicht die Oberfläche des Dekormaterials auf dem Prisma 30 beschädigt.
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In 9 ist gezeigt, wie die als Möbelplatte gemäß 3 bis 8 ausgebildete Seitenwand 5 mit der Rückwand 2, dem Oberboden 3 und dem Unterboden 4 verbunden werden kann, die in 6 bereits durch das Dekormaterial 6 zusammengehalten sind aber noch flach in einer Ebene liegen. In den Gehrungsflächen sind Steckschlitze 40 ausgebildet. Auch in den Gehrungsflächen der Seitenwand 5 sind solche Steckschlitze vorhanden, in die allerdings bereits Keile 42 eingesteckt sind, beispielsweise in der Form von annähernd elliptischen oder linsenförmigen Kunststoffscheiben, die eine gewisse Flexibilität aufweisen.
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Die Seitenwand 5 wird aufgerichtet und so an die Rückwand 2 angesetzt, dass zwei der Keile 42 in die entsprechenden Steckschlitze 40 der Rückwand eingreifen. Anschließend werden der Oberboden 3 und der Unterboden 4 aufgerichtet, wobei die beiden verbleibenden Keile 42 der Seitenwand in die Steckschlitze dieser Böden eintreten. Die in 9 nicht gezeigte Seitenwand 5 auf der anderen Seite des Korpus wird auf die gleiche Weise eingesetzt. Vorzugsweise erfolgt das Einsetzen beider Seitenwände gleichzeitig.