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Die Erfindung betrifft ein Haaraugmentationsmaterial zur natürlich wirkenden Ergänzung menschlicher Haare, insbesondere des Haupthaars.
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Das Haar ist für den Menschen Schutz und Zierde. Es ist für viele Personen ein wichtiges Attribut, volles und schönes Haar zu besitzen. Aus verschiedenen Gründen kann es dazu kommen, dass das Haar dünn wird und dass Haarlücken entstehen bishin zur Glatze. Dies kann im Alter vorkommen, aber auch durch Krankheiten. Besonders junge Menschen leiden bei erblich- oder krankheitsbedingtem Haarausfall unter ihrem lichten Haar.
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Diesem Problem kann chirurgisch durch eine Haarimplantation begegnet werden, was jedoch mit hohen Kosten, einem hohen Aufwand und einer Belastung für den Patienten verbunden ist. Kosmetisch gibt es die Möglichkeit der Haarerweiterung, z. B. durch Echthaar, das wie bei einer Perücke eingewirkt und dabei am Nachbarhaar verankert wird. Auch die Methoden der Haarerweiterung und -ergänzung mit Echthaar sind aufwändig und für eine einfache Verbesserung der Situation im Alltag untauglich.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Volumenergänzung des eigenen Haares mit einfachen natürlichen Mitteln zu ermöglichen, ohne dass auf Eigenhaar oder fremdes Echthaar zurückgegriffen werden müsste. Im Stande der Technik vorhandene Nachteile sollen vermieden werden, und es soll mit einfachen Mitteln und natürlichen Materialien ein natürliches Aussehen von „vollem Haar” erzielt werden.
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Im Folgenden wird für ein Auffüllen der eigenen Haarmasse oder -menge mit Fremdmaterialien der Begriff „Haaraugmentation” gewählt, wobei Augmentation für „Erweiterung” oder „Ergänzung” und insbesondere „Volumenvergrößerung an der Haarstruktur” steht. Der Begriff dient zur Abgrenzung gegenüber bekannten Haarergänzungen aus Eigenhaar oder Echthaar, auch mit Teilperücken oder Haarverlängerungen.
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Zur Lösung der Aufgabe sieht die Erfindung ein Haaraugmentationsmaterial auf der Grundlage von natürlicher Baumwolle vor. Erfindungsgemäß ist das Haaraugmentationsmaterial durch einen Gehalt an Gossypium herbaceum (natürlicher asiatischer Baumwolle) gekennzeichnet, wobei die Baumwolle pulverförmig vorliegt, nämlich feingeschnitten mit Faserlängen nicht über 0,5 mm, und wobei das Augmentationsmaterial bzw. die Baumwolle durch eine elektrostatische Behandlung mit elektrostatischen Eigenschaften ausgerüstet oder behaftet ist. Dabei besteht das Haaraugmentationsmaterial grundsätzlich, d. h. mit seinem Grundbestandteil oder strukturgebendem Bestandteil aus der natürlichen asiatischen Baumwolle Gossypium herbaceum. Es können jedoch Additive vorhanden sein, die der Baumwolle vor oder während des Herstellungsverfahrens für das Augmentationsmaterial zugesetzt sein können. Dabei handelt es sich um Zusätze in einem geringen Gewichtsanteil, vorzugsweise unter 3 Gew.-%, weiter vorzugsweise unter 1 Gew.-%.
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Es hat sich herausgestellt, dass gerade die asiatische Baumwolle Gossypium herbaceum als gereinigte und von harten Pflanzenbestandteilen befreite gewaschene Rohbaumwolle eine dem Menschenhaar ähnliche Struktur aufweist und so für die Haarerweiterung besonders gut geeignet ist.
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Die vorbereitete Baumwolle wird mit einem Feinschnitt, einem sogenannten „Mikrocut” zu einem Pulver verarbeitet, das leicht ist und das Haar nicht beschwert und das sich ohne klebende Zusätze wie Wachse, Öle oder dergleichen gut mit dem Haar verbindet. Diese Verbindung mit dem Haar des Benutzers erfolgt vielmehr auf elektrostatischem Wege. Das Haaraugmentationsmaterial ist hierfür mit elektrostatischen Eigenschaften ausgerüstet.
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Überraschenderweise führt die Kombination der speziellen asiatischen Baumwolle Gossypium herbaceum zusammen mit dem Feinschnitt und der elektrostatischen Ausrüstung zu einem besonders guten und natürlichen Ergebnis, was den Volumenerweiterungseffekt menschlichen Haars angeht. Der Kern der Erfindung ist also in der Kombination der Gossypium herbaceum Baumwolle mit dem Feinschnitt und der elektrostatischen Aufladung zu sehen.
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Der Feinschnitt, mit dem die Baumwolle geschnitten wird, ist ein Schnitt im Mikrometerbereich, bevorzugt bis ca. 500 μm Faserlänge. Besonders bevorzugt ist ein Mikroschnitt, der zu Faserlängen nicht über 100 μm (0,1 mm) führt.
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Das Augmentationsmaterial besitzt den Vorteil, dass es ohne Mühe durch Ausbürsten und Waschen entfernt werden kann. Es kann wiederholt und beliebig oft angewendet werden, belastet und verändert das Haar nicht und ist umwelttechnisch unbedenklich.
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Ein weiterer Vorzug ist, dass der Benutzer das Mittel gut dosieren kann. Es kann mehr oder weniger Pulver eingesetzt werden, sodass verschiedene Effekte realisierbar sind.
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Als ein Vorbehandlungsschritt sollte die natürliche asiatische Baumwolle entfärbt werden. Dies kann mit einer Hochtemperatur-Entfärbung geschehen. Daneben ist es selbstverständlich, dass die Baumwolle gewaschen wird, bevor sie weiterverarbeitet und schließlich einer kosmetischen Nutzung zugeführt wird. Die Entfärbung führt zu einem weißen bis grauen Produkt. Dieses Produkt ist in der nach Entfärben erhaltenen Form für weißhaarige Personen verwendbar. Die Baumwolle kann soweit gewünscht nach dem Entfärben eingefärbt werden. Dies geschieht am Einfachsten in einem Färbebad, wie auch sonst für Baumwolle üblich, insbesondere durch Dampffärbung. Als Farbstoffe sind mineralbasierte Farbstoffe bevorzugt. Ein bevorzugtes Beispiel ist Eisenoxid. Andere Farbstoffe sind ebenfalls geeignet. Der Fachmann wird geeignete Farben auswählen, um den Haarfarbton in geeigneter Weise nachzubilden. Vorzugsweise ist zu diesem Zweck die Baumwolle entweder selbst gefärbt oder auch getönt, d. h. mit absorptiven Farben ausgerüstet.
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In Weiterbildung der Erfindung enthält das Baumwollpulver, d. h. das Haaraugmentationsmaterial, Additive, insbesondere Vitaminzusätze, Coffein, hautpflegende Substanzen, Haarwasserinhaltsstoffe, Haarwuchsmittel u. dgl.. Bevorzugt ist jedoch ein Vitaminzusatz, der aus einem oder mehreren Vitaminen bestehen kann. Besonders bevorzugt ist ein Vitaminzusatz, der Vitamin E enthält oder daraus besteht. Unter Vitamin E werden dabei alle Abkömmlinge verstanden, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden. Das Vitamin E kann natürlichen oder synthetischen Ursprungs sein, wobei natürliches Vitamin E bevorzugt ist. Unter den Begriff „Vitamin E” fallen demnach u. a. alle Tocopherole mit gesättigten und ungesättigten Seitenketten, einschließlich von Derivaten der Tocopherole, insbesondere zählen dazu α-Tocopherol, Tocomonoenole, Tocotrienole und Plastochromanole. Weitere geeignete Vitaminzusätze umfassen Pantothensäure, Pantothenate, Folsäure und Folate.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass das Haaraugmentationsmaterial durch eine elektrostatische Behandlung mit elektrostatischen Eigenschaften ausgerüstet ist. Hierfür wird die Baumwolle des Typs Gossypium herbaceum ein- oder mehrfach elektrostatisch behandelt. Diese Behandlung geschieht bevorzugt gegen Ende des Herstellungsverfahrens. Besonders bevorzugt erfolgen zwei elektrostatische Behandlungen, und zwar vorzugsweise eine an der vorbereiteten gewaschenen Baumwolle vor den Verfahrensschritten Schneiden, Entfärben und Färben, und eine am Ende der Behandlung unmittelbar vor Fertigstellung des Produkts.
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Das Haaraugmentationsmaterial ist demnach auch dadurch gekennzeichnet, dass das Baumwollpulver, das das strukturgebende Grundmaterial des Augmentationsmaterials bildet, erhältlich ist durch ein Verfahren, welches die elektrostatische Behandlung geschnittener, entfärbter und optional nach dem Entfärben eingefärbter gewaschener Rohbaumwolle umfasst.
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Weiterhin ist es bevorzugt, dass wenigstens zweifach elektrostatisch behandelt wurde. Besonders bevorzugt ist ein Haaraugmentationsmaterial, welches erhältlich ist durch ein Verfahren mit den folgenden Schritten:
- – Vorbereiten, Waschen und Trocknen der Rohbaumwolle Gossypium herbaceum;
- – erste elektrostatische Behandlung der Baumwolle;
- – Schneiden im Mikroschnitt;
- – Entfärben und optional Färben der Baumwolle;
- – zweite elektrostatische Behandlung im Anschluss an eine Entwässerung;
- – Trocknung.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Beispiels näher erläutert.
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1 zeigt ein Flussdiagramm mit der Beschreibung eines geeigneten Herstellungsprozesses für das Haaraugmentationsmaterial.
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Zunächst wird ein Baumwollfasermaterial bereitgestellt. Hierfür wird kommerzielle Rohbaumwolle des Typs Gossypium herbaceum verwendet, die zunächst von groben Pflanzenteilen, wie Spelzen u. a. befreit wird, sofern sie nicht bereits in einer gereinigten Form eingekauft wurde. Die Rohbaumwolle wird in einem ersten Verfahrensschritt getränkt und gewaschen. Hierfür wird sie mit reinem Wasser oder milder Waschlösung zunächst getränkt und optional eine gewisse Zeit eingeweicht. Nach dem Ausdrücken des getränkten Baumwollmaterials kann dieser Schritt mehrfach wiederholt werden. Nach dem Tränken und Waschen erfolgt eine erste Trocknung des so vorbereiteten Ausgangsmaterials. Bereits an diese erste Trocknung schließt sich vorteilhaft eine erste elektrostatische Behandlung an. Danach erst erfolgt der Mikroschnitt auf eine sehr kurze Faserlänge von nicht über 500 μm, insbesondere – je nach Anwendungsfall – auch noch kürzer mit Faserlängen nicht über 100 μm. Die geschnittene Baumwolle wird einem Hochtemperatur-Entfärbungsschritt unterzogen. Die entfärbte Baumwolle wird in ein Färbebad gegeben, und es wird Farbe injiziert, um die Baumwolle zu färben, im vorliegenden Falle wird das Färben durch Dampf unterstützt. Diese Stufe ist im Flussbild als „Dampffärben” gekennzeichnet. Die feuchte gefärbte Baumwolle wird danach entwässert und ein zweites Mal elektrostatisch behandelt. Nach diesem zweiten elektrostatischen Behandlungsschritt wird nur noch getrocknet, portioniert und verpackt. Das elektrostatisch ausgerüstete pulverförmige Haaraugmentationsmaterial ist damit einsatzbereit.