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Die vorliegende Erfindung betrifft die Ausführung eins Wangenhalters für kieferorthopädische, chirurgische und zahnärztliche Eingriffe sowie für die intraorale Dentalfotografie und intraorales Scannen von Zahnaußenkonturen nach dem Oberbegriff des Hauptanspruchs.
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Unter einem Wangenhalter versteht man im Allgemeinen ein zahnärztliches Hilfsgerät, welches in die Mundhöhle eines Patienten eingeführt und im Mundvorhof platziert wird. Die Aufgabe des Wangenhalters besteht darin, die Wangen respektive Lippen von den Zahnreihen abzuspreizen, um so eine bessere Sicht auf die Zahnreihen zu ermöglichen. Gleichermaßen wird so auch der Arbeitsraum bei intraoralen Eingriffen vergrößert.
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Insbesondere bei Eingriffen in der Mundhöhle, welche einen längeren Zeitraum beanspruchen, ist es wichtig, dass der Wangenhalter an die Form des Mundvorhofs angepasst ist. Ist dies nicht der Fall, wie beispielsweise bei der Verwendung eines Wundhakens, kann es zu Druckstellen an Wangen, Lippen oder im Mundvorhof kommen, welche das Wohlbefinden des Patienten beeinträchtigen können.
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Bei einer Vielzahl von Arbeitsabläufen in der Mundhöhle ist es erforderlich, dass der behandelnde Zahnarzt beide Hände zur Verfügung hat und nicht gezwungen ist, den Wangenhalter während des Eingriffs ständig selbst fest zu halten. Dies trifft auch bei der intraoralen Dentalfotografie zu.
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Aus dem Stand der Technik sind zahlreiche Ausführungsformen von Wangenhalter bekannt. So wird in der
DE 101 61 328 B4 vorgeschlagen einen durchsichtigen Wangenhalter als Formstück aus einem flexiblen Kunststoff mit einer Aufnahme zu versehen, mit der reibschlüssig ein Wundhaken befestigt werden kann. Das Formstück ist zwar auf den Patienten angepasst und bietet dem Behandelnden eine gut Sicht auf den Frontzahnbereich, jedoch werden die Wangen im Seitenzahnbereich nicht abgespreizt. Somit ist die Sicht auf den Seitenzahnbereich nur eingeschränkt möglich.
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In der
DE 195 40 991 B4 ist ein Universalwangen- und Lippenhalter beschrieben, welcher sich aus einem Griffabschnitt, einem elastischen Bügel sowie zwei Walben zusammensetzt. Die Walben sind hierbei an die Krümmung des linken und rechten Zahnbogens angepasst. Diese bieten zwar eine große Auflagefläche auf dem Wangengewebe, jedoch sind die Walben aus einem dünnen Flachmaterial gefertigt, so dass die dünnen Ränder der Walben dennoch Druckstellen auf dem Wangengewebe hinterlassen können. Darüber hinaus bietet die kantige Verbindung des Bügels mit den Walben eine Fläche, an der sich Verunreinigungen absetzen können, was den Reinigungsaufwand des Universalwangen- und Lippenhalters erhöht.
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Auch wird in der
CH 000 000 270 981 A ein Lippenhalter für zahnärztliche Arbeiten beschrieben, der aus einem einzigen Drahtstück, dessen Form unveränderlich ist, besteht. Eine Anpassung an die Form des Mundvorhofs des Patienten ist nicht möglich. Lediglich die Weite des Lippenhalters kann über einen Schieber oder über eine Stellschraube eingestellt werden. Beide Ausführungsformen weisen im Bereich des Schiebers bzw. der Stellschraube feine Spalte, Kanten oder ein Rändel auf. Für eine gründliche Reinigung und Desinfektion muss der Lippenhalter demontiert werden, was aufwendig ist. Weiter weist der Lippenhalter auf der Seite des linken und rechten Zahnbogens lediglich einen gabelförmigen Drahtfortsatz auf. Die Fläche des Lippenhalters, welche in der Mundhöhle des Patienten auf das Gewebe drück ist also relativ klein und kann zu Druckstellen führen. Außerdem kann das weiche Wangengewebe eine zu den Zähnen gerichtete Falte ausbilden, was zu einer schlechten Sicht auf den Zahnbogen im Seitenzahnbereich führt.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demnach, für einen Wangenhalter eine technische Verbesserung zum Stand der Technik vorzuschlagen, wobei der Wangenhalter die Wangen und Lippen so von den Zahnbögen abspreizt, dass eine gute Sicht auf den Front- und auf den Seitenzahnbereich ermöglicht wird und sowohl für den Ober- als auch für den Unterkiefer verwendbar ist. Darüber hinaus soll der Wangenhalter das Wohlsein des Patienten nicht stören, also keine Druckstellen oder Schwellungen in der Mundhöhle verursachen. Weiter soll der Wangenhalter einfach zu reinigen und zu desinfizieren sein. Darüber hinaus soll die technische Verbesserung zum Stand der Technik kostengünstig herstellbar sein.
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Der Wangenhalter besteht aus einem einzigen mehrfach gebogenen Drahtabschnitt und setzt sich aus einem Griffstück, einem gekröpften Abschnitt und einem Gabelfortsatz zusammen. Der Gabelfortsatz setzt sich aus einem rechten und einem linken Fortsatz, welche symmetrisch zur Mittelachse angeordnet sind zusammen und ist hierbei doppellagig ausgeführt. Das heißt, dass der Gabelfortsatz, welcher in der Anwendung im Mundvorhof platziert wird, aus einem unteren und einem oberen Gabelfortsatz besteht, was durch eine Biegung des Drahtabschnitts erreicht wird. Der linke, wie auch der rechte doppellagige Fortsatz sind der Form des Zahnbogens angepasst. Der Gabelfortsatz geht in den gekröpften Abschnitt über. An den gekröpften Abschnitt folgt das Griffstück. Der gekröpfte Abschnitt dient dazu das Griffstück vom Gabelfortsatz zwischen 0° und 90° abwinkeln zu können. Das Ende des Griffstücks bildet eine halbkreisförmige Biegung des Drahtstücks. Die Enden des Drahtstücks laufen im Bereich des unteren Gabelfortsatzes zur Mittelachse hin zusammen, sind jedoch nicht miteinander verbunden.
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Die Enden des Drahtstücks sind verrundet, so dass keine scharfen Kanten vorliegen, welche sich in das Mundgewebe des Patienten einschneiden könnten.
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Der Aufbau und die Form des Wangenhalters erlauben es, dass der Wangenhalter für das Abspreizen der Wangen und der Lippe vom Zahnbogen im Oberkiefer und gleichermaßen im Unterkiefer verwendet werden kann.
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Vorteilhafterweise besteht das Drahtstück aus einem nicht rostenden Federstahldraht.
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Besonders vorteilhaft an dem Wangenhalter ist, dass der Winkel zwischen dem Griffstück und dem Gabelfortsatz durch ein manuelles plastisches Verformen des gekröpften Abschnitts von Hand leicht und in sehr kurzer Zeit angepasst werden kann. Dies ermöglicht es, dass die Lippe von der Biegung des Wangenhalters zwischen dem gekröpften Abschnitt und dem Gabelfortsatz optimal aufgenommen und vom Frontzahnbereich abgespreizt wird, ohne dass Druckstellen entstehen. Auch lässt sich durch die Veränderung des Winkels der Abstand vom Griffstück zum Gesicht des Patienten anpassen, so dass das Griffstück nicht auf dem Kinn oder der Nase des Patienten aufliegt und es problemlos gehalten werden kann.
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Gleichermaßen vorteilhaft ist es, dass auch die Form des doppellagigen Gabelfortsatzes von Hand angepasst werden kann. So kann nicht nur die Krümmung des Gabelfortsatzes an die Form des Zahnbogens angepasst werden, sondern auch der Abstand zwischen dem unteren und dem oberen Gabelfortsatz an die Tiefe des Mundvorhofs angeglichen werden. Somit erleidet der Patient durch die angepasste Form und durch die vergrößerte Auflagefläche, welche durch die Doppellagigkeit des Gabelfortsatzes erreicht wird, keine Druckstellen am Mundgewebe.
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Ebenfalls vorteilhaft ist, dass der Wangenhalter über keine Kanten oder Hinterschneidungen verfügt und dieser somit einfach und in kurzer Zeit gereinigt werden kann. Durch die Ausführung aus einem nicht rostenden Federstahldraht kann der Wangenhalter zudem mit allen branchenüblichen Desinfektionsmitteln desinfiziert werden. Ebenfalls ist eine thermische Desinfektion möglich.
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Der Aufbau des Wangenhalters aus einem Drahtstück, also ohne ein großvolumiges Formstück, erlaubt eine uneingeschränkte Sicht auf den Front- und auf den Seitenzahnbereich, was die Behandlung im Mundraum beziehungsweise das Ausleuchten des Mundraums für dentaltechnische Aufnahmen oder das Scannen von Zahnaußenkonturen erleichtert.
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Ebenfalls vorteilhaft ist, dass der Wangenhalter nach dem Einsetzen in den Mundvorhof durch den Patienten selbst gehalten werden kann. Somit stehen dem behandelnden Zahnarzt beide Hände für die Behandlung zur Verfügung.
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Die Ausführung aus einem einzigen Drahtstück macht den Wangenhalter kostengünstig herstellbar.
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Der Vorteil der Erfindung gegenüber dem Stand der Technik besteht darin, dass der Wangenhalter individuell an die Form des Mundvorhofs des Patienten angepasst und sowohl für den Oberkiefer als auch für den Unterkiefer verwendet werden kann. Der Aufbau des Wangenhalters erlaubt eine uneingeschränkte Sicht auf den Front- sowie auf den Seitenzahnbereich. Weiter ist der Wangenhalter leicht zu reinigen und zu desinfizieren. Darüber hinaus kann dieser kostengünstig hergestellt werden.
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Die Aufgabenstellung der Erfindung wird mit den Merkmalen des Hauptanspruchs und der Unteransprüche gelöst. Weitere vorteilhafte Details der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der nachstehenden genannten Abbildungen.
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Dabei zeigen:
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1 eine Seitenansicht eines Wangenhalters
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2 eine Draufsicht eines Wangenhalters
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1 zeigt einen Wangenhalter (1) in einer Seitenansicht. Der Wangenhalter (1) setzt sich aus dem Griffstück (2), dem gekröpften Abschnitt (3) und dem Gabelfortsatz (4) zusammen. Der Gabelfortsatz (4) ist doppellagig mit einem oberen Gabelfortsatz (5) und einem unteren Gabelfortsatz (6) ausgeführt. Die Doppellagigkeit wird durch eine Biegung (9) im Gabelfortsatz erreicht. Das Griffstück (2) ist in einem Winkel (w) vom Gabelfortsatz (4) abgewinkelt. Der Abstand zwischen dem oberen Gabelfortsatz (5) und dem unteren Gabelfortsatz (6) kann durch eine manuelle Verformung der Biegung (9) angepasst werden. Ebenfalls kann der Winkel (W) zwischen dem Griffstück (2) und dem Gabelfortsatz (4) durch ein händisches plastisches Verformen des gekröpften Abschnitts (3) verändert werden.
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2 zeigt den Wangenhalter (1) aus 1 in einer Draufsicht. Der linke Gabelfortsatz (7) und der rechte Gabelfortsatz (8) sind in ihrer Form dem Zahnbogen des Patienten anpassbar. Der Wangenhalter (1) besteht aus eine einzigen Drahtabschnitt, dessen Drahtstückenden (11) an den unteren Gabelfortsätzen (6) zusammenlaufen, jedoch in einem Abstand zueinander enden. Die Drahtstückenden (11) sind verrundet ausgeführt.
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Bezugszeichenliste
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- W
- Winkel zwischen dem Griffstück und dem Gabelfortsatz
- 1
- Wangenhalter
- 2
- Griffstück
- 3
- gekröpfter Abschnitt
- 4
- Gabelfortsatz
- 5
- oberer Gabelfortsatz
- 6
- unterer Gabelfortsatz
- 7
- linker Gabelfortsatz
- 8
- rechter Gabelfortsatz
- 9
- Biegung
- 10
- halbkreisförmige Biegung
- 11
- Drahtstückenden
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10161328 B4 [0005]
- DE 19540991 B4 [0006]
- CH 000000270981 A [0007]